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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 45.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193000008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19300000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 45.1930
-
- Ausgabe Nr. 1, 2. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 2, 9. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 3, 16. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 5, 30. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 10, 6. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 11, 13. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 12, 20. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 13, 27. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 14, 3. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 15, 10. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 16, 17. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 17, 24. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 18, 1. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 19, 8. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 20, 15. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 21, 22. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 22, 29. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 23, 5. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 24, 12. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 25, 19. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 26, 26. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 27, 3. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 28, 10. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 29, 17. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 30, 24. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 31, 31. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 32, 7. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 33, 14. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 34, 21. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 35, 28. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 36, 4. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 37, 11. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 38, 18. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 39, 25. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 40, 2. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 41, 9. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 42, 16. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 43, 23. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 44, 30. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 45, 6. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 46, 13. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 47, 20. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 48, 27. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 49, 4. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 50, 11. Dezember -
- Ausgabe Nr. 51, 18. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 52, 25. Dezember 1930 -
-
Band
Band 45.1930
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Mutterliebe Skizze von A. Schöneberg-Rodenbach An den üppig bewaldeten Hängen der Serra Geral in Südbrasilien war es, wo Deutsche, zäh wie Sohlleder, mit unendlichem Fleiß und Schweiß, mit viel Begeisterung und noch mehr Geduld den Urwald roden und zufriedene Acker bürger werden. Wilm Wilms, einer dieser Pio niere auf vorgeschobenstem Posten, warf den langschwänzigen Fuchsaffen, den er geschoßen, mit mächtigem Schwung in den Etswald und knurrte: „Verdammte Biester! Kosten mich viel zu viel Patronen." Dann trat er in das roh gezimmerte Blockhaus. Was hats gegeben?" fragte seine Frau freundlich. Ein struppiger Köter stellte, um des Eintretenden Beine win selnd, dieselbe Frage. „Einen Affen, der holt leine Küken mehr. Abers wird Zeit für Muni tion zu sorgen." — „Reit' nachher zur Stadt, Wilm, wenns kühler wird." Als die Schatten des Waldes gegen die Hütte wuchsen, nahm Wilms Abschied von seinem Weibe und seinem