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Der Auszug aus dem Verzeichnisse der zur land- und forstwirtschaftlichen Bemfsgenossenschaftgehöcigen Betriebs unternehmer der Stadt Naunhof nebst Heberolle liegt vom 26. April bis 9. Mai d. Js. während der Geschäftsstunden in hie siger Stadtsteuereinnahme zur Einsicht der Beteiligten aus. Einsprüche der Unternehmer gegen die Beitragsberechnung sind binnen einer weiteren Frist von zwei Wochen direkt an die Geschäftsstelle der Genossenschaft zu richten. Nach Beschluß der Genoffenschaftsversammlung ist auf das Jahr 1904 für jede Steuer einheit ein Beitrag von 4,OS Pfennig emzuheben. Naunhof, am 25. April 1905. Der Stadtrat Willer. Rundschau. — Die „Deutsche Kolonialztg." veröffent licht einen Artikel des Rcichstommisiars für die Siedelungsbeförderung in Deutsch südwestafrika Dr. Rohrbach über die Auf standsverluste und die wirtschaftliche Zukunft Südwestafrikas, worin es u. a. heißt: Der Reichtum des Lander besteht hauptsächlich in Weide, die es ermöglicht, 2 Millionen Rinder und 10 bis 20 Millionen Stück Kleinvieh zu ernähren. Dem Wassermangel kann durch Brunnenbohrung usw. begegnet werden. Ferner ist eine Organisation der Zufuhr von Kapital und Menschen erforderlich. Es handelt sich dabei um die Bewilligung von jährlich 1 bis 1V, Millionen Mark auf ein halbes Menschen alter. Deutschsüdmestafrika ist nach dem Urteil eines jeden Kenners des Blocks zwischen dem Atlantischen und Indischen Ozean, zwischen dem Kap und dem Sambesi nicht eins der der schlechten, sondern eins der besseren, ja besten Stücke. — Minister Deleaffö reichte am Freitag sein EntlaffungSgesuch ein, nahm es am Sonn abend aber wieder zurück. — Unter der Ueberschrift für Numis matikerschreibt ein auswärtiges Blatt: Zwei» Markstücke mit dem Münzzeichen (4 (1904 in Karlsruhe geprägt), die das Bildnis des Großherzogs von Baden zeigen, sind jetzt im Umlauf, auf denen bei der Umschrift „Frie drich, Großherzog von Baden" das Wort Großherzog nur mit einem s geprägt erscheint. Die Stücke bilden natürlich eine willkommene Beute für die Sammler. Das Blatt scheint nicht zu wissen, daß badische und hessische Prägungen, sowohl die der Markwährung als auch schon früher die Talerstücke, die Auf schrift Grosherzog, also mit einem s, stets ge habt haben. — Der Abschluß eines Vertrages mit amerikanischen Unternehmern auf Lieferung Von Kriegsmaterial im Wette von 200 Millionen Rubel an Rußland steht bevor. — Weißenfels. Der Schuhmacher- Ausstand ist nach etwa zehnwöchiger Dauer nunmehr beendet. Die Arbeiter nehmen am Mittwoch die Arbeit bedingungslos wieder auf. — Halle. Die Negierung gab die Klassiker-Bühne in Lauchstädt zur Schillerfeier frei. Ain 7. Mai nachmittags führt das Hallesche Ensenible auf dieser Bühne mit historischer Dekoration und Möbeln „Kabale und Liebe" auf. Wildenbruch sendet dazu, einen Festprolog. — Die Hafenarbeiter von Odessa find in den allgemeinen Ausstand getreten. — Bei der Aktiengesellschaft Weser in Bre men haben die Dreher und Hobler, etwa 90 an der Zahl, gekündigt. Die Direktton war ge neigt, den erhöhten Lohnforderungen ziemlich weit entgegenzukommen, wurde aber abge wiesen. Da die Einstellung der Arbeit durch die Dreher und Hobler die Durchführung der übrigen Arbeiten auf der Werft unmöglich machhe, so erfolgte di» Kündigung sämtlicher Arbeiter. r j — Die gesamten Anlagen der deutschen