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Naunhofer Nachrichten Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshatn, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Na.laninna 5 Ub, mit dem Da'nm dcS nachfolgenden TagcS. Schlug der Anzeigenannahme: Vormittags I I Uhr am Tage dcS Erscheinens. AnkÜUdigNUge«: Für Inserenten der «mtShouptmann. schast Grimma 10 Pfg. die fünfge- spaltene Zeile, an erster Stelle und für AuSwSrtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. ve»ugSpreis: Frei inS HauS durch AuStrSger Mt. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post 1 Mk. 1.30 vierteljährlich. Verlag mH Druck: Gürrz L Eule, Nauvhof. Redaktion: Aug. Franz Hauschild, Na««h»f Mit einem Jlluftrierteu Sountagsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Leytere olle N Tag«. Nr. 126. Freitag, den 20. Oktober 1905. 16. Jahrgang. -! > Bekanntmachung. Die rückständigen Hauslisten sind nunmehr bis spätestens Sonnabend, den 21. Oktober 1905 in unserer Stadtsteuereinnahme abzugeben. Nach Ablauf dieser Frist wird gegen die Säumigen mit Strafen vorgegangen werden. Naunhof, am Ist. Oktober 1905. ! Der Stadtrat I. V.: Beyer. Bekanntmachung. Vom 2». bis 25. Oktober findet eine Hauptspülnng des Naunhofer Wasserrohrnctzes statt Naunhof, am 19. Oktober 1905. Der Bürgermeister. I. V.: Beyer. Strafverschickung? Der Kolonialbund versendet soeben ein Flugblatt, „Zur Einführung der Strafver schickung", in dem darauf hingewiesen wird, in wie gewaltigem Matze namentlich die Zahl der vorbestraften Verurteilten in dem Zeitraum von 1882 bis 1901 angewachsen ist. Im ersteren Jahre betrug sie 82.895 Personen gegen 247 573 Personen ohne Vorstrafen. Die Zahlen für 1901 sind 209 346 mit und 287 964 Personen ohne Vorstrafen. Mit diesem Zu geständnis der Statistik, daß die Zahl der Vorbestraften in der Tat sehr zugenommen Hal, ist die verhältnismäßige Unwirksamkeit des derzeitigen Strafvollzugs unzweideutig nachge wiesen. Gegen diese verbrecherischen Neigungen wird, ivie man annehmen darf, die Gefahr einer ständigen oder doch langzeitigeu Abge schiedenheit von der Mitwelt auf den Straf inseln ein günstiges Gegengewicht bieten. Be sonders stark fallen die Straftaten gegen das Leben, das kostbarste Gut des Individuums, ins Gewicht. Fast jedes Jahr bringt höhere Ziffern. Die Steigerung von einem Jahrzehnt zum anderen beträgt 48,8 Prozent. Betrachtet man aber die Jahre 1882 und 1901, > so findet man eine Steigerung von 105 Prozent. Nach Diebstahl und Beleidigung ist Körperver letzung die häufigste Straftat. Im Jahre 1901 wurden nicht weniger als 98 110 Personen wegen gefährlicher Körperverletzung bestraft. Sech» und mehr Vorbestrafungen hatten 1901 37 557 Personen erlitten, davon wegen Dieb stahls, Raubes uud Hehlerei 2033. Von diesen hatten wieder 11 und mehr Vorstrafen 179 179 Personen, seit dem Jahre 1894 hatten von 37 677 Gefangenen 10167 bereits 3 bis 6 Freiheitsstrafen, 15 293 bereits 6 bis 10,1 n zig bereits 11 bis 30 und 919 mehr als 30 Freiheitsstrafen erlitten. Bei der aus» nehmenden Schwere der in Frage stehenden strafbaren Handlungen heißt es, mit doppeltem Eifer nach einem befriedigenden Ersatzmittel an Stelle der jetzt üblichen, ebenso zwecklosen als teuren und Geist wie Körper zerstörenden Zellenstrafe — sei siejnun die korrumpierende Gemeinschaftshaft oder die idiotisierende Einzel haft — zu suchen. Hier