Volltext Seite (XML)
KernsprechsteNc 22. Die „Sächsische Elbzettuna' erscheint LlcnSta», Donners tag und Sonnabend. Die Ausgabe deS Blatte» erfolgt Lag» vorher Nachm. 4 Uhr. AbonnementS-PreiS viertel« jährlich 1 Mk. 80 Pf., »wet« monatlich I Mk., einmonat« lich SO Pf. rin»elne Nummern 10 Pf. Alle kalserl. Postanflalten. Postboten, sowie dir ZritungStrSger nehmen stet» Bestellungen auf die „Sächsische Glbjeitung" an. MM MMiig. Amtsklütt für ks Bm-Ue MlAeriD, dg RchWc HGWmt i>cn Aodimi M WM, Wie sk im LiaiizmäÄmt zu HMck. Mit „Ällustrtert. SonutagSblatt". Mit Humor. Beilage „Seifenblasen". Mit „vandwlrtschaftl. Beilage". Al.-Adr.Elbzeitung. Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montag», Mit twoch»und Freitag» bi» s p ä t e st e n S vormittags S UHr aufjugeben. Preis für die gespaltene CorpuSzeil« oder deren Raum IS Pf. ^tabellarische und komplizierte nach Übereinkunft). „Singesandt" untrrm Strich SO Pf. di« Zeile. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. JnserateN'Annahmestellen: In Schandau: Expedition Zaukenstraße 184, in Dresden und Leipzig: die Annoncen - Bureaus von Haasenstein L Vogler, Invalidendank und Rudolf Moste, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. Mr. II« Schandau, Sonnabend, den 7. Oktober 1905. 49. Jahrgang. 8tM-8piU ItiMV zu ktlmuiiUI. Geöffnet für Ein- und Rückzahlungen Mittwochs und Sonnabends von 9—12 Uhr vormittags nnd überdies für Einzahinnaen täglich von 2—4 Uhr nachmittags. Linskuss 3 2 / Politische Rundschau DentschcS Reich. Der Hcrbstaufenthalt des Kaisers nnd der Kaiserin im Jagdschlösse Nomintcn geht an diesem Sonnabend wieder zu Ende. Auf der Heimreise nach Berlin resp. Potsdam stattet der Monarch seinem Grcnadicrrcgimente „König Friedrich Wilhelm I." in Königsberg, sowie der Leibhusarcn-Vrigadc in Langfuhr Besuche ab. Der Bundesrat ist in der abgelaufcncn Woche zu seinen Plenarsitzungen wieder zusammengctrcten, womit der parlamentarische Winterseldzng im Reiche seine Ein leitung. erfahren hat. Im Vordergründe der Bundcs- ratsberatungen steht zunächst der Entwurf der Ncichs- sinanzreform, der sich neben der signalisierten Flottcn- vorlagc zweifellos znm Mittelpunkte der kommenden Neichstagsscssion gestalten wird; voraussichtlich wird die Ncichsfinanzreform dem Reichstage gleich bei seinem Wiedcrzusammentritte zugchen. Die Eholera im Osten des Reiches geht mehr und mehr zurück, cs kommen nnr noch vereinzelt neue Fälle dieser Krankheit vor, sodaß ihr baldiges gänzliches Ver schwinden bestimmt zu erwarten steht. Bedauerliche Kreise droht der Aus stand in der Berliner ElcktrizitätStndustric zu ziehen. Der Verband Berliner Mctallindustriellcr hat bekannt gegeben, daß er sich mit den dem Verband angehörcnden Firmen der Elcktrizitätsindustrie, in deren Betrieb gestreikt wird, solidarisch erkläre und die Schließung aller übrigen Be triebe des Verbandes für den 14. Oktober anordnc. Sollte aus dieser Drohung Ernst werden, so würden sich in Berlin Mitte Oktober ca. )20000 Arbeiter plötzlich „ausgcspcrrt" sehen; hoffentlich kommt cs aber nicht zu dieser Maßnahme, welche einschneidende Wirkungen für weite Kreise nach sich ziehen würde. Aus Deutsch-Südwestafrika ist die sensationelle Nachricht von einem noch rechtzeitig entdeckten Komplott gegen die deutsche Herrschaft zu verzeichnen. Als Anstifter des hochverräterischen Anschlages sind mehrere „National SocoutS" zu betrachten, wie jene Buren genannt werden, welche im letzten Burcnkricge ihre eigenen Landsleute an die Engländer verrieten. Es darf wohl erwartet werden, daß die deutschen