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Adlerorden. Am Donnerstag besuchte der König mit dem Kaiser sein Magdeburgisches Infanterieregiment Nr. 66 und hierau Hannover, wo bei den Königsulanen zu Abend gegessen und sodann derHoftheater-Vorstellung beigewohnt wurde. — Berlin. Ueber die gestrige Hofjagd bei Springe werden dem „Lok.-Anz." folgende Einzelheiten gemeldet: V-9 Uhr traf der Kaiser hör dem Jagdschlösse in Springe ein. Die Jagdwagen fuhren sofort ins Revier Hallermundskopf. Der König von Spanien saß im Wagen neben dem Kaiser und trug die Hofjagduniform, die ihm am Donnerstag verliehen worden ist. Der Kaiser sah sehr frisch aus und war äußerst guter Stimmung. König Alfons zeigte sich ebenfalls sehr fröhlich und war sichtlich erfreut über die Fixköter der Meute und über die kräftigen Keiler. Um 10 Uhr wurde die Jagd angeblasen. Es war ein Jagen mit der Findermeute aus Sauen. Als wenige Minuten nach Anfang der Jagd vom Stand des Kaisers der erste Schuß fiel, passierten mehr als 240 Sauen das Schußfeld. Der Kaiser ließ manche grobe Sau und manchen wehrhaften Keiler ohne Schuß passieren, es schien ihm Freude zu machen, dem jungen König eine gute Jagd zu bereiten. — Die Kosten der Flottenvorlage werden von verschiedenen Seiten überein stimmend auf eine jährliche Mehrausgabe von 70 Millionen Mark und insgesamt bis zum Jahre 1917 auf eine Mehrausgabe von 750r/z Millionen Mk. beziffert. Das Flotten gesetz von 1900 sollte für die folgenden 12 Jahre eine Gesamtmehrausgabe von etwa 800 Millionen Mark bringen, die nach den vorstehenden Darlegungen durch die Ver größerung des Deplacements der Linienschiffe und der Panzerkreuzer also beinahe verdoppelt würden. — Die „Leipziger N.Nachr." schreiben: Aus guter Quelle erfahren wir, daß die Flottenvorlage dem Reichstage erst nach Ostern zugehen soll. Er würde also der alte Fehler wiederholt und der günstige Augenblick, der gerade jetzt sich bietet, wo eine entschiedene flottenfreundliche Stimmung im Volke lebt, aus unbegreiflichen Gründen versäumt werden. Zugleich erfahren wir, daß die Regierung ent schlossen ist, falls die Reichsfinanzreform auf unbesieglichen Widerstand stößt, den Reichs tag aufzulösen. Auch hierin würde sich eine wunderliche Unkenntnis auf dem Gebiete der Volkspsychologie ausprägen. Denn die er hebende Wahlparole, unser den die Regierung dann in den Kampf ziehen würde, wü/de dann lauten: „Flcischnot und neue Steuern." Gegen die Eisenbahnunfälle Infolge der größeren Eisenbahnunfälle im Laufe der letzten Zeit hat Minister von Budde den Eisenbahndirektoren die pünktliche Durch führung der Züge erneut zur Pflicht gemacht. Es sei mit allen Mitteln auf planmäßige Be förderung der Züge hinzuwirken. Wo regel mäßige Verspätungen beobachtet würden, sei ihren Ursachen gründlich nachzugehen. Ergibt sich hierbei, daß die Verspätungen auf lässige Handhabung des Stations- oder Fahrdienstes zurückzuführen sind, so sei hiergegen mit Nachdruck einzuschreiten. Ergeben aber die Untersuchungen, daß unzulängliche Fahr- oder Aufenthaltszeiten die Ursache regelmäßig oder doch häufig wiederkehrender Zugverspätung sind, so sei alsbald eine Aenderung des Fahr planes ins Auge zu fassen. — Bei den Berliner Stadtverordneten - Wahlen dritter Abteilung sind am Mittwoch 11 Sozialdemokraten und ein Freisinniger ge wählt worden; in vier Bezirken sind Stich wahlen nötig. — Berlin. Der Petersburger Korre spondent der „Voss. Ztg." meldet: Flüchtige Offiziersfamilien aus Kronstadt erzählen hier, die Bewegung unter der Marincmannschaft sei die Nachwirkung einer alten Agitation, da die Mannschaften von den Offizieren geradezu verwöhnt wurden. Dadurch sei die Mannes zucht völlig untergraben worden. Es bedurfte des entschiedenen Auftretens eines Offiziers, um