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Erscheint Dienstags u. Meitags 1926 Berlin, Dienstag, den 2S. Dezember 1926 Nr. 104 41. Jahrgang der Berbandszeitung. L 21. p«Mroa»4S pt. MW 8 PL» pichkrvvntekvM /buksodtsK vis äukasbms orkolgt in ctse uLcdLtsri-sIcbdsrvn blummsr. — KaKIsmstionsn .nur bis 8 Dsgs nsak Srscbvinsn ruiSssig. — 8«lagsx»mplsr» nur suk Vsrisngsn gsgsn portosrsstr. — bür k^sklsr üurck unüoulliebvs Säsouskrlpt Icsin» blaktung. Lsi Linrisbung üurak Qsricdt ock. >. Konkursvsckskvsn fällt cksrdsrscdn. bLbstt fort. kciM5VkWLdjV0L5VkU75M^'6EM6üU8kV8ssW^ M/40-:-V^^6- 6LKINM5ML Ml.^65-ek5 kl k.tt. K^U!^ 5^V4S S»,ua»pr«1« WU H— Seckl». 48. UV/ ' brl«jnsks1wk» 18, nadm «ts» LSrtnwmreicvlsIla. — Via Ledlsuösrsnrsigsn LlncI » M UM / von eis, Vsrökkontiiekrung susgsseklossvn. — vsr ^ustrsggsder gibt «turcti cbs / »ukgsds ües Inssrats rsin Linvsrstsnünis sd. brsiss unter cisr Scdisucksc- proisgronrs Se» VerdSn6o «ogruissssn. — kcküllungsort Ssrbn-IVIitt«. ar Neuregelung Kes Katalogwesens. — Die Vielbenannten. — Die Zuckersteuer die größte Schädigung des deutschen Obstbaues und der Volksgesundheit. — Die Einschätzung der Liegen- «U5 V8M MMU > schäften (Schluß), — Die Zession. — Aufwärts — Abwärts? — Aus den Landesverbände» und Bezirksgruppen. — Marktrundschau. Neuregelung des Salalogwesens Sie Melbeuamle«. (Aus der Werkstatt des Rcichsverbandes. — Ein Gegenstück zu de« „Namenlosen".) (Nr. 83, Jhrg. 1926.) Es unterliegt keinem Zweifel, der Gärtner hat es nicht leicht mit seinen Pflanzenkindern. Hat er alle Schwierigkeiten, die die Jugend stadien ihren Erziehern bieten, überwunden und will er seinen Zögling, vielleicht ein Lieblingskind, nun in dis weite Welt schicken, dann' muß er allen Formen und Förmlich keiten gerecht werden und muß die Namens» urkunde bekanntgeben. Er schreibt also z. B. in fein Verzeichnis: Drittcum slsueum, ge eignet für Landschaftsgärten. Der suchende Landschaftsgärtner nimmt sein Pflanzenbuch irgendeins wird er schon haben — und schlägt im Inhaltsverzeichnis auf: Driticum xlsucum kost., Oesk. u. Drit. gl. kresl. — Für die erste Angabe liest er dann im Text: ^xro- pxrum littorsle koiss. k. xlsucum (Driticum zlsucum Kast., vesk.). — Dann aber heißt es weiter: nicht zu verwechseln mit k. xlsucum (Drittcum zlsucum ?resl.). Er ziept einen Bekannten zu Rate. Der sagt ihm aber: .Höre, laß die Finger davon, ich habe mal irgendwo gelesen, Drittcum ßlsucum sei die ge meine Quecke (^Zropzwum repsns)". ES wird nachgeforscht bei dem Freund, der findet auch schwarz auf, weiß: Dritte, xlsuc. kresl. --- ^Zropzrron rspens Kesuv. Am nächsten Abend ist Bereinsfitzung. Man fragt dort noch einmal. Ein Kollege behauptet, alle ^Zrop>rum ge hören zu Dritieum, sie ieien bloß früher so genannt, das stehe im Voß. Der Voß wird gesucht und richtig, statt ^xropz-rum ist Dritj- cum gesetzt. Folglich ist, wie verzeichnet steht: Dritte, xlsue. — /xgropxr. elsuo. Demnach mußte schließlich HAropvr. littarsle — glsueum — rspens sein. Da aber /V litto- rsls als Gartenpflanze bekannt ist und A. rspens, die Quecke, überall im stärksten Verruf steht, so muß wohl irgendein Irrtum vorliegen. Man überlegt, was zu tu» sei, und entschließt sich dann, an einen botanischen Garten zu schreiben. Der Empfänger des Schreibens ist wenig erbaut von der Anfrage. Ihm geht cs wie der Post, die einen Brief befördern soll an Hans Schmidt. Soll sie ihn nun nach Berlin oder München oder Stutt gart oder Königsberg oder irgendwohin auf gut Glück befördern? Er möchte aber höflich sein und schreibt daber aus dem Inder Kenensis, der ihm als ausführlichstes Werk zur Verfügung steht, ab: Dritieum Zlsucum ksrt. — ^Zrop^ron pun- Zens, k?