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Naunhofer Nachrichten F Uhr dschaft Naunhof 17. Jahrgang Nr. 12 Freitag, den 26. Januar 1906 Freitag AMMneinderalMung werden. -erwaltung. u. Umgkg. '18-Vo^8lanlt. 86 Ueip)ig. Gasthof z. gold. e zu haben. An der usw., lange von ca. 60 mit Plombe a Küchenzwecken, ge angew. lLsmorsösekstt steher. 17. ^k0t. Ankündigungen Für Inserenten der AmtShauplnuinn- schast Grimma 10 Pfg. die fünsgc- spaltenc Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. ir >l. rast cht suchen sollte. Der Marineminister befindet sich nicht, wie anfänglich gemeldet worden mar, unter den Toten, wohl aber sind ein Sohn und ein Neffe von ihm bei der Katastrophe mit ums Leben gekommen. — Nach Meldungen aus Rio de Janeiro ist die Katastrophe des „Aquidaban" auf Kurzschluß der elektrischen Leitung in der Pulverkammer zurückzuführen. Schon vor vier Wochen wäre gleichfalls infolge Kurzschlusses fast eine Katastrophe erfolgt, die damals dank dem aufopfernden Eingreifen eines Maschinisten, der dabei drei Finger ein- büßle, verhütet morden mar. Diesmal ver gingen zwischen dem Schmelzen der Metall- maffe und der furchtbaren Explosion nur einige Sekunden. Ein Verbrechen ifi absolut aus geschlossen. Die Mannschaft vergötterte den Kommandanten Alvez de Barros, der ein pflichtgetreuer Seemann mar und keine poli tische Nolle spielte. Die zwei deutschen Pho tographen, die in der Totenliste figurieren, befanden sich im Augenblicke der Katastrophe nahe der Kommandobrücke. Vom Aufstieg des Zeppelinschen Luftschiffes. Auch der vierte Aufstieg des Zeppelinschen Luftschiffes am 14. d. M. ist, wie bereits mitgeteilt, mißglückt. Die Herausschaffung des Luftschiffes aus dem Schuppen in Friedrichs hafen am Bodensee erforderte den ganzen Vormittag und einen Teil des Nachmittags. Um 2 Uhr befand sich der Ballon im freien Luftraum, gestützt auf ein Floß. Er wurde nun am Floß festgehalten und in den See hinausgezogen, von wo aus um Uhr die Freifahrt erfolgte. Obgleich die Tempe ratur 1 Grad Wärme aufwies, wollten gleich zu Beginn der Fahrt die Motoren nicht ein setzen. Nachdem sich dies Hindernis gehoben hatte, machte dar Fahrzeug, gegen Osten treibend, einige Schwenkungen. Um ^3 Uhr trieb dann der Ballon über die Stadt Friedrichs hafen hin, ruhig und doch rasch. Die Motoren hörte man deutlich in einer Entfernung bis zu 600 Meter Höhe arbeiten. Man konnte aber auch sehen, daß die Schwenkungen und Steuer ungen gegen den in der höheren Luftregion stärker einsetzenden Wind nicht aufkommen konnten. Dadurch .wurden die Luftschiffer anstatt zum Ausgangspunkt zurück, immer weiter dem Südwestwind folgend, vom Ziele ab nach dem württembergischen Allgäu ver- tg evier. ags 9'/, Uhr sollen und Brennhölzer Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerslag und Sonnabend Nachmittag 5 Mn mit dem Datum des nachfolgenden Tages. Schlug der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage des Erscheinens. Führer stehen, der gestützt auf den Rat seiner Minister, mit starker Hand das deutsche Volk durch die Fährnisse des letzten Jahres hin durch gesteuert hat. Je mehr da? deutsche Volk sich eins fühlt mit dem Kaiser und das vor der Welt betätigt, desto stärker und achtunggebietender steht das Deutsche Reich in der Welt da. Möge diese Erkenntnis in immer weiteren Kreisen Platz greifen und auch jene mit sich fort reißen, die bis jetzt unter dem Banner der verhetzenden Tätigkeit der Sozial demokratie abseits stehen, damit dar deutsche Volk wieder werde, wie in früheren Zeiten „ein einzig Volk von Brüdern." Das ist der Wunsch, der am heutigen Tage aus vieler Millionen Patrioten Herzen zum Himmel steigt und dessen allmähliche Verwirklichung der schönste Lohn wäre, der dem Kaiser für die