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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 45.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193000008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19300000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 45.1930
-
- Ausgabe Nr. 1, 2. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 2, 9. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 3, 16. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 5, 30. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 10, 6. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 11, 13. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 12, 20. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 13, 27. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 14, 3. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 15, 10. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 16, 17. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 17, 24. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 18, 1. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 19, 8. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 20, 15. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 21, 22. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 22, 29. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 23, 5. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 24, 12. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 25, 19. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 26, 26. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 27, 3. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 28, 10. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 29, 17. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 30, 24. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 31, 31. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 32, 7. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 33, 14. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 34, 21. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 35, 28. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 36, 4. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 37, 11. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 38, 18. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 39, 25. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 40, 2. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 41, 9. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 42, 16. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 43, 23. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 44, 30. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 45, 6. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 46, 13. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 47, 20. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 48, 27. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 49, 4. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 50, 11. Dezember -
- Ausgabe Nr. 51, 18. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 52, 25. Dezember 1930 -
-
Band
Band 45.1930
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- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Dau" übernommen hatte. Mit der Gründung des Reichsverbandes des deutschen Gartenbaues e. B. am 1. 7. 1924 wurde er gemeinsam mit Schetelig-Lübeck und Bernstiel-Bornstedt, Präsident des Reichs Verbandes. Seit Juni 1924 ist er außerdem Vorsitzender des Fachausschusses sür Gemüsebau beim Reichslandbund, um in dieser Eigenschaft in den Reihen der allge meinen Landwirtschaft sür die Interessen des Gartenbaues zu wirken. Die historische Entwicklung der Berufsver tretung bei den Landwirtschaftskammern brachte es mit sich, daß Grobbens Tätigkeit zunächst vorwiegend das obst- und gemüsebauliche Ge biet umfaßte. Er war es aber auch, der die Berliner Landwirtschaftskammer 1914 als eine der ersten Kammern veranlaßte, einen Gärt nerei-Ausschuß einzurichten, mit