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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 57.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-194000008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19400000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19400000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 57.1940
-
- Ausgabe Nummer 1, 4. Januar 1940 1
- Ausgabe Nummer 2, 11. Januar 1940 1
- Ausgabe Nummer 3, 18. Januar 1940 1
- Ausgabe Nummer 4, 25. Januar 1940 1
- Ausgabe Nummer 5, 1. Februar 1940 1
- Ausgabe Nummer 6, 8. Februar 1940 1
- Ausgabe Nummer 7, 15. Februar 1940 1
- Ausgabe Nummer 8, 22. Februar 1940 1
- Ausgabe Nummer 9, 29. Februar 1940 1
- Ausgabe Nummer 10, 7. März 1940 1
- Ausgabe Nummer 11, 14. März 1940 1
- Ausgabe Nummer 12, 21. März 1940 1
- Ausgabe Nummer 13, 29. März 1940 1
- Ausgabe Nummer 14, 4. April 1940 1
- Ausgabe Nummer 15, 11. April 1940 1
- Ausgabe Nummer 16, 18. April 1940 1
- Ausgabe Nummer 17. 26. April 1940 1
- Ausgabe Nummer 18, 2. Mai 1940 1
- Ausgabe Nummer 19, 9. Mai 1940 1
- Ausgabe Nummer 20, 16. Mai 1940 1
- Ausgabe Nummer 21, 23. Mai 1940 1
- Ausgabe Nummer 22, 30. Mai 1940 1
- Ausgabe Nummer 23, 6. Juni 1940 1
- Ausgabe Nummer 24, 13. Juni 1940 1
- Ausgabe Nummer 25, 20. Juni 1940 1
- Ausgabe Nummer 26, 27. Juni 1940 1
- Ausgabe Nummer 27, 4. Juli 1940 1
- Ausgabe Nummer 28, 11. Juli 1940 1
- Ausgabe Nummer 29, 18. Juli 1940 1
- Ausgabe Nummer 30, 25. Juli 1940 1
- Ausgabe Nummer 31, 1. August 1940 1
- Ausgabe Nummer 32, 8. August 1940 1
- Ausgabe Nummer 33, 15. August 1940 1
- Ausgabe Nummer 34, 22. August 1940 -
- Ausgabe Nummer 35, 29. August 1940 1
- Ausgabe Nummer 36, 5. September 1940 1
- Ausgabe Nummer 37, 12. September 1940 -
- Ausgabe Nummer 38, 19. September 1940 -
- Ausgabe Nummer 39, 26. September 1940 -
- Ausgabe Nummer 40, 3. Oktober 1940 -
- Ausgabe Nummer 41, 10. Oktober 1940 -
- Ausgabe Nummer 42, 18. Oktober 1940 -
- Ausgabe Nummer 43, 24. Oktober 1940 -
- Ausgabe Nummer 44, 31. Oktober 1940 -
- Ausgabe Nummer 45, 7. November 1940 -
- Ausgabe Nummer 46, 14. November 1940 1
- Ausgabe Nummer 47, 20. November 1940 1
- Ausgabe Nummer 48, 28. November 1940 1
- Ausgabe Nummer 49, 5. Dezember 1940 1
- Ausgabe Nummer 50, 12. Dezember 1940 1
- Ausgabe Nummer 51, 19. Dezember 1940 1
- Ausgabe Nummer 52, 24. Dezember 1940 1
-
Band
Band 57.1940
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Dem crucd wsitsrüm Fronen Lscicrr/ muK sntsprocksn ivsrcksn Blumen für das Winterhalbjahr1940f41 Es ist von nur schon häufig betont worden, daß die Frage der ausreichenden Erzeugung von Blu men- und Zierpflanzen für die Blumsnaärtner in gleichem Mag eine Pflicht ist, wie die Versorgung mit Obst und Gemüse für die Obst- und Gemüse gärtner. Blumen sind im deutschen Volk ein un entbehrliches Kulturgut, deshalb ist es keineswegs nebensächlich, ob die Nachfrage nach Blumen aus reichend und zu angemessenen Preisen befriedigt werden kann. Wenn wir trotzdem seit September 1939 dazu aufforderten, auch in den Blumen- und Zierpflanzengärtncreicn Gemüse, insbeson dere Frühgemüse, anzubauen, so geschah dies in der Erkenntnis, daß die Forderung nach einer ausreichenden und gesundheitsgemäßen Ernäh rung des deutschen Volkes der Forderung nach Be friedigung eines kulturellen Bedürfnisses vorange