treue Arbeit seines Lebens zum Besten seines Volkes beschieden sein könnte. dafür sn WL886 ins Zuchthaus wandern werden, daß die Regierung nicht davor zurück schrecken wird, auch Tausende ins Zuchthaus zu schicken und daß keine deutsche Gesellschaft der Regierung in kindischer Sentimentalität in den Arm fallen wird. Bei uns ist dies alles anders. Wir entschuldigen vorläufig alles, was geschieht, damit, daß wir keinen Rechtsstaat haben. Aber wird es viel anders werden, wenn die „Gossudarstwennaja Duma" kominen wird? Dein einen wird die Zu sammensetzung der „Gossudarstwennaja Duma" nicht gefallen, dem andern nicht, was sie be schließt, und irgend ein „Verband", ein „Konseil" ivird sich als selbstverständlich die Freiheit nehmen, nach seiner Art mit Gewalt vorzugehen, und wenn dann mit den Gesetzen ernst gemacht werden soll, so wird wieder die ganze Gesellschaft Sentimentalitätsanfälle be kommen, und niemand wird wissen, was zu tun ist. So geht? auch wirklich nicht weiter. Es ist auf der einen Seite klar, daß wir eine Volksvertretung brauchen und daß die baldigste Einberufung derselben von jedem gefordert werden muß, andererseits kann sich aber auch nicht ein jeder selbst zum Gesetzgeber ernennen, sondern muß warten, was die Volksvertretung spricht und wie sie das Leben des neuen Rußland ordnen will. Wenn die Anarchie zur Losung wird, ist es selbverständlich, daß nicht mehr das Recht obsiegt, sondern die Gewalt. Kaisers Geburtstag. (27. Januar.) Kommenden Sonnabend vollendet Kaiser Wilhelin sein 47. Lebensjahr. Es ist ein bedeutungsvolles Jahr, das mit diesem Tage in der Zeiten Schoß versinkt, reich an freudigen, noch reicher an ernsten Ereignissen. Zu den freudigen Ereignissen gehört in erster Linie die Vermählung des Kronprinzen im Früh jahr vorigen Jahres, an der nach dem alten Brauche das deutsche Volk bis in seine weitesten Schichten hinein seinen freudigen Anteil genommen hat. Dazu gehört ferner die Verlobung des Prinzen Eitel-Friedrich mit der Prinzessin Sophie Charlotte von Olden burg. Die Freude hierüber war umso größer, als kurz zuvor der Prinz von schwerer Krank heit genesen war. Reicher aber war das verflossene Jahr an ernsten, sehr ernsten Ereignissen, die sich aus der allgemeinen Weltlage ergaben. Der französische Minister Delcassä hatte geglaubt, wohlbegründete deutsche Rechte mit Nicht achtung übergehen zu dürfen. Diese Selbst überhebung hatte das Deutsche Reich in eine ähnliche gefährliche Lage gebracht, wie im Sommer 1870, als der französische Botschafter Benedetti in Ems an den greisen Kaiser Wilhelm mit übermütigen und kränkenden Forderungen herantrat. Das deutsche Volk hat von der Gefahr der Lage im letzten Frühling wohl später, als sie nicht mehr so drohend war, Kenntnis erhalten. Der Kaiser aber hat die Sorge jener Krisis, die monate lang dauerte, tragen müssen. Auf ihm, alt dem Haupte des Deutschen Reiches, der die sittliche Verantwortung für sein Wohlergehen vor Gott und der Welt trägt, hat sie schwerer gelastet, als auf jedem anderen. Aber auch ohne daß es zum Kriege ge kommen ist, hat Kaiser Wilhelm durch seine Fahrt nach Tanger einen Beweis seines hohen Mutes abgelegt; denn durch den Besuch, den cr dem Sultan von Marokko abstattete, hat er den deutschen Standpunkt in unserem Streite mit Frankreich unverrückbar festgestelll. Er hat sich selbst in eigener Person den Folgen ausgesetzt, die das deutsche Vorgehen nach sich ziehen konnte. Das ist eine Mannes tat zu der mindestens ebensoviel Mut gehört, als zur Todesverachtung im Kriege. Man hat im Auslande, — leider auch in Deutschland selbst — den Kaiser und seine Politik wegen dieses Vorgehens Frankreich als herausfordernd und kriegerisch bezeichnet. Wir brauchen nicht auf die verflossenen 35 Jahre