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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 45.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193000008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19300000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 45.1930
-
- Ausgabe Nr. 1, 2. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 2, 9. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 3, 16. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 5, 30. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 10, 6. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 11, 13. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 12, 20. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 13, 27. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 14, 3. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 15, 10. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 16, 17. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 17, 24. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 18, 1. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 19, 8. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 20, 15. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 21, 22. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 22, 29. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 23, 5. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 24, 12. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 25, 19. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 26, 26. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 27, 3. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 28, 10. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 29, 17. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 30, 24. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 31, 31. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 32, 7. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 33, 14. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 34, 21. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 35, 28. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 36, 4. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 37, 11. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 38, 18. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 39, 25. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 40, 2. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 41, 9. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 42, 16. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 43, 23. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 44, 30. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 45, 6. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 46, 13. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 47, 20. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 48, 27. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 49, 4. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 50, 11. Dezember -
- Ausgabe Nr. 51, 18. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 52, 25. Dezember 1930 -
-
Band
Band 45.1930
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Die Gartenbauwirtschaft Krsönliche MiMmge« Wir bitten unsere Mitglieder, uns bei der Ausgestaltung dieser Rubrik durch möglichst schnelle Berichterstattung über ille persönlichen Angelegenheiten, die für die Allgemeinheit von Interesse sind, unterstützen zu wollen. ^s ist verstorben: Henry Giese, Moorfleth, Bez.