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292 oder drei EntreeS gewährt, so kann er fie abtrcten, wem er will. Bei den Auf. führungen ihrer eigenen Sachen können Autor und Komponist für ein großes Werk über 16 und für ein kleines über 8 Plätze verfügen. Bei den meisten Vaudeville-Theatern ist das Verhältniß noch stärker. Ein einziger Akt gewährt hier Vas Recht, Billets für 36 Franken zu bezeihen. Diese um den halben Preis verkauften Billets thun denjenigen Eintrag, welche an den Kaffen ver kauft werden. Ein Bevollmächtigter der Autoren ist der Hauptagcnt dieses Handels, welcher täglich den Autoren, deren Name auf Len Zetteln prangt, mehr als 1000 Franken bringen soll. Wenn man den Verkauf der BilletS und den Verkauf der jährlich gedruckten 2 bis 300 Stücke an die Buchhändler mit rechnet, so beläuft sich das Budget unserer dramatischen Literatur auf ungefähr 1,300,000 Franken. Wie find die Schriftsteller zu dieser den Theatern so verderblichen Stellung gekommen? Durch eine Coalitio» von der Art Lerer, welche in der Sphäre der industriellen, Speculationen vom Gesetz verpönt sind. Es war eine Zeit, wo fie von den Theater-Dircctioncn mit Ucbermuth behandelt wurde»; dieses unbillige Verfahren hat die Gesellschaft der dramatischen Schriftsteller ins Leben gerufen. Diese Gesellschaft übt jetzt eine despotische Gewalt, ihr Aus schuß setzt fich an die Stelle der einzelnen Mitglieder und schließt für sic fast alle Verträge. Derselbe besteht aus Pairs, Deputirten und bedeutenden Schriftstellern und wird überdies von dem beißendsten Theil der Presse unter stützt. Die Mitglieder der Gesellschaft dürfen keine Verträge schließen, in welchen fie schlechtere Bedingungen eingehcn, als die sind, welche von ihr vor geschrieben werden: mehr fordern ist erlaubt; aber wer sich mit weniger be gnügt, muß eine Geldstrafe von 6000 Franken zahlen. Wenn ein Theater die Forderung Ler Gesellschaft nicht anerkennt, so wird eS in Verruf erklärt, d. h. der leitende Ausschuß entzieht ihm auf einmal an einem bestimmten Tage und ohne Ausnahme sämmtlichc Stücke der Mitglieder des Vereins. Seine Ent scheidung ist für sämmtliche Mitglieder bindend, bei Strafe von 6000 Franken. Die dramatischen Agenten, welche in allen Städten Korrespondenzen unter halten, um die Interessen der Autoren daselbst wahrzunehmen, werden von dem Verein als seine speziellen Mandatare betrachtet/ Schriftsteller, die sich außerhalb des Vereins stellen, würden fich dieser Agenten nicht bedienen können und also nicht im Stande sepn, ihr Honorar in der Provinz zu erheben. Ein Theater steht nie einem einzelnen Autor gegenüber: es hat immer mit einer zahlreichen Corporation zu thun, deren kollektiver Wille unwandelbar ist. — Noch ist anzuführcn, daß der Verein mit der komischen Oper und dem Odöon Verträge geschlossen hat, welche ihm bei der Aufführung von Stücken, die National-Eigenthum geworden find, einen Antheil an der Einnahme zusprechcn. Derselbe wird zwar nur zu mildthätigen Zwecken verwendet; aber jedenfalls geht hieraus hervor, wie groß der Einfluß dieser Gesellschaft ist und was fie durchzusetzen vermag. Mannigfaltiges. — Der Fund eines Chaldäers in Jerusalem. Die Augsburger Allgemeine Zeitung und nach ihr die Alla. Preußische Zeitung erzählen, wie vor kurzem ein aus dem Institute der Propaganda zu Rom in sein Vaterland hcimkehrcnder Chaldäer in der sogenannten Absalons.Grotte zu Jerusalem durch wunderbare Berührung seines Stabes einen Koder des Pentateuchs gc. funden; wie ferner der englische Konsul und Bischof Alexander dem Zögling der Propaganda seinen Fund abkaufcn wollten, der Chaldäer aber dem Reize des Metalls edel und glücklich widerstanden und den Koder nach Rom geschickt habe, wo man ihn für hochwichtig zur Kritik des A. T. zu halten beabsichtigt. Die Leser des Berichtes zerfallen, wie wir zu vermuthcn uns nicht enthalten können, in zwei Klassen. Die eine, und zwar die kleine Minorität, wird