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Frrnfprechstelle 22. Die „SSchsilche Eibzeitung" erscheint DicnStag, Donners tag und Sonnabend. Die NuSgabe des Blattes erfolgt DagS vorher Nachm. 4 Uhr. NbonnementS-PreiS viertel« jährlich I Mk. 80 Pf., ,wei« monatlich 1 Mk., einmonat- lich SO Pf. Einzelne Nummern IO Pf. Alle kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die ZeitungSträger nehmen stets Bestellungen auf die „Sächsische Elbzeitnng" an. ÄWW Mitling AmtrrMtt sm das Migl. LmlsgerlA «ad den Sladlrai B Schandau, sowie für den Stadtgeineinderat !U Hohnstein. Mit „Illustrirt. Konntagsvlatt". Mit Humor. Beilage „I«is<nbraf«n". Mit „Landrvirlschafll. ZSeikag«". FernspreÄstells 22. Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags, Mit twochs und Freitags bisspätestenS vormittags v Uhr aufzugeben. Preis fllr die gespaltene CorpuSzeil« oder deren Raum 12 Pf. (tabellarische und kompliziert, nach Übereinkunft). „Eingesandt" unterm Strich 80 Pf. die Zeile. Bet Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Jnseraten-Annahmestellen: In Schandau: Expedition Zaukenstrahe 184, in Dresden und Leipzig: die Annoncen. Bureaus von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Rudolf Mosse, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. Mr. T4. Schandau, Donnerstag, den 12. Mai 1904. 48. WlglMg. Him melfahrt. Die modernen Ucberweiscn spotten: cs gebe gar keinen Himmel; was mir' so nennen, sei ein endloser Luftraum; cs gebe nicht'einen, sondern ebenso viele Himmel, als es Himmelskörper gibt. Diese Herren merken nicht, wie klein nnd ärmlich es ist, von unserer kleinen Erde aus bestimmen zu wollen, ums über j unseren Häuptern ist, wo die Sonne mit ihrem Licht und die Sterne mit ihrem! Glanze leuchten; denn je tiefer ivir in die Geheimnisse der Natur eindringen,; desto wunderbarer erschlicht sich ihr Inneres und desto mehr erkennen wir, daß gerade das, was wir nicht mit den Angen sehen und mit den Händen betasten tonnen — die unsichtbar wirkenden Kräfte und Gesetze — die Hauptsache sind, welche nicht blos unsere Erde, sondern die Millionen "Sterne durch das Weltall tragen ans fcstbeschriebcueu Bahnen nnd deren Wirkung wir wohl sehen, deren Wesen uns aber unsichtbares Geheimnis ist. Daß Misere'Erde von den unsichtbaren gewaltigen Kräften mitten im großen HimmelSranm, wie von unsichtbaren Händen getragen wird und daß sie mit allem, was ans ihr lebt und webt, vom Himmel lebt, ohne dessen Sonne die Erde öde, starr und tot märe — das nennen dann feile Nebcrweiscn, da sie es nicht leugnen können, Natur; daran zweifeln sie mich nicht, obgleich sie es nicht verstehen. Das Wort Nalnr und Naturgesetz ist für sie das Zauberwort, mit dein sie alles zudecken oder in kindischer Weise alles erklären, obgleich sie weder wissen, was Natur ist, noch was in ihr waltet und wirkt und wenn sie auch ein Inbegriff von Wundern ist, so wundert inan sich doch nicht und j ist sogar so harmlos, sie dem Wunder, von dem die Bibel redet, entgegenznstcllen.! Obgleich also auch der physische Himmel für uns der Inbegriff von Wnndcrn ist, deren Wirkungen wir wohl erfahren, deren Kräfte aber, wie wohl sie so kolossal sind, daß sie ganze Wcltkörpcr tragen, unsichtbar sind, so sagt man doch: „das ist Nalnr", beruhigt sich und bildet sich ein, man habe es begriffen. Sobald wir aber, vom Himmel im religiösen, sittlichen Sinne der sittlichen Weltordnung reden, schütteln diese Herren den Kopf und wollen nichts davon wissen, weil wir ihnen den Himmel und Gott nicht zeigen können, als könnten sie uns die in der Natur wirkenden Kräfte zeigen. Und doch sind die Wirkungen hier ebenso wahrnehmbar, wie bei den unsichtbaren Kräften des physischen Himmels. Wie die Pflanzen vom ' Himmel ihr Leben, ihre Schönheit und ihre Fruchtbildung erhalten und sich des-§ halb immer wie ahnungsvoll zum Himmel und seinem Lichte empvrrichten, so fühlt sich auch der Meusch niit seinem sittlichen Leben nach oben gezogen und j angeregt, die Seele dem Licht von oben zu öffnen, Ivie die Blumen dem Licht der Sonne. Und wie die Pflanze und alle Kreatur verdirbt, wenn sie dem Himmelslicht und der Himmelslnft entzogen wird, so verdirbt auch der Mensch, wenn er sein Herz dem Himmel verschließt und sich cinwühlt in die Erde. Wie die Pflanze im dunklen Naum wohl üppig ius Kraut wächst aber keine Blüte voll Farbenpracht und Dnft nnd keine Früchte trägt, so kann anch der Mensch, der sich in die Dinge der Erde eingewühlt, aber dem Himmelslicht sich entzogen hat, ins Fleisch des 'NeichtnmS und der Ueppigkeit wachsen, aber es fehlt ihm doch das Beste: die innere Gesundheit, welche Bluten und Früchte treibt, die den Menschen erst zum Menschen machen: echte Menschheit, wahre Liebe, friedvolle reine Heiterkeit des Gemütes, edles Aufwärts- und Borwärtsstreben nach den Idealen, die von oben leuchten nnd der Seele erst wie das Sonnenlicht den Blumen Duft und Farbenpracht verleihen. Das ist erst recht der Fall, seitdem der Himmel sich in Ehristo über uns aufgctau und uns die Herrlichkeit der erlösenden Gottcsliebe Ivie in ihrem Lichte den Menschen in seinem gottebenbildlichen Wesen und seiner ewigen Bestimmung mit der Heimat der Seele droben im Licht geoffenbart hat. Breitet sich der Himmel über der Heidenwelt — auch den Heiden mitten unter nns — wie ein verschlossenes Geheimnis ans, zn dem die Seele sich ahnungsvoll emporrichtet in der Gewißheit, daß dort die Quelle des Lichts und Lebens liegt, so ist uns das Geheimnis des Himmels enthüllt in Christo, der vom Himmel gekommen nnd wieder znm Himmel gegangen und das Himmelreich mit seinen Gaben und Kräften hernicdergebracht und in ihm der Menschenwelt die Aufgabe und das Ziel ihrer Entwicklung gezeigt hat. Nun ist der Himmel uns kein stummes Geheimnis mehr, sondern wir sehen in Christo den Himmel offen mit seiner Sonne der Gotteslicve, wir leben aus der Fülle seiner Kräfte, schöpfen aus ihm Licht und Frieden und Freude, wie nufere Ideale für die Zeit und unsere Hoffnung für die Ewigkeit. Dieses Himmelslicht macht unser Leben schön und erfüllt anch die christliche Kultur mit seiner lichten Milde der Nächstenliebe, seinem sittlichen Ernste, gibt ihr die Kraft der Erneuerung nach jedem Niedergang zu neuem Aufschwung, wie die Sonne der Erde zu neuem Frühling. Darum die Herzeu in die Höhe! Himmelan! „Schickt das Herze da hinein, wo ihr ewig wünscht zu sein!" —barth. Politische Rundschau. Deutsches Mich. Das Kaiserpaar hat sich nebst der Prinzessin Viktoria Luise nach Beendigung des Besuches beim Fürsten zu Fürstenberg in Äonan-Eschingen von dort nach den Neichslanden wciterbegeben. Prinz Adalbert von Preußen hat soeben einen offiziellen Besuch am kaiserlichen Hofe in Peking abgestattet, wo er mit ebensolcher Auszeichnung auf- ncnommen wurde wie seinerzeit Prinz Heinrich, sein Oheim. Der Reichstag erörterte am Montag zunächst die Vorlage betr. die Reform der Reichsfinanzen, in dritter Lesung. In der Generaldebatte erklärte der Reichsschatzsekretär Freiherr von Stengel, die ver bündeten Regierungen hätten sich ungeachtet ihrer ernsten Bedenken gegen die vom Reichstage bei der zweiten Lesnng dieser Vorlage auf Grund der Kommissionsbcschlüsse vorgenommeucn Abänderungen entschlossen, der Vorlage in ihrer nunmehrigen Faffung zuzustimmen. Dann nahmen die Abgeordneten Pach nicke (fr. Verein.), von Kardorff (Neichsp.), Sattler (nnt.-lib.), Müller-Sagan (fr.