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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 45.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193000008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19300000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19300000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 45.1930
-
- Ausgabe Nr. 1, 2. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 2, 9. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 3, 16. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 5, 30. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 10, 6. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 11, 13. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 12, 20. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 13, 27. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 14, 3. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 15, 10. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 16, 17. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 17, 24. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 18, 1. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 19, 8. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 20, 15. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 21, 22. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 22, 29. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 23, 5. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 24, 12. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 25, 19. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 26, 26. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 27, 3. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 28, 10. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 29, 17. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 30, 24. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 31, 31. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 32, 7. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 33, 14. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 34, 21. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 35, 28. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 36, 4. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 37, 11. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 38, 18. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 39, 25. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 40, 2. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 41, 9. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 42, 16. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 43, 23. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 44, 30. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 45, 6. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 46, 13. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 47, 20. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 48, 27. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 49, 4. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 50, 11. Dezember -
- Ausgabe Nr. 51, 18. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 52, 25. Dezember 1930 -
-
Band
Band 45.1930
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Häusler, dem prallen Schlauch! — — Huhu! Mich fröstele — Wer riet da le laur .Mörder'? Vergib. o sreigeiichiche Knanyin, barmherzige Muller Les All! Wo ist Ser Klöppel? Deine Gisele lall sprechen." Bang, bang, bang-bang! Bang, bang, bang bang! schallte es hohl und schauerlich über Tal und Strombett. Der „Dingma", der Vorreiter an der Spitze des Hochzeilszuges, riß mit wildem Schreckensschrei seinen mageren Klepper herum, die Musiker warfen ihre Instrumente in den Sand und die Sänften schwankten zurück zum rettenden Ufer. Wenige Minuten später brausten die Wogen zum Tal. um ihre Opfer betrogen. Waugsing fiel nieder und weinte. Stunden vergingen, und im Kloster blieb es still. Der Mond borgte sich Licht von der sinkenden Sonne, und die Grillen verstärkten das Zikadenorchester. Im Flußbett quakten die Frösche. Doch horch, was kam da den Berghnna herauf mit Schalmeien, Pauken und Flöten? Bald näherten sich schlürfende Schritte. Voraus schritt