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2 Die Gartenbauwirtschaft Nr. 39. 14.8.1928 Hebungen zur Ausdehnung der Grünland- bewegung erfuhren einen schweren Schlag durch die Preisgabe der Positionen 18 (Kleesoaten), deren Zollsätze auf 6 -N bzw. 3,50 7?tk ermäßigt wurden, lieber die Meistbegünstigung hinaus gingen noch die Zugeständnisse sür Spargel, für Tomaten (in der Hauptjahreszeit 2,50 M, Bohnen 4 -W, Salat 3 Dl, Gurken 5 Dl). Weiterhin erfolgten starke Abschläge bei den lebenden Pflanzen, den Blumen, Blättern usw. (Position 38—44). Aepfel und Birnen unver packt wurden auf 2 -M, verpackt auf 2,50 M, Aprikosen und Psirsiche aus 5 Dl, Kirschen und Weichsel« aus 4 Dl, Apfelsinen auf 3,25 Dl und Feigen auf 4 Dl ermäßigt. Für Käse wurden Zollabschläge bis auf Ä) All vorgenom men, mit der Maßgabe, daß, falls irgendeinem anderen Lande noch weitcrgehende Zugeständ nisse für irgendeine Hartkäsesorte gemacht werden sollten, diese auch gleichzeitig für sämtliche italienischen Hartkäscsorten Platz greifen müßten. Die Weinpositionen wurden hier für weißen Tischwein auf 45 Dl, für roten Tischwein und Marsala auf 32 Dl fest gesetzt. Dieser Vertrag wurde in der Land wirtschaft als das äußerste Maß von Zuge ständnissen betrachtet, eine Auffassung, die auch von einer Reihe von Parteien geteilt und dadurch zum Ausdruck gebracht wurde, daß man verschiedentlich im Reichstag den Versuch ' machte, diese Sätze als die Höchstgrenze der Zollzugeständnisse auf landwirtschaftlichem Ge biet in den Handelsverträgen festzulegen. Diese Versuche sind jedoch nie zu «Ende gesührt worden. Der Handelsvertrag mit der Union der sozialistischen Sowjet republiken vom 12. Oktober 1925 legt der Landwirtschaft die Verpflichtung auf, russi sche Pferdcwallache sowie 800 lebende Schweine wöchentlich hereinzulassen. Fernerhin sind die zum Schutze der deutschen Viehwictschast er folgten Einfuhrverbote von zubcreitetem Schweinefett, von lebendem und geschlachtetem Geflügel, von Wolle, Haaren, Borsten und Federn aufgehoben worden. Im Zusatzvertrag zum deutsch- niederländischen Handelsvertrag vom 26. November 1925 erkaufte die Deutsche Regierung eine Verlängerung der von den Holländern seinerzeit gewährten Jndustriekredite durch landwirtschastliche Zugeständnisse. Kar toffeln alter Ernte werden demnach jetzt in der Zeit vom 15. Februar bis 15. April statt mit 4 Dl nur mit 1 Dl verzollt. Weiß kohl, Wirsingkohl in der Hauptjahrcszeit er- fuhren eine Herabsetzung auf 2 Dl, Tomaten in der Hauptjahrcszeit auf 4 Dl, Blumenkohl und Rosenkohl aus 5 Dl. Auch hier griffen Er mäßigungen der Position 38—40 (Blumen und lebende Pflanzen) Platz, und der den Italienern eingeräumte Zollsatz von 20 All wurde auch den holländischen Käscsortcn zugebilligt. Das Provisorium in i t Frank reich vom 12. Februar 1926 enthielt nur befristete und bedingte Zugeständnisse insofern, als das Provisorium nur auf drei Monate in Geltung bleiben soll und die Zollermüßigun- gcn nur für bestimmte Kontingente eingeräumt werden. Diese Kontingente sind teilweise recht erheblich. So ist sür Hopfen eine Zollermäßi- gung auf 60 Dl bei einem Kontingent von 1600 <lr und für das französische Frühgcmüse der Position 33 sür ein .Kontingent von 27 000 ckr, das durch einen Nachtragsvertrag verdoppelt wurde, der Meistbegünstigungssatz cingeräumt worden. Auch bei Kartoffeln er folgten entsprechende Zugeständnisse (Meistbe günstigung). Franzöjischcrscits wurden der deut- scheu Forstwirtschaft Vorteile gewährt, die aber an Bedeutung hinter den deutschen Zugeständ nissen stark zurückstehen. Das Uebcreinkommen mit Oe st er reich