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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 45.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193000008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19300000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19300000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 45.1930
-
- Ausgabe Nr. 1, 2. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 2, 9. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 3, 16. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 5, 30. Januar 1930 -
- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1930 -
- Ausgabe Nr. 10, 6. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 11, 13. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 12, 20. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 13, 27. März 1930 -
- Ausgabe Nr. 14, 3. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 15, 10. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 16, 17. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 17, 24. April 1930 -
- Ausgabe Nr. 18, 1. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 19, 8. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 20, 15. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 21, 22. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 22, 29. Mai 1930 -
- Ausgabe Nr. 23, 5. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 24, 12. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 25, 19. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 26, 26. Juni 1930 -
- Ausgabe Nr. 27, 3. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 28, 10. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 29, 17. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 30, 24. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 31, 31. Juli 1930 -
- Ausgabe Nr. 32, 7. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 33, 14. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 34, 21. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 35, 28. August 1930 -
- Ausgabe Nr. 36, 4. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 37, 11. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 38, 18. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 39, 25. September 1930 -
- Ausgabe Nr. 40, 2. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 41, 9. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 42, 16. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 43, 23. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 44, 30. Oktober 1930 -
- Ausgabe Nr. 45, 6. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 46, 13. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 47, 20. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 48, 27. November 1930 -
- Ausgabe Nr. 49, 4. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 50, 11. Dezember -
- Ausgabe Nr. 51, 18. Dezember 1930 -
- Ausgabe Nr. 52, 25. Dezember 1930 -
-
Band
Band 45.1930
