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Wö^emli^ uicdcmen krn Nu'nmern. Pränunreration? - prclS 22^ Sildcrgr. (Z Tblr.) vicriclj^driich, 3 Ll)Ir. fiir d>>S oanze Iükr, odnc Ersöt) unq, in aUcn ^k)cilcn der ^reuAschen Monarcdic. Magazin für die Prünulntrationen werden von jeder Buchhandlung (in Berlin der De,i u. Comp., ^agerstrafie Nr. 25), so wie von allen König!. Poft-Aemlern. angenommen. Literatur des Auslandes. . V- 133 Berlin, Donnerstag den 6. November 1845. Ostindien. Die Philippinen unter spanischer Herrschaft. Die Insel Luzon. Im Südasien dkS asiatischen Kontinents liegt eine große Gruppe von Inseln, Pic warm, wasserreich unv fruchtbar sind und den Umfang europäischer Königreiche haben. Ihr Boden ist noch unberührt und birgt Schäpe, die, wenn man kühn genug wäre, sie ans Licht zu fördern, alle Erwartungen erfüllen würden. Die Inseln werden im Innern von Negern, an der Küste von Malaien bewohnt; doch die Eine» wie die Anderen sind zu roh, um den Werth der Rcichthnmer zu ahnen, die unter ihren Füßen ruhen. Java ist die einzige von ihnen, die in den Hanken fleißiger Besitzer ihren Ueberflnß entfaltet. Dagegen muß man behaupte», daß die Spanier, kic seit fast drei Jahrhunderten die nördliche Gruppe — die Philippinen — beherrschen, nicht viel verständiger gewirthschaftet haben, als die Wilden, von denen sie um geben waren. Anstatt sich der lebendigen Kräfte dieser gewaltigen Natur zu bemächtigen, anstatt sie ihren Wünschen gehorsam zu machen, waren sie zu. frieden, eine spärliche Nahrung von ihr zu erbetteln. Die bekannteren der philippinischen Inseln heißen Mindanao, Negros, Zebu, Samar, Panai, Leyte, Mindoro und Lu^on. Die letztgenannte ist die größte und schönste; sie ist eS auch, welche die Spanier wirklich inne haben, während sie aus den anderen, so zu sagen, nur kampiren. Sie wurden von Magellan entdeckt, der am i. September 1820 mit fünf Schiffen und 237 Matrosen Spanien verließ. Nachdem er den Winter in Brasilien zuge. bracht und zwei Schiffe cingcbüßt hatte, entdeckte er die MagcllanSstraße und gelangte durch sie, zuerst von allen Europäern, in die Südscc. Boller Hoff, nung und stolz, seine kühnsten Berechnungen eintrcffen zu sehen, durchsegelte er in vier Monaten das stille Meer, legte an den Ladronen (Mariannen) an und landete kurz darauf an der Insel Zamal, die zu einer großen Gruppe von Inseln gehörte. Bon dieser Gruppe nahm er Besitz im Namen des Königs von Spanien und nannte sie Sanct-Lazarus. Von Zamal schiffte er nach Zebu, ward von dem dortigen Häuptling gut ausgenommen und bekehrte diesen und viele der Scinigen zum Christcnthume. Aber der Häuptling von Maktan, einer benachbarten kleinen Insel, wollte weder die Oberhoheit des Königs von Spanien anerkennen, noch sich taufen lassen. Magellan griff ihn mit fünfzig Mairosen an, aber die Eingebornen vcrtheidigten sich so tapfer, daß er selbst und acht Spanier getödtet wurde». Don Juan de Serrano, der nach Magellan den Oberbefehl übernahm, fiel ebenfalls im Kampfe mit den Einwohnern von Zebu, deren Muth gewachsen war, als sic sahen, daß ihre neuen Herren nicht so unverwundbar wären, wie sie geglaubt hatten. Don Juan de Carvallo, dem jetzt das Kommando zuficl, beeilte sich, eine Gegend zu verlassen, wo zwei Befehlshaber bereits einen gewaltsamen Tod gefunden hatten