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Wöchttttlich erschein!» drei Nummern. Pränumeration«-Preis 22j Siibergr. (t Thlr.) viettcßährüch, 3 THIr. für da« ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie^ Magazin für die Pränmmranomn werden von jeder Buchhandlung (in Berlin del Neit u. Comp., Jägerstraße Nr. 28), so wie von allen König!. Post Nrmtern, angenommen. Literatur des Auslandes. .4/ 120. Berlin, Sonnabend den 5- Oktober 1844» Brasilien. Der Diamanktn-Distrikt in der Provinz Minas-Geraks. Die alten Formalitäten, denen sich die Reisenden, welche den Diamanten- Distrikt besuchen wollten, unterwerfen mußten, haben ausgehört, seitdem das Monopol der Regierung aufgehoben worden ist. Man geht frei ein und aus, ohne eine Durchsuchung bestehen zu müssen. Die Diamanten werden dem Meistbietenden verkauft, und der Staat erhebt keinen Zoll von dem Berkaus: nur das Gold ist einem Ausfuhrzoll und einer sogenannten Münzsteuer unter, worfen. ES rristirte ehemals ein Münz-Hotel in Villa do Principe, einer Stadt, die am Eingang des Diamanten-Distrikts liegt; gegenwärtig wohnt daselbst noch ein Direktor und Beamte, die ihren Gehalt beziehen, ohne irgend etwas dafür zu thun. Die Aufhebung des Monopols fand im Jahre 1831 statt; damals wurden die Intendanten der Regierung von der Bevölkerung vertrieben, worauf sowohl Sklavcnbesitzcr als freie Neger sich der herrenlos gewordenen Minen bemächtigten. Das Land nimmt eine ganz andere Gestalt an, sobald man sich von Villa do Principe entfernt hat. Nachdem man einige Zeit am schattigen Ufer eines Baches entlang gegangen ist, betritt man eine gebirgige Gegend, wo man von Felsenmassen von einer Art sandige» Steins umgeben ist; Hansen dieses Steins bilden isolirte Hügel von bizarrer Form. Die Vegetation beschränkt sich auf einige armselige Palmbäume, einige Mimvsas und dornige Pflanzen ; der Boden ist vertrocknet und dürr. Nach einem zweistündigen Marsch unter diesen Steinen stieg ich an die Ufer des Biao hinab, einen Nebenfluß des Jequitinonha. Trotz der Breite des Flusse», war das Bett nicht sehr tief, und unsere Pferde konnten cs durchwaten, ohne das Gepäck zu benetzen. Ich ließ im Osten San.Gonzales und Milho-Belho liegen, alte Diamantcn- Wäschcreien, die jetzt fast aufgegeben sind. Gezwungen, in einen Gasthof einzukehren, sah ich ein Elend und einen Schmutz vor mir, die Alles über trafen, was ich bisher hatte beobachten können. Konnte ich wohl ahnen, daß ich hier den Diamanten-Distrikt betreten, diese geheimnißvolle Wiege der Ncich- thümcr Brasiliens? — Diamantina oder Tejucco, die Hauptstadt des Distrikts, ist 84 deutsche Meilen von Rio-Janeiro entfernt. Sie liegt am Abhang eines Berges in einer dürren, sandigen Umgebung. Die Unfruchtbarkeit des Bodens nöthigt die Bewohner, ihre Vorräthe aus entfernten Dörfern zu beziehen. Die Er nährung eines Pferdes kostet in Diamantina täglich 3 Francs; man kann hier aus auf die Theurung der übrigen Waaren schließen. Die Bewohner dieser Stadt zeichnen sich durch eine Herzlichkeit und Freundlichkeit gegen die Fremden aus, wie man sie sonst selten in Brasilien findet ; selbst die Frauen schütteln hier das Joch jenes Zwanges ab, der sie iu den meisten anderen Städten für den Fremden-fast unzugänglich macht Man trifft in der Umgegend der Stadt mehrere Gold - und Diamanten- Wäschereien. Die Gefälligkeit der Eigenthümer setzte mich in den Stand, mir eine genaue Kenntnis der Art zu verschaffen, wie die Diamanten gewonnen werden. ES hängt dabei viel vom Zufall ab. Der Sand, der das Gold und die Diamanten umhüllt, heißt citse-Illn. In der Umgegend von Diamantina wird der cs8callw aus dem Bett des Flusses Jequitinonha gewonnen, dessen Wasser zu diesem Zweck an verschiedenen Stellen abgeleitet ist. Die Mittel zur Gewinnung der Diamanten find seit den ersten Versuchen dieselben geblieben. Da der Preis der Handarbeit fast allen Gewinn absor- birt, so können die Eigenthümer der Wäschereien nur dann ihr Glück machen, wenn sie Diamanten von großem Werthe finden. Dennoch wird die Oktave von Z2 Diamanten in Tejucco mit 400,000 ReiS (etwa 300 Thaler) bezahlt ; ich sah einen einzigen Diamanten mit 000,000 ReiS (750 Thaler) bezahlen. Ich war erstaunt über die Art, wie diese Käufe gemacht werden. Ein Neger bringt Diamanten, der Kaufmann untersucht sie, hütet sich aber, sie zu wiegen, und bietet einen Preis; wenn dieser Preis angenommen wird, so legt der Neger die Diamanten nieder, im entgegengesetzten Fall zeigt er sie den anderen Kaufleuten. Oft wird ein von einem Kaufmann auf 200 Thlr. geschätzter Diamant von seinem Nachbar mit ZOO bezahlt. Ich sagte einem reichen Brasilianer, daß bei uns die Diamanten nach dem Gewicht bezahlt würden; er schien mich nicht zu verstehen und antwortete, er kaufe die Diamanten nach dem