Behörden in Südwestafrika mit solchen nichtsnutzigcn Elementen durch Ausweisung aus der Kolonie kurzen Prozeß machen werden. JnDentsch-Ostafrika ist die rebellische Bewegung nun auch sogar in der Nähe von Dar-es-Salaam ausgetreten. Vielbemerkt werden die Aeußcrungcn, welche der Reichskanzler in Baden-Baden bei einer Unter redung, die er einem Pariser Journalisten gewährte ge tan hat. Mit großem Freimut sprach sich Fürst Bülow hierbei über das erzielte Marokko-Abkommen und das deutsch-französische Verhältnis aus; seine Erklärungen trugen den Charakter rückhaltlosen Entgegenkommens gegenüber Frankreichs. Auch die deutsch-russische An näherung und die französisch-italienische Freundschaft streifte der Kanzler in seinen Darlegungen. Ferner wird noch eine zweite Knndgebung des Fürsten Bülow während seines Badener Aufenthaltes berichtet. Er empfing eine Deputation des Straßburger MänncrgesangvcreineS, welche ihm das Diplom als Ehrenmitglied des Vereines über reichte. In seiner Dankrede betonte der Reichskanzler, wie Straßburg und die Neichslande jedem guten Deutschen besonders ans Herz gewachsen seien, er rühmte die gute vaterländische Gesinnung des Straßburger Männergesang vereines nnd schloß mit dem Ausdrucke der Hoffnung, daß sich die Beziehungen zwischen den Neichslanden und Alt-Deutschland immer herzlicher gestalten würden. Ocsterrcich-Ungarn. Noch immer wird an der Lösung der ungarischen Mintsterkrisis herumgedoktert; auch die am Mittwoch stattgefundene Audienz des ungarischen Ministerpräsidenten Varons Fejervary beim Kaiser Franz Josef in Wien hat noch keine Entscheidung gebracht. Immerhin verlautet von einer bevorstehenden Umgestaltung des Kabinetts Fejervary. — Die mehrtägigen Straßcnemeuten in Brünn, bei denen sich der tschechische Mob wieder einmal eine Güte getan hat, scheinen endlich zum Abschluß gelangt zu sein, allerdings würde auch bei ihrer Fortdauer der Belagerungszustand über die Stadt verhängt worden sein. — Im österreichischen Abgeordnetenhause haben die Brünner Unruhen zu lärmvollcn Jnterpcllationsdebattcn geführt, in deren Verlaufe am Mittwoch vom Minister präsidenten von Gautsch eine ziemlich lendenlahme Er- klärnng abgegeben wurde. Im ferneren Fortgange der Mittwochssitzung rief der bekannte tschechische Draufgeher Graf Sternberg einen großen Tumult durch sein provo zierendes Auftreten gegenüber den Alldeutschen hervor. Frankreich. In Paris sind dem Abschlusse des deutsch- französischen Abkommens verschiedene Intimitäten seitens der Beteiligten nachgefolgt. So gab am Mitt woch Ministerpräsident Nonvicr ein großes Frühstück zu Ehren des deutschen Gesandten Ilr. Rosen, woran u. a. auch der deutsche Botschafter Fürst Nadolin und alle Minister teilnahmen. Noch nm genannten Tage reiste dann l)r. Rosen nach Berlin ab, jedenfalls, um an maß gebender Stelle mündlichen Bericht über den Verlauf der deutsch-französischen Verhandlungen zu erstatten. Aus der französischen Kolonie Guadeloupe in West indien werden blutige Unruhen bei den Gemcindc- wahlen berichtet; es gab Tote und Verwundete. Balkanhalbiuscl. In Mazedonien gehen die Abschlachtungcn zwischen den verschiedenen dortigen Nationalitäten flott weiter. Im Dorfe Dranchi überfiel der serbische Wojmode Gligor mit seinen Leuten eine bulgarische, 35 Mann zählende Bande, von der 20 getötet und drei gefangen genommen wurden. Unter den Gefallenen sollen zwei bulgarische Offiziere gewesen sein. Rußland. Die kritische Lage in Baku, dein Mittelpunkte der russischen Naphta - Industrie, hält noch immer an. Die Einwohner fahren fort, sich von