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Naunhofer Nachrichten : 25.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190510255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19051025
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19051025
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-25
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 25.10.1905
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Summen (der Ueberschuß für 1904 betrug 328 000 Mk.) der Verwendung zu Gunsten der Steuerzahler zu entziehen. Arts Stadt und Land. Raunhof, den 24. Oktober 1905. k -st Zur Aufnahmeprüfung an den säch ¬ sischen Lehrer Seminaren. Das Mini sterium des Kultus und öffentlichen Unter richts hat beschlossen, zu Ostern 1906 an den Seminaren zu Annaberg I und Rochlitz je 4 eine 4. Klasse für Realschul-Abiturienten, die statt des Unterrichts im Lateinischen weiteren im Französischen erhalten sollen, und an den Seminaren zu Plauen i. V. und Stollberg je eine Parallelsexta, und zwar zu Plauen mit französischem, zu Stollberg mit lateinischem Unterrichte zu errichten. ch Herr Kreishauptmann Dr. von Ehren stein in Leipzjg wurde vom Mitteldeutschen Schützenbund zum Ehrenmitglied des Bundes jx ernannt. Dieser Ehrung lag die dankbare h Anerkennung feiner wohlwollenden Förderung des deutschen Schützenwesens, insbesondere bei Ausrichtung des 22. Mitteldeutschen Bundc^- schießens in Döbeln zu gründe. ch Von den Erträgnissen des 250 000 , Mark betragenden Vermögens der Mchnerl- l Stiftung sollen auch in diesem Jahre K mittleren und kleineren Landwirten, die Mil- K glieder des Landwirtschaftlichen Kreditvereins im Königreich Sachsen sind. Beihilfen zur Ausbildung ihrer Söhne und Töchter in der Landwirtschaft gemährt werden. Die Gesuche sind bis spätestens den 15. November bei dem Vereinsvorstande des Landwirtschaftlichen Kredit vereins im Königreich Sachsen zu Dresden, Prager Straße 43, einzureichen. f Die finanzielle Rente der sächsischen Staatsbahuen betrug im Jahre 1904 ruud 4,6 Proz. Seit 190l, wo sie den Tiefstand von 3 Proz. erreichte, ist sie dank der Hebung der wirtschaftlichen Verhältnisse und der um sichtigen Tätigkeit Ms neuen Finanzministers recht erheblich gestiegen. Sie hat die Höhe wieder erreicht, die sie im Jahre 1897 hatte. ch Das Königreich Sachsen, das einen Oberlaudesgerichtsbezirk, sieben Land gerichte und 107 Amtsgerichte umfaßt, zählte anfangs diese? Jahres 4202 216 Gerichts eingesessene. Die Zahl der Richter betrug 628, die der Rechtsanwälte 775. Die An- waltskammer für das Königreich Sachsen hält Sonnabend, den 28. Oktober, mittags 12 Uhr im Landgerichtsgebäude zu Dresden ihre Jahresversammlung ab. ff Eine nachahmenswerte Ein richtnng, der unsere Schulbehörden ihre Aufmerksamkeit widmen sollten, ist das Turnen während des Unterrichts. In den Volksschulen der Stadt Neuyork ist seit einiger Zeit auf Veranlassung des dem Schulrate beigegebeuen Direktors für das Turnweseu das sogenannte „Zweiminuten-Turnen" eingeführt worden. Zwischen zwei Unterrichtsstunden werden ein fache Freiübungen vorgenommen, wie straffe Grundstellungen, tiefes Atmen, Rumpfbeugen, Armheben, Kniebeugen usw., um zu verhindern, daß die Kinder bei längerein Spitzen eine schlechte