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Die GartenVauwkrtschaft Nr. 10. s. 3. 1S30 Es gibt keinen Berufsstand, dessen Lage so innig mit der Gestaltung der Wirtschaftslage verbun den ist. Wirtjchaftsniedergang bedeutet für uns sinkende Preise und schlechten Absatz, für unsere Arbeitnehmer Erwerbslosigkeit. Abgeschlossen am 4. 3. 1930. Sv. Vordkomeraden Von Carl Georg Ritschl in Bremen Unser Signalgast Neumann hatte in Kiel eine Braut, die er so heiß liebte, daß er abends meist die Abfahrt des letzten Urlauber bootes verpaßte. Da aber sein Pflichtgefühl nicht minder entwickelt war als seine Liebe, so hals er sich stets aus der peinlichen Lage dadurch, daß er an Bord zurückschwamm, trotz dem das Schiff etwa einen Kilometer vom Ufer entfernt an der Festmachtonne lag. Gutes und redliches Verhalten gegen die Kameraden machen schon die Kriegsartikel zur Pflicht, und so drehte sich der Posten auf dem Backdeck stets diskret um, wenn Neumann dort triefend erschien und wie Undine eine feuchte Spur hinterlassend, im Schiffsinnern verschwand. In der molligen Hängematte wärmten sich bald die verklemmten Glieder, während das nasse Sonntagszeug im heißen Luftzug eines Heizraumschachtes trocknete. Am nächsten Morgen folgte natürlich Ver hör vor dem Wachtmeister, der das ordnungs gemäße Kommen und Gehen der Urlauber an Hand der verausgabten Urlaubsscheine kontrol lierte. „Wann sind Sie gestern an Bord ge- kommen?" „Mit dem Zwölf-Uhr-Boot". „Seltsam! Ihr Urlaubsschein fehlt, warum haben Sie den nicht zurückgegeben?" »Ich habe ihn abgegeben. Der Wachtmeister maat hat ihn mir selbst aus der Hand ge nommen". „Na, Na! Wo haben Sie denn gestanden?" „An Backbord, im zweiten Glied". „So? Wer stand da noch?" „Rechts Heizer Schwarzbacke, links, glaube ich, Matrose Kaluweit". Schwarzbacke und Kaluweit wurden borge« laden und vernommen. Sie schwuren hoch und heilig, Neumann sei im gleichen Urlauberboot mit ihnen an Bord zurückgekehrt und habe bei der Scheinabgabe neben ihnen gestanden. „Verdammte Bande, macht, daß ihr weg kommt", knurrte der Gestrenge, der den Schwindel ahnte, aber nicht völlig durchschaute. Selbstverständlich, daß die beiden Kron zeugen die Wäschemangel drehen halfen, mit der Neumann seinen inzwischen getrockneten Sonntagsstaat wieder glättete, selbstverständ lich aber auch, daß der liebende Schwimmer dann in der Bordkantine eine Lage schmiß, denn nichts ist umsonst, nicht mal der Tod — der kostet das Leben. persSMe Wsteilauge« Es ist verstorben: Max Berthold, Chemnitz, Dez.-Gr. SLchs. Erzgebirge. Am 4. Februar ist unser lieber Kollege Karl Schaaf in Halle-Trotha im 71. Lebens jahr nach kurzem Krankenlager verstorben. Als ein unermüdlich tätiger, treudautscher Mann, ein in Kollegenkreisen sowie in seiner engeren Heimat geachteter Mensch und stets freundlicher Gesellschafter wurde er unter gro ßer Beteiligung aus dem Friedhof, den er so liebevoll gepflegt hat, zur letzten Ruhe ge bettet. Bezirksgruppe Mittlerer SaalkreiL Max Leonhardt, Schrifts, Unser Mitglied, der Gärtnereibefitzer Her mann Berndt, Wandsbek, verstarb nach län gerer Krankheit am 19. Februar im 73. Lebens jahre. Der Verstorben« war in weitest«» Fach kreisen als tüchtiger Kultivateur und Fachmann bekannt und geachtet. Namentlich wurde sein Ruf erweitert durch die Erfolge tu der Sp«- zial-Anzucht junger Lorrain-Begonien. Ein ehrendes Andenken wird ihm bewahrt bleiben. Bezirksgruppe Wandsbek. » Am 22. März feiert GSrtnorrstbjesitzer Andreas Klump in Dortmund sein bOjährigeS- Berussjubiläum. Andreas Klump ist geboren am 16. November 1865 in Gatersleben bei Quedlinburg. Seine gärtnerisch« Laufbahn be gann er in der alten Samengärtnerei Martin Grashoff in Quedlinburg. Später war er unter anderem bei Heyneck in Magdeburg tätig, wo er mit Otto Heyneck, dem bekannten Chry- santhemum-Spezialisten, in dessen väterlichem