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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 45.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193000008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19300000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 45.1930
-
- Ausgabe Nr. 1, 2. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 2, 9. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 3, 16. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 5, 30. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 10, 6. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 11, 13. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 12, 20. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 13, 27. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 14, 3. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 15, 10. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 16, 17. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 17, 24. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 18, 1. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 19, 8. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 20, 15. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 21, 22. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 22, 29. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 23, 5. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 24, 12. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 25, 19. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 26, 26. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 27, 3. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 28, 10. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 29, 17. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 30, 24. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 31, 31. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 32, 7. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 33, 14. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 34, 21. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 35, 28. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 36, 4. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 37, 11. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 38, 18. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 39, 25. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 40, 2. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 41, 9. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 42, 16. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 43, 23. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 44, 30. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 45, 6. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 46, 13. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 47, 20. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 48, 27. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 49, 4. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 50, 11. Dezember -
- Ausgabe Nr. 51, 18. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 52, 25. Dezember 1930 -
-
Band
Band 45.1930
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Am Rande des Harzes . . . . Man möchte fast meinen, es finge eine alte Sage so an. Geschichte raunt dort in all den alters grauen Städten, Dome und Burgen erzählen vom Einst der deutschen Vergangenheit. Nur wenige Landstriche haben wir, die solche Heilig tümer unseres Volkes bergen. Wallfahrten sollte man zu ihnen. — Wenn unsere Quedlinburger Tagungen im Äugust zu End« find, dann wird hoffentlich mancher von den Besuchern, die von weiterher gekommen sind, Gelegenheit finden, die Stadt Quedlinburg und ihre engere Umgegend — aber bitte den Kreis nicht zu eng ziehen, sondern ruhig mal einen oder ein paar Tage daran wen den— auch einmal unter anderen als fachlichen Gesichtspunkten zu betrachten. Wir haben uns ja daran gewöhnt oder es vielmehr sogar zum Ziel gesetzt, unsere größeren Tagungen in einem landschaftlich oder sonst irgendwie reiz vollen Rahmen zu veranstalten, um zu der Ar beit die Erholung, zum Guten das