in bcneidenSwcrther «sucta »implieitss nicht anders glauben, als daß der Koder aus der Handbibliothek des Prinzen Absalon selbst ist, und wird nicht nur in kritischer Freude jubeln, ein so altes Dokument zur Berichtigung der Lesearten erlangt zu haben, sondern fie hat noch mehr, fie hat nun einen unumstößlichen Beweis dafür, daß der Pentateuch zur Zeit David's schon vorhanden war, waS sogar Herr Professor Leo in Halle nicht glaubt. Dagegen wird die andere Hälfte der Leser, und zwar Vie große Majorität, mit unbarmherziger Skepsis fich folgende Fragen stellen: 1) Ist der Hergang der Sache nicht ein Wagcn- feldischeS Sanchuniathon-Stückchen? — 2) Die Propaganda darf und wird sie für die Kritik des A. T. etwas thun ? — 3) Wenn der Koder wirklich so alt ist, wer hat ihn in Jerusalem lesen können? — 4) Wenn man die Kritik so im Herzen trägt, wie der gute Chaldäer, so hätte man wissen sollen, daß der Koder weit zugänglicher hinter den Mauern der Absalons-Höhle ist als in den Bibliotheks-Gräbern zu Rom, warum also ihn den Jesuiten überant worten? Oder soll er gerade, weil man Kritik fürchtet, den unsauberen Händen der Ketzer entrissen und vergraben werden? — Zum Tröste der gelehrten Welt, die nun nichts mehr von diesem Koder sehen und hören wird, sagen wir ihr, daß es bei den jüdischen Gemeinden Synagogen.Rollen giebt, aus denen der Pentateuch im Jahres-Cyklus öffentlich vorgelesen wird. Der Ritus be fiehlt, daß der Pentateuch zu diesem Gebrauche auf Pergament geschrieben seyn muß. Er befiehlt aber auch, daß die Rollen, welche wegen Beschädigung der Schrift oder des Pergaments außer Gebrauch kommen, als geweihte Ge genstände betrachtet, nicht zu profanen Zwecken verwendet, sondern an ver borgene Orte gelegt und zuweilen vergraben werden. Eine solche Rolle hat unser Chaldäer aufgcfunden, wenn er fie nicht von einem der polnischen Juden, von denen Jerusalem wimmelt, gekauft hat. F. L t. — Schiller's Wilhelm Teil in Rußland. Die russische Literatur besitzt zwei metrische Uebersetzungen dieses Meisterwerks; die eine po» Rotschev (der auch Shakspcare's Macbeth und Victor Hugo'ü Hernani über tragen hat) kam 1830 heraus — die zweite erschien voriges Jahr in Moskau und ist die Arbeit eines Herrn Müller, von dem wir schon einige Gedichte und Novellen im Moskwitjanin gesehen haben. Seines deutschen Namens un geachtet scheint der Uebersetzer sein Original nicht immer ganz verstanden zu haben; so giebt er unter Anderem die Stelle im ersten Aufzuge, wo Mclchthal bei der Nachricht von der Blendung seines Vaters ausrust: Hinüber will ich Des Vater« Auge von dem Landvogt fordern; ÄuS alle» seinen Reisigen heraus Will ich ihn finden — auf folgende Weise wieder: lind von dem Landvogt sordre ich jurlls Des Vaters Augen, oder seinen Knechten Reiß' tch sic ausl ES ist offenbar, daß der Uebersetzer hier Reisige mit reißen verwechselt. Trotz dieses und einiger ähnlichen Schnitzer wird die neue Version des „Tell" im Ganzen von den russischen Kritikern gelobt und soll Lie frühere weit über- treffen. Bibliographie. Frankreich. de Obät-aabriand (vienmte) Vie de kaucv. 8. I'ari«. 6 fr. — Eine wohlfeile Ausgabe von Chateaubriand'o Oeuvre« in 10 Banden gr. 18. a > fr. kündigt Didvt an. Die davon erschienenen ersten zwei Bände enthalten den Leuie dn el>ri«tiani«me. — Auch der Verfasser der NaiE, du .-l,riritiH«me, Hr. v. Geneude, läßt eine Gesammt- AuSgabe seiner Werke veranstalten: Oeuvre«, pul»liee« par l)el«fore«t. I'ome 1. 8> I'ari». 7 fr. 30 e. Gleichzeitig erschien eine Irio^raplste de HI. de Oeuoude, par un ovU«- boratenr du Journal l^o Dourbouuai*. 12 Bog. 8. I*«ri«. I^eroux I*ueumLtoIogi». Nouveau «v«teme püilo.>»opllique ««r l'ori^ine et I« Kot iiual do tonte« le« eüo«e« —, pour «ervtr d'iutrodnetiou a In kelixion de 1'aveuir. 8. I'ari«. 7 fr. 30 e. k'. Douillier (Prof, in Lyon) lüeorie de la raisoo impersoueUe. 8- knri«. 