Volltext Seite (XML)
F. angestrengt worden ist. Der etwas ver wickelte Tatbestand ist kurz folgender: Im Jahre 1899 starb zu Sulzbach bei St. Jo hann Saabrücken die verwitwete Fabrickbe sitzerin Auguste A. unter Hinterlassung mehrerer Millionen. Den Nachlaß hatte der einzige Sohn Georg A., damals Kaufmann in Luxem burg, an sich genommen. Ein Bruder der Verstorbenen, Rennstallbesitzer zu Karlshorst bei Berlin, hatte bald nach dem Tode der Erblasserin in Erfahrung gebracht, daß Georg A. nicht der Sohn! des Testatorin, sondern als das Kind einer Schwester der A., der Malermeistersfrau D., geboren war und Otto D. hieß. Georg A. uliuo Otto D. zahlte nach mehrfachen Verhandlungen an den Nenn stallbesitzer 75 000 Mk aus dem Nachlaß, und die Affäre ruhte bis vor kurzem eine Halbschwester der Verstorbenen, die Frau Maurermeister K. aus Karlshorst, ebenfalls mit Erbansprüchen an den GeorgAA. heran- rrat. Ihr Vertreter, Kaufmann F., hatte folgendes in Erfahrung gebracht: Frau A. aus Sulzbach hat im Jahre l867 das Kind ihrer Schwester Frau D. gegen ein blödsinniges, nicht lebensfähiges Kind eingetauscht, das sie als ein von ihr geborenes bezeichnete. Den Tausch hatte Frau A. vorgenommen, um sich das große Vermögen ihres Mannes zu sichern Wie Kaufmann F. weiterhin feststellte, war aber das nnterzuschiebende blödsinnige Kind gar nicht dasjenige der Erblasserin, sondern ein im Saargcbiet aufgegriffenes Krüppelkind unbekannten 'Namens. Auf Grund dieser Feststellungen kam nun zwischen Georg A. und der Manrermeisterfrau K. ein Vergleich zu stande, der durch zwei Berliner Anwälte ab geschloffen wurde. Frau K. erhielt eine Ab standssumme von 25 000 Mk. und verzichtete auf weitere Erbansprüche. Gleichzeitig wurde sie verpflichtet, eine eidesstattliche Erklärung abzugeben, die über die Kindesunterschiebung Ausschlüsse enthielt. Der Vertreter der Frau K, Herr F., behauptet nun, daß Frau K. durch diesen Vergleich arg übervorteilt worden sei, und bezichtigte die beiden Anwälte der Begünstigung sowie des Vergehens im Amt (P 356 StGB.). Diese Angelegenheit dürfte in ihrem weiteren Verlauf recht interessante Ent hüllungen bringen. * Jena. Es ist Dr. E. Zschimmer be kanntlich gelungen, in den weitbekannten Schott- fchen Glaswerken hier Gläser herzustellen, die für ultraviolettes Licht durchlässig sind; ge wöhnliche Glassorten verschlucken diese Strahlen fast vollständig. Dadurch ist Dr. O. Schott zur Konstruktion einer neuen, höchst interessan ten und vielversprechenden Uviollampe gelangt. Mit deren Zuhilfenahme ist es nun möglich gewesen, höchst beachtenswerte Heilverfuche bei Hautkrankheiten zu erproben. An zwei Per sonen, einer älteren wohlgenährten und einer jüngeren schwächlicheren, wurde der Versuch einer fast täglichen, länger fortgeführten Be- ! strahlung des Körpers mittels vier Lampen vorgenommen. Beide Personen empfanden die Prozedur als wohltuend. Die schwächliche behauptete, besseren Appetit zu haben und nahm in vier Wochen an Gewicht zu. Die Haut bräunte sich ähnlich wie unter der Wirkung der Sonenstrahlen. Bisher waren hier unter Leitung der Professoren Stitzing und Matthes Versuche in der Ausführung begriffen, um etwaige Heilwirkungen der Uviollampe bei Hautkrankheiten festzustellen. Trotz der kurzen Dauer dieser Versuche konnten Heilungen von Flechten, die jahrelang bestanden hatten, be obachtet werden. Einige schwerere Formen bedurften wochenlanger