Geschäft zusammen arbeite. Dann war er mehrere Jahre in der Gärtnerei der Gebrüder Dieterlein in Reutlingen und in Nürnberg in der Emmelscheu Gärtnerei- — Danach über nahm er die Geschäftsführung des Betriebes Wwe. Peter Streit in Düsseldorf mit bestem Erfolge und kam danach in den Betrieb von Gebr. Vierhaus in Wanne-Eickel. Später, nach Trennung der Heiden Brüder, 1901, trat er bei seinem alten Jugendfreund Florenz Vierhaus ein, wo er inst glänzendem Erfolge über 16 Jahre lang tätig war. Irrwischen hatte er sich verheiratet; sein« Gattin war ihm eine tatkräftige Stütze, besonders alö er im Jahre 1910 einen eigenen Betrieb in Dort mund übernahm, den er mit eisernem Fleiß, außergewöhnlicher Tatkraft und hoher Intelligenz zu einer achtunggebietenden Höh« ausbante und den er heute noch innehat. Andreas Klump ist ein hervorragender Gärtner von echtem deutschen Schlag. Hin und wieder mal bärbeißig, aber doch voll goldenem Humor, mit kritisch sathyrischem Einschlag. Seit langen Jahren ist er im Gehilfenprüfungsaus schuß der Landwirtschaftskammer für die Provinz Westfalen mit großer Sorgfalt tätig. Am Jubiläum seiner Arbeit nimmt die Westfälische Gärtnerschast großen Anteil und wünscht Andreas Klump einen goldenen Lebens abend, L. Sch. Am 1. März d. I. feiert Herm. Ehmke in Greifenberg sein 30jähriges Geschäftsjubiläum. Am 20. Februar konnte er mit seiner Gattin im Kreise seiner Kinder das Fest der Silber hochzeit begehen. Wir wünschen dem Jubilar auch ferner Wohlergehen und Erfolg in seinen Unternehmungen. Bez.-Gr. Greifenberg (Pomm.) u. Umg. Carl Rimann 60 Iahre Am 1. März d. I. wurüe un.» Siimann, der Mitbegründer des Reichsbundes für Garten ausführenos, der sich unserem Reichsverband des deutschen Gartenbaues e. B. als Fachaus schuß anschloß, 60 Jahre alt. Im Jahre 1870 in Breslau geboren, begann er seine gärtnerisch« Laufbahn im Botanischen Garten zu Breslau, wo er unter der Führung von Stein und später von Wocke eine vor zügliche Lehre durchmachte. Die Grundlage für sein theoretisches Wissen erwarb er sich in der Zeit von 1991 bis 1893 in der Gärtner lehranstalt in Proskau. Daran schloß sich eine vielseitige Tätigkeit als Gartentechniker zu nächst in Cronberg (Taunus) und später im Palmengarten zu Franksurt am Main unter der Leitung von Gartenbaudirektor Siefert. 1901 wurde er zur Leitung der Gartenanlagen des Fabrikdirektors Harty nach Wien be rufen. Während dieser Zeit, die bis 1904 dauerte, legte er das Diplomexamen an der Lehranstalt in Proskau ab. Vom September 1904 bis März 1906 war er Garteninspektor des Grafen Näkü Säntor in Südungarn, von 1906 bis 1908 Garteniuspektor des General konsuls Weinberg in Waldfried bei Frankfurt am Main. Seine besondere Befähigung auf dem Gebiet der Gartentechnik und Garten kunst wurde zum Anlaß für sein« Berufung alS Lehr«r für diese Wissensgebiete an der Gärtncr- lehranstalt in Proskau, wo er bis zum Jahre 1912 tätig war. In der Zwischenzeit trat er mehrfach bei öffentlichen Wettbewerben hervor, so erhielt er z. B. den I. Preis beim Wettbewerb an der Schrebergartenanlage in Licgnitz und einer Volksparkanlage in Lankwitz bei Berlin« Einen III. Preis bekam er beim Wettbewerb für die Schaffung des Friedhofes in Heidelberg« Weitere Prerse erhielt er später als leitender Gartenarchitekt der Firma Körner L Broder sen, und zwar 1912 den I. Preis für einen Entwurf für den Friedhof in Berlin-Mahls- dorf und 1913 