-Volksp.), Fritzen (Zentr.) und von Nichthofen (kons.) das Wort, und kurz noch mals die Stellungen ihrer Fraktionen zu den Grund- zügcn der Vorlage darznlegen. In der sich an schließenden Spezialdiskussion wurde das Gesetz nach den Beschlüssen zweiter Lesung, lediglich mit einigen redaktionellen Avänderungcn, genehmigt, und schließ lich im ganzen gegen die Stimmen der Linken ange nommen. Die jetzt folgende dritte Lesung des ReichS- haushalts-Etats'brachte in der Generaldebatte ein Rededuell zwischen dem Abgeordneten Bebel und dem Reichskanzler Grafen Bulow. Der sozialistische Redner knüpfte an die Karlsruher Rede des Kaisers an und behauptete, daß Deutschland mehr und mehr- isoliert werde, teils aus Neid der anderen Staaten, teils infolge der wachsenden deutschen Rüstungen. Weiter forderte Bebel strikte Neutralität Deutschlands im ostasiatischen Kriege, behauptete, die Sympathien des deutschen Volkes seien überwiegend auf Mani scher Seite und meinte, eine Niederlage Rußlands in Ostasien könne Deutschland nur zum Vorteil gereichen. Nachdem sich der sozialistische Redner dann über die ungünstige Finanzlage im Reiche und in den Einzel staaten ausgelassen, kam er ans den Herero-Krieg in Deutsch-Südwestafrika zu sprechen, wobei er wiederum die Partei der rebellischen Hereros nahm. Schließlich übte Bebel eine abfällige Kritik am sozialpolitischen Programm des Reichskanzlers aus. Sofort erhob sich Graf Bülow, welcher zu Beginn der Bebelschen Rede den Sitzungssaal betreten hatte, um zunächst die Dar legungen Bebels über Rußland und den ostasiatischen Krieg in einigen Punkten zu korrigieren, wobei der Kanzler namentlich hervorhob, daß das von Bebel er wähnte Beileidstelegramm Kaiser Wilhelms an den Zaren anläßlich des Unterganges des Panzerschiffes „Petropawlowsk" als ein begreiflicher Ausfluß rein menschlichen Mitgefühls aufzufassen sei. Sehr energisch trat der Reichskanzler den Behauptungen Bebels be treffs der Dinge in Deutsch-Südwestafrika entgegen nnd rechtfertigte hierbei die beschlossene Entsendung des Generals von Trotha nach dieser Kolonie. Zu letzt widersprach der leitende Staatsmann auch den Acnßerungcn des Sozialistenführcrs betreffs der angeblichen Isolierung Deutschlands. Im weiteren Verlaufe der Generaldebatte bekämpfte auch Kolonial direktor l>r. Stübel die Ausführungen Bebels hinsicht lich Südwestafrikas. Weiter sprachen in der General debatte noch die Abgg. Gamp (Neichsp.), von Gerlach (fr. Verein.), Stadthagen (soz.) und Arendt (Neichsp.). In der Spezialdiskussion wurden am Montag die Etats des Reichstages, des Reichskanzlers, des Aus wärtigen Amtes und der Schutzgebiete genehmigt. Das preußische Abgeordnetenhaus er ledigte am Montag mehrere kleinere Vorlagen und nahm außerdem den Nachtrags-Etat, betreffend drei Mill. Ml'. Unterstützung an den Kasseler Eisenbahner verband, in zweiter Lesung an. In längerer Rede begründete dann Finanzminister von Nheinbaben die Vorlage betreffend oie schärfere Bestrafung des Spielens in nichtpreußischen Lotterien und des Vertriebes von Losen solcher Lotterien in Prcnßen. Schließlich er klärte der Minister seine Geneigtheit, mit den anderen Bundesstaaten in Verhandlungen wegen Gründung einer Lotterie-Interessengemeinschaft elnzutreten. Die Ziv eite sächsische Kammer verwies am Montag die Vorlage, betreffend die weitere Benutz ung frciwerdcnder Stnatsgebäude, in allgemeiner Vorberatiing an die Finanzdeputation /V. Die Etats kapitel, betreffend Zivilliste und Apanagen, Lotterie- DarlehnSkasse und allgemeine Ausgaben für den Bergbau, wurden in der Schlnßberatung genehmigt. Weiter nahm die Kammer noch mehrere Kapitel des außerordentlichen Etats betr. Eisenbahnangelegen- heiten an, stimmte dem Gesetzentwürfe, betr. das ältere Landesstrafgesetzbuch zn, erledigte hierauf Petitionen und nahm dann in der Schlnßberatung die zweite Nate für den Umbau dec Leipziger Bahnhöfe (acht Millionen Mart) au. Laut einem Telegramme des „L.