Volltext Seite (XML)
Naunhofer Nachrichten Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. vezugSprei-: ! Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich ! Fici inS HauS durch die Post - Mk 1.30 vierteljährlich. Berlag und Druck: Günz L Eule, Naunhof. Redaktion: Aug. Franz Hauschild, Naunhof. ««kSndt-nngen: Für Inserenten der AmtShauptmann« ! schast Grimma 10 Psg. die sünsge- < spaltene Zeile, an erster Stelle und > für Auswärtige I2 Psg. Bei Wiederholungen Rabatt > Mit einem Illustrierten Sonntagsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Letztere alle 14 Lage. D>c Rannhotcr Nachrichten erscheinen jeden DicnStag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Ubr mit dem Damm de« nachfolgenden TageD SNNun der'.'lnu'geiiannabme: Bormnimia > > ZUn .»n rage d.S t. Ur. 81. Freitag, den 7. Juli 1905. Das Schul- und Fortbildungs-Schulgeld auf das 3. Vierteljahr ist bis zum 14. Juli 1805 an die Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Naunhof, am 4. Juli 1905. Der Stadtrat. Willer. Bekanntmachung. Nach tz 6 des Ortsgesetzes über die Erhebung einer Hundesteuer in Naunhof ist am 10. Juli die zweite diesjährige Aufzeichnung der vorhandenen Hunde vorzunehmen. Bis spätestens den 31. Juli sind alle am 10. Juli über 6 Wochen alte Hunde, welche nicht mehr gesäugt werden zu versteuern. Für versteuerte, im Laufe des Jahres von auswärts nach Naunhof gebrachte, sowie für junge nicht zu versteuernde Hunde, sofern sie außerhalb der Gehöfte sich aufhalten, ist bei der Armenkasse gegen eine Gebühr von 50 Pf. ein Steuer zeichen zu lösen. Hunde ohne giltige Steuermarke werden weggefangen, wenn sie außerhalb der Gehöfte getroffen werden. Die Besitzer solcher Hunde find, falls keine Steuerhinterziehung vorliegt, mit 3 Mk. zu bestrafen. Naunhof, am 5. Juli 1905. Der Stadtrat. Willer. Rußland. Die Bewegung in den südlichen russischen Gouvernements ist, wie halbamtlich aus Odessa telegraphiert wird, rein agrarischen Charakters unv steht in keinerlei Zusammenhang mit den Forderungen der Arbeiter in Odessa und Nikolajew. In diesen beiden Städten scheint die Regierung jetzt die Lage beherrschen zu können; wenigstens wird aus Odessa gemeldet, daß dort alles ruhig ist und die Arbeiten im Hafen wieder ausgenommen werden. Die besondere Kanzlei des Generalgou verneurs, die aus Offizieren und Beamten besteht, hat ihre Tätigkeit begonnen. In der Vorstadt Peresyp ist in der Gasanstalt und in anderen Fabriken die Arbeit wieder äufge- nommen worden. Die Masscnauswanderung aus Odessa dauert fort, täglich reisen etwa 4000 Einwohner nach benachbarten Orten wo es jedoch schon sehr schwer ist, Wohnung zn finden. Umgekehrt sind viele aus Cherson, "Nikolajew und den Häfen der Krim hier ein- getrosfen; sie können nun nicht zurnctkehreu, da die regelmäßige Dampffchiffahrt einge stellt ist. Die Eisenbahnverwaltung bemüht sich eifrig, die auf eine Länge von mehreren Kilometern verbrannten.Hafenbahnanlagenwieder- herzusiellen. Im Landkreise Odessa sind zahl reiche Militürposten verteilt. — Der deutsche Welitschek, der bei einer der Bombencxplosionen das Leben verlor, wurde unter Teilnahme der ganzen deutschen Kolonie bestattet. Wie der Nenen Freien Presse aus Odessa telegraphiert wird, werden die Mächte, sobald die von den Konsuln in Odessa angcstelltcn Erhebungen über die Höhe des