täglicher Bestrahlungen von '/< bis r/z Stunde zur Heilung. Ein Fall von Rose gelangte fast ohne Fieber zur Heilung. Der Einfluß auf Lupus ließ sich bei der Kürze der Zeit nicht beurteilen. * Seit der deutsche Reisende Mauch in den 70er Jahren die Ruineustätten im östlichen Südafrika endekte, hat sich eine Reihe von Forschern den Kopf über diese eigenartigen Bauten zerbrochen. In der letzten Zeit bat man ziemlich allgemein angenommen, daß sie das Werk von jetzt ausgestorbencn Kultur nationen seien, und daß die Gegend, in der sie sich befinden, das bibliche Goldlaud Ophir darstcllt. Diese Theorien sind nun mit einem Schlage über den Haufen geworfen worden. Ein Gelehrter, Rendall Mac Iver, de^' seit April dieses Jahres im Auftrage der British Association die geheimnisvollen Ruinen unter sucht, hat während der Anwesenheit dieser ge lehrten Körperschaft in Bulawajo am l 0 d. M., uüe der Telegraph meldet, die Ergebnisse seiner Forschungen vorgetragen. Danach sind alle Behauptungen über den uralten Ursprung der Bauten von Zimbabye und dessen Nach barschaft in den Bereich der Fabel zu ver weisen. Funde von chinesischem Porzellan und anderen mittelalicrlichen Gegenständen, die der Forscher bei seinen Ausgrabungen gemacht Hal, beweisen, daß die Bauten erst im 15. oder I6. Jahrhundert entstanden sind und die Wohnstätten der damaligen Negerkönige dar stellen. Akan darf den weiteren, eingehenderen Veröffentlichungen des genannten Gelehrten mit um so größerem Interesse entgegensehen, als eine Reihe von englischen und deutschen Veröffentlichungen die Ophir-Theorie als zwei fellos ausgestellt hatten. * Ans dem Hofe eines Landwirts in Licbsckmtz wurde einem Artilleristen vom 19. Artillerieregiment, der in dem Gute in Quartier lag, von einem Hofhunde das Ge sicht arg zerfleischt. Der Soldat ging dicht neben der Hundehütte vorbei über den Hof, dabei sprang der Hund heraus, an den Sol daten empor und biß ihn in das Kinn und in die rechte Wange. * Ein Mann mit hundert Frauen. Das jüdische Quartier in Manchester ist in größter Aufregung über die Entdeckung, da der amerikanische Zahnarzt Georg A. Witzhoff der in Amerika wegen unzähliger Heirats- schwindcleien — er soll nicht weniger als handelt Frauen besitzen — gesucht wird, iu Manchester eine Gastrolle gegeben und sich dort in einer Woche mit vier Frauen verlobt hat. Witzhosf halte, nachdeik ihm der Boden in Amerika zu heiß geworden, sich nach Eng land gewandt und in Manchester niederge lassen. Kürzlich wurde nun sein Bild in einer eugl. Zeitung veröffentlicht und von dreien seiner Bräute gesehen, die dann prompt von ihrer Entdeckung Mitteilung machten. Als man den lockere» Vogel aber fassen wollte, fand man das Nest leer. Aller Wahrschein- scheinlichkeit nach ist er mit einer jungen New Porkerin, die er in Manchester kennen gelernt hatte, nach Deutschland entflohen. Er hatte erfahren, daß sic gegen 1000 Mark besaß, verlobte sich mit ihr, und bewog sie, am Dienstag voriger Woche nach Deutschland abznreiscn, wo er mit ihr zusammen treffen wollte. Am Sonnabend abend verschwand die Dame, und gleichzeitig mit ihm eine junge Dame, die im selben Hause wohnte. Danach scheint es^ als ob er seine Kunst, seinen Opfern das Geld abzuschwindcln und sie dann sitzen zu lassen, gleich an zweien auf einmal ver suchen will. Die englische Geheimpolizei ist jetzt hinter ihm her und sucht ihn zu fassen, cbe er den Boden Englands verläßt. * Die einzige Residenz ohne Garnison, 688efiäft8V6k-k6ft^ beim Ksi86k-!. ^o8tamt r. kiauniiof. t 6 8 e int nur. Kit .Im. .4'. in <l«>r M«-lNu»r »mck - 7,»" j. : - c luro.