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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 45.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193000008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19300000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 45.1930
-
- Ausgabe Nr. 1, 2. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 2, 9. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 3, 16. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 5, 30. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 10, 6. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 11, 13. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 12, 20. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 13, 27. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 14, 3. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 15, 10. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 16, 17. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 17, 24. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 18, 1. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 19, 8. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 20, 15. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 21, 22. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 22, 29. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 23, 5. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 24, 12. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 25, 19. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 26, 26. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 27, 3. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 28, 10. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 29, 17. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 30, 24. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 31, 31. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 32, 7. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 33, 14. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 34, 21. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 35, 28. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 36, 4. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 37, 11. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 38, 18. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 39, 25. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 40, 2. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 41, 9. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 42, 16. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 43, 23. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 44, 30. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 45, 6. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 46, 13. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 47, 20. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 48, 27. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 49, 4. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 50, 11. Dezember -
- Ausgabe Nr. 51, 18. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 52, 25. Dezember 1930 -
-
Band
Band 45.1930
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- Gartenbauwirtschaft
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Neber 1/4°/o Erhöhung der Beiträge für die Arbeitslosenversicherung, die der sozialdemo kratische Arbeitsminister Wissel wollte, aber der volksparteiliche Minister Dr. Molden hauer nicht geben konnte, ist das Kabinett Müller zu dem bereits seit einiger Zeit er warteten Sturz gekommen. Mit einer im deutschen Parlament und im politischen Leben kaum bekannten Schnelligkeit hat der vom Reichspräsidenten beauftragte Vorsitzende der Zentrumsfraktion des Reichstages Dr. Brüning als Reichskanzler das neue Kabinett gebildet« Man sagt, daß Persönlichkeiten, die das ausgesprochene Vertrauen des Herrn Reichs präsidenten hätten, Schiele, Trevira nus und Brüning, dem jetzigen Kabinett sein be sonderes Gepräge gäben und daß dieses Kabinett auch ein Mißtrauensvotum überdauern werde. Zum ersten Male hat auch dis Wirtschafts partei einen Vertreter — D. Dr. Bredt — im Kabinett; Dr. Curtius und Professor