Haltung annehmen. Die Hebungen haben sich als sehr wohltätig erwiesen. ch Nachdem auch der böhmische Groß grundbesitzer Fürst Lobkowitz die Genehmigung zur Kammwegbezeichnung im Erz gebirge innerhalb seiner Besitzungen gegeben hat, so daß der ErzgebirgSvereln Brüx-Ober- leutensdorf die 16 Kilometer lange Kamm wegstrecke Göhren-Einsiedel - Neudorf- Ladung markieren konnte, ist dar ganze Werk seinem Abschlusse nahe. Der neu bezeichnete Weg ist von großem landschaftlichen Reize, mit reicher Abwechslung. Er führt durch die herr lichen Waldungen zwischen dem Bernstein- und Hubladungsberge meist in einer Höhe von 900 Meter dahin. Die Neuherstellung betrifft also den östlichen Teil des Weges. 1 Zum Professoren-Austausch be richten amerikanische Blätter, daß nunmehr auch der Leipziger Professor Dr. Wilhelm Ostwald mit seiner Familie in Boston ein getroffen ist und von der akademischen Welt sehr herzlich empfangen wurde. Den ersten, sehr beifällig aufgenommenen Vortrag an der Harvard-Universität hielt der berühmte Leip ziger Chemiker über: „Die Naturphilosophie". Au demselben Tage wurde auch der Chemiker Dr. Arthur Stcfhler aus Berlin an der ge nannten Universität cingeführt. ch Der Landwirtschaftliche Kreisvereiu im Erzgebirge hat sich schon seit einigen Jahren bemüht, die Ziegenzucht und besonders die Zucht der hornlosen, rchfarbigen Tiere zu heben, und zu diesem Zwecke eine Aufzucht- stalion derartiger junger Böckchcu ins Leben gerufen. Diese Böckchen werden unter Ge währung von Beihilfen au solche Bockhaller abgegeben, welche sich verpflichten, mindestens 5 Jahre diese Zucht und möglichst diesen Bock recht lange zu halten. Als Deckgcld sollen sie mindestens 50 Pfg. verlangen; wenn man so viel nicht bekommen sollte, so können sie auch mit etwas weniger fürlieb nehmen, bis sich die Ziegenhalter von dem Werte der Ver wendung eines besseren Vatertiercs überzeugt haben. Grimma. Dem 2. Husaren-Regiment „Königin Carola" Nr. l9 ist von dem öster reichischen Generalkonsul Wimmer in Lissabon ein Kapital von 5000 Mark als Schenkung überwiesen worden. Sie ist zur Errichtung einer Stiftung zum Gedächtnis seines Sohnes, des Leutnants der Schutztruppe Wimmer, der früher dem genannten Regiment angehört hat und am 7. April d. I. in Südwest Afrika ge fallen ist, bestimmt. Die Zinsen des Stistungs- kapitals sollen zur Gewährung von Unter stützungen an bedürftige Angehörige des Re giments verwendet werden. Grimma. Tie Königliche Bezirksschnl- inspeklion gibt bekannt, daß mit Rücksicht auf die ungünstigen WitterungsverhälMisse die Schulvorstände ermächtigt werden, wenn eist dringendes Bedürfnis vorliegt, den Unterricht in den Oberklassen bis zu einer Woche aus- znsetzen unter der Bedingung, daß die aus gefallenen Stunden so weit als tunlich nach gehalten werden. Ferner wird anheimgegeben, während Mr Ernte in den Unterklassen, nach der Ernte in den Oberklussen ganztägigen Unterricht erteilen zu lassen. Schulvorstände, die von dieser Vergünstigung Gebrauch zu machen gedenken, haben darüber sofort dem Bezirksschulinspektor Anzeige zu machen. Grimma. Der hiesige Gartenbau-Verein beschloß, im nächsten Jahre eine Blumen- und Pflanzen-Ausstellung zu veraustalten. Leipzig. Die Arbeiter der Kammgarn spinnerei