entstandenen Schadens beendet sind, in gemeinsamem Vor gehen für ihre geschädigten Untertanen in Petersburg Schadenersatzansprüche geltend machen. Das Rebellenschiff Fürst Potemkin wird jetzt von dem russischen Geschwader verfolgt. Ein Torpedoboot dieses Geschwaders ist soeben in Konstanza eingetroffen. In Galatz traf das russische Torpedoboot 252 ein, kehrte jedoch bald nach Ismail zurück, wo Unruhen ausgebrochen sind. — Der Matrose Onisei Efrimow, einer der vom„Potemkin" in Konstanza an Land geschickten Delegierten, erklärte dort das Bedauern der Mannschaft, daß Rumänien sich weigerte, ihnen Brot zu geben; sie kämpften für die Freiheit und würden den Kamps bis zum Schluß fortsetzen, um ihre Pflicht zu erfüllen. Die Unruhen im südlichen Rußland be ginnen auch auf den Eisenbahnverkehr ihren Schattep zu werfen. Nach einem der Eisen- bahndireklion Berlin zugegangenen Telegramm ist die Verfrachtung von Gütern nach allen Stationen der die Stadt Odessa im Norden und Osten umschließenden Gürtelbahn, nament lich Alt-Odessa, Teressip, Sastawa und Odessa- Hafen, bis auf weiteres sistiert. Auch der Versand von Transporten im überseeischen Verkehr über Odessa hinaus wird aufgc- halten. Die Mannschaft des Linienschiffes „Georgi Pobjedonoszew" lieferte nach der Uebergabe 67 Rädelsführer aus; es fuhr dann nach Nikolajew. In Cherson am Schwarzen Meer menterLe ein Disziplinarbataillon; der Kommandeur wurde verwundet und starb. Das Transportschiff „Pruth" von der russischen Schwarzmeerflotte hat ebenfalls ge meutert, sich jedoch später ergeben. In Petersburg sind jetzt 25 000 Arbeiter in den Ausstand getreten. In Bjelostok onvernement Grodno) er folgte wiederum ein Bombenatleutat, dem mehrere Personen zum Opfer gefallen sein schien. Das lRebellenschiff „Fürst Potemkin" ist in Fendossia an der Küste der Krim ein- getroffen. Die russische Regierung hat der rumäni schen für ihr Verhalten gegenüber den Meu terern ihren Dank ausgesprochen. Zum Chef des russischen Gencralstabes ist General Palitzin, zum Befehlshaber des neugebildeten 22. Korps in Finnland General Baron Salza ernannt worden. In Konstantinopel ist eine Meuterei auf russischen Handelsschiffen ausgebrochen. Die Wahrheit über Lodz. Der Inhaber einer Hamburger Firma hat sich, wie er den „Hamburger Nachrichten" schreibt, durch die geradezu entsetzlichen Schilde rungen der Zeitungen über die jüngsten Vor gänge in Lodz veranlaßt gesehen, an einem Geschäftsfreund, der seit einigen Jahren dort als Deutscher tätig ist, zu schreiben, und ihn der gut orientiert zu sein pflegt, zn bitten, ihm mitzuteilen, ivas Wahrheit und was Dichtung sei. Daranf ist ein Bericht einge- gangen, den das genannte Blatt unter der Spitzmarke „Die Wahrheit über Lodz" abge- drnckt und worin es u. a. heißt: „Es haben nirgends auch nur 10 Mann mit dem Militär gekämpft, denn das Revolver- schießen von einigen Balkons und Dachluken wird man wohl nicht als Kampf bezeichnen können. Das Militär ging nun allerdings mit der größten Rücksichtslosigkeit vor; auf jeden, der auf einem Balkon oder am Fenster stand, der auf der Straße stehen blieb, aus Torwegen herausschaute, sich irgendwie aus fällig benahm, wurde ohne weiteres gefchossen und durch die hernmirrenden Kngeln leider auch eine große Anzahl unschuldiger Passanten getroffen. Das entsetzliche Schießen hielt, wenn auch