anderthalbjährigen Söhnchen und ritt los. Nur der Hund fehlte. Nach einer Viertelstunde wurde Wilms inne, daß der Hund schon vorher Lunte gerochen hatte. Nun saß das Vieh mit der unschuldigsten Miene auf dem Wildwechsel. Alle freundlichen Aufforderungen Wilms', sich zu des Teufels Großmutter zu be geben oder sich nach Hause zu scheren, beant wortete das Tier mit unwiderstehlichem Drang nach vorn. Drei Stunden war Wilms geritten. Es mochte gegen sieben Uhr abends sein. Um diese Zeit trat Marianka aus der Tür des Blockhauses, in der Hand eine Blechbüchse, um den Hühnern noch einige Hände voll Mais zu geben und sie sorglich im Stalle einzuschließen. Mit der Däm merung wurde das Raubzeug des Urwalds rege. Der kleine Paul saß auf dem mit vertrocknetem Gras bewachsenen Platz zwischen der Hütte und den Kaffsepflanzungen und spielte mit einem weißen Holzpferdchen, das ihm der Vater ge schnitzt hatte. Voll Mutterglück sah die junge Frau auf das Kind. Da erstarb jäh das Lächeln auf ihren Zügen. Ihr scharfes Auge hatte eine Bewegung in der Grasnarbe erspäht. Eine Schlange' glitt pfeilschnell auf das Kind zu. Barmherziger Himmel! Die Maisbüchse flog im weiten Bogen zur Erde. Gelber Körnerstrom sprühte auf. Sekun den nur noch. Fiebernd suchten die Augen des gequälten Weibes den Boden ab. Kein Stein, kein Knüppel. Das Haus, der Schuppen — viel zu weit, dort eine Waffe zu holen. Zu spät schon, das Kind vom Boden empor zu reißen. Nur noch eines Gedankens Länge zö gern hieß das Kind ausgeben. Die Mutter sprang vorwärts, trat mit bloßen Füßen der Schlange auf den Schwanz. Zischend vor Wut fuhr das Tier herum, Ma rianka wich aus, schnellte vorwärts, riß das Kind an ihre Brust. Da fühlte sie einen stechen den Schmerz in der Wade. Die Schlange hatte sich gerächt. Das alte Bibelwort von der Feindschaft der Samen wurde neu. Mariankas derbe Ferse zerstampfte den platten, dreieckigen, heimtückischen Kopf. Dann trug sie das Kind ins Haus. Sie war seltsam ruhig. Ihr Schick sal hatte sich erfüllt. Nur nach Stunden zählte ihr Leben. Es galt, sie zu nützen. Mit dickem Bindfaden und einem Holzknebel schnürte sie das gebissene Glied ab, machte mit einem Küchen messer herzhaft einen Schnitt durch die blauen Bißmale der Schlangenzähne und preßte das Blut aus. Alles so, wie sie es von Kind auf gesehen hatte; als wenn sie an einem fremden Körper arbeitete. Sie überlegte: Ihr Mann kam erst in zwei, drei Tagen wieder. Das Kind konnte bis dahin verhungert und verdurstet sein. Wilms nachzulaufen war zwecklos. Sie kam nicht mehr bis zur nächsten Siedlung. Es gab nur einen Ausweg: Quer über das Gebirge nach Sao Fernanda, der spanischen Siedlung, durch den weglosen Etöwald, über Klippen und Fels- grate. Und wenn sie vielleicht doch nicht hin kam? .. Ihr Herz stand still unter der Qual dieses Vielleicht Hastig stellte sie Wasser, Brot, Eier, Fleisch auf die Tischplatte, brachte alles an Gegenständen, was dem Kind Verderben bringen konnte, aus seiner Reichweite, schloß es zum letztenmäle lange und inbrünstig in ihre Arme und hastete Humus, bergan, dem Rinn sal folgend. — Zu der Zeit hielt Wilms am Kreuzweg. Er schob den breitkrämpigen Sombrero in den Nak- ken und wischte den Schweiß von der Stirn. Der Hund war die Ursache seines Hallens. Seit einer Viertelstunde etwa schien die anfänglich; Reiselust des Tieres ins Gegenteil verkehrt zu sein. Es bellte wie unsinnig, sprang jappend an dem Reiter hoch, lief zurück, blieb heulend stehen und gab deutlich zu erkennen, daß es heimzukehren wünschte „Warum bist Du mit gelaufen?" brummte Wilms. Da sah er von Süden eine Staubwolke herauf kommen. Daraus schälte sich, bei Wilms angekommen, der Doktor Starkenfels heraus, Medizinmann, Zeitungs mensch, Forscher, Jäger, Weltbummler, den Wilms von früher her gut kannte. „Tag, Doktor!" schrie er ihm entgegen, „dachte mir gleich, daß nur so ein verrücktes Huhn sich hier herum treiben könnte! Mal wieder in die Serra, Affen sangen?" „Guten Tag, lieber Landsmann! Schönen Dank für den freundlichen Willkomm! Dachte nicht, daß der Wilms ein Huhn wäre." Wilms machte den Doktor auf das sonder