stellt werden mußte. Von ganz wenigen Ausnah men abgesehen — das ist allgemein anerkannt wor den— haben sich die deutschen Blumengärtuer mit recht gutem Erfolg an der Frühgemüseerzeugung beteiligt. Die auch in einer Zeitungsveröffent lichung vertretene Ansicht, daß unsere Blumen- aärtner nicht die erforderlichen Erfahrungen und Kenntnisse besäßen, um mit Erfolg Frühgemüse anbau betreiben zu können, hat sich erfreulicher weise als vollkominen irrig erwiesen. Nachdem die den Blum'engärtnern gestellte Auf gabe nunmehr in befriedigender Weise gelöst wor den ist, scheint es mir notwendig, die Auswirkung der Umstellung vom Blumenbau auf den Ge müsebau einer Betrachtung zu unterziehen. Der Frühgemüsebau erfolgte unter außer ordentlicher Erschwerung, teilweise fehlte es an Heizmaterial, an Packdünger, vor allen Dingen aber fast überall und in erheblichem Ausmaß an Hilfskräften. Es war den Blumcngärtnern ge sagt worden, den Blumenanbau nicht ganz zu vernachlässigen, sondern nach Möglichkeit durch intensiver« Ausnutzung der Kulturräum« und nur durch teilweise Umstellung Frühgemüse zu erzeu gen. Intensivere Ausnutzung bedeutet aber ver mehrte Arbeit. Bei gleichzeitig ständig abneh mender Anzahl Arbeitskräfte konnte diese Entwick lung nicht ohne ungünstige Rückwirkung auf die vorhandenen Blumenkulturen sein. Wir sind uns daher wohl alle darüber klar, daß viele Blumen- gärtnereien in diesem Frühjahr erheblich gelitten haben, eine allseitig befriedigende Bedarfsdeckung mit Blumen war unter den gegebenen Verhält nissen unmöglich. Da in den letzten Monaten sehr Viol von überhöhten Blumenpreisen gesagt und geschrieben worden ist, halte ich diese Feststellung doch für notwendig, andererseits scheint es mir wichtig, die Frage zu prüfen, welche vo^orglichen Maßnahmen getroffen werden müssen, um eine Wiederholung dieser Schwierigkeiten zu vermeiden. Inzwischen hat unsere deutsche Wehrmacht Sieg über Sieg errungen, und doch weiß heute noch niemand, wie lange das Ringen noch dauern wird, ob wir nicht "auch im nächsten Winter durch vermehrten Frühgemüsebau zur Gesunderhaltung des deutschen Volkes beitragen müssen. Wir wissen auch nicht, ob und in welchem Umfang uns die inzwischen von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebiete bei dieser Aufgabe helfen können. Auch die Frage, ob im kommenden Herbst und Winter eine wesentlich vermehrte Blumeneinfuhr aus Hol land und Belgien einsetzen wird, ist naturgemäß für die Lenkung des deutschen Blumen- und Zier pflanzenbaues von ausschlaggebender Bedeutung. Bisher läßt sich auf all diese Fragen nnr ant worten, daß an ihrer tunlichst baldigen Klärung mit Nachdruck gearbeitet wird. Es muß entschie den davor gewarnt werden, aus irgendwelchen unmaßgeblichen Voraussagen Folgerungen zu ziehen. Inzwischen kommt es darauf an,'die Be triebe, soweit das mit den zur Verfügung stehen den Arbeitskräften und Materialien irgend mög lich ist, wieder in Ordnung zu bringen. Darüber binaus dürfen wir schon gewiß sein, daß auch im Winterhalbjahr 1940/41 der Bedarf an Blumen groß sein wird. Bekommen wir wesentlich mehr Blumenzwiebeln als in den Vorjahren, dann kann es uns nicht schwer werden, den Bedarf zu decken. Voraussichtlich sehen wir Ende Juli in dieser Frage schon klar. Erreicht aber di« Blumenzwie beleinfuhr nicht den wünschenswerten Umfang, dann