-A." aus Wind huk beträgt der augenblickliche Bestand der Typhus- kranken in Otjihaenära 2 Offiziere und 05 Mann, im Windhuker Lazarett) 40, in Okahandja 42, im TyphnS- lazareth in Karibik 20 Mann. Oesterreich-Ungarn. In Pest fand am Montag das Leichenbegängnis des Dichters und Schriftstellers Ato ritz Jokai unter gewaltiger Beteiligung aller Kreise der Bevölkerung statt. Der König war durch den Hofmarschall Graf Apponyi vertreten. Der Ministerpräsident und sämt liche Mitglieder des Kabinetts, sowie zahlreiche Ab ordnungen waren erschienen. Unterrichtsminister v. Berzeviczy hielt die Trauerrede. Frankreich. Die am Sonntag in Frankreich vorgenommenen Stichwahlen zu den Gemeinderäten haben den partiellen Sieg der Regierungspartei bei den Haupt wahlen vom 1. Mai im großen und ganzen bestätigt. Das Ministerium des Innern veröffentlicht folgende statistische Angaben über die Gemeinderatswahlen: Vor den Wahlen gab es in 470 Departements- und Kreis-Hauptstädten 2.30 Ministerielle, 131 Anti ministerielle und 18 Gemeinderäte ohne ausgesprochene Richtung; nach zwei Wahlgängen sind jetzt gezählt worden 200 Ministerielle, 102 Äntiminiftericlle nnd 17 ohne besondere Parteizugehörigkeit. Balkanhalbinsel. König Peter von Serbien wollte sich feicrlichst krönen lassen, doch hat er diese Absicht wieder aus- gegeben. Er wird sich mit einfacher Salbung be gnügen, welche am 15. Juni im Kloster Zica'statt- studet. Rußland. Rußland betreibt jetzt infolge der fortgesetzten Niederlagen in Ostasien energisch' die Mobilisier ung seiner europäischen Streitkräfte. In 34 Kreisen der Gouvernements Poltawa, Kursk, Charkow, Rjüsan, Kaluga und Tula ist die Mobilmachung an befohlen worden. Die Behörden von Kronstadt entdeckten noch rechtzeitig einen Anschlag, die Festung in Brand zu stecken; wäre die beabsichtigte Explosion erfolgt, so würden sämtliche vorhandenen Vorräte an Explosiv stoffen vernichtet worden sein. Ein noch unbestätig tes Gerücht will wissen, ein japanischer Agent sei der Urheber der mißglückten Brandstiftung. Infolge dieser Entdeckung sollen alle im Kronstädter Labora torium beschäftigten ausländischen Arbeiter entlassen worden sein. Ein Ilkas des Zaren vom 10. Akai ordnet weitere Maßnahmen zur Verstärkung der russi schen Streitkräfte in Ostasten an. Amerika. In Chile ist ein Kabinettswechsel eingc- treten. — Zwischen Brasilien und Peru wird vor aussichtlich eine gütliche Einigung wegen der strittigen Grenzgebiete zustande kommen. Ostasieu. Lant einer Depesche des japanischen Konsuls in Gensan (Korea) sollen russische Truppen im Verein mit berittenen Banditen (?) aus der Mandschurei den Pain oberhalb Widschus überschritten und auf ihrem Vormarsche nach Südosten Tschaug-dschin besetzt haben. Nach Lage der Dinge muß dieser russische" Vorstoß nach Korea hinein allerdings als ein tollkühnes Unter nehmen erscheinen. Nunmehr geben auch die Japaner ihre Verluste in der Schlacht am Palu am 1. Akai bekannt. Tot sind von der Garde I Offizier, 20 Manu, verwundet 7 Offiziere, 122 Alaun; von der 2. Division tot 1 Offizier, 84 Mann, verwundet 13 Offiziere und 305 Mann; von der 12. Division tot 3 Offiziere 76 Mann, verwundet 5 Offiziere, 263 Alaun. Das wäre also ein Gesamtverlust von gerade 000 Alaun, einschließlich der Offiziere, während der offizielle Bericht General KuropatkinS selber den Gesamt- Verlust der Russen in dieser Schlacht aus über 2300 Mann angibt. Inzwischen dringen die Japaner immer weiter in die Mandschurei ein. Japanische Patrouillen zeigten sich von Finhwantschen aus in der Richtung auf Liaujang, wo sich das russische