Patrouillen begleiten zu lasten. Viele Läden sind geschlossen, Plünderung und Mord kommen täglich vor. Niemand glaubt an die Beständigkeit des Friedens zwischen den Tataren und Armeniern. Die Tataren weigern sich, die Verantwort ung für die Ruhe im Bohrgcbictc zu übernehmen, und die Opfer zu entschädigen, wenn ein Schuldiger arretiert wird. Den Finnländern gegenüber wird russischerseits wieder die Faust gezeigt. Generalgouverucur ObolinSky hat sich kategorisch geweigert, die in einer Reihe finnischer Städte beschlossenen Petitionen an den Kaiser anzunehmen, und hat er sich weiter auch gegen die Einberufung des finnländischen Landtages in diesem Jahre erklärt. Marokko. Aus Tauger wird vom 4. Oktober gemeldet: Ben Jussnf, der Anstifter der Ermordung des österreichisch- nngarischcn Vicckonsuls Madden in Mazzagnn, stellte sich heute iu Mazzagan den Behörden. Fünf Mitschuldige Ben Jussufs sind bereits gefangen gesetzt. Ostasicn. Die Ratifikation des Friedensvertrages von Portsmouth steht bevor. Der Geheime Nat in Tokio hat dem Friedensvertragc am Dienstag zugestimmt. Der Geheime Rat besteht aus sämtlichen Ministern und 28 Räten. Mit ihm zusammen übt der Kaiser von Japan (Mikado) die ganze vollstreckende Gemalt aus. Der Friedcnsvertrag ist demnach verfassungsmäßig an genommen und bedarf nur noch formell der Unterzeichnung des Kaisers. Lokales und Sächsisches. Schandau. Bei der heute Freitag vormittag 8 Uhr stattgefundeuen Pferdevormusterung wurden 41 Pferde aus Schandau vorgeführt. Von diesen wurden 6 als unbrauchbar, 4 als vorübergehend unbrauchbar und 31 als brauchbar erklärt. Weiter wurden noch 14 Pferde aus Ostrau, 3 aus Postelwitz und 5 aus Schmilka (davon 3 vom Winterberg) vorgeführt. L. — Bekanntlich ist man zur Zeit damit beschäftigt, in der hiesigen Schule die Zentralheizung einzurichten, n. zw. ist es eine Warmwasterniederdruckheizung, die in ge sundheitlicher Beziehung das beste, wegen der milden, nicht überhitzten und hinreichend Feuchtigkeit enthaltenden Luft insbesondere für Schulen geeignete Heizsystem dnrstellt. Die Ausführung dieser Arbeiten, die der Dresdener Zentralheizungs-Fabrik von LouiS Kühne übertragen wurden, sind bereits sehr weit vorgeschritten, so daß nur mehr die Heizanschlüsse herzustellen sind. Vertrags gemäß, soll die Anlage bis zum 15. Oktober betriebsfähig sein, doch hofft die Firma, sich dieser Aufgabe bereits früher zu cutledigeu. L. — Die Sch andauer Chronik soll, so Gott will, in den ersten Monaten des kommenden Jahres hcrauS- gegeben werden. Dies wird jedoch nur möglich sein, wenn die Schandaner bei der Vorhcrbestellung das regste Interesse für die Geschichte ihrer Heimatstadt zeigen. Listen für die Zeichnung werden rechtzeitig hcrumgeschickt werden. Die Reinschrift ist nahezu beendet, auch eine einzigartige Bildersammlung, zumeist Federzeichnungen nach älteren Originalen, ist zur Illustrierung der Chronik vorhanden. Alle die, welche ältere Schandaner Schrift stücke, Briefe usw. von allgemeinem Interesse oder ältere Bilder, Zeichnungen, Photographien usw. besitzen oder deren Besitzer kennen, werden gebeten, dies baldigst Herrn Pastor Glootz oder Herrn Kirchner Ehrt mündlich oder schriftlich zur Einsichtnahme und eventuellen Benutzung mitzuteilcn. Es wird gebeten, diese Anffordcrnng nicht zu übersehe», sondern darüber nachzudenken und auch andere davon in Kenntnis zu setzen. — Der hiesige Turnverein veranstaltet am kom menden Sonntag nachmittags '^3 Uhr ans dem Turn plätze sein diesjähriges Sommerabturnen, verbunden mit Ordnungs- und Freiübungen, sowie Geräte-, Kür- und