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226 sundcn und auch künftig in dem in seinem Sinne und zu seiner Ehre sort- lebenden Kreise finden wird! — Triest. Heinrich Stieglitz." Einem uns zugegangenen Wunsche gemäß, ist die Erpedition des „Maga- zins für die Literatur des Auslandes" (in der Buchhandlung der Herren Veit u. Comp., Jägerstraße Nr. 28 in Berlin) mit Vergnügen bereit, auf Paride Zajotti'S „Literarische Erziehung der Jugend" entweder in der deutschen Ueber- setzung van Di. Heinr. Stieglitz, oder auch im Originale (Vella vetteratura ttiovsnile) Subscriptionen anzunehmen, deren Betrag (1^ Thlr. pro Exemplar) jedoch erst beim Empfang des durch buchhändlerische Vermittelung eingehenden Werkes entrichtet wird. Pracht-Exemplare desselben in italiänischer oder in deutscher Sprache werden zu 4 Fl. C. M. (2r Thlr.) zu haben seyn. Tafso's lyrische Gedichte, übersetzt von Karl Förster. °) Das vorliegende Werk, welches kurz nach der Uebersetzung Petrarka's (1818) im Jahre 1821 (in Zwickau) zum erstenmale erschien, erhalten wir jetzt vielfach vermehrt und verbessert als letztes Vermächtniß aus der hinterlassenen Handschrift des fleißigen und gewandten Ucbcrsetzers, herausgegeben von seiner Witwe mit einer herzlichen Widmung an Ludwig Tieck. ES ist eine sorgfältige Auswahl aus einem reichen, vorher in Deutschland kaum gekannten Schatze von mehr als 1800 lyrischen Gedichten Taffo's. Mag auch vielleicht der Uebersetzer, wie es ja fast einem Jeden geht, der lange mit Liebe an einem literarischen Werke gearbeitet hat, den poetischen Werth derselben etwas über schätzen, so enthält die Sammlung neben minder Bedeutendem doch des Herr lichen genug, um neben dem epischen auch dem lyrischen Dichter unsere Be wunderung und Liebe zu erwerben. 'Wir erinnern nur an die ergreifenden Sonette: Vissi e la prima etsäs Dinare so. und (juamiu avran qucuti luei o gueste eo. (I, 38. 37) und an die leider unvollendete, Kanzone 0 sei gr-mä' Apennin» ec. (2, 41), in welcher Taffo um den in der Verbannung gestorbenen Vater und um die Mutter trauert, die er als zehnjähriger Knabe verließ, dem Vater zu folgen, und niemals wiedersah. Die Sonette find ärmer an Inhalt und deshalb öfter gekünstelt, — auch scheinen fle dem Uebersetzer weniger ge lungen, freilich mochte ihn auch die unbequeme Form hemmen, — in den Kan- zoncn aber entfaltet fich der ganze reiche Dichtergenius. In der den Gedichten vorangehenden Abhandlung versucht Förster, die poetische Eigenthllmlichkeit Tasso'S zu schildern und seine Auffassung derselben aus den Gedichten selbst zu beweisen. Er drängt sein Urtheil zusammen in die Worte: „Taffo war der letzte Romantiker der italiänischen Dichterschule." In dem liebenswürdigen Träumer, der, so lange er lebte, ein Fremdling in der wirklichen Welt blieb, sammelte sich noch einmal das ganze romantische Sehnen des scheinbar schon ganz verschwundenen Mittelalters, nm mit einem Schwanengesange auf ewig von der Menschheit Abschied zu nebmen. Darum waren des RitterthumeS Grundpfeiler, Liebe, Ehre und Glaube, auch die Elemente Gottfried'S im be freiten Jerusalem, auch die Elemente des GemütheS unseres Dichters. Und diese romantische Dreieinigkeit erscheint auch in den lyrischen Gedichten wieder, die merkwürdig genug in den ältesten Ausgaben gctheilt sind in Kime smorose, rime eroicbe, rime ssers e morsli. — Die Uebersetzung ist fließend und sauber. Nur selten stören mißfällige Dehnungen oder an ungehörigen Stellen Tro chäen statt Jamben-, Wir theile» hier die oben erwähnte Klage-Kanzone v <Iel xranst' Apennin» ec. mit: O du im Munde Aller, Doch kleiner Sohn des großen Apenninen, Deß Nam- weil Heller ist al» seine Wellen; Ein flüchtig irrer Waller, Bin ich um Schutz und Ruhe hier erschienen An deinen freundlich-holden llfcrstellcn. Die hohe Eich', um die befruchtend schwellen Deine Gewässer, daß sie