in allmählich abnehmender Stärke den ganzen Freitag und die darauffolgende Nacht an, wiederholte sich auch noch am» Sonnabend; alle Läden waren geschlossen und niemand wagte sich auf die Straße, so daß man sich in die Zeit der schlimmsten Pest epidemie versetzt zu sehen glaubte; die fort während hin- und herfahrenden Sanitäts wagen erhöhten die Schauerlichkeitder Situation. Getötet mnrden nach polizeilichen Feststellungen etwa 150, verwnndet gegen 600 Personen. Seit Sonnabend herrscht hier absolute Ruhe. Das Militär darf nur schießen, wenn es an gegriffen wird. Am Montag wurde der Kriegs zustand für Stadt nnd Kreis Lodz und Zgierz publiziert, und wenn die Bestimmungen desselben auch manche Unbequemlichkeit für den fried liebenden Bürger enthalten, so atmen wir doch auf, wie von einem Alp befreit. Die Arbeiter, deren Frechheit bisher keine Grenzen kannte, welche sich seit Monaten als die Herren der Situation fühlten, Fabriken eigenmächtig be setzten und darin Dag nnd Nacht ohne zu ar beiten hausten, die Fabrikanten insultierten. Meister auf die Straßen setzten, von politischen Agitatoren anfgehetzt, die unsinnige Forder ungen stellten, so daß sich kein Ende des chronischen Streikzustandes absehen ließ, und unsere Industrie dem sicheren Untergange ge weiht schien, sind jetzt ungeheuer kleinlaut ge worden. Ein jeder drängt sich zur Arbeit und ist froh, solche zu bekommen, denn nach den Bestimmungen des Kriegszustandes müssen Leute, welche hier nicht ansässig sind und im Laufe von drei Tagen keine Arbeit finden können, die Stadt verlassen. Wir haben jetzt die Hoffnung, daß endlich wieder einmal geord nete Verhältnisse hier eiukehren werden, daß unsere Industrie durch die Möglichkeit, die vor liegenden bedeutenden Aufträge auszuführen, wieder aufblühen und manche Wunde, die die ser unselige Krieg geschlagen hat, wieder ver heilen wird. Soeben lese ich noch im „Berliner Tageblatt", der hiesige Korrespondent der „Schlesischen Zeitung" Hütte seinem Blatte zur Abwechslung wieder einmal ein Gerücht gemeldet, nach welchem das hiesige Monopol gebäude vollständig demoliert worden sein soll, wobei 200 Personen umgekommen seien. Ich brauche wohl kaum zn erwähnen, daß auch an dieser "Nachricht kein wahres Wort ist. Es erscheint fast, als wenn die Korrespondenten besser honoriert werden, wenn sie in Sensation machen, als wenn sie sich an die Wahrheit halten." Rundschau. — Das Reichsgericht verwarf die Revision des Chefredakteurs der National-Zeitung Artur Dix, der am 29. April d. Js. vom Land gericht I in Berlin wegen Beleidigung des Ministers Ruhstrat und des Ersten Staats anwaltes in Oldenburg zu 600 Mark Geld strafe verurteilt wurde. Die neuen Postkartenblocks der Reichspost werden etwa anfang August zur Ausgabe kommen, sobald die Reichsdruckerei die erforderliche Anzahl von ihnen zur Ver teilung an die Verkehrsanstalten ferliggestellt hat. Die Blocks sind in der einfachsten Weise dadurch hergestellt, daß an dem Schnitt der beiden Schmalseiten der Karten Leim aufgetragen ist- Die zehn aus diese Weise vereinigten Karten bilden so ein widerstands fähiges Ganzes, sind aber auch leicht und ohne Beschädigung auseinander zu nehmen. In der Tasche aufbewahrt, behalten sie mehr ihre Festigkeit als einzelne Karten. 