schwitzend und pustend der Hochzeiter, der ehrwürdige Hung. Wangsing erhob sich vor dem Altar der mildherzigen Göttin und schritt in den Vorhof hinaus. Da stand dis Geliebte im bräutlichen Schmuck und daneben der Händler im einfachen Kleid — den Hochzeitsstaat hielt er verborgen. „Wangsing, drei Frauen besitze ich und viel Geld und Gut, doch fehlt mir die Stütze des Alters, ein treuherziger Sohn. So nenn' Du mich ,Vater' Hinfort und freie das Mädchen, das längst Dir gewogen ist." — „So sei es, und Kuanyin möge uns segnen." Geologie, Bodenkunde, Düng, r ehre für Gärt ner, zum Gebrauch in Gewerbeschule» sowie zum Selbstunterricht. Von Gcwcrbesthulrat G. Vinyon. Preis RM. 1,50. Im Vorwort wird mit Recht darauf hinge- wieseu, daß sich der Gärtner die Ergebnisse der Wissenschaft auch auf den Gebieten der Geo logie, Bodenkunde und Düngcr- lehre zunutze machen soll. In der Hand eines gärtnerisch vorgebildeten Berufsschullehrers vermag Vinyons Schrift ein guter Leitfaden zu sei», für den Selbstunterricht scheint mir das Büchlein weniger zweckmäßig. Es fehlen die Nutzanwendungen, die die Brücke bilden zwischen Theorie und Praxis, ohne die Theorie für den Praktiker nur sehr bedingten Wert hat. Wh. Der praktische Kleingärtner. Ratgeber sür alle Kleingärtner und Gartenbesitzer von Adolf Grabe, 3. Auflage, 29 Abb., 3 Garten- Pläne, 176 Seiten, broschiert RM. 4,SO. Das Werk hat, wie sein Name bereits sagt, lediglich für den Nichtfachmann, den Klein gärtner, Interesse. Wenn wir es dennoch an dieser Stelle kurz erwähnen, so geschieht dies von dem Gesichtspunkt ans, weil auch, der Erwerbsgärtner nicht selten beim Einkauf von Pflanzen seitens seiner Kundschaft nach einem wohlfeilen und dennoch guten Werk gefragt wird. Vorstehendes Buch kann für diesen Fn als recht brauchbar genannt werden. Goe. Hausklärgruben. Für Gärtnereien, die hüustg außerhalb der Stadt liegen und daher noch nicht ali vw städtischen Aowasseranlagen angeschlvsscn sind, dürste ein Schriftchen von Interesse sein, welches benannt ist „Hausklär gruben", Fortschritte aus Grund jahrelanger Beobachtungen, von Dir. Otto Mohr,-mit Vor wort von Dr.-Jng. Schweitzner, Regierungs baumeister a. D., in dem die Vorzüge und die Wirkungsweise des Abwasfsrklärverfahrens, System und Patens Oms, erläutert werden. Die Schrift ist bei der Deutschen Nbwasser- Reinignngs-Ges. m. b. H., Wiesbaden, Oms haus, Adolfsallee 27, erhältlich. Vergliche Mitteilsngen Ain 26. März 1930 starb nach längerer I Krankheit unser Mitglied und Kollege Gärt nereibesitzer Carl Dördclmann, Dortmund, im Alter von 66 Jahren. Als geborener Dortmunder gründete er im Jahre 1888 auf dem väterlichen Grundstück eine Gärtnerei, verbunden mit Blumen- und Dekorationsgeschäst. Von seinen Kollegen all seitig beliebt und geachtet, fehlte er in keiner Versammlung, wo sein Rat gern gehört wurde. Auch fand er noch Zeit, sich im öffentlichen Leben in verschiedenen Ehrenämtern zu be tätigen. Wir werden ihm allzeit ein treues Gedenken bewahren. Bezirksgruppe Westfalen-West. Ein zweiter Jubilar der Bez.-Gr. Unter elbe*) ist der am 16. Juni 1864 geborene August Rettberg, Harburg-Wilhelmsburg, der ebenfalls am 1. April 1930 sein Äljähriges Berufsjubiläum feiern kann. R. entstammt ebenfalls einer sehr alten Gärtnersamilie. Wie die Liebe zum Gärtner beruf bei ihm sozusagen ins Blut übergegangen ist, mag der Umstand beweisen, daß R. erst für einen anderen Beruf bestimmt nach zwei jähriger Lehrzeit diesen wieder aufaab und, dem inneren Drange folgend, den väterlichen Beruf erlernte. Drei seiner Söhne folgtest ebenfalls diesem Drange und auch deren Nach kommen ergreifen wieder den Gärtnerberuf. Vor reichlich 60 Jahren bestand der Rett- bergsche Betrieb in der Hauptsache aus einer Baumschule: doch im Lause der Zeit entstanden auch Gewächshäuser, und immer mehr widmete *) Den Ausführungen über Obmann Höl scher lassen wir angekünoigt — die zu dem Jubiläum von Aug. Rettberg folgen. Schristltg. Oder: Morgendlicher Empfang bei der Heimkehr vom Dämmerschoppen MKS kAWMzWLW-IWKWLLWMLZ sich R. der Laudschaftsgärtnerei, so daß Heute dieser Zwcig wohl vorherrscht. Dennoch rst ser Betrieb als ein sogenannter „gem.ichtcr" anzujprechcn, in dem saft alle gärtnerischen Kulturen, darunter auch einige Spezialitäten, betrieben werden. Drei Söhne sind im Be triebe tätig. August Rettberg fr., der trotz seiner 66 Jahre noch kein graus Haar hat und rüstig wie ein „Vierziger" ist, der das ganze Jahr über der erste und der letzte im Betriebs und mit unermüdlichem Fleiß darauf bedacht ist, den Betrieb immer mehr auszu bauen, führt im Bolksmunde den Namen „August der Eiserne". R. ist einer der wenigen Kollegen, die stets die Bezirksgritppenversammlungen besuchen und dadurch an unserer Berufsorganisation regen Anteil nehmen. Die Wünsche der Bez.