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Rundschau. — Die im preußische« Abgeordneten- Hause beantragten Verschärfung der Waren- haussteuer wurden von der Regierung für un annehmbar erklärt. — Die von Tanger nach Fez abgegangen« deutsche Sondergefandtschaft traf am 5. d. MtS. bei prächtigem Wetter nach vier Tagereisen in Alkassar ein. Ueber den Ver lauf der Reise gehen der Kölnischen Zeitun folgende Nachrichten zu. In der zweiten Nacht bezog die Gesandschaft Lager bet Ainhatufa, wo Raisuli Wachen stellte. Reiter der bei Sidieljamanie liegenden Mehalla be gleiteten die Gesandtschaft. Am 4. d. M. traf sie mit dem englischen Konsularagenten von Alkassar Mr. Carleton zusammen, der dem Grafen Tattenbach einen Tagemarsch entgegengeritten war. Der Chef der Mehalla stellte sich zur Begrüßung ein und weilte zwei Stunden im Zelt des Grafen Tattenbach. Er drückte seine lebhafte Sympathie für Deutschland aus und hob hervor, daß der Kaiserbesuch überall Freude erregt hätte. In Alkassar wurde die Mission durch den Chalifa des in Larache befindlichen Gouverneurs empfangen. Eine Ehrenwache von Askaris begleitete die Mission in das Lager; die Be völkerung war zahlreich versammelt. Das Lager liegt vor der Stadt. Ein angesehener Schenf kam ins Lager, um seine Sympathie für Deutschland auszudrücken. — In Weimar ist am Mittwoch der außerordentliche Verbandstag deutscher Hoch schulen zusammengetreten. — Die Universität Jena ernannte aus Anlaß der Schillerfeier den Herzog von Meiningen und den Pariser Bildhauer Rodin zu Ehrendoktoren. — Urteil im Mordprotttz Huber. München, 8. Mai. In dem Prozeß gegen das Ehepaar Huber, daß beschuldigt ist, am I. September 1904 die Aushilfskellnerin Cents Falch ermordet und die Leiche in ein Dickicht bei dem Holzapfelkreut verschleppt zu haben, wurde jetzt nach siebentägiger Verhandlung folgendes Urteil verkündet: Johann Huber wird wegen Mordes zum Tode, seine Ehefrau, Betty Huber, wegen Beihilfe zum Morde zu zehn Jahren Zuchthaus und Nebenstrafen ver urteilt. — Chamberlain soll ernstlich erkrankt sein. Die Meldung kommt um so überraschen der, als der „ungekrönte König" Englands noch vor wenigen Tagen eine bedeutsame Rede über die Notwendigkeit baldiger Neu wahlen gehalten hat. Es wäre ein Zusammen treffen der Ereignisse, das der Tragik nicht entbehrte, wenn der gewaltige Mann so kurz vor der Verwirklichung seiner weittragenden Pläne von der Schaubühne abtreten müßte. — In den im Mittelpunkt fruchtbarer Gebiete gelegenen persischen Städten Achwas und Schuchter werden englische Konsulate errichtet. — Das Gas behauptet sich «benso wie das Petroleum, trotz der scharfen Konkurrenz des elektrischen Lichtes. Ja, in London will man, zunächst in der City, von der elektrischen zur Gasbeleuchtung zurückkehren. Es wird, behauptet, daß das Gasglühlicht bester, billiger und gleichmäßiger sei, als das elektrische Licht. — In Bielostok sind bei allen Truppen teilen Aufrufe verbreitet worden, in denen da zu aufgefordert wird, sich der Partei der Agi tatoren anzuschließen. — In dem Dorfe Melidoni (Bezirk Retimo) hat der Chef des kretischen Re- ool«tio«Skomitees Birakis die Gendarmen eingeschlosten und entwaffnet. Eine Anzahl von ihnen ging darauf zu den Aufständischen über. — Durch einen Tornado wurde ein Teil der Stadt Marquette (Kansas) zerstört, -Ges. Brandis. Nr. 108 d rnsin den gekommen, rbzugeben