-Gr. Gemüse- und Obstverband „Rund um Hamburg", Am 25. November verschied Plötzlich unser berehrles langjähriges Mitglied Herm. Grumblat, Stallupönen. Allen, die ihn kannten und seines zuvorkom menden Wesens wegen liebten, wird er in dank barer Erinnerung bleiben. Bezirksgruppe Insterburg. nurich Junge, Hameln, am 31. Dezember 60 Jahre alt Fast jeder deutsche Gärtner kennt den Na- inen Heinrich Junge, der mit nimmer müdem Willen und Idealismus danach strebt, die Gärtnerei zu heben und zu fördern, der seine ganze Kraft in den Dienst der Allgemeinheit stellt und ganz besonders ein Freund und Lehrer der Heranwachsenden Gärtnerjugend ist. Die Bezirksgruppe Hameln und Umgegend Hat nun Heinrich Junge als ihren Mitbegrün der und langjährigen Obmann zum Ehren mitglied ernannt. Wir wünschen Heinrich Junge noch lange Jahre erfolgreiche Tätigkeit in voller Gesundheit und Frische. Der Vorstand der Bezirksgruppe Hameln ßnd Umgegend. C. Wolff, Obmann Wilh. Lanchöe, Schriflj. Am 31. Dezember 1929, beim Klange der Dylvesterglocken begeht unser verehrter und lieber Kollege Heinrich Junge in Hameln seinen 60. Geburtstag. In der Fachwelt bekannt und geschätzt, genießt Heinrich Junge besonders als Stauden-, „Nymphaeen"- und Wasserpflanzenzüchter einen weit über Deutschlands Grenzen hinaus reichen den guten Ruf. Durch mancherlei Schwierigkeiten und Hin dernisse, die ja im Gartenfach leider keine Sel tenheit sind, hat er es verstanden, mit den Jah ren sein Geschäft in seiner Vaterstadt Hameln bedeutend auszubauen und es im deutschen Staudenhandel zu Ansehen zu bringen. Manche vorzügliche Neuzüchtung ist im Laufe der Jahre aus den Junge'schen Kulturen hervorgegangen. Ich erinnere nur an die schönen Aster amellus, Einführungen Perker, Weserperle, Lichtblick, Deutscher Sieger, Deutschs Treue, Herbstfreude, Herbstkönigin, Hunold, Kobold, Modekind, Sil berblick, Weserruhm und Viktoria. Weiter sind die Staudensorten Asterericoides Erlkönig, Aster ericoides Schneetanne, Aster hybr. Him melskönigin, Helenium hybr. Goldene Jugend und Wesergold, Phlox setacea Else und einige an erkannt schöne Dahlienneuheiten wie Hamelva, Nero, Gartenbaudirektor Huber usw. seine Züchtungen. Aber auch in anderer Hinsicht hat sich Hein rich Junge als hervorragender Fachmann einen Namen gemacht. So gehört er unter anderem dem Fachausschuß für Blumen- und Pflanzenbau des Reichsverbandes e. V. an. Als vorzüglicher Botaniker und Fachlehrer ist ihm seit vielen Jahren schon die Ausbildung des gärtnerischen Nachwuchses anvertraut. Seine Fähigkeiten wer den auch nach dieser Seite hin allgemein aner kannt. Bei den Lehrlings- und Obergärtner prüfungen der Landwirtschaftskammer Hannover ist Heinrich Junge durch seine Kenntnisse und langiährigen Erfahrungen immer ein strenger Examinator. Die gründliche Fachbildung seiner Schüler, mit denen er oft größere Reisen und Exkursionen unternimmt, rst ihm Herzens bedürfnis. Die Deutsche Dahlien-Gesellschaft, welcher Junge seit dem Jahre 1902 angehört, wählte ihn im Herbst 1922 zu ihrem ersten Vorsitzenden. Auch an dieser Stelle erfreut er sich allgemeiner Wertschätzung, da er es meisterhaft versteht, alle Gegensätze leicht zu überbrücken und alles Per sönliche bei den oft schwierigen Verhandlungen auszuschalten. Und was soll ich über Heinrich Junge als Mensch sagen? Wir, die wir den Vorzug haben, uns seine persönlichen Freunde nennen zu dürfen, wißen seinen offenen und lauteren Charakter in seiner schlichten und bescheidenen Weise ganz besonders zu schätzen. Manche genußreiche und fachlich interessante Stunde verdanken wir ihm. Und so können wir unserm lieben Heinrich Junge zu seinem Geburtstage für das kommende Jahr zehnt und darüber hinaus nur das Allerbeste wünschen. — Möge er wie bisher noch recht lange bei bester Frische und Gesundheit zum Wohle des deutschen Gartenbaues in der Mitte seiner Freunde erfolgreich tätig sein. G. Sch. Fr. Otto Dehne, Chemnitz. Das vierzigjährige Geschäftsjubiläum beging kürzlich der Obmann der Bezirksgruppe Säch sisches Erzgebirge, Gärtnereibesitzer Fr. Otto Dehne in Chemnitz. Angeregt durch vorüber gehende Tätigkeit im Auslände und ausge rüstet