« - As» ; vlir ! 1 kr Niu. Mir »iu. Mir Um., '! i ! V n. b.i N8t'b I oib-»8ON(i - 7« 9 j j i V lOIer 10« 1 10--- 10" ! N-> 8-« i'13 8" ! 8" ) 8" ", . . ! < j !; ! ! X. b>on U n li ulsop zVpl 1 kl« 8" j KL ! 8" ! V. nnrxon ttüok' _^iP r'- ; 12-' 12" j 12 ! 12- ! V. 8en<Iiin^vn mU !l ! Z35 ! ! ! ! öVl» X. nur bis Döboin g" § g-r .4 n k » ! n kt. ' > iintt <lo5 um von bmlmltor LEipKx Ifunsobk'. öpioto ! 7» 7" I i» N<-lu„Imk Nressten 7M ! 7» ! 7" i Ilvipzix ,Msr,1rt 8-» ! 8»« 8«- ! Izeip/lx ! (iovnbn). n. 10»- ! bunsEbt. - 8, ic>" N j 7" 11§'v?1»> !>" 21. ! - ! Dreien ! 1V« 11» 11-" 0 V. 1-o 6'ö 116 2- ! liir »Lcliol.. v* 9 V. 1« 6" X. vresüon ,, " Ij°o ! O^vobn!. 1-eipriix 5" ! 7" V. 6« ! k) ci 1111 Clx) Urimm:» von Opimmn 8» 8-v 7 " >9— V. Dresden ^Ner ^rt j 8" 8" 7 V. »a.-koto 9 V. I-elpKx j mit j ! 7)0!° (iöt ! 9" ! v« ! 7 V. ^mnr 715 v.u. Ar Mm!r. GardmlMchcr, Zmiettrn, ApMalltii, AMlkactcn iisio. bezieht mau sehr billig durch die Buchhandlung von Gürtz L Eule am Markt. Greiz, soll zunächst auch ferner so bleiben, da nach Mitteilung des Kriegsministeriums zu Berlin sich keine Gelegenheit bietet, den Wünschen der Stadt nach einer Garnison zu entsprechen. * In Eisenach wurde die Beurkundung des Kurbades vollzogen, sodaß die Wartburg stadt vom nächsten Jahr ab Badeort sein wird. 1 0 Gliederschmerzen, Reißen, Ge lenkrhenmatismuS, Gicht, .Hexen schutz und überhaupt alle rheumatischen Er krankungen werden in den meisten Familien zunächst durch Senfspiritus oder Capsicum - spiritus, welche unter allen möglichen Fan- tasicnamen wie russischer Spiritus, Expeller usw. verkauft werden, behandelt. Alle diese alkoholischen Einreibungen aber sind keine wirklichem Heilmittel. Ihre Wirkung besteht darin, daß sie die Haut stark reizen und da durch den Schmerz ablenken. Man könnte dieselbe Wirkung viel billiger mittelst Senf pflaster erreichen. Das neue Einreibemitlcl „Lalit" wirkt nicht bloß kurze Zeit schmerz- ablenkend wie Senfspirituseinreibnng, sondern richtet sich gegen die Krankheit selbst, wie hervorragende Aerzte in der Deutschen medi zinischen Wochenschrift vor kurzem mitgeteilt haben. Die Wirkung der Saliteinreibung ist überraschend; meist verschwinden die Schmer zen über nacht schon nach einer einzigen Ein reibung. Salit ist in den Apotheken zum Preise von Mark 1,20 für die Flasche zu haben. LmM.r.SchlaiWichnmIlt Leipzig, am 14 Septbr. 1905. 0chscn. 80 75 65 l. MMen. 73 Kälber 57^ Schase1 36 t. 6 r. 1 73 64 3. r 49 40 3. 4. KiUben »Kühe: nährte alt. gering genährte jed. Alter? vollstcischige, auSgcmästcte Kalben höchsten Schlachtw. 70 Ner- 54 44 73 68 64 68 5. l 60 55 Kühe unb Kalben mäßig genährte Kühe ich Kalben gering gen. Kühe u. Kalbens vollfleisch- höchst. Schlacht-; wertes mähig genährte jüngere und gut genährte ältere gering genährte. . . 3 feinste Mast- (Vvstmilch- Mast)und beste Saugkälber mittlere Mast, und gute Saugkälber geringere Saugkälber ältere gering genährte (Fresser) Mastlämmer und jüngere Masthammel ältere Masthammel 9 mäßig genährte Hammel u. Schafe (Märzschafe) vollstcischige der feineren! Rassenu. deren Kreuzungen . im Alter b. zu 1'/« Jahren! fleischige gering entwnkelte s Lauen und über ausländische ! kleine 2. vollstcischige, auSgcmästcte Kühe höchsten Schlachtwer- teS bis zu 7 Jahren . - >. ältere auSgcmästetc Kühe n) wenig gut entwickelte jüng.