Moldenhauer nahmen als Vertreter der deut schen Volkspartei ihre alten Plätze wieder ein, ebenso die Minister Gröner, Schätzel und Guerard. Neu sind Dr. Wirth, Treviranus und Schiele in das Kabinett eingetreten. Daß der Führer der Grünen Front, Dr. Schiele, unter Aufgabe seines Reichstagsmandates bei der deutschnationalen Partei die Führung des Reichsministeriums für Ernährung und Land wirtschaft übernommen hat, wird auch der deutsche Gartenbau dankbar begrüßen, wobei jedoch dis denkbare Feststellung nicht fehlen darf, daß auch Minister Dr. Dietrich ein Freund unseres Berufsstandes und dessen eifri ger Förderer gewesen ist, wo sich einmal nur Gelegenheit dazu bot. Daß Dr. Dietrich im neuen Kabinett daS Reichswirtschäftsmimstexium übernommen hat, ist hoffentlich nicht nur eine Folge taktischer Erwägungen und Verhand lungen unter den Parteien, sondern auch der sichtbare Ausdruck dafür, daß die deutsche Wirtschaftspolitik in Zukunft in der Stärkung des Binnenmarktes, d. h. insbesondere auch der landwirtschaftlichen Berufsstände, ihre Grund lage sieht. Die Zukunft des Kabinetts, das sich nicht auf eine parlamentarische Mehrheit stützt, sondern in erster Linie, nachdem die Sozialdemokraten offene Opposition angekündigt haben, von der Haltung der Deutschnationalen abhängig sein wird, ist im Augenblick, wo diese Zeilen in Druck gehen, bereits entschieden. Man möchte nur den Wunsch haben, daß es ein Kabinett ist, dem es mit oder ohne Parlament gelingt, die erschütterte .deutsche Wirtschaft vor dem Zusammenbruch zu be wahren, und insbesondere das zu verwirklichen, was der Reichspräsident bei der Vereidigung der neuen Minister ausdrücklich gewünscht hat, die Sanierung der Finanzen, die Rettung der deutschen Landwirtschaft, insbesondere des land wirtschaftlichen Ostens, „Die Periode der vielen Worte und Diskussionen über das, was geschehen müßte, sollte endgültig zu Ende sein" heißt es in dem Geschäftsbericht der Darm städter und Nationalbank, der auch im übrigen manche außerordentlich wertvollen Feststellun gen und Forderungen zur Wirtschaftspolitik enthält. Die Bedeutung des inneren Marktes wird wie folgt unterstrichen: „Die Forcierung des Exportes darf freilich auf die Dauer nicht unter dem Druck eines nicht entwicklungsfähigen Jnlaudmarktes erfol gen, denn die großen Produktionsstätten unserer Industrie bedürfen eines sicheren Rückgriffs auf einen eigenen großen Absatzmarkt im Inland. Die weitere Verschärfung der Krisis unserer Landwirtschaft im Jahre 1929 hat gerade die Entwickelung des inländischen Marktes un günstig beeinflußt. Die Ucberwindung dieser Krisis bleibt nach wie vor ein Problem der Zukunft, dessen Lösung nicht leicht sein und nur durch die systematische Behandlung der einzelnen Aufgaben dieses gesamten Fragen komplexes in einer langen Zeitspanne erfolgen wird, wobei der Schwerpunkt bei der intensiven Behandlung in einer agrarischen Veredlungs- Politik liegen muß." — Im Zusammenhang mit der in letzter Nummer an dieser Stelle bereits erfolgten Erwähnung des landpoliti- schen Problems und der Stellung der Ge werkschaften dazu verdient auch folgender Ab schnitt des Geschäftsberichtes Erwähnung: „Mehr und mehr wächst die Einsicht, daß wir die privatwirtschastlichen Grundlagen unseres Landes völlig zerstören, wenn wir fortfahren, parteipolitisch bedingten, staatlichen und sozialen Wünschen, unbekümmert um die Kräfte und Einnahmemöglichkeiten der Wirtschaft, ein willi ges Ohr zu leihen. Man darf die Ausbreitung dieser Erkenntnis, die auch die arbeitende Masse zu erfüllen beginnt, als ein günstiges Vorzeichen für das Gelingen kommender Re formen auffassen." Der im Anschluß daran geknüpfte Hinweis auf die Haltung der Beleg schaft der Stahlwerke Becker A. G. in Kre feld, die zur Aufrechterhaltung des Unter nehmens vorübergehend auf 10—15 0/0 ihres Lohnes verzichten wollten, entspricht leider nach den neuesten Meldungen nicht mehr den Tatsachen, da die Vertreter der Gewerkschaften erklärt haben, sie feien nach Prüfung der Vorschläge nicht in der Lage, zuzustimmen. Ge gen den Willen der Belegschaft wird also aus reinen Prestigegründen die Leitung der Stahl werke Becker