i. d. Höchster Stand Kälte I Wärme ückunnas, 88- unä Z186 6sr Herrn Orad«, Ossang. len 905. i 1905. -igen. eine weine „Luk« on. iender. i 1W5 21 Mn 33 Mn. 57 En. — Mn. rnhof. ch Reanmur esten xSr. ritt SO Pfg 1^ Aebv. Wein- Md miuUchen, Wendler. ch der kleinen D. O. >r. von äor ?KII. e Lindhardt -Beiersdorf tvollem In en Belohnung Grimma unyof. MMN )at zu verkaufen LeeLvr. Egst" »cke mid el am Nächst. Till«. Acker, sehr gute lit angenommen Zollen Ihre Off. Bl. niederlegen, rbeiter bei hohem Lohn Bekanntmachung. Sonnabend, den 20. Mai 1905, vormittag- 9 Uhr findet auf dem Marktplätze eine Vormusterung der in Naunhof gehaltenen Pferde statt Die Pferdebesitzer haben ihre Pferde bereits um 8 Uhr zu stellen. Vorzuführen sind: 1. die bei der Vormusterung am 2. November 1903 ausgehobenen, 2. die als vorübergehend kriegsunbrauchbar bezeichneten und 3. die seit der letzten Vormusterung in Zugang gekommenen Pferde, auch wenn diese nach Angabe der Vorbesitzer als kriegsunbrauchbar erklärt worden sind. Ausgenommen von der Vorführung sind: a. die unter vier Jahre alten Pferde, b. die Hengste, o. die Stuten die entweder hochtragend sind oder innerhalb der letzten 14 Tage abge fohlt haben, ck. die Vollblutstuten, die im „Allgemeinen Deutschen Gestütbuch" oder den dazu ge hörigen offiziellen — vom Unionklub geführten — Listen eingetragen und von einem Vollbluthengst laut Deckschein belegt sind, auf Antrag des Besitzers, s. die Pferde die auf beiden Augen blind sind, t. die Pferde, die wegen Erkrankung nicht marschfähig sind oder wegen Ansteckungs gefahr den Stall nicht verlasten dürfen, x. die Pferde, die bei einer früheren in Naunhof abgehaltenen Musterung als dauernd kriegsunbrauchbar bezeichnet worden sind, d. die Pferde unter 1,50 m Bandmaß. 1. die zum Dienstgebrauch der Staats- und Reichsbeamten gehaltenen Pferde, K. die Pferde der Aerzte undTierärzte soweit sie zur Ausübung ihres Berufs am Tage der Musterung unbedingt notwendig sind. Die Pferde sind ohne Geschirr, auf Trense mit 2 Zügeln vorzuführen und mit genügenden Abständen aufzustellen. Bei unruhigen Pferden sind die rechten Zügel durch den linken Trensenring durchzuziehen, sodaß sie gleich einer Kinnkette wirken. Die Hufe sind zu reinige«, aber nicht zu schmieren Den Beschlagschmieden und den Pferdebesitzern wird die Beteiligung an der Musterung empfohlen. > Pferdebesttzer, welche ihre gestellungspflichtigen Pferde nicht rechtzeitig oder vollzählig vorführen, haben außer der gesetzlichen Strase zu gewärtigen, daß auf ihre Kosten eine zwangsweise Herbeischafsung der nicht gestellten Pferde vorgenommen wird. Naunhof, am 10. Mai 1905. Der Bürgermeister Willer. > Schillerfeier in Naunhof. Wie zu erwarten war, gestaltete sich die Schillerfeier in unserer Stadt zu einem Feste echt volkstümlicher deutscher Art. Eigentlich läßt sich in Naunhof von drei feierlichen Ver anstaltungen berichten die dem Gedächtnis des großen deutschen Dichters gewidmet waren. Am Dienstag morgens 8 Uhr begannen die Schulfeiern. Hierbei trat der Mangel einer Aula, oder was noch viel notwendiger ist und solchen Zwecken auch dienen kann, der Mangel einer Turnhalle wieder recht handgreiflich zu Tage. Was sind denn Schulfeiern in den Klassenzimmern, nichts anderes als modifizier!