Leipzig, 800 an der Zahl, nahmen das Angebot des Zehnstundentages und einer L'/zprozentigen Lohnerhöhung vom 1. Juli 1906 ab an. Dadurch ist die Solidarität der Textilarbeiterschaft von Leipzig und Um gegend unerwartet durchbrochen. Die Landsmannschaft Afrania in Leipzig bezog jetzt ihr neuerbautes eigenes Heim in der Steinstraße, das im Gegensatz zu allen bisherigen Verbindungshäuscrn eigens als sol ches erbaut ist, während die andern aus Um bauten hervorgegangen sind. Bei den höheren städtischen Schulen in Leipzig sollen zur Schmückung der Schul räume mit Wandbildern einige Jahre hindurch jährlich je 200 Mark aufgewendet werden. Der Leipziger Radfahrer Albin Donner stürzte bei den vom Klub „Habicht" veran stalteten Rennen rind zog sich einen schweren Schädelbruch zu. Er ist seinen Verletzungen erlegen. Ein Bürger der Stadt Leipzig hat dem Nate, „um seiner Freude über die Vollendung des herrlichen neuen Rathauses Ausdruck zu geben," den Betrag von zehntausend Mk. mit der Bestimmung übergeben, daß diese Summe dem Chor-Pensions-Fonds des Stadttheaters zugeführt werden soll. Kapitalserhöhung der A.-G. Hugo Schneider in Leipzig. Die Gesellschaft wird einer dem nächst einzuberufenden General-Versammlung die Erhöhung des Aktienkapitals um 1 Million Mark auf 4 125 000 Mk. Vorschlägen. Rötha. Wegen umfangreicher Milch- pantschereien hatten sich am Freitag vor dem Landgericht Leipzig der Pächter der Milch- verwertungsgenossenschaft in Böhlen (G. m. b. H.) Harms, mehrere Gutsbesitzer und deren Frauen und ein Oberschweizer zu veraniworten. Harms wurde zu 100 Mark Geldstrafe ver urteilt ; die anderen Angeklagten erhielten Geldstrafen von 45 bis 90 Mark. Erfreulicherweise kann jetzt als sicher ange nommen werden, daß die Typhuserkrankungen im Seminar zu Rochlitz vorübergehen werden, ohne die schlimmsten Folgen gezeitigt zu haben. Von den sechs Seminaristen im dortigen Stadtkrankenhans sind schon 4 auf dem Wege der Genesung und nur zwei Huben noch Fieber. Auch! die auswärts in Behand lung gekommenen Fälle verlaufen, wie ver lautet, gutartig. Der Arbeiter Syrbe aus Seelingftä-t verunglückte am Freitag am Hengstbergstein bruch. Beim Besetzen eines Sprengloches explodierte das Pulver zu zeitig und S. be kam die ganze Ladung ins Gesicht und über beide Arme. Er wurde ins Krankhans ge bracht, wo festgestellt wurde, daß die Verletz ungen nicht lebensgefährlich sind, auch besteht keine Gefahr für das Augenlicht. Penig. Während die Frau des Hand arbeiters A. bei der Kartoffelernte beschäftigt war, um auch ein paar Groschen zu verdienen, drang ein unbekannter Dieb in die Wohnung ein und stahl zirka 14 Mark bares Geld und eine Taschenuhr. Döbeln. In nicht geringes Staunen wurde eine hiesige Familie versetzt, als sie mahrnahm, daß es sich in einem ihrer Gast betten eine fremde Person gemütlich gemacht und dein sanften Schlummer hingegeben hatte. Der ungebetene Gast entpuppte sich als ein Ojähriger Schulknabe aus Gadewitz, der seinen Eltern entlaufen war und sich eiugeschlichen hatte. Der Ausreißer wurde der Polizei übergeben. Am Freitag wurde in Pirna der erst seit acht Tagen zum Dienst eingezogene Rekrut H. der 6. Batterie vom 64. Regiment im Waschhaus der Batterie mit durchschnittener Kehle-aufgefunden. Jugendliche