dem auch der Blumen- und Zierpflanzenbau, die Baumschu len und die Landschaftsgärtnerei in der Land wirtschaftskammer ihre gesetzliche Berufsver tretung erhielten. Seit 1921 ist er Vorsitzen der dieses Ausschusses, der durch Zusammen legung mit dem ebenfalls bestehenden Obstbau- Ausschuß feit 1923 als einheitlicher Gartenbau- Ausschuß alle Berufszweige umfaßt. Das Ver trauen der Berufsvertreter brachte ihm schließ lich bei Gründung der „Fachabteilung für Gartenbau in der Preußischen Hauptlandwirt, schaftskammer" auch deren Vorsitz. Auf produktionsförberndem Gebiet liegen Grobbens Bemühungen, die Wein- und Ge müsetreiberei in Deutschland einzuführen. Unter seiner Mitwirkung wurden die Tafeltrauben zucht-Genossenschaften in Luckau/ Gransee und Beelitz gegründet. Wenn diese nach anfänglich günstiger Entwicklung vor dem Kriege nicht den gewünschten Erfolg brachten, so find hieran im wesentlichen der verlorene Krieg, die In flation und nicht zuletzt die ungeheuerliche Ent wicklung der italienischen Traubeneinfuhr schuld, zumal die Mittel fehlten, um eine so groß zügige Umstellung durchzuführen, wie sie die Umwandlung von Kalthaus- in Warmhausan lagen erfordert hätte. Wesentlich glücklicher ver lief dagegen der Versuch mit der „Branden- burgischen Frühgemüsezucht-Geuoisenschaft" in Gorgast, den Treibgemüfeban nach holländischer Art in Deutschland einzubürgern. Die groß artige Entwicklung des Oderbruchcr Treibge müsebaugebietes zeugt für seinen Erfolg. Schon frühzeitig erkannte Grobben die Not wendigkeit, neben der Produktion auch die Ab satzmöglichkeiten zu fördern. Bereits 1903 organisierte er daher die Obstmärkte der Land wirtschaftskammer, die mit Ausnahme des In» flationsjahres 1923 bis heute ununterbrochen durchgeführt wurden. Auch die 1901 durch ihn erfolgte Einrichtung einer Obstvermitt lungsstelle bei der Landwirtschaftskammer mit ihren Obstabonnements, die bis zur Zeit der Zwangswirtschaft im Kriege bestand, wirkte sich für den märkischen Obstbau günstig aus, dessen Ruf durch gut organisierte Ausstel lungen — es sei nur an Düsseldorf (1904) und Potsdam (1909) erinnert — zur allgemeinen Anerkennung kam. Ebenso wichtig erschien Grobben die Förderung der Obst- und Gemüse verwertung, um Ueberschußmengen und Obst ge ringerer Güte nutzbar zu machen. Er übernahm daher auch als Nachfolger Prof. Echtermeyers die Geschäftsführung des „Verein zur Förderung des Obst- und^Gemüseverbrauchs in Deutschland", der unter dem Protektorat der Kronprinzessin Cäcilie stand und eine eigene beachtenswerte Zeitschrift „Die Obst- und Gemüsevecwertung" herausgab, deren Schriftleitung ebenfalls in Grobbens Hand lag. Der Verein wurde leider ein Opfer der Inflation. Ein letztes Glied der Förderung des Absatzes war seine Mitwirkung bei der Gründung der „Ostmärkischen dbst- und Gemüseverwertung A.-G.". Es ist tief bedauerlich, daß dieses Werk in diesen Tagen Schiffbruch erlitt und zwar letzten Endes dadurch, daß sich seine Erwartung, die Landwirtschaft als Hauptnutznießerin dieses Unternehmens würde sich in gleicher Weise durch Aufbringung der erforderlichen Betriebsmittel zur Verfügung stellen wie der Berufsgartenbau, nicht in Erfüllung ging. Grobben selbst war nur in der ersten Gründungszeit im Vorstand der Gesellschaft tätig. Neben diesen organisatorischen Arbeiten do zierte Grobben vom 1903—1911 an der Höheren Gärtnerlehranstalt in Dahlem und von 1911 bis 1921 an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin. In Anerkennung um seine Verdienste- für den Gartenbau wurde er bereits 1911 zum Königlichen Gartcubaudireklor ernannt Ramens des Reichsverbandes haben die Pre sidenten Schetelig und Bernstiel und Direkior Fach mann dem Jubilar persönlich die Glückwünsche überbracht und die Ehrenurkunde des Reichsvcrr- bandes überreicht. E. Am 13. September d. I. feierte das verehrte Mitglied unserer Bezirksgruppe August Kuhn in Großenhain seinen 80. Geburtstag. Seit lan gen Jahren in unentwegter Treue dem Rcächs- verband