Schöne zu gesellen. Vielleicht ist auch noch ein Hintergedanke dabei: Es soll gar manchen Gärtner geben, der niemals Zeit dafür übrig hat, einmal auszu spannen, — sich und seiner Frau die Erholung, vom Trott des Alltags, erfrischende Abwechse lung, einer Reise zu gönnen. Wenn da ein klein wenig Vorsehung gespielt wird ist es also vielleicht ganz gut. Der alte Sachscn- kaiser, der »m Quedlinburger Dome nun schon bald an die tausend Jahre lang schlaft, übt auf manchen Kollegen auch nicht im entferntesten die Zugkraft aus, die den Namen „Georg Arends" oder „Wehrenpfennig" inne wohnt. Aber wenn einmal der Bann gebrochen ist. dann kommt eben der Genuß, den die Gelegenheit bietet. „Herb Heinrich sitzt am Vogslherd", aha, da steigen Erinnerungen auf. Ja, dieser Vogel- Herd des ersten Sachsenkaisers Lat in Qucdbin- burgeb Flut gestanden. Vielleicht kennt mancher auch noch die Weihnachtserzöhlung vom größten deutschen Kaiser, Otto I., der beim Gottesdienst äm Heilig Abend seinem im Bußgewande Gnade heischenden Bruder Heinrich den dreifachen Treubruch verzieh: „Zu Quedlinburg im Dome ertönet Glockenklang", so beginnt das Gedicht. Aurora von Königsmarck, die August der Starke von Sachsen einst dem über ihn siegreichen Karl XII. von Schweden entgegensandte, weil er von der Wirkung ihrer Schönheit sich eine Milderung des gegnerischen Sinnes versprach, hat im Quedlinburger Dome als nachmalige Aebtissin des dortigen Stiftes Ruhe gefunden. Bis vor geraumer Zeit hat man ihre, infolge eigentüm licher Erhaltungswirkungen der Stein« des Grabgewölbes von den Jahrhunderten unbe rührte Schönheit noch bewundern können. Mein Geschichtslehrer erzählte einmal in seiner trocke nen Zynbk davon: „Nett, sag ich Ihnen! Irgend so'n verrückter Engländer hat aber dem „Fräulein" beim Bekacken ne Locke abjeschnippelt. Jetzt zei gen se se nich mehr!" Wer den „Raubgrafen" von Julius Wolff gelesen hat, der kennt ja ein gut Teil von Quedlinburgs Geschicken. Wer das Buch noch nicht gelesen hat, dem rate ich dringend dazu, auch wenn er nicht nach Quedlinburg kommt. Von Blankenburg ist darin die Rede, vom Re genstein, der Burg aus. Felsen, und von Hal berstadt, dem alten Bischofssitz. Viele Kollegen werden den Hin- oder Rückweg über Halberstadt nehmen. Mancher mag Goslar vielleicht vorziehen, aber vielen ist Halberstadt die liebste der Harz- Städte. Drei Kirchen stehen da dicht nebenein ander: Der Dom, die Stephanskirche, beide gotisch, und hinten die Liebfrauenkirch«, eine alte wuchtige, romanische Basilika. Ein goti scher Kreuzgang klebt daran, und innen sind einige Gestühle, Bildwerke und Schnitzereien,—nicht viel aber sehr sehr fein! Noch einige Straßen und Blicke sind da, z. B. der vom Holzmarkt am Rathaus vorbei zum Fischmarkt, die lohnen ein Verweilen in Halberstadt, — ganz abgesehen von den dort beheimateten Heineschen Würstchen. Ja, und dann? Dann ist da noch Gernrode — von Quedlinburg nach dem Harze zu — mit der wohl ältesten romanischen Kirche in Nord-, wenn nicht in Deutschland überhaupt. Ballen stedt ist da in der Nähe mit einem wundervollen Schloßpark und dicht bei Ballenstedt am Ein gang des Selketales eine Burg, so schön, wie kaum eine' ändere im deutschen Laird. Wenn Mich jemand fragt, welches mir das liebste ist im Harz/dann sage ich als erstes „Der Falken stein" mit dem Selketal und. dann vielleicht die Hohne Klippen und dann — ja dann, kommt noch sehr viel anderes. Vom Falkenstein und einigen schönen Stellen im Unterharz in der nächsten Nummer mehr. Wer gern schon vor her vom Falkenstein etwas wissen möchte, der lese inzwischen das Buch „Der Sachsenspiegel" ebenfalls von Julius Wolff. Hlr. Die offiziellen Feiern aus Anlaß der Rhein landräumung sind mit einer namenlosen Tragö die zu Ende gegangen. Tage der Freude, der Begeisterung setzten für di« befreiten Gebiete ein, als der Reichspräsident von Hindenburg das Land betrat, in dem der Krieg nicht 4, sondern 16 Jahre gedauert hat. Dankbarkeit und Ver ehrung strömten dem Reichspräsidenten ent gegen, wo er sich zeigte. Trotz der gerade bei Beginn seiner Reise eingetretenen Spannung der innerpolitischen