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Naunhofer Nachrichten Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.30 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 1.30 vierteljährlich. Mit einem Illustrierte« Sonntagsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Letztere alle 14 Tag«. Verlag und Drnck: Günz L Eule, Naunhof. Redaktion: Aug. Franz Hauschild, Naunhof. Ankündt-nn-e« Für Inserenten der AmtShauptmann. schäft Grimma 10 Pfg. die fünfg«. spalten« Zelle, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DicnStag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum des nachfolgenden Tages. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage dcS Erscheinens. Nr. 33. Freitag, den 17. März 1905. 16. Jahrgang. Freitag Kotz - Versteigerung Naunhofer Staatsforstrevier. Freitag, den 24. März d I, vormittags /zlO Uhr, Ratskeller zu Naunhof. 94 Rm h., 71 Rm. w. Brennscheite, 10 Rm. h., 174 Rm. w. Brennkniippel, 89 Rm. h. Zacken, 4 Rm. h., 23 Rm. w. Neste, 39 Rm. h. Stockspäne und 34 Rm. h. Stockscheite. Mittags 12 Uhr. 646 w. Stämme 11/32 cm. Mittenst., 1773 h. meist eich. Klötzer 8/87 cm., 10038 w. dergl. 7/44 cm Ober- bez. Mittenst, 905 fi. Derbstattgen, 8/9 cm., 3110 fi. Reis stangen 3/7 cm. Unterst., und 2 Rm. eich. Nutzscheitc. Aufbereitet in Abt. 24, 28, 29, 33, 34, 42, 48 und 49. Kgl. Forstrevierverwaltuug Naunhof, Kgl. Forstrentamt Grimma. Sinz. am 14. März 1905. Härtel. Freitag, den 17. dss. Mts. Nachm. Vz4 Uhr gelangen in Naunhof 140 Bretter, 1 Partie Feuerholz, 3 kieferne Pfosten, 2 Särge, 1 Partie Sargbeschläge, 1 Handwagen u. V. m. meistbietend gegen sofortige Barzahlung öffentlich zur Versteigerung. Bieter sammeln sich daselbst im Gasthofe zur „Stadt Leipzig". Grimma, am 14. März 1905. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Q. 406/05.A.-H.°Jnspektor Kühn, Die politische Bedeutung des Mittelstandes. Von Ludwig Fahrenbach-Dresden. IV. Wir haben uns hier nur mit den stärksten Gruppen des Mittelstandes mit etwas größerer Ausführlichkeit beschäftigen können, während wir die übrigen, für das Volksganze ebenfalls sehr wichtigen Abteilungen des Mittelstandes nur flüchtig, so weit es der Zusammenhang erforderte, streifen konnten. So viel sei nur noch bemerkt, daß außer den erwähnten organisierten Gruppen noch verschiedene Ver einigungen gesellschaftspolitischer Natur vor handen sind, die Teile des Mittelstandes um schließen. Wie verständnislos die liberalen Sozialpolitiker diesen Vorgängen gegenüber stehen, konnte man neuerdings erst wieder aus einem Aufsatze über Mittelstandspolitik ersehen, der sich in der von Professor Dr. Viktor Böhmert begründeten ,Sozial-Korrespondenz" befand. Weil die neue Entwickelung sich mit dem im Sterben liegenden liberalen Zeitgeiste nicht in Einklang bringen läßt, wird in dem betr. Artikel von der Mittelstandspolitik als von einer Einschläferungspolitik gesprochen und behauptet, die Mittelstandspolitiker bewegten sich im wesentlichen in einer durch unsere natürliche Entwickelung überwundenen Ideen welt. Alle Schlagwörter der individualistischen Anschauungsweise müssen herhalten, um den angeblich reaktionären Charakter der Mittel- standsbewegung darzutun. Erschüttertes Ver trauen in die eigene Kraft, der Glaube an die Allmacht des Polizeistockes, das sollen die Merkmale der