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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 45.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193000008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19300000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19300000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 45.1930
-
- Ausgabe Nr. 1, 2. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 2, 9. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 3, 16. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 5, 30. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 10, 6. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 11, 13. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 12, 20. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 13, 27. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 14, 3. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 15, 10. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 16, 17. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 17, 24. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 18, 1. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 19, 8. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 20, 15. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 21, 22. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 22, 29. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 23, 5. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 24, 12. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 25, 19. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 26, 26. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 27, 3. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 28, 10. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 29, 17. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 30, 24. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 31, 31. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 32, 7. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 33, 14. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 34, 21. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 35, 28. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 36, 4. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 37, 11. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 38, 18. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 39, 25. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 40, 2. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 41, 9. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 42, 16. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 43, 23. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 44, 30. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 45, 6. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 46, 13. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 47, 20. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 48, 27. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 49, 4. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 50, 11. Dezember -
- Ausgabe Nr. 51, 18. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 52, 25. Dezember 1930 -
-
Band
Band 45.1930
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Der böse Ruf Ein altes Märchen von Will Vesper Wenn einer in dieser argen Welt einmal in einen schlechten Ruf gekommen ist, so kann er anfangen, was er will, ihn wieder los zu werden, es hilft ihm nichts. Und schlimmer als Pech haftet eine böse Meinung. Das erfuhr sogar einmal der Teufel. Ich sage ausdrücklich vor langen Zeiten, damit nicht einer auf den Gedanken kommt, dies für eine verkappte Weisheit von heute und für eine An spielung auf gewisse politische Ereignisse zu halten. Der Teufel also, der freilich einen uralten, bösen Ruf hat, als habe er Freude an allem Unheil, als rührte er nur so zum Spaß in Gottes schöner Welt mit feinem Kochlöffel herum, um das Wohlgeordnete in Unordnung zu bringen, war es eines Tages, wie sich denken läßt, satt, für alles Unheil auf Erden ver antwortlich gemacht zu werden, und beschloß den Menschen zu beweisen, daß nicht