des deutschen Gartenbaues e. V. als Mitglied angehörend, hat Aug. Kuhn mit stets regem Interesse die Belange unseres Behufes verfolgt und dessen Wünsche auch in den BeZirks- gruppenversammlungen, Seren regelmäßigen Besuch er als stets angenehme Pflicht erachtete, mit lebhafter Anteilnahme und Hingabe ver treten. In dankbarer Anerkennung seiner langjäh rigen Treue zu unserer Sache Har ihm die unter zeichnete Bezirksgruppe an seinem Festtage die Ehrenmitgliedschaft verliehen und spricht an die ser Stelle den aufrichtigen Wunsch aus, daß Aug. Kuhn sich noch recht lange Zeit steter« Ge sundheit und Rüstigkeit erfreuen möge. ' Bezirksgruppe Meißner Lande Romer. § Ein 49jährigcs Geschäftsjubiläum Vierzig Jahre — ein langer schwerer von Erfolgen reich gekrönter Arbeitsweg seit dem 15. September 1890, da unser lieber Obmann R. M. Fuchs-Allenstein sein Geschäft gegründet hat. Geboren wurde er am 15. September 1862, lernte in der königl. Gärtnerei Lehranstalt Kosch- win in der Provinz Posen und kam dann als Gehilfe wiederum in deutsche Gärtnereien und Baumschulen. So war er auch bei Späth 2 Jahre lang und legte in dieser Zeit u. a. den Luisen- hof bei Magdeburg an. Im September 1890 begründete er dann seine Gärtnerei; zu glei cher Zeit heiratete er auch. Den glänzenden Aufstieg seines Geschäfts und die große Hochachtung, die ihm aus Gärtncrkreisen und darüber hinaus gebracht wird, verdankt Richard Fuchs einer vortrefflichen beruflichen Ausbildung und seiner ruhigen stillen SicherMt. Die Charakterzüge der Treue, Zähigkeit und un bekümmerten Offenheit zeichnen sein Wesen aus. Die Liebe für Erde und Pflanzen wuxzelt tief in ihm und hat jenen vortrefflichen Gärtner aus ihm gemacht, als den wir ihn alle kennen. Dank seiner Fähigkeit sind die Erfolge nicht aus geblieben. Heute blüht sein Geschäft im Kranz der vierzig Jahre. Im Jahre 1911 gründete er die BezirksAruppe Allenstein, die unter seiner be währten Leitung sich gut entwickelt hat. Ein, Stern leuchtete uns 40 Jahre lang immer wieder mit stetem ruhigen Licht voran—, das war R. Fuchs, der über das eigene Wohl und Wehe hinaus Anteil genommen hat an dem Beruf und dem Wirken des Verbandes und seiner Mitglieder. Ob als Preisrichter, als Sachververständrger, als Obmann oder als Berater und Freund, immer gingen vom R. Fuchs Anregungen aus, Anregun. gen und ein Urteil, die äußerlich kühl und korrekt waren, innerlich aber von Wärme getragen und von Sachkenntnis und einem scharfen Verstand gelenkt wurden. Wir wünschen unserem R. Fuchs und seiner Gemahlin, die auch zum Aufblühen des Geschäf tes viel beigetragen hat, das beste für die Zu kunft — zunächst einmal, daß er froh und rüstig die Etappe der „Goldenen 50" erreichen und überstellen möge. . Für die Bezirksgruppe Allenstein: Ernst Stanisch. Wm 15. September 1930 vollendete unser früheres Mitglied Gottlieb Hentschel in Thorn rn voller körperlicher und geistiger Frische das 70. Lebensjahr. Nach langjähriger Leitung größe rer Gutsgärtnereien begründete Hentschel vor fast 40 Jahren seine Gärtnerei in Thorn, die er untrer treuester Mithilfe seiner Gattin im Laufe der Jahre zu einem der ansehnlichsten Betriebe mit vorzüglichen Kulturen ausgestaltete. Trotz großer Arbeitslast fand er immer noch Zeit, seine Kraft und seinen klaren Weitblick der Allgemein heit dienstbar zu machen, wovon viele Ehren ämter bei Kirche und bei städtischen Körperschaf ten zeugen. So bekleidete Hentschel auch lange Jahre hindurch die Würde eines Stadtrates, und noch heute ist er zweiter Vorsitzender des Er werbsgärtnerverbandes von Pommerellen. Ein harmonisches Familienleben entschädigte den verehrten Jubilar für lange Jahre ange strengtester Tätigkeit, und der Schluß des Welt krieges gab ihm als junge Kraft seinen Sohn Max zurück, der es verstand, mit seltenem Weit blick die veränderten politischen Verhältnisse und die sich daraus ergebenden neuen Möglichkeiten für die Umstellung des väterl'chen Gartenbaube triebes zu erfassen, und dem es gelang, das