Dampffischerei-Gesellschaft „Nordsee" in Nor denham wurden durch ein Großfeuer völlig zerstört. — In der Schweiz herrschen Schnee stürme und abnorme Kälte. — Ein Selbstmord im Mailänder Dom hat während des Gottesdienstes am Charfreitag die nach Tausenden zählenden An dächtigen in furchtbare Aufregung versetzt. Die junge und schöne Marquise Maria Chiara Pallavicini brachte sich mit einem Revolver mehrere Schußverletzungen bei, an deren Folgen sie zwei Stunden später starb. Die Unglückliche war vor drei Tagen in Mailand angekommen und im Hotel de France abge stiegen; sie befand sich in Begleitung eines Vetters. Im Hotel de France wurde ein ver siegeltes Paket gefunden mit der Aufschrift: „Für meine älteste Tochter, nach ihrem 21. Lebensjahre zu eröffnen." Die Marquise ist eine Tochter des österreichischen Grafen Robert von Torlago; sie wurde 1871 in Frankfurt a. M. geboren. Die Ursachen ihres tragischen Endes waren Sorgen finanzieller Natur. Die Marquise, welche seinerzeit eine Mitgift von' zwei Millionen in die Ehe gebracht haben soll war dem Elend preisgegeben, seitdem ihr Gatte alles verloren hatte. Jede andere Ursache für den Selbstmord erscheint aus geschloffen. Der Vetter der Marquise, der im Dom ohnmächtig zusammenbrach, ist ein Graf Cucischi, Beamter im königlichen Palast in Mailand. — Der durch den Selbstmord ent weihte Dom ist am Sonnabend unter großen Feierlichkeiten aufs neue geweiht worden. — Die französtsche Torpedoboots stotte mit dem Torpedojäger „Takon", an dessen Bord sich Admiral Jonquiärer befand, ist nach Saigon zurückgekehrt. — Kretas Vereinigung mit Griechen land hat die Kammer in Kanea beschlossen; sie hat gleichzeitig den Oberkommiffar Prinzen Georg beauftragt, diesen Beschluß den Mächten mitzuteilen Die Deputierten haben am selben Tage den Eid auf den Namen des Königs von Griechenland und die hellenische Ver fassung geleistet. Es wird abzuwarten sein, wie sich die Mächte zu diesem Beschluß der Volksvertretung in Kanea stellen werden. — In mehreren Ortschaften Englands wurden Erdbeben beobachtet. — Der englische Botschafter Bettie überreichte in Pans eine Note seiner Re gierung, in der die Vorstellungen Japans unterstützt werden. — Nach einem in Peking eingegaugenen Telegramm des Verwaltungschefs der Insel Hainan nimmt ein Teil des Baltischen Geschwaders dort Kohlen. — Belgrad, Eine von einem serbischen Komitee gebildete, aus einem Major, 2 Haupt- , leuten, 4 Leutnants, 12 Unter affineren und 60 Mann bestehende Bande ist von Belgrad nach Branja abgegangen, um von dort in Alt-Serbien einzufallen. Der in Kragujewatz 'internierte Baudenchef Ditzko versuchte nach Alt-Serbien zu flüchten, wurde aber in Lapova angehalten, nach Krakujewatz zurück gebracht und soll unter strenge Kontrolle ge stellt worden sein. — Au» Indien wird berichtet, daß die Beulenpest dort noch immer furchtbar wütet. Aus Kalkutta zum Beispiel wird gemeldet, daß trotz der größten Vorsichtsmaßregeln, die die Behörden dort getroffen haben, die Krankheit sich in dieser Stadt absolut festgesetzt hat. Während der letzten Woche hat die Zahl der Todesfälle dort allein 100 am Tage betragen, sie steigt dabei noch immer weiter. Die Mili tärbehörden haben einen Preis von einem Anna ausgeboten für jede tote Ratte, welche eingebracht wird, diese werden daher zu Hun derten herangebracht. Die Pest tritt aber gegenwärtig mit einer solchen