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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 45.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193000008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19300000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 45.1930
-
- Ausgabe Nr. 1, 2. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 2, 9. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 3, 16. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 5, 30. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 10, 6. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 11, 13. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 12, 20. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 13, 27. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 14, 3. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 15, 10. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 16, 17. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 17, 24. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 18, 1. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 19, 8. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 20, 15. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 21, 22. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 22, 29. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 23, 5. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 24, 12. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 25, 19. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 26, 26. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 27, 3. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 28, 10. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 29, 17. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 30, 24. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 31, 31. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 32, 7. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 33, 14. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 34, 21. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 35, 28. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 36, 4. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 37, 11. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 38, 18. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 39, 25. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 40, 2. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 41, 9. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 42, 16. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 43, 23. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 44, 30. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 45, 6. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 46, 13. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 47, 20. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 48, 27. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 49, 4. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 50, 11. Dezember -
- Ausgabe Nr. 51, 18. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 52, 25. Dezember 1930 -
-
Band
Band 45.1930
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Die Gartenbauwirtschaft Persönliche Garlenbaudirekkor A'bert Brodersens Ganz plötzlich und unerwartet starb Stadt gartendirektor i. R. und Gartenbaudirektor Albert Brodersen am 4. Januar 1830 infolge Herzschlages im 73. Jahre seines an Arbeit und Erfolgen reichen Lebens. Brodersen wurde geboren am 16. Novem ber 1857 in Ascheberg, Kreis Plön in Holstein, und besuchte nach seiner Lehrzeit das Pomo- logische Institut in Proskau von 1874—1876, wo er Studienfreund von van der Smissen Und Finken wurde. Nach einigen Gehilfen- jahrcn wurde er Obergärtner der Familie Borsig, welche einen, wett über Berlins Grenzen hinaus bekannten Garten mit vorzüg lichen Kulturen, auch Orchideen, in Berlin- Moabit besaß. 