Ge schäft im Laufe der letzten 10 Jahre zu einem der größten und mustergültigsten Betriebe in Polen auszubauen. Anfang 1929 ist das Geschäft in dessen Hände übergegangen. Dem verdienten uns allseitig hochgeschätzt« Jubilar wünschen wir noch einen langen, joM- nigen Lebensabend. / !sssssssWsWsWssNssssssssssUWMMM!W!MWWMssssssMW 1-1^8^ 8!8 80^0^! V^/^I_^88I, O8K 818888^888 88l- die immer die Züge begleitet, ist gut instruiert und behält unauffällig die Seitengänge und Abortzugäixge im Ange. Ich kontrolliere die Offizierausweise mit besonderer Sorgfalt. Wo mir Zweifel anf- steigep, die auch nicht entferntest einer Spio- nitis entspringen, suche und finde ich Möglich keiten für eine diskrete besondere Ueberprüsung. Alles in Ordnung! — Doch halt! — Im letzten Coups fällt mir ein Gesicht au,f. Ein frisches, volles Gesicht mit flottem dunkel blondem Schnurrbart s la Wilhelm II. und mit scharfem, monokelbewaffnetem Auge! Ein Major! — Aeußsrlich seelenruhig, betrete ich das Ab teil und beginne mit der Kontrolle. Mit den schon sattsam bekannten, sehr erstaunten und fragenden Blicken reichen mir die Herren wortlos ihre Legitimatiowsn. Mit höflichem „Danke verbindlichst!" gebe ich sie zurück. Zuletzt trete ich an. den mir ausgefallenen Major; da dieser keine Anstalten macht, sich zu legitimieren, wiederhole ich höflich die Worte: „Paßkontrolle vom Armee-Oberkom mando X.; Herr Major, ich bitte um Ihren Ausweis!" — Aus scharfen^ .fast stechenden Augen trifft mich ein wütender Blick, und mit messerscharfen Worten fährt mich der Herr an: „Seit wann werden denn Offiziers, dazu noch Stabsoffiziere, kontrolliert? — Uebrigens, wer sind Sie, und was sind Sie in Jhvxm militärischen Dienstrang?" — Nicht im geringsten lasse ich mich beirren, auch nicht durch „hilfsbereite", das Verhalten des Majors mißbilligende Gesten einzelner Coupsin,fassen. Hier brauche ich keine Hilfe, dem Herrn werde ich mit allem Ernst und verfügbarem Takt etwas näher rücken . . . „Hier ist meins Legitimation ass Mitglied des deutschen Geheimdienstes, hier ist ferner ein Ausweis der Obersten Heeresleitung, der den Inhaber ermächtigt, deutsche Offiziers bis zum General zu kontrollieren nnd im Betre- tungs- oder Weigerungsfälle zu sistieren. Auf diese besondere Kontrollermüchtigung des Ge heimdienstes ist überdies in einem geheimen Armee-Tagesbefehl bereits nachdrücklich hinge- wiefen worden. — Auf Ihre letzte Frage sei Ihnen die Antwort: Ich bin Beamter des deutschen Geheimdienstes! — Ich bitte nun mehr höflich und dringend, sich legitimieren zu wollen und mir den ohnehin schon schweren Dienst nicht noch mehr und unnütz zu er schweren." „Fällt mir gar nicht ein, ich bin Major M., dem Stabe des A.O. K. VI attachiert und zur Zeit vorübergehend dienstlich in Brüs sel, das muß Ihnen genügen!" knurrt mü der Unhöfliche an. Einen Moment hätte sich der mir ange borene disziplinierte Soldat beinahe durch das selbstsichere Auftreten des energischen „Stabs offiziers" ins Bockshorn jagen lassen, doch nur einen Augenblick. — Die Frechheit darf bi-r nicht siegen, sondern Diplomatie, moralische UsVerlegenheit und Sicherheit. Das steht fest, daß sich dieser Major selbst ins Unrecht setzt, auch wenn er General wäre. Auf jeden Fall bin ich in meinem Recht! — Bei dieser meiner raschen Ueberlegung bleibt plötzlich, mit Riesenlcttern gezeichnet, ein« Feststellung vor meinem geistigen Auge stchen: beim 91.0.K. VI kenne ich doch jeden einzelnen, auch die auswärts detachierten Stabsoffiziere, namentlich; aber einen Major M. kenne ich dort nicht . . . Aha, mein Freund, Sie stel- lew ja den personifizierten Beweis dar für die These, daß selbst der gerissenste Spion gegen eine Unvorsichtigkeit — eine Dummheit — nicht gefeit ist! ... Sie scheinen anzu nehmen, daß ich dem Brüsseler Geheimdienst angehöre! — Mit undurchdringlicher Miene fordere ich nachdrücklich und höflich nochmals die Legitimation des Stabsoffiziers. Ein dem „Major M." gegenüb ersitzend er Major legt sich ins