einen I. und II. Preis im Wett bewerb um den Rosenpark in Berlin-Britz. Am 1. März 1912 übernahm Rimann bi« Stellung als leitender Gartenarchitekt bei der Firma Körner L Brodersen. Als solcher war er bis zum Jahre 1917 tätig und seither ist er Mitinhaber dieser Firma. Zahlreich sind di« Garten- und Parkanlagen, die unter der Leitung von Rimann entstanden sind. So wurde ihm unter anderem auch die Oberleitung bei der Ausführung des von ihm entworfenen Volksparkes in Berlin-Lankwitz und die Neugestaltung des Parkes Neudeck für den Reichspräsidenten von Hindenburg übertragen« Der Name Rimann ist weit über dis Grenzen seiner eigenen Arbeitsgebiete hinaus durch seine schriftstellerische Tätigkeit bekannt geworden. In der Presse unseres Reichsver bandes hat er häufig sowohl zu gartentechni schen als auch zu organisatorischen Fragen in beachtlicher Weise Stellung genommen. Außerdem schrieb er die Bücher „Der Klein garten" und „Die Pflege des Gartens". All gemein bekannt wurde er durch das große Handbuch „Praxis der Gartentechnil", in dem er sein vielseitiges Wissen mit reichen Er fahrungen in wirkungsvoller Weise vereint niederlegte. Bei der Vielseitigkeit Rimanns als Leiter und Schöpfer von Gartenanlagen, als Lehrer und Schriftsteller und schließlich als Führer in der Berufsorganisation ist es schwer zn entscheiden, durch welche Tätigkeit er der All gemeinheit am meisten gedient hat. Wir haben Anlaß, ihm besonders bei dieser Gelegenheit für das zu danken, was er in unserer Be rufsorganisation für die Gartenaussührenden getan hat und noch jetzt als erster Vorsitzen der der Bezirksgruppe Berlin der Gartenaus führenden ständig tut. Die Mitarbeit in der Berufsorganisation erfordert viel Opfer an Zeit und Kraft. Rimann unterzog sich diesen freiwillig übernommenen Pflichten immer in einer Weise, die ihm Viol Freunde erwarb. Wir freuen uns, daß Rimann den 60. Ge burtstag in voller Schaffensfreudigkeit ver leben durfte, und wünschen ihm und uns, daß er noch recht lange zum besten unseres Berufes tätig sein kann. Wh. Wiener Staatsoper geführt, wo Lohengrin ge geben wurde. Es war das erstemal, daß Cilly ein richtiges Theater besucht hat. Bisher kannte sie außer dem Zirkus nur Variete theater, und das waren in ihren Augen keine Vergnügungs-, sondern ernste Arbeitsstätten. Bux zieht sich also ebenso leise, wie er ge kommen, wieder in sein Wohnzimmer zurück, stülpt einen Kaffeewärmer, ein selbstverfsrtigtes Geschenk seiner verheirateten Schwester Anna, über die Kanne und nimmt ein Buch zur Hand. Doch er liest nicht, sondern versinkt in Gedanken über Cilly und ihre Zukunft: «Sie ist und bleibt doch ein echtes Zirkuskind!" Und er muß lächeln, als er daran denkt, wie er ihr gestern vor der Vorstellung den Inhalt von Lohengrin erklärte und wie sie bei der Erzählung von Lohengrins Ankunft im Schwanen-Nachen sehr ernst und sachlich einwarf: „Also Wasserpantomime!" Und als er ihr dann sagte, daß das Wasser auf der Bühne nur vorgetäuscht werde, hatte sie ein wenig geringschätzig die Lippen aufgeworfen. Aber die Vorstellung hatte ihr dann doch Mächtig imponiert: die Musik ebenso wie die Handlung und die „erstklassigen Kostüme und Requisiten", wie Cilly sich ausdrückte. Nur die Langsamkeit der Umbauten, derentwegen sogar große Pausen gemacht wurden, mißbilligte sie. Und in diesen Pausen ließ man das Publikum ohne jede Unterhaltung! Nein, in diesem Punkt konnte die Wiener