bare Verhalten des Hundes aufmerksam. Star- -kenfels nickte: „Wilms, da ist etwas nicht in Ordnung. So eine Kreatur hat mitunter mehr Gehirnschmalz in der Nase als die Krone der Schöpfung im Kopf. Gehen wir methodisch vor. Wem gehört der Hund?" — „Mir natürlich" sagte Wilms. — „Ja so, ich meine, hielt er sich im allgemeinen mehr zu Dir oder zu Deiner Frau oder dem Kinde?" „Zu dem Jungen natürlich... wie die Klet ten... und dann... meine Frau... ganz klar, fütterte ihn ja." — „Eilen wir!" sagte der Doktor. Sie ritten den Weg, zu dem Wilms vorher drei Stunden gebraucht hatte, in anderthalb. Winselnd, mit einem blutigen Schlangenkörper im Fang, kam ihnen der voraus geeilte Hund entgegen. Wilms stürzte zum Haus, riß den von außen vorgelegten Riegel zurück, stürmte hinein, las auf einem Fetzen Papier: „Von Schlange gebissen. Suche Hilfe... Rio Fer nanda. Leb wohl für immer. Es küßt Dich Deine Marianka." Vorwärts! Wie gehetzt sprang der Mann in den Sattel, peitschte das Maultier vorwärts, den Bachlauf empor. Der Hund lag auf der Fährte. Das. Reittier strauchelte, stürzte, fiel. Rücksichtslos riß der Mann es immer wieder hoch. Bis es schließlich mit zerbrochenem Bein liegen blieb. Da hastete er zu Fuß weiter. Eine halbe Stunde später chatte er einen Weg hinter sich, zu dem man sonst dis dreifache Zeit brauchte. Da fand er Marianka. Leblos lag sie unter einem Steilhang unterhalb der Grathöhe. Zehn Minuten von der jenseitigen Siedlung. Der Hund leckte ihr winselnd das Gesicht. Wenige Minuten später keuchte auch der Doktor auf trie fendem Pferd heran. Mochte der Himmel wissen, »MINI wieso das Tier nicht Hals und Beine gebrochen hatte. „Serum!" schrie Wilms ihm entgegen. Der Doktor brachte eine Kognakflasche zum Vor schein, rieb der Leblosen die Schläfen, löste die Binde am Bein, hieß Wilms das tote Glied massieren, machte künstliche Atembewegungen... Nach fünf Minuten ein Schrei: „Marianka!" Sie schlug die Augen auf. „Aber das Gift, Doktor! Das Gift! Haben Sie kein Serum?" jammerte Wilms. „Braucht's hier nicht! Verstehst Du? Hab' mir die Schlange erst angeguckt, unten. Die Mussurana ist giftlos, wenn Ihrs auch bis heute noch nicht glaubt, Ihr Tölpel." Zum Glück schien der Mond und machte den Abstieg möglich. Mit Unterstützung der Männer kam Marianka verhältnismäßig gut voran. Zwei Stunden später saßen sie in der Blockhütte und ließen sichs schmecken, was Wilms ihnen briet. Dann machte sich der Doktor an seinen Pack taschen zu ichaffeu — er führte noch ein Lasttier mit —, und nachher suchte er einen Korkzieher. Dabei brummte er: „War mir doch schon bei der Ausreise aus Aegypten so, als wenn ich diese Flaschen 21er Randersackerer Teufelskeller dazu benutzen müßte, den Teufel auszutreiben. Ja, ja, auf Feste muß man gerichtet sein, selbst im Hinterland von Rio Grande. Prosit Leut chen! Trinken wir auf das Wohl der Geretteten, und vergeßt mir das Hundevieh nicht!" Der Hund schlief den Schlaf des Gerechten. Er hatte sich neben einer reichlichen Mahlzeit auch noch die Mussurana zu Gemüte geführt. Die Verhaftung des indischen Freiheits kämpfers Gandhi scheint eine neue Epoche der englischen Politik gegenüber den indischen Sslbständigkeitsbsstre- bungen einzuleiten. Man weiß, daß Gandhi lange darauf gewartet hat, daß die englische Re gierung diesen Schritt tun würde. Ob die Ver haftung Gandhis der Freiheitsbewegung einen neuen Impuls zu geben vermag, ist zweifelhaft, denn der indische Vizekönig Lord Irwin versucht immer noch, durch Verhandlungen mit den ge mäßigten indischen Kreisen und durch Ausspie lung des alten Gegensatzes zwischen Mohameda- nern und Hindus die Lags auf friedlichem Wege zu entspannen. Englischen Blättermeldnngen zu Dux Der Zirkusroman von Hans Possendorf Copyright by Knorr L Hirth, G.m.b.H., München (18. Fortsetzung) Nun hat Bux also mit Cilly gesprochen, hat ihr gesagt, Pieter Hemsterhuis wolle sie heiraten. Cilly hat laut losgelacht, so uner wartet und so komisch ist ihr diese Eröffnung vorgekommen. Nie hat sie auch nur geahnt, daß der gute Pieter sich mit solchen Absichten trägt. Aber Bux hat ihr klargemacht, daß