die Mannschaft aufsässig zu machen. Sie kümmerte sich nicht um Kasernenschluß noch Urlaubs-Termin, machte Schulden in den Wirtschaften, drang in ^)ie öffentlichen Häuser ein, ohne vom Ortskommando rechtzeitig und nachdrücklich daran verhindert zu werden. Erst als ganze Truppenteile meuterten, wurde Infanterie und Artillerie gegen sie mobil ge macht. Die Artillerie schloß sich bald, geführt von ihren Offizieren, den Meuterern an; die Infanterie versagte den Dienst. Als mein Gewährsmann am Donnerstag floh, waren die Staatsgebäude unversehrt, dagegen ganze Straßenzüge ausgeplündert. Die Matrosen seien vollständig bewaffnet, doch ohne viel Patronen. Die Geschäfte sind alle ausgeraubt. An vielen Orten der Stadt brennt es. Die Morgenblätter melden: Die gestern nach mittag gelandete Infanterie sei an der Mole von Meuterern entwaffnet morden, ebenso die Gendarmerie. Die Zahl der Meuterer be trägt 8000. Der Hafen brennt, das Arsenal ist geplündert. — Greiz. Der Verband sächsisch thüringischer Webereien und Konvention der sächsisch-thüringischen Färbereien und Appretur anstalten haben in einer gestern abgehaltenen gemeinschaftlichen Sitzung mit Rücksicht darauf, daß in den Verbandswebereien nicht genügend Arbeitswillige sich eingefunden haben und auch in den Färbereibetrieben die Arbeiter teilweise ausständig geworden sind, die er neute Schließung aller Webereien des Ver bandes und aller Färbereien und Appretur anstalten der Konvention für Sonnabend den 11. November beschlossen. — Detmold. In dem Prozeß wegen der bekannten Diesseits-Depesche verurteilte das Gericht den Redakteur der „Lippeschei Tageszeitung" zu 75 Mark Geldstrafe, weil er die Wahrung des Telegraphengeheimnisses durch die Beamten angczweifelt hatte. — In Königsberg sind die Hafenar beiter ausständig geworden. — Lorch. Der Rendant des DarlehnS- kafsenvereinS, der Weinhändler Fr. C. Alten kirch, ist wegen Unterschlagung von 100 000 Mk. verhaftet worden. — Prag. Durch die Bewegung unter den Eisenbahnern leidet die Bierausfuhr nach Deutschland, die in Pilsen auf den vierten Teil zurückgegangen ist. — Das hiesige Arbeiter blatt veröffentlicht folgende Depesche der Kohlen- al^beiter der Braunkohlenreviers: „Wir warten nur auf einen Wink, und alle Schächte des Reviers stehen still." — Wien. Generalmajor Brcsnitzcr, Inspektor der staatlichen Pferdezuchtanstalten, bat sich erschossen. Er war früher General- Inspektor und ist in letzter Zeit in einer Schmähschrift L Iu Bilse von dem ehemaligen Train ossizier Motz angegriffen worden. — Der König von Schweden hat be schlossen, das; Schweden in offiziellen Verkehr mit Norwegen trete. Holland hat Norwegen al« selbständigen Staal anerkannt. Ans Stadt und Laud. Nauuhof, den l1. November 1905. Naunhof. Der November steckt die Kehrseite heraus, drei Tage und drei Nächte Regen und immer wieder Regen. Grau und trübe sah heute der Himmel, ein Gesicht als ob es sagen wollte, ich bin noch lange nicht zufrieden. Es ist natürlich, daß diese Witterung eine gedrückte Stimmung auf den Menschen macht. Tie Blätter melden bereit? Hochwasser, so schreiben die Nachr. f. Gr.: Der Mulde sind ganz gewaltige Wassermassen zugeströmt. Während der Pegel Donnerstag nachmittag nur 44 om über Null zeigte, stieg das Wasser im Laufe des Tages und der Nacht um über 2 m. Der Wasserstand erreichte Freitag nach mittag 2 Uhr eine Höhe von 276 am. Damit war auch U überschritten. Da bei 2 m bereits die Ausuferung beginnt, ist die Lage gefahrdrohend geworden, umsomehr, da der Regen anhält und der bedeckte Himmel An zeichen zur Besserung nicht bietet. Der Nach richtendienst im Muldengebiet ist in Tätigkeit getreten, Boten sind voin Stadtrat überallhin zur Warnung ausgeschickt worden. Die Groß- mühle hat durch Einsetzen ihres Wasserschutzes neben dem Wehre Vorsorge gegen die Gefahr getroffen. Naunhof. Derartige Waffermengen, wie sie der Himmel uns seit 3 Tagen spen dete, hat es in Naunhof seit vielen Jahren nicht gegeben. Die Regenmenge betrug am Donnerstag . 