hinzuweisen, wo Deutschland in Europa auf der FriedenSwacht gestanden hat, auch nicht darauf, daß von diesen 35 Jahren der Kaiser 18 Jahre hindurch die Geschicke des Deutschen Reiches geleitet und sich stets ehrlich und offen zu dieser Politik des Friedens be kannt hat. Er genügt, daran zu erinnern, daß, sobald das französische Volk und die französische Regierung das herausfordernde Vorgehen des Ministers Delcassö mißbilligten nnd sich bereit erklärten, die deutschen Rechte zu achten und in freundschaftlicher Weise mit Deutschland zu verhandeln, man ihnen sofort von deutscher Seite aufs freundlichste begegnet ist und ihnen den Weg zur Umkehr geebnet hat. Das beweist, daß der Kaiser in gleicher Weise wie den Mut des Mannes auch die vielleicht größte Tugend des Herrschers besitzt, die auf seinem Verantwortungsgefühl beruhende Selbstbeherrschung. Möge das nächste Jahr ihm und uns die Frucht bringen für dieses Festhalten an dem FriedenSgedanken und der Ehre des Deutschen Reiches! Das deutsche Volk kann wahrlich in allem hinter seinem Kaiser als seinem berufenen Von einem schweren Unglück ist die brasilianische Marine betroffen worden. In der Nacht znm Montag ereignete sich an Bord des Linienschiffes „Aquidaban" eine Explosion. Dar Schiff ist gesunken. Die ganze Besatzung, ungefähr 200 Mann, ist mit Ausnahme eines Offiziers, der gerettet sein soll, ums Leben gekommen. Der „Aquidaban" hatte eine Länge von 85,4 m und eine Breite von 15,9 m. Der Raumgehalt betrug 5000 Tonnen; das Schiff war eines der größten Kriegsschiffe Brasiliens. — Eine neuere Meldung besagt: Bei der Explosion des „Aquidaban" sind 196 Personen nmgekommen, 36 wurden verwundet. Unter den Getöteten befinden sich der Marineminister Noronha, zwei Konter- Admiräle, drei Kapitäne, fast alle Offiziere nnd zwei deutsche Photographen. Bei dieser Gelegen heit sei ermähnt, daß der brasilianische Kongreß bereits Ende 1904 die Verstärkung der Marine beschlossen hat. Von den bewilligten Kriegs schiffen waren im Oktober 1905 mehrere zum Bau ausgeschrieben. Neben der englischen hatte sich auch die deutsche Industrie um die Lieferung der Schiffe bemüht, und die Aussichten waren gut. Da kam der gering fügige Zwischenfall des deutschen „Panthers" in Jtajahy, und die den Deutschen günstige Stimmung war wie weggeblasen. Jetzt ist den Engländern die ganze Lieferung gesichert. Der Kapitän des „Panther", Graf v. Saurma- Jeltsch ist übrigens jetzt von dieser Stellung enthoben und zur Verfügung des Chefs der Marinestation der Nordsee gestellt worden. Zum Kommandanten des „Panther" ist Kor- vetten-Kapitän Timme ernannt worden. Weiter wird berichtet: Bei dein Untergange des Schiffes im Meerbusen von Jaquecanza bei Rio de Janeiro kamen im ganzen 223 Personen ums Leben. Unter ihnen waren drei Kontreadmirale, ein Schiffskapitän, ein Korvettenkapitän,^ Komman dant des Schiffes, der zweite Offizier und 20 Offiziere der Garnison. Unter den Geretteten sind 8 Offiziere und 26 Unteroffiziere, die sämtlich mehr oder weniger schwer verletzt sind. Der „Aquidaban" war mit den Kriegs schiffen „Barrosa" nnd „Tiradentes" nach der Bai von Jaquecanza gefahren, wo eine Marine- kommijsion eine passende Stelle für ein neues Arsenal und einen neuen Kriegshafen aus- Bez«gSpreiS: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich Frei ins HauS durch die Post Mk 1.30 vierteljährlich. Mit einer vierseitigen Illustrierten Sonntagsbeilage. Urteile über die Dresdner Wahldemonstration. Der Petersburger „Herold" schreibt an leitender Stelle: In Dresden, der Hauptstadt des Königreichs Sachsen fanden in der Nacht zum 17. (4.) Dezember Straßendemonstrationen zugunsten de? allgemeinen Wahlrechts statt. Im Vergleich zu den Schreckensszenen, die ganz Rußland durchlebt, nehmen