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Fernsprcchstclle LS. Die ..Sächsisch« Elbziituntz" erschcvU VienStno, Donners tag und Sonnabend. Die Ausgabe des Blattes erfolgt DagS vorher Nachm. 4 Uhr. AbonnementS-PreiS viertel jährlich l Mk. KO Pf., »wei- monatlich 1 Mk., einmonat- lich 00 Pf. Linjelne Nummern 10 Pf. Alle kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die 8«ttungSträger nehmen stets Bestellungen auf die „Sächsische Elbzeitung" an. AM AKT AmtMM Fernsprechstelle HZ 22. Inserate, bet der wetten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags, Mit twochS und Fr eitagS bisspütestenS vormittags S Uhr aufzugeben. Preis für die gespaltene CorpuSzeil« oder deren Raum 12 Pf. stabellarische und komplizierte nach Übereinkunft). „Eingesandt" untrrm Strich SO Pf. die Zeile. für dar Königs. LnlsgerW und den AMat in Schnndau, srinit für den Stadtgenieinderrt jn Hahnstein. Mit „Illustrirl. Konntag»vtatt". Mit Humor. Beilage „K-ifenstkasi-n«. Mit „LandiVirtschastl. Bei Wiederholungen ent- sprechender Rabatt. Jnseraten-Nnnahmestellen: Jn Schandau: Expedition Zaukenstraße 184, in Dresden und Leipzig: die Annoncen«BureauS von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Rudolf Mosse, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Eo. H»-. 147. Schandau, Sonnabend, den S4. Dezcniber 1904. 48. Jahrgang. Amtlich Die unterzeichneten Behörden erfassen hiennit, unter Aufhebung der Bekannt machung vom St. Dezember 1W!t, Vorschriften für Barbiere und Friseure de in ffend — Nr. 10 des Pirnaer Anzeiger von 1904 —, eine jede für ihren Veiwaliuiiqs- bezirk zur Verhütung der Verbleitung ansteckender Krankheiten folgende Forschriften für Waröiere und Irifeure: 8 >- Reinhaltung der Geschäftsräume. Frisier- und Barbierstuben sind stets peinlich sauber zu halten, insbesondere müssen sie a) mindestens einmal täglich feucht ausgewischt und b) von abgeschnittenen Haaren sofort gesäubert werden. Tiere (Hunde, Katz'», Vögel usw ) dürfen in diesen Räumen nicht gehalten werden. Auch ist in jeder Frisier- und Barbierstube ein mit Wasser gefüllter Spucknapf, der täglich zu reinigen ist, aufzustrllen. 8 2. Bediemmgspersoual, Reinhaltung der Hände, Finger nnd Anlegung von Ueberklcidcrn. Barbiere und Friseure, die an ansteckenden Krankheiten leiden oder mit Haut- auSschlägen und eiternden Wunden an den Händen behaftet sind, haben sich, solange nicht diese Krankheitszustände vollständig beseitigt sind, jeder Tätigkeit in ihrem Berufe zu enthalten. Jeder Barbier und Friseur hat die Fingernägel stets kurz geschnitten nnd rein zu halten, vor der Bedienung eines jeden Kunden sich die Hände mit Wasser und Seife oder mit Seifenspirilus gründlich zu waschen und bei Bedienung der Kunden saubere Ucberküider oder Aermelschürzen aus hillem, waschbarem Stoff zu tragen. Die Bedien ung in Handschuhen ist verboten. 8 3. Ausschliessung augenscheinlich mit ansteckenden Krankheiten behafteter Personen. Personen, die an Gesichts- oder Kopsausschlägen oder sonstigen Busschlags krankheiten leiden, dürfen in Barbier- und Frisierstuben überhaupt nicht und in ihren Wohnungen nur mit ihren eigenen oder mit besonderen, nur für Kranke bestimmten Instrumenten und Geräten bedient werden. Diese Instrumente und Geräte sind unmittelbar nach dem Gebrauche mit be sonderer Sorgfalt zu reinigen. 8 4 Vorschrift«:» für Bcdienuug der Kunde». rr) Jedem Kunden ist eine reine Serviette oder ein reines Tuch vorzustecken; b) zum Abtrockaen des G sichts nach dem Rasieren muß j>der Kunde frische, seit der letzten Reinigung noch nicht wieder gebrauchte Wäschestücke — Handtuch oder Serviette — erhalten. An Stelle der letzteren können auch Servietten aus chinesischem oder Seidenpapier verwendet werde»; diese müssen nach einmaliger Benutzung vernichtet werden; o) die Kovflehne des Sessels oder Stuhles ist mit reinem Papier oder einem frischgewaschenen Tuche zu bedecken; 6) zum Ein- und Absehen darf weder Pinsel noch Schwamm verwendet werden, ausgenommen die zum alleinigen Gebrauche eines Kunden bestimmten, besonders aufzu bewahrenden Pinsel und Schwämme; o) zum Einpudern dürfen keine Puderquasten, sondern nur Gebläse oder reine