Mittel: „Herr Kamerad, gestatten Sie", zu dem „Major M." gewendet. „L. mein Name, warum wollen Sie dem Herrn seinen Dienst durchaus erschweren? — Wir können diese Kontrolle doch nur begrüßen, wo — leider — feststeht, daß so viele Fsind- spion« unsere Uniform als „Passepartout" be nutzen, was schon Hunderttausenden unserer Kameraden das Leben gekostet hat. Außer dem bedeutet diese Weigerung einen Verstoß gegen eine Verfügung höheren Orts und ist auch höchst unkameradschaftlich, denn die Herren vom Geheimdienst sind doch durchweg auch Soldaten und im Offiziersrang! Das müßte Ihnen eigentlich alles schon bekannt fein!" — Mein „Major M." verbietet sich in höchst inkonziliantem Tonfall die Einmischung Dritter . . . und verweigert die Legitimation ganz kategorisch mit dem Bemerken, daß seine Namensnennung mir genügen müsse. Das Ab teil ist geschwängert mit einer sehr explosiven Atmosphäre. — Die Mitreisenden sind erbost und machen Miene, mir beizuspringen . . . Ich danke den Herren verbindlichst lächelnd und tue, als berühre mich die so hartnäckige Wei gerung des „Majors M." nicht im geringsten. — Zu dem „Major M." gewendet, verbeuge ich mich militärisch knappp mit den Worten: „Ich muß diesen Fall zur Meldung bringen" — und verlasse dann das Coups, dessen andere Insassen sichtlich enttäuscht mir nachblicken . . . Ich verstehe: Man erwarte ein energischeres Vorgehen des Geheimbsamten . . . Wir fahren soeben auf der Strecke zwischen Tournai und Ath. Bis Brüssel sahre ich mit. Mein Plan ist fertig. Dis Verhaftung nehme ich ohne Aufsehen beim Aussteigen in Brüssel vor, um dann gleich dort an Ort nnd Stelle noch Genaueres über den „Major M." in Erfahrung zu bringen. Ich trage dafür Sorge, daß der Verdächtige weder retirieren noch sich ungesehen irgend eines Gegenstandes entledigen kann. Das ge schieht — mit Hilfe eines Wiukslspiegels — so unauffällig, daß der Beobachtete sich ganz in Sicherheit wiegen mußte. — Aber er scheint doch „dicke Luft" zu wittern, denn in Ath will er plötzlich aussteigen. Mit den leise gesprochenen Worten „Herr Major M., Sie sind verhaftet!" trete ich ihm cuergis-ch gegenüber und ersuche ihn, sich zu fügen und im eigensten Interesse jedes Aufsehen zu ver- meides. Ein kaum wahrnehmbares ErschreckNr huscht blitzartig über seine Züge ... ein. leichtes Verfärben —, doch schon ist der Sistierte wieder Herr seiner selbst. Mit Gebürds und Tonfall des unnahbar-stolzen Generalstäblers, der sich „zu Unrecht belästigt" fühlt, fährt er mich leise, förmlich zischend, miliLirisch an: „Wegen Ihres Verhaltens und Khrcr Maß nahmen werde ich mich beim A.,Ö-K. be schweren. Ich füge mich vorläuPg, ersuch« Sie aber, mich unverzüglich zum ,'Ä. O.K. VI bringen zu lassen!" > Ich lasse mich nicht einen Momvnt beirren. — An der Richtigkeit meiner Maßnahme brauche ich nicht zu zweifeln, abev auch nicht daran, daß die Forderung des Verhafteten nur großer Bluff und wohlberechnete Absicht ist, in dieser heiklen Situation ä tont prix alles zu versuchen, um noch zu entkommen. Das soll ihm aber nicht gelingen. Gemessenen Tones mache ich den HoheitS- vollcn darauf aufmerksam, daß ihm der Be weis seiner Behauptung und seSa Beschwerde recht auch in Brüssel unbenommen bleibe und lasse ihn unter ausreichender militärpoli- zeilichsr Bedeckung in einem „reservierten" Ab teil unterbringen. Dem M-P. ist gewissen hafte Ueberwachung jeder IHswegung streng zur Pflicht gemacht. — Die Festnahme deS StabsMizisrs hat sich im Zuge, trotz des diskreten ^Vollzuges, rasch herumgesprochen und löst im besonderen bei seinen Genossen im Abteil Befriedigung aus. Von allen Seiten werde ich mit Fragen und Anerkennungen bestürmt. — Ungewollt höre ich Redensarten: „Der Geheimdienst weiß schon, wo, wann und waiMM er zugreift! Wessen Papiere in Ordnung sind, der braucht sich auch nicht zu scheuen, sie- zu präsentieren. Es ist überhaupt höchste ZM, daß auch Offi ziere besonderer Kontrolle unterliegen!" Auf der Fahrt versucht sich der „Major M." beim