alles Böse nur von ihm und seinesgleichen komme, viel mehr auch sonst im Weltplan vorgesehen und unentrinnbar sei. Er kam also auf die Erde herauf oder herab — über seine Wohnung sind die Meinun gen noch geteilt — und da er gerade nichts Großes zu tun fand, beschloß er, es im Kleinen anzufangen. Er begegnete einem Bäuer lein, das eben seine Kuh auf die Weide führte, sie von ihrem Strick losband und auf eine Wiese laufen ließ, unweit einem großen Sumpf. „Sieh da," dachte der Teufel, „wie leicht sinnig! Wie bald wird sie im Sumpf stecken. Aber ich will mich in der Nähe halten und auf das Tier achtgeben." Indem sprach auch der Bauer, der auch des Sumpfes gedachte: „Nun, so friß denn in Gottes Namen, und alle Heiligen mögen dich vor dem Sumpf bewahren." Der Teufel'verzog sein Gesicht und dachte: „Schon, also mische ich mich nicht hinein, wenn du schon so hohe Beschützer hast", und ging seines Weges. Des Abends kam er von ungefähr dieselbe Straße und richtig, da steckte die Kuh im Sumpf bis unter den Bauch, brüllte jämmerlich und konnte nicht vor- noch rückwärts. Von fern kam auch schon der Bauer gerannt, sah das Unglück und das erste Wort, das er sagte, war: „Da hat doch der Teufel das Vieh in '' den Sumpf geführt." Dann versuchte er, die Kuh herauszuziehen, aber vergeblich, und nach einigem Fluchen lief er dem Dorfe zu, die Nachbarn zur Hilfe zu holen. Indessen dachte der Teufel: „Ob man mir schon unbedacht Böses nachsagt, wo ich doch gar nicht in der Nähe gewesen bin, die Kuh mir auch gar nicht anvertraut war, so will ich doch die Gelegenheit ergreifen und zeigen, was an mir ist und die Karre aus dem Dreck ziehen." Er machte sich also an die Kuh, ergriff sie bei Schwanz und Hörnern und brachte sie mit vielem Stemmen und vieler Arbeit aufs Trockene und erwartete einen Dank. Und schon kam der Bauer mit den Seinen zurück, sah das Tier zitternd und triefend auf dem festen Boden stehen und sagte: „Na, Gott sei Dank, daß sie gerettet ist." Von da an, sagt man, hat der Teufel es aufgegeben, Kühe, die im Sumpf stecken, wieder herauszuziehen, da doch den Dank immer ein anderer erntet, ob er es verdient hat oder nicht. Es ist ja auch nur menschlich, daß sich von dem Teufel niemand eines Guten ver sieht. Aber dennoch wäre es nicht unklug, die Augen aufzutun und, falls einmal ein Teufel Gelüsten danach hätte, jemandem aufs Trockene zu helfen, ihm nicht die Freude daran und an jeder Besserung von vornherein zu nehmen. Und damit wäre denn doch auch für die Gegenwart eine Moral aus der alten Ge schichte zu gewinnen. Jetztzeit oder Mittelalter? In einem kleinen Dorfe im schönen Wesenitz tale (Sachsen) steht ein Apfelbaum. Sorte Bischofsmütze (Bischofshut), der jahrelang nicht trug Auf die Beschwerde der Besitzerin riet ein alter Mann, den Baum zu prügeln, um ihn so zur Fruchtbarkeit zu zwingen! Erwähnte Be sitzerin tat es derart ausgiebig — mit der Kar toffelhacke! —, daß dis Rinde in Fetzen her abhing. Man saßt sich wohl dabei unwillkürlich an den Kopf und fragt sich, ob wir noch in der Zeit der Gottesurteile und Hsxenverbrennungen leben oder in der des Radios und des Luft verkehrs. So geschehen im Jahre des Heils lS30. Wilh. Fabel. Wenn wir unseren Wochenbericht mit der Erwähnung der Wahlen in Oberschlesten beginnen, so geschieht es einmal in Erfüllung einer selbstverständlichen Dankespslicht gegenüber den Volksgenossen, di« trotz allen Terrors, trotz aller Unterdrückung daran festhalten, daß sie als polnische Staatsbürger dem Deutschtum treu Hu bleiben gewillt sind, so beschicht es aber auch in der Gewißheit, daß dieses Beispiel starker Treue zu deutschem Volkstum geeignet ist, neue Hoffnung auf eine bessere deutsche Zukunft zu nähren. Sehen wir uns die Wirtschaftsbc- richte der letzten Woche an, so wird man daraus kaum ein Zeichen für eine Besserung unserer wirtschaftlichen Lage hcrauslesen können. Ar- beiterent'lassungen und Betriebseinschränkungen sind ständige Rubriken in unseren Tageszeitun gen. Im Haushaltungsausschuß des Reichstages spielen die Beratungen über die zukünftige Ge staltung der Wirtschaft daher begreiflicherweise