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8 Mäftrmann jener Stadt, 28 Jahre alt,hat die Universität von Virginia besucht, raucht - nicht, trinkt nicht, hat keine schlechten Ange- s wohnheiten, ist ftöhlichen Gemüts und ein Gentleman in jedem Sinne der Wortes, wie er in der Ankündigung heißt. Die / glücklich« Gewinnerin heißt Katherine Knoche i und ist Maschinenschreiberin. Die Verlosung wurde während einer Festlichkeit des Vereins vorgenommen, und der „erste Preis" war aus der Bühne des Saales ausgestellt. Als j Fräulein Knoche der Preis zugesprochen war, wurden Stimmen laut, das Paar solle sich auf dem Fleck trauen lasten. Arnett mar r bereit, aber Fräulein Knoche wollte sich Vie Sache erst noch überlegen. Doch meinte sie D später, es würde doch wohl ein Paar aus ihnen werden. Ein Teil der für die Lose eingenommenen Summe wird dem jungen § Paare zufallen. Der Verein wird nächstens Reine junge Dame ausspielen. k * Mai« verfolge den Igel nicht, k Er ist, wie es in Brehms Tierleben heißt, »ein zwar beschränkter, aber gemütlicher, ehr licher, treuherziger Gesell, welcher harmlos in das Leben schaut und nicht begreifen zu können scheint, daß der Mensch so nieder trächtig sein kann, ihn, welcher sich so hohe Verdienste um das Gesamtwohl erwirbt, nicht nur mit allerlei Schimpfnamen zu belegen, sondern auch nachdrücklich zu verfolgen, ja aus reiner Bubenmordlust sogar totzuschlagen." — Der Igel nährt sich meist von Schnecken, Würmern, Insekten, Larven, Schlangen und namentlich von Mäusen. Allerdings stellt er mitunter kleinen Vögeln, jungen Hühnern und Hasen nach und vergreift sich auch an dem Fallobst, saftigen Wurzeln und Sämereien, aber sein Nutzen, den er durch Vertilgung einer Maste schädlicher Tiere leistet, überwiegt den Schaden ganz außerordentlich. Im tier- freundlichen Skandinavien hat es auch der Igel bester, als in Deutschland. So berichtet G. Björkman über ein förmliches Igel-Idyll aus Boras (Schweden): „Die Stadt, in der ich wohne, ist eine Fabriistadt nrit vielen Ar beitern. Milten in der Stadt hab^n eiyige Igel sich eingebürgert. Niemand tut ihnen etwas zu leide. In oder vielmehr unter meinem Wohnhause war vorigen Sommer auch ein Igel. Er schlüpfte durch eine Oeffnung, die sich der Lüftung wegen in der Grundmauer befand, zu seiner anspruchslosen Schlafstätte, wo er meistens den ganzen Tag verweilte. Am Abend kam er hervorgekrochen. Wir gaben ihm Milch, Brot und etwas Fleisch. Mich trank er unglaublich viel. Ich konnte ihn beinahe immer hervorlocken, wenn ich in gewisser Weise schmatzte. Er wußte, daß er dänn Milch bekam. Oft unternahm er Spa ziergänge auf den Straßen und nach den be nachbarten Höfen, wo ihm dann auch Futter geboten wurde." — In Schweden weiß man eben, daß dieses Stacheltier nützlich ist und geschont werden muß. . * In das Kinderhospttak in Altenburg wurde aus dem Dorfe Zschaschelwitz ein drei zehnjähriges Mädchen eingeliefert, da» skalpiert zu sein schien. Es war daheim mit dem Zopfe einer Handzentrifuge zu nahe gekommen und im Ru war die Kopfhaut von der Stirn bis zum Hinterkopf abgerissen worden. Man hofft das