-Gr. Unterelbe sind dieselben wie für ihren Ob mann, nämlich, daß August Rettberg noch viele Jahre in seiner bisherigen Rüstigkeit feinem Betriebe vorstehen möge. Bezirksgruppe Nnterelbe. Gärtnereibesitzer Ernst Hallemann, Bern burg, Obmann der Bez.-Gr. Bsrnburg, be ging am 1. April d. I. sein SOjähriges Be rufsjubiläum. Aus Anlaß dieses Tages wurde ihm die Ehrenurkunde des Landesverbandes Anhalt verliehen. Am gleichen Tage feiert seine Frau, die ihm stets eine gute Stütze im Berufe war, ihr 40jähriges Berufs jubiläum als Binderin. — Hallemann gehört dem Sonderausschuß für Gärtnerei und dem Vorstande des Landesverbandes Anhalt an. Am l. April beging hier unser lieber Kollege Richard Kirchhofs, Breslau, sein fünfzig jähriges Berufsjubiläum und am 2. April wurde er 64 Jahre alt. Kirchhoff nennt heute eine kleine Erwerbsgärtnerei sein Eigentum, nachdem er alle Fährnisse des Herrschafts gärtners und Gärtnercipachters durchgekostet hat. Im Verbands- und Bezirksgruppenleben hat er sich hervorragend betätigt: er ist seit etwa 15 Jahren Kassierer der hiesigen Be zirksgruppe und in Schlesien ein bekannter und geachteter Kollege. Treu zur Seite steht ihm feine rüstige Gattin. Wir wünschen ihm einen angenehmen Lebensabend. Ernst Scholz. Gärtnereibesitzer Ludwig Nüst in Rostock und BaUmfchulenbesitzsr A. K. Flor in Kavel storf-Rostock, die ältesten Mitglieder der Bez.- Gr. Rostock wurden beide im März, und zwar am 9. März bzw. am 18. März» 70 Jahre alt. Am 10. März waren 40 Jahre verflossen, seit Fritz Blüte in Elberfeld seinen Betrieb begründete. Am 1. April 1930 konnte Gartenarchitekt Conrad Röthe in Bonn auf ein 25jähriges Bestehen seines Geschäftes zurückblicken. Nun hat Cilly Berndt doch die Nachricht bekommen. Sie sitzt wie erstarrt vor dem Bries: Onkel Bux hat sich verlobt, Onkel Bux wird heiraten! — Weshalb freue ich mich nicht? Ich muß mich doch freuen! — Als sie dann zu den Tigern geht, begegnet ihr Inspektor Friedenthal und richtet ein paar freundliche Worte an sie. Cilly scheint ihn gar nicht zu versiehen. „Na, wat is denn in dich jefahren, Cilly?" fragt er, als er ihr verstörtes Gesicht be merkt. „Ach ich ... ich bin nur so überrascht. Ich habe einen Brief von Onkel Bux bekom men, daß . . . daß er sich ... verlobt hat." „Wat? Na, nu, brat' mir einer 'nen Storch! — wenn et nich jrade der Ali is. — Und da machst« so 'n Jesicht? Na, det is doch vollknorke!" . Cilly nickte krampfhaft. „Und wer is denn die Jlückliche?" „Ein Fräulein von Prastelny. — Sie war damals in Mailand mal zum Kaffee bei Onkel Bux, — zusammen mit ihrem Vater, — als Mama und Papa noch lebten. Ich glaube, Sie selbst haben sie noch im Zirkus herumge führt!" Oh, Friedenthal erinnert sich sehr gut! Aber er scheint ganz paff zu sein: „Wat?" sagt er nur. Und dann: „Hm, hm? — Na ja." Mehr scheint ihm nicht einzufallen. End lich kratzt er sich hinter dem Ohr, nickt Cilly freundlich zu und geht weiter. — — Abends will Cilly die große Neuigkeit ihrem Tagebuch anvertrauen. Sie kaut erst lange an der Feder. Als sie endlich ansetzen will, bemerkt sie zu ihrem eigenen Erstaunen, daß das Papier ganz naß ist. Sie scheint ge weint zu haben. Wie kindisch! Aber so kann sie das Papier nicht be schreiben. Sie muß bis morgen warten, — bis es getrocknet ist. * Schon Mitte März beginnt dis neue Tournee des Zirkus Kreno, — diesmal durch Deutschland. Bux braucht erst am 2. April inzutrefsen, denn er hat noch am 3l. März in Berlin zu arbeiten. Ist Stuttgart stößt er zum Zirkus Kreno: nt seiner Frau und seinem Wohnwagen, :it Dhakjee und Tom, mit Brahma, Anton nd all