1884 bestand er das Königliche Obergärtnerexamon in Potsdam-Wildpark. Um 1884 trat dann Brodersen in den Be trieb der 1867 gegründeten Landschaftsgärtnerei Friedrich Körner, Berlin-Steglitz, ein, wurde 1885 zusammen mit Gustav Körner, dessen Schwester er heiratete, Mitinhaber der neuen Firma Körner L Brodersen. In dieser Eigenschaft hatte er Gelegenheit, bedeutende Gartenanlagen zu schaffen; so z. B. in Guben, in Bergisch-Gladbach, Bensberg usw. Er arbeitete viel gemeinschaftlich mit den Architekten Messel, Emanuel und Gabriel von Seidl und den Geheimen Bauräten Kayser, von Großheim und March. Im Juli 1909 wurde Brodersen mit dem Titel König!. Gartenbaudirektor ausgezeichnet. Nach dem Tode des Stadtgartendirektors Mächtig in Berlin wurde er im Februar 1910 dessen Nachfolger. Hier schuf er die Anlagen des Kleistparkes, der Erweiterung des Viktoria- Parkes, den Urnenhain in der Gerichtstraßc und den neuen Friedhof in Buch, der sich leider später für Beerdigunngszwecke als ungeeignet erweisen sollte. Seine größte Stärke inner halb dieses Amtes war die Entfaltung eines nie vorher gesehenen Blumenluxus aus den Stadtplätzen, den er mit auserlesener Art und Liebe, allerdings mit enormen Kosten, zu bewerkstelligen wußte. Eine zweite Tat war die Einführung einer großen Statistik über die Anlagen Berlins in bezug auf ihre Unterhaltungskosten. Von der kleinsten Ausgabe für einen Platz, von jedem Nagel oder Bastfaden ab begann die Einzeich nung in ein Kartensystem größten Ansmaßes. Hiermit sollte erreicht werden, auf Grund der errechneten Schlüsselzahlen die Mittelbe willigung zu erleichtern und andererseits die Mittel gerecht auf die Reviere zu verteilen. Auf gleiche Weise wurden auch die Anzuchts kosten der Pflanzen errechnet. Wenn man auch seinerzeit mit Recht annahm, daß die statistische exakte Berechnung von Anzuchtskosten analog etwa der Herstellung von Glühbirnen eine Spielerei oder gar Unmöglichkeit schien, so muß lMeiluiWN doch gesagt werden, daß der „Kern des Broderscnschen Gedankens nach Abwurf der Uebertreibungen gut war und der Erfolg, die Kosten der Unterhaltung jeder, auch der klein sten Anlage, nachweislich festzustellen, eintrat und wesentliche Dienste geleistet hat und noch leistet. Wenn Goethe die Statistik als eine Lüge bezeichnete und andere sagen, man könne aus jeder Statistik herauslesen, was man gerade brauche, so ist das heute wohl doch nicht mehr ganz richtig! Schwieriger wurde Brodersens Blumenluxus im Kriege und vor allem in der Nachkriegs zeit. Der enorme Verbrauch an Pflanzen zeitigte einen starken Aufschwung der statischen Gärtnereien, der nach dem unglücklichen Kriegs ende umschlug in die Forderung der Wirtschaft dieser Anzuchtstätten. Hier setzen nun die be kannten Auswüchse ein, von denen leider noch letzt oft die Rede sein muß. Die Gärtnereien zogen gezwungenermaßen mehr als die Ver waltungen selbst brauchten. Dazu waren die Gärtnereien natürlich nie errichtet worden. Brodersen trat 1925 in den Ruhestand, nach dem er durch besonderen Magistratsbeschluß an gesichts seiner ganz außerordentlichen Rüstig keit noch drei Jahre über sein gesetzliches Pensionsalter hinaus tätig bleiben konnte. Im dienstlichen Verkehr war es oft schwer, seinen lebhaften Jntensionen zu folgen oder eine Debatte zu führen. In den Berufsvereinen war er ein gern gesehenes Mitglied; er war Ehrenmitglied des Verbandes ehemaliger Pros« lauer, dessen Leitung lange in seinen Händen lag. Seinem letzten Wunsch entsprechend, wurde Albert Brodersen in Hohenwestedt bei Neu münster in Holstein, wo sein Vaterhaus steht, beigesetzt. C. Martin. * Der Gärtnereibesitzer und Blumengeschäfts inhaber Gustav Hollstein, Bunzlau, Kirchhof straße, feierte am 6. Januar das 40jährige Geschäftsjubiläum. Aus ganz bescheidenen An fängen heraus hat sich ein mustergültiger Gar tenbaubetrieb und ein umfangreiches Blumen geschäft entwickelt. Möge es der Bezirksgruppe vergönnt sein, Betriebe in körperlicher Gesundheit und geistiger Frische noch recht lange vorzustehen. Er ver stand es auch in dieser Zeit, in Kollegen kreisen seine Wertschätzung zu behaupten. Wir beglückwünschen ihn von ganzem Herzen. Bez.