^ ee l ch n » n Zg «s l. vollst., auSgcmäst höchsten SchlachtwerteS b. zu 6 Jahr. — 2. junge fleischige,nicht auSgcm. — ältere auSgcmästcte — l. mäßig Hnährtc junge, ge« Derschkeieries HMck. Roman von Ewald August König. 66 Dora dankte dem Geliebten mit Tränen und einem Läcbeln, welches ihn trieb, ihr die Tränen von den Wimpern zu küssen. Wie zur Bestätigung dieser Abmachung kamen jetzt Herr und Frau Scharrenberg in den Garten, um die Geschwister an die Heimkehr zu mahnen. Nach dem herzlichen Abschied Verlveilten die Zurückbleiben' den noch im Garten und Herbert erzählte den Eltern das Ver schwinden Leonores Der Stadtcat schüttelte den Kopf. „Das wird noch schwere Kämpfe kosten." „O, und ich habe Augst, daß es kein gutes Ende nimmt," klagte die Stadträtin. „Nicht unnütz sorgen, Marie,"tröstete der Gatte, „die Augen offen halten und zur rechten Zeit helfend eingreifen!" Die Unterhaltung stvckte, die Mutter begüb sich in die Küche, der Stadtrat ging zu einem Abendschoppen und Herbert, dessen Herz so voll war, mußte dennoch Luft schöpfen in der freien Na tur. * * * Am nächsten Morgen, nach der Heimkehr, wollte Kurt Frau Ramberg aufsuchen. Auch hier wurde er abgewiesen, insofern man ihm sagte, sie sei gestern abgereist für die Dauer von eini gen Tagen. Gemartert von dem Gefühl der Rat- und Hilflosigkeit, suchte er Ablenkung in der Beschäftigung. Seine Obliegenheiten auf dem Gute hatte er in letzter Zeit etwas vernachlässigt und so stürzte er sich in die Arbeit mit einer Hast, welche die Dienst leute nicht begreifen konnten, die von dem Vater aber als ein günstiges Zeichen angesehen wurde dafür, daß sein Sohn zur Einsicht kommen und sich von der törichten Leidenschaft nach und nach freimachen iverde. Er ließ ihn gewähren und wirtschaften, last stolz darauf, wie Kurt alles so praktisch anfasse und durch führe. Dieser aber verfolgte den doppelten Zweck, erstens den der Zerstreuung, daun aber auch gedachte er seine- demnächsti- gen Berufes als Oekouvm im Dienste anderer, um Brot damit zu erwerben für sich und für Leonore. War es doch, worüber er sich durchaus klar geworden, etwas ganz anderes, als Herr zu befehlen und wirken, als nach den An ordnungen eines noch so wohlwollenden Gutsherrn manches tun zn müssen, was er vielleicht nicht für richtig hielt. Darüber waren ja zwischen ihm und dem Vater und mehr noch dem Großvater Differenzen entstanden, die nicht immer nach der Ueberzeugnng des Fortschritts beseitigt wurden. Davon war jetzt keine Rede Baron Robert machte seinen Vater vielmehr wohl gefällig auf Kurts Wirksamkeit aufmerksam und die Hoffnung, welche er daran knüpfte. Ter alte Herr hörte das schweigend an, verstand es sich bei ihm doch von selbst, daß eine so niedrige Neigung, wie die sei nes Enkels, nichts als eine leichte Kavalierpassion seit« könne. Aber jede Schuld rächt sich auf Erden, das sollte auch dein ver knöcherten Egoismus des alten Freiherrn nicht erspart bleiben. Kurt wurde trotz aller fieberhaften Tätigkeit die Zeit bis zur Rückkehr der Wirtschafterin unendlich lang, die Tage dünkten ihm Wochen, als sie endlich an einem Abend spät eintraf und er ihrer nicht mehr habhaft werden konnte, verbrachte er die Nacht schlaflos und jagte schon bei Tagesanbruch aufs Vorwerk hinaus, von wo er so früh zurückkehrte, als