und Krankheiten unter den Trümmern seiner Mannschaft wüthetcn. Er war gezwungen, eines von seinen Schiffen zu verbrennen, weil die Ma trosen zur Bemannung von dreien nicht ausreichten. Er kreuzte noch einige Zeit zwilchen den Inseln Zebu, NcgroS und Palarvan und wandte sich darauf nach den Molukken, wo die Schiffe ausgedcffert und mit frischen Lebensmitteln versehen wurden. Auf dem Heimwege wurde noch eines der beiden Schiffe von den Portugiesen genommen, so daß von jener berühmten Erpedition nur die „Victoria", befehligt von Sebastian Cano, mit achtzehn Menschen am 7. September 1822 in San Lucar einlief, nachdem sie die erste Reise um die Welt gemacht hatte. Eine zweite Flottille, die im Jahre 1824 nach den neuentdcckten Ländern ausgerüstet wurde, wurde durch ein Ungewitter zerstreut und kehrte unver richteter Sache nach Hause zurück. - Eine dritte lichtete in Corrwa im Jahre 1828 die Anker. Sic gelangte, nachdem der erste Kommandant, Loayra, gestorben war, unter Sebastian Cano nach den Molukken und wurde hier von den Portugiesen angegriffen. Die meisten Spanier kamen in diesem Kampfe oder in Folge herrschender Seuchen um, und nur ein kleiner Theil war noch übrig, als 1828 eine vierte Erpedition aus Mejiko ankam. Trotz dieser Verstärkung konnten sich die Spanier nicht halten und mußten nach Amerika zurückkehrcn. Ungünstige Winde führten sie wieder nach den Molukken zurück, neue Krankheiten brachen unter ihnen aus und schwächten sie so an Zahl und Kräften, daß sic sich dcn Portugiesen als Gefangene übergeben mußten. Die fünfte Erpedition wurde von Mejiko aus im November 1843 ausge rüstet und stcl eben so unglücklich aus als die früheren. Als die Flotte, trotz dem cs dcr König direkt verboten hatte, wiederum bei den Molukken anlegte, starb der Kommandant Villalobos. Die Schiffe wurde» zerstreut, und nur wenige Spanier kamen 184v nach Europa zurück. Alle diese mißglückten Versuche ermüdeten Philipp s II. Beharrlichkeit nicht. Er schickte 1864 wiederum zwei Schiffe unier den Befehlen des Don Lopez de Legapsi nach den Philippinen, wie die Inseln seit der Erpedition unter Villalobos hießen. Don Lopez gelang es, den Häuptling von Zebu zu unterwerfen und sich auf dieser Insel festzusetzen. Er errichtete ein Fort, zog von Mejiko Verstärkung heran und bekriegte die Malaie» von Sulu und Borneo. Im Mai 1870 unternahmen die Spanier, um sich mit Lebens, mitteln zu versehen, einen Zug nach der Insel Lu^on, die sie bis dahin nur dem Namen nach kannten. Sie gefielen sich auf der Insel, nahmen sie in Besitz und gründeten 1871 daselbst die Stadt Manilla. Kaum aber hatten sie sich festgesetzt, als die neue Kolonie von dem berühmten chinesischen Piraten- König Li-ma-hon angegriffen wurde. Die Seeräuber wurden zurückgcschlagen und verfolgt; Li-ma-hon entkam mit einem Theile der Scinigen, während der andere sich in die Berge Lu?onS flüchtete, wo noch heute ihre Nachkommen unter den Eingebornen zu finden find. Ein Angriff der Japanesen auf die Insel wurde noch blutiger, aber eben so glücklich abgcwchrt. Die Herrschaft der Spanier machte im Innern Lu^onS rasche Fortschritte, die neben dem Glück dcr Waffen besonders dem Eifer der Missioiiairc zuzu- schreiben sind. Die Eingebornen wurden besiegt und getauft, die Häfen, be sonders der von Cavita, in Vcrlhcidigungszustand