« Unterrichtsstunden, die rechte Weihe bei einem solchen Aktus, sei es zu einem Gedächtnistage wie am Dienstag, dessen festliche Begehung allerdings nur in größeren Zeitabschnitten statt- sindet, oder seien es die Feiern von Königs Geburtstag, Kaisers Geburtstag, Sedanfest, die alljährlich wiederkehren, die rechte Andacht, Weihe und Feierstimmung bemächtigt sich der Teilnehmer, besonders aber der Kinder erst dann, wenn sie in großer Gemeinschaft den Worten eines Redners lauschen, wenn ge meinsamer Gesang aus den jungen Kehlen erschallt, wenn Alle, Lehrer und Lernende sonntäglich gekleidet in einem großen Raume weilen, dem vielleicht die Eigenart des Tages durch Schmückung noch besonders ausgeprägt wurde. Das war eine Abschweifung, aber es mußte gesagt werden, weil alle feierlichen Veranstaltungen in unsrer Schule, solange sie auf die einzelnen Klassenzimmer beschränkt bleiben müssen nur als Surrogat dessen gelten können, was unter günstigeren Verhält nissen wirklich ausgeführt werden könnte. Vormittag um 10 Uhr sammelten sich Lehrer und Schulzöglinge zum zweiten Male im Schulhof um sich zur Pflanzung einer Schillerlinde auf den der Schule gegenüber liegenden alten Friedhof zu begeben. Auf dem bereits eingeebneten vorderen Teil des im Jahre 1607 eingeweihten Friedhofes voll zog sich nun eine schlichte aber sehr anmutige Feier, der auch Herr Pfarrer Herbrig und einige Herren aus dein städtische» Kollegium und der Bürgerschaft beiwohnten. Die kurze zu Gemüte gehende Weiherede hielt Herr Schuldirektor Schäfer, Herr Gärtner Paul nahm die Pflanzung vor, bei der Schüler Eichler als Erster der I. Knabenklasse und Schülerin Thalemann als Erste der l. Mädchenklaffe, ebenfalls je drei Spaten stiche Erde beifügten. Mit dem Gesang des Liedes an die Freude, welches bekanntlich Schiller in GohliS bei Leipzig dichtete, schloß der schöne Aktus. Die Linde aber möge wachsen und gedeihen und denen noch Schatten spenden, die sie als ein Zeichen deutscher Gesinnung Naunhofs pflanzten. Das waren Veranstaltungen für die Ju gend wie sie in vielen anderen Otten von der Größe Naunhofs ähnlich verliefen, die allgemeine Festfeier mit der aber unsre Stadt wohl unter ihres Gleichen wesentlich hervor ragen dürfte, nahm abends 8 Uhr im Rat haussaale ihren Anfang. Unter Palmen und blühenden Pflanzen war die Büste Schillers aufgestellt, während an den Seiten der Musik bühne je ein Bild desselben zu erblicken war. Herr Dr. Weber in Leipzig, der unser Naun hof, die Stadt seines Sommerheimes, stets in überaus wohlwollender Weise bedenkt, hat durch Stiftung dieser Schillerbüste und Bilder seine Teilnahme für Naunhof vyn Neuem bezeugt. Nach der Ouvertüre zu Schillers Tell, die von der Stadtkapelle mit mustergiltiger Präzi sion zu Gehör gebracht wurde, begrüßte Herr Bürgermeister Willer die Festteilnehmer. An langen Tafeln hatten sich diejenigen niedergelassen, welche in geschloffenen Vereinen erschienen waren, während andere an Einzeltischen platz nahmen, im Vordergründe der offizielle Tisch der städtischen Kollegiums. Die Feier selbst war nun dergestalt gedacht, daß jeder in Corpore anwesende Verein mit seinen Dar bietungen vor den gesamten Festteilnehmern, gleichzeitig auch für sich selbst seiner eigenartigen Huldigung Schillers Ausdruck geben sollte. Die Ausführung entsprach nun in jeder Weise dem Grundgedanken, so daß sich eine Feier vollzog, die in ästhetischer und volkstümlicher Hinsicht geradezu als Norm an gesehen werden darf, wie sie aber eben nur