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WösuuUikp cnchcme» deei Nunnnee». Praiium.racions Prcis 22^ SUbergr. jj Tdir.) cicneljöhcU.P, Z Thic. Ine tös gan;cJahr, ohne Erhöhung, in »Ucn ^heilen der Preußischen Monarchie. M agazin für die PnmumclcMon.n weldcn vo« jcter Brichdandiluiq (in Berlin bei Veit u. 15omp., Iac;erstraße Nr. 2d), so nie von allen Konigl. Po^Aenttcin, angenommen. L i t c la t u r d c s Auslandes. .4/ 10!» Berlin, Sonnabend den II. August , Java. Der frühere und der jetzige Gottesdienst aus Java. (Nach indischen Zeitschriften.) I- Brahmanismus und Buddhismus. Der Ursprung und dic ersten Zustände beinahe aller Völker der Erde sind gewöhnlich in Dunkel eiugchüllt. Die Vergangenheit enthält für uns einen Schatz von Schönem und WiisenSwerthem, und wohl lohnt cs der Mühe, in dieser Dunkelheit nachzuforscheu nach den Ereignissen der uralten Zeit. — Schwerlich giebt es wohl ein Thema, wo Forschungen dieser Art mit größeren Schwierigkeiten verknüpft scpn können, als das des Gottesdienstes, welcher in uralter Zeit auf Java geherrscht hat. Alles, was wir darüber wissen, besteht aus einer verworrenen Masse alter Sagen und Legenden, die sich ost dergestalt in einander verwickeln und so viele Ungereimtheiten enthalten, daß der Forscher entmuthigt davor stehen bleibt. Jedoch giebt es in dieser Dunkelheit einen Punkt, hinsichtlich dessen bei nahe alle javanische Sage» übercinstimmen unv von wo aus man daher seine Forschungen mit ziemlicher Bestimmtheit fortsctzen kann, nämlich die Ver breitung der Hindu-Lehre auf Java. Dic prachtvollen und kolossalen Tempel- Ruinen, welche man auf Java und besonders in seinem östlichen Theil an trifft, stammen unstreitig aus jener Zeit. Wen» der Reisende sinnend und staunend auf jene Tempel blickt, aus deren Trümmern ihn noch eine große Vergangenheit zu umwehen scheint, von denen ein Stein nach dem anderen hinabrollt und versinkt, dgnn suhlt er unwillkürlich das Interesse für jene vergangene große Zeit sich in ihm regen und die Frage sich in ihm gestalten: wer konnte solche Prachtwerke ins Leben rufen, und welches waren die mächtigen Motive, die dazu Veranlassung gaben? welches waren die Gottheiten, denen mau darin göttliche Verehrung erwies? — Es liegt jetzt beinahe im Gebiet der Unmöglichkeit, zu bestimmen, durch wen und wann diese Denkmäler eines auf Java seit langer Zeit vcrschwun- denen Gottesdienstes errichtet wurden; wie cs möglich gewesen ist, daß die Gründer dieser Tempel so in Vergessenheit gcrathen sind, daß man von den meisten javanischen Alterthümern in ihren Sagen kaum die Namen erwähnt findet, während vo» anderen zwar noch einzelne fabelhafte und ins Gebiet der Unmöglichkeit fallende Sagen bestehen, die aber entweder in späterer Zeit ersonnen oder der alten Hindu-Geschichte, wie sic in dcn vva)-»ng8 jjavanischc» Schauspielen) vorgctragcn wird, entlehnt find. Java hat wahrscheinlich von den ältesten Zeiten her seine eigene Bevölke rung gehabt, die (wenn man nach den im ganzen indischen Archipel, in der Südsee und selbst auf Madagaskar vorkommenden javanischen Worten schließen darf) schon damals durch auSgcbreitete Handels-Verbindungen mit vielen und verschiedenartigen Völkern in Berührung gestanden hat. °) Wahrscheinlich ist durch einen dieser verschiedenen Völkerstämmc, vielleicht durch aus Indien ver triebene