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Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Mit einem Illustrierten SountagSblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Letzter« alle 44 Lage. Die Naunhojer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag k Uhr mit dem Datum d«S nachfolgenden TageS. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage des Eriche uens. Für Inserenten der Amt-Hauptmann- schäft Grimma 10 Pfg. die fünsgc- spaltene Zeile, an erster Stelle und für Au-wSrtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Verlag ««d Druck: Gü«z äe Eule, Nauuhof. Redaktion: Ang. Franz Hauschild, Naunhof vezng-prei»: Frei ins HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei ins HauS durch die Post Mk. 1.30 vierteljährlich. - " - ^0 Sonntag, den 22. Januar 1905. 16. Jahrgang Bekanntmachung. In der gestrigen 2. diesjährigen Sitzung ist folgendes beraten und beschlossen worden: I. Die Stadtgemeinde soll der Tiefbauberufsgenossenschaft als dauerndes Mitglied mit jährlicher Lohnabrechnung beitreten. 2. Dem Gesuch des deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern um Unter stützung einer Versuchs-Gasanstalt wurde nicht entsprochen. 3. Die Gasrohrleitung in der Ratskellerwirtschaft soll bis an das eine Fremdenzimmer an der Treppe verlängert werden. 4. Das Gesuch um Abgabe eines Wasserschlüssels zur Versorgung eines auswärtigen Grundstückes wurde zunächst abgelehnt. Hierauf folgte eine geheime Sitzung. Naunhof, den 21. Januar 1905. Der Ttadtgemeinderat Willer. Holzverfteigerung. Die auf der der Stadtgemeinde Naunhof gehörigen Wiese hinter der früheren Mühle in Erdmannshain lagernden Brennhölzer nämlich 11 Raummeter Brennscheite, 7 > „ Zacken und 17 „ Brennreitzig sollen Dienstag den 84. d. M von vormittags 10 Uhr ab an Ort und Stelle unter den vorher bekannt zu gebenden Bedingungen versteigert werden. Naunhof, am 21. Januar 1905. Der Stadtgemeinderat. Willer. Städtische Beamtenschule zu Nerchau. Anmeldungen für das nächste Ostern beginnende neue Schuljahr nehmen die Unterzeichneten entgegen. Das Institut ist eine für die Laufbahn eines Gemeinde- und Bureaubeannen in 2jährigem Kursus vorbereitende Erziehungsanstalt. Prospekte zu Diensten. Der Bürgermeister: Der Direktor: Leicht.Hemmann. Ein Kartätfchenschuß aus das Winterpalais in St. Petersburg. Ein geheimnisvoller Zwischenfall, der leicht hätte die weittragendsten Folgen nach sich ziehen können, ereignete sich Donnerstag nach mittag am Neivakai beim Winterpalais, wo wie, alljährlich an diesem Tage die große Zeremonie der Wasserweihe in Gegenwart des Zaren, der Zarin, der gesamten kaiserlichen Familie, der Generalität, des diplomatischen Korps, hoher Würdenträger sowie der Geist lichkeit stattfand. In dem besonders für diese Feier errichteten byzantinischen Zelte hatte die Geistlichkeit gerade die Zeremonie beendet, der die hohen Herrschaften zum Teil unmittelbar am Zelte beiwohnten, während ein anderer Teil aus den Fenstern des Winterpalais zu- schante, als die jenseits der Newa postierten drei Batterien unter dem Kommando des Herzog Michael von Mecklenburg-Strelitz den üblichen Salut abgaben. Statt der blinden Schüsse durchsausten aber plötzlich Kugeln die Luft. Eine von ihnen verwundete lebensge fährlich einen der vor dem Palais postierten zahlreichen Schutzleute, eine andere Kugel durchschlug ein Fenster des Winterpalais und drang in den Nikolaisaal ein, wo sie gegen die Decke anschlug ohne jemand zu treffen In diesem Saale befanden sich viele Generäle sowie das diplomatische Korps. Man kann sich leicht das Bild ber Verwirrung ausmalen, das dieses Ereignis zur unmittelbaren Folge hatte. Die im Nikolaisaal aufgefundene Kugel hat ein ziemlich großes Kaliber. In der Stadt schwirren die wildesten Gerüchte. Der Zar begab sich bald nach dem Vorfall mit der Zarin nach Zarskoje Sselo zurück, in den Straßen von einer dichtgedrängten Menge mit lautem Jubel begrüßt. Eine amtliche Meldung gibt vön dem Vor fall folgenden knappen Bericht: Petersburg, 19. Januar. Während der Newa-Wafserweihe in Anwesenheit des Kaisers ereignete sich, als der übliche Salut begann, eia Unfall. Ein