mit etwas Kapital, errichtete Otto Dehne seinerzeit auf einem von ihm erwor benen Grundstück seine Gärtnereianlagen mit dem Vorsatz, neben der Pflege moderner Topf pflanzen und Schnittblumen auch die in Chem nitz damals noch kaum gekannte Kultur von Orchideen zu betreiben, ein Unternehmen, das manches Kopfschütteln und Achselzucken hervor rief. Doch es glückte, wenn auch nicht ohne Opfer. Mit seinen Fachkenntnissen, seiner Energie und Ausdauer und seinem klaren Blick in allen wirtschaftlichen Fragen brachte es O. Dehne in verhältnismäßig kurzer Zeit dahin, daß sein Betrieb, den er durch Zukauf und Pachtung wiederholt erweiterte, eine führende Stelle einnahm. Die Hauptkulturen des Betriebes sind gegenwärtig Flieder, Rosen, Maiblumen, Zierspargel, .Farne, Hortensien, Chrysanthemum, Cyclamen u. a., dazu als „Steckenpferd" des Jubilars Orchideen, Bro- meliaceen, Anthurien und feinere Warmhaus pflanzen, mit denen er sich z. B. an der Blumenschau in Chemnitz 1928 hervorragend beteiligte. Den Dank weiter Kreise verdient« sich Otto Dehne dadurch, daß er in Chemnitz zum ersten Male bei der Gartenbauausstellung 1905 und dann eine Reihe von Jahren hin durch in seiner Gärtnerei die Victoria regia zeigte. In den Fachkreisen hatte man bald seine Fähigkeiten erkannt, und so wurde er Anfang 1901 zum Obmann gewählt. Unter seinem kraftvollen, zielbewußten Vorsitz entwickelte sich die Bezirksgrnppe Sächsisches Erzgebirge zu einer der stärksten im Reichsverband des deut schen Gartenbaues, und bei der Feier seines fünfundzwanzigjährigen Obmannsjubiläums im Januar 1926 erhielt er von der sächsischen Fachkammer für Gartenbau als wohlverdiente Anerkennung das Tragbare Silberne Ehren zeichen für Verdienste um den Gartenbau. Seine Wahl als Mitglied der Fachkammer für Gartenbau ist ein weiterer Beweis der Wertschätzung, die er in den Kreisen der Gärtner genießt. Obwohl seine Ehrenämter manchen Zeit aufwand erfordern, leitet Fr. Otto Dehne seinen umfangreichen Betrieb noch immer mit der gleichen Umsicht und Tatkraft. Möge er noch recht lange dazu imstande sein und sich dabei noch manches schönen Erfolgs erfreuen. P. Gersdorf, Chemnitz. Gustav Quiehl, Gärtnereibesitzer in Görlitz- West, Obmann der Bez.-Gruppe Oberlausitz, voll endet am 1. Januar 1930 sein 60. Lebensjahr. Als Mitbegründer der Bez.-Gruppe Oberlausitz im Jahre 1896 zeigte er stets das regste Interesse für alle Fragen unseres Berufes und ist infolge dessen weit über den Gruppenbezirk hinaus in Kollegenkreisen bekannt und beliebt. Am 1. Ja nuar 1870 in Rawitsch geboren, trat er im Jahre 1885 als Lehrling in die Gärtnerei Paul Schnei der in Görlitz ein. Es folgten dann von 1888 ab Gehilfenjahre in Leipzig-Lindenau und Berlin- Pankow. Nach seiner Entlassung vom Militär verbrachte G. Quiehl einige Wanderjahre in Oesterreich, Italien und der Schweiz in verschie denen Stellungen und machte sich dann schließlich am 18. November 1894 in dem damaligen Vor ort Rauschwalde, jetzt Görlitz-West, selbständig. Im Kriegsjahre 1914 wurde er eingezogen und machte als Komp.-Feldwebel den Feldzug gegen Rußland mit. Im Jahre 1922 wurde G. Quiehl einstimmig zum Obmann der Bez.-Gruppe Oberlausitz ge wählt. Außerdem ist er Mitglied im Fachaus schuß für Gartenbau bei der Landwirtschafts kammer Niederschlesien in Breslau und Vertrau ensmann der Gärtnerei-Berufsgenossenschaft. Mögen dem Geburtstagskinde noch viele Jahre froher Schaffenskraft in voller Rüstigkeit mit seiner lieben Gattin beschicken sein. K. FunlMchrWk. Berliner Rundfunk 8. Jan., nm. 6.30 (18.30) Uhr. Gartendirektor Ludwig Lesfer: Rundschau für Blumen-und Gartenfreunde. Gespräch mit einem Garten freund. Willibald Buchsbaum lächelte konventionell. „Wer weiß, wie's der Zufall vorhat. — Jeden falls wünsche ich Ihnen noch eine recht genuß reiche Reise." Sprach's, verbeugte sich und ent schwand mit seinem Gepäckträger. Unten vor dem Bahnhof sah ihn Fee noch einmal, wie er gerade in einer Autodroschke davonfuhr. Aufgeblasener Wicht!' dachte sie wütend. .Keinen Blick würde ich dir mehr schenken, wenn du mir irgendwo mal wieder vor dis Augen kämst!' 