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Uebersicht gibt die ZuwachSjahl auf eine Mill. Einwohner: Deutschland — 15 000; Rußland — 13 600; Holland — 12300; Schwei» — 10 400; Belgien — 10100; Großbri tannien — 9400; Oestreich-Ungarn — 9300; Spanien — 8800. Von Frankreich ist nicht Rede; man weiß aber, daß es hinsichtlich der Bevölkerungsabnahme mit England wetteifern kann. Der Geburtenüberschuß in Großbritannien wird von Jahr zu Jahr kleiner. Vor 60 Jahren nahm Großbritannien in der Vevölker- ungszunahme den ersten Rang ein, jetzt steht es auf der sechsten Stufe. Die Zahl der Eheschließungen geht auf dem Jnselland von Jahr zu Jahr zurück. Ochsen: 7!? 1 2. 78 71 4. Bullen: 75 Kälber: 56 Schusc: 3 30 1 Schweine 70 70 70 64 78 75 42 38 70 60 2. !3. ,6 62 52 l. vollst., auSgemäst höchsten Schlachtwertes b. zu 6 Jahr. 2. junge fleischige,nicht auSgem. — ältere auSgcmästete 3. mäßig genährte junge, gc. nährte ält. Kalben u.Kühc: 52 45 4. gering genährte jed. Alters vollftclschige, auSgcmästete! 5. gering gen. Kühe u. Kalben 1. vollfleisch, höchst. Schlacht- wertcS 2. mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere . 3. gering genährte.... l. feinste Mast- (Vollmilch. Mastsund beste Saugkälber 2. mittlere Mast, und gute Saugkälber 3. geringere Saugkälber 4. ältere gering genährte (Fresser) l. Mastlämmer und jüngere Masthammel 2. ältere Masthaminel Kalben höchsten Schlachtw ! vollfleischige, auSgcmästete! Kühe höchsten Schlachtiver«! tcS bis zu 7 Jahren altere auSgcmästete Kühe u. wenig gut entwickelte jüng. Kühe und Kalben mäßig genährte Kühe u. Kalben mäßig genährte Hammel u. Schafe (Märzschafc) vollfleischige der feineren Aasten», deren Kreuzungen im Alter b. zu 1*/. Jahren fleischige gering entwickelte Sauen und Eber ausländische kleine KtrWSd.-.SPaWehittM Leipzig, am 9. November 1905. Tier- gattung Bezeichnung JI eine» größeren Fonos 5000 Mk. aus Vereins- mitteln zahlt, einen guten Griff getan, da die Schadenfälle und die Entschädigungen bisher verhältnismäßig gering waren und die Mit glieder eine besondere Prämie nicht zu zahlen brauchen. Das Vermögen dieser Kaffe betrug nach Abzug aller notwendigen Ausgaben reichlich 19 000 Mk. innerhalb 4 Jahren bei jährlicher Einlage von 5000 Mk. Aus aller Welt. * Die Verwandschaft Kaiser Wilhelm- mit König Alfons von Spanien legt eine Freundin der „Vossischen Ztg." des näheren dar: Nur wenigen wird bekannt sein, daß Alfons XLII. Hohenzollern- blut in den Adern hat und ein direkter Nach kommen des preuß. Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. ist. Sophie, eine Tochter des Soldatenkönigs, wurde ihrem Vetter, dem Markgrafen Friedrich Wilhelm von Branden burg-Schwedt, vermählt. Ihre älteste Tochter Friederike war die Gemahlin des Herzogs Friedrich Eugen von Württemberg, von dem das württembergische Herrscherhaus ab stammt. Friederikens zweiter Sohn, der Herzog Ludwig, hatte eine Tochter, Marie Dorothea (geboren am 1. November 1737). Diese vermählte sich mit Erzherzog Josef, dem Pa latin von Ungarn. Ihre Tochter, die Erz herzogin Elisabeth, vermählte sich in zweiter Ehe mit ihrem Vetter, dem Erzherzog Karl Ferdinand von Oesterreich. Die Tochter dieses erzherzoglichen Paares ist die Königin-Mutter Mane Christine von Spanien. * Antomobilunfall. Ein aus Lille kommender Automobil stürzte bei Souweiler in Luxemburg einen Abhang hinab. Zwei Insassen wurden schwer und vier leicht verletzt. Dar