A. G. zur Schließung des Be triebes und die Belegschaft damit zur Arbeits losigkeit verurteilt. Die Flottenkonferenz in London ist immer noch nicht zum Abschluß gekommen, und alle Versuche Frankreichs, England für seine Politik zu gewinnen, sind fehlge- schlagen, obwohl es eine Zeitlang — wenig stens den Berichten der Tagesprefse nach — so schien, als wolle England dem von Frank reich geforderten Mittelmeerpakt beitreten. Dieses Ansinnen Frankreichs an England ist aber nunmehr endgültig abgelehnt worden, so daß dadurch die Aussichten auf einen einigermaßen erträglichen Verlauf endgültig erledigt sind. Soweit ein Fünfmüchteabkom- men: Amerika, England, Frankreich, Italien, Japan, in Frage kommt, dürfte jedenfalls die Flottenkonferenz tatsächlich erledigt sein, da der italienische Vertreter in der letzten Be sprechung trotz der Drohung des Abschlusses eines Viermächteverträges ohne Italien ab gelehnt hat, von seiner bisherigen Forderung der Parität gegenüber Frankreich abzugehen. Es sei mit der volitischen Moral kaum ver einbar, wenn die Viermächte jetzt einen Vertrag abschlössen, der auf eine Garantie der französi schen Sicherheit gegen Italien hinauslaufen würde. Italien müsse in einem solchen Falle ernstlich in Erwägung ziehen, ob es noch länger die in den Locarno-Ver trägen eingegangsnen Garantieverpflichtungien gegen einen etwaigen deutschen Angriff aufrecht erhalten könne. Ob ein Dreimächteabkommen zu erreichen sein wird, ist bei der unnachgiebi- Haltung der Japaner ebenfalls mehr als zweifelhaft, wenn man auch alle Mittel in Bewegung setzen wird, um wenigstens ein Teilergebnis der Flottenkonferenz zu erzielen. — In Frankreich ist die Debatte über den Uoungplan zu Ende geführt und der Plan mit großer Mehrheit angenommen. Neben dieser tatsächlichen Feststellung bedarf es auch in diesem kurzen Ueberblick der Erwähnung, daß Tardieu Frankreichs Sanktionsrccht als gegeben ansieht. Frankreich werde bei der „Vernichtung" des Planes die volle Aktionsfreiheit wiedererlangt haben, die Frankreich das volle Recht geben, die Maßnahmen zu ergreifen, die sämtliche Bücher des internationalen Rechtes Zwangs maßnahmen nennen. Bei einem Zwischenruf des sozialistischen Abgeordneten Dr. Grumbach erklärte Tardieu, er habe zu Dr. Curtius gesagt: „Aktionsfreiheit ist die Freiheit, Krieg zu führen. Deutschland dürfe aber solche Handlungen nicht als Feindseligkeiten ansehen, sondern müsse sie als rechtmäßig ansehen. Deshalb erkläre er, daß Krieg nicht in Frage käme". — Auch Polen hat eine Kabinettskrise durchgemacht, die nach verschiedenen Versuchen u. a. durch den Bruder des Marschalls Pilsudskis nunmehr durch den Obersten Slawe! auf diktatorischem Wege zum Abschluß gebracht worden ist. Pilsudsti ist Minister für Heeres- Wesen, Zaleski Minister des Aeußeren, um die polnische Politik auch für die Zukunft zu erkennen. Sv. Abgeschlossen am 1- Slpril 1930. DersMche MleüWM Am 15. März verschied in Augsburg im Alter von 82 Jahren der in weitesten Kreisen bekannte frühere Inhaber des Methschen Gar tenbaubetriebes, Oekonomierat Georg Meth, der sich in allen Gärtnerkreisen wegen seiner her vorragend beruflichen Tüchtigkeit und seines vornehmen charaktervollen Wesens größter Hoch achtung und Wertschätzung erfreute. Ehre seinem Andenken. L. B. Am 1. April d. I. feiert ein Senior unter unseren Mitgliedern, Wilhelm Meyer, Hannover- Kirchrode, sein goldenes Berufssubiläum. Am gleichen Tage ist W. Meyer 35 Jahre Mitglied des Reichsverbandes und während dieser Zeit stets, sei es als . Führer oder als Vorstandsmit glied, in unserer Bezirksgruppe tätig gewesen. Aus diesem Grunde ist es uns eine Ehrenpflicht, einen kurzen Lebenslauf dieses verdienten Kolle gen zu geben. Als Sohn eines Ingenieurs und Fabrikbe sitzers wurde Wilhelm Meyer am 6. Februar Dux Der Zkrkusroman von Hans Possen darf Copyright by Knorr L Hirth, G. m. b.H., München (13. Fortsetzung) 8. „Ob Wohl Fee von Prastelny unter diesem Publikum sitzt?" denkt Bux, als er in Berlin zum ersten Male an der Spitze seiner Tierkarawane seinen Einzug in die Manege des Zirkus B. hält. „Sie muß es doch in Potsdam in der Zeitung gelesen haben, daß ich hier