zur Regelung einzelner Zoll sragen vom 3. Oktober 1925 mit Wirkjamkeit vom 10. Oktober bzw. 16. Dezember 1925. Dieser Vertrag bringt Oesterreich in der Hauptsache eine Ermäßigung des Zollsatzes von Vieh, das zu Nutz- und Zuchtzweckcn besonder? nach den süddeutschen Viehzucht bezirken aus den österreichischen Grcnzgebirgen eingeführt wird. Der Satz beträgt 9 Dl gegenüber dem alten Satz von 13 Dl. Das deutsch-portugiesische Ab kommen vom 20. März 1925 enthält im wesentlichen die Vereinbarungen, die im Han delsabkommen vom 28. April 1923 getroffen wurden, und in einem anschließenden Noten wechsel vom 14. März 1923 und 31. Dezember 1924. Portugal erhält die deutsche Meistbe günstigung und sür die deutschen Waren kom men die Sätze des portugiesischen Minimal- tarifes zur Anwendung. Für Dessertweine wird Portugal derselbe Zollsatz zugestanden wie Italien. Ferner erhält Portugal Zollcrleichte- rungen für Ananas, Tunfischkonscrveu und Korkstopfen. Das vorläufige Zollabkommen mit der Schweiz vom 6. November 1925, mit Wirksamkeit vom 16. Dezember 1925, führt zunächst neue Zollsätze für frisches Obst ein. Für das Höhenflcckvich und das Braun vieh bringt eS Sätze von 9, 24 bzw. 40 Dl sür ein Stück. Tafelkäse in Einzelpackungen von 2>--> ßx Rohgewicht oder darunter erhält einen Zollsatz von 30 Dl, Hartkäse im Gewicht von mindestens 40 kg das Stück einen Satz von 22 Dl, während für eingedickte Milch und Büchscnmilch Sätze von je 40 Dl sestgelegt sind. (D.L.R.) Ne Siemens-Schmkerl- Sarleusrüseu. Viertaktmotor oder Zweitaktmotor? Von Dipl.-Ing. Kind in Gieshvf. (Schluß.) In der Regel ist Verölung oder schlechte Kerze die Ursache; da der Zweitakter doppelt so viel Zündungen macht wie ein Viertaktmotor in .der gleichen Zeit, wird nalurgemäß die Kerze auch stärker beansprucht und die Kontakte in dem Unterbrecher des Magneten werden stärker in Mitleidenschaft gezogen, so daß diese Teile öfters nachgcskhen werden müssen. Leichtes Gewicht, einfache Bedienung, Be triebssicherheit sind die Hauptforderungen an den Motor und werden durch den Zweitakt motor weitgehend erfüllt. Wo gelegentlich Klagen über unzuverlässiges Arbeiten Vorkom men, ist gar oft bei näherem Zusehen ein Bedienungsfehler die Ursache. Billigerweise muß man bei dem Führer einer Bodenfräse ähnliche Kenntnisse voraussetzen, die man etwa von einem Motorradfahrer erwarten darf. Wenn dieselben bei Uebernahme einer Fräse noch nicht vorhanden sind, müssen sie eben erst durch die Praxis erworben werden. Wer selbst Motorradfahrer ist und Lehrgeld in Form von ungezählten Pannen am Straßenrande und anstrengenden „Schiebungen" hat zahlen müssen, wird sich nicht wundern, daß auch einem Fräsenfübrer gelegentlich ein ähnliches Mißgeschick passiert, und denkt nicht daran, der Maschine einen Vorwurf zu machen, wo mangelnde Uebung oder unsachgemäße Behand lung in der ersten Zeit unliebsame Störungen verursachen. Das trifft z. B. fast bei allen Motorstörungen zu. Oft genug ist schlechter Brennstoff «und ungeeignete Düseneinstellung schuld, wenn der Motor nicht die erwartete Leistung hergibt, aber ebenso öft wird die Arbcitstiefe und die Arbeitsbreite unter schwierigen Bodenver hältnissen für die Motorleistung zu groß "ge wählt. Die Arbeitstiese der Maschine läßt sich häufig in überraschender Weise verbessern, wenn der Tiefenschuh, der ebenso wie ein Pflugschar im Boden der Abnutzung unterwor fen ist, gelegentlich nachgeschärst und von Rost und anklebender Erde gereinigt wird. Uebermäßigc Abnützung des Kolbens und des Zylinders ist meistens eine Folge von unge nügender Wartung des Luftfilters, das bei auf- tretendem