Verhältnisse schaart« sich das Volk an Rhein, Mosel, Nahe und in der Pfalz zu freudigen Kundgebungen zusammen, ohne Unterschied der Partei und des Standes. Hin denburg war ihnen in diesem Augenblick nicht nur der Reichspräsident, er war ihnen auch dec große Feldherr, dessen Tatkraft und Führergröße wohl kaum einem Volksteil so zum Bewußtsein gekommen ist, wie dem, der ihm jetzt in Dank barkeit entgegenjubelte. Sie haben ermessen kön nen, welch ungeheure Tat es war, den Feind vom heimischen Boden fernzuhalten, weil sie es täglich spüren mußten, Jahre des Friedens hin durch, was es bedeutet, den Feind im Lande zu haben. Umso härter empfinden sie den Schlag, mit dem ein unerbittliches Schicksal ihrer Freude ein Ende setzte. Nun gehen sie wieder an ihre Arbeit, soweit nicht die Werkstätten geschlossen sind, arbeiten wieder auf den Weinbergen, die kaum noch der Arbeit den verdienten Lohn brin gen, pflügen das Land, dessen Saat durch ein einziges Unwetter, wie es vor einigen Wochen geschah, vernichtet werden kann. Ein Schicksal, das dieses Volk mit denen vorbindet, denen die Last der Besatzung erspart blieb, die aber die Last des verlorenen Krieges wie sie zu tragen Haben: Jeder! Gemeinsam sollte daher auch her' entschlossene Wille zur Ueberwindung dieses Schicksals sein, gemeinsam der Wille, dem Volk die starke Führung zu geben, die den .beginnen den .Kampf um dis Erhaltung des Volkes zu führen versteht. Und das ist das Erfreuliche an dem Auftakt zu dem beginnenden Wahlkampf, daß dieser Wille zur gemeinsamen Ueberwindung des Schicksals heute stärker als je zum Ausdruck kommt. Nicht als wenn man den die Waffen schärfenden Kamps der Meinungen ganz unter lassen wollte, aber der Wille, die bestehenden Gegensätze nicht unnötig zu vertiefen, wird dem kommenden Wahlkampf eine Form geben, d«r unserer Lage würdig ist. Das Volk am Rhein hat gezeigt, daß ein einiger Wille unter einer festen Führung auch die schwersten Zeiten zu überwinden vermag. — Indessen geht auch die Weltgeschichte einen Gang, der uns besseren Aus blick in die Zukunft gewährt. Nicht umsonst haben die Sieger des Krieges ihre fremden Völker unter dem Ruf der Selbstbestimmung und Frei heit in den Krieg geführt. Die Wass« beginnt sich gegen sie selbst zu richten. — Der Kampf, der in Aegypten scheinbar aus innerpolitischem Gebiet entbrannt ist, Hal letzten Endes seine Ursachen in größeren Dingen, die dem ägyptischen Volk wichtiger find, als die Lösung der Frage: Konstitutionelle oder absolutistische Monarchie. Der Kampf um die Macht in Aegypten bedeutet Kampf um die staat liche Selbständigkeit. Die Zukunft des Volkes, nicht die Zukunft dieser oder jener Verfassung, steht hier wie in Indien im Vordergrund. Die Nachrichten selbst, die aus Indien nach Europa herüberkommen, sind nicht eindeutig klar. Wäh rend auf der einen Seite berichtet wird, der in dische Nationalkongreß habe sich durch feinen Präsidenten Patel gegen ein« Beteiligung an der englisch-indischen Konferenz ausgesprochen, glauben andere mit einer Bereitwilligkeit Gand his zur Aufgabe des passiven Widerstandes rech nen zu können. — Indochina, das wäh rend des Krieges Frankreich in großen Mafien, vor allem auch im Innern zur Bekämpfung von Unruhen, Soldaten zur Verfügung gestellt hat, befindet sich seit langem in Aufruhr, ohne daß es seither gelungen wäre, die Ruhe wiederher zustellen. — So sehen wir überall ein Erwachen der Kolonialvölker, «in Besinnen aus Eigenstaat lichkeit! Die Parolen von Selbstbestimmung und Freiheit, umer denen diese Völker in den Krieg gegen Deutschland geführt worden sind,, wirken sich nun gegen ihre Verkünder aus. Es kann gar kein Zweifel sein, daß der Kampf einmal zu Gunsten dieser Millionenvölker au Wird Europa bis dahin gelernt haben? Die Unruhe in der ganzen Welt dauert an. Ruß land und Rumänien streiten um Bessarabien, in China stehen die Nanking- und Nordtruppcn in ununterbrochenem Kampf. Sowjetrußland hat mit fast allen Ländern Meinungsverschieden heiten. Abgeschlossen am 26. Juli 1930. Sv. Spionage an der Westfront Von Friedrich Monka Copyright by Verlag August Scherl G m b