öm. et 8ckult. Dritieum gilsueum vssk. — ^xropzwon xlsu- eum, Köm. et 8ckult. Dritieum xlsucum kost. — ^grop^ron littorsle kum. Dritieum Zlsucum konek. — cVxropvron xlsu- cum (?) Dritieum xlsucum Krock. ^xropyroa rigickum. (?) Kesuv. Dritieum xlzucum Dink ^^Arop^ron juncsum kssuv. Dritieum xisucum Urv. — ^Aropyron rspens Keauv. Dritieum xlaucum .Willst L Ifangs — c^xro- pxron" eampsstre Sockr. L Eren. Dritieum xlsueum dloeuck — Dritieum polo- nicum, k. Die englischen Angaben vergleicht er mit den amerikanischen aus Baileys Riesen- encyklopädie, dann mit den deutschen maß gebenden Werken von Engler-Prantl u. a. und fügt hinzu: „In den deutschen Werken findet sich für Hxropyron stets der Name ^Krop^rum. Sofern Sie also den Autor namen nicht ermitteln können, müssen Sie ver suchen, die Pflanze zu bestimmen". Obwohl er den Index mit seinen ca. 15 Ergänzungs bänden bzw. Abteilungen durchsucht hat und auch die anderen Bücher wälzte, hat er doch nur maßlose Enttäuschung bei den Frage stellern hervorgerufen. Dem liebevollen Züchter der ZIsucum-Art mit dem graublauen buschigen Wuchs, hat er aber obendrein in das Hand werk gepfuscht, denn niemand aus dem Verein konnte für solch ein Mystikum Interesse ge- 'winnen. Man sandte dem Züchter nur die .empfangene Antwort ein. Dieser und jener aber, der davon hörte, fand aus einmal eine Erklärung, warum sich die eine oder anhere Art seiner Züchtungen nicht einsühren wollte. Er hatte entweder einen alten Namen hcr- vorgesucht oder nach seinem neuen Voßschen Wörterbuch die kaum irgendwo anerkannte Um- kalalogpriisslelle des Leichsverbandes des deulschen Saclen-aues e. v. Wenn für einen Beruf eine Zentralstelle ge schaffen worden ist, dann laufen von allen Seiten Klagen über hemmende Zustände ein, die ab geändert werden müßen, wenn es im Berufe vorwärts gehen soll. So sind auch dem Reichs- vcrband des deutschen Gartenbaues u. a. hem mende Erscheinungen im Gartenbau, die Falschbcnennungcn gärtnerischer Pflanzen zur Kenntnis gekommen, dis sich geradezu lüh- mend im gärtnerischen Geschäftsverkehr bemerk bar machen. Bestellt man z. B. bei einer Firma nach ihrem Katalog: 1. Hntennsris msr^sritsees, 2. ^ntkemis siroon, 3. Hnckromscks jsponics, 4. Hloe ksumii, bei einer anderen Firma gleichzeitig 1. ^nspksllis msrAsritsees, 2. ^ekilles s^e- rstlkoiig, 3. Pieris jsponics. 4. ^los rsbrins. so erhält man alle 4 Arten doppelt, denn die zweiten Namen sind in diesem Falle die gültigen. Wenn man auch nicht weiß, daß 1. ^lae slbocincts gleich 1s rXIos strists 2. „ kuIZens „ 2s „ 8slm- Oxckisns 3. . umbeilsts „ 3s „ ssponsris dieselben Pflanzen sind, sq erhält man bei einer Bestellung 3 mal dieselben Pflanzen, obwohl sie in den Katalogen zu verschiedenen Preisen an- geboten wurden, z. B. von Nr. l für 36 Pf. von Nr. la für 25 Pf. „ * I " gO " " ' 3^ " l^ " Der Lieferant kann in diesem Falle unmöglich geahnt haben, daß er Synonyme verwendet hat, denn sonst würde er nicht für dieselbe Pflanze auf einen anderen Namen andere Preise ver langen. Seit Monaten arbeitet der Reichsver band daran, diese unmöglichen Verhältnisse aus zuklären und einen Weg zu sinden, sie zu be seitigen. Es ist nach