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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 45.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193000008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19300000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 45.1930
-
- Ausgabe Nr. 1, 2. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 2, 9. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 3, 16. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 5, 30. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 10, 6. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 11, 13. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 12, 20. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 13, 27. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 14, 3. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 15, 10. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 16, 17. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 17, 24. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 18, 1. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 19, 8. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 20, 15. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 21, 22. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 22, 29. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 23, 5. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 24, 12. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 25, 19. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 26, 26. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 27, 3. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 28, 10. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 29, 17. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 30, 24. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 31, 31. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 32, 7. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 33, 14. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 34, 21. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 35, 28. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 36, 4. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 37, 11. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 38, 18. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 39, 25. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 40, 2. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 41, 9. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 42, 16. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 43, 23. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 44, 30. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 45, 6. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 46, 13. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 47, 20. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 48, 27. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 49, 4. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 50, 11. Dezember -
- Ausgabe Nr. 51, 18. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 52, 25. Dezember 1930 -
-
Band
Band 45.1930
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Die Weltenuhr Märchen von Will Ganz tief innen im innersten Himmel, dort, wo Gottvater selber sitzt und die Welt regiert, dort hangt in einem allerinnersten Gemache die Weltenuhr. Sie ist gar nicht besonders groß, aber sie ist ganz aus Diaman ten gemacht. Alle ihre Räder, Lager, Heizer und alles ist aus großen Diamanten, Werl der Diamant der härteste Stein ist, der sich nie abnutzt. Denn diese Uhr darf sich nie abnutzen und muß immer ganz genau gehen. Denn sie ist die Uhr, die im ganzen Weltall die Zeit bestimmt. Und ohne sie gäbe es gar keine Zeit, kein Gestern und Heute und Morgen, keine Zukunft und keine Vergangenheit und keine Gegenwart. Wenn sie einmal stillstände, so stände alles still, alles Leben. Niemand auf Erden und niemand im Himmel kann wissen, was dann würde, als Gottvater allein. Denn es lebt außer Gottvater niemand im Himmel und auf Erden, der eine Zeit erlebt hat, wo