kann noch mancherlei getan werden, um auf andere Weise eine ausreichend« Versorgung mit preiswerten Blumen zu erreichen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die zahlreichen Ver öffentlichungen, die zu Beginn der Blumenzwie- Durch die Verminderung der Blumenzwiebeln im Topfpflanzen- und Schmttblumenangebot mußte mancher Treibgärtner auf die inländischen Reser ven, u. a. auch auf di« Stauden zurückkommen, um seine Abnehmer zu befriedigen. Bekannt ist wohl überall, daß durch ein Warmwasserbad Treib flieder bedeutend früher und auch bedeutend besser getrieben werden kann als ohne Anwendung dieses Verfahrens. Ja, man kann wohl sagen, daß dieses um die Jahrhundertwende entdeckte Hilfsmittel die Fliedertreiberei erst richtig lohnend machte. Weni ger bekannt dürfte es aber sein (das geringe Ange- bot sonstiger Treibsträucher läßt dies vermuten), daß auch andere Gehölze durch das Warmwasserbad wesentlich billiger und schöner als vordem getrie ben werden können. Zur Treiberei lasten sich all die Gehölze ver wenden, die, wie der Flieder, ihre Knospen schon im Sommer und Herbst ansctzen (also nicht solche, die an den Spitzen der sogenannten Jahrestriebe oder Jungtriebe ihre Knospen entwickeln, wie es z. B- die Rose macht), so der gefülltblühende Schneeball (Viburnum opulus sterile), Ltspk^Iea colckica, Prunus triloba und andere prunus- Arten, lAsius und pirus in den blühfähigsten Sor ten und andere ähnliche Sträucher, deren Nennung hier zu weit führen würde. Zweifellos gibt es noch eine ganze Anzahl derartiger Gehölze, auf die sich dieses Verfahren gut answirkt. Es sei auch noch aus die laubabwevfenoen Rhododendrons (di« früher unter dem Namen Azaleen geführt wurden) hin- gewiesen, mit denen ich. ebenso wie mit den schon belkontingentierung in der „Gartenbauwirtschaft" erschienen sind. Viele von den damals gegebenen Anregungen haben Erfolg gehabt; so Hal z. B. die Maiblumentreiberei erfreulich zugenommen. Da der Anbau von Maiblumenkeimen zurückgegangen ist, wird es gut sein, sich beizeiten nach' Keimen umzusehen. Auch die Frühkultur von Veilchen ist wieder in Aufnahme gekommen und die Kultur von Sommerblumen, ivie Antirrbinum, Tagetes und Lslenckuia hatte Anklang gefunden. Ich ver weise auf die Aufsätze in den Nrn. 34 und 35 der „Gartenbanzeitschrift", Jahrgang 1935, sowie Nr. 2, 32, 44/1939 und Nr. 2, 10, 11 und 23/1940. Dasselbe gilt von lAyosotis und Freilandprimeln. Aber auch manche Standen, wie Trcibastilben (s. „Gartenbauwirtschaft" Nr. 2/1940 lind Nr. 32/1939, sowie ,Mumen- und Pflanzenbau 1940" Nr. 23 und 1930 Seite 191), Zister slpinus, Oicentrs spectabiiis und Ooronicum piantsaineum excel- sum haben sich bewährt. Besondere Beachtung ver dient die Kultur von Freesien, Wicken und Üelle- borus. - Von den Weitblickenden Berufskameraden wird die Preisentwicklung bei Blumen während der Winter- und Frühjahrsmonate dieses Jahres als ungesund und unerwünscht bezeichnet. Wir können cs nicht darauf ankommen lassen, daß im Frühjahr 1941 wiederum ein solcher Mangel an Blumen herrscht. Deshalb ist es notwendig, vorsorgliche Maßnahmen zu treffen, die es lins ermöglichen, unter allen Umständen eine reichliche Belieferung unserer Märkte mit Blumen sicherzustellen. Vk. genannten Gehölzen bereits um die Jahrhundert wende derartige Treibversuche mit gutem Erfolg ausführte. Es