16. Jahrgang. — Der Arbeitgeberbunv für das Baugewerbe im rheinisch-westfälischen Jndustrie- bezirk beschloß, auch den Arbeitern in Orten mit Tarifverträgen zu kündigen, so daß sämt liche Organisierte entlassen sind. In Frage kommen dabei 8000 Arbeiter. — Ein wichtiger Beschluß, der Nachahmung verdient, ist von der Stadtverordneten-Ver- sammlung in Görlitz gefaßt worden. . Es soll eine unentgeltliche Rechtsauskunftsstelle für gewerbliche und sozialpolitische Gesetz gebung eingerichtet werden. — Ein Wirbelsturm hat auf Samoa großen Schaden angerichtet. — Die hessische Zweite Kammer hat den Lotterievertrag mit Preußen angenommen. — Der Dampfer „Silvia" ist mit dem Ablösungstransport für die Ostasiatische Be satzungs-Brigade wohlbehalten in Colombo eingetroffen und ging am Dienstag nach Honkong weiter. - Die französische Kammer hat die Gesetzvorlage über Trennung von Kirche und Staat mit großer Mehrheit angenommen. Der Leipziger Männerchor beim König. Der Leipziger Männerchor besitzt bekannt lich in Naunhof viele Freunde, welche teils immer mit ihm Fühlung behalten haben, andernteils sich aber noch gern daran erinnern wie seine Sängerschar vor mehreren Jahren auch Staunhof einen Besuch abstattete. Vorige Woche hat sich nun der Männerchor wieder auf die Reise begeben um bei dem Natur- genusse der sächsischen Schweiz, auch einigen Städten an der Elbe einen Kunstgenuß zu bieten, zu allererst aber ihrem geliebten König eine Huldigung darzubringen. Es wird darüber aus Dresden berichtet: Am Freitag nachmittag Vz3 Uhr traf der „Leipziger Männerchor" mit geschmücktem Sonderzug auf dem Hauptbahnhof in Dresden ein. Er wurde von den Vorsitzenden des Elbgau-Süngerbundes Herren Lehrer Ge bauer und dem Schatzmeister Inspektor Lehmann, sowie dem Vorsitzenden des Julius Otto - Bundes Herrn Herschel empfangen. Hierauf ging die Fahrt per Straßenbahn nach der Elbe, wo bereits der geschmückte Salon dampfer der Sänger harrte. Hier gesellten sich noch zu den Sängern Professor Reinhold Becker, Professor Hugo Jüngst und Kantor Karl Bieber-Pirna, der stellvertretende Vor sitzende des Elbgau-Süngerbundes, als Ehren gäste. Im ganzen waren es über 200 Personen, die die Sängerfahrt antraten. Gegen 5 Uhr traf die Sängerschar in Wachwitz ein und marschierte nach der König!. Villa. Dort stelften sie sich in einem Halbkreise vor der Villa auf, worauf Se. Maj. der König in ihrer Mitte erschien. Die Leipziger sangen 5 Männerchöre, darunter einen Chor von dem Dirigenten Gustav Wohlgemut, einen vom Kantor Bieber. Darauf hielt der Vorsitzende des Vereins Herr Thieme folgende Ansprache: „Königliche Majestät! Aus das aufrichtigste dankt Ihnen der Leipziger Männerchor für den allergnädigst und huldvollst gewährten Empfang. Uns Sängern war es ein Herzens bedürfnis, Ew. Majestät die Gefühle innigster Sachsenliebe und wahrer Sachsentreue zum Ausdruck zu bringen, um so mehr, da sich der Lechziger Sängerschaft als solcher bei Ew. Majestät Einzug in Leipzig keine Gelegen heit bot, diese äußern zu könneu. Wir wissen Ew. Majestät sind ein Hort und Hüter des deutschen Männergesanges und des deutschen Liedes, des deutschen Liedes, welches ideale Begeisterung erweckt, flammende Vaterlands liebe erzeugt und wahre Königstreue in die Herzen pflanzt. Nach strenger Schulung durch unsern Herrn Chormeister Wohlgemuth, den Komponisten des Eingangsliedes „Segne Gott das Haus Wettin", und nach heißer Arbeit