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428 durfte weder Feuer noch Licht anrühren. Wie groß die Macht des Aberglau bens unter diesen ausgearteten Kindern Jsrael's ist, geht aus der Thatsache hervor, daß Niemand es wagte, einer armen jungen Frau, deren Kleider un glücklicherweise am Sonnabend in Brand geriethcn, Hülfe zu leisten, obgleich sie von ihrer Familie umringt war, unter der sich mehrere erwachsene Männer befanden. Sie hätte daher unfehlbar ihren Tod gefunden, wenn sie nicht aus dem Hause gestürzt und auf der Straße einem Muselmann begegnet wäre, durch dessen Beistand sie gerettet wurde. °) Wir saßen noch bei Tisch, als sich plötzlich der Ton einer Zimbel verneh men ließ, der von dem heiseren Geschrei der Weiber und dem näselnden Ge- hcule'der Männer begleitet wurde. Es war eine Braut, die man ihrem Ver lobten zuführte. Der Zug hielt unter unserem Fenster an, und zwar aus Artig keit gegen die Fremden, die vielleicht wünschen mochten, den kostbaren und eigenthümlichen Schmuck der glücklichen Braut in Augenschein zu nehmen. Sie war in der That eine ungemein hübsche Jüdin und weiß wie das feinste Wachs; ihre Augen waren geschlossen, aber die Augenlider und Brauen waren so schön, wie sie ein Bräutigam nur verlangen konnte. Auf dem Kopfe trug sie eine reich mit Perlen und anderen Edelsteinen gezierte Tiara, ein Ge wand von rothem Goldstoff schloß sich um ihre jungfräulichen Glieder, und ihre schlanke Gestalt war mit einem Halsbande, Armbändern und Knöchelbändern von antiker Form beladen. Mit Strümpfen waren ihre Füße nicht versehen, wohl aber mit vergoldeten rothlederncn Schuhen. Von brennenden Fackeln umgeben, schritt sie, auf ihre nächsten Verwandten gestützt, einher; jede Muskel ihres Gesichts war unbeweglich, wie es die strengen Gebote ihrer Religion erheischten, und die arme Braut glich auf diese Weise mehr einem Automaten, als einem lebenden Mädchen an ihrem Hochzeitstage. Mannigfaltiges. — Mogador und der marokkanische Handel. Erfolgreicher als vor dem gleichzeitig von den englischen Kanonen Gibraltars in seiner Unab hängigkeit beschützten Tanger, scheint die französische Flotte vor dem zweiten Hafen Marokko's, welches jedoch der erste seines auswärtigen Handels ist, vperirt zu haben. Mogador, von den Einwohnern Sueriah genannt, liegt unter 31° 28^ N. B. an der Küste der Provinz Haha und hat, da es erst im Jahre 1760 unter der Leitung europäischer Architekten angelSgt wurde, ein nicht bloß sehr malerisches, sondern auch ziemlich regelmäßiges Aussehen. Die Stadt selbst liegt auf einer Halbinsel, in einer sehr sandigen und wüsten Ge gend, weshalb es hier nur Cisternenwasscr gicbt und die Lebensmittel von weit her gebracht werden müssen. In keinem Falle eignet sich daher der Platz zu einer militairischen Besetzung, und nur der Schade, der dadurch dem marokkanischen Handel zugefügt wird, welcher die Schatzkammern des Sultans füllen hilft, kann die Franzosen bewogen haben, vorzugsweise dort einen Angriff zu unternehmen. Der Stadt gegenüber liegt die ebenfalls Mogador genannte kleine Insel, auf welcher sich