H., Berlin (Nachdruck verboten.) Der falsche Flak-Kommandeur, ein englischer Meisterspion (öl Fortsetzung.) Der Unbekannte macht sich an dem beob achteten Fallschirm zu schaffen. Die Seide knistert leise. Tief gebückt, macht dis un- beimliche Schattengestalt das Briebtaubsn- körbchen von dem Fallschirm frei. Eine Leuchtkugel blitzt weiter hinten wieder auf. Meine Augen irren wieder wie geblendet über das Gelände. Doch augenblicklich ge- wöbnen sie sich an die Helle des Magnesium- lrchtes. Mein Unbekannter hat sich neben dem „Fundstück" platt hingeworfen und verharrt regungslos-. Dennoch vermag ich nun deutlich emen deufichen Soldaten mit umgehängtem Schanzzeug, das Gewehr neben sich, aus meiner Buschdeckung zu erkennen. Die Helle macht gleich wieder halbdunkler Nacht Platz. Mein „Nachbar" scharrt jetzt mit seinem Spaten rasch den abgelösten ° Fall schirm ein und verwischt die Spuren. Ein Stück rückwärtsgehend, will er nun retirieren, nachdem er daS kleine Körbchen sorgfältig im Brotbeutel verstaute. Dann wendet er mir plötzlich den Rücken und rennt davon. Mit einem Satz bin ich aus meiner Deckung. „Halt! — Wer da? Stehen bleiben, oder ich schieße!" donn«re ich dem Fliehenden nach und schlage zugleich mein Ge wehr auf ihn an. Das lebende Ziel vermag ich gut zu erkennen. Mein Mann bleibt sofort stehen und sieht sich nach mir um. Ich behalte ihn scharf im Auge und gehe auf ihn zu. Er kommt mir, ohne eine verdächtige Bewegung, entgegen. Die Pistole ziehend, hänge ich meine unhand liche „Knarre" um. — Vorsichtig an den Un bekannten 'ran! — Er hat sich von der ersten Verblüffung erholt. Scheinbar unbefangen und harmlos, doch Mit unverkennbar unsicherem Unterton, bricht er das unheimliche Schweigen: „Was ist denn los, Kamerad?" Der Lichtschein einer fernen Leuchtkugel fällt in sein Gesicht, ich selbst stehe im Schatten. Gveifbar vor mir steht, mit wilden Bart stoppeln im jungen Gesicht, ein feldmarsch mäßig ausgerüsteter Artillerist „meiner" Flak- Formation, „Wehrmann Schmitz". — „Ach, Sie jind's" — er erkennt mich als den „Ncukommandierten" —, „was suchen Sie denn als Nachtposten jo weit hier draußen?" fragt er mich in einem Ton, der harmlos und spaßhaft zugleich klingen soll. „Ich ging einem verdächtigen Geräusch nach und entdeckte dabei einen niedergehenden Fallschirm. Uebrigens, warum haben Sie diesen vergraben? — Sie kriegen doch bei Ab lieferung eine Belohnung!" plaudere ich ebenso harmlos drauflos. — „Schmitz" stutzt einen Moment, doch gleich ist er wieder Herr der Situation. Auf seinen Brotbeutel deutend, meint er: „Das genügt doch, wenn ich das Ding da dem Flak-Kommandeur abliefsre!" „Ach jo, das wußte ich nicht, dann haben Sie ja heute abend was verdient und könnten morgen bei „Tante Jeanette" was ausgeben, was? — Kommen Sie, ich gehe mit Ihnen zum Kommandeur!" Mit diesen leicht hinge- worfenrn Worten mache ich Miene, mitzugehen. Er blerbt aber stehen, und im Lichtschein einer zitternd hochgehenden „Laterne" sehe ich, wie er mich prüfend und mißtrauisch mustert. Ein Zucken geht über sein energisches Gesicht, wie ein drohendes Wetterleuchten. Plötzlich reißt er blitzschnell seine Knarre hoch, die Hand am Sichexungsfiügel. Ich bin geistesgegenwärtig und schneller. Mit einem sicheren Schlag auf seine rechte Hand setze ich ihm auch gleich meine Pistol« auf die Brust. Der Ueberraschte versucht, sluchsnd, jich tollkühn meiner Waffe zu be mächtigen. Da macht ihn ein weiterer Schlag, Jiu-Jitsu-Griff, kampfunfähig. Im Nu ist er I gebunden. Der Gejejjelte schäumt vor Wut! „Spion!" zischt er. Ich könnte ihm das Wort I überzeugt und mit Recht zurückgeben, aber meine Ruhe und. Ueberlegung verläßt mich nicht. — Mein Plan steht fest. Aeußerste Vorsicht ist nun mehr denn j« geboten, denn ich bin unvorsichtigerweise ganz allein. „Mein Mann" hat bestimmt Helfers helfer. Also knebeln. Vorsicht ist besser als Nachsicht! Das Körbchen nehme ich an mich. Eine Brieftaube befindet sich drin. Doch hier ist keine Zeit zu weiteren Untersuchungen und Reflexionen. Mit großer Mühe lotse ich den Artilleristen Schmitz nach einer Richtung, die abseits