Hindu-Sekten, diese Religion nach Java verpflanzt worden, im Laufe der Zeit dic herrschende geworden und in Folge dessen eine Priester- Herrschaft entstanden, unter dercn Einfluß cs allein möglich war, solche kolossale, dem Gottesdienst geweihte Gebäude zu errichten. Eine uralte javanische Legende meldet, daß ein gewisser Adlchi Soko, der aus Indien vertrieben war, zuerst Java entdeckt und bevölkert habc. Vielleicht steht dies schon in Verbindung mit der Entstehung des Hindu - Gottesdienstes auf Java. — Ist nicht zu vermuthen, daß dicker Adschi Soko, statt, wie jene Legende meldet, Java zuerst entdeckt und bevölkert zu haben, bei den ursprüng lichen Bewohnern dieser Insel, durch Einführung verschiedener Künste und Wissenschaften vom Festlande Indiens, gewissermaßen ein neues Zeitalter bildete, und daß darum die javanische Zeitrechnung mit seiner Ankunft auf dieser Insel angefangen hat? — Unter den Neuerungen, welche er einsührte, nennt jene javanische Legende „Gottesdienst, Schrift und die Kunst, die Zeit zu berechnen"-. — Wäre es demnach zu verwundern, daß die früheren Jahr hunderte in Vergessenheit und ewiges Dunkel begraben find, da dem Volke die Mittel fehlten, ihre Geschichte auf die Nachwelt zu bringen? — ES ist nicht wahrscheinlich, daß beim allmäligen Ucbertritt der ursprünglichen java nischen Bevölkerung zur Religion der Hindus die Priester bereits in so hohem Ansehen gestanden hätten, daß Künste und Wissenschaften so kurz nach ihrer Verbreitung schon auf einer so hohen Stufe gestanden haben konnten, daß man bereits damals so großartige Arbeiten unternommen haben sollte, wie ') Man vergleiche über diesen Gegenstand das große Werk Wilhelm von Hmnßöldt's: „Ueder die Kami Sprache aus der Insel Java". z. B. das Bauen so kolossaler Tcmpcl wie dic von Boro Budör und andere. Die Entstehung derselben muß daher einem späteren Zeitalter zugeschricben werden, und zwar wahrscheinlich einem in der javanischen Geschichte vor- kommcnden Fürsten Dewa Kosuma jauch Rissu Getayo genannt) vom Reiche Jcngolo, der ungefähr ums Jahr IMl geherrscht haben soll. Dieser Fürst soll vier seincr Söhne und cine Tochter nach dem Festlande von Indien ge sandt haben, um dort in der Hindu-Religion unterrichtet zu werden. Der älteste dieser Söhne, mit Namen Lcmbu-Hamiluhur, verheiratete sich mit eincr indischen Fürstin und brachte bci seincr Rüclkchr nach Java außer vielen Merkwürdigkeiten auch ltüll Soldaten und eine große Anzahl verschiedener Künstler mit. Nach dem Tode des alten Fürsten ist das Jengoloschc Reich zu gleichen Theilen unter seine vier Söhne vcrtheilt und sind diese vielleicht mit Hülfe der aus Indien mitgebrachten Künstler dic Begründer der Denkmäler aus der ersten Epoche dcS Hinduismus auf Java geworden. Nimmt man diese Vermulhungcn, welche doch noch einigermaßen aus ge schichtliche» Thatsachcn beruhen, nicht als möglich odcr wahrscheinlich an, wie ist cs dann in menschlicher Macht, das Alter dieser Tcmpcl zu bestimmt», wenn man bedenkt, daß Bauart und Material für Jahrtausende berechnet zu scpn scheinen? Jahrhunderte lagen sic unter wucherndem Gesträuch und Waldung begraben; erst in neuester Zeit, dic meisten in dcn letzten vierzig Jahren, wurden dic Spuren davo» entdeckt. Und trotzdem haben sie der Zerstörung auf eine Weise Trotz geboten, die dcn Beschauer mit Staunen er füllt. — Dürfte man