2 Der italienische Droschken-Chauffeur weiß na türlich, wo der oeutsche Zirkus steht, der seit einer Woche die Sensation Mailands bildet. Es dauert nicht lange, da sieht Willibald Buchsbaum das mächtige weiße Zelt mit seinen drei beflaggten Masten in der Hellen Nachmittagssonne aufleuch- ten. Und dann liegt die ganze große Zelt- und Wagenstadt des Zirkus Kreno vor seinen Blicken. Der Bürowagen steht gleich neben den beiden Kastenwagen rechts vom Hauptportal. Herr Buchsbaum läßt seine beiden Koffer in der Obhut des Portiers, steigt die drei Stufen empor und betritt das Innere des Wagens. „Guten' Tag! Ist der Herr Direktor zu sprechen?" Die blonde deutsche Sekretärin schaut von ihrer Schreibmaschine auf: „Jawohl, aber er tele phoniert gerade mit dem Deutschen Konsulat. Wollen Sie einen Augenblick Platz nehmen?" Sie weist auf einen lederbezogenen Klubsessel. „Sie sind von der Presse?" — Die hohe Stirn und die Brille scheinen dem Fräulein jeden Zweifel zu nehmen. Herren, die so aussehen und Herrn Direktor Kreno sprechen wollen, sind immer von der Presse. Wahrscheinlich der Korrespondent einer deutschen Zeitung! „Nein, nicht von der Presse; Bux ist mein Name", erwidert der Besucher. Die Sekretärin starrt den Herrn mit offenem Mund an. „Sie sind ... Herr...?" „Bux, ja, mein Kind." „Sie habe ich mir aber ganz anders vor- gestellt!" „Es tut mir leid, daß ich Sie enttäuschen muß. " „Nein, nicht enttäuscht, Herr Bux, aber... ich dachte ..." „Ist mein Kutscher da, — der Tom?" „Na, natürlich. Soll ich ihn rufen lasten?" In diesem Augenblick tritt ein Zirkusdiener ein — in brauner Manchester-Livree, an der Mütze die Buchstaben K. K. — und übergibt der Sekretärin einige Briefe. „Suchen Sie doch gleich mal den Kutscher von Herrn Bux! Er soll hierher kommen." Der Diener versteht nicht sofort. „Tscheche?" fragt ihn Herr Buchsbaum. Der Diener nickt, und Buchsbaum-Bux wie derholt den Auftrag in der Muttersprache des Mannes, aber in Form einer freundlichen Bitte. Jetzt öffnet sich die Tür des Privatkontors, das die zweite, kleinere Abteilung des Büro wagens bildet, und Direktor Kurt Kreno erscheint. Er sieht nicht so aus, wie sich der kleine Fritz oder ein hochverehrtes Publikum einen Zirkus Direktor gern vorstellt: Er trägt nicht weiße Hosen und hohe Reitstiefel, hat keinen langen gewichsten Schnurbart und keine dicke goldene Uhrkctte mit Medaillen an der Weste. Man würde den etwas untersetzten Herrn mit dem ernsten, fast unbewegten Gesicht für einen strengen Beamten halten. Nun sieht er Herrn Buchsbaum, und ein freundliches Lächeln geht über seine Züge. „Ah, Bux! Guten Tag, wie geht's? Schön, daß Sie da sind!" „Tag, Herr Direktor! Wie geht's selbst?" Die beiden Männer schütteln einander die Hände. „Danke, ich bin soweit ganz zufrieden. — Sie kommen von Ihren Eltern aus Nördlingen? Alles wohl angetroffen?" „Gott sei Dank!" „Sie sind doch in Genua von Bord gegangen? Da wüsten Sie doch schon einmal über Mailand gekommen sein?" „Ja, vor fünf Tagen, aber es war mitten in der Nacht, und ich wollte gleich weiterfahren, um keine Zeit zu verlieren. Da habe ich Tom und Dhakjee die Sorge für meine Familie über lasten." „Nun, die Hauptsache ist, daß Sie rechtzeitig eingetroffen sind. Morgen ist der Erste. Können Sie pünktlich anfangen?" „Wenn nichts Außergewöhnliches dazwischen kommt, natürlich. — Aber nun will ich erst mal nach meiner Familie sehen." „Sie kommen heute nochmal zu mir?" „Gewiß. — Auf Wiedersehen, Herr Direktor!" Als Bux aus dem Wagen steigt, läuft ihm ein großer Neger