8,6 Millimeter gestern . . 38,7 „ heute . . 18,1 Zusammen 65,4 Millimeter oder 65,4 Liter auf einen Quadratmeter. Auf einen Acker Land, eine Fläche, wenig größer wie unser Marktplatz, würde dies die gewaltige Menge von 362 Kubikmeter Wasser bedeuten. Das Gelände zwischen Lindhardt und Naunhof steht unter Wasser, die Parthe ist ausgetreten. Naunhof. Der hiesige Geflügel- züchterverein hält vom 13.—15. Januar 1906 seine 4. Geflügel- und Kaninchen- Ausstellung verbunden mit Prämiierung und Verlosung im großen Saale des Gasthofes zum goldnen Stern ab. Dem Verein, welcher Mitglied des Landesverbandes Sächs. Geflügel» züchtervereine, unter dem Allerhöchsten Protek torat Sr. Majestät König Friedrich August von Sachsen ist, stehen die höchsten Auszeich nungen, welche aus Staatsmitteln bewilligt werden, zur Verfügung. Das Komitee ist bereits in fieberhafter Tätigkeit um die Vor arbeiten rechtzeitig zu erledigen. Das Bestre ben des Geflügelzüchtervereins, die Geflügel zucht in Stadt und Land durch Verbreitung guten Nutzgeflügels zu heben, muß in jeder Hinsicht als ein gemeinnütziges anerkannt werden und ist aus diesem Grunde ein Wohl gelingen der Ausstellung dein Vereine zu wünschen. Naunhof. Zum Kirchweihgottesdienstes wird der Kirchenchor das schöne Geistliche Lied von O. Thomas singen. „Mir ist so wohl im Gotteshaus, ich kann es gar nicht agen." ff Di» König!. Bezirksschulinspektiou zu Grimma gibt bekannt, daß aus Anlaß >er diesjährigen Volkszählung, bei deren Aus führung auch diesmal wieder eine zahlreiche Beteiligung der Lehrer erwünscht ist, der öffentl. Unterricht an den Volksschulen am Nachmittage des 30. November und am Vormittage des 2. Dezember ausfallen kann. ch Die im Grundbuche für Al brech ts- hain — Blatt 8 — und für dieNaunhofer Waldwiesen — Blatt 102 — auf den Namen Hermann Paul Andreas eingetragenen Grundstücke sollen am 30. Dezember 1905, vormittags ^12 Uhr an der Gerichtsstelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. ch Die herrschende Fleischnot scheint jetzt nach einer Mitteilung des „Leipziger Tageblattes" bei den Sauen als unhaltbar anerkannt zu werden, denn sie befleißigen sich durch eine starke Vermehrung erheblich zur Minderung der Schweinenot beizutragen. In der abgelaufenen Woche wurden in der Provinz Hannover, soweit bekannt ist, 17 Sauen angetroffen, die mehr als 14 lebende Ferkel zur Welt brachten. Den Rekord aber erzielte am Sonnabend eine Sau des Hofbe sitzers Kaune iu Lübberstedt (Nr. 165 der Schweinezucht-Genossenschaft Winsen), die in einem Wurf insgesamt 34 Ferkel (!) zur Welt brachte. Die Tsere wurden an 2 Tagen ge boren, und zwar am ersten Tage 16, am anderen 18, davon gingen 13 in den nächsten Tagen ein, während 21 kräftig und gesund sind und sich eines guten Appetites erfreuen. Die Sau, die reichlich Milch hat, wiegt ca. 400 Pfund. In Stöcken brachte eine Sau 19 lebende Ferkel zur Welt, die sich der besten Gesundheit erfreuen. Vier von den kleinen „Nukelchen" hat man einer Hundcamme zuge tan, da die Sau ihre Kinder nicht allein füttern konnte. Die vier Ferkel von derHundemutter gedeihen seltsamer Weise besser, wie die bei der Sau, und sind am Geivicht schwerer als die anderen. In Evestorf fand man bei einer Sau 16 stark entwickelte Ferkel, von denen die Sau fünf am zweiten Tage getötet und zum Teil aufgefressen hatte. Die Schweine mutter schien diesen Kindcrmord au? Nahrungs sorgen begangen zu haben, denn sie hatte in der Tat nicht genug Nahrung für die hungrige Gesellschaft. Leipzig. Bei einem galanten