sich diese Demonstrationen wie ein harmloses Idyll aus, das dem Bierphilister in der Kneipe einen interessanten Gesprächsstoff bietet. Die deutschen Gerichte haben jedoch dieses „Idyll" mit etwas anderen Augen betrachtet. Sie haben zunächst mit einer Raschheit gearbeitet, welche nicht genug Worte der Anerkennung finden kann. Ans das Verbrechen ist sofort die Sühne ge folgt, so daß der Eindruck auf die Gesellschaft ein besonders nachhaltiger sein wird. Schon dreizehn Tage später nahm sich die Straf kammer der Unruhestifter an. Einer derselben wurde zu drei Jahren Gefängnis und zwei Wochen Haft verurteilt. Er wurde verurteilt wegen „Aufruhrs, Aufreizung zum tätlichen Angriff, schwerer Beamtenbeleidigung, Straßen lärms und unbefugten Tragen eines Dolches." Unsere russischen „Revolutionäre" werden mit offenen Munde dastehen und verblüfft fragen: was, wegen einer solchen „Kleinigkeit" drei Jahre Gefängnis? Dabei war der Bursche erst 21 Jahre alt, so daß seine politische Un reife wohl als strafmildernd hätte gelten können. Aber die deulfche Gesellschaft regt sich über dieses Urteil nicht im geringsten ans. Es wird keinen Generalstreik geben für diesen „Märtyrer der Freiheit'" keine lärmenden Straßenszenen, keine geifernden Angriffe der Presse gegen die Regierung. Deutschland ist eben ein Land der Ordnung und des Gesetzes, ein Land, in welchem die Bevölkerung Achtung vor dem Gesetz hat und dasselbe nicht bloß als zum Spaß geschrieben ansieht. Für die Befriedigung der Bedürfnisse der Bevölkerung besteht ein richtiger Sachwalter: für das ganze Reich der Reichstag, für die einzelnen Bundesstaaten ihre Landtage. Hier setzt sich die Volksvertretung mit der Regierung auseinander, nnd deshalb wird die Gesamt bevölkerung des Reiches nie dem zustimmen, daß einzelne Interessengruppen sich das Recht anmaßen, die bestehenden Verhältnisse mit Gemalt zu korrigieren. So können auch Bebel und Genossen zwar vor den russischen Revolutionären ihre tiefsten Bücklinge machen und dieselben durch billigen Weihrauch im Kopfe immer benebelter und verdrehter machen, aber sie selbst, diese Herren „Genossen" werden sich fein säuberlich hüten, die Unternehmungen der russischen Revolutionären auf deutschem Boden zu verpflanzen. Sie wissen, daß sie Rußland. Tie Nachrichten aus dem Kaukasus lauten sehr ungünstig. In Wladikawkas töteten die Soldaten einen Polizeikommissar, welcher in die Kaserne gekommen war, um eine Untersuchung über die Ermordung zweier Protistuierten einzuleiten. Die Soldaten er ließen dann einen Aufruf an die Bevölkerung meuterten gegen ihre Vorgesetzten und griffen die treugebliebenen Truppen an, wobei es an geblich zu einem großen Blutbad kam. Darauf wurde in der Stadt geplündert. Die Lage in der Gegend ist äußerst ernst. In Nowo- rossysk herrscht von neuem Aufruhr. .Die Stadt wird bombardiert. Gerüchtweise ver lautet, das Schwarzemeergeschwader bombardiere auch Batum, nachdem es sich als unmöglich herausgestellt habe, die in den Händen der Aufrührer befindlichen Festungswerke von der Landseite aus zu nehmen. In Odessa haben Revolutionäre mittels Bomben eine Gendarmeriestation in die Luft gesprengt. Die Zahl der Opfer ist noch un bekannt. Den Tätern gelang es, zu ent kommen. Bei der Untersuchung entdeckte die Polizei ein Bombendepot, das zur Verhaftung von 35 Personen führte. Ferner wnrde in Odessa der Vorsitzende der nationalen Ver einigung von Matrosen der russischen Handels flotte verhaftet. !M Poll- < beeliken MohNMg pril zu beziehen, old, Großsteinberg. OVOL' »OV, u. 6ö1kv-81r Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend »S 13 m lg., «s 12 „ „ Verlag und Druck: GÜitz L Gnle, Naunhof. Redaktion: Robert Günz, Naunhof. . 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