vielen Mühen gelungen, einen Botaniker zu gewinnen, der niit Unter stützung der maßgebenden botanisch wissenschaft lichen Instanzen fich ausschließlich dieser Arbeit widmet. Bel diesen Arbeiten hat sich herausge stellt, daß die Verwirrung in der Benennung gärtnerischer Kultnrpflanzen viel größer ist, als sie bisher von Praktikern und gärtnerischen Lehranstalten angenommen worden ist. Das weiteste Entgegenkommen der Direktoren des Botanischen Gartens zu Berlin-Dahlem und die Unterstützung der dortigen Systematiker (heute fast die einzige Stelle in Deutschland, wo sy stematisch gearbeitet wird und wo alle Fäden, auch vom Auslands, znsammenlaufen) ermöglicht es uns, die Aufforderung an alle Gartenbaubetriebs- inhaber ergehen zu lassen vor Katalogherausgabe, uns umgehend ihre Preisverzeichnisse zur Durchsicht einzuscudeu. Die jetzt üblichen Namen würden dann, soweit sie als ungültig zu verweisen sind, in Klammern gesetzt und die gültigen davorge- < stellt, so daß die Firmen nicht geschädigt werden, l weil der Besteller manchen gültigen Namen bisher nicht gekannt haben wird. Pflicht cincs jcdcn Gartenbaubetriebsinhabers ist rs, im eigcucu Interesse und im Interesse des Beruses sofort zu handeln, denn es wird die Möglichkeit der Richtigstellung von Katalog namen nicht zum zweitenmal geboten werden können. Bei einiger Ucberlegung wird es auch jedem praktischen Gärtner wünschenswert er scheinen, daß er in Zukunft hei der Nennung eines Wanzensamens eine zweifelsfreie Vor stellung von der Pflanze hat. Sorten werden davon aber nicht betroffen. Es bleibt jedem Züchter unbenommen, ferne eigenen Sorten ngch den von ihm gegebenen Namen weiterzuführen, so daß eine Geschäftsschädigung ausgeschlossen ist. Wohl aber müßten die als Arten geführten Sorten in Zukunft zu den dazugehörigen Arten gestellt werden. Die Benennung kann daun sehr einfach erfolgen, z. B.: Gattung. («onus),, Art., (species), Varietät — Sorte, alfo Vbutilon Mi-jatum Van kouttei statt tlbutilon striatum, kicks., var. Vgn ilouttei, dort, .4buttlon Van kouttei aber gibt cs nicht. Beschwerden wegen Falschbelieferung, die durch andere Benennungen verursacht worden sind, Unterschiebung unlau teren Wettbewerbes und was sonst als Ueüel- stände aus der Praxis bekannt geworden ist, sind nach der Durchsicht der gültigen botanischen Pflanzennamen unmöglich geworden. Ueber die geringe geschäftliche Verpflichtung, die durch die Durchsicht entsteht, gibt der Reichsverband jeder zeit Auskunft, sofern die Firmen nicht durch das Rundschreiben in der nächsten Woche über alles weitere genügend unterrichtet sind. Wir wei sen außerdem auf die nebenstehenden Artikel, die in klarer Weise die Unmöglichkeit des jetzigen Zustandes in der Benennung gärtnerischer Kul turpflanzen ergeben, hin. Der späteste Termin der zur Durchprüfung einzureichenden Kataloge ist der 30. Jan. 1927. Reichsverband des deutschen Gartenbaues e. v. Die Hauptgeschäftsstelle: Fachmann. benennung einer Art vorgenommen und sic, wie angegeben, ohne Autorennamen (d. h.Namc dessen, der die Art so benannte) angepriesen. Woher aber nun den Autorennameu erfahren? Sich zu jeder Pflanze zu den zweien, dem Gattungs- und Artnamcn noch einen dritten merken? Welcher Name wird bei alledem dann aber der richtige sein? Oder soll man sich für ^xrop^rüm glsucum kkoem et 8ekult. die sämtlichen anderen Nomen auch einprägen? Es ist begreiflich, daß der Gärtner sich hier mit Händen