bloßen Anblick. Dieses Verfahren nimmt dem Handel jede Regelmäßigkeit, und die Käufer verlieren oft bei einem Geschäft, während sie bei einem anderen gewinnen. Das Waschen des ea8c«Iti^ erfordert eine Reihe von Operationen. Zuerst wird der rairsllw einem starken Wafferstrom ausgesetzt; der Sand wird auf ein eisernes Sieb gestürzt, welches, von einem Sklaven in Bewegung gesetzt, die größeren Kiesel festhält, während der Sand und die Diamanten fortgeriffcn werden. Dann legt man den von den Kieselsteinen befreiten Sand in einen von drei Seiten geschlossenen hölzernen Rahmen. Ein Neger, mit einem großen höl zernen Napf in der Hand, tritt an die offene Seite und besprüht fortwährend den cnncallw. Das Wasser, das mit Kraft darauf fällt, nimmt die kleinen Kiesel fort, und nach einer einstkndigen Arbeit bleibt nur noch cine geringe Quantität des csscallw übrig, kaum der zwanzigste Theil von dem, womit der Rahmen ausgefüllt worden. Die dritte und letzte Operation besteht in der Waschung des kostbaren Sandes in dem Napf oder der bmes. Acht Neger stellen sich ins Wasser, jeder nimmt vier bis fünf Pfund e»8c»llio in seinen Napf und schüttelt denselben darin um. Indem er fortwährend das Wasser erneuert, bringt er alle werthlose Sandkörner heraus. Endlich tritt der Diamant hervor, indem seine vollkommene Crystallisation ihn erkennen läßt. Die Neger zeigten mir mehrere Male Diamanten in ihrer baten, ohne daß ich im Stande war, sie zu unterscheiden. Die Diamanten müssen sehr groß sepn, um schon bei der zweiten Operation erkannt zu werden. Ich wohnte ciuer Waschungs-Operation bei, die zwei Stunden dauerte; acht Neger waren dabei beschäftigt. Diese Operation lieferte sieben Diamanten von einem Werth von 160 Francs und eine Quantität Gold, die auf 30 Francs geschätzt ward. Der casc.-llbo war arm, und der Eigenthümer schien mir mit dem er haltenen Resultat unzufrieden. Alle Operationen werden von Aufsehern be wacht. UebrigenS werden jetzt die Neger mit weniger Strenge behandelt, auch sind die Diebstähle vielleicht nicht so häufig, als zur Zeit, wo die Nachgra bungen ein Monopol der Regierung waren. Das Bett des Jequitinonha ist eS nicht allein, wo sich Gold und Diaman ten finden; nach neueren Entdeckungen enthalten auch die Berge, die sich von diesem Fluß bis zum San-Franzisko erstrecken, ebenfalls sehr reiche Adern. Die unter dem Namen der Sierra des Großmoguls bezeichnete Bergkette, die etwa 58 Lieues von Diamantina liegt, ist der Schauplatz wichtiger Nachgra bungen. Trotz den von einer Erkursion in den Bergen Brasiliens unzertrenn lichen Strapazen, beschloß ich, mich nach der Sierra des Großmoguls zu be geben; ich war begierig, die Gewinnung der Diamanten in ihrer zwiefachen Form, im Bett der Flüsse und im Schoß der Berge, kennen zu lernen. Ich nahm nicht ohne Bedauern Abschied von den liebenswürdigen Be wohnern Diamantina'S. Ich verließ dasselbe am 10. Januar 1843. Nachdem ich den Rio-Manso passirt, erreichte ich den ^rroial oder Flecken, der den Namen jenes Flusses trägt. Ich suchte die Gastfreundschaft eines ehemaligen Obersten nach, der mich über den Zustand der Provinz belehrte. Ein Missionair hatte daselbst vor kurzem durch seine Predigten einen heilsamen Einfluß auSgeübt. Mein Wirth schrieb dcmselbcn die Ruhe dieses Theils der Provinz zu, dessen Bevölkerung sich nicht gegen die Regierung empört hat. Der Missionair hatte die Gläubigen aufgcfordcrt, wenn sie in die Kirche kämen, Steine zur Ausbesserung diese» Tempel» auf den Köpfen mitzubringen. Die Bewohner hatten diese Vorschrift gewissenhaft erfüllt, waren aber hierbei stehen geblieben, und die Steinhaufen warteten noch auf die Hand deS Archi tekten. Die moralischen Resultate der Mission waren befriedigender ausge fallen. Man führte mir mehr als hundert Ehen an, deren Schließung die Ermahnungen des Predigers bewirkt hatten. Selbst Mädchen von schlechtem Lebenswandel zeichneten sich durch ihren religiösen Eifer aus. In Diaman tina, wie in allen bedeutenderen Dörfern des Distrikts, war der Zudrang zu diesen Predigten so groß gewesen, daß man Mühe hatte, in den Kirchen Platz zu finden. Die ganze benachbarte Bevölkerung verließ ihre Arbeiten, um sich nach den Predigten zu begcbcu. Ganze Familien brachten acht oder zehn Tage fern von ihren Wohnungen zu, um die von dem Missionair vor geschriebenen Frömmigkeits-Hebungen zu erfüllen. Wenn diese frommen Be strebungen eifriger Prediger eine größere Ausdehnung gewännen, so würden sic auf die allgemeinen Sitten und namentlich auf die des Klerus einen heil samen Einfluß ausüben. (Schluß folgt.) Frankreich. Der gegenwärtige Stand der französischen Industrie. (Fortsetzung.) Da alle Gewerbe bei der großen Musterung der Industrie vertreten sepn wollten, so sah man aus manchen, deren Arbeiten sich nicht tranSportiren