Austreten eines PaMsrs rasch „durch Gebrauch" zu entledigen — seine zweite Dumm heit —, aber vergebens. Der ihn scharf be obachtende M. P. war — auf der Hut. — Absichtlich beließ ich dem Herrn zunächst feine „Papiere" und nahm ihirr nur die Schuß waffe ab. — So hat er En zum zweitenmal seine richtige und für ihn so verhängnisvolle Eigenschaft verraten. Nun erst durchsuche ich ihn gründlich und mache dem M. P. nochmals zur strengsten Pflicht, jede Bewegung des Ver hafteten genau zu beobachten ... In Brüssel werde ich ihn bei der Kom mandantur gründlich visiÄeren und seine „Pa- stiert' usw. näher fichteL. Jm Zuge suche ich sitzt einen M. P. von der Gestalt nnd Größe dss „Major M." Ein beinahe vsritabler Doppelgänger ist gefunden. Er wird, so gut es p/eht, „zurechtgemacht". Mit dem Mantel und der Mütze des „Majors M." sieht er diesem — wenigstens von hinten — täuschend ähnlich. Duffen straffe soldatische Haltung zu kopieren ist sirr den alten Soldaten leicht. Zudem ist es Ndchi, und auch Brüssel hat KricgSbeleuchtung ... Der Verhaftete Protestiert, wohl ahnend, um was es sich Handels sehr energisch gegen seine teilweise Umkleidung und spricht von sträflicher Gewaltanwendung und UeKerschrei» tung meiner Befugnisse. Ruhig entWgne ich ihm: „Seien Sie beruhigt, ich trage jeh-e Kons«» guenz meines Handelns. Wie Jh«sn jedes Mittel gerade recht war, sogar als deutscher Stabsossizier, wahrscheinlich sogar In unseren Reihen gegen unsere Arms« zu chzisren, so muß auch mir jedes Mittel recht und sogar Pflicht sein, Ihrem Geheimais auf den Grund zu gehen! — So klug mch raffiniert Sie sonst vorgegangen sein mögen,, so unklug haben Sie sich mir gegenüber selbst schon zweimal verraten. — Denn ersüsns gibt es einen Major M. beim A.O.K.VT nicht, auch nicht einen auswärts detachierten, nnd zweitens enthält der Zettel, den Sie auf dem W. C. „benutzen" wollten, so interessante Notizen, daß für mich über Ihre wirkliche Eigenschaft keine Zweifel mehr bestehen!" — Wortlos zuckt mein „Maj-kw M." seine Schultern und hüllt sich in eisiges Schweigen — der beste Weg, auf dem ec sich offenbar über seine Situation klarzuwvrden versucht. Zwei M.P. haben strengstes: Auftrag, den Verhafteten auf Umwegen, auf jeden Fall lebendig, und mit der größten Sicherung zur Kommandantur zu bringen, auf keinen Fall durch die Sperre, wo wahrscheinlich Abholer und Beauftragte bereitPohen. Für diese Herrschaften ist «in M. P. als Major M. maskiert . . . Der Verkleidete ist gut instruiert. Er soll sich möglichst nur mit der Rückseite und stehen- bleibend präsentieren, um sich nicht vorzritig sn lass oder durch den Gang als Nach ahmung zu verraten. Als .-er die Sperre in Brüssel durchschreitet, folge- ich ihm, scheinbar in einer Zeitung schnüffelt, in geringer Ent kernung. Weisungsgemäß lauft der verkleidet« M. P., das Gesicht durch .Mitreisende gedeckt, durch die Sperre und wendet sich erst außer halb derselben plötzlich um, als suche er jemand unter den Ankömmlingen. So dreht er etwai gen Abholern die RückseLe zu, die derjenigen des verhafteten „Majorß" täuschend ähnlich sieht. ; Etwas weiter zurück, mit Lem Rücken an das Bahnhofsgebäude gälehnt, beobachte auch ich — anscheinend — dib Ankommenden. Die letzten Reisenden verlassen eben den Bahn steig. Da tritt langsam, ein deutscher Soldat an den vermeintlichen Major — meinen M. P. — heran. — Mit ein.paar elastischen Sprün gen bin ich, ohne von den beiden bemerkt zu werden, bei dem Beobachteten nnd höre ge rade die Frage in gebvschenem Deutsch: „Herr Major, sucht noch ein« Person?" — Langsam wendet dtr M. P. im MojorS- mautei dem Frager sein Gesicht zu und spricht, plötzlich zu mir gewenÄct, mit einem erstaunten „Aha, da sind Sie fja schon!", erst zu mir und dann zu dem Soldaten: „Ich Habs nur noch auf diesen Hern: hier gewartet."— Die Wirkung des; Kopfwendung und der Worte auf deu Frager reizt mein Zwerchfell ganz gewaltig zum Lachen. (ForH^tzung folgt.'
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