diese Weltenuhr nicht ging. Sie geht seit der Erschaffung von Hunmel und Erde. Alle Sterne drehen sich nach ihrem Gang. Und nur Gottvater war schon eher als diese Uhr und alle Welt. Er weiß also, wie es aus- fieht, wenn diese Uhr nicht ist. Aber er sagt es niemand, und niemand könnte ihn auch verstehen. Und es muß ihm selber doch auch nicht gefallen haben, als diese Uhr nicht war, sonst hätte er sie ja nicht gemacht und nicht die Welt, die ohne diese Uhr, aus der die Zeit kommt, nicht sein kann. Es läßt sich denken, daß eine solche Uhr im allerinnersten und heiligsten Gemach des Him mels aufbewahrt wird. Und nur Gott selber darf zu ihr hinein und betrachtet sie manchmal und freut sich an ihrem ruhigen steten Gang. Und die Türe zu ihr hält er immer ver schlossen. Der Teufel, Gottes Widerpart, der über all im Weltall seine Spione hat und der alles erfährt, was vorgeht, und der gerne in alles seine böse schwarze Hand steckt, erfuhr auch durch ein kleines Teuselchen, das sich ein mal als eine Heuschrecke verkleidet im Himmel Herumtrieb, von diesem innersten Gemach im Hause Gottes. Und obgleich der Teufel nicht erfuhr, was darin sei, so dachte er doch, es müsse etwas wichtiges sein, und er wäre für sein Leben gern einmal in der Kammer gewesen. Er grübelte lange darüber nach, wie Vesper er wohl hineinkSnne, und schließlich kam er auf einen Gedanken. Als Gottvater wieder einmal in der inner sten Kammer vor der Weltuhr stand und sie betrachtete und sich freute, daß es ein so schönes Werk war, das alles auf Erden so gut in Gang und Ordnung hielt, da kamen plötzlich die Engel und die Heiligen und Seligen mit großem Geschrei an dis Tür gelaufen und riefen: „Hilse! Hilfe! Himmel und Erde ver brennen!" — „Was ist denn?" rief Gott vater und steckte den Kopf zur Türe heraus. — „Ein großer Stern, Herr, ist in Brand ge raten und hat nun ganz den Kopf verloren um schießt wie ein Irrsinniger durch das Weltall und zieht einen glühenden Schweif von Feuer und Brand hinter sich her, und wenn du ihn nicht sogleich aufhältst und auslöschst, so wird er dir alle Sterne, die Erde und selbst den Himmel in Brand stecken. Man riecht schon die Glut." Da rannte Gottvater davon wie er ging und stand, im Hausgewand, und stürzte auf die Himmelsmauer und ergriff im Vor beigehen ein großes Faß voll Wasser, den Stern auszulöschen. Und alle Engel, Heilige und Selige liefen hinter ihm her. Auf diesen Augenblick hatte der Teufel, der heimlich den Stern in Brand gesteckt und unter die anderen Sterne losgelassen hatte, gewartet. In Gestalt eines kleinen geflügelten Engels hatte er sich schon über die Himmelsmauer geschwungen und sich ganz in der Nähe des Hauses Gottes gehalten. Und jetzt, als der Gottvater so davongelaufen und alle anderen hinter ihm herrennen und das Haus unbewacht zurückgelassen sah, da fuhr er wie der Wind in das Haus vor die innerste Kammer, fand sie offen und stürzte hinein und dachte wunder, was er darin von Gottes heimlichsten Ge heimnissen finden würde. Aber da stand nichts als eine schöne leuchtende Uhr auf einem gläsernen Tisch und ging ruhig und mit leisem Ticken ihren Gang. Der Teufel schlich ganz enttäuscht einmal um das zierliche Werk herum und betrachtete es mißtrauisch und von allen Seiten. Dann aber, da er nichts ungestört lassen kann und da die Uhr sonst rundherum fest verschlossen war, er griff er ihren großen Zeiger und dreht« ihn wie der Wirbelwind herum, aber rückwärts, immerzu rückwärts. Im gleichen Augenblick gab es einen furcht baren Lärm, als ginge das ganze Haus Gottes aus den Fugen, und Gottvater fuhr zur Tür herein und ergriff den Teufel, der plötzlich vor Gottes Gegenwart, vor der kein Trug besteht, nicht mehr wie ein Engel aussah, son dern wie der leibhaftige Teufel den Gottvater beim Kragen hatte. Und er schwang ihn hoch über sich und warf ihn in einem ge waltigen Bogen mitten durch die Wand, daß dem Teufel alle Knochen im Leibe knackten. Und der Wurs war so gewaltig, daß der Teufel durch die Luft weit über die Himmelsmauer hinausfuhr und in die Tiefe stürzte und mitten in die Hölle