Geschütz der bei der Börse befindlichen Batterien schoß anstatt einer Pulverladung eine Kartätschenladung ab. Die Kugeln erreichten den Fußboden beim Jordan- Kai, an der Fassade des Winterpalais wurden die Scheiben von vier Fenstern zerbrochen, ein der Petersburger Stadtpolizei angehöriger Polizist wurde verwundet. Nach den bisherigen Ermittelungen sind keine weiteren Unfälle vor gekommen. Die sofort angestellte Untersuchung hat ergeben, daß bei einer vorgestern abge haltenen Uebung der ersten reitenden Garde batterie eine Kartätsche im Geschützrohr stecken geblieben war. Beim heutigen Salutschießen wurde versehentlich eine Kartusche in dieses Rohr eingeführt, worauf der Kartätschenschuß losging. Zum Generalstreik im Ruhrrevier. Als Alarmnachrichten tendenziöser Art sind an der maßgebendsten Stelle Meldungen be zeichnet worden, die der Bergbauliche Verein des Ruhrreviers über die Haltung der Arbeiter verbreitet. Diese Berichte wären entweder im höchsten Grade aufgebauscht, oder die darin geschilderten Vorgänge wären so gut wie aus der Luft gegriffen. Die Regierungsbehörden im Ruhrgebiet habe man von Berlin aus an gewiesen, jenen Meldungen über Ausschreitungen, Bedrohungen, Tumulte und über sonstige An zeichen einer mit Gewalttaten drohenden Gärung nachzugehen. Die erbetenen Berichte sind vom Regierungspräsidenten eingetroffen. Er hat über alle jene schlimmen Meldungen Ermitt lungen ««stellen lassen, und man hat nun an der bezeichneten maßgebenden Stelle aus diesen Berichten die Ueberzeugung gewonnen, daß es sich um tendenziös verbreitete Alarmnachrichten handle. Die Gutehoffnungshütte dämpfte infolge Kohlenmangels einen Hochofen und legte mehrere Koksbatterien still. Zu der Versammlung am Freitag im Schützen - hof zu Bochum waren wohl 7000 Bergleute er schienen, andere Tausende wurden an der Tür zurückgewiesen und füllten gleichzeitig den Saal der Tonhalle. Der Hauptredner Sachse sagte etwa: Wir haben beim Oberbergamt in Dort mund nichts erreichen können, da die Zechen besitzer es unter ihrer Würde halten, mit Ar beitern zu verhandeln. Er rekapituliert dann die Geschichte des Streiks und kommt zum Schluß, daß die Arbeitgeber ebenso kontrakt brüchig wie die Arbeiter seien, da sie die Ver sprechungen des Jahres 1889 nicht gehalten. Im übrigen sei das Syndikat ja nicht nur gegen die Arbeiter anmaßend. Auch die Re gierung habe von ihm Rippenstöße bekommen. Gnstimmig wurde zum Schluß eine Resolution angenommen, welche, den Streik gutheißend, Hilfe von Behörden und Bürgern anrief. Güdwestafrika. Ueber die Lage in Deutich-Südwestafrika sagt die dem Reichstag zugegange Denkschrift des großen Generalstabes u. a.: Ein einheit liches Vorgehen der Truppen, die jetzt seit vier Monaten die Omaheke (das Sandfeld) umstellt hatten, wird erst möglich werden, wenn nach Eintritt der Regenzeit Wasser und Wind dort vorhanden ist. Dann wird sich herausstellen, ob noch eine erhebliche Zahl des Hererovolkes im Sandfeld ausgehalten hat. Einige Teile sind jedenfalls auf eng lischer Gebiet übergetreten, andere zu den Ovambo, noch andere zu den Witboi geflüchtet, wenige haben sich ergeben. Aber das Beispiel dieser Wenigen scheint in der letzten Zeit Anklang gefunden zu haben. Eine nicht unerhebliche Anzahl hat sich der Verfolgung ins Sandfeld entzogen und ist später zwischen dem ab sperrenden Truppen wieder durchgeschlichen, sodaß vielfach kleinere Banden umherziehen und einen ermüdenden Kleinkrieg nötig machen werden. Uebrigens haben verschiedene Herero- kapitäne General Trotha ihre Unterwerfung angezeigt. General Trotha meldet: Wilhelm Maha- rero zeigte seine Unterwerfung an. Kapitän Zacharias Zeraua, der sich bereits unterworfen hatte, sagte aus: Verschiedene Führer der Aufständischen seien gestorben, teilweise ver durstet. Volk und Kriegsleute seien zersprengt, werden aber größtenteils versuchen,aus dem Sand feld ins Hereroland zurückzukehren. Nur Wilhelm Maharero halte noch den Rest gut bewaffneter Okahandjaleute zusammen- In der Budgetkommission des Reichstages wurde am Freitag die Beratung des Nach tragsetats für Südwestafrika bei der Forderung 5 Millionen Mark Entschädigung für die