Automobil uvar vollständig zertrümmert worden. * Gefährliche Wette. Der Sohn eines Besitzers aus der Umgegend von Fisch hausen hatte mit einem Freunde gewettet, daß er auf dem Rücken eines jungen Stiers bis zum Nachbarn reiten könne. Trotz viel seitiger Warnungen wurde die Wette zum Austrag gebracht. Kaum hatte sich der junge Mann auf den Rücken des Stieres geschwun gen, als dieser unter wütendem Gebrüll den Weg nach der offenen Scheune nahm; hier standen aber Wagen, Egge und Pflug, und an den spitzen eisernen Zinken der Egge er hielten das Tier wie der verwegene Reiter arge Verletzungen. Der junge Mann sprang nun von dem wütenden Stier herunter, kam aber zu Fall, und jetzt wurden ihm von der Bestie durch einen Hornstoß zwei Rippen gebrochen. Nach vieler Mühe gelang es, den Reiter aus seiner Lage zu befreien und schwer verletzt nach seiner Wohnung zu schaffen. * Was soll ein junges Mädchen mit den Liebesbriefen machen, die es von seinem Verlobten erhalten hat? Es gibt junge Mädchen, die die poetische Liebesprosa ihrer Verehrer sorgfältig aufheben, um sväter hübsche, mit rosenfarbenen oder blauen Bändchen (die Farbe hängt von dem Teint der jungen Dame ab) zusammengebundene Paketchen daraus zu machen; die Päckchen verstecken sie in einem Geheimfach ihres Jungfrauenschränk chens und holen sie nur in weihevollen Stunden hervor, um die Briefe mit Entzücken noch ein mal zu lesen. Andere Mädchen wieder verarbeiten die Briefe zu Haarwickeln ; noch andere machen garnichts damit, sondern verbrennen sie ein fach. Ein wett praktischeres Mttel zur Ver wertung der Liebesbriefe ihres Bräutigam- Hat eine junge Engländerin gefunden: sie be nutzt sie zur Füllung eines gestickten Kiffens, und als sie dieser Tage mit dem Verlobten zum Altar schritt, nahm sie das Kiffen mit, um während der heiligen Handlung darauf zu knieen. Ein außerordentlich sinnreiches Symbol, dieses Liebesbriefkiffen: man legt sich sozusagen an der Pforte der Ehe die Liebesschwüre des Geliebten noch einmal zu Füßen und kann während des Honigmondes auf dem Briefkiffen süßer ruhen als auf dem bekannten Ruhekiffen, das au? den, guten Gewissen fabriziert wird. * Die Gprottenzüge in der Nordsee sind wieder ausgeblieben. Wie die Sardinen züge an der Küste der Bretagne, so waren, wie vielleicht noch erinnerlich sein dürfte, im Winter des Jahres 1903 die reichen Sprotten schwärme an der deutschen Nordseeküste fast gänzlich und im Jahre 1004 überhaupt aus- geblieben, wodurch unter den Fischern der großen von hier aus fahrenden Hochsee fischerflotte der Nordsee viel Not und Elend entstand, da im Jahre 1904 auch die voraus gegangene Sommerfangzeit schlechte Ergebnisse gebracht hatte Man sah nun der diesjährigen Sprottenfangzeit mit um so größeren Hoff- nungen entgegen, als man im vorigen Winter aus den Angaben der Fangstatistik entnommen haben wollte, daß innerhalb der größeren Ortsveränderungen der Heringe eine etwa 70- jährige Periode bestehe, die mit dem Jahre 1904 in der Weise ablaufe, daß vom Jahre 1905 ab an unseren Küsten bedeutende Herings- und Sprottenzüge fällig seien. Leider aber hat sich jetzt diese Statistik als trügerisch erwiesen, denn die zum ersten Sproltenfange ausgelaufenen Fischerkutter sind jetzt ohne jede Ausbeute hierher zurückgekehrt, und auch die Aussichten für den weiteren Verlauf der Fang zeit sind als sehr trübe zu bezeichnen. In den Jahren nämlich, da diese Fischerei vor der Elbmündung in Blüte