das eine sehr ernste Angelegenheit sei und absolut nichts zum Lachen. Und dann hat Bux gewissermaßen auf seinem eigenen Herzen herumgetrampelt: Er hat Cilly vorgestellt, was für ein guter, an ständiger Mensch der Pieter Hemsterhuis sei — und so reich, daß sie wie eine kleine Prin zessin würde leben können, — was sie für reizende Schwiegereltern bekommen würde. Und Cilly müsse auch an die Zukunft denken. Ein mal werde sie ja doch heiraten, — oder ob sie etwa später einmal das Elend alternder Arti sten erleben wolle? Und ihr Beruf sei zu dem noch so gefährlich, daß sie ihrem Schöpfer danken müsse, wenn ihr so eine Gelegenheit geboten würde, in einem sicheren Hafen zu landen. Lange hat Bux geredet. Cillys Gesicht ist immer ernster geworden, und schließlich sind ihr schwere Tränen über die Wangen gelaufen. Aber nicht ein Wort hat Bux ihr zu ent reißen vermocht. Auf alle Fragen hat sie be harrlich geschwiegen. Sie hat nicht gesagt, ob sie Pieter Hemsterhuis mag oder nicht, — hat keine Antwort auf die Frage nach dem Grund ihrer Tränen gegeben. Und nun wird das Gespräch unterbrochen: Cilly wird zu Frau Direktor befohlen. Als sie dem Wohnwagen des Direktors entgegengeht, ist ihr ganz schwindlig zumute: Ihr Onkel Bux, an dem sie mit ganzer Seele hängt, den sie so lieb hat wie keinen Menschen sonst, der will sich also von ihr trennen! Er hat ihr zugeredet, den Zirkus zu verlassen und zu heiraten, obwohl er doch weiß, daß es eine Trennung für immer bedeutet, wenn sie als Frau eines holländischen Kaufmanns in Amsterdam wohnen wird. Nicht einmal erwähnt hat er etwas von der Schmerzlich keit einer solchen dauernden Trennung! Ganz selbstverständlich schien sie ihm! — Und sie hatte gedacht, daß er sie ebenso lieb habe, wie sie ihn! Von Frau Direktor Kreno hört Cilly fast Wort für Wort das gleiche, was ihr schon Bux gesagt hat. Es rauscht an ihren Ohren vorüber. Sie braucht kaum hinzuhören, sie weiß schon: Vornehme Familie, gute Men schen, ungeheuer reich. Ungewißheit und Ge fährlichkeit des Artistenlebens und so weiter und so weiter. Nur zum Schluß kommt etwas, das Cilly tief ans Herz greift: „Und du würdest damit den innigsten Wunsch deiner seligen Mutter erfüllen, Kind, — deiner guten, tapferen Mutter, die keinen andern Gedanken hatte, als dir einmal ein sicheres Leben, fern von dem unruhigen Zir kusgetriebe, zu schaffen, und die in dem Kampf über deine Zukunft ihr Leben gelassen hat." Noch eine Weile steht Cilly stumm. Dann sagt sie leise: „Ich will's mir . . . über legen. Aber, bitte, bitte, lassen Sie mir noch . . . ein wenig Zeit, — wenigstens bis zum April, bis ich achtzehn bin." — 7. Zirkus Kreno hat, bevor er nach Deutsch land zurückkehrte, noch die holländischen Städte Utrecht und Arnheim „mitgenommen". Am Vormittag des vorletzten Spieltages geht Fee allein in die Stadt, angeblich, um Besorgungen zu inachen. Sie fährt aber schnurstracks zum Postamt und fragt, ob vielleicht etwas post- lagernd unter ,F)rizaba" da sei. Der Beamte gibt ihr einen Brief von ihrem Freund Otto von Kroidt- Sie reißt ihn hastig auf. Es sind nur wenige, aber inhaltsschwere Zeilen: Liebe Fee! — Höre und staune! Mein Plan ist geglückt: Die Direktion des Zoolo gischen Gartens in Berlin ist bereit, Dr. Buchsbaum ein festes Engagement als Tier arzt anzubieten. Das Gehalt wird so sein, daß Ihr sehr gut damit in Berlin aus kommen könnt. Ehe man offiziell an ihn herantritt, soll ich aber erst einmal son dieren, ob er Neigung hat, die Stellung an zunehmen. Die Entscheidung braucht nicht überstürzt zu werden. Aber schieb es nicht zu lange hinaus. Trw alles, was in Deinen Kräften steht, daß er akzeptiert, und gib bald Nachricht Deinem treuen Otto von Kroidt. Fees Wangen glühen vor freudiger Er regung. Sie sucht einen Lnnch-Room in einer einsamen Straße auf, späht erst vorsichtig umher, ob nicht Leute aus dem Zirkus im Lokal sind. Dann setzt sie sich in eine Ecke, läßt sich Schreibzeug und Papier bringen und schreibt in fliegender Hast: Lieber Otto! — Soeben Deine Nachricht erhalten. Das ist ja fabelhaft! Ich weiß nicht, wie ich Dir danken soll! Ich muß aber sehr