Mädchen am Leben erhalten zu können. * 30 000 geschiedene Frane«. Im Staate Illinois ist, wie au« Newyork berichtet wird, soeben ein Gesetz durchgegangen, nach dem geschiedene Personen erst ein Jahr nach ihrer Scheidung wieder heiraten dürfen. Bei der Beratung diele- Gesetzes wurde festgestellt, daß es allein in Chicago 30 000 geschiedene Frauen gibt. * Interessant ist es, daß die Bäckermeister eine besondere Gchillerfeier begehen sollen. Der Verband Deutscher Bäcker-Innungen „Germania" hat in diesem Sinne einen Ruf erlösten, in dem es heißt: Wir erinnern uns mit freudigem Stolze an die Tatsache, daß beide Großväter des Dichters dem ehrsamen Bäckerstande angehörten. * DaS Einjährige ermalt, hat sich der Maler und Zeichner Paul Goldstein in Aschersleben. Ihm ist auf Befürwortung der anhaltischen Kunstgewerbeschule für hervor ragende Leistungen der Berechtigungsschein zum einjährig-freiwilligen Militärdienst erteilt worden. * Gegen unlauteren Wettbewerb versucht die Berliner Tischlerinnnng anzu kämpfen, indem sie in ihrer Fachzeitung die Namen von Firmen nennt, die sich in Sub missionsangeboten durch auffallend niedrige Preise auszeichuen. * Breslau. Auf einer Feldmark von Gräbschen bei Breslau wurde ein altheidnischer Friedhof aufgebeckt. Bisher sind gegen 300 Grabstätten bloßgelegt. In jeder Grabstätte befinden sich mehrere Urnen, Teller, Schüsseln, Töpfe und Schalen, ferner bronzene Nadeln, Broschen und andere Schmuckgegenstände. 0 Die Besucher Leipzig- mögen nicht unterlasten, den Neuerwerbungen der dortigen Panorama-Direktion Beachtung zu schenken. Seitdem Mitte März das von dem französischen Schlachtenmaler Prof. Dumaresq (Paris) geschaffene Koloffalrnndgemälde „Die Schlacht bei Bapaume" (3. Januar 1871) aufgestellt wurde, hat das Schlachtenpanorama am Roßplatz einen kolossalen Besuch, denn ganz eigenartig und genial hat der Künstler nicht nur die Kämpfe zwischen der Faid- herbe'schen und Göben'schen Armee um Bapaume aufgefaßt, sondern auch die Natur szenerie (tiefe Schneelandschaft) ist außerordent lich glücklich behandelt. Neben dem Kolossal- Rundgemälde fesseln zwei Dioramen, welche den heroischen Kampf und Sturm der Bayern auf Loigny (2. Dezember 1870) und eine der Seeschlachten von Port Arthur behandeln. Wer Leipzig besucht, der wird sicherlich nach einer Besichtigung dieser ganz hervorragenden künstlerischen Schöpfungen herrliche und dauernde Erinnerungen mit von dort hinweg nehmen. i) Die goldene Medaille erhielt die bekannte Firma H. Schlinck L Cie., Mann heim für ihre Pflanzenbutter „Palmin" auf der internationalen Kochkunst-Ausstellung in Leipzig. Es ist dies bereits die 35. hohe Auszeichnung, die dem allgemein beliebten Produkt, das sich in allen Bevölkerungsschichten immer mehr einbürgert, zu Teil wird. () Wiederum werden wie alljährlich die Gteuerzettel für die Einkommen- und die Ergänzungs- (Vermögens-) Steuer ausge tragen, deren Empfänger in nicht wenigen Fällen -überrascht sein werden, daß ihre Ein schätzung höher ausgefallen ist, als sie deklariert hatten. Glaubt nun der Steuerpflichtige, in seinem Einkommen oder seinem Vermögen