bietet sich als ein ziges Ersatzmittel die Deportation. Diese ist geradezu eine Forderung der wahren Humanität. Rundschau. — Die Weihnachtspakete für die Schiffe auf der ostafrikanischen Station und das Marinepersonal im Schutzgebiet Kiautschou werden mit dem am 25. d. M. von Bremer haven abgehenden Dampfer „Prinz Eitel- Friedrich" und dem am 9. November von Hamburg abgehenden Dampfer „Gneisenau" befördert. - Die Unterschlagungen des Bürger meisters von Kappelrodeck stellen sich im Laufe der Untersuchung als noch weit höher heraus, als ursprünglich angenommen wurde. Wie aus Offenburg gemeldet wird, be läuft sich die durch den Bürgermeister Hermann Haas veruntreute Summe bis. jetzt auf 725,000 Mk., wird aber wahrscheinlich die Höhe von 800,000 Mk. erreichen. Der Auf sichtsrat des Vorschußvercins hat sich bereit erklärt, 100,000 Mk. zur Verfügung zu stellen. — Großartige städtische Bahnprojekte für Hamburg. Der Hamburgische Staat plant seit längerer Zeit die Erbauung eines um fangreichen Netzes von Hoch- und Unter grundbahnen zur Verbindung der Vororte mit dem Hafen und der inneren Stadt. Einen früheren von Siemens u. Halske und der Allgemeinen Elektriziiätsgescllschaft gemein schaftlich mit der Hamburgischen Straßen eisenbahngescllschaft ausgestellten Entwurf hatte die Hamburgische Bürgerschaft im Jahre 1904 abgelehnt, hauptsächlich weil die Beteiligung der Straßenbahn als unerwünscht galt. "Nun mehr legt der Hamburgische Senat einen, von den Elektrizitütsgesellschaften allein aus zuführenden Entwurf der Bürgerschaft vor, dessen Baukosten rund 41 Millionen Mark betragen sollen. Dieser neue, von Siemens u. Halske im Einvernehmen mit der Ham burgischen Baudepulatiou ausgearbeitete Ent wurf umfaßt eine durch sämtliche Vororte ge führte Ringlinie, welche auch den Hafen be rührt und die innere Stadt durchquert, ferner drei Zweig- oder Anschlußlinien nach Eims büttel, Hammerbrook und Ohlsdorf: im ganzen 28 km elektrische Schnellbahnen. Im Zu sammenhang mit dieser Bahnanlage steht die Herstellung eines großartigen Straßendurch- bruchs vom Rathaus bis zu dem im Bau befindlichen Hauptbahnhof nach den Plänen des Hamburgischen Oberingenieurs Vermehren. Dieser Durchbruch kostet allein gegen 13,8 Millionen Mark und bildet zugleich einen Teil der von Hamburg mit großen Mitteln durchgeführten Sanierung der inneren Stadt. Die Durchführung aller dieser Entwürfe wird im ganzen zehn Jahre erfordern und der Stadt Hamburg, welche bekanntlich infolge ihrer weitläufigen Bauart einen ebenso großen Flächenraum bedeckt wie die Stadt Paris, ein allen Anforderungen entsprechendes Schnell- verkehrsmitiel ersten Ranges verschaffen. — Hochwasser im Rheingebiet. Die anhaltenden Regengüße der letzten Zeit verursachten mehrfach Hochwasser und Ueber- schwemmungen im Flußgebiet des Rheins. Im Ruhrgebiet ruft das herrschende Hoch wasser bereits empfindliche Verkehrsstörungen hervor. Die Ruhr stieg vom Montag zum Dienstag annähernd zwei Meter. Bei weiterem Steigen werden die Hafenkipper bedroht, so daß in den Kohlenverladungen größere Störungen eintreten dürften. Auch die Emscher ist bereits über die Ufer getreten und hat weite Niederungen überschwemmt. Die Wupper führt gleichfalls Hochwasser. In ihrem unteren Laufe wurden zahlreiche kleinere industrieelle Unternehmungen zu BetriebSeinftellungen ge- zwungen. Angesichts des rapiden Steigens der oberrheinischen