-Gr. Bunzlau u. Umg. Am 10. Januar d. I. feierte Bruno Schröder, der Vorsitzende des Gärtnervereins von Bromberg (Polen), das Fest der silbernen Hochzeit. Die bekannte Pflanzenschutzmittelfabrik F. Schacht G.m.b.-H. in Braunschweig, konnte mit dem Ablauf des Jahres 1929 ihr 75jähriges Bestehen feiern. „Ihre Fragestellung setzt einen Irrtum vor aus, mein gnädiges Fräulein. Doch davon später, wenn es Sie wirklich interessiert. — Jetzt wollen wir uns lieber erst mal mit Ihrem Arm beschäftigen." Während Dr. Buchsbaum seine Patientin untersuchte, bestellte der Major ein warmes Frühstück. Er hatte vor lauter Staunen kein Wort mehr herausgebracht. Aber nun war er auch so neugierig geworden, Näheres über diesen interessanten Mann zu erfahren, daß er ihn nach der Untersuchung durch eine gemeinsame Mahlzeit noch für eine Weile zu rückhalten wollte. Die Untersuchung ergab, daß alles in bester Ordnung war. Vorläufig hätte sich die Patientin nur ruhig zu halten; erst in einigen Tagen sollte mit leichter Massage begonnen werden. Die Einladung wollte Bux nicht an nehmen. Doch als Fee ihn so dringend bat, gab er schließlich nach. Sie gefiel ihm heute weit besser, denn sie gab sich viel natür licher als während der faden Reiseplanderei. Und hübsch war sie wirklich auch — mit ihrem braunen Bubikopf und den veilchenblauen Augen, die so herausfordernd aufblitzcn konn ten, — sogar verdammt hübsch! Aber Bux konstatierte nur einfach diese Tatsache. Ach, du lieber Himmel, wie viele schöne Frauen hatte er in seinem Leben schon kennengelernt! — und wie waren sie ihm nachgelaufen, alle die hübschen Frauen dreier Erdteile! Nein, so leicht war Willy Bux nicht von einem hübschen Lärvchen aus der Ruhe zu bringen! Nun saßen sie bei einer echt italienischen Colazione um den kleinen runden Tisch. Der Major erhob das Glas mit dunkelrotem Chianti, sprach ein paar herzliche Dankes- worte, und man stieß miteinander an. „Eigentlich ein netter und vornehmer Mann!" dachte Bux bei sich. „Weshalb gibt er sich nicht immer so einfach und menschlich?" „Rehmen Sie nicht von der Frittura mista, Herr Doktor?" fragte Fee, ihm die Platte hinreichend. „Nein, ich danke sehr." „Oder von dem Aufschnitt?" „Nein, danke; ich ... ich esse nichts von er mordeten Tieren." „Wie?" fragte der Major erstaunt. „Ich bin Vegetarier, wenn man das so nennen will. Ich meine: nicht aus Gesund heitsrücksichten, sondern aus Prinzip." „Weil Sie mit Tieren arbeiten?" fragte Fee neugierig. „Nein, weil ich Tiere liebhabe." „Das meine ich ja. Man gewinnt seine Tiere sicher im Laufe der Zeit sehr lieb, nicht wahr?" „Nicht nur im Laufe der Zeit. Ich habe alle Tiere lieb. Und deshalb arbeite ich eben nnt Tieren, — nicht umgekehrt." „Aber die Tiere müssen sicher erst viel Prügel bekommen, ehe sie so weit dressiert sind?» „Ich sollte meine Tiere prügeln? Mein Gott, was denken Sie denn von mir?" rief Bux ganz entsetzt. „Natürlich touchiere ich meine Tiere beim Proben, das heißt: sie be kommen mal einen kleinen Klaps mit der Peitsche. Aber das sind nur Zeichen, — An weisungen, die nicht wehe tun." Der Major schüttelte den Kopf. „Ich habe doch auch viele Hunde gehabt. Aber ohne Prügel bin ich da nie durchgekommen. — Sogar bei Kindern kommt man nach meiner Erfahrung nicht ohne gelegentliche Schläge aus." Fe« lachte auf. „Ja, ich erinnere mich noch ganz gut, Papa." „Kinder sind Menschen", sagte Bux trocken. „Was meinen