Abenteuer stahl eine Frauensperson einem älteren Herrn die Brieftasche, welche eine Tausendmgrknote, mehrere fällige Kupons sächsischer Rente und zwei Wechsel über 3800 Mark enthielt. — Die „blutige Rosa", welche als „Streikbre cherin" in die „VormärtS"-Redaktion einge- trelen ist, hielt im Wahlverein Leipzig-Stadt einen Vortrag über den politischen Massenstreik. Naff) der „Volksztg." folgte ihren Ausführ ungen stürmischer Beifall, den sie auch redlich verdient hat; denn welches Genossenherz wird nicht frohbewegt gewesen sein bei Anhörung folgender Sätze: „Wenn heute aus einem der bekannten plötzlichen Entschlüsse heraus der russische Despotismus mit deutschen Bajonetten gerettet werden sollte, so könnte die deutsche Arbeiterschaft nicht ruhig, zusehen, ivie man das russische Volk um den Preis seiner Kümpfe betrügt; sie müßte Stellung nehmen, und welches Mittel da angewendet würde, lehrte die Situation. Der Massenstreik muß nicht unbedingt beim Nehmen des Wahlrechts an gewendet werden, es kommt ganz auf die Situation an. Aber aufgeklärt über die ganzen Vorgänge muß die Arbeiterschaft werden, damit sie dem Wert des Revolutionärs gerecht werden kann! Bereit sein, ist alles!" — Nahezu 1 500 000 Dl. betragen die Kosten der hiesigen Stadtvermessung; weitere zehn Jahre sind zur Bewältigung der Arbeit er forderlich. — Der Thüringer Güterbahnhof wird vom 1. Dezember ab geschlossen; der Güterverkehr wird von diesem Zeitpunkte ab über den Magdeburger Bahnhof geleitet. Pegau. Der Querbahn Pegau-Kieritzsch wird im außerordentlichen Etat zum Staats haushalt Erwähnung getan. Die Staats- regierung fordert zum Bau ein Ergänzungs postulat von 302100 Mk. In den Er läuterungen wird gesagt, daß dem Bau nun mehr wieder näher getreten werden soll, nach dem weitere Zugeständnisse seitens der Be teiligten gemacht ivorden sind. Die Ausführung soll jedoch von der allseitigen Einräumung der geforderten Zugeständnisse abhängig gemacht werden. Bekanntlich hatten sich bei den letzten Verhandlungen des Landtages beide Kammern für den Bahnbau, die erste sogar für den sofortigen Bau entschieden. Borna. Im Gefecht bei Hartebecstmund in Südwestafrika ist auch ein früherer Ange höriger des Karabinier-Regiments gefallen, der 25jährige Gefreite Heinrich Wolfrain aus Lützen. Oschatz. Die Entscheidung des Mini- teriums wird von der Stadtverordnetenver- ammlung in einem Kommunalkonflikt mit )em Stadtrat angerufen werden. Es handelt ich dabei um die Geschäftsordnung für die gemischten Ausschüsse. Die Stadtverordneten versammlung bestreitet dem Stadtrat die Kom petenz, für die gemischten Ausschüsse eine Zeschäftsordnung ohne Mitwirkung des Stadt» Verordnetenkollegiums zu erlassen, während die Kreishauptmannschaft unter Hinweis auf die ßtz 121 und 123 der revidierten Städte ordnung dem Stadtrat diese Befugnis zuspricht. Die angefochtene Geschäftsordnung enthält nach den Mitteilungen imKollegium Bestimm ungen, die jede freie Meinungsäußerung unter binden und dem Stadtrat gegenüber die Stadt verordneten herabdrücken soll. Der Ausschuß- paragraph, der Anstoß erregte, weil nach ihm „es dem Anstandsgefühl der Stadtverordneten anheimgestellt werde, ob sie über ihnen zur Kenntnis kommende Tinge in dem Ausschuß oder im Kollegium sprechen wollen", ist inzwischen beseitigt. Im übrigen jedoch sind die Be stimmungen beibehalten. In Grüuhain beschloß der Stadtge meinderat, 1906 eine Steinkohlengasfabrik zu errichten. Der Gewerbeverein Döbeln debattierte in seiner letzten Versammlung über die Frage der Abhaltung einer Gewerbe-, Industrie- und landwirtschaftlichen Ausstellung in Döbeln im Jahre !907. Es wurde darauf verwiesen, daß seit der letzten Döbelner Ausstellung 14 Jahre vergangen sind, daß mit Ausnahme der für 1906 in Zwickau geplanten