des Flak-Kommandos liegt. Dem sich Sträubenden muß ich — mit Widerwillen — öfters „nach helfen". Endlich habe ich eine Kommando- stelle mit Feldtelephon erreicht. Den Offizier bitte ich diskret beiseite und legitimiere mich. Er salutiert höflichst Var dem Gesreitsn. Seiner Höflichkeit und seinem Erstaunen muß ich leise Dämpfer aufsetzen, damit die Leute und etwaige Helfershelfer des „Schmitz" und Genossen nicht aufmerksam werden. „Schmitz" habe ich gut „verstaubst „Ich bin hier nur der Gefreite Müller und demgemäß behandeln Sie mich bitte, Herr Oberleutnant!" erklärte ich dem Diensteifrigen leise. Er hat verstanden. Eine halbe Stunde später ist der „Wehrmanm Schmitz" unauf fällig in bester Verwahrung, und ein Kollege, als Ordonnanz in das Kasino, wo der Flak- Kommandeur speist, kommandiert, bespricht mit mir den weiteren Plan unseres Vorgehens. „Der Flak-Kommandeur kann nichts mit der Brieftaubsnspionage zu tun haben", gibt er mir aber, mich förmlich warnend, zu be denken. Ich ignorierte die Bemerkung mit einem höflichen Lächeln, das besagt: „Na, wir werden ja bald sehen!" — Die Brieftaube trägt in der Hülse eine Meldung, die nicht sofort zu entziffern ist. Aber das Papier erregt meine Aufmerksamkeit. Es ist dasselbe englische Papier, das ich im Quartier des Flak-Kommandeurs fand . . . Die Brieftaube mit einer falschen Meldung fliegen zu lassen, war vorläufig, bevor die Entzifferung der Feindmeldung vorlag, zweck los. Eine gründliche Untersuchung des „Wehr- mannes Schmitz" und seines Quartiers waren ergebnislos. Er selbst verweigert jede Aus sage. Es steht noch nicht fest, ob er wirklich -nn deutscher Soldat ist. Weder Papiere, noch eme Erkennungsmarke finde ich bei ihm. D:e Stammrolle bei feiner Kommandostell einzusehen, unterlasse ich vorläufig aus Oppor tunitätsgründen. Dem Flak-Kommandeur melde ich, daß der kommandierte „Wehrmann Schmitz" letzte Nacht durch Artilleriestrsufeuer ge fallen sei. Bei dieser Meldung beobachte ich den Kom mandeur, hinter der Maske eines devoten Untergebenen, scharf. Bei der unvermittelt, militärisch kurz erstatteten Meldung fliegt der mir abgewaüdte Kopf des Offiziers mit einem Ruck herum. In dem scharf geschnittenen, energischen Gesicht des schneidigen Offiziers zuckt es nervös. Sprachlos starrt er mich an, doch nur einen Augenblick! Mit einem Mal springt er auf und tritt, nun völlig Herr seiner selbst — Kommandeur vom Scheitel bis zur Sohle — ganz dicht an mich heran. Mit durchdringendem Blick, als wollte er mich hypnotosieren, fährt er mich militärisch an: „Stimmt Ihre Meldung auch? — Wo liegt Schmitz? — Wer hat ihn gefunden? — Und wo sind seine Sachen?" Ich halte seinen prüfenden Blick ruhig aus und melde in militärischer Haltung, ohne auch nur einen Moment zu überlegen: „Wehrmann Schmitz geriet in einen Artillerie-Volltreffer. Die Granate hat ihn total zerrissen, seine Ueberrests haben wir in der Nähe der Fosse X bestattet. Zu seiner Identifizierung fand sich nur dieser zerfetzte Brotbeutel!" Mit diesen Worten ziehe ich aus meiner Manteltasche einen zerfetzten, blutigen Brotbeutel, der, innen leicht erkennbar, den Namen Schmitz enthält. Es war in der Tat der Brotbeutel des „Wehrmanns Schmitz". Dkr Flak Kommandeur betrachtet den Namen aufmerksam und nachdenklich. — „Sonst nichts gefunden?" fragt er mich wieder durch dringend und prüfend. Ich halte den Blick aus. Von der Nichtigkeit meiner Meldung scheint er nun überzeugt zu sein, denn er gibt mir auf, die Meldung sofort dem Wacht meister zu erstatten — „was Sie eigentlich zuerst hätten tun müssen", setzt er belehrend hinzu. Ich weiß das sehr gut, aber . . . Der Befehl wird ausgeführt, und weiter beobachtet! Abends revidiert der Komman deur selbst die Posten. Statt aber in sein Standquartier zurückzukehren, schlügt er die Richtung nach der Fo.se X ein. Der Mond ist versteckt und bricht von Zeittzzu Zeit neugierig zwischen den Wolken hervor. Mit äußerster Vorsicht, wie ein Schalten, folge ich dem Kom mandeur. Die Stells mit dem hinpraktizierten Kreuz hat er bald gefunden. Vorsichtrg die
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