Nebenflüße droht Hoch wassergefahr auch für das Mittel- und Nieder rheingebiet. Durch das plötzlich eingetretene Hochwasser wurden zahlreiche kleinere Land leute schwer geschädigt, da die Felder teilweise nicht abgeerntet werden konnten. — Bochum. Für Sonntag, den 22. d M., hat der alte Bergarbeiterverband wieder 25 öffentliche Belegschaft-Versammlungen im Ruhrrevier einberufen mit der Tagesordnung: Protest gegen die verlängerte Sperre, das neue Berggesetz, gegen die Arbeiterausschuß- wahlen und die neue Arbeitsordnung. — Brünn. Von der sozialdemokratischen Parteileitung wurde am Dienstag nachmittag eine Massenkundgebung der Arbeiterschaft ver anstaltet. Die Arbeiter aller Fabriken aus allen Stadtvierteln und Vorstädten mar schierten in geschloßenen Zügen zu dein Land tagsgebäude und überreichten dem Landes hauptmann und dem Statthalter Petitionen um die Einführung de« allgemeinen Wahl rechts. Die Ordnung blieb ungestört, obwohl alle Fabriken und die meisten Geschäfte ge sperrt wurden. Mehr als zwanzigtausend Arbeiter beteiligten sich an der Kundgebung. — Der Ba« der Moutbl«nebahn Wie man meldet, begannen im Tale von Chamounix die Arbeiten für die nach dem System der Jungfraubahn zu erbauende Bahn vom Dorfe Fayet zur Aiguille du Gouter auf dem Montblanc. Die neunzehn Kilometer lange Strecke soll 1909 fertig werden. Die Kosten sind so bedeutend, daß der Fahrpreis mindestens hundert Frank pro Perlon be tragen wird. — Dänemark. In politischen Kreisen wird die Wahl des Prinzen Karl von Däne mark zum König von Norwegen als sicher betrachtet. Wahrscheinlich wird noch in dieser Woche die Abstimmung darüber vom Stor- thing vorgenommeu werden. Der Chef der Kriegswerft hat Order bekommen, das Königs schiff „Danebrog" und den Kreuzer „Heimdal Gejsir" zur Abfahrt bereitzuhalten, was ohne Zweifel als Vorbereitung für die Fahrt des Prinzen nach Norwegen aufzufaßen ist. — Spanien. Aus Madrid wird ge meldet, ver Anarchist Murello wurde ver haftet unter dem Verdachte der Teilnahme an einem Anschlag, der gegen den König und den Präsidenten Loubet bei dessen Besuch in Madrid geplant sein soll. Das Dynamit sei, wie es heißt, in einer Blumenkiste aus Bar celona gekommen. — Die von Dar e- Salam nach dem Süden von Deutsch-Ostafrika abge gangene Expedition besteht aus 500 Gewehren, drei Maschinengewehren, 50 Hilfskriegern und 600 Trägern. NnS Stadt and Land. -taunhss, »t» 19. Oktober 1905. Naunhof. Eine späte Weihnacht-freude ist unserem Afrikakümpfer Ewald Haschert ge worden, indem derselbe endlich am 14. Sep tember sein Weihnachtspaket erhielt, welcher die Stammgäste des hiesigen Restaurants „Gute Quelle" am 4. Januar ds. Js. an ihn absandten. Seine Freude über den schließ lichen Empfang und natürlich noch ganz be sonders über die noch tadellose Beschaffenheit des Inhaltes der Sendung hat denn der fröhliche Empfänger gleich am nächsten Tage den freundlichen Spendern mit herzlichem Danke gemeldet, indem er unterm 15. Sept, ab Windhuk einen Brief schrieb, der vor wertigen Tagen hier ankam. Nach herzlichsten Dankesworten schreibt er: Eine größere Freude kann wohl kaum jemand bereitet werden, als wenn so unverhofft ein Paket aus der Heimat ankommt, das man schon längst als verloren glaubte, und dazu noch vollständig unversehrt. Wie es gekommen ist, daß das Paket so spät in meine Hände gelangte, lag daran, daß die Pakete durch M. Rothe so lange