sind Rhododendron aus der Sinsnsis- und blavum-Gruppe, sowie die Arten Oaviesii, occickentsle, ardorescens, Vsse/i, canaciense u. a. m. Noch weniger bekannt scheint es aber zu sein, daß man auch Stauden vor dem Treiben mit Er folg der Warmwasserbehandlung unterziehen kann. Mit folgenden Stauden wurden derartige Versuche angestellt, z. B.: Ooronicum caucasicum und Sor ten davon, Cpimeckium-Sorten, Oieixtra spects- bilis, ^stilben-Sorten, Laltba palustris, Iris pu- miia- und Iris xermanica- Sorten, Orantkis lue- maiis und noch viele andere Standen. Die beigege benen Bilder zeigen einige Ergebnisse dieser Stau dentreiboersuche/ All« hier verwendeten Pflanzen sec/iL §/«ncke/r FemäLnrk, ckackarcH 2—1 Moc/ie/r /rü/n-r /m Lr/raF. Dr/akrunxssn bsi cism Irsibsn von Ltau^sn Vorteile des Warmwasserbades QrunckuAs ctsr VsrsrkunF vor DntctsckunF rkrsr Qssstrnnäüixslcsit dskonnt 140 sichre Kampf um gefüllte I_evkojen! Von Gartenbautechniker 8. karr „Verzeiht, es ist ein groß Ergehen — sich in den Geist der Zeiten zu versetzen", läßt Goethe den Schüler zu Faust sagen. Das dürfte auch für den Gartenbau zutrcffen. Aber mehr noch als das Er götzen an dem Wissen und Können unserer beruf lichen Vorfahren gibt uns das Wissen an sich. Immer wieder muß man die Entdeckung machen, daß, wenn auch nicht „alles schon dagewesen" ist, viel an praktischer Erfahrung bekannt war, ver gessen und erst nach Jahrzehnten wieder mühselig und oft verlustreich wieder erarbeitet wurde. Die Geschichte der Levkojenzüchtung, der ich folgende Ausführungen widme, bringt zu dem die große Ueberraschung, daß dieProbieme der Vererbung, deren Gesetzmäßigkeit Men- del 1865 entdeckte, bereits 1778 im prak tischen Gartenbau bekannt war, d. h. in der Levkojenzüchtung. Und wirkt es nicht wie eine Ironie des Schicksals, daß ausgerechnet die Levkoje von den Vererbungsforschern als „Versuchskanin chen" übersehen wurde? Um den Weg zu den alten Quellen zu ebnen, schicke ich voran, daß die Levkoje (Val. Leitfaden für den gärtnerischen Unterricht an Berufs- und Werkschulen) fälschlich oft „Der Levkoj" oder auch „Die Levkoye" geschrieben wird. Sie hieß auch zuweilen „Vyola alba", „Weiße Viole", „neglen" und „mergenblume". Der heutige botanische Namen „dlalldiola annua" wurde 1818 von R. Sweet geprägt und ist allein gültig. In älteren Werken muß man die Pflanze unter folgenden Namen suchen: „dlaUkiola immno" (U. 8r), „blsttüioia vulgaris" (Spach), „lUreirautus annnu«" (1-.), „kesperis annua" (Lav). Netteste Quellen zur Züchtung der Levkojen Nun zum Thema selbst. Die älteste, mir be< kanutgewordene Q u e l l e über Gedanken zur Züch tung gefüllter Levkojen stammt aus dem „Allge- meinen Gärtnerlexikon" von Phillip Miller in deutscher Uebcrsetzung aus dem Jahre 1769 (Band 8). Hier heißt es u. a.: „Man bekommt ins gemein eine große Menge gefüllter Blumen, wenn der Saamen sorgfältig ausgelesen wird, indem meistens dreh Theile davon gefüllt sehn werden." Viel mehr noch als diese Angabe wurde von den Gärtnern und Blümenliebhabern der damaligen Zeit angenommen, daß Samen von Levkojen blüten, die mehr als vier Blütcnblätter aufweisen, gefüllte Blnmen bringen. Miller soll dies auch, wie in einem 1775 erschienenen Buch erwähnt wird, in der siebenten (mir leider nicht zur Ver- hügMg, stehenden), Auflage des obigen Werkes zum Ausdruck gebracht