hinein. Und wenn er nicht un sterblich wäre, wie leider alles Böse, so wäre er damals um sein Leben gekommen. So aber fiel er unten in einen Pfuhl mit glühendem Pech und verbrannte sich nur furchtbar un- brach sich das eine Bein. Daher hinkt er noch heute. Aber er konnte bei all dem noch von Glück sagen. Gottvater aber hatte in dem gleichen Augenblick, wo er den Teufel hinausgsworfen, den Zeiger der Weltuhr ergriffen, ihn rasch wieder vorwärts gedreht auf den Punkt, den er vorher eingenommen. Dann »rächte sich Gottvater daran, die Weltenuhr genau nach zusehen, wie ein Uhrmacher und ihr Werk wieder ganz in Ruhe und Ordnung zu bringen. Es war eigentlich nur ein Augenblick ge wesen, daß der Teufel di« Uhr rückwärts ge- greht, Gottvater ihn aber überrascht und die Uhr wieder vorwärts gedreht hatte. Aber in diesem einen Augenblick ereigneten sich doch im Weltall die merkwürdigsten Dinge, die zu beschreiben ein ganzes Buch erfordern würde. Es läßt sich ja denken, was das bedeutete, daß plötzlich im ganzen Weltall die Zeit nicht mehr vorwärts, sondern rückwärts lief, be sonders für die Menschen. Alles auf Erden und im Himmel ging auf einmal, wenn auch nur einen Augenblick lang, rückwärts. Die Menschen wußten nicht, wie ihnen geschah. Niemand wurde mehr alter, sondern alle plötz lich und ganz schnell jünger — denn der Teufel drehte ja den Zeitenzeiger wie ein Wirbelwind herum. Die Säuglinge und di« jungen Menschen von heute waren Plötzlich gar nicht mehr da. Die ältesten Greise und Greisinnen waren plötzlich und für einen Augenblick junge Leute und jetzt sogar Säug linge. Und ihre Mütter, die längst gestorben waren, saßen auf einmal wieder an den Bett- chen ihrer Kinder. Und alle standen aus ihren Gräbern auf, die längst tot waren und lebten wieder. Ganz alte, langst vergangene Zetten und Menschen, spazierten Plötzlich über die längst vergangenen Straßen längst vergange ner Städte und vergingen auch sogleich wieder vor noch älteren Zeiten, die früher gewesen waren. Viele vergangene Jahrhunderte, ja, ein ganzes Jahrtausend kam rückwärtslaufend noch einmal wieder, einen Augenblick lang, so lange der Teufel den Zeiger der Weltenuhr rückwärts drehte. Selbst die Sonne am Himmel ging rückwärts. Sonne, Mond und Sterne schossen im Westen herauf und ver schwanden im Osten — bis zu dem Augen blick, wo Gottvater den Zeiger ergriff und ihn rasch wieder vorwärts dreht«. Da sanken die ältesten Zeiten wieder ins Grab vor den weniger alten, und noch einmal fuhr wie ein Blitz, nun wieder vorwärts, das ganze Weltgeschehen eines Jahrtausends vor über, bis Gottvater an die Stelle kam, wo der Zeiger vorher gestanden und wo er stehen sollte. Da war wieder der heutige Dag und alles wie vorher, die Greise wieder Greise und die jungen Männer und Frauen wieder wie vorher. Einer küßte seine Frau und sagte: ,Mi« gut, daß ich dich habe. Jetzt war mir doch einen Augenblick lang, als hätte ich dich verloren. Es war ein schlimmer Gedanke." Und die eben neugeborenen Kinder lagen wieder in ihren Bettchen und schliefen und hatten von all dem gar nichts gemerkt; denn es war ja alles, das Rückwätts und Vorwärts, im Augenblick vorübergegangrn. „Was war denn aber das?" sagten die er wachsenen Menschen. „Uns war ja," sagten die Greise, „als wären wir wieder kleine Kinder." „Und uns," sagten die Jungen, „als waren wir gar nicht mehr da." Es war ihnen allen ein wenig unheimlich zumute. „Es ist auch ein so schwüler Tag heute", sagten sie. „Das kommt von dem Kometen, der am Himmel steht", sagten die Weisen. „Es war eine atmosphärische Störung. Das legt sich einem auf das G-ehirn wie ein Traum." Und alle waren froh, daß sie nun eine Erklärung hatten, warum ihnen so seltsam zumute ge wesen war. „Ja," sagten sie, „es war eine atmosphärische Störung." Und sie waren froh, daß sie ein Wort hatten, bei dem sie sich freilich auch nichts denken konnten. Aber wie hätten sie auch verstehen sollen, was mit ihnen vorgegangen war. Denn di« Menschen von heut« glauben ja weder an Gott noch Teufel, noch an die Weltenuhr. Nur ein paar Kinder glauben noch