Magazine und die eigentlichen Festungswerke befinden. Die Zahl der Einwohner, sowohl der Stadt als der Insel, wird auf 20,000 geschätzt, unter denen sich 4000 Juden befinden, die hauptsächlich den Handel mit Eng land betreiben, wo auch — namentlich in London — mehrere Häuser sogenannter portugiesischer Juden aus Mogador etablirt, von welchen Letzteren Einige mit den Herren Montefiore und Rothschild verschwägert find. Inzwischen hat der marrokkanische Handel in Folge der ihm vom Sultan Muley Abderrahman auferlegten Lasten in verletzten Zeit sehr abgenommen: im Jahre 1842 betrug der Werth sämmtlicher europäischer Waarcn, die in Marokko eingeführt wurden, 9 Mill. Fr., von denen England allein 8 Mill., Frankreich ungefähr 800,000, Portugal 74,000, Spanien 58,000 und Belgien 67,000 Fr. lieferte. Außerdem wurden in diesem Jahre baar eingeführt 1,280,000 Fr., und zwar aus Eng land 338,000 Fr., Frankreich 313,000 Fr., Spanien 170,000 Fr. und Portugal 31,000 Fr., so daß im Ganzen 10,285,000 Fr. importirt wurden, wovon 8,538,000 Fr. auf England allein kamen. Ausgeführt wurde im Jahre 1842 nach England für 3,720,000 Fr-, nach Frankreich und Algerien für 1,638,000, nach Spanien für 249,000, nach Portugal für 235,000, nach Belgien für 30,000 und nach den Vereinigten Staaten für 26,000 Fr. Die Ausfuhren be standen hauptsächlich in Ziegenfellen und ungegerbten Häuten für 1,856,000 Fr., in Wolle für 658,000, in getrockneten und anderen Früchten für 656,000, Wachs für 597,000, Gummi für 491,000 Fr. rc. Ein Hauptfabrications- Artikel deck Landes, das Maroquin, ist jetzt kaum mehr ein Gegenstand der Ausfuhr; nicht mehr als 35,000 Fr. betrug im I. 1842 der Werth dieses sowohl unverarbeitet als in Schuhen ausgeführten Fabrikates. Im Ganzen ist jedoch aus obigen Angaben zu ersehen, wie wichtig für England die Aufrecht haltung des marokkanischen Handels sep. — Polnische Literatur. Von der Uebersetzungs-Bibliothek auSge- wählter Schriften der lebenden polnischen Schriftsteller, welche unter der Re daction von A. Mauritius im Verlage von C. G- von Puttkammer erscheint, liegt jetzt die erste Lieferung vor, bestehend aus dem Sittengemälde „Leben und Thaten deS Fürsten Felix Dodoschifiski von Dodoscha." Die weite Ver- breitung der von dem talentreichen und fruchtbaren Professor Skarbek her- ') Dieses Geschichten ist wohl nicht ganz wahr, den» der Thaimnd gestattet den Juden, und zwar den afrikanischen eben so gut wie den europäische», die Sabbaihgesepe zu übertreten, sobald ein Menschenleben in Gefahr ist oder di- Sicherheit der Stadt sbei einer Feuersbrunst) und die Berthcidigung d-S Lande« es erheisch,. rührenden und fast durchweg in humoristischem Tone gehaltenen charakte ristischen Arbeiten läßt schließen, daß es eine glückliche Wahl war, mit diesem polnischen „Gil Blas" das Unternehmen zu beginnen. Gleichzeitig erschien in demselben Verlage eine von Mauritius verfaßte Broschüre, betitelt: „Preußens Verhältniß zu seinen polnischen Landestheilen." Obgleich unser Blatt, zu welchem der Verfasser in Beziehung steht, sich eines näheren Urtheils über dessen