in Swakopmund gelagert haben, weil die Eisenbahn nur Postsachen und dann auch nur Proviant für fiie Truppen beförderte, aber keine Speditionsgüter. Und so sind vor Kurzem erst die Pakete nach Windhuk ge kommen, wo ich mich gegenwärtig aufhalte, und nun so glücklich war, noch mein Paket zu erhalten. Ein großes Wunder ist es, daß alles sehr gut erhalten war, sogar die Wurst, von der ich nicht geglaubt hätte,sdaß diese sich so gut halten würde, sie ist vorzüglich und schmeckt ausgezeichnet. Die Wurst kam uns sehr willkommen, denn wir haben schon den 15., an dem im Geldsack immer schon Ebbe herrscht, denn hier gibt ey nur zum Ersten Geld. Kakao wurde gleich angerührt und ein pikantes Abendbrot war zur Stelle, was alle unterzeichneten Kameraden bestätigen. Hier in Windhuk gibt es heiße Quellen, da wird das Kochgeschirr untergehalten, Kakao und Zucker hinein und fertig gebraut. Noch be merke ich, daß ich mich jetzt wieder der besten Gesundheit erfreue. Ich sage allen Stamm gästen, sowie der ganzen guten Quelle, be sonders auch Herrn Fleifchermeister Kunze für die vorzügliche Wurst, nochmals meinen besten Dank. Es dankt und grüßt vielmals Reiter Ewald Haschert, 9. Komp. I. Regt., z. Zt. Etappe Windhuk. In einer Nachschrift zu Hascherts Briefe bestätigen mit deutschem Reitergruße noch 11 Kameraden die gute Beschaffenheit der Naunhofer Sendung, an der sie sich kamerad schaftlich mitgefreut und teilgenommen haben. Naunhof Auf das ÄntrittSkonzerl des Herrn Musikdirektor Blohm, welches morgen Freitag abend im Rathaussaale stattfindet, sei hiermit nochmals aufmerksam gemacht. Das Programm zu diesem Konzert befindet sich im Inseratenteil dieses Blattes. Naunhof. Für nächsten Sonntag, den 22^ ds., steht im „Goldnen Stern" eine ebenso intereßante wie belustigende Unter haltung bevor. Der bekannte Illusionist und Zauberkünstler Bellachini will dem Publikum einen Blick hinter die Geheimnisse des Spiri tismus und der Gedankenlesens tun lassen und in seiner feßelnden humorvollen Weise auch die Triks der berühmtesten Medien er klären. Es sind dies Veranstaltungen, deren Besuch nicht warm genug empfohlen werden kann, denn sie bieten einen heiteren unter haltenden Abend, der bei alledem auch eines gewißen lehrreichen Momentes nicht entbehrt. Außerdem werden die Vorführungen in sehr ansprechender Weise gegeben, welche die Be sucher auf jeden Fall befriedigen wird. Also Sonntag abend im „Goldenen Stern". Naunhof. In dem beim königl. Amts gericht Grimma für die Stadt Naunhof ge führten Handelsregister ist verlautbart worden, daß die Firma H. Brauns, Ingenieur in Naunhof in Heinrich Brauns geändert worden ist. ch Fortbildung der Eisenbahn beamte«. Der Verband deutscher und österr. Eisenbahnbeamtenvereine, dem auch der sächsische Verein angehört, hat Heuer in Stuttgart auf Antrag und nach Anhörung eines tiefgründigen Vortrags des Nechnungsrates Anders-Dresden einen wichtigen Beschluß gefaßt. Es sollen, um den Eisenbahnbeamten die Freude und Anteilnahme am Berufe zu erhöhen, und ihm einen erweiterten Gesichtskreis zu schaffen, Fort bildungskurse eingerichtet werden. Diese Kurse in Dauer von etwa drei bis vier Wochen werden zunächst in Dresden abgehalten; sie bestehen aus wissenschaftlichen Vorträgen volkswirtschaft licher und technischer Lehrkräfte der Dresdner technischen Hochschule, aus Besichtigungen von Werkstätten, Fabriken und dergl. Wir be-