volkstümlichem Tnrncn. Von auswärtigen Vereinen werden zwei Königsteiner Turnvereine, sowie dieBruder- vcrcine von Hermsdorf, Hohnstein und Sebnitz erscheinen. Am Abend wird ein flottes Tänzchen im Hcgenbarthschen Etablissements arrangiert werden. — Die Mitglieder des „Rad- und Motor fahr-Klubs Sächsische Schweiz" werden hier durch auf die morgen Sonntag, den 8. Oktober stattfindende Wanderfahrt (Tngestour) nach Krippen, Königsmühle, Mardorf, Letschen, Bodenbach, Schneeberg usw. aufmerksam gemacht. Da sich die Straßen trotz des wechsclvollen Wetters in gutem fahrbaren Zustande befinden, wird die Tour bestimmt gefahren werden. Eine Verschiebung dieser Fahrt erfolgt somit nur bei starkem Negcnwetter. — Die Abfahrt geschieht von Schandau-Wcndischfähre (Gasthaus Carolabrückc) früh pünktlich 8 Uhr, während das Zusammentreffen mit den sämtlichen übrigen Klubbczirkcn vorn«. 10 Uhr in Maxdorf (Gasthaus zur Glocke) uud vormittags 11 Uhr in Boden bach (Hotel Frieser) erfolgen wird. — Hoffentlich trägt auch Petrus durch beständiges Wetter seinen Teil zum Gelingen dieser genußreichen Wandertour bei! — Laut Bekanntmachung der Ortskrankenkasse hat sich der Vorstand derselben infolge mehrfacher Ver stöße gegen die An- und Abmcldepflicht veranlaßt gesehen, zu beschließen, daß vom 1. Oktober ab alle An- bezw. Abmeldungen versicherungspflichtiger Personen ohne Ausnahme nur schriftlich gegen Aushändigung der An- bezw. Abmelde-Bestätigung zn erfolgen haben. Die zu diesem Zweck erforderlichen An- und Abmeldebogcn sind an der Kassenstcllc zu entnehmen. L. — Der Arbeitcr-Unterstützungsverein für Schandau uud Umgegend hält am Sonntag, 8. Oktober nachmittag 3 Uhr seine 3. Vierteljahrs-Versammlung und Kassentag im Valentinschen Etablissement ab. — Am Sonntag, den 8. Oktober, feiert die Kirche in Cunnersdorf ihr 50jährigcs Bestehen. Aus diesem Anlaß findet an diesem Tage FcstgotteSdicnst statt. Um 81/2 Uhr morgens wird sich vom Erbgericht Cunnersdorf abgehend ein Festzug zur Kirche bewegen. L. — Die elektrische Straßenbahn Schaudau- Lichtenhainer-Wasserfall wird mit Sonntag, den 8. Okt. d. I. den Betrieb einstellen. Eine Fahrt durch das herrliche Kirnitzschtal bietet besonders jetzt, wo der Laub wald sich in den herrlichsten Farbenschattierungen dem Auge zeigt, sich in seiner herbstlichen Färbung so wunderbar von dem ewig grünen Schmuck der Tannen abhebend, ganz besondere Reize. Es dürfte daher jedem Natur freunde zu empfehlen sein, die letzte Gelegenheit zur Fahrt durchs Kirnitzschtal nicht unbenützt vorübergehen zu lassen. L. — Die Frage der Erbauung eines Gaswerkes in hiesiger Stadt ist nunmehr insofern um ein Bedeutendes vorwärts geschritten, als zur Zeit eifrig an den Haus anschlüssen gearbeitet wird, sodaß in mehreren Anwesen die Installationen bereits fertiggestellt sind. Dagegen ist die Plntzfrage und die Bahnhvfs-Belenchtnngsfrage noch immer in Schwebe. Wie zahlreich indeß die Anmeldungen bis zum 1. Oktober eingegangen sind, beweisen nachfolgende Zahle», wobei jedoch bemerkt werde» m»ß, daß »och viele Anmeldeformulare ausstehe». Für Privat - Beleuchtung, außer der Stadtbeleuchtung, sind 1174 Flammen an gemeldet, weiter 126 Kochapparate mit 276 Flammen, 25 Plätten mit 25 Flammen, 18 Heizöfen, 5 Badeöfen, 2 Heißwasserapparate und 3 Motore. L. — Heute morgen uni 9 Uhr traf der neue Schlepp dampfer Nr. 15 der Deutsch-Oesterreichischen Dampfschiff fahrt, mit Böllerschüsse» empfange», dahier ei». Das stattliche Schiff, ei» Rad-Dampfer, hatte sechs große Kähne, davon fünf beladene im Schlepptau. Die Ladung des