Touristen als Diebe. Ueber ein wenig erfreuliches Vorkommnis berichtet die in Leipzig erscheinende „Sächsische Schulztg." Sie schreibt: Ein Kollege aus der Umgegend von Dresden unternahm während der Ferien mit seinem 8. Schuljahre eine Partie in die sächsische Schweiz. Nach einigen Tagen als der Unterricht wieder seinen Anfang genommen kam eines morgens die Polizei zur Schule, um eine Untersuchung wegen Diebstahl anzu stellen. Hierbei wurde nuu erörtert, daß gegen 20 Kinder, die die Reise mitgemacht hatten, „Andenken" (Gläser, Zigarrenspitzen, Perl mutterschiff usw.) im Werte von mindestens 40 Mk. einer Verkäuferin gestohlen hatten. Gewiß ein schlechter Lohu für die geopferte Ferienzeit des Lehrers und fürx seine Mühen. Einen schlechten Witz haben sich dieser Tage „gute Freunde" mit einem Dresdener Jäger gemacht. Es war von ihnen nämlich in den „Dresdner Nachr." ein Inserat einge rückt morden, welches folgendermaßen lautete: „Billige Hasen, frisch geschossen, 3 Mk. pr. Stück bei «folgt der Name, die genaue Adresse und Telephon-Nummer des betreffen den Jägers, der aber tätsächlich nur wenig -vom Jagdglück begünstigt gewesen war. Da das Inserat als Scherz absolut nicht zu er kennen war stellten sich natürlich in dem be treffenden Hause zahlreiche Kauflustige eiu, die sich zu so billigem Preis gern einen Hasen sichern wollten. Aus dem Manuskript des Inserates war der Auftraggeber nicht erkenn bar. — Der Spaß des guten Freundes ge winnt noch dadurch au Eindruck, daß die be treffende Jagdgesellschaft, an der der unfrei willige Hasenlieferant teilgenommen hat, im ganzen überhaupt nur einem derer von Lampe das Lebenslicht ausgeblasen hat. Dresden. Unter dem Vorsitz des Ober bürgermeisters beschloß eine Versammlung von Vertretern hiesiger Künstler, im Jahre >908 eine große Kunstausstellung auf nationaler Grundlage im städtischen Ausstellungspalaste zu veranstalten. Dem sofort gewählten Arbeitsausschüsse gehören Vertreter des aka demischen Rates sowie beider städtischer Kol legien, der Dresdner Kunstgenossenschaft und der Elbier an. Herr Brauereibesitzer Kirchhübel in Hohn siädt, der neben der Hohnstädter Brauerei noch die frühere Bornaer Aktien-Brauerei be sitzt und an der Nickau'fchen Gosenbraucrei beteiligt ist, übernahm jetzt auch pachtweise die Stadtbrauerei in Oschatz. > In Brorkau bei Netzschkau spielte der 12jährige Schulknabe Löscher mit einer kleinen, geladenen Pistole. Der Knabe griff au den Drücker, der Schuß krachte los und ging ihm in den Unterleib. Der Schwerverletzte wurde nach Zwickau gebracht. Teichwolframsdorf. Behufs Gründung einer Genossenschaft zur Errichtung eines Elek trizitätswerkes in unsrem Orte findet am Dienstag eine öffentliche Versammlung statt. Da bereits 50 Anschlüsse angemeldet sind, so dürfte der Plan bald seiner Verwirklichung entgegengehen. 'Mehrere auswärtige Fabrikanten beab sichtigen, das Terrain des Greisenbaches bei Geyer zur Anlegung einer Talsperre zu be nutzen. In dieser Angelegenheit weilten dieser Tage einige höhere Ministerialbeamte aus Dresden in Geyer. gefahrvolle Wege. Roman von Ewald August König. 