haben. Hierbei soll der Wortlaut Millers folgender fein: „Wenn man wahrnimmt, daß die cinsachen Blnmen mehr Blättlcin als gewöhnlich haben, lo ist cs ein gutes Zeichen, das, aus dem Samen solcher Pflanzen gefüllte Blumen wachsen werden." Jahr UM Jahr verfolgten die Lcvkojenzüchter mit größter Aufmerksamkeit ihre Kulturen, um die von Miller bezeichnete Blüte zu finden, in der Hoffnung, aus ihr einen Stamm bilden zu können, der in Zukunft nur noch gefüllte Blnmen bringt. Man suchte jedoch viele Jahre vergebens, 1786 brachte der Superintendent H. H. Luederin dem Buch „Briefe über die Anlegung und Wartung eines Blumengartens" zum Ausdruck, daß die An gaben Millers auf einem Irrtum beruhen müßten- Er schreibt hierzu: „Allcr dieser neueren Behauptungen ungeachtet, zweifle ich dennoch daran. In den Jahren I77L, 1778 und l?7t habe ich ihrer so wenig finden können, als man oft in ganzen Stunden, wenn man auch noch so sleihig sucht, nicht imstande ist, ein einziges Kleeblatt mit vier Blättern zu finden." „Einfluß der Gestirne" 1775 fand aberLu e d ers tatsächlich zwei solcher Blüten. Er hegte und pflegte sie und säte im fol genden Jahr den davon gewonnenen Samen. Von diesem Samen „gingen aber nur eilf Pflanzen auf", wie er berichtet. „Sie kamen im Julius zur Blüthe und auch kein einziger Stock war gefüllt." Dieses Buch von Lueders verdient aber auch noch insoweit Beachtung, als er in ihm auch noch auf die Theorien eingeht, die in der damaligen Zeit hinsichtlich der Züchtung gefüllter Levkojen in der Praxis weit verbreitet waren. So glaubte, wie Lueders berichtet, ein nicht geringer Kreis von Gärtnern und Blumenliebhabern, daß man Samen gewinnen könne, der meist gefüllte Blumen bringe, wenn einfache und gefüllte Levkojen zusammen gepflanzt würden. Oder, ein anderer Teil glaubte, daß nur Samen von entfernteren Orten, die mindestens aber dreißig bis fünfzig Meilen vom Pflanzort entfernt sein müßten, be zogen, gefüllte Blumen bringe. Nicht zuletzt glaubte man auch, wie das von Christian Reicharts herausgegebene Buch „Land und Garten-Schatz" bestätigt, an die Einwirkung der Gestirne und behauptete, daß nur bei Vollmond oder im Zeichen des Löwen ausgesäter Samen gefüllte Lev kojen bringen würde. In der Folgezeit wurde über die Levkojenzüch- tung wenig berichtet. Man findet nur hier und da allgemeine Veröffentlichungen, die im Grunde nichts Neues berichten. 1815 erschien ein Büch lein des Gärtners Dreyfuß aus Tonndorf, be titelt „Der Levkojengärtner". Neben einer ein gehenden Kulturang'abe gibt Dreyfuß u. a. bekannt, daß er „über die Mutterstöcken der Lev kojen, welche uns den Saamen bringen, daß wir einen glücklichen Erfolg haben" in Kürze berichten würde. Dieses Versprechen nimmt Dreyfuß allerdings in der zweiten Auflage dieses Buches 1817 zurück, weil er von Freunden vor der Offen herzigkeit gewarnt worden wäre*). Diese Ver- öffentlichüng war nun Veranlassung, daß in der Folgezeit vieles über die Kunst, gefüllte Levkojen zu ziehen, geschrieben wurde. Gärtner sowie Blu menliebhaber, die sich mit der Zucht der Levkoje beschäftigten, nahmen zu diesem Thema Stellung und gaben Vorschläge, die nach ihrer Meinung für die Erlangung gefüllter Levkojen die richtigen waren. Sie bedienten sich hierbei vor allem der Fachpresse, die ihrerseits nicht versäumte, durch geschickte Manipulationen