Ausstel lung kein solches Unternehmen weiter in Aussicht steht und darum die Verhältnisse der Planung günstig seien. Trotz verschiedener Bedenken wurde beschlossen, den Gedanken einer größeren Ausstellung für 1907 gutzu heißen und den Vorstand mit der weiteren Verfolgung der Angelegenheit zu beauftragen. Der Hilfslehrer an der Schule zu Ober- Nermsdorf bei Deuben erhielt anonyme Briefe, in denen sein Augenmerk auf ein 10- jährigeS Schulmädchen gelenkt wurde, das un menschliche Züchtigungen durch seine Mutter erhalten sollte. Es wurden an den Armen des schwächlichen Kinde« auch talergroßc, blutunterlaufene Flecke, ein fast völlig blut unterlaufener Körper und angeschwollene Beine konstatiert. Das Kind wurde der Mutter, deren Unmenschlichkeit gerichtlich gesühnt werden wird, weggenommen. Ein wenig erfreuliches Jubiläum beging der an, 21. Januar 1847 in Witzschdorf bei Zschopau geborene „Handarbeiter" Oswald Bernhard Martin. Der alte Sünder, der am l5. Oktober 1905 in Frankenberg einen Bier- reinigungsapparat im Werte von 15 M. „fand", wurde vom Chemnitzer Landgericht zum 25. Male ins Zuchthaus geschickt und zwar diesmal auf ein Jahr und zwei Monate. Durch einen rohen Scherz war der Tisch- lergesclle Hennig am 24. September in einer Ziegelei iu Raschau i. E. ums Leben gekommen. Er war auf einem Strohhaufen eiugeschlasen, den der Ziegelstreicher Lang anzündete, um zu erproben, ob Hennig erwa chen würde, „wenn das Feuerchen ihn warm machen" werde. Ta? „Feuerchen" hat den Schlafenden so schwer verbrannt, daß er am andern Morgen im Armenhanse starb. Der vielfach vorbestrafte Lang wurde für diese rohe Tat von der Zwickauer Strafkammer zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Neue Erdsenkungen infolge des Kohlen abbaues sind am Schwaucuteich in Zwickau bemerkbar geworden. Es müssen umfassende Aufschüttungen auf mehreren in unmittelbarer Nähe des Teiches gelegenen Wegen vorgenom» men werden. Die Senkungen machen sich insbesondere auch durch das Zutagetreten von Wasser bemerkbar. Ueber das Vermögen des weitbekannten Restaurateurs August Hempel, des Besitzers der Goldenen Weintraube in der Nieder» lötznitz, ist daß Konkursverfahren eröffnet ivorden. In Zschauitz starb dieser Tage der Auszügler Michael. Es ist dies der erste Todesfall wieder seit einem Zeiträume von 10 Jahren. Zschauitz hat allerdings nur gegen 50 Einwohner. In Chemnitz hat sich auf Anregung des Vereins für öffentliche Gesundheitspflege ein Komitee gebildet, das die Errichtung eines Säuglingsheims in die Wege leiten soll. Das in Aussicht genommene Heim soll nicht eine Säuglingspflegeanstalt im allgemeinen sein, ondern ein Institut für erkrankte Säuglinge. Ls soll offen stehen für alle Kreise, ob reich oder arm, soll allen erkrankten Säuglingen zugute kommen. Die oft gerügte Unsitte der Kinder, sich an die im Gauge befindlichen Wagen zu hängen, hat in Zschopau zu einem bedauer lichen Unglücksfall geführt. An ein keines wegs rasch fahrendes Kntscbgeschirr hatten sich, vom Kutscher und den Insassen des Wagens unbemerkt, drei Kinder an die oberhalb der Wagenachse befindliche Stange angehängt; ein fünfjähriger Knabe ist dabei mit deni lopfe zwischen das «ine Rad und die Feder ge- ommen und hat, ehe der Wagen zum Stillstand gebracht werden konnte, so schwere Verletzungen davongetragen, daß sich seine sofortige Unter bringung im Stadtkraukenhause nötig machte. Dem verunglückten Kinde wurde ein Teil der Kopfhaut abgerissen und es erlitt einen Schädelbruch. In Zittau war bei einer Stadtver ordnetenwahl die Beteiligungam 8.November tärker als je, es machten 83,5"/, von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Die Sozialdemokraten unterlagen vollständig, ebenso drei freisinnige Kandidaten. Die Alleinherrschaft der Fici-