13 „Die Gläubiger sind noch nicht zusammengekommen,* erwi derte er, „ein Akkord mit ihnen wird durch das namhafte Defizit erschwert werden, das in der Kasse entdeckt worden ist. Es feh len zwölftausend Taler, darunter zweitausend Rubel in russischen Banknoten, die erst vorgestern abend von dem Bildhauer Klausen eingezahlt worden sind." Arnold klemmte das goldene Lorgnon auf die Nase; Aerger und Entrüstung blitzten aus seinen Augen. „Dafür ist der Kassie rer verantwortlich!" sagte er. „Oder Herr von Jachmann, der die Kassenschlüssel an sich genommen hat und sie mir nicht herausgeben wollte," fuhr Hein- rich Wallendorf fort. „Die beiden Herren lehnen freilich jede Verantwortlichkeit ab; sie stützen sich darauf, daß die Schlüssel offen im Schlafgemach des Verstorben i gelegen haben." „Was wollen sie damit sagen ?" fuhr Arnold auf, ohne vor dem forschenden Blicke des Onkels die Augen niederzuschlagen. «4 „Nichts weiter, als daß eine andere Person die Schlüssel be ¬ nutzthaben könne, um das Geld aus dem Schranke zu nehmen." „Wenn sie das behaupten, so müssen sie auch die betreffende Person bezeichnen können. Sie haben daS noch nicht getan, überaus ihren Worten hörte ich deutlich heraus, daß der Verdacht auf demjenigen ruht, der j nach dem Tode meines Bruders zuerst das Schlafgemach betre ten hat." K Arnold hatte sich hastig erhoben nnd sein Antlitz war noch fahler geworden; mit großen Schritten durchmaß er auf dem weichen, persischen Teppich das elegante Zimmer. „Diese Per son war ich," sagte er mit zornbebender Stimme; „Herr von Jachmann weiß das, denn ich habe eS ihm gesagt. Wie kann er so niederträchtig sein, auf mich diesen entehrenden Verdacht zu werfen? Wenn ich Geld nötig hatte, so konnte ich es in sei ner Gegenwart aus dem Schranke nehmen; ich brauchte ihm überhaupt nicht die Schlüssel anzuvertrauen. Wenn ich es nicht getan Hütte, wäre vielleicht kein Defizit in der Kasse entdeckt worden ; jetzt ist ein Verdacht leicht ausgesprochen, aber die Her- - ren sollen ihre Zunge hüten!" „Denselben Rat habe ich ihnen auch gegeben," nickte Onkel Heinrich, dessen Lippen ein sarkastisches Lächeln umzuckte; „mich I! »!» > II .1.1!I «UI soll verlangen, ob Herr von Jachmann den Mut haben wird, in der Gläubigerversammlung seinen Verdacht ausznsprechen." „Ich werde ihm vorher den Kopf waschen, sofort nach dem Begräbnis. Er soll mir Beweise liefern, und da er das nicht kann..." „Wenn dieser Verdacht begründet wäre, müßte ich die Tat entehrend nennen, Arnold," sagte Emmy, die jede Bewegung, jedes Mienenspiel ihres Bruders beobachtet hatte. „Ich weiß nicht, was Ihr von mir wollt!" fuhr Arnold ent- rüstet auf. „Es ist richtig, daß ich nach PapaS Tode zuerst das Schlafgemach betreten habe; aber könnt Ihr denn glauben, daß in diesem furchtbaren Augenblick irgend ein Gedanke an mei nen Geldbeutel in mir aufgestiegen sei? Ich bin sogleich wieder hinausgegangen, um den Arzt und Herrn von Jachmann rufen zu lassen, und erst als der letztere kam, sah ich auf dem Tische die Schlüssel liegen. Wenn ich meiner Sinne vollständig mächtig gewesen wäre, dann hätte ich als nunmehriger Chef des Hauses selbst die Schlüssel an mich genommen. Aber nicht einmal da ran dachte ich; ich ersuchte den Buchhalter, die Schlüssel einzu- stecken, und als ich dies tat, hatte ich noch keine Ahnung davon, daß unser Haus bankerott fein könne. Herr von Jachmann