diese Vorschläge gegen einander auszuspielen. Es ist klar, daß hierbei viel Unsinniges berichtet wurde, und oft teilte man an gebliche Erfahrungen mit, welche jedoch meist auf bloße Zufälligkeiten beruhten und jeder eingehen den Untersuchung entbehrten. Daß hierdurch anstatt der gewünschten Aufklärung nur Verwirrung unter die Levkojenzüchter gebracht wurde, ist selbstver ständlich. Es ist nicht möglich, auf sämtliche Ver öffentlichungen dieser Art einzeln einzugehen. Es soll deshalb in folgendem nur auf die eingegan gen werden, die damals Aufsehen erregten. Zunächst wurde Dreyfuß auf das heftigste an gegriffen. Man warf ihm unkollegiales Verhalten vor und versuchte mit allen Mitteln, ihm sein Ge heimnis zu entlocken. Doch Dreyfuß ließ sich nicht erweichen, und so mußte man selbst durch Beobachtungen und Züchtungen versuchen, hinter das Geheimnis zu kommen. Hier war es zuerst der Prediger Thiele zu Pitzerwitz in Pommern, der 1823 in dem Büchlein „Wie erzieht man Lcvkoien- Saamen, der gefüllte Stökken in Mengen giebt" seine inzwischen gesammelten Erfahrungen bekannt gibt. Thiele will durch Zufall gefunden haben, daß Samen von verkrüppelten Pflan zen stets gefüllte Blumen, während Sa men von gesunden und kräftigen Pflanzen stets ein fache Blumen bringen. Der Samen von verkrüp pelten Pflanzen sei dabei stets unregelmäßig, eckig und kugelig geformt, so daß auch durch Auslese des Samens die Möglichkeit bestehe, stets den Sa men zu erhallen, der gefüllte Blnmen bringt. So schreibt Thiele. ,tdc>st nur unrcgelmäkiae Blüten unförmige Sa menkörner gäben, welche man aber zur Aussaat auSwäblen must, weil nnr solche vorzüglich ge füllte Blumen zu liefern imstande sind." Die Knlturangnbcn Thieles für die Mutter pflanzen sind auch dementsprechend ungünstig. Es ist klar, daß diese Angaben von der Praxis, die bisher vergeblich versucht hatte, hinter das Ge *) Diese nicht nnintcrcstante Warnung bezieht sich dar- auf, dast Drenfust eine Monopolstellung für den Bezug von «evkojcusamen innchatte und seine Freunde glaub- tcn, er wurde durch eine Berösfentlichung seiner Geheim- »igeS diese Monopolstellung reriieien. -4ää. 2: 1/7^ v/rLuHa, ü'näs kmäe/mckcke/Z, 41///« 6 F/imcken, rec/t/F 9 F/uncke/r Fema^er/. 1r/§ wek'- ckcm por/ct/äa/k mir l/r /(iÄe/r wurden bei offenem Wetter im Winter aus den Quartieren genommen und sofort mit Ballen oder eingetopft gebadet, also ohne jede Varkultur in Töpfen, die vielleicht bei entsprechender Hand habung noch bessere Erfolge geben könnte. Ueber die Länge des Bades, die Zeit der Anwendung u. a. kann hier in diesem kurzen Hinweis nicht gesprochen werden. Gesagt sei nur noch, daß bei den damaligen Versuchen auch Blumenzwiebeln /ISö. 1.- p/hur/ium oxu/kuL L/erl/e, ///t^L un-r/ra/r- cke//, ^rA/3 Femorserk. /ISS..- poiF/kä/rcker (1) (z. B. Narzissen, Hyazinthen, Tulpen) einbezogen waren, die aber gar nicht darauf reagierten und zum Teil sogar geschädigt wurden. Auch mit Pflan zenknollen, z. B. Kartoffeln, wurden solche Ver. suche angestellt, um sie zeitiger zum Austrieb zu bringen. Der Erfolg blieb aber aus; denn sogar Monate danach dachten sie noch gar nicht daran auszutreiben. Etwas besser, aber auch nicht mit vollem Erfolg, verliefen die Versuche mit der Wunderblume (Nirsbilis jslspa). Diese Versuche wurden allerdings nur einmalig durchgeführt, und cs ist möglich, daß sie zu anderer Zeit angewendet oder bei anderer Badebauer auch hier vollen Er solg gebracht hätten. Diese Versuche mußten aber damals abgebrochen werden, und so kann darüber nichts weiter gesagt werden, als daß auch Knollen pflanzen durch Warmwasserbehandlung bei der Treibkultur gefördert werden können. 