eine besondere Rolle, wobei das Problem der deutschen Handelspolitik und der Sozialpolitik in besonders eingehender Weise erörtert wurde. Der Hinweis, daß über 12 Millionen Menschen, also ein Fünftel des deutschen Bölkes, Zuwendungen aus öffentlichen Mitteln erhalten, ist besonders geeignet, unsere augenblickliche Lage zu charakterisieren. Er zeigt uns aber auch für unseren Berufsstand einen der wesent lichsten Gründe für die sinkende Tendenz in der wirtschaftlichen Lage unserer Betriebe. Rcichs- wirtschaftsminister D r. Dietrich sieht in der Förderung des Exportes, insbesondere nach den östlichen Randstaaten, nach Polen und Rumänien und den Nachfolgestaaten Oesterreichs, und in einer wirklichen Reallohnpolitik wesentliche Mittel zur Belebung der Wirtschaft. Als Hauptproblem der deutschen Wirtschaft sieht Dr. Dietrich di« Arbeitslosensrage. Die Aufgabe sei, die Arbeitslosen Produktiv zu beschäftigen, denn es sei unerträglich, wenn Jahr für Jahr über eine Milliarde ausgegeben wür den ohne jeden Wert, allein mit der Wirkung, daß die Empfänger dieser Gelder noch korrum piert würden. — Außenpolitisch und wirtschafts politisch interessiert uns imter den Vorgängen im europäischen Raum das Verhältnis Italiens und Frank reichs zueinander und der von Briand beim Abschluß der jetzt begonnenen Ratstagung des Völkerbundes er neut geplante Vorstoß mit dem Ziele, eine pan europäische Union zu schaffen. — Wir konnten bereits aus den außerordentlich freundlichen Empfang Hinweisen, der der deutschen Flotte im Mittelmeer bereitet wurde, und kennzeich neten diese offene Sympathie als Beweis dafür, daß Italien gewillt sei, im Mittelmeer politisch aktiv zu bleiben. Dieser Wille ist in einer Rede des italienischen Vertreters auf der Londoner Flottenkonferenz, Hendi, deutlich unterstrichen worden. Wir Deutsche werden seine Worte: ..Italien weigert sich aus höheren sittlichen Mo tiven, noch weiter einen Unterschied zwischen Siegern und Besiegten zu machen. Die Ver träge sind nicht ewig" besonders freudig auf nehmen, dabei aber auch den Wunsch haben dürfen, daß dieser Grundsatz italienischer Außen politik auch einmal in Südtirol verwirklicht werden möge. Daß die deutsche Politik diese Haltung Italiens als wichtigen Faktor werten muß, ist gerade bei unserer augenblicklichen wirt schaftlichen Lage nicht nur außenpolitisch bedeu tungsvoll, sondern sie gewinnt auch angesichts des immer näher heranrückenden Termins für die Kündigung des italienischen Handelsvertra ges auch wirtschaftspolitische Bedeutung. So schmerzlich für uns die Feststellung sein muß, wir dürfen uns aber keinen Illusionen darüber hingeben, daß der Zwang zur aktiven Außen politik einer Handelspolitik im Sinne eines Schutzes der deutschen Agrarproduktion gerade Italien gegenüber Fesseln anlegt. Ein Aussatz über das Genfer Handelsabkommen und dis deutsche Wirtschaft in der „Berliner Börsen- Zeitung", die sonst als durchaus agrar- und schutzzollfreundlich bekannt ist, kennzeichnet wohl die Auffassung weitester Kreise des deutschen Handels und der Industrie. Es heißt dort: „Sperrungen in der Einfuhr find auf dem Ge biete der Lebensmittel und Getränks in großem Umfange nicht möglich... Dis deutsche Land wirtschaft ist jedenfalls für lange Zeit nicht in der Lage, den vollen Bedarf an Getreide, Mol- kcreierzeugnissen, Eiern, Gemüse und Obst zu decken... Wer an das Ausland verkaufen will, muß auch vom Ausland kaufen." Für die Be urteilung der in den maßgebenden Kreisen herr schenden Stellungnahme zur Handelsvertrags- Politik dürfte weiter folgende Feststellung wesent lich sein: „Der Export und damit die Handels- Bux Der Zirkusroman von Hans Possendorf Copyright by Knorr L Hirth, G.m.b.p., München (19. Fortsetzung) „Schieber auf! Schieber auf!" kreischt Tom in wildem Rachedurst. Er ist selbst zum wil den Tier geworden. Der Geifer läuft ihm von den wulstigen Lippen. Die Augen treten ihm fast aus dem Kopf heraus. Und Judiths Brüllen und Fauchen mischt sich in sein Toben. Doch als er sieht, daß Bux, statt den Schie ber aufzuziehcn, den Haken wieder losläßt, ergreift er dis große eiserne