vorgenannte Schrift enthalten muß, so glauben wir doch auSsprcchen zu können, daß dieselbe in einem sehr geeigneten Zeit punkte gekommen ist, um die über die darin besprochenen Verhältnisse obwal tenden Zweifel und Streitigkeiten — namentlich über das Sprachverhältniß der betreffenden Gebiete — sowohl im Interesse der Behörden als des be. theiligten Publikums einer Ausgleichung entgcgenführen zu helfen. — Erfindung der Hängebrücken durch die Chinesen vor 1600 Jahren. Den merkwürdigsten Beweis der mechanischen Kenntnisse und Geschicklichkeit der Chinesen zu jener entfernten Periode liefern ihre hängenden Brücken, deren Erfindung man der Dpnastic der Han zuschrcibt. Nach dem übereinstimmenden Zengniß aller ihrer historischen und geographischen Schrift steller, war es Schang-Lieng, der Ober-Befehlshaber der Armee unter Käu-Tsu, dem ersten der Han, der die Wegebautcn durch die im Westen der Hauptstadt gelegene Provinz Scheu-se unternahm, deren hohe Berge und tiefe Schluchten die Verbindungen erschwerten und die man von der Hauptstadt aus nur auf Umwegen erreichen konnte. Mit einer Masse von 100,000 Ar beitern durchstach Schang-Lieng die Berge, füllte die Thäler mit der Erde aus, die ihm jene Ausgrabungen verschafften, und wo dieses nicht hinrcichte, »m die zu einem Wege erforderliche Höhe zu erlangen, baute er Brücken, die auf Pfeilern oder Vorsprüngen ruhten. Bei anderen Stellen, wo die Berge durch tiefe Schluchten getrennt waren, faßte er den kühnen Plan, hängende Brücken zu errichten, die sich von einem Abhange zum anderen erstreckten. Diese Brücken, welche die chinesischen Schriftsteller sehr passend „fliegende" nennen und die heutzutage als äußerst zahlreich geschildert werden, sind mit unter so hoch, daß man sie nicht ohne Schrecken passiren kann; so erstreckt sich eine von ihnen, die noch jetzt in Schen-se zu sehen ist, von Berg zu Berge in einer Länge von 400 Fuß über einen 500 Fuß tiefen Abgrund. Die meisten dieser fliegenden Brücken sind so breit, daß vier Mann zu Pferde neben ein ander hinüberrciten können, und an beiden Seiten befinden sich Geländer zum Schutze der Reisenden. ES ist keinesweges unwahrscheinlich (wie Pauthier meint), daß die Missionaire, die vor mehr als einem Jahrhundert die That sache berichtete», daß die Chinesen hängende Brücken hätten, und daß viele derselben von Eisen wären, den europäischen Ingenieuren den ersten Wink gaben, auch ihrerseits dergleichen Werke zu unternehmen. Bibliographic. ') Schweden. Korpn« stiri« 8ueo-6ntarnm autiljni. Vol. 6. 8amlinx af 8vcrixc« xamla laxar, pa kouzl. lUastt« — l-efallniu^ utgikreu uf 6.^. 8cll1vter. Land 6. Vcl«iujxcla8cu. k'ristun - l-alkeu ak 8malaud«laxeu. L^ärküarätteu. — Auch mit d. Titel: kodcx Huri« IlelxiugiU, eodici« stiri« 8malandici jiar« de r« eocle^iaitica et Huri« urliici cndex "««ltne »f k d. 8cblvter. 1. mit 4 Facsim. I^uud. 4 rd. — Diese, im I. 1827 von Schinter (Prof- in Lund), gemeinschaftlich mit Collin, begonnene Sammlung der alten schwedischen Gesetze wird stets zu den bedeutendsten Erscheinungen der schwedischen Literatur gehören. 1b'. 