und Füßen wehrt und lieber auf mancherlei verzichtet, als alle Fragen nachzu prüfen um eines Namens willen. Dies ist dem Verband ebenso einleuchtend, wie das ständige Verlangen seitens der Gartcnbauschulcn, endlich ein handliches kleines Buch zu bekommen, das die Schwierigkeiten aus dem Wege räumt und die vollendete Tatsache bringt. Aber aus dem einen Beispiel, jener Frage nach Driti eum glsueum, ergibt fich schon die Einsicht, daß dazu eine enorm große Arbeit zu leisten ist — denn nicht nur für Dr. xlsue. gibt es diese Verwirrung in der Benennung, sondern für fast alle Gartenverkaufspslanzen. Und was in der einst übereilt schnell Heranwachsenden wissenschaftlichen Pslanzcnforschung vermieden wurde, oder durch schwere Arbeit und Kämpfe beseitigt wurde, das tischt der praktische Pslan zenzüchter wieder auf — und manches Neue dazu! Hierher gehört vor allem auch die Be nennung einer- Gartenform in der Schreib weise für die Axt. Die Gartenzüchtungen von Verdsscum pkoeniceum Kinne sind im Auf schwung begriffen, und es ist nur eine Frage der Zeit, ob nicht in einem Katalog gelegentlich für eine lupjerfarbene Nenzüchtung Verdsscum cupreum zu lesen sein wird, weil sich der geschäftstüchtige Züchter von Verdsscum pkoeni- csum k. vsr. cupreum weniger verspricht. Das dritte Wort ist so leicht an die zweite Stelle geschrieben, denn Papier ist geduldig — aber die Wissenschaft leider nicht. Und wenn der Züchter 1,90 M. verlangt für sein Verbss- cum cupreum, dann wird ihm die Wissenschaft nur 1,09 M. dafür bezahlen, das zweite Wort gehört ja an die dritte Stelle! Sollte etwa der Züchter den Unterschied im Geld nicht merken, da er ja den Unterschied zwischen Form und Art auch nicht merkt? Solcherlei Schwierigkeiten und andere, be züglich Schreibweise und Betonung, sind zu bekämpfen. Das kann aber niemand neben seinem Beruf leisten, darum hat der Verband eigens dazu eine entsprechende Hilfskraft ge worben, um die Frage anders und eingehender zu lösen, als jene Schreiber von Wörter büchern, die unbekümmert der konventionellen Vereinbarungen der Wissenschaft in den Frei- stunden irgendwelche erreichbaren Ramen zu sammengeschrieben haben, allenfalls nach einer, aus Ueberzeugung und viel Fleiß entstandenen, aber nicht absolut anerkannten Systematik (z.B. Boß nach Kuntzes „Uevisio Zenerum plsnts- rum"). Da aber die Pilanzennamen, wie Per sonennamen, wie Papiergeld, au? konventionellen Abmachungen gegründet, einen Wertbegriff ent- balten, kann und darf ein einzelner wohl Vorschläge machen, aber keine eigenmächtigen Aenderungen tresfen. Solange Wörterbuch- ichreiber und praktischer Gärtner sich nicht an die Konvention halten, kommen wir aus der Nameninslation nicht heraus; beiden zum materielle» Nachteil. Ne Zulkersleuer die größte Schädigung des deulschen Sdsldaues uud der Volksgesundheit. Von Sludienrat Pohl in Zittau. „Das verarmte Deutschland kann es sich nicht leisten, sremde Obstsorten einzuführen, während die deutschen Aepfel und Birne» verfaulen, weil sie nicht verkäuflich sind." Mir diesen treffenden Worten kennzeichnete bereits im Jahre 1924 der Landwirtschaftsminister Gras Kanitz die wirtschaftliche Lage. Eine Besserung ist seitdem kaum eingetreten. Inc Gegenteil, in vieler Hinsicht ist cs seit damals bedeutend schlechter geworden. Die Kaufkraft weitester Volksschichten hat infolge der Arbeits losigkeit und ihrer von den meisten immer noch nicht erkannten Folgen ganz