stand, zuletzt im Jahre 1902, fanden schon um Mitte Oktober die ersten großen Fänge statt. In diesem Jahre ist nun wenigstens die Sommerfangzeit günstiger verlaufen. Dennoch aber würde es die Fischer schwer treffen, sollte auch die dies malige Sprottensaison wieder epgebnislos ver laufen. * Ein seltsamer Schwiegersohn. Entsetzliche Verhältnisse enthüllt ein Prozeß, der sich zurzeit in Milwaukee zwischen den Mitgliedern einer deutsch-amerikanischen Groß bauernfamilie abfpielt. Eine ältere, reiche Witwe, die Farmerin Schandein, hinterließ in ihrem Testament über 30 Millionen Mark ihrem Schwiegersohn Heyl, mährend sie ihre eigenen Kinder nur mit geringen Legaten be dachte. Das Testament wurde angefochten, und nun stellte das Gericht die unglaublich klingenden Ursachen der Begünstigung Heyls fest. Frau Schandein zeichnete sich durch eine ungewöhnliche Schwäche für das männliche Geschlecht aus. Noch zu Lebzeiten ihres Gatten hatte sie den jungen Heyl in Deutschland kennen gelernt und ihn als ihren Liebhaber nach Amerika hinübergenommen. Sie über häufte ihn mit Geld und Geschenken, fürchtete aber doch, ihn eines Tages zu verlieren. Nach dem Tode ihres Gatten zwang sie daher ihre älteste Tochter, Heyl zu heiraten. Die junge Frau konnte das Leben an der Seite des Geliebten ihrer Mutter nicht ertragen und starb vor Verzweiflung. Nun brachte die moralisch verkommene Mittler ihre zweite Tochter dahin, sich mit Heyl trauen zu lassen. Auch diese mußte er dulden, daß ihr Gatte gleichzeitig die alten Beziehungen fortsetzte. Nicht genug daran, versuchte Heyl in den letzten Jahren auch die dritte Tochter der Schandein zu verführen, ohne daß Frau Schandein ihn daran gebindert hätte. Das mannstolle Weib begnügte sich damit, Heyls wüstes Treiben, das au die französischen Bauernverhältnisse in Zolas „Ku Dores" erinnert, vor der Welt zu vertuschen. Doppelt traurig ist es, daß derartige Scheußlichkeiten sich in einem begüterten und daher kulturell höher stehendeu Hause ereignen konnten. * Eine Naturmenfchenfamilie wohnt in den! Harzstädtchen Blankenburg ; ein Photo graph namens Weißgerber mit seiner Frau und drei kleinen Töchterchen. Die Leute leben rein vegetarisch und führen ein so anspruchloses Dasein wie irgend möglich. Als Schlafraum dient ihnen eine offene Glasveranda in ihrem Garten, deren Türen und Fenster nur bei strengster Kälte geschlossen werden; als Lager dienen Matratzen mit leichten Decken. Sie gehen barhäuptig und barfüßig, der Vater trägt eine Art Kniehose und weiten tteberwurf, die übrigen Familienmitglieder nur den letzteren. Bei großer Kälte wird die Kleidung nur um ein weniges vervollständigt. Alle Fünf erfreuen sich bei dieser Lebensweise einer unerschütterlichen Gesundheit. * Blankenburg i. Th. Ein hiesiger Lehrling machte sich ein Vergnügen daraus, unter den gerade im Gange befindlichen Flügeln einer Windmühle hindurchzuspringen. Plötzlich traf ihn einer der Flügel so heftig gegen da^ Rückgrat, daß er schwer verletzt ins Kranken haus transportiert werden mußte. * Der „Standard" veröffentlicht eine Uebersicht über die jährliche Zunahme der Be völkerung in den Hauptstädten Europas. Diese Orientierung s-Hafel Entfernungen vom Bahnhof Naunhof nach Ortsmitte von: Albrechtshain 4,6 Km. Eicha . 3,r Km. Köhra Altenhain 8,4 ,, Erdmannshain 2,0 Lindhardt Ammelshain 4,4 ,/ Fuchshain 4,6 Oberholz Belgershain 7,0 /, Grethen . . 6,8 Pomtzen Beucha (Bahnhof) . 