überschätzt zu sein, so bleibt ihm nur übrig, das Rechtsmittel der Reklamation einzulegen, das aber nur wirksam sein kann, wenn es den Gesetzesvorschriften entspricht. Da nun letztere den meisten Steuerzahlern überhaupt nicht oder nicht ausreichend bekannt ist, so empfehlen wir ein kürzlich in der Roßberg- schen Verlagsbuchhandlung in Leipzig er schienenes Büchlein „Die sächsische Einkommen- und Ergänzungssteuer in Frage und Antwort" das von dem auf diesem Gebiete bekannten Kommissionsrat Gustav Schaefer bearbeitet und zu dem billigen Preise von l Mk. durch alle Buchhandlungen zu beziehen ist. Wer sich etwas eingehender mit den beiden Steuer gesetzen befassen will, dem seien der „Ratgeber in Einkommensteuersachen" und der „Leit faden durch das Ergänzungssteuergesetz" (ge- bunden 1,25 Mark empfohlen. Tageskalender für Naunhof. Bürgermeisteramt: Montag bis Freitag von 8—12 Uhr vorm., 2---S Uhr nach«. Sonn abend von 8 Uhr vorm. bis 3 Uhr nachm. Stadtsteaereinnahme: Wochentags von 8—12 Uhr vorm. Stadtkaste: Montag bis Freitag von 8—12 Uhr vorm., 2—6 Uhr nachm. Sonnabend 8 Uhr vorm. bis 3 Uhr nachm. Städtische Sparkasse» Werktags von 8—12 Uhr vorm. Krankenkasse: Montag bis Freitag von 8—12 Uhr vorm., 2—5 Uhr nachm., Sonnabend 8 Uhr vorm. bis 3 Uhr nachm. Kgl. Standesamt: Wochentags von 8 bis 12 Uhr norm, und 2 bis 3 Uhr nachm., Sonnabends durchgehend von 8 bis 3 Uhr. Die Niederlage der Sächsischen Hauptdibel» gesellschast befindet sich im Pfarrhaus«. Der neue SotteSaeker ist geöffnet von Ostern bis MichaeliS täglich von vorm. 7 Uhr bis nachm. 9 Uhr. von MichaeliS bis Ostern von vorm. 9 Uhr bis nachm. 6 Uhr bez. je bis Sonnen untergang. Ariedeu-richteramt (Lokalrichter Fleck) Expc- ditionSstunden : Montag und Donnerstag nachm 6 bis 7 Uhr. Kgl. Steuerrezeptur, Garten-Straffe Wochen- täglich von 8—12 Uhr vorm., 2—6 Uhr nachm. BereinSbant Naunhof, Grimmaerstrabe 179 geöffnet vormittags 10—1 Uhr- Kaiserliches Postamt: Der Postschalter ist ge- öffnet a) an Werktagen von (im Winter von 8) Vorm, bis 12 Mittags und von 2—7 Nachm. d) an Sonn- und Feiertagen von 7/8 bis 9 Vorm, und 12—1 Nachm. Außerdem für den Telcgraphendienst von 5—Ü Nachm. Der Fern sprech VermittelungSdienst wird wargenommen Werktags von 7/8 Vorm, bis S Uhr Nachm. Sonntags von 7/8 Vorm, bis 1 Nachm. und von 5—6 Nachm. Die öffentliche Fernsprechstelle im Postamt kann nur während der gewöhnlichen Schalterdienststunden benutzt werden. Einschreib briefe und gewöhnliche Packet« werden gegen eine besondere Gebühr von 20 Pfg. für jede Sendung auch außerhalb der Schalterdienststunden ange nommen. sofern ein Beamter im Dienstzimmer — Eingang durch den Hof — anwesend ist Unter derselben Voraussetzung werden daselbst auch Telegramme, die aber vorher schon nitder- geschrieben sein müssen, angenommen. Di« Bestellung im Orte beginnt a) für gewöhnt, und Einschreibebriefe 7'/, Bm-, 11V«Bm., I V, Nm-, und 6V« Nm., b) für Packele, Postan weisungen und Wertsendungen: !9 Lm, I V, Nm-, und 6'/. Nm. Sonntag» finden nur die beiden Vormittagsbestellungen statt. Die Ab fertigung der Landbriesträger findet statt: ») nach