Bäuschchen aus Wundwatte verwendet werden; letztere sind sofort nach dem Gebrauche zu vernichten; k) das Anlegen des Fiisiermantils hat in dec Weise zu geschehen, daß zwischen diesem und dem Halse des Kunden reine Watte oder reines Seidenpapier so eivzulegen ist, daß der Fnsiermantel Kopf und Hals des Kunden nicht berührt; 8) ist beim Rasieren eine Verletzung des Kunden entstanden, so darf die Wunde nicht unmittelbar mit dem Finger berührt oder geätzt, sondern zur Stillung der Blutung nur reine sterilisierte Watte verwendet werden; Ir) die Anw ndung der Kopfwalze ist verboten; i) der bet Bedienung des Kunden entstandene Seifenschaum ist vom Messer vuSschließtich an reines Papier abzustreichen; er Teil. k) es ist streng verboten, Messer, Scheren und andere Instrumente mit Speichel in Berührung zu bringen. 8 5. Gerätschaft«!» «»d deren Nei»halt»»g. Rasieunesser, Scheren, Haarschneidemaschinen, Kämme, Bürsten und sonstige Geräte sind nach jedesmaligem Gebrauche sorgsäliig zu reinigen. Msser und Scheren sind vor jeder Wiederbenutzung mit in absoluten Alkohol getauchten Wattebänschchen abzureiben und Kämme und Bürsten täglich (am besten abends) mit einer waimen bpcozeMiqen Sodalösung — 5 Teile Soda auf 100 Teile Wasser — auSzuwaschen. Wenn ungeachtet des 8 3 ausgesprochenen Verbotes eine der daselbst erwähnten Personen in einer Barbier» ooer Frisierstube bedient worden ist, so müssen alle hierbei benutzten Geräie sofort außer Gebrauch gesetzt und sofort gründlich durch Anskochen in Seifliiwasser oder En,legen in Seifenspiritus oder in eine Zprozentige Karbolseifen- oder Lysollösung deSmfiüert werden, bevor sie wieder in Gebrauch genommen werden. Leih-Perücken und -Bärte müssen nach jedem Gebrauch desinfiziert werden. 8 7. Bedicmlttg der Kuttde» i» deren Behaus»»^ Den Bestimmungen der 88 2, 4 unter a, l-i und 8 b ist auch dann nach zugehen, wenn die Bedienung der Kunden in deren Behausung stattfindet, gleichviel, ob die Ausübung des G w.-rbeS von dem Geschäftsinhaber selbst oder dessen Personal erfolgt. Die Gerätschaften sind in einem sauberen, leicht mit Bürste und Seife zu reinigenden Behälter mitzuführen. 8 8. Die Bestimmungen in 88 1—7 finden auch auf das weibliche Bedienungs personal in Barbier- und Friseurgeschäflen Anwendung. 8 9. Die Bestimmungen in den 88 2, 3, 4 unter g, 88 5, 6 und 7 haben sinngemäße Anwendung bei der Ausübung der nieverenzChirurgie (Hühneraugen-, Nägclschneiden usw.) zu finden. 8 10. Z«widerhattdl»ngett u»d Strafe». Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden, soweit nicht eine härtere Bestrafung aus Grund geltender gesetzlicher Bestimmungen einzutreten hat, mit Geldstrafe bis zu 60 Mark belegt. Pirna, Königstein, Neustadt, Schandau, den 8. Dezember 1904. Die Köttigliche Alntshattptma«»schaft. Frhr. von Teubern. Der Nat der Stadt Königstein. Reißiger, Bürgermeister. Der Nat der Stadt Neustadt. Or. Winckler, Bürgermeister. Der Nat der Stadt Schanda». Wieck, Bürgermeister. <l3ia^.) Freibank betr. G.mäß 8 2 des Ortsstatuts, die Errichtung einer Freibank in der Stadt Schandau betreffend, vom 20. Oktober 1904 geben wir hierdurch bekannt, daß als Freibank- Lokal da« Schlachthaus der Restaurateurin Frau Auguste verw. Stolle, Poststr. Nr. 146 hier vom 1. Januar 1905 an bestimmt worden ist. Als Freibanlverkäufer fungiert Herr Fleischer Oswald Benns. Schandau, am 23. Dezember 1904, Der Stadtrat. Wieck, Bürger m. L. Wiederum ruft das heilige Weihuachtsfest den Gruß, mit dem der Welt die Geburt des Heilandes verkündigt wurde: „Ehre sei Gott iu der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen" hinein in Häuser und Herzen, um sie hinzuweisen auf die Offenbarung der Liebe Gottes in der Sendung Christi. Diese Weihnachtstatsache der Lie'beSosfeubaruug Gottes zum Heile der Welt schwebt wie das Sonnenlicht über der ganzen Menschheit, vor ihrer Er füllung als Hoffnung und Sehnsucht nach Erlösnng, Heil und Frieden, und dann, als die Zeit erfüllet war, m>ht es aus als das Evangelium, als die Freuden- uud Friedensbotschaft in alle Welt und alle Entwickelung der Völker dreht sich um dieselbe, wie die Erde um die Sonne, um von ihr Licht und Leben zu empfangen. Welche