Staub nicht häufig genug gereinigt wird, so daß die schmirgelnde Wirkung des in den Motor gelangten Stauber einen vorzeitigen Verschleiß aller gleitenden Teile herbciführcn muß. Achnliche Erscheinungen kann aber auch die Verwendung von schlechtem Oel oder die Verwendung eines zu dünnen Brennstofföl gemisches herbeiführcn. Defekte im Getriebe sind ausnahmslos di« Ursache von ungeeigneter Schmierung. Z. B. eignet sich Motorenöl trotz des höheren Preises und trotz der besten Qualität nicht zum Auf- sllllen des Getriebckastcns. Es ist viel zu dünn flüssig, besitzt deshalb besonders in warmen Monaten nicht genügende Schmierkraft sür das Getriebe und geht vor allen Dingen durch die Lager usw. schneller verloren als richtiges Ge- triebcöl. Wenn dann noch nicht rechtzeitig Oel nachgesüllt wird, ist ein Festfressen der Lager und eine Beschädigung der Getrieberäder un ausbleiblich. Einige Schwierigkeiten bereiteten die ersten Maschinen der K IV-Scrie, bei der sich die Firma durch das Drängen der Kundschaft ver- leiten ließ, die Maschinen nach kurzer Probezeit auf dem eigenen Versuchsgut herauszugeben, bevor das EinsührungSpersoual und die Ver treter selbst mit der Maschine völlig bewandert waren. Es zeigte sich, daß trotz aller Er fahrungen mit den älteren Maschinen und mit den Zweitaktmotoren der 8 PS-Fräse die nötigen Bedienungsregeln bei verschiedenem Boden, die einzelnen Kniffe beim Andrchcn des Motor?, die Einstellung für die verschiedenen Brennstoffe noch nicht so ausprobiert waren, daß die Maschine unter allen Umständen be friedigend arbeitete. Inzwischen sind die jeweils erforderlichen Maßnahmen so in Fleisch und Blut übergegangen, daß bei der Einführung der Maschinen in dieser Beziehung keine Schwierigkeiten mehr entstehen. Dazu wurden noch einige weitere Verbesserungen ausgeiührt, die nachträglich auch an den bereits gelieferten Maschinen angebracht werden. Es kommen natürlich an den Maschinen auch Fehler Vor, für welche der Besitzer nicht verantwortlich ge macht werden kann. Dieselben werden sich trotz sorgfältigster Fabrikation und sorgfältig ster Untersuchung jeder einzelnen die Werkstatt verlassenden Maschine nie ganz vermeiden lassen, da z. B. Gußfehler usw. äußerlich ost gar nicht sichtbar sind. Die Lieferfirma ersetzt deshalb derartige Teile, die nachweislich auS ungenügen dem Material bestehen, ohne Berechnung, Daß die Gartensräscn bei richtiger Wartung und sachverständiger Bedienung voll und ganz das leisten können, was man billigerweise pon ihnen erwarten darf, dafür sprechen die vielen Anerkennungsschreiben, in denen oft betont wird, daß die Fräse der unentbehrliche Gehilfe des Besitzers wurde, und viele Betriebe, welche eine zweite und dritte Fräse nachbestellt haben, nachdem sie den Nutzen einer richtig durchge führten FräSkultur aus eigener Erfahrung kennen gelernt haben. Der Gartenbau auf der Gesolel tu Meldorf. Auf Grund stattgehabter Besprechungen wird auf der Gesolei der Kolonialhygiene und Krank heiten warmer Länder eine besondere Abteilung gewidmet. Neben der rein sachlichen Darstellung soll in dieser Gruppe eine Ehrung Robert Kochs stattfinden, ist Robert Koch doch derjenige deutsche Forscher, dem die gesamte Tropen hygiene durchgreifende Fortschritte verdankt, so daß auch fremde Nationen ihn als Führer und Wegbereiter auf diesem Gebiete mit heran gezogen haben. Die Unterbringung der Gruppe wird in einem der Räume des großen, dem Kunstpalast vorgelagerten Dauerbaues stattfinden. Um die Bedeutung des Obst- und Gemüse- gsnusses für die zweckmäßige Ernährung und damit sür die Erhaltung unserer Gesund heit der