entgegen. „Halloh, Tom wie geht's? Alles gesund?" „Des, Mister Bux. Alles sein gut." „Und Judith?" „Seit zwei Tage sie gar nix mehr husten. Aber sehnsüchtig nach Mister Bux sie is!" Der Neger preßt mit schmachtendem Gesichtsausdruck seine Rechte aufs Herz, um die Stärke dieser Sehnsucht anzudeuten. „Also los! Führ' mich gleich hin!" Die schöne Judith liegt auf ihrem weichen Lager und dehnt behaglich die schlanken Glieder. Plötzlich richtet sie sich auf, hebt den herrlichen Kopf. Sie hat's schon gemerkt, daß e r kommt. „Judith! Judith!" ruft ihr Bux entgegen, während er das geräumige Zelt betritt. Da rich tet sie sich ganz empor und zugleich alle die an dern mit ihr. Dann erklingt ein wahres Freu- den-Konzert: ein Trompeten und Brüllen und Bellen und Quieken und Klappern und Krächzen. Alle rennen und tappen und flattern sie hin und her. „Aufschließen bei Judith und Teddy!" ruft Bux dem Neger zu. Er selbst tritt, während Tom den Befehl ausgeführt, vor das niedrige Holz podium zu Brahma, dem riesigen Elefanten, hin. Der hat ihm schon den Rüssel entgegengestreckt. Bux bringt die Oeffnung des Rüssels an seinen Mund und bläst kräftig hinein; denn das ist die Art, einen Elefanten zu küssen. Zu den Füßen Brahmas hockt mit gekreuzten Beinen sein Pfleger: Dhakjee, ein alter Inder mit schneeweißem Bart. Er begrüßt den Herrn würdig und gemessen, ohne eine Miene zu ver ziehen. Wenige Sekunden später ist Bux schon bei Judith !m Käfig. Die herrliche Tigerin stößt ihm schmeichelnd den Kopf gegen die Hüfte und schnurrt wie eine zärtliche Katze. Büx krault ihr das Fell und bedeckt sie mit einer ganzen Flut von Kosenamen. Dann geht er zu Teddy, dem braunen Bären, der die andere Hälfte dieses Käfigwagens inne- I hat, und klopft und tätschelt ihn ausgiebig. Als Bux aus dem Käfig steigt, fliegt ihm Mohrchen, der Rabe, auf die Schulter. Er hat seinen Kasten über dem Elefanten, auf dessen Rücken er häufig Spaziergänge unternimmt. Gretchen, die rosige Sau, lebt in einem mit Holzzaun umgebenen Raum. Sie erhält öfters Besuch von Ali, dem Storch, der eins Art Nest bewohnt, aber sonst frei umherstolziert. In einem zweiten Käfigwagen haust in der kleineren Abteilung Moritz, der Wolf; die größere Abtei lung ist augenblicklich leer. „Anton ist wohl im Bad?" fragt Bux, nach dem er alle die Tiere begrüßt und geliebkost hat. Sein Gesicht hat sich ganz verklärt, der harte Zug um die schmalen Lippen ist verschwunden, — ja, die großen grauen Augen haben einen feuchten Glanz bekommen. Und nun klettert er in den Badewagen, der fast ganz von einem tiefen Bastin ausgefüllt ist. Das Wasser scheint leer. Aber kaum hat Bux den kleine« Vorraum betreten, da hebt sich eine plumpe, schwärzlich-graue Maste aus dem Wasser: der Kopf eines Nilpferdes. Dem guten Anton fällt es nicht so leimt, seine Freude zu zeigen, wie den anderen Tieren. Aber deshalb ist er nicht weniger glücklich über das Wiedersehen mit dem geliebten Herrn, den er fünf Tage lang hat entbehren müssen, — seit der Käfigwagen in Genua von dem Ueberseedampfer auf den Eisen bahnwaggon geladen wurde. Die Augen von Anton, die wie zwei kleine Hügel auf dem dicken Kopf sitzen, glotzen zwar ebenso blöd wie vorher, aber er öffnet zur Begrüßung den ungeheuren rosigen Rachen mit den unheimlichen Gaumen zähnen, und die kleinen Spitzohren kreisen wie Propeller. Auch Anton werden die einem Nilpferd ange messenen Zärtlichkeiten zuteil. Als Bux den Badewagen eben verläßt, sieht er etwas, das ihm einen Schrecken durch alle Glieder jagt: Ein kleines Mädchen in einem kur zen einfachen Kleidchen, mit nackten Beinen und Ledersandalen an den Füßen, hat unterdessen das Tierzelt betreten, kriecht soeben zwischen den Ketten hindurch, die in einem Meter Abstand vor den Käfigwagen gespannt sind, und steht nun dicht vor Judiths Gitter. Im nächsten Augen