auftrete." Aber Feodora hat es nicht gelesen, denn sie ist gleich nach Weihnachten für drei Wochen von einem befreundeten Ehepaar irgendwohin zum Wintersport mitgenommen worden. Seit jener letzten Karte hat sie nie wieder ein Wort an Bux geschrieben. Das sind nun schon fünfzehn Monate her. Sie hatte gar nicht die Absicht gehabt, diese Korrespondenz ab zubrechen. Aber sie kam und kam nicht dazu, den versprochenen Brief zu schreiben, verschob es von Woche zu Woche, von Monat zu Monat. Und schließlich war so lange Zeit vergangen, daß sie nicht mehr mußte, wie sie ihr langes Schweigen entschuldigen sollte. Da schrieb sie eben überhaupt nicht mehr. Auch in den nächsten Tagen denkt Bux noch: „Sicher wird sie eines Abends plötzlich über raschend vor mir stehen!" Aber keine Fee von Prastelny erscheint im Zirkus B. — „Nun, dann also nicht!" Er hat das Intermezzo ja längst innerlich- überwunden. Ein bißchen weh mütig ist ihm aber in diesen Tagen doch zu mute. Die Erinnerungen an Fee tauchen leb hafter denn je in ihm auf, und die ungewohnte Trennung von seiner kleinen Cilly macht ihn zu sentimentalen Anwandlungen geneigter als sonst. Da ist es gut, daß Bux nicht allzuviel Zeit zum Nachdenken bleibt. Sein Leben spielt sich hier in Berlin ganz anders ab, als er es sonst gewöhnt ist. Vor allem wohnt er hier nicht in seinem Wagen — den hat er in M. gelassen —, sondern in einem Hotel, in einem sehr soliden gutbürgerlichen Hause am Gendar- menmarkt, Auch mit seiner üblichen Tages einteilung und seiner gewohnten Zurückge zogenheit hat er hier brechen müssen. Die Tiere sind bei der Winterkälte dauernd im warmen Stall, und es gibt keine Möglichkeit zu „Spielstunden",. Er selbst wird von Besuchern überlaufen, denn sein Auftreten ist in Berlin zur Sensation geworden. Täglich kommen Presseleute, um ihn zu interviewen, Photo graphen und Zeichner, Zirkus-Enthusiasten, Tierliebhaber, die ihn unbedingt sprechen wollen. Er erhält Einladungen von Künster klubs, von ärztlichen und tierärztlichen Ver einen, von Snobs, die den berühmten Clown absolut aus einer, ihrer Gesellschaften den er staunten Freunden präsentieren möchten. Er kann sich unmöglich allen diesen Einladungen entziehen, ohne sich zu schaden. Fast jeder Abend steht ihn irgendwo in einer Gesellschaft von vielen fremden Menschen. Die Zeitungen und Zeitschriften sind voll von Bux-Artikeln, Bux-Jnterviews, Bux-Anek- doten und Bux-Bildern, und er müßte kein echter Zirkusmensch sein, wenn ihn dies nicht mit tiefer Genugtuung erfüllte. Und in seiner Dankbarkeit schreibt er eines Tages einen Brief an den Verein der Berliner Presse, in dem es heißt: „Die Berliner Presse hat mir hier vom ersten Tage an ein so freundliches Wohl wollen entgegengebracht und meinen Leistun gen so große Anerkennung gezollt, daß icb das tiefe Bedürfnis fühle, meinen Dank nicht. nur durch Worte auszudrücken: Ich habe daher beschlossen, drei Tagesgagen dem Wohl tätigkeitsfonds Ihres Vereins zur Verfügung zu stellen, und ich bitte Sie hierdurch, mir gütigst mitteilen zu wollen, daß Sie diese meine Absicht billigen, damit ich Ihnen, den Betrag überweisen kann." * Eines Abends, als Bux gerade beim Ab schminken ist, wird ihm ein« Karte gebracht: Dr. med. Max Fränkel. Sein Gesicht hellt sich auf: „Wo ist denn der Herr?" „Draußen wartet er", sagt der Garderobier. „Soll ich ihn hereinlassen?" „Aber sofort!" Bux erhebt sich lebhaft und tritt, halb abgeschminkt und nur mangelhast bekleidet, dem alten Studienfreund mit aus gestreckten Händen entgegen. Sie haben sich Jahre und Jahre nicht gesehen. Seit der Zeit nicht mehr, als sie in Erlangen zusammen Medizin studierten. „Also wirklich, du bist es!" ruft Dr. Fränkel hocherfreut. „Nach einer Zeichnung in einer Zeitung habe ich dich erkannt!" Sie schütteln sich die Hände, tauschen hun dert Erinnerungen aus. Bux muß von seiner Karriere erzählen, wie er dazu kam, wieder zum Zirkus zu gehen . . . Dann erfährt er, daß Dr. Fränkel leitender Arzt der Kinder abteilung eines Krankenhauses ist. Sie bleiben den Abend über zusammen. Am nächsten Tag besucht Bux seinen Freund am Ort seiner Tätigkeit. Dr. Fränkel führt ihn zu seinen Patienten, und