daran und für die habe ich diese Geschichte ausgeschrieben. Vux Der Zirkusroman von Hans Possendorf Copyright by Knorr L Hirth, G.m.b.H., München (16. Fortsetzung) Als Bux den Brief gerade wieder zusam menfaltete, trat Fee in einem leichten Kimoiro aus dem Innern des Wagens auf die Veranda: „Weißt du, daß es schon auf neun Uhr gehr?" fragte sie gähnend. „Ja, es ist Zeit, daß wir uns anzishsn. hast du wenigstens ein bißchen schlafen können?" „Kaum, diese Hitze macht mich völlig kaputt. Gott sei Dank, daß es bald «in Ende hat!" Sie waren in das Innere des Wagens ge treten, um sich zur Vorstellung anzukleiden. „Ich kann mich kaum auf den Beinen halten vor Mattigkeit", stöhnte Fee und wollte sich auf einen Stuhl niederlassen, über dem ein funkelnagelneues, mit Pailletten besetztes Clown- Kostüm lag „Aber, bitte, nicht auf mein Kostüm, Fee!" Sie nahm es ungeduldig fort und wollte es wo anders hinlegen. Halt! Um Himmels willen!" rief Bux und fiel ihr in den Arm. „Mein Gott, was ist denn? Mach einen doch nicht noch nervöser!" „Verzeih, Fee! Aber man darf doch kein Kostüm übers Bett legen!" „Was? Ist das wieder ein neuer Artisten- Aberglanbe?" fragte Fee spöttisch. „Ein uralter! Weißt du das nicht? Das bedeutet, daß man das nächste halbe Jahr ohne Engagement sitzt." „Das ist doch wirklich lächerlich!" Fee schüttelte den Kopf. „Ein gebildeter Mensch wie du glaubt an solchen Blödsinn!" Bux mußte nun selbst über sich lachen. „Ich weiß nicht, Fee, ob ich ganz ernstlich daran glaube. Aber es ist mir doch nicht ganz ge heuer. Diese Dinge sind mir eben von kleinauf so in Fleisch und Blut übergegangen." — Er hatte sich vor dem Spiegel niedergelassen und begann, sich zu schminken. — „Apropos Engagement! Direktor Kreno schreibt, wir möchten doch so bald als möglich kabeln, ob wir für seine Sommer-Tournee akzeptieren. Wir müssen uns also schlüssig werden, ob wir zu Kreno nach Deutschland wollen oder zu Ningling Brothers in die Vereinigten Staaten. In zehn Tagen ist unser Vertrag mit de Manzo abgelaufen. Es wird also höchste Zeit. — Dann ist auch ein Bries von meiner Mutter und einer von Cilly gekommen. Wenn sie dich interessieren . . ." Er sucht« dis beiden Schreiben wieder hervor und reichte sie seiner Frau hin. Fee nahm sie mit gespielter Gleichgültigkeit, vertiefte sich dann aber mit Eifer in die Lektüre von Cillys Brief, während Bux fortfuhr sich zu schminken. Als Fee den Brief zu Ende gelesen hatte, sagte sie: „Die tollen Küsse am Schluß finde ich bei Cillys Alter nicht gerade sehr passend. — Uebrigens scheint mir die Sache mit dem jungen Holländer nicht ganz so harm los zu sein, wie Cilly tut." „Wie meinst du das?" „Nun, ich meins, es wird wohl eine reguläre Liebschast sein." Bux fuhr herum und starrt« Fee ganz verblüfft an. Dann sagte er, sich wieher dem Spiegel zuwendend: „Ach was! Da kenn' ich Cilly besser." „Man könnte denken, du kommst aus dem Mustops, wie der Berliner so schön sagt." Fee lachte spöttisch auf. „Von Pappe ist Cillychen doch auch nicht! Und weißt du denn, wie sie sich in der Zeit entwickelt hat? Ganz klar, daß sie mit dem jungen Mann ein Verhältnis hat! Oder meinst du, daß der Sohn eines Amsterdamer Kansherrn eine Dompteuse heiraten will?" Bux erwiderte kein Wort. Auch Fee be gann jetzt, sich für die Vorstellung umzukleiden. Nach einer Weile sagte sie, das erste Thema wieder aufgreifend: „Ich bin dafür, nach den Vereinigten Staaten zu gehen, dort fünf Jahre zu bleiben, ein Vermögen zu machen und dann den ganzen Zirkus-Klimbim an den Nagel zu hängen." „Fühlst du dich denn so unglücklich dabei, Fee?" sragts Bux traurig. „Du kannst doch mit deinem Erfolg wirklich zufrieden sein." „Ja, aber dieses Milieu! Die Artisten be trachten mich dazu auch noch als Outsider. Das ist auch nicht angenehm." „Fee, sei offen: Ist das nicht deine eigene Schuld? Wenn du etwas nachsichtiger wärst — nicht nur auf die äußere Form sehen wür dest Es sind so prachtvolle Menschen dar unter! — Und dann haben wir uns doch! Ist das nicht schließlich genug?" Aber er fühlte, daß er sich in diesem Augenblick selbst