Allgemeinheit vor Augen zu führen, wird auf der großen Düsseldorfer Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen in der Hauptgruppe V „Der Mensch in seinen gesundheitlichen Beziehungen zu Pflanzen und Tieren" der deutsche Obst-, Gemüse- und Gartenbau einen umfangreichen Platz einnchmen. Die wissenschaftliche Seite dieser Gruppe wird von der Lehr- und Jorschungsanstalt sür Wein-, Obst- und Garten bau in Geisenheim unter Mitwirkung der Landwirtschaftskammcr und der Berufsorgani sationen durchgcführt. Besonderes Interesse wird die Bewirtschaftung der Gewächshäuser erregen, in denen auch die Riedclschc Methode der Kohlensäuredüngung gezeigt werden wird. In mehreren Sonderschanen werden die Er zeugnisse ausgestellt werden. Auch der ethischen Wirkung des Blumenschmuckes wird dadurch Rechnung getragen, daß Blumcnsonderschauen unter dem Leitmotiv „Raumkunst" und „Schmücke dein Heim" stattfinden werden. Die Manische Fachpresse. (Landesverband Rheinland E. V.) Schon seit längerer Zeit ist der Reichs verband bestrebt, eine Vereinheitlichung der gärtnerischen Fachpresse durchzusühren. Die führenden Männer im Erwerbsgartenbau sind lange davon überzeugt, daß sehr viele Fach zeitungen und Anzeigenblätter überflüssig sind und nur den Berufsstand unnütz belasten. Die Bestrebungen des Reichsverbandes kann man zum größten Teil als gelungen betrachten, denn sowohl die Anzcigeubeilage der „Garteu- bauwirtschast" als auch der wirtschaftspoli tische Teil dürfte den heutigen Ansprüchen des Gärtners mehr als genügen; das gleiche ist von dem sachtcchnischcn Teil (Der Blumen- und Pflanzenbau und Obst- und Gemüsebau) zu sagen. Hn Anerkennung dieses Fortschrittes haben verschiedene Landesverbände iir der letzten Hauptausschußsitzung in Berlin sogar die Aus lösung ihrer noch vorhandenen kleinen Ver bandszeitschriften bekanntgegeben. In demselben Augenblick haben wir nun die unerfreuliche Feststellung zu machen, daß unser fortschrittliches Rheinland mit einer neuen Gärtnerzeitung van Bonn aus auf wartet. Probenummern sind bereits an einen Teil unserer Mitglieder versandt worden. In einer Sitzung vom 13. April ist der Landes verbandsvorstand zu der Ansicht gekommen, daß ein Bedürfnis für das Erscheinen dieser Zeitung nicht vorliegt, daß im Gegenteil eine unnötige Belastung des Berufsstandes eintritt. Bei aller Wertschätzung der Personen, welche diese neue Zeitung herausbringcn, hält cs der Vorstand für seine dringende Pflicht, dieser neuen Zeitschrift seine Unterstützung zu ver sagen und seine Mitglieder ausdrücklichst davor zu warnen. Unser Beruf ist augenblicklich durch Steuern, Verbandsbeiträge derartig be lastet, daß u. E. überflüssige Ausgaben ver mieden werden sollten. Wir bitten deshalb die Herren Bez.-Gruppenobmänner, schnellstens alle, Bcz.-Gruppcnmitglicdcr in diesem Sinne zu unterrichten. Wir erwarten, daß unsere Mit glieder sich diesen Anregungen des Vorstände? nicht verschließen werden. Im Auftrage des Vorstandes: gcz. Lohse, Vorsitzender. gez. Dr. Schley, Syndikus. Zum Nachdenken. Ein Pressewart schreibt uns: Sehr geehrte Schriftleitung! Wenn Sie den Annoncenteil einer Tages zeitung verfolgen, so finden Sie gewiß in jeden Nummer 4—5 Annoncen der Apfelsinen- und Südfriichtehändlec. Wo aber finden wir irgend eine Annonce einer Gärtnerei? „Dazu hat der Gärtner kein Geld!" Und doch ist die Reklame nebst guten Kulturen die Hauptsache. Der Gärtner muß nicht nur Arbeiter, nein, er muß auch Kaufmann sein. Denn, allzuviel arbeiten macht bekanntlich dumm! '—- . ImWands Sameubm und Samenhaudel. Von H. Her fürt. - ' (2- Fortsetzung.) Solche Blutenpflanzen, die