den ander.». Cilly ist nun wo anders untergebracht, denn 'M» Platz nimmt jetzt Fee ein; außerdem ar ja sowieso abgemacht, daß Cilly von ihrem nnfzehntcn Jahr an nicht mehr bei Bux im Wagen wohnen sollte. Am nächsten Vormittag muß Fee zum ersten Male auf einem Schnlpserd des Zirkus Kreno ihre Reitkünste zeigen. Glücklicherweise ist nur Bux in der Manege, denn sie blamiert sich furchtbar. Sic kann wohl reiten, was man so reiten nennt. Aber als Schulreitcrin arbei ten? Ach, du lieber Himmel! Noch nickt mal zu einem einfachen Seitengang kann sie die richtigen Hilfen geben! Nein, da, muß man ganz von vorn anfangen! Aber Bux will sich wahrhaftig alle Mühen geben. Die Erscheinung und die Figur hat Fee ja dazu! — Am nächsten Tags — am 4. April — feiert man Eillys fünfzehnten Geburtstag. Und am Abend des gleichen Tages tritt sie zum ersten Male mit ihrer Gruppe von zwölf Tigern vor das Publikum. Der Erfolg ist riesengroß. „Sie verkauft ihre Nummer glänzend!" flüstern die Artisten, die beobachtend im Reiter gang stehen, einander zu, — womit gemeint ist, daß es Cilly, abgesehen von der rein fachlichen Leistung, auch versteht, den größt möglichen Publikums-Effekt mH der Nummer herauszuholen. Als Cilly nach Schluß ihrer Nummer den Aufsitzraum betritt, wird sie von einem Arm in den andern gerissen. Alle küssen sie, strei cheln ihr die Backen, klopfen ihr anerkennend auf die Schulter: Frau Direktor, Herr Direk tor, Bux, Friedenthal. Nur Fee nichr; sie ist gerade nicht anwesend, als Cilly unter dem tosenden Beifall des Publikums den Zentral- käsig verläßt. * Dritter Teil I Auf der Veranda des deutschen Klubs in Buenos Aires räkelte sich Otto von Kroidt in einem Liegestuhl, trank Whisky mit Soda und rauchte eine schwere Zigarre. Schon über ein Jahr weilte er als Korrespondent einiger deutscher Zeitungen in Argentiniens Haupt stadt. Anfangs hatte ihn das neue Leben hier gefesselt, aber nun waren ihm Land und Leute schon längst zuwider geworden. Besonders beute, an diesem heißen und melancholischen Oktober-Nachmittag, war er übelster Laune. Er hatte lange mißmutig vor sich hingedöst, als ihm einjiel, daß die Post, die er sich schon vor zwei Stunden ans seinem Schließ sach abgeholt, noch immer ungelesen in .seiner Rocktasche steckte. Mit trägen Bewegungen öffnete er die Umschläge und las gelangweilt die Zuschriften seiner Redaktionen. Bei einem Schreiben aber kam endlich Leben in seine Züge; es war aus Santiago de Chile und lautete: Lieber Otto! — Vielleicht wunderst Du Dich, daß ich an Dich schreibe, obwohl wir uns damals vor meiner HochMit nicht gerade als Freunde getrennt haben. Ich möchte Dir aber doch nicht die Nachricht vorenthal- ten. daß wir in etwa zwei Wochen mit Zirkus de Manzo, bei dem mein Mann seit acht Monaten engagiert ist, nach Buenos Aires kommen. Vielleicht erinnerst Dn Dich dann doch mal Deiner Freundin Fee. dllZ. Deine Adresse weiß ich von Grete von Marwitz, mit der ich immer in Verbin dung bin. Vielleicht Haft Du durch sie auch mal was von meinem Ergehen gehört? D. O. „Nein, mein Engel!" hatte Kroidt bei der Lektüre dieses Briefes gedacht. „Wenn du glaubst, daß ich dir jetzt wieder nachlaufe, dann irrst du dich!" — Er hatte seine enttäuschte Liebe zu Feodora von Prastelny noch längst nickt verwunden, obwohl er sich selbst das Gegenteil einredete. — Als aber einen halben Monat später Zirkus de Manzo seine Eröff nungsvorstellung in Buenos Aires gab, war Otto von Kroidt zur Stelle. Unter den in der Zeitung angekündigten Programm-Nummern hatte auch diese ge standen: Feodora de Prasty — Schulreiteriu Das war natürlich Fee! Sie trat also auch im Zirkus aus. Fee in der Manege — das durfte man sich nicht entgehen lassen! Der Zirkus war bis auf den letzte» Platz gefüllt. Ohne besonderes Interesse folgte Otto von Kroidt den Darbietungen. Er hatte bei den großen deutschen Unternehmungen gleicher Art weit originellere und bessere Leistungen gesehen. Endlich kam Buxens erst« Nummer an die Reihe. Kroidt erinnerte sich noch gut daran, von Berlin her. Der Programmtext, der hier, der Landessitte entsprechend, sehr weitschweifig abgesaßt war, führte jedes von Buxens Tieren einzeln an: nach Gattung, Alter, Namen und