belog. Nein, sic waren ein ¬ ander nicht genug: Diele Ehe hatte nicht erfüllt, was Bux von ihr erhofft hatte! In der schwülen Nacht lag Bux lang« schlaflos und dachte viel an Vergangenheit und Zukunft: Nein, Fee war ebenso wenig glücklich in dieser Ehe wie er selbst! Sie hatte nicht den Reiz im Artistenleben gefunden, den sie erhofft. Gleich am ersten Tag« hatten die Verdrießlichkeiten begonnen, als Friedenthal sie mit einem „Guten Morgen, junge Frau!" begrüßt hatte. Und sie hatte nicht begreifen wollen, daß hierin durchaus nichts Respektloses lag. Nicht einmal Frau Direktor Kreno ließ sich mit „gnädige Frau" anreden. Wie konnte es die Frau des engagierten Clowns verlan gen? Natürlich hatten die Artisten Fees Hoch mut bald gewittert und sich ihr gegenüber kühl und verschlossen gezeigt. — Dann hatte Fee begonnen, die Enge des Wohnwagens zu bemängeln. Sie wollte zwei Salonwagen haben, wie das Ehepaar Kreno, und sah nicht ein, daß dies als höchst unpassend vermerkt worden wäre und daß auch die Gage, bei den hohen Spesen für die Tiere, für solchen Luxus nie gereicht hätte. — Und dann Fees kühles, fast ablehnendes Verhalten Cilly gegenüber! Das hatte ihm so manche bittere Stunde be reitet. Auch an Cillys Zukunft dachte Bux in dieser Nacht viel: Fee hatte ihn durch ihre Bemerkung doch beunruhigt. Das Kind war schon monatelang ganz allein in Paris. Hatte man da nicht doch zu leichtsinnig gehandelt? Nein, es gab gar keine Frage mehr: Er mußte nach Deutschland! Schon zu lange war er von Cilly fort. Er mußte nach dem Rechten sehen. Das war seine Pflicht! — Am andern Morgen sagte Bux beim Früh stück: „Fee, ich habe mir alles in dieser Nacht reiflich überlegt. Ich werde Ringling Brothers heute abtslegraphieren. Schon deshalb will ich nicht in die Vereinigten Staaten, weil ich sürchte, man könnte auf dis wahnsinnige Idee verfallen, diesen widerlichen Prozeß gegen mich ein drittes Mal auszurühren." „Das heißt also: Wir gehen nach Deutsch land zu Zirkus Kreno?" fragte Fee lauernd. „Ja, natürlich." „Aha!" „Was meinst du mit diesem „Aha?" „Daß du nur Cillys wegen wieder zu Kreno willst." Nicht nur, aber hauptsächlich. Deine Be merkungen haben mich sehr beunruhigt." Fee erwiderte nichts. Erst nach einer Weile fragte sie: „Du glaubst -och, daß Kreno mich auch engagieren wird?" „Ich Hosse es bestimmt." „Wir nehmen doch Lorenzo mit?" „Sehr gern tu ich's nicht. Aber wenn dir viel daran liegt . . ." „Wer soll denn die Pferde auf der lieber« fahrt versorgen?" „Das wäre kein Grund. Das könnte ja Tom mit besorgen. Und ich selbst bin ja auch noch da." „Was hast du nur gegen Lorenzo? Er ist doch ein außerordentlich zuverlässiger Pferde pfleger ?" „Das gebe ich zu. Aber ..." — Bux zögerte einen Augenblick — - Brahma mag ihn nicht." Jetzt mußte Fee aber doch hell auflachen: „Weil Brahma jemand nicht gerade liebt, ist -er Betreffende schon bei dir abgemeldet? Das ist ja fabelhast!" „Lache ruhig, Fee, aber es ist nun mal so: Wen Brahma nicht mag, gegen dessen Charak ter habe ich ein großes Mißtrauen." „Du bist ja sehr liebenswürdig! Ich danke dir!" Bux sah seine Frau erst ganz verständnis los an Aber dann begriff er plötzlich, was sie meinte. „Verzeih, Fee!" sagte er lachend und streichelte ihr die Hand. „So war das nicht gemeint. In deinem Fall war es ja ganz anders. Das war keine spontane Antipathie von Brahma, sondern du hast den alten Herrn eben gleich bei der ersten Bekannt schaft zu respektlos behandelt." — — — Noch am selben Tage ging ein Kabelgramm an Direktor Kreno ab: „Akzeptiere für Som mertournee. Eintreffen 22. März Hamburg. - Bux." 4. Am 23. März beim Morgengrauen lief -er große Ueberseedampfer in den Hamburger Hafen ein. Bux war bereits angekleidet. Gleich nachdem das Schiff festgemacht, mußten die Behörden an Bord kommen, und er hatte dann für die Landung seiner Leute und Tiere allerlei Formalitäten zu erledigen. Als Bux eine halbe Stunde später wieder in die Kabine hinabkam, nm Fee zu wecken, sand er sie schon im Neisekleid und mit Packen beschäftigt.
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