Sie damit?" Der Major machte ein etwas törichtes Gesicht. „Ich meine damit, daß bei Menschen — auch bei erwachsenen Menschen >— eine ordent liche Tracht Prügel gelegentlich sehr am Platze ist. Nicht die Tat ist das eigentlich Straf bare, sondern die Gesinnung, die dahinter steckt. Tiere haben aber nie eine gemeine Ge sinnung, — sind nie böse, wenn man sie nicht erst durch Quälereien böse gemacht hat." Man schwieg ein paar Augenblicke. Dann sagte der Major: „Wohin sollten aber solche Prinzipien führen — in der Strafrechtspflege zum Beispiel? Man kann doch Menschen nicht ihrer Gesinnung wegen bestrafen?" „Weshalb nicht?" „Nun, nehmen Sie mal an, daß ein Mensch bei jeder Gelegenheit die gemeinste Gesinnung offenbart, ohne aber dabei mit den Gesetzen wirklich in Konflikt zu geraten. Soll man einen solchen Menschen etwa . . . hinrichten?" „Ich fände es durchaus in der Ordnung, wenn Menschen, die eine hoffnungslos gemeine Gesinnung offenbaren, einfach beseitigt wür den", erklärte Bux. Der Major schwieg hierauf, — nicht weil er dem Clown ganz unrecht gab, sondern weil er nichts zu erwidern wußte. Diese Ansicht verblüffte ihn durch ihre Ueberspanntheit gar zu sehr. „Aber nun müssen Sie uns erzählen!" platzte Fee plötzlich hemmungslos heraus. „Bitte, bitte!" „Gern. Aber Sie müssen sagen, was ich er zählen soll!" „Alles, alles!" Bux lachte Hell auf. Es war das erstemal, daß Fee ihn richtig lachen hörte, — lachen sah. Und sie fand sein Gesicht, das ihr erst nur interessant und klug erschienen, Plötzlich so sym pathisch und hübsch ... — ja zum Verlieben hübsch und symathisch! „Also wollen Sie meine Lebensgeschichts hören?" „Wenn ich Sie damit nicht quäle . . ." „O nein, gar nicht. Die kann ich schon im Schlaf aussagen. Und was ein paar hunderi Reportern recht ist, ist meiner Patientin billig. Also los: — Heinrich, Karl, Willibald Buchs- Adolf Grille 25 Jahre Vorstandsmitglied der Bez.-Gr. Berlin. Mit Ablauf des letzten Jahres war der be kannte Großgärtner Adolf Grills, Berlin-Weißen- see, 25 Jahre im Vorstande unserer Bez.-Gruppe. Es bedarf eigentlich keiner weiteren Erhärtung der vorzüglichen Bewährung Grilles als die Feststellung dieser Tatsache, dwm wenn jemand 25 Jahrs einem Vorstande angehört, dann müssen seine Eigenschaften wohl so sein, daß sie jeder Kritik standhalten. Ja, wir wißen, was wir an ihm haben. Wohl kaum jemals hat er bei unseren Beratungen ge fehlt, und in wichtigen Angelegenheiten konnten wir überhaupt nicht seines 'Rats entbehren, gleichwie auch die Deutsche Hagelversicherung für Gärtnereien a. G. und dis Blumentopffabrik A.-G. ohne ihn wichtige Beschlüsse nicht fassen mögen. Adolf Grille ist eben ein ganzer Mann, eine Volluatur, er ist in seinem beispielslosen, doch oft nicht ganz leichten geschäftlichen Aufstieg durch Erfahrungen gegangen, die sich nicht ein jeder anzueignen vermag, — und so wiegt sein Wort schwer im Rate. Es mag hier ein kurzer Abriß seines Werde ganges gegeben sein — wer das Zeug in sich spürt, mag es ihm nachmachen! Grille wurde am 18. Dezember 1867 zu Welxande bei Großenhain i. Sa. geboren. Er lernte in einer Gutsgärtnersi und kam schließlich in seiner Gehilfenzeit nach Berlin. Auch er war als Gehilfe dort, wo alle, die etwas auf sich hielten, einmal gearbeitet haben mußten, bei E. Chous vor dem Frankfurter Tor. Von hier ging er als Obergärtner zur benachbarten Dabersschen Gärtnerei, bekannt als Massenan zuchtstätte von Teppichbeetpflanzen. Upd damals, Anfang der neunziger Jahrs, hörte man zuerst von ihm, als von einem tüch tigen Kultivateur. Von Dabers holte ihn Rein hold Hoffmann fort, der in Weißsnsee eins der bestrenommierten Gärtnereien Berlins besaß. Nach mehrjährigem erfolgreichem Wirken kaufte Grille 1896 dann in der Parkstraße zu ! Weißsnsee die 2 Morgen große Bußmannsche Gärtnerei. Nach weiteren 