eben anzunehmen war, daß er Frau Ramberg sprechen könne. Endlich mußte er seinen Fragen standhalten. Erst suchte sie ihm überhaupt auszuweichen, dann aber beschwor sie ihn, ab- zulassen. „Ich darf Ihnen nicht Rede stehen," sagte sie, „ich habe versprochen, keinen Vorschub zu leisten. DaS hat Ihre Familie um mich verdient, das schulde ich dem Hause, in dessen Dien- sten ich seit vielen Jahren stehe." „Kommen Sie mir nur damit nicht wieder," fiel Kurt er regt ein, „da- alles kann ich mir selbst sagen, habe es bedacht und reiflich erwogen, aber ich liebe. Diese Liebe allein wird mein Lebensglück begründen. Ich kann nur bedauern, daß Leo nore gerade Ihre Nichte ist, vergessen Sie das, sagen Sie sich los von ihr, wie ich mich lossage von meiner Familie, um Leo nores willen. Ich verlange von Ihnen nur den Ort zu wissen, wo ich selbst suchen kann, damit leisten Sie uns keinen Vor- schub." „Aber meine Nichte würde ich damit aufs neue Ihren Ver- folgungen auSsetzen." „Verfolgungen nennen Sie das," ereiferte er sich mehr und mehr, „wenn zwei sich veralteten Vorurteilen entziehen wollen, die sie dauernd unglücklich machen? Die Zeiten sind vorüber!" „Sie wollen noch keine Vernunft annehmen?" erwiderte Frau Ramberg. „Nur der Widerstand reizt Sie. Ich aber, da Leonore einmal die Tochter meines Bruders und Waise ist, stehe in dop pelter Pflicht gegen Haus Bürenhorst und als Wächterin der Ehre meiner Nichte." Kurts Erregung ging in Entrüstung über; es kostete ihm Mühe, das rechte Wort zur Abwehr des gegen ihn erhobenen Verdachts zu finden. „Sie vergessen, daß Leonore meine Ver lobte ist; nur das schützt Sie, mich Ihnen gegenüber nicht zu vergessen!" preßte er endlich hervor. „DrohenSie nicht," entgegnete Frau Ramberg, „womithabe ich das verschuldet? Etwa dadurch, daß ich Ihnen Ihre Fami lienstellung zn erhalten suche? Das Mädchen muß sehen, wie es durch die Welt kommt, ohne Zwietracht in althergebrachte Familieueiurichtungen zu bringen." „Das tut Leonore nicht," unterbrach Kurt. „Wenn die Mei nen Zwietracht schüren, so geht eS auf mich, meine Braut ist frei davon. Meine Ehre muß Ihnen Bürge sein für die Ehre Leo nores, nur, wo ich sie finde, deuten Sie mir an, es soll Ihr Ge wissen nicht beschweren." Frau Ramberg kämpfte mit sich selbst. Der junge Mann tat ihr in der Seele leid, wäre er kein Freiherr von Büreuhorst, mit Freuden hätte sie ihm das Kind ihres Bruders auvertraut, aber sie kannte die schroffen Traditionen derer von Bärenhorst, sie mußte standhaft bleiben. „Es ist zu spät," sagte sie tonlos, „Sie können Leonore nicht mehr finden." Kurt starrte sie versteinert an. „Zu spät, was soll das heißen ?" „Leonore," fuhr die Wirtschafterin fort, „ist an einem neuen Ort, der Jhsten nicht zugänglich ist." „Reden Sie keinen Unsinn!" rief der junge Mann ungedul dig dazwischen, ohne abzuwarten, was folgen werde. „Wo sie auch sein mag, dahin führt auch mein Weg." „Um das Mädchen, welches Sie zu lieben vorgebcn, neuen Gefühlsstürmen preiszngeben! Leonore hat eingewhen, daß sie entsagen mußte. Ist es ein Trost für Sie, so erfahren Sic, daß es mit schwerem Herzen geschah. Die Wunde blutet, reiße» Sie sie nicht wieder auf." „Nein, nur verbinden kann ich sie, denn ich keime das Herz des Mädchens, das ich schon einmal in dem Zustande fand Da mals in der Lehranstalt trug sie schon das EutsagungSjoch. Schmach über die, welche sie hineinzwängten!" 418,20