sich für die Samenzucht im freien Lande nicht oder weniger gut eignen, werden in Töpfen großgezogen und auf den sogenannten Schattenstellagen gepflegt. Diese Stellagen sind entweder schmal in der Tiefe, so daß nur drei bis fünf Reihen Pflanzen hintereinanderstehen können, wobei fünf oder mehr Etagen übereinander ongeordnet sind, oder sie sind etwa l 1- Meter tief, dann stehen die Pflanzen auf einer stufenartig nach hinten an steigenden Stellage. Diese tiefen Stellagen tragen als Bedachung manchmal Fenster, manchmal aber eine solche aus undurchsichtigen Stoffen. Zu Tausenden und aber Tausenden sinken wir in diesen Schattenstellagen gewisse Pflanzensorten gleichzeitig in Blüte. Wie im freien Lande, so ist ebensalls auch hier bei der Aufstellung das Prinzip wechselseitiger Sortonfolge durchgeführt. Als eine Abart dieser Anzuchtsmethodc von Samenpflanzen ist jene nnzusehen, bei der die in Mistbeetkttjten ausgestellten Topfpflanzen durch Ueberlegen von Fenstern oder Rohrdeckcn ge schützt werden. Die Bedeckung ruht nicht un mittelbar auf den Kasten, sondern aus einem Gerüst, das sich über die Kästen erhebt, so daß die Luft ungehindert Zutritt zu den Pflanzen hat. Jene sür die Samengcwinnung bestimmten Pflanzen, die sich bei uns im Freien überhaupt nicht wohl fühlen, werden in Gewächshäusern kultiviert. Dabei sind oftmals in einem Ge- wächshnujc viele Pflauzonsorten vereinigt. Dann wieder sieht man in mehreren Häusern die gleiche Pslanzenart, je nachdem, welche Bedeutung den Pflanzen für den Samenhnndel zukommt. Etliche Gemüse, so die Tceibhausgurkcn, werden gleich falls in Gewächshäusern zur Samenreife heran gezogen. Auf den Blumcnfelderu und vielfach auch bei den Stellagenkulturcn erfolgt die Befruchtung der Blumen durch Insekten oder durch den Wind, jedenfalls ohne Zutun des Gärtners. Bei den Gewächshauskulturcn ist jedoch eine künstliche Bestäubung die Regel. Diese wird vielfach von eingcarbeiteten Frauen und Arbeitern aus- gcsührt, die sich das nölige Geschick und die er forderliche Erfahrung bald angeeignet haben. Je nach Art werden die Samenpflanzen in den Gewächshäusern wie auch auf den Blumenfeldern ein oder mehrere Jahre gepflegt. Die ans den Stellagen im Freien kultivierten Samenvflanzen werden durchweg nach der ersten Ernte als wert los fortgeworfen. Bei manchen Pslanzen, so namentlich bei Gemüsen, ist eine einmalige be sondere Ueberwinterung erforderlich, da diese erst im zweiten Jahre ihres Lebens blühen und fruchten. Auf den Feldern werden manche Pflanzen, gleich dem Getreide, gemäht, andere werden mit Sicheln abgejchnitten, bei anderen wieder werden die Früchte einzeln geerntet. Die Ernte wird oft aus dem Felde nor getrocknet und dann in Schuppen oder Lager häusern zum Nachreifen und Trocknen äus- gebreitet. — Soweit die Samen dabei nicht von selbst aus der Hülle austrctcu, dienen mancherlei Einrichtungen zum Befreien der Saat. Es folgt im Laufe des Winters eine gründliche Reinigung der trockenen Sämereien. Danach werden die Sämereien in kleinere oder größere Packungen abgewogen, abgemessen oder abgezählt und sind nun für den Handel fertig. Was die Samcngürluereieu sür die Heran zucht ihrer Pflanzen selbst von Samen benötigen, das wird nur von hervorragend entwickelten Pslanzen geerntet und besonders verwahrt. Da durch wird eine gewisse Güte der Nachzucht ge währleistet. Die meisten handeltreibenden Samcugärtne- reien üben neben mehr oder minder umfang reichem Eigenbau auch noch sogenannten Auf- tragbaui Die eigenen Ländereien der Gärt nereien reichen nicht aus zur Anzucht der er forderlichen Pflanzenmengcn, darum beauftragen