10 Jahren emsigen Schaffens konnte er die benachbarte Gärtnerei von Wilsky hinzukaufen. Und nun ging es un widerstehlich hinauf. Bald folgten noch die An käufe der Gärtnereien von K. Mai und von Katenhusen. Jetzt ist die Grillesche Gärtnerei an der Parkstraße 10 Morgen groß; davon sind etwa 6 Morgen unter Glas. 15 Morgen Pacht land liegen noch an der Feldstr. und 30 Morgen Eigentum in Heinersdorf; hier soll einmal, wenn i die Kulturen in Weißenfee aufgegeben werden, die künftige Großgärtnerei entstehen. Der Grillesche Gartenbaubetrieb ist die größte und vielseitigste Mastgärtnerei Groß-Berlins, viel leicht Deutschlands. Ungeheure Mengen aller Arten Zierpflanzen werden kultiviert oder gehen im Veredlungsverkehr durch die Gewächshäuser. Dem „alten Herrn" — eigentlich darf man ihn > noch gar nicht" so nennen — stehen zwei tüchtige Söhne zur Seite, Alfred in den Kulturen und Karl im Handel. Allein würde es anch ein Adolf Grille kaum noch bewältigen können. In der ersten Borstandssitzung des neuen Jah res haben wir das seltene Jubiläum unseres Freundes gefeiert, wobei ihm ein kleines Dank zeichen überreicht wurde und unser Obmann Worte des Dankes und der Anerkennung fand, die aus warmem Herzen kamen und warm zum Herzen gingen. Präsident B e r n st i e l über reichte die Ehrenurkunde des Rsichsverbanoes. Möge das Beispiel Grilles für viele Anlaß fein, nicht müde die Hand vom Pflugs zu neh men, sondern durchzuhalten im Geschäft wie in beruflichen Aemtern! Dageförde. Jean Siebrecht, Kassel, Mitbegründer und langjähriger Obmann der Bez.-Gr. Hessen- Kassel, wurde in der Jahreshauptversamm lung, am 2. Januar 1930, zum Ehrenobmann ernannt. Jean Siebrecht stellte seine ganze .Krast in unermüdlichster, aufopfernder Weise in den Dienst der Allgemeinheit. In 23jähriger Tätigkeit, an der Spitze der Bszirksgrnppe, wirkte er zu Nutz und Frommen aller ihn um Rat angehenden Kollegen, von allen als tüchti ger strebsamer Fachmann bekannt und hochge schätzt, stets bemüht, die Bestrebungen und Ziele des Reichsverbandes voll und ganz zu vertreten. Möge er der Bezirksgruppe vergönnt sein, ihren im 72. Lebensjahr stehenden Ehren obmann noch lange an ihrer Spitze zu behalten. Paul Wittwer, Obmann. Horst Streller, Schriftführer. bäum, achtundzwanzig Jahre alt, geboren in einem . . ." „Halt, halt! Nicht so! Gott, wie prosaisch Sie sind! Und dabei leben Sie in einem so romantischen Milieu!" „Da haben wir's mal wieder!" rief Bux lachend. „Der alte Irrtum! Romantisch ist nur das hochverehrte Publikum. Wir Zirkus leute sind die realistischsten, nüchternsten Men schen von der Welt. — Aber wenn Ihnen mein sachlicher Bericht nicht gefällt, dann müssen Sie Fragen stellen. Ich werde dann versuchen, sie jo romantisch wie möglich zu be antworten." „Wirklich? Darf ich fragen?" „Ich werde Ihnen so gehorsam antworten wie einem . . ." Bux zögerte eine Sekunde und fuhr dann mit einem bitteren Lächeln fort: „. . . wie dem Vorsitzenden eines Krimi nal-Gerichtshofes. Also verhören Sie mich!" „Oh, sein, fein!" jubelte Fee. „Das Verhör beginnt: „Angeklagter, wo sind Sie ge boren?" „Aber Fee! Ich muß doch sehr bitten!" tadelte der Major den Uebermut seiner Tochter. „Lassen Sie nur, Herr Major, — ich bin das gewöhnt." Wieder trat jenes spöttische Lächeln auf die schmalen Lippen des Clowns. Er wandte sich wieder dem jungen Mädchen zu: „Ich bin geboren in dem Rettungsboot Nr. 5 des Steamers Coruva, unter dem sieben- undzwanzigsten Grad nördlicher Breite und dem . . ." „Nein, jetzt machen Sie sich lustig über mich!" „Durchaus nicht. Meine Eltern waren auf der Reise von Lissabon nach Le Havre, das Schiff scheiterte, im Rettungsboot erblickte ich das Licht dieser herrlichen Welt." „Und das nennen Sie nicht romantisch?" „Für meine Mutter war es, glaube ich, durchaus nicht romantisch." „Wie