Staatsoper in Cillys Augen nicht mit Zirkus Kreno konkurrieren, wo doch bei allen Umbauten die dummen Auguste für Zerstreuung sorgten! „Sie wird vom Zirkus so leicht nicht los kommen!" denkt Bux. Immerhin will er ver suchen, sie nach der Rückkehr nach Deutsch land bei seinen Eltern in Nördlingen zu lassen. Vielleicht gewöhnt sie sich dann doch ans bür gerliche Leben und heiratet später einen an ständigen Mann mit sicherem Beruf — vielleicht «inen Beamten. Sie kann ja bei ihrem kleinen Vermögen von 14 000 Mark eine ganz nette Aussteuer und Bargeld dazu mit in die Ehe bringen! Vorläufig ist mit ihr ja alles in bester.Ordnung: Direktor Kreno und er haben natürlich die Vormundschaft für Cilly ange nommen; die Sache ist durch das deutsche Konsulat in Neapel geregelt worden. Der Direktor verwaltet ihr Vermögen, und er, Bux, wird vorläufig für alles andere sorgen. Auch Cillys Stimmung und Gesundheit sind im allgemeinen zufriedenstellend, obwohl sie bei dem Gedanken an die Eltern auch jetzt noch, vier Monate nach des Vaters Tod, ge legentlich in beängstigende Weinkrämpfe ver fällt. Meist aber ist sie heiter, hat den ganzen Sommer über fleißig bei Bux gelernt und die Lücken ihrer Schulbildung schon ganz gut aus- gefüllt. Auch artistisch hat sie dazugelernt. Sie macht jetzt wirklich elegante Saltos, Twists und Flicflacs; reitet auch ganz nett Parforce und kann, worauf sie besonders stolz ist, am galoppierenden Pferde sogar schon einen sau beren „Schweifaraber" ausführen. Aber die Hebungen allein befriedigen ihren Ehrgeiz nicht. Sie will nun auch „arbeiten", das heißt auf treten — bei irgendeiner der Nummern Mit wirken. Aber Bux hat dies« Frage noch nicht mit dem Oberregisseur besprochen. Er weiß, daß Cilly, wenn sie erst abends die Manege geschmeckt hat, für das Privatleben sicher ver loren ist. Vorläufig darf sie nur beim Umzug Mitmachen. — Jäh wird Bux aus seinen Gedanken ge rissen: Die Tür des Schlafkabinetts fliegt auf, und im nächsten Augenblick sitzt Cilly im Nacht hemdchen auf seinen Knien. Sie schlingt die Arme um seinen Hals und ruft vorwurfsvoll: „Onkel Bux, warum hast du mich verschlafen lassen! Wie spät ist es denn schon?" „Dreiviertel auf neun." „Oooch! — Bist du bös?" „Keine Spur, Cilly: ich hab' dich doch ab sichtlich ausschlafen lassen. — Sieh mal, was wir für herrliches Wetter für den Umzug haben! Hoffentlich hält sich's bis Mittag." „Denk, ich hab' so viel geträumt -- von Lohengrin und Elsa. Aber es war so komisch: Plötzlich, als er mit dem Nachen ankam, war es gar nicht mehr Lohengrin, sondern Herr Friedenthal. Weißt du, wie das kommt? Ich glaube: weil Herr Friedenthal mir neulich mal ein Bild von sich gezeigt hat, wie er noch Löwendompteur war. Da hatte er auch so einen glänzenden Helm aus und ein« Rüstung an wie Lohengrin, und da hab' ich das im Traum durcheinandergewurstelt." Cilly lachte hell auf in der Erinnerung. — „Aber ich hab' noch mehr durcheinandergewurstelt: Der Kahn wurde nicht von einem Schivan gezogen, son dern von Anton. Und gleich wie ich das ge träumt habe, bin ich aufgewacht und habe ge dacht, daß es doch viel richtiger wär', wenn der Kahn von einem Nilpferd gezogen würde, das doch viel stärker ist. Ein Schwan wird diese Nummer sicher nicht lange durch halten können, weil er zu schwach ist, — nicht wahr?" „Aber schön war's doch, Cilly, — wie? — auch ohne Nilpferd?" fragte Bux lächelnd. „Oh, wunderschön! Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll, Onkel Bux, weil du im mer so gut bist — du, du, du!" Und es folgt« einer ihrer jähen Zärtlichkeitsausbrüche, — eine ganze Flut von schallenden Kinderküssen auf Buxens Mund und Wangen und auf sein« große Nase. So sehr Cilly und ihre Eltern aneinander gehangen: nie hatte es zwischen ihr und ihnen solche Zärtlichkeiten gegeben. Frau Berndt war, bei aller Lieh« zu Mann und Kind, eine herbe Natur gewesen. Ihr von Jugend an so hartes Leben und ihr fast männlich-energisches Wesen hatten sonderbare Grundsätze in dieser Frau reifen lassen; und zu denen gehörte auch die Ansicht, daß die Dul dung von hemmungslosen Liebkosungen, müßi gem Geschwätz und neugieriger Fragerei ein Kind nur verweichliche und außerdem den schuldigen Respekt untergrabe. Herr Berndt aber hatte von jeher die Grundsätze seiner bewunderten Gattin auch zu den seinen ge macht und nur selten eigenen Airsichten und Neigungen nachzugeben gewagt. — Nun aber brach alles, was sich an Zärtlichkeitsbedürf nis, Mitteilsamkeit und Wißbegier in dem lei denschaftlichen Kinde seit Jahren gleichsam an- gesammelt hatte, oft mit fast elementarer Ge walt hervor. „Schluß, Schluß!" rief Bux endlich und wehrte Cillys stürmische Liebkosungen lachend ab. „Jetzt zieh dich schnell an!" Er wollte noch hinzufügen, daß es sich für ein Mädel von dreizehneinhalb Jahren überhaupt nicht mehr schicke, seinem Onkel im Nachthemd auf den Knien zu sitzen. Doch er unterdrückte die Bemerkung. Weshalb sollte er Cilly diese himmlische Unbefangenheit rauben? Und er dachte bei sich: „Fee würde mich — und in diesem Falle einmal mit Recht — wieder einen Spießbürger schelten, wenn ich so etwas sagte!" Cilly hatte sofort gehorcht. Kaum war sie wieder in ihrem Schiaflabinett, als Tom die Post und die Zeitung brachte. Und als ob der Gedanke an Fee eine Nach ruht von ihr hervorgerufen habe, sand sich darunter eine Ansichtskarte von ihr, — ein kurzer Gruß mit Dank für Buxens letzten Brief ans Triest und mit der Ankündigung eines baldigen ausführ lichen Schreibens. Irr den ersten Wochen nach der Tvemrung hatte Feodora von Prastelny sehr eifrig ge schrieben, jede Woche zwei- bis dreimal. Stets hatte ihr Bux prompt geantwortet und sein« Gefühl« für das hübsche Mädchen hatten sich an dieser Korrespondenz mehr und mehr ge steigert. Er sehnte sich nach ihr und war ent schlossen, sie im November, sobald der Zirkus sein Winterquartier in M . . . bezogen hatte, durch einen Besuch in Potsdam zu überraschen. Aber diese Hochflut von Fee-Briefen hatte nur wenige Monate angehalten. Sie schrieb dann —' in der Zeit, als der Zirkus die klei neren Orte der Ostküste Italiens abklapperte — nur noch einmal in der Woche, da sie an geblich „so furchtbar viel gesellschaftliche Sport- Verpflichtungen" hatte. Dann kam nur noch alle vierzehn Tage ein Brief, oft auch nur eine Karte. Am 6. September, in Triest, also vor fast vier Wochen, hatte Bux ihr letztes Schrei ben erhalten. Weder in Laibach, noch in Kla genfurt, noch in Graz war eine Nachricht von ihr eingetroffen. Und als Bux nun diese Karte las, stieg Plötzlich eine Ahnung in ihm auf, als würden nun keine weiteren Lebens zeichen mehr von Feodora von Prastelny fol gen, — eine Ahnung, die sich auch erfüllte. Bux nahm die „Neue Frei« Presse" zur Hand, schlug die Rubrik „Lokalnachrichten" auf und hatte auch bald das Gesuchte gesunden: die Bekanntgabe der