6,7 // (Orotzstciuberg 4,3 Seifertshain Beucha (Dorff . . 7,1 // Kleinpösna . 7,7 // Staudnitz Brandis 7,5 Kleinsteinberg 5,8 Threna Cämmerei 7,0 Klinga 3,3 Wolfshain 5,0 Km 2,6 7,5 7,5 6,1 6,6 4,2 4,9 6,6 HefaHrvolte Meg-. Roman von Ewald August König. 29 „Den heutigen Tag wirst Du uns wohl widmen, Waldemar," sagte die Generalin, als die kleine Familie am Sonntagmorgen wieder beim Frühstück saß „Den Nachmittag, liebe Mama," erwiderte er, und sein ern ster Blick schweifte dabei durch dar Fenster in den strahlenden Sonnenschein hinaus. „Bis Mittag werde ich im Bureau arbeiten müssen; die Ab- rechnung mit den englischen Geschäftshäusern stößt auf enorme Schwierigkeiten, die ich indessen zu überwinden hoffe." „ES ist ein Triumph für Dich, daß Du den Ausbruch des BankerottS verhütet hast!" „Je, nun, die Gläubiger konnten keinen besseren Beschluß fas sen, und sie wissen auch, daß sie mir volles Vertrauen schenken dürfen. Der Verlust wäre für sie größer geworden, wenn da» Gericht die Abwicklung übernommen hätte." „Den Hinterbliebenen Wallendorf» bleibt gar nicht» übrig?" fragte Hildegard. „Nichts," antwortete er, dasjenige ausgenommen, wa» sie vorab sich gesichert haben." „ES steht also fest, daß Arnold Wallendorf die zwölftausend Taler aus der Kaffe genommen hat?" forschte die Generalin. „Ich gäbe viel darum, wenn ich das beweisen könnte," ant wortete Waldemar, die Brauen zusammenziehend. „Die Herren Wallendorf versuchen noch immer, den Ver dacht auf mich zu lenken, sie finden bei den Gläubigern kein ge neigte» Gehör, aber eS mag nun sein, wie e» will, etwa» bleibt von der Verleumoung immer haften; überdies glaube ich au» einigen Aeußerungen entnehmen zu müssen, daß man später mich für die verschwundene Summe verantwortlich machen will." „Wer darf das wagen?" fragte die Generalin unwillig. „Die Gläubiger de» Bankhauses?" „Nein, die Herren Wallendorf, und ich sehe darin kein gro ße» Wagnis." „Sie würden mit ihrer Klage sicherlich abgewiesen werden * „Darüber urteile ich anders; ich übernahm die Verantwor tung, ohne mich vorher von der Richtigkeit des Kassenbestandes n überzeugen, und ich kann leider nicht beweisen, daß da» Geld :.i jenem Augenblick schon fehlte * „Aber man kann Dir doch auch nicht beweisen, daß Du es genommen hast." „Gewiß nicht, aber dieser Beweis ist auch unnötig, die Klä ger werden sich einfach auf meine Verantwortung berufen und Ersatz fordern; die Beweisführung, daß ein anderer das Geld genommen haben müsse, überlassen sie mir. Mein Verdacht ruht auf Arnold Wallendorf, und die Gläubiger haben diesen Ver dacht akzeptiert; gleichwohl liegt eS im Bereiche der Möglich keit, daß der Chef de» Hauses kurz vor seinem Tode das Geld aus der Kasse genommen hat, um eine Schuld zu tilgen, die er nicht hinterlassen wollte. „Es spricht freilich nichts dafür, daß e» geschehen ist, aber unmöglich ist es darum doch nicht, wir stehen hier vor einem Rätsel, dessen Lösung vielleicht niemals gefunden wird " „Nach meiner Ansicht hätte die Sache energischer untersucht werden müssen," sagte die Generalin, deren Blick jetzt voll ban ger Besorgnis auf dem umwölkten Antlitz des Sohnes ruhte. „ES sind za auch russische Banknoten bei dem verschwundenen Gelde gewesen, darauf müßte man die Nachforschungen stützen." „Eine gerichtliche Untersuchung wollte niemand," erwiderte Waldemar achselzuckend; „jeder hatte seine besonderen Gründe dafür, ich vermute, in der Hauptsache war die