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6:g telbare Folg« davon. Man hat häufig über das Seltnerwerden dec Bescheidenheit in unserm Zeital ter geklagt, und nicht überall Mit Unrecht; aber man hat noch öfter das Wort und die Sache genug- braucht. Ucber Sachen, welche ich versiehe, oder in weichen ich hinlängliche Einsicht habe, Musi ick meine Meinung frei und bestimmt, jedoch mit Ur- b.uutät, äußern, sey auch auf der andern Sette die Autorität dec Atters, der äußern Wurde u. s w. noch so groß. In diesem Fall kann nach obiger De-' finitien von Bescheidenheit gar niebt die Rede seyn, tvol)l aber von dem Anstande, der Form des Vor trags. Es wäre sogarmneincr Selbstständigkeit und der Cache schädlich, wenn ich mich hierin von je dem Andersdenkenden wollte dcsc! eid, n 1 ch'en, und es ist lächerlich, immer den Z'ifftz wenigstens zu fordern: ,,so wett ich es versiehe, meiner Mei nung, meiner Einsicht nach," denn das versteht steh ja doch von selbst. Auf das äußere Betragen ist der Ausdruck: Bescheidenheit, seiner Natur nach noch weniger anwendbar. Hier kann in dem Sin ne, welche!: man mit jenem Worte fälschlich verbin det, wieder nur von Anständigkeit die Rede seyn. Diese verwirrten Begriffe haben und benutzen aber gewisse Leute, die da meinen, ihr Alter, ihr Stand, die Autorität, welche sie in ihrem Publi kum behaupten, gäbe ihnen das Recht, keinen Wi derspruch zu dulden, und schelten jeden, der ihre versessenen Irrthümer angreift und an dem mor schen Gebäude, dem das Alter Respekt verschaffen soll, rüttelt, unbescheiden. Za cs geht so weit, daß sie es nicht einsehen, wie sie selbst ost höchst unbescheiden sind in dem Augenblick, da sie andere so nennen. Sie sind es aber offenbar, indem sie sich nicht bescheiden lassen über Dinge, worin ihnen hinlängliche Einsichten abgehen, weil sie es entwe der nie ernstlich genug mit dem Studio gemeint ha ben , oder nicht fortgeschritten sind mit der Zeit. 6.ZO Man lasse sich nicht bethören, wenn Beschränkt heit und ein niederer Smu, die sicy so gern zu einander gesellen, die schönsten Keune in dem un seligen Indlffereutismus, dun Feinde alles Groffm, Wahren und Herrlichen, ersticken wollen. Sw be dürfen seiner nur zu sehr, um rucht m ihrer nr- sprün.ttt.1 en Aernuth und Bioge zu erscheinen. War- lieh dieser hettmse Indifferentismus in allen Dm- gen,, tue nickt unmittelbar das leibliche Wohl n..S Weh betreffen, lhut zu unsrer Zeit tausendmal mehr S l aden, als vielleicht hie und da eine etwas zu rohe Behandlung einer gemeinen Natur. Auf eine» Lieferanten. Ein weiches Ruhekissen Ist doch mein gut Gewissen!- So schrie cm Lieferant, Durch Stichelei entbrannt. O warst du, Sprichwort, wahr, So müßt' er wohl noch gar In seinen letzten Zügen Wie aus dem — Strohsack liegen! Mke. Auflösung des vorigen Rathfcls: Federmesser. Vuchstabcurathscl. Mit L ist es der Seligkeiten größte, Mit D sinds schlechte ungebctne Gaste, Mit H beut es das Schwert beim Schlachtenfesie. Friedrich v. Klotz,