AmmrlShain, Klinga, Staudnitz, ErdmannS- hain, Eicha und AlbrechtShain um 7'/, Borm, und I'/, Nachm-, b) nach Lindhardt während d«r Zeit de» Fremdenverkehrs um 8'/. Borm. 1'/, Nachm. und ÜV^ Nachm., während der übrigen Zeit um 8'/« Borm und 4 Uhr Nachm. Sonntags werden die Landorl« einmal Vormittags — bestellt; Packet« werden dabei nicht abgetragen. Am Charfreitag Bußtag, HimmelSsahrtStag und am ersten WeihnachtS-, Oster- und Pfingstseiertag ruht die Landbestellung ganz. Geleert wird der am Eisenbahn-StationS-«- bäude angebrachte Briefkasten um S" Borm. 8" Borm. 11° Vorm. 3" Nachm. 12- Nachm. 5"Nachm. 8" Nachm. Amtliche Verkaufsstellen für Postwertzeichen befinden fich bei folgenden Privatpersonen: <5. Hoffmann, Markt und Heller, Bahnhofstraße. Kgl. »ütererpevitto« r Die Expeditionslokale find dem Publikum an den Wochentagen im Sommer halbjahr von 7 Uhr vorm. bis 7 Uhr abends, im Winterhalbjahr von 8 Uhr vorm. bis 7 Uhr abends mit Unterbrechung der Mittagszeit von 12—2 Uhr geöffnet. Eilgüter können auch an Sonn- und Festtagen vormittag- mit Ausschluß der Zeiten deS Gottesdienstes au-geliefert bezw angenommen werden. Geschäftsstelle des Gewerbe-Vereins und Geschäfts stelle deS VerschönerungS-VereinS in der Buch handlung von Günz L Eule, Markt 7S. Botenfuhrwerk «ach Leipzig. Gustav Ebers- bach, Langestrahe DienStag, Donnerstag und Sonnabend. Annahmeschluß für Sendungen Montag, Mittwoch, Freitag abend» 7 Uhr. vote«f«hrwcrk «ach Grimma. Frau oerw. Heßler, Langestr. Mittwoch und Sonnabend. Annahmeschluß an diesen Tagen bis früh 7 Uhr. Kahrplan ab 1. Oktober 1SV4 Linie Leipzig-Döbeln-Dresden Ab Bahnhof Raunhof r Nach Leipzig: Borm. 5,55,6,56, 8,55 11,03 Nachmittags 1,44, 3,35, 6,05, 8,36, 10,28-j- Nach Grimma - Döbeln - Dre-den: Vor mittags 7,06, 8,33, 10.35-f. 11,58 (bis Grimma). Nochlmttag» 1,02, 3,25, 5,48, 7,59 (bis (Großbothen), 9,44. (Werktags b. Poffen) (Sonntags und Festtags bis Dresden), 12,00 bis Großbothen). Die mit -f bezeichneten Züge führen 1.—3. Wagenklasie, alle übrige 1.—1. Wagentlaffe. Akirchexuochrichte». I. heil. Osterfeiertag. 23. April 1S08. Naunhof. Borm. ' ,10 Uhr: FestgotI«Sdi«nst. — Hrrr ? «. Höhn«. — Kirchenmusik. Nachm. 2. Uhr: Kindergottesdienst. H«rr Pfarrer Herbrig. Klinga. Borm. V,l0 Uhr: FestgottrSdienst. Herr Pfarrer Herbrig. - Kirchenmusik. Nachm. 2 Uhr: Betstunde. AlbrechtShain. Borm. '/,9 Uhr: Gottesdienst. Nachm. 2 Uhr: Gottesdienst. Erdmannshain. Borm. V.11 Uhr: Gottesdienst. 1 Osterfeiertag in AlbrechtShain Männergesang- verein. Lied: „Hoch tut euch aus, ihr Tore der Welt" von Christoph v. Gluck. n. heil. Osterfeiertag. Naunhof. Borm. V,10 Uhr: Festgottesdienst. — Hrrr Pfarrer Herbrig. — Kirchenmusik. Klinga. Borm. V,1O Uhr: FestgotteSdirnst. — Herr k «. Höhne. — Kirchenmusik. AlbrechtShain. vorm. Uhr: GotteSdienft. Erdmannshain. Borm. V,9 Uhr: Gottesdienst. An beiden Feiertage« Kollekte für die Sächsische Hauptbibelgesellschast. Dir Nirdrrlage drrsrlbcn b«- findrt fich im Pfarrhause. Uftronomischer Kalender. Sonntag, den 23. April 1805 Sonnenaufgang 4 Uh« 12 Min Sonnenuntergang 7 Uhr 6 Min- Mondaufgang 11 Uhr 54 Min