Fleischgabel, die noch am Boden liegt, und stößt damit wie ein Rasender durch die Gitterstäbe nach Lorenzo. Der Mexikaner hat sich nach dem ersten Stoß, der seinen Schenkel getroffen, in den hintersten Winkel des Käfigs geflüchtet. Bux reißt dem Neger die Gabel aus der Hand und schreit: „Hinaus mit dir, Tom! Vorwärts!" Und Tom eilt mit tollen Sprün gen und wildem Johlen wie ein Besessener aus dem Zelt, um die Zirkusleute aus dem Schlaf zu wecken und di« Freudenbotschaft zu verbreiten, daß der Mörder entdeckt und gefangen stst. Lorenzo aber gesteht heulend und um Gnade wimmernd, wer ihn zu seinen schuftigen Taten verleitete: die Seüora! „Das ist nicht wahr!" schreit Bux und taumelt wi« von einem Schlag getroffen zurück. »Ja, ja, Senor! Js wahr! Pura verdad, Senor!" Und er berichtet mit keuchender Stimme: Fee habe ihm gesagt, wenn die Tiere tot wären, bekäme er viel Geld von ihr, — ganze dreitausend Mark! Und sie würden dann in dem großen, schönen Berlin wohnen, und er würde in ihrem Dienst bleiben, weil sie die Pferde zum Spazierenreiten behalte, und er hätte dann viel weniger Arbeit . . . Bux hat wie in Erstarrung gestanden. Aber dann bricht sein Zorn fürchterlich hervor: „Mörder! Mörder! Verfluchter Mörder!" brüllt er auf. Er sieht kaum mehr etwas. Wie ein roter Schleier hat es sich über seine Augen gelegt. Seine Hände zucken wieder nach dem Haken, der noch an dem Schieber hängt . . . Der erste, dem Tom die Nachricht von Lem Fang des Mörders verkündet hat, ist Dhakjee. Er hat den Alten aus dem Schlaf gerüttelt, und endlich ist der Inder einmal in so etwas wie Erregung geraten. Oder ist es nur Neugier, die ihn treibt, auszustehen und mit eiligen kleinen Greiscnschritten nach dem Stallzelt zu trippeln? Als Dhakjee eben um die Ecke des Zeltes biegt, sieht er seinen Herrn mit wankenden Schritten herauskommen, — nur zwei Meter von ihm entfernt. Aber ohne den Inder zu sehen, taumelt Bux an ihm vorbei. Da hört Dhakjee einen markerschütternden Schrei aus dem Zelt dringen. Während er hineineilt, schal len ihm noch zwei dieser furchtbaren Schreie entgegen. Dann steht er vor dem Entsetzlichen: Auf dem Boden von Teddys Käfigabteil liegt blutüberströmt Lorenzo, aus ihm die wütende Tigerin. Der Schieber, der die beiden Käfig abteilungen bisher trennte, ist völlig heraus gezogen. Die Brust des Mannes ist von Judiths Tatzenhieben schon ganz zerfetzt. Nur ein letztes dumpfes Röcheln dringt jetzt noch aus seiner Kehle. Dhakjee steht einen Augenblick wie erstarrt. Dann rennt er, so schnell ihn seine alten Beine tragen, wieder aus dem Zelt: Nur nicht als Erster von allen das hier gesehen haben! Denn dann muß man vor Gericht aussagen! — Nein, er war überhaupt nicht im Stallzolt! Niemand wird es ihm beweisen können, nie mand hat ihn hier oder unterwegs zum Zelt gesehen! Nein, er weiß überhaupt von nichts! Da hört er Schritte nahen, laufende Schritte von ein paar Männern, und drückt sich in den dunklen Schatten einer Zsltwand. Friedenthal und Siebert, die Tom auch schon alarmiert hat, rennen an Dhakjee vorbei. Aber in ihrer Erregung bemerken sie nichts von ihm. Von niemand gesehen, gelangt der Alte zu seinem Lager im Wagen zurück und hüllt sich, am ganzen Leibe zitternd, wieder in seine Decken. Bux ist unterdessen in seinen Wohnwagen gelangt. Er hat die Tür von Fees Schlaf zimmer geöffnet. Ihre regelmäßigen Atemzüge haben ihm angezeigt, daß sie nicht erwacht ist, als Tom ihn geholt. Mit bebenden Fingern hat Bux Licht gemacht und betrachtet nun die Schlafende: Das ist Fee, seine Frau, die ihm einstmals gesagt, daß sie ihn liebe! — In Sekunden zieht die ganze Zeit an ihm vorbei, seit er sie das erstemal sah, als er in Verona in den Zug stieg. Ja, jede Stunde, die er mit ihr erlebt, scheint ihm Plötzlich gegenwärtig: Wie er im Hotel in Mailand feinen ersten Kranken ¬ besuch bei ihr macht«, — wie sie mit ihrem Vater zum Kaffee in seinen Wohnwagen kam. Er denkt an die Fahrt mit ihr in diesem Wagen zum Güterbahnhof in Florenz. Er sieht sie wieder auf dem Presseball, wie sie plötzlich vor ihm stand, so schön, wie sie ihm noch nie bis dahin erschienen, — wie sie zusammen tanzten und dann im Glückstaumsl einander in die Arme fielen.