Fülle von Gedanken, Anschauungen, Idealen, Gefühls- und Willensbewegungen liegen in dieser großen Gottestatsache! Alles, was Menschen antlitz trägt, ist erfüllt von dem Gottesgedanken, in allen Herzen lebt die Sehn sucht nach Gott und nach seiner Offenbarung; in der Schöpfung, der Natur wie im Menschenleben ahnen sie sein Walten und suchen die Offenbarung festzuhalten Und zu verehren in den Dingen und Erscheinnngen der Natur, in Äildnissen, die sie selbst geschaffen; sie fühlen ihre Abhängigkeit, ihre Verpflichtung gegen ihn, sie ahnen, daß m der Vereinigung mit ihm ihr Heil und der Friede ihrer Seele und ihre Menschenwürde ruht. Diese Gedanken gehen durch alle Religionen der Welt, durch die Mythologie der Germanen wie die der Assyrer, Babylonier, Aegypter und Griechen, durch die Philosophie und Dichtung der Heiden wie' durch die Prophetie der Juden und die Gesänge der Psalmisten: aber nirgends finden die Menschen wirkliche Befriedigung für ihre Seelen. Plato und Sokrates so wenig wie der Anbeter des Baal und der Astartebilder, wie der Fetischverehrer Afrikas: sie alle fühlen es, daß es noch eine andere Offenbarung Gottes geben muß, die uns wahrhaftige Antwort gibt auf die Fragen und Bedürsniffe, die im tiefsten Grunde aller Menschenseelen ruhen. Die größten Geister der Vorzeit haben ausdrücklich bekannt, daß uns Gewißheit über Gott, über uns selbst, üver unser Lebensziel und den Frieden unsrer Seele nur kommen kann durch eine Offenbarung von oben, nicht aus der Entwicklung der Menschheit. Jn Christo ist dies erfüllt. Jn ihm ist Gott uns menschlich nahe getreten, und doch der all mächtige, alles beherrschende und alles durchwaltmoe Gott geblieben, in Christo hat er seine Liebe zu uus Menschen tatsächlich geoffeubart, hat uns gezeigt, wie hoch er die Menschen würdigt, wie er sie über alle Geschöpfe stellt, als seine Kinder, die sein Ebenbild tragen und mit ihm vereinigt, verbunden werden sollen, und daß dieses das Ziel und der Zweck ihres Daseins und die Durchdringung ihres Lebens und ihrer Verhältnisse mit seinem Geiste und seinen Gedanken die Aufgabe uud das Ziel der Geschichte und Kulturentwicklung der Völker ist. An der Gottesoffenbarung iu Christo geht man aber vorüber, weil sie ein Wunder, eine über das gewöhnliche Geschehene hinausliegende Tatsache ist. Allein, ist nicht die ganze Natnr, die ganze Schöpfung eine in ihrer Entstehung über das gewöhnliche Geschehene hinausliegende Tatsache, die jetzt nicht mehr geschieht, wie sie einst geschehen ist, die aber fortwirkt durch die in ihr liegenden Kräfte nnd Gesetze? Und so wirkt auch die Gottesoffenbarung in Christo trotz aller Feindschaft fort und fort, wie das Sonnenlicht fortwirkt und Leben erweckt. Je tiefer man in ihre Tatsache und in ihre Geschichte eindringt, desto wunderbarer und herrlicher erscheint sie uns und destomehr sittliche Erueuerungskrüfte für die Menschheit entdecken wir in ihr, Kräfte, mit denen wir das Heil der Personen wie der Gesellschaft bauen und ausgestalten können. Wie wir in der Natur überall auf die in ihr liegenden Wunderkrüfte angewiesen sind und ohne sic nichts vermögen, so sind wir für unser religiöses, sittliches und soziales Leben überall auf die im Christentum ruhenden Kräfte, Anschauungen, Antriebe und Ideale angewiesen. — Wir leben in einer Zeit, die töricht genug ist, um an den Heils tatsachen Gottes mit dem Messer der Kritik herumzustocheln uud sie mit dem Scheidewasser des Zweifels zu übergießen, anstatt klug zu sein, diese Tatsachen selbst aufzuschließen, diese göttlichen Kräfte herauszuholen, um sie fruchtbarer zu machen für das Leben, Herz uud Geist damit zu erleuchten. Das Christentum ist Leben, das nicht eingekavselt werden darf in äußere Formen, es muß in lebensvoller, geisteskrüftiger Gestalt hervortreten und darum muß das Evangelium wie der Weihnachtöbaum mit seinen Lichtern und Gaben in die Welt hinein gestellt werden, auf daß unser Volk wieder Vertrauen und Freude an dem edelsten Kleinod, das es besitzt, an seinem Christentum gewinnt. Es ist und bleibt unser Jungbrunnen. Gott segne das Weihnachtsfest, daß es Licht, Leben und Liebs bringe bis in die ärmste Hütte! -barth.