gegenwärtigen Mittelstands politik sein. > Dieses Urteil ist typisch für die Anschau ungsweise des gesamten Liberalismus auf diesem Gebiete. Rian ersieht hieraus, daß unsere liberalen Politiker in das Wesen der praktischen Politik keine Einsicht besitzen. Sie halten krampfhaft an veralteten abstrakten Prinzipien fest, schweben in begrifflichen Luft reichen und gelangen deshalb nie zum Ver ständnis des Lebens. Aus diesem Grunde bemerken sie gar nicht, daß die neuerliche ge sellschaftspolitische Gliederung der verschiedenen Mittelstandsgruppen durch zwingende Bedürf nisse der Gesellschaft verursacht wird. Der liberale Zeitgeist hat auflösend und zersetzend auf alle organischen Gebilde in Staat und Gesellschaft gewirkt. Durch die Verwirklichung der manchesterlichen Lehre von der ungehemm ten wirtschaftlichen Freiheit verloren einerseits die kleinen selbständigen Existenzen jeden festen Halt, während anderseits der Liberalismus durch die bedingungslose Vertretung der Sonder interessen des Großkapitals den gefährlichen, immer schärfer hervortretenden Gegensatz zwi schen Industriearbeiter und Kapital hervor gerufen hat. Unter den Angriffen der Pro letariermassen gegen Staats- und Gesellschafts ordnung hat am härtesten der industrielle Mittelstand zu leiden. Alle Sünden, die aus dem liberalen Zeitgeiste heraus geboren wurden, hat der Industrielle im besonderen und der Mittelstand im allgemeinen zu büßen. Da der Liberalismus nicht in der Lage ist, in die vor handene Verwirrung Ordnung zu bringen und die entfesselten Kräfte in eine höhere Einheit eiuzusühren, mußte eine Gegenwirkung gegen den liberalen Zeitgeist mit Naturnotwendigkeit Untreren und dessen Verfall beschleunigen. Der gesellschaftspolitische Zusammenschluß der verschiedenen Mittelstandsgruppen ist also kei neswegs ein Ausfluß reaktionärer Bestrebungen, auch keine „verhängnisvolle Einschläferungs politik", wie es in der Böhmertschen ,Sozial- Korresp/ heißt, sondern es handelt sich um die Aeußerungen eines neuen Zeitgeistes, der den durch die liberale Weltanschauung veran laßten gesellschaftlichen Auflösungsprozeß zum Stillstand bringen will. Die atomistische Rich tung, welche aus jedem einzelnen Menschen eine abstrakte politische Einheit machte, weicht in Mittelstandskreisen der sozialen und mehr autorativen Auffassung, welche das Gewicht der Stellung des Einzelnen im Staate nach dem Gewicht seiner Stellung im schaffenden Gesellschaftsorganismus bemessen haben will. Die Organisierung der Mittelstands-Interessen muß schließlich zur völligen Ohnmacht des liberalen Zeitgeistes führen. Wenn nun auch die liberalen Parteien sich den einzelnen Mittelstandsgruppen als gute Freunde in empfehlende Erinnerung zu bringen versuchen, so macht das zwar ihrem Bestreben, sich der modernen Entwickelung anzupaffen, alle Ehre, aber Erfolge können sie nach Lage der Sache nicht erzielen. Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, daß die Liberalen dann und wann für vorübergehende Interessen des indu striellen Mittelstandes mit großer Entschieden heit eintrelen; schon deshalb nicht, weil die großen, dauernden Interessen des Mittelstandes, die für seine Zukunft, für seine Stellung in der Gesellschaft entscheidende Bedeutung haben, durch den Liberalismus in Gefahr gebracht worden sind. Mit viel größerer Ruhe als die Liberalen können die Konservativen den in Mittelstands kreisen sich vollziehenden Wandlungen zusehen; denn die Mittelstands - Interessen von Dauer werden von der konservativen Partei seit jeher vertreten. Sie hat deshalb auch den Beruf, in den einzelnen Mittelstandsgruppen das Gefühl für die Interessengemeinschaft des Mittelstandes zu wecken und zu stärken. Die harten Kämpfe, die der Mittelstand gegen die kommunistisch gesinnte Sozialdemokratie noch zu führen gezwungen sein wird, werden unter- konservativer Flagge geschlagen werden. Rückzug der Russen. Aus Tokio wird gemeldet, daß die japa nischen Armeen die Verfolgung von Kuropat- kins geschlagenen Truppen in Eilmärschen fort setzen und bereits 10 Kilometer südlich von Tieling stehen. Der Vormarsch geschieht so schnell, daß Oyamas Hauptquartier zeitweise außer Verbindung mit Tokio war. 24 Kilo meter nördlich voy Mukden »rußten die Russen deshalb einen z w a u z i g Ki l o m e t e r langen Zug von Wagen mit Munition und Kriegs material inr Stich lassen. Tieling hat eine Besatzung von 50 000 Mann. Man glaubt kaum, daß Kuropatkin Zeit haben wird, seine Heerestrümmer dort zu reorganisieren. Zu den Ruffen, welche sich westlich von Mukden Über gaben, gehört das 16. Armeekorps. Diejenigen, welche aus der Gegend von Mukden entkamen, bildeten eine große Kolonne ; doch als sie bei Hoka angegriffen wurden, zogen sie die weiße Flagge auf. Neber Kuropatkins Aufenthalt ist nichts bekannt. Bilderliug soll, einem Gerücht zufolge, gefallen sein. Tie non Fuschun flie henden Truppen sind 32 Kilometer nördlich davon umzingelt; mau erwartet weitere Ka pitulationen und den Fortgang der Schlacht. — Die meisten auswärtigen Attaches bei der russischen Armee, darunter ein britischer und zwei amerikanische Offiziere, fielen bei Mukden in die Hände der Japaner. — Tic amerikanischen und englischen Mi litärattaches von der Auuec Kuropatkins sind über Liaujang »ach Japan ^abgercist. Rundschau — Ter Kaiser hat dein berühmten Gesangsmeister und Erfinder des Kehlkopf spiegels Manuel Garcia in London zu seinem 100. Geburtstag die große goldene Medaille für Wissenschaft verliehen. — Die von der Regierung geforderte Vermehrung der Kavallerie ist von der Budget kommission des Reichstags bewilligt worden. - - Der Seniorcnkonvcnt des Reichs tags beschloß im Einvernehmen mit den Sozial demokraten, den Etat und die Militärvorlagen bis zum 1. April zu erledigen. — Das Reichsland soll ein neues Vereins- und Versammlungsrecht erhalten. Nach dem soeben erschienenen Entwurf bedürfen Vereine -und Versammlungen nicht mehr, wie bisher, der behördlichen Genehmigung, sondern es genügt die einfache Anzeige. Bestimmten Behörden wird aber gestattet, Vereine und Versammlungen aufzulösen, wenn eine Gefahr für den öffentlichen Frieden und die öffentliche Sicherheit vorhanden ist. — Der Prinz-Regent von Bayern hat auch in diesem Jahre aus Anlaß seines Geburtstagsfestes einer größeren Zahl von Gefangenen den Rest der Strafe aus Gnade erlassen. Es sind durchweg solche Verurteilte, die aus Not oder Leichtfertigkeit gefehlt habeu und die nun zur Ernährung der Familie oder zur Frühjahrsbestellung der Felder nach Hause zurückkehren können. — Die Verschuldung der ländlichen Grundbesitzer Preußens, die den Gegen stand eines in Vorbereitung befindlichen Gesetz entwurfes