Leistungen. Von einem Wolf, der auch genannt war, konnte Kroidt aber nichts entdecken. — Der Beifall, den Bux und seine Tiere ernteten, war anch hier wieder ganz gewaltig. Es folgte eine Akrobaten-Nummer, und dann war das Auftreten der Schulreiterin „Feodora de Prasty" an der Reihe. Ein „Ah" der Bewunderung ging durch die Reihen, als Fee im schwarzen Amazonenkleid und Reithut, dem klassischen Kostüm derSchul- reiterinnen, auf einem prächtigen Goldfuchs im eleganten Schwimmtrab in die Manege ein ritt. Otto von Kroidt fühlte, zu seinem Miß vergnügen, wie ihm vor Erregung das Herz bis zum Halse schlug. Noch nie war ihm Fee so schön erschienen. Der gertenschlanke Körper zeigte eine vollendete Haltung. Und nun, als sie nur wenige Meter von seinem Sperrsitz vorbeiritt, konnte er auch die schönen Züge des schmalen rassigen Gesichts genau sehen. Er starrte sie an, als müsse es ihm gelingen, ihre Blicke auf sich zu ziehen. Aber ihre etwas gespannte Miene verriet, daß sie ihre ganze Ausmerksamkeit dem Pferd zuzuwenden hatte. Das eigentliche Schulreiten begann. Otto von Kroidt versuchte, sich zu einer sachlichen Beurteilung zu zwingen. Fee war von jeher ein« ganz passable, aber durchaus keine hervor ragende Reiterin gewesen. Was würde sie jetzt sür Leistungen zeigen? Die Musik brach ab und setzte mit einem neuen Rhythmus ein. Fee ritt einen spanischen Schritt, — erst vorwärts, dann rückwärts. Wieder wechselte die Musik, und es kamen Trabgönge an die Reihe: Trat ollongs llsux-pistss-Lu-trot und Serpentine. Es folgten I Piaffes, Passagen und Changements. Aber die Galopp-Gangarten ließen schon zu wünschen übrig; sie waren nicht mehr ganz sauber. Das Publikum merkte hiervon zwar nichts. Es war mehr mit Bewunderung der anmutigen Reiterin beschäftigt, als mit der Kritik ihrer Leistungen. Nur das Mißlingen des geplanten Schlußefsektes, des Galopps auf drei Beinen, wurde durch die Nervosität der Reiterin den meisten offenbar; und so fehlte es auch nicht an einigen höhnischen Zurufen des argentini schen Pöbels von der Galerie herab. Fee wechselte jetzt das Pferd. Man hatte einen großen, unschönen Rappen hereingeführt. Der zweite Teil von Fees Nummer begann: „Nie gezeigte Rekordsprünge auf Orizaba, dem berühmtesten Springpferd des amerikanischen Kontinents" verkündete der schwülstige Pro- grammtext. Es hätte nicht viel gefehlt, baß Fee gleich nach dem Aufsitzen wieder aus dem Sattel gekommen wäre, so gewaltige Sätze und Seiten sprünge machte der ruppige schwarze Gaul. Dann aber vollbrachte das Tier wirklich außergewöhnliche Leistungen. Die aufgestell ten Hindernisse wurden höher und höher ge rückt, — schließlich bis über Manneshöhe. Ohne Anstoß nahm sie das Pferd. Dann fetzte es über vier nebeneinander aufgestellte Zebras und zum Schluß mit spielender Leichtigkeit über einen breiten gedeckten Tisch. Ohne irgend eine Unterstützung seitens der Reiterin führte Orizaba die Sprünge aus. Für den Sachver ständigen war es ganz offenbar, daß von aktivem Reiten hier keine Rede war, — daß die Reiterin hier nicht mehr war als eine Puppe, und daß sie ihre ganze Mühe nur darauf zu verwenden hatte, bei diesen Sprüngen nicht den Sitz zu verlieren. Dem argentinischen Großstadt-Publikum aber imponierte dieser Teil der Nummer am meisten, so daß Fee zum Schluß mit dem Beifall sehr zufrieden sein konnte. Auch Otto von Kroidt konnte sich in feiner neuerwachten Verliebtheit der Bewunderung von Fees Leistungen nicht entziehen, — Leistungen, die aber fast ausschließlich aus Rechnung von Bux kamen. Gleich nach Fees Nummer war Paus». Otto von Kroidt wendete sich an einen Zirkus diener: „Ich möchte mit Seüora de Prasty sprechen. Hier ist meine Karte. Ich bin von der Presse." Dabei steckte er dem Mann ein gutes Trinkgeld zu. Der Diener machte keinerlei Umstände, denn hier herrscht« keine so strenge Hausordnung wie im Zirkus Kreno. Er winkt« Herrn von Kroidt, ihm zu folgen und führte ihn geradewegs zum Stallzelt von Bux. Gleich beim Eintritt sah er Fee vor sich. Sie stand von ihm abge wendet und sprach mit einem hübschen, dunkel äugigen Burschen, der ihren Rappen noch am Zügel hielt. (Fortsetzung solM
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