Besorgnis, daß ich mich verletzt fühlen und die Uebernahme der Liquidation ablehnen werde. Daß die Herren Wallendorf selbst die Unter suchung nicht wünschten, war mir sehr begreiflich, und da schließ lich niemand sie wollte, so drang ich auch mit meiner Forderung nicht durch,an derenErnst man möglicherweise noch gezweifelthat " „Also geschehen ist gar nichts?" „Doch, liebe Mama, ich habe bei allen Bankhäusern und Geld wechslern auf die verschwundenen russischen Banknoten aufmerk sam gemacht; ich hoffe sie werden früher oder später zum Bor- schein kommen und dann den Dieb entlarven." „Er kann sie in einer anderen Stadt umwechseln," sagte die Generalin kopfschüttelnd; „zudem wird eS hier oft vorkommen, daß russische Banknoten in Zahlung gegeben werden." „Alle» da» ist möglich, aber ebenso möglich ist auch die Er füllung meiner Hoffnung; wir müssen das nun ruhig abwarten." „Bis der Prozeß gegen Dich anhängig gemacht wird?" „Soweit sind wir noch nicht, überdies haben die Herren Wal lendorf augenblicklich ganz andere Sorgen. Der Bruch der Ba ronin von Ravenberg mit ihrem Gatten gleicht sich nicht wie- ! der auL; wie ich höre, will Baron Rüdiger nun die ScheidungS- ! klage anhängig machen. Seine Freunde raten ihm dazu; ich sprach gestern noch mit dem Professor Winterfeld darüber, und der öffentlichen Meinung ist er diesen Schritt schuldig, denn die Handlungsweise der Baronin wird allgemein verurteilt." Hildegard hatte sich erhoben, sie setzte sich an» Fenster und blickte starr hinanS, eintiefschmerzlicher Zug lag um ihre Mund winkel. „ES ist schwer begreiflich, wie die Frau diesen Schritt tun konnte, der sie für immer von dem Gatten und ihrem Kinde trennt," sagte die Generalin. „Da möchte man doch vermuten, daß es schwer sei, mit dem Baron Rüdiger von Ravenberg in Frieden zu leben " „Nein, Mama, diese Bermutnng ist falsch,* erwiderte Hilde- gard, das blaffe Antlitz ihr zuwendend, „Baron Rüdiger ist nur nicht von Anfang an energisch genug gegen die Herrschsucht sei ner Frau aufgetreten. Sein Charakter ist zu schwach, sein Herz zu gut, sodann auch dürfen wir nicht vergessen, daß auf beiden Seiten keine Liebe war." „Das rechtfertigt diesen Bruch nicht," entgegnete die Gene ralin, während Waldemar langsam ans-und niederwanderte; „nachdem die Trauung vollzogen war, mußten die Gatten sich ineinander finden, und das kann man, wenn man nur den guten Willen dazu hat." „Auf der Seite Rüdigers war der gute Wille sicherlich." „Dann wäre seine Gattin doch schon ihres Kinde» wegen in seinem Hause geblieben. Wie man auch sein mag, Baron Raven berg hat nun seine Strafe erhalten dafür, daß er Dich um Dein Lebensglück betrog." „Urteilst Du fo, Mama, dann wäre e» gerechter gewesen, wenn diese Strafe seinen Vater aetroffen hätte," sagte Hilde gard unwillig. „Ich werde Baron Rüdiger verteidigen, bi» man mir beweist, daß Dein Urteil über ihn begründet ist " „An dieser Begründung zweifle auch ich," nahm Waldemar da» Wort. „Der Bruch ist das Werk der Wallendorf», sie ha- ben die junge Frau unausgesetzt gegen den Gatten aufaehetzt, weil sie wissen, daß Baron Ravenberg ihnen nicht freundlich ge sinnt ist. Als er von seiner Reise »urückkehrte, fand er die bei den Herren in seinem Hause, und seine grau empfing ihn mit Vorwürfen; das empörte ihn; er zeigte ihren Verwandten die Tür, und dies soll, wie Professor Winterfeld mir sagte, die eigent liche Veranlassung zu dem Bruch gewesen sein." 12b,20