Mondunlergang 7 Uhr 48 Min. IranerM. Noma« von Bera ». BaratowSki. IO Ja, er glaubte an ihre Liebe, deshalb verriet er feinen gnädigen Fürsten, von dem er Zeit seines Leben» nur Gute», nur Wohltaten empfangen hatte. Doch Elinor» Liebe stand ihm al» SiegeSprei» stet» vor Augen; er war so verstrickt in sie Bande diese» dämonischen Weibe», daß er vor keiner Tat zu rückgeschreckt wäre, hätte er damit ihre Liebe erringen können „Ja, sie liebt mich, den reiferen Mann. Wa» gilt einem Weibe von Elinor» Wesen ein solcher junger Mensch, wie Bori». Eie verspottet ihn, nur mich, mich allein liebt Elinor!" Nun umgaukelten Wonneträume Michael» Seele. Er sah Elinor vor sich stehen, ihr« Lugen leuchteten ibm so verhei ßungsvoll entgegen. O, wie reizend erschien ihm die Holde; ein feine» MorgenNeid von indischen, durchsichtigen Muffelin hüllte ihre schlanke Gestalt ein. An den Füßen trug sie reizende, blaue Pantöffelchen, sie trat ihm entgegen und schlang ihren Arm um feinen Hal». Wie blitzten ihm die großen, feucht schimmernden Augensterne entgegen! „Michael," fragte sie leise, liebkosend, „liebst Du mich? Wirst Du mich ewig lieben?" Und dabei hauchte fie einen innigen Kuß auf seine Stirn. „O Elinor!" rief er feurig. „Ewig liebe ich Dich, mein Leben gehört Dein! Gebiete über mich!" und er schlang kühn den Arm um die schmiegsame Taille de» schönen Weibes. Sie bog sich ein wenig zurück, bei dieser Bewegung entfiel der goldene Kamm ihrem Haar und nun rollte die üppige Fülle goldroter Locken ihr über Hal», Schultern und Arme. Michael bedeckte diese Haarsülle mit heißen Küssen; er at mete den berauschenden Duft, der diesen Locken entströmte. ES war zu selig, immer glühender wurden die Bilder seiner Phan tasie, da schlug die kleine Uhr auf dem Kaminsim» und riß ihn aus seinen Träumen. ,O Gott, wo »ar ich? Ach, e» ruhte sich so warm, so weich tn Elinor» Arm, an Elinor» Herzen!" stammelte er bestürzt, mdev< e? fich zu fassen suchte „LV schöner Traum, Du entfliehst mir ; doch bald, bald halte ich dir (V^stLende wirklich in diesen Armen!" So dachte der alte Ge* «rM; tr ahnte ja nicht, daß Elinor ihn, nur um ihre Zwecks M t ichen, betörte, sie liebte ihn nicht; wie konnte auch ein so schönheitstrahlende» Weib wie sie, ihr Herz einem alten, seinem Ende entgegeneilenden Manne zu eigen geben. Er, der Tor, er lachte über alle, welche sich von Elinor ge liebt wähnten, denn er glaubte, nnr er allem sei der Au»er- korene, nur ihm gehörte jeder Schlag ihre» Herzens. Schlummere sanft, wahnbctörter Mann, auch Du bist nicht» weiter als ein Spielzeug in der Hand jene» geheimnisvollen zauberhaften Wesen», welche» jetzt unter dem Namen Elinor hier herrscht und alle Männer nach ihre« Wunsch lenkt und leitet. i Doch wer war jene Elinor? Noch hatte niemand eine Antwort auf diese Frage, sie erschien bald hie», bald da und verschwand wieder wie »in leuchtender Meteor. * Elinor »ar erwacht, die Gedanken, welche unaufhörlich tn ihrem Geiste hin- und herwälzten, ließen sie nicht ruhig schla fen. Noch drang nur ein matte» Dämmerlicht durch die fest zu- sammengezogenen Gardinen, doch schon klang der Lärm