Straßen, durch welche sich heute mittag der große Umzug vom Zirkus Kreno bewegen würde. Dann holte er den Stadtplan von Wien und einen Zirkel herbei, suchte die Marschroute auf, maß sie aus und murmelte endlich vor sich hin: „Mindestens zwei und eine halbe Stund«! Viel Vergnügen!" — Er machte den Umzug auf eine Art mit, die zwar dem Publikum und besonders den Kindern außerordentliches Vergnügen zu be reiten Pflegte, für ihn selbst aber äußerst an strengend war. Cilly war schnell angekleidet. Man früh stückte heute etwas hastig, da die Zeit drängte« Dann holt« Bux die Schulbücher hervor. „Darf ich nicht den Tieren noch schnell guten Morgen sagen?" fragte Cilly. „Die haben sich sicher schon gewundert, daß ich heute nicht bei der Spielstunde war!" „Ja", sagte Bux mit komischem Ernst.. „An ton hat ganz erstaunt geguckt!" „Aber so guckt er doch immer!" „Natürlich, — also demnach auch heute." Cilly begriff den Scherz nicht ganz. Ihre Augen hingen bittend an Buxens Gesicht. „Also meinetwegen! Aber mach schnell, Cilly! Es geht schon auf halb zehn, und um halb zwölf müssen wir fertig ungezogen und geschminkt sein." Die Tiere waren schon wieder alle im Stallzelt. Tom überreichte ihr, wi« jeden Morgen, eine große Tüte mit Leckerbissen für die verschiedenen Tiere. Zuerst kam stets der Aelteste, Brahma, an die Reihe- Cilly hatte das Podium soeben erreicht, da schnellte das Riesentier seinen lan gen Rüssel nach ihr, packte sie um den Leib, wirbelte sie empor und setzte sie behutsam auf seinen mächtigen Rücken, wo sie Mohrchen, den Raben, bereits promenierend antraf. Dieser Spiel ereignete sich täglich, und Brahma holte sich nun seine Leckerbissen mit hoch- und rück wärtsgebogenem Rüssel aus Cillys Hand; und auch Mohrchen bekam gleich hier oben seinen Teil. Aus Cillys Kommando setzte sie Brahma dann wieder behutsam auf den Erdboden. Da stolzierte ihr Ali schon auf seinen langen roten Beinen entgegen und nahm seinen Tribut mit würdiger Ruhe, wie es seine Art war, in Empfang. Als sie dann bei Gretchen in der Umzäunung war und das Schwein ihr mit behaglichem Grunzen aus der Hand fraß, sah sie etwas Kleines, Schwarzes ans dem rosigen Rücken krabbeln: „Gretchen! Ich glaube gar « . ." rief Cilly ganz entsetzt und griff nach dem Tierchen. — Aber dann atmete sie erleichtert auf: Es war ein harmloses Käferchen — und keine Laus. Zu Moritz, dem Wolf, und zu Anton, dem Nilpferd, ging Cilly in die Käfig«. Bux hatte es schließlich erlaubt, nachdem er sich überzeugt, wie sehr sich die Tiere an Cilly gewöhnt hat ten. Teddy, der Bar, nahm das frische Weiß brot aus ihrer Hand vorsichtig durch die Gitterstäbe in Empfang. Aber Judith durfte sie das schöne, knochenlose Fleischstück zu ihrem Kummer nicht mit der Hand, sondern nur mit der Eissngabel reichen. Bux behauptete, mit der Hand dürfe man überhaupt kein Raub tier füttern, was Cilly nicht einleuchten wollte. Cilly hatte sich heute besonders beeilt. In zehn Minuten war ihr Morgenbesuch im Stall zelt erledigt. Dann begann der Schulunter richt, der heute auch abgekürzt werden mußte. Kurz nach elf Uhr schloß ihn Bux und sagte: „So, nun lauf schnell zu Frau Panti und laß dir dein Kostüm geben! Schminken tu ich dich, denn das letztemal, in Graz, hast du dich so angeschmiert, daß man dich eher für einen Clown als für «ine indische Prinzessin hätte halten körmerU" (Fortsetzung folgte
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