versetzt und die Stadt Manilla mit Forts umgeben. Im Jahre 1608 empfing der Gouverneur eine Gesandtschaft des Kaisers von China, die, wie sie sagte, kam, um nachzusehcn, ob die Halbinsel Cavita wirklich aus Gold bestände, waö dem Kaiser hinterbracht worden war. Doch dieser lächerliche Grund zeigte sich bald als Vorwand, denn die Ge- sandten wiegelten di^28,000 Chinesen, die sich auf der Insel angebaut hatten, gegen die Spanier auf und veranlaßten die Revolte, die ihnen beinahe die ganze Kolonie in die Hände gespielt hätte. Nachdem eine Menge Spanier und Eingeborncr von dcn Empörern umgebracht war, ergriffen die Mönche selbst die Waffen, spornten die Ihrigen zu einer letzten Krastanstrengung an, hielten die Chinesen in ihrem Siegesläufe auf und brachten ihnen eine voll, ständige Niederlage bei. Man verfolgte die Geschlagenen in das Gebirge und zwang sic durch Hunger zur Ucbergabe, die sie mit Ermordung ihres Anführers und Ueberscndung seines Kopfes an den Gouverneur bethätigten. Dieser Sieg brachte den Spaniern nur für einige Z;it Ruhe, denn dreißig Jahre später empörten sich wiederum gegen 30,000 Chinesen, meist Ackerbauer, und verschanzten sich in einem Dorfe zwei Meilen hinter Manilla. Auf diese Weise beherrschten sie den Fluß, dcr an der Stadt mündete, und schnitten der selben die Zufuhr ab. Mit großer Mühe vertrieb man sic aus ihrer Stellung, auf der Flucht aber verheerten sic das Land, bis sie einzeln gefangen und um gebracht wurden. Seit dieser Zeit lehnten sich die Chinesen nicht mehr aus. Nun aber begannen die Eingebornen, sich zu empören. Nach einem schrecklichen Erdbeben, das 1643 Manilla ganz und gar zerstörte, sammelten sich die Malaien in den Provinzen Pampanga und Pangasinan und wählten sich einen König. Der Aufstand ergriff alsbald noch zwei andere Provinzen; die Al. kaden wurden verjagt oder getödtet und selbst die Mönche und der Bischof von JlocoS nicht mehr geschont. Weder die Siege der spanischen Soldaten, noch die Hinrichtung des König-, der in die Hände derselben gefallen war, konnten den Muth dcr Insurgenten brechen; erst als die Mönche ihren alten Einfluß wieder erlangt hatten, gelang eS, die Ordnung wiedcrhcrzustellcn. Ueberhaupt spielen die Mönche auf jeder Seite der Geschichte von Lu^on; immer sind sie oben auf, eS sey ein Feind zu bekämpfen, ein Aufstand zu untervrückcn, oder ein Volksstamm zu bekehren. Ihre Rolle wäre auch wirklich schön, wenn sie sich mit dem Mittleramte begnügt und nicht stets dahin gearbeitet hätten, dem politischen Oberhaupt alle Gewalt aus Händen zu reißen. Sobald die Kolonie vor äußeren Feinden sicher war und die unterworfenen Stämme das spanische Joch mit Geduld trugen, begannen Ränke und Zwistigkeiten zwischen Re gierung und Geistlichkeit. Die Mönche nahmen sogar zu künstlichen Revolten ihre Zuflucht, um ihre Zwecke zu erreichen. Im Jahre 1664 bewirkten sie, daß der General-Capitain Don Diego de Salcedo sich in Mejiko vor dem Jn- quisitionS-Tribunal zu Acapalco stellen mußte. Doch wagten selbst die In quisitoren nicht, einen Mann zu verurtheilcn, dessen einziges Verbrechen darin bestand, daß er bei dem ewigen Häver zwischen Erzbischof und Mönchen keiner Partei zu Hülfe gekommen war. Er wurde wieder nach Manilla zurückge schickt, starb aber aus dem Wege, und die Strafe, die vom Könige über die