nicht vielleicht behaupten, daß diese Tempel selbst älter sepen als unsere christliche Zeitrechnung? In diesem Fall wäre Adschi Soko vielleicht der Verkünder der später nach Java gekommenen Buddha-Lehre und der Begründer der dieser Gottheit geweihten Tempel gewesen. Merkwürdig ist noch, daß man hier auf Java so viele schöne Denkmäler indischer Baukunst angctroffen hat, während man auf Sumatra, Borneo und der Halbinsel Malacca nur sehr wenig Spuren davon findet. Es ist jcdoch noch keincSwegeS gewiß, ob der rcine, unverfälschte Brahmancndicnst je auf Java einheimisch gewesen ist, odcr ob er cinige Vcr- ändcrungcu »ach dc» Sittcu und dem National-Charakter der Javanesen er litten hat. Das Letztere scheint wahrscheinlicher, da der javanische Charakter zu allen Zeiten zu sanft und mild gewesen, als daß man annehmcn dürfte, sic wären blindlings dcn oft schändlichcn und grausamen Vorschriften der ver schiedenen Sekten gefolgt und hätten sich sogar mit Menschenopfern befleckt. Für die Milde des National-Charakters der Javanese» spricht auch deut lich ihr Ucbertritt zur muhammedanische» Religion, und daß sie nicht alle Lehren dcS Koran anerkennen, sondern nur gerade solche, welche sich mit ihren civilisirtcrcn Kulturzuständcn und Ansichten in llebcreinstimmung brin- gen ließen. ES giebt noch heutigen Tages auf Java zwei kleine Gemeinden, welche dem Gottesdienst ihrer Väter treu geblieben sind, dic Bcwohner dcS Tingerschen Gebirges im östlichen Java, und die Bedouis in der Provinz Bantam, der westlichsten. Und gerade diese kleinen Gemeinden zeichnen sich durch Moralität vor der ganzen Bevölkerung aus. Eine Thatsachc, welche oberflächlich gegen diese Bcrmuthungen »»streitet, ist die, daß auf Java mehr Siwa- als Wischnu-Tempel gesunden werden. Die Siwabildcr haben auf Java jcdoch nicht ganz das schrcckencrregende Aeußcrc derer vom Festland? Indiens. Außerdcm scheint doch auch jedenfalls die Buddha. Lehre sehr auf Java verbreitet gewescn zu sepn, und vielleicht ist sie, da sie viel sanftere Lehrsätze hatte, mit der Wischnu-Lehre sehr nahe verwandt oder wohl gar dieselbe gewesen, da aus allen alten javanischen Handschriften aufs deutlichste hervorgeht, daß Wischnu eincr dcr Hauptgötter dieser Insel war und jedenfalls also einen zahlreichen Anhang gchabt haben muß. Viel leicht auch haben die zwei Sekten von Siwa und Buddha in freundschaftlichen Verhältnissen mit einander gelebt, da man die verschiedenen Tempcl dieser beiden Sekten in sehr geringer Entfernung von einander stehend gesunden hat. — Bei dem großen Boro-Budor-Tempel verräth die Bau-Ordnung und dic zahlreichen Buddha-Bildsäulen einen Buddhisten-Ursprung, und doch find dic Basrelief aus der Mythologie dcr Wischnu- und Siwa-Lehre entlehnt. — ES erscheint daher wohl ziemlich gewiß, daß der Siwa-Dicnst aus Java verbreitet gewesen ist, aber bei weitem nicht allgemein, und daß cr nie die harten und grausamen Lehren enthalten hat, wie z. B. auf dein Festlandc Indiens, und wie eS noch heutigen TagcS auf dcr Jnscl Bali der Fall ist, wo bci Begräb nissen noch jetzt dic Frauen und Sklaven des Verstorbenen erst erdolcht und nachher mit verbrannt werden. — Auch geht dies aus der Beschreibung Siwa'S odcr Mahadewa's hervor, wie man sie in dem javanische» Buche fllimisi nwxo antrifft. ES heißt darin: „Er hatte einen Palast von Silber, einen See von