zu Stande kommen kann, wenn Alle ein ein heitliches Wollen beseelt, wie es hier der Fall war. Es muß daher als unstatthaft angesehen werden, die Darbietungen, soviel Rühmens wertes auch darüber geschrieben werden könnte, einer Besprechung vom Standpunkte des Zu hörers aus zu unterziehen, da die Nichtver einsmitglieder nicht allein Zuhörer sondern eben Festgenoffen gewesen sind. Vor allem aber gebührt unsrer Stadtbehörde der herz lichste Dank, deren Fürsorge die schöne Feier in erster Linie zu danken ist. Südwestafrika. Die am Montag eingelaufene Meldung über den Zug des Oberleutnants Gräff gegen die im Kaukau-Veld im nordöstlichen Teil des Schutzgebietes befindlichen Herero läßt wieder die gewaltigen Schwierigkeiten erkennen, welche unseren Truppen durch die Natur des Landes bereitet werden. Bereits am 4. De zember v. I. meldete General von Trotha, daß Hauptmann von Oertzen, der an Stelle des erkrankten Oberleutnants Volkmann das Kommando in Grootfontein übernehmen sollte, den Befehl habe, von dort aus das Sand feld im Osten des Omuramba- und Oma- tako aufzuklären, und am 7. März berichtete der General, es seien der Abteilung Oertzen sechs Reitkamele von Outjo aus überwiesen ynd ihr erneut anfgegeben worden, mittels dieser in da? Kaukau-Veld bis nach Dobe (Kalkfontein) und Neinei vorzugehen. In das Kaukau-Veld dürfte auch die Hererobande gezogen sein, die Oberleutnant Graf von Schweinitz auf einem Aufklärungsritt im Sandfelde 40 Kilometer östlich von Otjituo (der vielgenannten, am Omuramba-u-Oma- tako, östlich von Grootfontein gelegenen Siedelung) feststellte, die aber, wohl von Buschmännern vor einer später anrückenden Abteilung unserer Truppen gewarnt, die Flucht ergriff, so daß man nur verlassene Werften fand. Das genaue Datum dieses Zuges wurde damals nicht gemeldet; die Nachricht davon traf hier Ende März ein. Es scheint nicht unwahrscheinlich, daß es eben Oberleutnant Gräff war, der den Auftrag hatte, mit 30 Mann der 10. Kompagnie des 1. Regiments und sechs Kamelen die Herero im Sandfelde aufzusuchen, denn die jetzige Meldung besagt, daß er am 15. März Otjituo in der Richtung nach Neinei verlaffen hat. Er zog zunächst, wohl auf dem auf der Katte im Bette desjOmuramba--uOmatako verzeichneten Wege, nach dem nordwärts ge legenen Karakuwisa (Karkubera), von wo sich südostwärts ein Weg in das Kaukau-Veld wendet. In dem wohl durch günstige Waffer- verhältniffe dazu geeigneten Ukeidis wartete er die Verstärkung von 40 Mann und zwei Maschinengewehren ab, die ihm zugeschickt wurde, um die Herero auch aus diesen! Schlupf winkel zu vertreiben. Di- N-unh-ft- N-chnchk» j-d-n D-m-M-, und S-nn-d-nd R-<hdM-g h Uhr mH d-m r-!mh d„ r-«-«. Schl»b An>-i«-n°nn.bm-: ll uh- I-,- da 16. Jahrgang. Freitag, den 12. Mai 1905. Nr. 57. veMg-pret-: Frei inS HauS durch AuStrSg« Mk. 1.20 vierteljShrlich. Frei ins HauS durch die Post Mk. 1.30 vierteljährlich. Verlag mü Druck: Gü«z L Eule, Nauuhsf. Redaktion: Aug. Franz Hauschild, Naunhof. A««k»»1r«n«en: Mk Inserenten der AmtShauptmann, schäft Grimma 10 Pfg. die fünsge- spalten« Zeile, an erst« Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wied«Holungen Rabatt. Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshatn, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Mit eiuem Illustrierten Sonntagsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Letzter« alle 14 Lage.