vorsichtig und langsam zu Werke gehen. Die Chancen für den Plan stehen nicht schlecht: Ein wichtiger Hinderungs- grnnd für meinen Mann, dem Zirkus Lebe wohl zu sagen, ist ja bereits erledigt, da er nun nicht mehr für feine Eltern zu sorgen hat. Der zweite Hindsrungsgrund scheint auch zu fallen: Ich glaube, daß sich Cilly Berndt bald mit einem jungen Holländer verheiraten wird, so daß auch Willys „Vormundspflichten" damit erledigt wären. Bleiben also nur noch die Tiere, von denen er sich nicht trennen will. Aber vielleicht findet sich da auch ein Answeg, — Ich hätte Dir übrigens heute so wie so geschrieben, denn auch ich habe eins große Neuigkeit: Heute morgen hat sich eine Sache entschieden, die schon seit Wochen schwebte. Aber ich wollte nicht eher schreiben, als bis es perfekt ist: In fünf Tagen trifft Zirkus Kreno zu einem Gastspiel von drei bis vier Wochen in Berlin ein! Was sagst Du dazu? Fein, was? Auch für unsern Plan scheint mir das sehr günstig. Vielleicht regelt sich durch mündliche Besprechungen dann alles viel schneller, als wir denken. — Für heute nochmals tausend Daut und auf baldiges frohes Wiedersehen! Deine Freundin Fee. * Da man in Berlin einen Dag länger zum Ausbau braucht als sonst, hat Bux die Ge legenheit benutzt, seiner Mutter in Frankfurt einen kurzen Besuch abzrestattcn, während Fee mit dem Zirkus direkt von Arnheim nach Berlin gefahren ist. Als Bux dann am 20. September um halb acht Uhr morgens mit dem Schlafwagen zug auf dem Anhalter Bahnhof auch in Berlin eintrifft, steht Cilly auf dem Bahn steig. Schon als sie ihm entgegentritt, fällt ihm ihre verstörte Miene auf. „Was machst du denn für ein Gesicht, Cilly?" fragt er besorgt. „Ist irgend was passiert?" Da bricht Cilly in Tränen aus und sagt unter Schluchzen: „Teddy . . . ist . . . tot." Bux wird kreidebleich. „Wie? Wo?" stößt er heftig hervor. „Auf der Reise. Als Tom in Minden frühmorgens . . . die Klappe aufgemacht hat zum Füttern . . . lag er tot . . . im Käfig." „Und ihr habt keine Ahnung, was mit ihm passiert ist?" fragte Bux mit heiserer Stimme. Cilly schüttelte unter Schluchzen den Kopf. „Und in Hannover hat ihn Fee bau« . . . von der Abdeckerei holen lassen." „Was?" fährt Bux auf. „Ja, ich . . . ich habe so gebeten, daß sie es nicht tun soll, damit du den Körper erst untersuchen kannst, denn Teddy war doch kern gesund. Aber Fee hat gesagt ... es wäre unsinnig, einen Bärenkadaver noch weiter mit» zunehmen." Bux spricht kein Wort mehr. Auch auf der Fahrt zum Zirkus sitzt er stumm und bleich in der Ecke der Autodroschke. Cilly weint leise vor sich hin. Nur einmal tut Bux eine kurze Frage: „Ist Fee im Zirkus?" „Nein — in Potsdam. Sie kommt erst heute gegen Abend wieder — zur Vorstellung " Noch ehe Bux seinen Wohnwagen betritt, eilt er mit Cilly ins Stallzelt. Mit leiden schaftlicher Zärtlichkeit begrüßt er seine Tiere, die bei seinem Eintritt gleich ein Frsudenkon- zert angestimmt haben. Nur der Rabe zeigt sich nicht. „Mohrchen! Mohrchen!" lockt Bux und blickt zu dem Kasten hinauf, der über Brahma an der Zellwand hängt. Nichts regt sich. Bux und Cilly wechseln einen bestürzten Blick. Gleich daraus hat sich Cilly schon von Brahma auf den Rücken heben lassen. Nun kann sie, aus Brahma stehend, den Kasten gerade mit der Hand erreichen. Sie saßt hinein, fühlt den Körper des Vogels, zieht ihn heraus und schreit laut auf: Die Lider sind halb über die starren Augen ge fallen, der Kopf hängt schlaff zur Seite herab, Mohrchen ist tot. * Fee ist an diesem Mittag zusammen mit Otto von Kroidt und mit Benthcimers bei Marwitzens zu Tisch. Als man nach dem Essen plaudernd beim Mokka sitzt, kommt das Mädchen und meldet, daß Frau Dr. Buchsbaum am Telephon verlangt werde. Fee erhebt sich. „Verzeiht. Das ist wahr scheinlich mein Mann. Er muß heute von Frankfurt angekommen sein." „Nein, es war eine Damenstimme", sagte das Dienstmädchen. Fee begibt sich in das Zimmer des Haus herrn, wo der Apparat auf dem Schreibtisch steht. Nur ein paar undeutliche Worte vor dem Gespräch dringen ins Speisezimmer, aber au
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