diese Geschäfte andere Gärtnereien mit dem An bau der erforderlichen Pflanzen. In der Um gegend der beiden Samenhandelszentren sind viele Landbesitzer in dieser Art für die großen Samenfirmen tätig. Doch greift dieser Auftrag bau weit in das ganze Reich hinein, ja, er wird selbst im Auslände betrieben. Auch der im Auf tragbau gewonnene Samen wird als „Erfurter" bzw. „Quedlinburger" geführt, und das mit vollem Recht. Das Saatgut wird in solchen Fällen stets von der den Auftrag erteilenden Großfirma geliefert. In vielen Fällen hat ein Angestellter des Auftraggebers die Ländereien für den Anbau besichtigt, dem es auch obliegt, den Anbau während der Entwicklung im Auge zu behalten. Die ganze Ernte ist an den Auftrag geber obzuführen, für seine Bemühungen erhält her Auftragnehmer eine Entschädigung, die mit dem Aussall der Ernte steigt und fällt. In anderen Füllen bauen kleinere Gürtner Samen pflanzen auf eigenes Risiko. Sie vereinbaren mit den Großzüchtcrn die Abnahme der Ernte, nachdem diese die Kulturen besichtigt haben. Der Austragbau im Auslände kommt erst in den letzten Jahren wieder in Aufnahme. Er hat noch nicht wieder die Bedeutung der Vorkriegs zeit erreicht. Vor dein Kriege kam hierfür namentlich Frankreich in Betracht; weiter wurde in Italien, in Holland, England und selbst in Nordamerika Auftragban betrieben. Für diesen Anban kommen naturgemüß solche Sämereien in Betracht, die bei uns nur schlecht oder gar nicht zur Reife gelangen. Von dem früheren Umfange und von der Bedeutung dieses Auf tragbaues kann man eine ungefähre Vorstellung gewinnen, wenn man hört, daß eine Samen- gärtncrei mit etwa 50 Hektar eigenen Ländereien gllcin kl selbständige Betriebe am Orte ihres Sitzes mit Saatgut sür den Austragbau ver sorgte. Insgesamt waren rund 100 Züchter, die Wer den ganzen Erdball verteilt wohnten, sür diese Firma tätig. Die gesamten Ländereien, auf denen für dies eine Geschäft Samen heran- gczogen wurden, zählten nach Tausenden von Hektar. Dieser Auslands-Auftragbau wurde durch den Krieg zunächst unmöglich gemacht. Die Auftrag bauer haben, zum Teil mit Glück, sich unter dessen anderweitigen Absatz sür ihre Ernten zu verschaffen gewußt, wodurch dem deutschen Someuyandel ein gut Teil Kundschast verloren gegangen ist. Aber auch nm Samcnbau in Deutschland ist der Krieg nicht spurlos vorüber gegangen. Die Hauptabnehmer deutscher Blu mensaat waren die Vereinigten Staaten von Nordamerika und Großbritannien, dann Oester reich-Ungarn und Rußland. Die bedeutendsten Abnehmer sür Gemüsesaat waren Oesterreich- Ungarn, Rußland, Frankreich, Vereinigte Staaten von Nordamerika, Schweiz und Schweden. Natür lich haben die Länder, die infolge des Krieges auf deutsche Saat verzichten mußten, versucht, sich Ersatz zu schaffen. So widmeten sich ganz besonders Holland und die Vereinigten Staaten von Nordamerika dem Samcnbau. Es ist ihnen zum Teil gelungen, manches von der deutschen Kundschaft an sich zu reißen. Der deutsche Samenhaudel wird das Verlorene nicht in allen Fällen zurückerobern können. Der Krieg bedingte im deutschen Samcnbau auch schon dadurch eine Umstellung, daß die Nachfrage nach Blumcnsamen auch im Inland ganz gewaltig zurückging, daß dafür aber in gc- stcigcrtcm Maße die Nachfrage nach Gemüse- samen anschnellte. Ebenso stieg mit dein größer gewordenen Anbau von Getreide und Feld- srüchten die Nachfrage nach solcher Saat. Der Umstand, daß die SnmennuSsuhr während des Krieges nicht ganz unmöglich wurde, ist der Anlaß geworden, daß eine immerhin nicht un wesentliche Ausfuhr von Blumeujümcreien auch während des Krieges erfolgte. (Forts, svlgt.^