ist mit den Schlüsseln in der Tasche hinuntergegangen. Haler nun sofort die Kasse revidiert ?" „Nein," entgegnete Onkel Heinrich, „das hat erst später der Kassierer getan." „Und wer war dabei zngegen?" „Niemand." „Nun wohl, dann kann ich ja auch behaupten, entweder Herr von Jachmann habe die Zeit bis zum Eintreffen des Kassierers zu dem Raube benutzt, oder das Geld sei von dem Kassierer während der Revision beseitigt worden. Die Behauptung ist wahrscheinlicher als der Verdacht, den man auf mich werfen will." „Herr von Jachmann will sich darauf stützen, daß er als Ehren- mßnn bekannt sei," warf der alte Herr ein, dessen lauernder Blick abermals das fahle Antlitz des Neffen streifte. „Ein Ehrenmann! Was will das heißen?" spottete Arnold. „Ein Ehrenmann ist jeder so lange, bis ihm ein Schurkenstreich bewiesen wird. Ich bin empört über die Frechheit, mit der man mich zu verdächtigen sucht; ich werde morgen Herrn von Jach ¬ mann persönlich nach dem Verbleib des Geldes fragen, und je nachdem seine Antwort lautet, lasse ich ihn unverzüglich ver haften." „Halt, keine Nebereilnng!" sagte Onkel Heinrich warnend. „Der Verhaftung Jachmanns würde der Ansbruch des Banke- rotts sofort folgen, er ist der einzige, der mit den Gläubigern unterhandeln kann. Bricht der Bankerott aus, so legt das Gericht nicht nur in den Geschäftsräumen, sondern auch in der Privat wohnung die Siegel an, dann aber ist es uns unmöglich ge- macht, etwas für uns zu retten. Ich habe mein Augenmerk schon auf manches gerichtet: einige wertvolle Gemälde, einen großen Teil des Silbergeschirrs und die Schmucksachen Eurer verstor benen Mama wird mau nicht vermissen, wenn später ein In ventar ausgenommen werden sollte. Aber diese Sachen müssen beiseite geschafft werden, wenn möglich noch vor morgen. „Es wäre gut, wenn Du die Gemälde als Dein Eigentum reklamieren wolltest, Emmy, Dein Papa kann sie Dir ja geschenkt haben. Schicke heute abend Deinen Wagen zur Stadt oder komme selbst mit." „Nein, nein, ich betrete das Haus nicht, so lange der Tote darin liegt!" rief die Baronin angsterfüllt. „Gut, so übergebe ich die Gemälde und das Silbergeschirr Deinem Kutscher; Du kannst Dich doch auf ihn verlassen?" „Johann war mir immer ergeben, er ist es auch heute noch." „Den Schmuck und andere Kleinigkeiten bringe ich selbst mit," fuhr der alte Herr fort ; „für die Gemälde habe ich schon einen Käufer, der einen namhaften Preis dafür zahlt. Ueber das De fizit wollen wir einstweilen schweigen, ich werde Herrn von Jachmann veranlassen, dasselbe schriftlich anzuerkennen, ist dann später alles geordnet, so fassen wir ihn." „Er hat nichts!" sagte Arnold achselzuckend, der am Fenster stehen geblieben war und die Vorhänge auseinandergezogeu hatte, um in den Garten hinunterzuschauen. 125,20 „Er wird in einem andern Hause eine Stelle erhalten, dann muß er von seinem Gehalt die Schuld allmählich tilgen. Was wir retten können, das muß gerettet werden, Kinder, so außer ordentlich gewissenhaft brauchen »vir dabei nicht zu sein. Da Eure Eltern Gütergemeinschaft hatten, so ist Euer Anspruch auf das mütterliche Vermögen ziemlich aussichtslos, wie der Advo kat behauptet, gleichwohl muß der Versuch g werd
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