8. V. heimnis zu kommen, begierig ausgenommen wur den. Man versuchte uun auf die von Thiele angegebene Weise das Ziel zu erreichen, sah sich aber bald getäuscht, da der angekündigte Erfolg ausblicb. 1827 wurde dann auch von I. E. v. Neider in dem Buch „Das Geschlecht Cheiran- tus" gegen die Angaben von Thiele Front gemacht. „Dast man einem Samenkorn anschen kann, ob cs einen gefüllten oder einfachen Stock bringen wird, ist unmöglich und dast eckige Samenkörner gefüllte oder einfacheren, runden, platten Körner aber einfache Stöcke liefern ist ebenfalls unrichtig", schreibt von Neider und kommt zu der Ansicht, „ein genährtes, vollkommen zeitiges und sonst nicht verletztes Samenkorn mutz bei sorgfältiger Kultur einen gefüllten Stock lie-fern." Die „Kastrationsmcthode" Von Neider kommt somit zu einem Ergebnis, das genau im Gegensatz zu den angeblichen Erfah rungen Thieles steht. Viel mehr aber als diese Veröffentlichung fand 1827 bzw. 1828 die von Messer und dem Kantor Lechner ausgedachte Kastrationsmethode in der Oeffentlichlkeit Beachtung. Alle Fachzeitschriften der damaligen Zeit, insbesondere die „Frauendorfer Garten zeitung", wiesen in seitenlangen Abhandlungen auf diese Kastrationsmethode hin. Messer und Lechner, die unabhängig voneinander fast zur gleichen Zeit ihre „Entdeckung" bekanntgaben, wollten gefunden haben, daß Samen von kastrierten Blü ten stets gefüllte Blumen bringen. Sie gaben dabei an, daß die Kastration im Knospen» zustand der Pflanzen durchgeführt werden müsse, also bevor überhaupt eine Befruchtung stattgefun den hat. Abgesehen davon, daß dies eine ungeheure Arbeit darst'ellt und darum in der Samenzucht keine Verwendung finden konnte, mußte die Un sinnigkeit dieser „Entdeckung" bei eingehender Untersuchung bald gefunden werden. So wurden auch, trotzdem diese Kastrationsmebhode anfäng lich in der Praxis begeistert aufgenommen wurde, Stimmen gegen diese Methode laut. Messer halte auch bald seinen Fehler eingesehen, doch Lechner verteidigte sich zunächst mit aller Ent schiedenheit. 1830 scheint, wie aus einem Aufsatz in der „Frauendorfer Gartenzeitung" hervorgeht, Lechner seiner Sache nicht mehr so gewiß zu, sein; denn er sieht die Kastration nicht mehr allein als Ursache für das Gcfülltblühen an. 1831 endlich gibt Lechner in derselben Zeitschrift eine Er-« klärung ab, die besagt, daß er „in Zukunft der Kastration fcierlichst entsage". Er erklärte dabei ) aber zugleich, daß, um einen stark ins gefüllt schla genden Levkojensamcn zu erziehen, erforderlich wäre, daß man die zum Samentragen bestimmten i Pf lanzen auf irgendeine Art in eine ' kümmerliche Vegetation setzen müsse, ) uud daß man die Samen nach runden und regel- . mäßigen, die wieder einfache, und dicke eckige, die wieder gefüllte Blumen bringen, sortieren müsse, i Er kommt somit wieder zu der schon 1823 angege benen Methode von Thiele zurück. Auf diesem 1 Standpunkt ist man lange stehen geblieben. .(Fortsetzung folgt.)) z
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