blick ist Bux bei der Kleinen, faßt sie mit beiden Händen, hebt sie aus dem Sicherheitsgang heraus und stellt sie wieder auf die Füße. „Kind, was fällt dir ein!" ruft er dann heftig. „Du bist wohl toll! Die Tigerin kann dich mit einem Tatzenhieb töten!" Die Kleine schaut dem unbekannten Herrn mit der großen Nase und der Brille ganz verdutzt in die Augen. „Judith ist doch so gut," sagt sie dann mit einem lieben Stimmchen. „Ich habe ihr gestern auch schon den Kopf gestreichelt." „'Hat mein Kutscher das gesehen?" — Mit ,Kutscher' meint er Tom, denn so werden die Tier wärter im Zirkus genannt. „Nein, Tom war nicht da. Nur der alte Inder, aber der hat es mir nicht verboten." Daß Dhakjee es nicht verboten hat, glaubt ihr Bux aufs Wort, denn der Inder kümmert sich um nichts, — interessiert sich für nichts auf der Welt als für Brahma, den Elefanten. „So, das ist ja eine schöne Geschichte! Tu das ja nie wieder!" sagt Bux streng. Aber sein Blick ruht dabei wohlgefällig auf dem reizenden Kinde mit dem rotblonden Pagenkopf und den hübschen goldbraunen Augen. „Zu wem gehörst du denn?" „Ich bin das Kind von Berno und Berna, Radfahrakt auf dem Hochseil." „Und wie heißt du?" „Cilly Berndt." „Wie alt? Elf?" „Rein, ich bin schon fast dreizehn." „Arbeitest du auch?" „Ja, ein bißchen Kautschuk, — und Salto kann ich auch — und Panneaureiten mit Reifen und Bänderspringen. Aber die Eltern wollen mich nicht auftreten lassen." „Weshalb denn nicht?" „Ich soll mal privat werden." — Nicht Artistin will sie damit sagen. Sie sind unterdessen aus dem Zelt hinausgs- treten. Cilly, die sonst gar nicht so mitteilsam ist, hat zu dem fremden Herrn, trotz des An schnauzers, sofort Vertrauen gefaßt und plaudert weiter: „Ich würde aber so gern arbeiten, — mit Tieren, das wär' das schönste, — am liebsten mit die Katzen." Sie meint Löwen und Tiger. „So, so? — mit die Katzen? — Es heißt aber; mit den Katzen, Cilly." „Halloh, wie jeht's, oller Junge!" ertönt da eine echt berlinische Stimme. Es ist der Zirkus inspektor Friedenthal, ehemals ein bekannter Löwendompteur, der mit dem Oberstallmeister Siebert gerade des Weges kommt. Die beiden Männer begrüßen Bux wie einen alten guten Freund und stellen ein paar Fragen, nach seinem Ergehen. — „Ich komme eben vom Bahnhof und will mich jetzt erst mal ein bißchen säubern," schließt Bux nach einem kurzen Gespräch und geht dann mit Tom, der wieder aufgetaucht ist, davon. „Wer ist der Herr gewesen?" fragt Cilly den Inspektor gespannt. „Bux, — wer sonst?" Da weiten sich Cillys Augen in maßlosem Respekt. Sie schaut Bux mit offenem Munde nach und sagt endlich, fast atemlos: „Er hat sich eine ganze Weile mit mir unterhalten." „Na, Cilly, du tust ja, als wenn du mit'm Kaiser gesprochen hättest," neckt der Oberstall meister die Kleine. „Wat wär' det schon?" meint Friedenthal. „Ick hab' schon'n paarmal mit'm Kaiser jesprochen." „So siehste aus, Friedenthal!" lacht Siebert. Ehrenwort! — Mit dem von't Kaffeejeschäft," erwidert Friedenthal trocken und setzt seinen Re visionsgang durch den Zirkus fort. Bux aber hat unterdessen schon sein gemütli ches Heim betreten, — seine eigene Wohnung, in der man in Mailand wohnen kann oder in Habana oder in Posemuckel, ohne deshalb seinen Wohnsitz dort haben zu müssen, — seine Woh nung, deren Erwähnung den berühmten Clown und Dresseur bei Herrn Major von Prastelny in den Verdacht eines Hochstaplers gebracht hat: sei- neu grünen Wohnwagen! Am nächsten Morgen — es war am 1. Avril — prangte an allen Plakatflächen ein großes bun tes Bilb, das einen Clown inmitten schar zeigte; und die Aufschrift: NLO 6IO00 MMO: 8 II X IO OLOLML 6O0IV77 OLI, ölOMO verkündete den Mailändern, daß der berühmte Clown von heute ab in dem deutschen Zirkus auftreten werde. (Forts, folgte
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