durch den Herero-Aufstand verursachten Verluste, fortgesetzt. Nach längerer Debatte wurde diese Forderung abgelehnt, bewilligt wurden da gegen 3 Millionen mit der Maßgabe, daß sie auch für die durch die anderen Einge- borenen-Aufstände verursachten Verluste be stimmt sind. Gewisse Berliner Prehorgane, deren Leiter zumeist nicht germanischen Stam mes sind, lieben es, mit ganz besonderer Sorgfalt alles das zu behandeln, was in Sachsen geschieht und die sächsischen Verhält nisse als rückständig und außerordentlich ver besserungsbedürftig hinzustellen. Mit offenbarer Freude, man kann fast sagen Schadenfreude, greifen sie es auf, wenn irgend etwas bei uns geschehen ist, was mit der Moral nicht im Einklang sich befindet. Sie werfen sich dann gewaltig in den Busen und rufen: „So etwas kann nur in Sachsen vorkommen." Wir glauben, gerade die Berliner Blätter hätten gar keine Ursache, sich um andere An gelegenheiten zu bekümmern, sie hätten alle Veranlassung, vor ihrer eignen Türe zu kehren und ihr Publikum zur Sittsamkeit und Wohl anständigkeit zu ermahnen. Es ist noch in aller Erinnerung, wie in Berlin von Bubenhänden die Standbilder in der Siegesallee verunstaltet worden sind. Eine gleiche Freveltat ist erst vor wenigen Tagen an Brückenverzierungen dort verübt worden. Die Berliner Blätter fügen der Meldung zwar offenbar aus Scham hinzu, daß „wahrscheinlich ein Irrsinniger der Täter sei." Ueber die in gewißen Gegenden und Kreisen in Berlin herr schenden Zustände hat erst neulich der Prozeß Berger entsetzliche Enthüllungen gebracht. Auch die Szenen, die sich wieder in der letzten Neujahrsnacht in den Straßen Berlins abgespielt haben, legen hinreichendes Zeugnis dafür ab, daß es in Berlin zahlreiche Elemente gibt, die in Beobachtung von Anstand und Sitte von dem Jdealzustand recht bedenklich weit entfernt sind. Die oben bezeichneten Berliner Preßorgane täten also sehr gut, Wenn sie ihre Blicke nicht nach Sachsen wendeten, sondern zunächst bei sich Einkehr hielten und die Zustände in der Heimat ihres Erscheinens unter die kritische Lupe nähmen. Sie werden dort sicher hin reichend Stoff finden, um die bessernde Sonde der öffentlichen Meinung anlegen zu können. Rundschau — Potsdam. Als der deutsche Kron prinz am Donnerstag Vormittag mit seinem Dogkart, das er selbst lenkte, die Charlotten straße am Bassinplatz passierte, stürzte das Pferd und fiel. Der Kronprinz und der Kutscher fielen aus dem Wagen nach vom hinaus, ohne irgend welchen Schaden zu nehmen. Der Kronprinz erhob sich sofort. Das Gefährt wurde wieder instand gebracht, und heiter bestieg der Kronprinz wieder den Wagen und setzte die Fahrt fort. — Die Modelle der Saalburg, sowie die Nachbildungen von Funden, für welche dem Deutschen Kaiser auf der Weltausstellung in St. Louis der große archäologische Preis zuerkannt worden ist, sind von zwei Ameri kanern angekauft worden und werden der Uni versität in Washington überwiesen werden — Eine größere Anzahl von Typhus-Fällen sind in Landau beim 1. Bataillon des I8. bayerischen Infanterie - Regimentes oorge- kommen. — Die Schweizer Offiziere bei d^ japanischen Armee, Oberleutnant« Gertsch und Hauptmann Vogel, welche der Bundesrat zurückrief, sind aus der Mandschurei über Port Arthur in Jokohama eingetroffen, Man er wartet sie anfangs März in Bern. — New Hort. Die Beziehungenzwischen Amerika und Venezuela waren in den ersten Tagen des Monats sehr gespannt. Castro beabsichtigte sogar, dem amerikanischen Ver treter seine Pässe zu schicken; schließlich fühlte sich aber Castro zu Anerbietungen bewogen. Der amerikanische Vertreter antwortete mit einem Vorschlag, die Streitfragen einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Er schlägt ferner vor, Venezuela solle jährlich fünf Mill. Bolivars statt drei Millionen zahlen, und nach Ablösung der Forderungen Englands, Deutsch lands und anderer Mächte mit der Zahlung dieser Summe an die englischen und deutschen Bondholders fortfahren. Der Präsident nahm den Vorschlag an bis auf das Schiedsgericht, das er nur für amerikanische Forderungen zugestehen will. Erst, als sehr energisch ge droht wurde, gab er auch in diesem Punkte nach.