bildet, legt die amtliche ,Statist. Korr." des näheren dar. Im Gesamtstaate kommen hiernach auf je 100 Mark Kapital- vermögen der selbständigen Landwirte im Hauptberufe 188,5 Mk. Schulden. > Weit gün stiger stellt sich das Verhältnis bei den Land wirten im Nebenberufe, also denjenigen, die ihren Haupterwerb aus Gewerbebetrieb usw. haben; hier beträgt die Verschuldung nur 51,2 Hundertteile des Kapitalvermögens. Die Verschuldung ist im Osten, vor allem in West- und Ostpreußen am größten. — Die Arbeiten am Gimhlontunnel wurden wieder ausgenommen. Die Arbeiter erkannten die Forderung auf Verlängerung der Arbeitszeit an. — Eine russische Arbeiterkolonie ist in Berlin entstanden; sie setzt sich nach dortigen Zeitungen meist aus Deserteuren und geflüch teten Reservisten zusammen. Die Polizei duldet die Anwesenheit der Leute, die meist jüdischen Glaubens sind, wenn sie eine feste Tätigkeit nachweisen können. Diese finden sie vielfach bei jüdischen Fabrikanten. — Von Nürnberg bis Berlin soll im kommenden Jahre 1906 drahtlos depeschiert werden. Daß die Telegraphen-Verwaltungen einem Apparat zusteuern, der hunderttausend Worte in der Stunde depeschiert, ist neulich gesagt worden, und es ist damit wirklich für absehbare Zeit zu rechnen. — Gegen die Einjchleppung der Pest trifft Hamburg eine neue Einrichtung. Es soll mit einem Kosten-Aufwande von 116 000 Mk. ein Gas-Generator-Schiff erbaut werden, das zur Tötung pesttragender Ratten und zur Desinfektion pestverdächtiger Schiffe bestimmt ist. — Der Rhein und viele seiner Neben flüsse führen Hochwasser. Im Ruhrgebiet und im bergischen Lande sind Betriebsstörungen verursacht worden. Weite Strecken sind über schwemmt. — Die seuchenhafte Genickstarre, die seit Ende November in Oberschlesien wütet und der bereits mehrere hundert Menschen zum Opfer fielen, breitet sich immer weiter aus. In den letzten Tagen kamen wieder zahlreiche Erkrankungen und Todesfälle vor. Die Krankheit herrscht jetzt auch in anderen Gegenden Schlesiens; so wird aus Brieg ge meldet, daß dort mehrere Soldaten von Genick starre befallen seien. Umfassende Maßnahmen zur Verhütung der Weiterverbreitung der Krankheit wurden getroffen. — Eine eigenartige Schiller-Ehrung, mit welcher zugleich ein wohltätiger Zweck verknüpft ist, geht von der österreichischen Lehrer schaft aus. Das Ottakringer Lehrerhilfs- oiuitee versendet eine 5 Heller-Marke, die aus Anlaß des bevorstehenden hundertsten Todes tages des Dichters das Bild Schillers zeigt und als Briefverschluß dienen soll. Die Auf- chrift besagt, daß der Erlös zur Bekleidung und Beköstigung armer Schulkinder verwendet werden soll. — Der Grubenarbeiterverband des Kohlen beckens von Charleroi hat die Wiederaufnahme der Arbeit beschloßen. Damit ist die Aus- taudsbeweguug der belgischen Grubenarbeiter beendet. - Der französische Kolonialminister Clementel erklärte, daß seine Reise nach Indochina eine feierliche Bekräftigung der friedlichen Politik Frankreichs in Ostasien sei. — Die Unruhen in Marokko er halten eine eigenartige Beleuchtung durch eine Nachricht aus Paris. General Negrier, der gegenwärtig keinen militärischen Posten be- leidet, benutzte als Privatmann seinen Aufent halt in Kairo zum Studium der PaniSlam- rage. Resultat seiner reiches Material bietenden Untersuchungen ist, daß alle gegen den Sultan