8 ek r ev i l i u « I^Lrnlmk i 8verige« allmanu» nu gällaud» eivil-ratt. Del 1. lu- ledninx. 8. I-nud. I rd. 24 «k. 0. Naumann 8ver>8e« «tat«tHrfattuing«-r»tt. Vaud I. 12. 8tncklmlm. 2 rd. 24 «. Vttraudeu röraude verkau at varm IdÜLter« liexaxusude i Heru-liandterivjzeu. list trzckot tiekordrade sia ^eru - kuukoret« beko«tuad. 8. 8toekü. 40 «K. Veteu«kaz,«-^kadeulieu stxitVen. Del 3- 8. 8bokli. 2 rd. Von den durch den Tod des König» veranlassten Werten erwähnen wir nur die von Prof. Geijer auf höheren Befehl geschriebene und bei dem Begräbnis in der Niddarholmskirche gelesene Denkschrift: Ler«nna!ier ülver Kail XlV dolian. karakter«draj; ocli hedritter. Ku «°terdlik trau Han« xrak. 8. mit Porte. 8toekl>. 16 -»I». — Dieselbe erlebte schnell eine zweite Auflage und eine deutsche Ucberschung von Dieterich (Stockholm. 36 -»k). Sprache und Darstellung darin sind gleich vortrefflich. kür-daß tiU Ludriuxar i 8veri8e« xrnudlatcar, euli^t 1841 ar« rik«dag«!)e«Iut livilaud« till den lieliaudiin^, «nm reueein^-tormen« 5V nob 81 HH. tHre«kriva. 8- 8toekl>. 40 --K. — Wichtiger Beitrag zur Geschichte der Reichstage. Vrrf. ist, wie man weift, der Graf K- G. Spens, der seit Jahren Mitglied aller Reichstage war und mit Auszeichnung auf Seilen der Opposition stand. Er starb kurz nach dem Erscheinen der Schrift. Auch in Schweden hat sich neuerdings zu Stockholm eine Gesellschaft (8ven«k» Vnrn«kritt-8all«kap) zu dem Zwecke gebildet, ältere interessante Werte der schwedischen Lite« ralur bekannt zu machen. Ihre Statuten sind gedruckt: Ktadxar t»r 8v*n>ika korn-krift- 8äll«ka,»et, tw«lntue ocli antagne j 8toekbolu> <t«u I december 1843- 8 Seit. 8- 8tockl>. Bereits erschien auch ein erster Band der von ihr herauszngcbenden Werte: 8amUmrar ut- gituu at 8veu«ka k'oru8kritt-8äll«k«i»et. vel I. — Auch mit d. Titel: klnre« ocli Lanre- Nor. Ku kärlek«-dikt krau medeltideu. «t'ter xamla kand«krikter ak 6. K. Xlemmiux. 8. mit 1 Facsim. 8toekl>. 1 rd. 32 Uerman 8ätlierbers »l""""orua vid växen. Vikter. Haft 2. 8- mit 4 Musik- Beilagen. 8toekb. 44 «k. — Talentvoller junger Dichter. Mehrere seiner Gedichte, z. B. sein 8veu«k folkrulltx, von Berwald in Musik gesetzt, sind Lieblingslicder des Volks geworden. kmilie Karlen ^ideikommisset. Loman- Dol 1—z. y. Stöckli. Subscrpr. in Stockholm: 3 rd. — Die Vcrf., früher unter dem Namen rivjra re-Karlen schrei« bend, wird, nachdem man denselben in Deutschland mißbraucht, sich künftig nur Karlen, nach ihrem Manne, nennen. >nva acta re^iae 8ocietati« «cientiarnm kzt«alieu«j«. V ol. 12- 4. mit 3 Kpft- kpsaliae. — Unter den darin befindlichen zehn Abhandlungen sind fü nf mathematischen Inhalts. Fortsetzungen früher angezeigter Werte: 2etter«tedt Vinter» 8eaudluaviae. 1'omm, z. — vandliuxar till 8ve^e« retormatmu«. ocli kyrkolii.toria uuder konnnx ku.tat ll. U"t^ 1^ — Lioxr»s>lu«kt lexicou ötver namukuunixe 8veu»ka mäu. Laud 10. ,, Sämmtlich, hier ang-i-igt, W-rke sind durch dl, Buchhandlung von Ash-r u. «d-, hi-rstlbst, zu brstthen. Herausgegeben und redigirt von I. Lehmann. Im Verlage von Veit k» Comp. Gedruckt bei A. W. Hayn;