6 kr. Augmentes ^e uote« et preevdee d'uno uotiee Vi'itoriqne et pliUoznplinzuo «ur l« vie, le« travaux et Ie„ doctriue-« do <!ai>aui«, par 1^ I'et««e. 8 ^nri«. 7 kr. 30 v. — Die Notiz des Hrn. Pcisse findet fich in keiner früheren Ausgabe der Kapport«, deren erste vom ). 1802. 2 vol. 8. Außerdem gedruckt in den Oeuvre« eomplete«. 3 vol. Kari« 182-—23- 8.: so das; obige Ausgabe im Ganzen die neunte! Uoitard Nouveau mannet «omplet de« instrumeo« d'agrienlturo «t de Jardivax« Iv« plu« moderne«. 8- mit 106 Kpft. l'ari«. 12 fr. F. 6. .4. I^ugol üeeüervüe« et observatioo« «ul* le« maladie« «erokulenae». 8- l'ari«. 7 kr. 3 1^ 8rael»ot l'raite eomplet de l'ti^poeoudrio. 8- kari» et l^?ou. 9 kr. 6. Ltoo De in» rz? I1eol>ercüe« *tati«tilzue« «ur le «uieide, appliljnve« l» publiquv et a la medeciue legale. 8- ?ari«. 4 kr. 30 e. 8Iemolre« de la 8oeivtv ^eolo^iezne de la Trance. 2. «erie. I'ome I. I. parti«. 4. mit 6 Kpft. I'ari«. 15 kr. — Dieselbe giebt seit dem I. 1821 auch ein Uullettu heraus. eette province. ZN Dog 8. ^li^er.-». Aote «ur I'etat de« koree« uavale« de la kranee. 5j Bog. 8. Dari«, imprim. de Vonruier. — Dies ist die zuerst in der Keene de« deux blonde« gedruckte, dann in mehr fachen Ausgaben als besondere Broschüre verbreitete Denkschrift des Prinzen von Join ville, welche wegen der Persönlichkeit ihres Verf. so großes Aufsehen erregt, und bet deren Abfassung und Bekanntmachung Hr. Thterö jedenfalls die Hand mit im Spiele gehabt. — Man vcrgl. damit den kurz vorher von der Regierung publiztrten Ltat de la marine et de« colvuie«. 10. tvvrier 1841. 20j Bog. 8. Dari«, imprim. rov. IHk xeuvral de« douaue« de Trance, dre««ö et publiv par le« «oiu« do I'«dmint- imprim ro^. l tlienari/.) 8 kr. — Neue offizielle Ausgabe des französ Zolltarifs nach einer langen Reihe von Zähren. Die diese? vorhergehende Ausgabe vom Z. 1822, zu der 1826 ein Supplcmenlband kam, war äußerst selten geworden und wurde vollständig bis mit 100 Fr. bezahlt. — Hierbei machen wir aufmerksam auf die durch den Engländer Macgregor her- ausgcgcbene Sammlung von Zolltarifen: OoSnnereiLl tariss« aud regulativ«« ok tk« «ovral «rate« ok Lurope aud America, deren zuletzt erschienener IZ. Gand Spanten enthält. Drei andere durch den Streit des Klerus mit der Universität veranlasste bemcrkcnswerthe Schriften find: I^iliri I^ettre« «ur le elerxö et «nr la liberte de l'eu«eiA»emeut. 8. I'ari«. 4 kr. — II. de kiauevv lliatoire eritiyue et lexi^lative de l iuLtrnetiov pnblique et de la liberts de I'eu«eixuemeut eu branee. 2 vol. 8. Daria. 10 kr. — de 8 a i u t -1* ri e« t (eomte) Hiatoire de la etmte de« geauite« a» 18. »stelle. 8- I'ari«. 7 kr. 30 c. (Mit neuen Aufschlüssen zur Geschichte Friedrich'- II ) 1'. lastet Hiatoire de« quarante kautenils ds I'^eademie fraoyaiao depni« 1« foo- datiou iuaon'a uo« gour«. 1633— 1844- I'ome 1. 8- Ilaria. 7 kr. 30 e. — Auf vier Bände berechnet. Di erlzuin de 6emhlonx Idiomoloxio de« animanx, vo reeüerelie« hiatorione«» auatomiszue«, pl^siolo^ioue«, ptulvloxilzue« et xloa«olo8i<iue« «ur le laox«^ de« list»«. 8. Dari«. 6 kr. ^needota nova deaeripait et annotnvit I?- Doiaaouade. 8- Dari«. 10 kr. — Aov» genannt mit Rückficht auf die von demselben Hellenisten ycrauSgegebcnen ^ueedvt« zzraoca v codieibn« rezij«. tz vol. pari«. 1829-23- 8- V. 8. 6on«taueio Aovo diooiouario vritieo e etimolo^ieo da linxna portngner». 2. ediy. 128 Bog. 4. Dari*. — Sehr zu empfehlendes Wörterbuch. Das von der Lissa boner Akademie hcransgegebcne Wörterbuch blieb angefanqen: Dieeiouario da liugoa por« tu^neLa. I'omo 1 (-^). Lisboa 1793 Fol. tFkhlt bet Ebert und Brunet!) ') Sämmtliche hier angezeigte Werte find durch die Buchhandlung von Asher u. Eo., hiersclbst, zu beziehe». Doe mit dem ZOsien d. M- zu Ende gehende Abonnement wird Denjenigen in Erinnerung gebracht, die in dem regelmäßigen Empfange dieser Blätter keine Unterbrechung erleiden wollen. HerauSgegtden und revigin von I. vchmMtn- Im Berlage von Prit Ks (5o,np. Gedruckt bei A. W. Hayn.