Schärfe auf, daß wirklich alle sanitären Maßregeln absolut nutzlos zu sein scheinen. — DasAgitattonskomiteeder italienische« Eisenbahnangestellten beschloß, den Aus stand einzustellen. Der Eisenbahndienst ist wieder in regelmäßiger Weise ausgenommen. — Der italienische Senat hat den Gesetzentwurf über die Verstaatlichung der Eisenbahnen in der Fassung der Deputierten kammer mit 109 gegen 8 Stimmen ange nommen. — In Moskau streiken 20 000 Bäcker gesellen. — Das Geschwader RojestwenskijS soll von der russischen Regierung aufgefordert worden sein, die Kamranb-Bucht zu ver laffen. — Nach den letzten in Saigon einge gangenen Nachrichten wurde die russische Flotte 15 Meilen von der Küste Französisch- Indochinas entfernt nordwärts fahrend gesehen. — SV OVO russische „Sachfen gänger." Die Durchwanderung von russi schen Arbeitern nach dem Westen Deutschlands war nach der Angabe eines Posener Blattes in diesem Frühjahr bedeutend stärker als an den Vorjahren. Seit etwa drei Wochen sollen ungefähr 80 000 Männer, Frauen und Mäd chen aus Rußland nach dem Westen abge reist sein. Es mußten viele Extrazüge einge legt werden. Deutsche Ansiedelungen in Palästina. Die wirtschaftlichen Verhältnisse in der Um gebung von Haifa gehen von Jahr zu Jahr immer mehr zurück. Einerseits werden durch die andauernde Auswanderung der Bewohner Galiläas nach anderen Erdteilen dem Lande die Arbeitskräfte entzogen und anderseits be findet sich die Landwirtschaft trotz der Frucht barkeit de? Boden? keineswegs in einem ge deihlichen Zustande. Eine Ausnahme hiervon bilden die europäischen Niederlassungen, welche durch die Bewirtschaftung des Bodens nach modernen Methoden viel reichere Ernteergebnisse erzielen. Vor allem sind es die deutschen Kolonien in Palästina, welche den Beweis geliefert haben, daß Acker- und Gartenbau in diesem Lande noch eine große Zukunft haben. Als vor etwa 34 Jahren die deutsche Kolonie in Haifa gegründet wurde, auf einem ganz wilden Grundstücke, da« viel Felsen und wenig Boden, aber den Vorteil hatte, daß es ein gesunder Punkt war, da begegneten den deutschen Kolonisten viele Schwierigkeiten. Doch ihre Geduld und Ausdauer wurde reichlich belohnt; die meisten von ihnen sind durch ihren Fleiß wohlhabend geworden, wofür schon das ein Beweis sein mag, daß unter einer Gemeinde zahl von ca. 90 Familien keine wirklich unter stützungsbedürftige sich befindet. Die deutschen Kolonisten können ihre Erzeugnisse richtig ver werten und sind bestrebt, dieselben immer mehr zu erhöhen. So z. B. erzeugen sie auf der Höhe des Berge« Karmel von den feinen Trauben, die dort wachsen, hauptsächlich rote Affenthaler und weiße Riesling, jetzt auch schon alkoholfreien Wein, welcher bei den Orientalen mit Wasser vermengt in der großen Sommer hitze als labende Erfrischung sehr gesucht ist. Dieses Fabrikat ist zuckerhaltiger al« das aus den Trauben in Deutschland zubereitete. (Nach einem Berichte des Kais. VizekonsulatS in Haifa.) Aus Stadt und Land. Naunhof, deu 25. April 1905. Naunhof. Heute zum dritten Feiertage findet ini Ratskellersaale ein großes Konzett statt, welches von der vollzähligen hiesigen Stadtkapelle unter Leitung des Herrn Musik direktor Luther ausgeführt werden soll. Bei den anerkannt guten Leistungen dieser Kapelle kann ein recht reger Besuch gern empfohlen werden. Außerdem ist noch zu bemerken, daß nach dem Konzert Ball bi« 1 Uhr folgt. Der