— Und diese Frau mit den schönen sanften Zügen, über die sich jetzt das unschuldige Lächeln des Schlafes breitet, hat einen Pferdeknecht angestiftet, seins Tiere zu ermorden! — unschuldige Wesen, an denen er mit seinem ganzen Herzen hing! Bux gleitet langsam in die Knie. Und während sein Gesicht auf die Decke sinkt, die sich über Fees Körper breitet, beginnt er bitterlich zu weinen. — Er weiß nicht, wie lange er da gekniet und geweint hat. Aber nun steht er mit einein Ruck auf. Fee fährt aus dem Schlaf und fragt er schrocken: „Was ist denn? Sag' doch! Ist was passiert?" Und Bux sagt mit harter, kalter Stimme: „Ich gebe dir eine Stunde Zeit, deine Sachen zu packen und diesen Wagen zu verlassen. Bist du dann noch hier, so werfe ich dich hinaus!" Dann wendet er sich ab und verläßt taumelnd den Raum, nm zum Stallzelt zurück zugehen. Fee hat keinen Laut von sich gegeben. Sie ist nur schneeweiß geworden, weiß wie das Linnen ihres Bettes. Aber sie hat begriffen, daß er alles weiß, — daß diese Ehe zu Ende ist. — Als Bux in sein Stallzelt tritt, ist es von Menschen angefüllt. „Was wollt ihr hier?" brüllt er. „Hinaus aus meinem Zelt! Weg von meinen Tieren! Hier hat niemand etwas zu suchen! Hinaus! Hinaus mit euch!" Er hat sich bis zu dem Käfigwagen durch gedrängt und sieht sich plötzlich Direktor Kreno gegenüber. „Verzeihung, Herr Direktor, ich hatte Sie nicht gesehen", sagt er, aber ohne einen Klang von Bedauern in der Stimme. „Bux! Mensch!" ruft der Direktor. „Was ist das hier?" Er zeigt nach dem Käfig. Bux sieht eine blutige Masse, einen völlig zerfetzten menschlichen Körper darin liegen. Der Schieber ist noch immer vollkommen heraus gezogen. Judith aber hat sich wieder in ihr Abteil zurückgezogen und sich dort in eine Ecke gedrückt. Das Tier zittert vor Erregung am ganzen Leibe, als ob es seine Tat bereue. Bux prallt zurück, starrt auf das schreckliche Bild und bricht dann in ein entsetzliches Lachen aus, daß es allen kalt durch die Glieder rinnt: „Was das ist? Sehen Sie das nicht? Das ist ein toter Mensch! Ein von einem Tiger zerrissener Mensch! Ich denke, das ist Loch nicht so schwer zu erkennen!" Direktor Kreno blickt auf Bux, wie aus einen, der den Verstand verloren hat. Daun packt er ihn bei den Schultern: „Bux! Mann! Was haben Sie getan?" „Was? Ich?" schreit Bux auf. „Schon wieder ich? Auch den soll ich ermordet haben? Das ist also schon der dritte!" Bux hat die Hände des Direktors abgeschüttelt, feine Stimme ist zum Brüllen angeschwollen. Und plötzlich beginnt er zu rasen, wie ein Tobsüchti ger um sich zu schlagen: „Hinaus aus meinem Zelt! Ihr seid Mörder! Mörder seid ihr alle! Ihr wollt meine Tiere ermorden! Hinaus! Oder ich erwürge euch alle miteinander!" Man versuchte den Tobenden zu bändi gen. Aber man kann seiner nicht Herr werden. „Mörder! Mörder!" brüllt er immer wieder. Der Auftritt endet damit, daß Bux ohn mächtig zusammenbricht und auf das im Stalle ausgestellte Feldbett getragen wird. — Als Bux eine halbe Stunde später wieder zu sich kommt und verwirrt um sich blickt, sind nur noch der Direktor, Friedenthal und ein halbes Dutzend fremder Herren im Stall- zelt. Niemand weiß recht, wer eigentlich die Mordkommission gerufen hat. „Sie sind verhaftet!" sagt der eine der Herren zu Bux. „Sind Sie imstande, zu gehen?" „Jawohl." Bux erhebt sich mühsam. „Ich möchte nur bitten, mir meine Kleider aus dem Wagen zu bringen. Ich habe nur einen Schlafanzug unter dem Mantel an." „Natürlich müssen Sie sich erst anziehen", sagt der Beamte. Da fällt Buxens Blick auf Tom und Dhakjee. Sie stehen im Hintergrund des Zeltes, jeder zwischen zwei Polizisten. Sie sind also auch verhaftet. Cilly hat nichts von alledem gemerkt. Sie hat den gesunden, tiefen Schlaf der Jugend geschlafen. Und als sie am andern Morgen er wacht und gähnend die Glieder reckt, ahnt sie noch nichts von den: Entsetzlichen, das in dieser Nacht geschehen ist. 9. Fee hat in dieser Nacht nicht mehr den Zirkus verlassen können. Schon während sie
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