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18 Nr Dresden, den 24. Mai 18*6. Theodizee. ^DntteS Probegedicht von Assmann.) Es ist ein Gstt!" Ich glaub' es nicht allein; im innern glühen der Ueberzeugung Helle Sonnen mir! Laß, Atheist, dein Irrlicht Funken sprühen, ich folge nimmer, Weisheitsgaukler, dir; zu deinen Sümpfen sollst du nie mich bringen, laut will ich — meine Brüder warnend — singen: „es ist ein Gott!" Es ist ein Gott. Woher denn sonst das Ich, das Dicß sich sagen, das Lenken, wissen, zweifeln, glauben kann? Din ich, und kann das freie Ich sich wagen im Flug bis zur Unendlichkeit — 0, dann, dann muß ich Gott den höchsten Urgeist nennen, muß, überzeugt, vor aller Welt bekennen: „es ist ein Gott!" Es muß Gott seyn. Denn könntest du wohl eine Norm dir denken, giebt'S ein Gesetz, das keinen Geber hat? Gesetz ist da — und Keiner darf es kränken, so folgt die Strafe auf dem Fuß der That; und des Gesetzes weisester Urheber, der mächt'ge Aufrechthalter ist der Geber, ist Gott — Gott ist. Es ist ein Gott. Wie könnte sonst es eine Tugend geben? Und — sprachen wir dem Tugendglauben Hohn — vermögen wir, zu langnen ew'ges Leben, verkannter Tugenden gewissen Lohn? Drum lehrte uns der Königsberger Weise, (und dir sey Dank, du großer, sel'ger Preuße), „es sey ein Gott." Es ist ein Gott. Es muß, weil alle wir nach Wahrheit streben, und nicht nach Unwahrheiten und nach Schein, durchaus ein ew'ges Reich der Wahrheit geben, und solches Reich kann ohne Gott nicht seyn. Hier tapp' ich wie in finstern Labyrinthen; im Reich der Wahrheit muß ich Wahrheit finden; drum ist ein Gott. Es ist ein Gott. Hast du in deinen ernsten, stillen Stunden, in einer heil'gen, ungestörten Nacht, das Höchste, Letzte — hast du es gefunden?