Bux, dem großen Kinderfreund, schmilzt das Herz vor Weh über die Leiden der Kleinen. Er möchte ihnen irgend etwas Liebes antun. Da kommt er auf eine Idee: „Hör mal, Max, meinst du, es ginge, daß ich hier eine kleine Clownvorstellung gebe, zusammen mit meinem Storch und meinem Raben? Die machen nämlich eine Menge reizender Sachen, die ich gar nicht in der Manege zeigen kann, weil die Wirkung in dem großen Raum verlorengeht." Dr. Fränkel ist begeistert von dem Einfall. Schon am nächsten Nachmittag findet die Vorstellung in dem großen Kinder-Krankensaal statt und erregt unbeschreiblichen Jubel. Noch nie hat Bux seinen Beruf so als Glück emp funden wie bei dieser Vorstellung. Er weiß nicht, was er Ali und Mohrchen antun möchte, daß sie ihm so treu geholfen, solche Freude in den kleinen Herzen zu wecksn. Durch eine Indiskretion und sehr zuBuxens Aerger steht die Geschichte am andern Tage in der Zeitung. Aber ein paar Tage darauf ist Bux doch ganz zufrieden, daß der Bericht in die Presse gelangte, denn nun kommen Bitten von anderen Krankenhäusern, auch dort eine Vorstellung zu geben. Und nicht eine dieser Bitten schlügt Bux ab. Fast an jedem Nach mittag, an dem kein« Vorstellung ist, fährt er mit Ali und Mohrchen im Auto in ein anderes KranlenhauH. Cilly Berndt schrieb fast täglich wenigstens ein paar Zeilen an ihren großen Freund. Sie waren für Dr. Buchsbaum nicht nur ein Beweis für Cillys Anhänglichkeit und dank bare Liebe, sondern auch für die glänzenden Erfolge seines deutschen Unterrichts: Nicht einen einzigen Fehler konnte er mehr in diesen Briefen und Karten entdecken. Auch heute fand er unter der reichhaltigen Post einen Brief von Cilly: M., den 18. Januar 1926. Lieber Onkel Bux! — Vielen Dank für Deinen lieben Brief vom 16. dieses Monats. Ich habe mich furchtbar gefreut, zu hören, daß die kranken Kinder so einen Spaß ge habt haben, wie Du mit Ali und Mohrchen Karten gespielt und Deine andern Kunst stücke gemacht hast. Gib beiden dafür von mir einen innigen Kuß auf den Schnabel. Ich würde auch so gern mit meinen drei Kätzchen eine Vorstellung bei kranken Kindern geben, aber das geht ja nicht, weil man keinen Käfig im Krankensaal aufstellen kann. Und dann würden sich die Kinder dabei wohl mehr aufregen als freuen. — Bei dieser Gelegenheit muß ich Dir auch etwas beichten: Vor drei Tagen ist mir ein kleiner Unfall passiert. Aber ich wollte erst sicher sein, daß es nicht schlimm wird, damit Du Dich . nicht unstötig aufregst. Du kannst Dir schon denken, daß ich gebissen worden bin. Ich habe gleich -eine Injektion bekommen, und jede Gefahr ist jetzt vorbei. Ich habe am zweiten Tag ein wenig erhöhte Tempera tur gehabt, aber heute wieder ganz normale. Schmerzen habe ich fast gar nicht. — Die Sache kam so: Ich hatte meine drei Katzen mit der Vierer-Gruppe zusammen im^käfig, und Schiva hat gleich wieder Beißerei mit Butan angefangen. Vielleicht war es auch Butan, der begonnen hat; ich habe es nicht genau gesehen. Jedenfalls, hatten sich die beiden beim Wickel, und als ich dazwischen ging, hat Butan mich in der Aufregung in die Hüfte gebissen. Er war dann gleich sehr erschrocken und ist weggelaufen. Da ist aber Schiva hinter ihm her und ging so toll auf ihn los, daß Herr Direktor sie mit der Fcuerwehrspritze auseinandsrbringeu lassen mußte. Gott sei Dank ist keiner von den beiden Raufbolden ernstlich verletzt worden. — Sonst geht hier alles gut. Der Besuch im Zirki^ ist mittelmäßig. Vor vierzehn Tagen werde ich wegen des Hüftbisses im Pas de deux-Reiten nicht wieder anftreten können. Mit den Tigern probiere ich natür lich von morgen ab wieder. Ich sehne mich furchtbar nach Dir. Ohne Dich ist es doch nichts Rechtes! Es küß! Dich halbtot Deine Cilly. Noch lauge, während Bux die übrigen Briefschaften durchlas, wich die Erregung über den neuen Unfall nicht von seinen Zügen. Immer wieder kehrten seine Gedanken zu Cilly zurück. „Sie ist zu dreist mit den Tieren!" murmelte er vor sich hin. „So geht das nicht weiter!" — Er merkte letzt, daß er schon eine ganze Weile auf einen Brief starrte, ohne von dem Inhalt etwas zu begreifen. Er
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