Anfang des Konzertes ist auf 8 Uhr fest gesetzt. Naunhof. Zu den Feiertagsunterhaltungen gehörten auch die Vorstellungen in Bonat« Turmseil und Spezialiätenarena auf Grundig« Wies« an der Leipzigerstraße. Auch heute am dritten Feiertage werden Vorstellungen geboten und zwar dürfte es besonders interessant sein, daß bei den großen Konkurrenz-Ringkämpfen auch Naunhofer Herren beteiligt sind. Naunhof. Die Feiertage sind vorüber. Das gar sehnsüchtig erwartete gute Wetter hatte sich aber verspätet, da erst heute zum dritten Feiertage der Wolkenschleier vor der sieghaften Sonne zerrissen ist. Der Fremden verkehr war außer den üblichen Feiertag«- besuchern immerhin ganz lebhaft; trotz der unzuverlässigen Wetter« hatten selbst manche Leipziger Fußtouren nach Naunhof untsr- nommen und fuhren dann abends von hier zurück. Freilich Waldpartten sind wohl kaum in Frage gekommen, daher erklärt es sich auch, daß der Verkehr in Lindhardt viel zu wünschen übrig gelaffen hat. — Von den Festtags vergnügungen ist der UnterhaltungSabend de« Gesangvereins Harmonie am 1. Feiertage im goldnen Stern so stark besucht gewesen, daß Spätgekommene kaum Platz mehr fanden. Allerdings sind die Darbietungen auch sehr nett gewesen, so daß der reichlich gespendete Beifall wohlverdient war. Naunhof. Nächsten Donnerstag den 27. April beginnt hier der Schulunterricht wieder früh 7 Uhr. Die Aufnahme der neu eintretenden Schüler und Schülerinnen wird an dem gleichen Tage nachmittags 2 Uhr er folgen. Naunhof. Am Palmsonntag wurden in der hiesigen Kirche 74 Konfirmanden ein gesegnet und zwar 38 Knaben und 36 Mädchen. Voriges Jahr waren es 59, indem 34 Knaben und 25 Mädchen konfirmiert wurden. -f Nach § 617 des Bürgerlichen Ge setzbuches muß eine Dienstherrschaft dem erkrankten Dienstboten die erforderliche Ver pflegung und ärztliche Behandlung bis zur Dauer von sechs Wochen, jedoch nicht über die Beendigung des Dienstverhältnisses hinaus, gewähren. Die Kosten können auf den für die Zeit der Erkrankung schuldigen Lohn an gerechnet werden. Diese Verpflichtung der Herrschaft tritt nicht ein, wenn für die Ver pflegung und ärztliche Behandlung durch eine Versicherung oder durch eine Erinnerung der öffentlichen Krankenpflege Vorsorge getroffen ist- f Eltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene zum diesjährigen Oster termine in die Lehre oder überhaupt in da» gewerbliche Leben übertreten, feien zur Ver meidung von Nachteilen auf die wesentlichsten Bestimmungen über die Führung von Arbeitsbüchern aufmerksam gemacht. Naunhofer Nachrichten Die Raundour ttachrtchttn «schämen jeden Dienstag. Do.nn.tag und Sonnabend Nachmittag k Utn mit dem Datum dett nachtolgcndcn Tag«.- Schlug der Antcigcnannohme: Vormittag. I t tlhr am Tage dr. Erscheinens. Nr. 50. Mittwoch, den 26. April 1905. 16. Jahrgang. ve,«g»prei»: Frei inS Hau« durch Au-träger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei in» HauS durch die Post Mk. 1.30 vierteljährlich. A«kün»t-»NOe«: Für Inserenten der AmtShauptmauu- schast Grimma 10 Psg. die fünsg«. spalten« Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Psg. Bei Wiederholungen Rabatt. Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Verlag nutz Druck: Günz äe Eule, Naunhof. Redaktion: Ang. Franz Hauschild, Naunhof. Mit eine« Illustrierten SonntagSblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Letztere all« 14 Lage.