sind Sie nun als Arzt darauf ge kommen, zum Zirkus zu gehen? examinierte Fee weiter. „Ihre Fragestellung, Fräulein Vorsitzende, geht von falschen Voraussetzungen aus. Sie hätten fragen müssen, wie ich als Zirkusmensch darauf kam, Medizin zu studieren! — Ich stamme aus einer Zirkusfamilie. Die Familie BuchK- baum gehört zu den ältesten Zirkus-Dynastien, und ich bin darauf nicht weniger stolz, als es ein Habsburger oder Hohenzoller auf sein Ge schlecht ist, wenn unser Stammbaum auch nicht ganz so alt ist." „Fabelhaft!" jubelte Fee. „Und wie alt ist denn Ihr Stammbaum?" „Die erste Urkunde über meine Familie stammt aus dem Jahre 1638; da waren meine Vorfahren schon — während des dreißigjährigen Krieges — als Seiltänzer in den Lagern der großen Armeen. Der erste Zirkusdirektor von uns war mein Ururgroßvater, — das heißt, er hatte eine sogenannte Arena, — eine kleine um herziehende Truppe, die unter freiem Himmel spielte, und deren Prunkstück — damals etwas Unerhörtes — der Elefant Brahma war, — der selbe, der Ihnen den Arm ausgekugelt hat." „Wie?" Fee blieb vor Staunen der Mund offen stehen. „Da müßte ja der Elefant... war ten Sie mal... mindestens..." „Sie brauchen gar nicht zu rechnen: Brahma ist über hundert Jahre alt; wahrscheinlich Hun derunddrei. — Nun werden Sie ihm vielleicht auch nicht mehr so böse sein. Einem so alten Herrn muß man schon etwas zugutehalten. Uebrigens tut er niemand etwas zuleide, der ihm nichts tut — und mir nichts tut — und seinem alten indischen Wärter Dhakjee. — Den haben Sie wohl noch nicht gesehen, den alten Dhakjee? Er Pflegt Brahma seit achtundvierzig Jahren und war schon bei meinem Urgroßvater in Dienst." „Nanu?" Dem Major schien das nicht ganz einzuleuchten. „Oh, ich habe meine Familiengeschichte gut im Kopf, Herr Major! Warten Sie einen Augen blick!" Bux zog seinen Bleistift, kmtzelte ein wenig auf der Manschette und sagte dann: „Dhakjee kam als Sechsundzwanzigsähriger zu uns, mein Urgroßvater war damals neunund fünfzig Jahre, Brahma fünfundfünfzig Jahre alt. Nächstes Jahr feiert Dhakjee also seinen sünf- undsiebzigsten Geburtstag, in zwei Jahren feiern Dhakjee und Brahma ihr fünfzigjähriges Jubi läum, — das wird bei uns mindestens so feier lich begangen werden wie eine goldene Hochkeit." „Mein Gott!" sagte Fee plötzlich ganz be troffen. „Jetzt begreife ich erst, was ich ange richtet habe, als ich mit dem alten Brahma so respektlos verfuhr. — Sie waren sicher sehr böse auf mich?" Bux dachte gar nicht daran, diese Frage mit einer liebenswürdigen Redensart abzutun, son dern er sagte sehr ernst: „Ja, das war ich, und wenn Sie nicht solche Schmerzen gehabt hätten, dann würde ich es Ihnen auch ganz unverhoh len gesagt haben. Dieses alte treue Tier ist mir so teuer wie ein alter lieber Mensch. Brahma ist sehr klug und sehr feinfühlig, ein wunder volles Geschöpf. Ahnen Sie überhaupt, welche Pflichttreue in so einem Tier steckt? Dem alten Brahma verdankten meine Vorfahren zum großen Teil ihre Erfolge; er war dis Grundlage zu dem Aufstieg meiner Familie, der meine Eltern zu vermögenden Leuten gemacht hat. — Heute sind sie es freilich nicht mehr. — Aber auch ich ver danke Brahma im Grunde genommen alles, was ich bin und was ich gelernt habe. Ohne ihn wäre ich vielleicht heute ein kleiner Seiltänzer oder wer weiß was sonst." „Verzeihen Sie mir", sagte Fee weich. „Ick werde nie wieder so etwas tun. Ich habe bisher nie über Tiere und ihr.. wie soll ich sagen? — chr Seelenleben kann ich wohl nicht gut..." „Doch, doch; sprechen Sie ruhig von der Tierseele; sie ist es wert, davon zu sprechen — und zu schreiben." Fees nachdenkliche Anwandlung dauerte nich: lange. Bald war sie wieder beim Fragen, und sie erfuhr allmählich die ganze LebensgeschichW (Fortsetzung solgO
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