der er wachenden Großstadt zu der Wachenden empor. Plötzlich wurde die Tür de» Nebenzimmer» aufgeriflen und Elinor hörte Marja» Stimme, welche erregt mit ihrer Zofe To- nette sprach. Elinor ergriff die silberne Klingel, die neben ihr am Bette stand, worauf Tonette erschien. „Wer ist drüben, ich hörte eine heftige Stimme! Nun, »a» soll'», erhalte ich keine Antwort?" fragte Elinor. „Ein junge» Mädchen ist da, sie besteht darauf, die Herrin zu sprechen, Dinge von Wichtigkeit führten sie hierher." Elinor verfärbte sich, da mußte etwa» sehr Unangenehme», Unerwartete» vorgefallen sein. „Rasch öffne, ich will da» Mäd- chen sofort sprechen." Die Zofe verschwand. Gleich darauf stürzte Marja tn da» Gemach. „Endlich! End- lich! Herrin! Ach, schreckliche Dinge sind geschehen!" „Nun, so rede," sagte sie fast gleichgültig; doch ihr fragende» Auge strafte ihre Worte Lügen. „Der juiwe Ingenieur hat fliehen wollen!" erzählte Marja mit hastigen Worten. „Mein Bater kam gerade dazu, al» er schon eine Oeffnung nach der nachbarlichen Zelle gebrochen hatte!" „Der Unbesonnene!" rief Elinor lebhaft au». „Wie konnte er so kopflo» handeln!" Sie schwieg. Marja dagegen fuhr hastig sprudelnd fort: „Run Ist er In «ine andere, festere Zelle gebracht worden. Dieselbe liegt unter dem Erdboden und soll feucht und schrecklich sein. Mein Bater wütet, er hat geschworen, den Nihilisten lieber eigenhändig zu töten, al» ihn auSbrechen zu lassen. Ach, Herrin, Herrin, wa» soll nun werden?" jammerte da» Mädchen in ihrem Schmerz. „Der arme Herr, er ist so jung und fein und nun in diesem Kerker leben zu müssen, wohin kein Sonnenstrahl, keine frische Luft dringt!' Marja» Gestalt ward hierbei »le von einem ge- Heimen Schauder ergriffen, sie blickte hilfeflehend nach der Her rin Doch diese »ar im ersten Moment ganz »te betäubt von dieser Botschaft. „Wa» soll nun werden?^ fuhr Marja fort. „Noch weiß tch nicht, ob ich den Bater bi» in diesen Kerker begleiten darf, wie soll ich dann der Herrin Briefe besorgen?" Sie ließ da» Köpf chen, welche» die russische Haube der Landmädchen schmückte auf die Brust herabfinken. Elinor faßt« sich rasch. So gewaltig und unvorhergesehen sie auch au» ihren Träumen «ufgeschreckt worden war, dir ihr an geborene Tatkraft erwachte tn ihr. Auf einmal wußte sie, wa» sie tun mußte, und der Weg lag bestimmt gezeichnet vor ihr Ein Entschluß war gefaßt. Sie klingelte. Die Zofe erschien „Kleiden Sie mich an! Doch schnell, ich habe Eile!" In einer nervösen Hast, die ihre innere Unruhe verriet, ließ sie sich ankleiden. „Der Arme!" rief sie au». „Ach, könnte ich ihm doch hel fen I Ich muß ihn retten! Alle meine Macht muß ich aufbiete«, um ihm die Freiheit zurückzuerobern!" „Da» schwarze Sammetkleid!" herrschte sie die Zofe an. Tonette brachte da» Verlangte, indem sie bei sich dachte: „Selt sam, die Herrin ist so erregt! Wa» mag sie Vorhaben, so sah jch sie noch niemal»." Endlich war sie bereit, fie trat vor den deckenhohen Spiegel, sie schaute lange ihr Spiegelbild an, und wa» sie da erblickte, da» mußte ihr die Ruh« de» Herzen» wiedergeben. „Meine Handschuhe!" rief sie dann. 122.20