buchstäblich abgenommen, gestiegen ist aher geradezu ins Maßlose die Einfuhr von Obst und Gemüse, also von Produkten, die wir bei gutem Wille» säst restlos im eigenen Lande erzeugen könnten. Da uns Deutschen größtenteils die Fähigkeit abgcht, den Zusammenhang aller Dinge zu durchschauen und zu überblicken, fehlt es uns aber auch hier an der richtigen Einsicht und dem entsprechenden Handeln. Die großzügigen Maßnahmen, den deutschen Obstbau zu heben und vor der Auslandskonkurrenz durch bessere Qualitätsware, strengste Sortierung, tadellose Verpackung, reelle Lieferung usw. zu stützen, sind aufs wärmste zu begrüßen, werden aber nicht verhindern können, daß wir infolge der weit ungünstigeren Anbauverhältnisse in den meisten Gegenden Deutschlands mit ganz außer ordentlichen Mengen von Früchten 2. nnd 3. Wahl und Qualität rechnen müssen. Das wird wenigstens so lange dauern, bis sich unsere deutschen Behörden entschließen, dem Beispiel Ungarns zu folgen, wo der Staat nicht nur kostenlos alle minderwertigen Obst-- bäume mit wertvolleren, namentlich groß- früchtigen Sorten umpfropfen läßt, werden auch die Obstzüchter für die Ausfuhr mit großen Mitteln unterstützt. Außerdem müßte noch eine allgemeine, wirklich großzügige Auf klärung über Pflege der Bäume nnd ebenso eine obligatorische Schädlingsbekämpfung erfolgen, die allerdings von engherziger bürokratischer Bevormundung und ebensolchen fachmännischen Theoretilen srei sein muß. Die Verwertung der ganz außerordentliche» Mengen nicht erstklassige» Obstes, das zum Rohgcuuß für die meisten weniger in Frage kommt, ist dort wesentlich vom Preise des Zuckers abhängig. Ist es aber nun nicht gerade sinnlos und ungeheuerlich, eines unserer wert vollsten Nahrungsmittel, den Zucker, durch eine Steuer, die etwa zwei Drittel seines Wertes beträgt, im Preise derart in die Höhe zu treiben, daß dadurch allein die Verwertung riesiger Obstmcngcn unmöglich gemacht wird, die dann verderben müssen? Die daduich ver schuldete ganz außerordentliche Schädigung des deutschen Obstbaues und damit der deutschen Volkswirtschaft kümmert freilich sowohl die maßgebenden Kreise wie auch die anderen Volksschichten herzlich wenig. Wir find ja an solche Dinge überdies seit Jahrzehnten ge wöhnt und haben auch Wichtigeres zu tun. Die Verteuerung wichtiger Nahrungsmittel durch Zölle oder Steuern hat nur dann ciuiger- maßc» Sinn und Berechtigung, wenn damit z. B. einheimische Volkswirtschaft infolge der günstigen Verhältnisse im Ausland gestützt wer den muß. Die Sinnlosigkeit vieler Steuern, wie z. B. der Luxusstcuer, hat sich bald in der steigenden Erwerbslosigkeit vieler Zweige der Industrie und des Handels erwiesen und ihr Abschaffung herbeigeführt. Logifcherweise hätte aber damit gleichzeitig die Zuckcrsteuer fallen müssen, da doch der Zucker von vielen auch als überflüssiger Luxus betrachtet wird. Die Gleich gültigkeit, Gedautculojigtcit und Beaucmlich- keit vieler Hausfrauen von heute hielten es andererseits auch nicht für nötig, gegen eine so skandalöse Steuer aufs stärkste zu protestiere». Die ältere Generation hat cs überhaupt noch nicht vermocht, von den lächerlichen Vorurteilen loszukommcu, als sei der Zucker wie das' Obst eine überflüssige, unnötige Leckerei, wodurch überdies noch bei den Kinoern die Zähne früh zeitig verdorben werden. Daß das letztere wie ähnliche Krankheits- und Degenerations- erjcheittuugen durch cinfeilige Ernährung vcr-