weitaus sendet Die Aest', und Meere deckt und Berg' und Matleil, Breit' nm mich ihren Schatten! Der wirthlick heil'ge Schatten, welcher spendet Jedem in seiner Frische Nast und Pflege, Schließ in sein Dunkel mich, daß mich die blinde, Grausame Göttin nicht erseh' und finde, Die, blind, mich dennoch sieht, ob Thalgehegc, Ob BcrgcShöh'n ich mir zur Flucht erspähe, Ob durch die Nacht ich gehe lind unerkannt auf einsam finstrem Stege, Die so viel Augen, scheint'«, mich z» entdecken, AIS Pscilc hat, mit Wunden mich zu schienen. Ach! seit ich Luft und Leben Zuerst geathmet, seit mein Auge offen Dem Licht, daS mir nur heiter nie zu finden, War ich zum Ziel gegeben Der Grausamen, und trug, von ihr getroffen, Wunden, die kaum durch längstes Leben schwinden. Glorwürdige Sirene mag eS künden ; Denn meine Wiege stand an ihrem Grabe. 'i Auserlesene lyrische Gedichte von Torguato Taffo. AuS dem Italiänischen übersetzt von Karl Förster. Mit einer Einleitung: „lieber Torguato Taffo als lyrischer Dichter." Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Leipzig. 18«. — Bildet da« »tste und «2ste Heft der bei Brochhau« erscheinenden: „AuSgewählten Bibliothek der Klassiker dcS Aus landes. Mit biographisch-literarischen Einleitungen." O, daß beim ersten Streich' ich GrabeSstätle Dorten gefunden hätte! Doch vom Geschicke ward, ein zarter Knabe, Dem Mutterbusen grausam ich enthoben. Der Küss', ach! denk' ich seufzend noch im Kerzen, Der thräncnfeuchten, denke noch mit Schmerzen Fcur'gcr Gebete, die im Wind zerstoben. Denn nie mehr sollt' ich Äug' in Aug- ihr blicken, Ric mehr sie an mich drücken, Von MMtcrarmcn eng und sest umwoben; Dem Vater, gleich Camille» und Askanen, Folgt' ich, dem Irrenden, aus irren Bahnen. Verbannt, Armuth mein Erbe, Wuchs ich heran bei traurig irren« Schweifen. Zu früh mußt' ich de« Unglücks Schmerz erfahren; Denn in de« IannnerS Herbe, In herben« Leid, ach! sah zu früh ich ressen Die Jahre, da sie selbst noch herbe waren. Sein krank entblößtes Alter, all' die Fahre«« Erzähl«- ich gern, da setzt der schmerzenSvollen Seufzer ich selbst nicht sattsam in mir trage. Um Stoff zi« seyn für Klage. Doch soll ich Andern, alS mir, Thräneu zollen? Schon wollen mir nicht g-nug der Seufzer kommen, Und diese zwei so vollen Quelle«« reichen Richt mehr, all- meinen Jammer auszngleichcn. Barer, o guter Vaier, sahst die frommen Thronen, die ich dem Todten weint' und Kranken, Die Seufzer, die dir sanken Auf Bett' und Grab. Zürn Himmel ausgenommen, Darf jetzt nur Preis, nicht Thränen dich begrüßen; Für mich nur soll mein Auge sich ergießen. Anmerkungen. Diese leider! unvollendet gebliebene Kanzone ward von Taffo im I. l!7i, bald nach seiner Ankunft am Hofe von Urbino, gedichtet, wohin er von Ferrara geflohen war. Stanze I, 2. Kleiner Sohn de« großen Appennincn, der Mctauro, ein kleiner Fluß, der da« Herzogthum Urbino durchströmt. V. 7. Die hohe Eiche, der Herzog von. Urbino selbst, der eine Eiche in seinem Wappen führte. St. 2. Gmgnen« fgi»t. Ntt-c. D. V, p. 218) preist mit Recht da« so natürlich und doch zugleich so dichterisch ausgesprochene Gefühl in dieser und der folgenden Strophe: no oouuoi« rieu", setzt er hinzu, „ÜLNS touts la Poesie itallenne, pent-Stre mZme San« 1-etrargue, giie l'vn pulsss mettre au ckeaaue." V. 7. Glorwürdige Sirene. Rach der Sage befindet sich da« Grabmal einer Sirene in der Nähe von Sorrent», der Bater- stadt unseres Dichters. V. lt. Doch von« Geschicke ward u. s. w. Tasso'S Vaier, Bernardo, war mit dem Fürsten von Salerno, Ferrante Sanscvcrino, geächtet worden und kam ISS! nach Rom. Er wünschte die Scinigen um sich zu haben; aber seine zu Neapel zurückgebliebene Gatlin erhielt von ihrer stolzen Familie die Erlaubnis« nicht, daS Schicksal ihres Gauen zu «heilen. Torguato allein, damals I» Jahre alt, wurde dem Vater zugeseudet. Jener sah seine Mutter nie wieder. Das Sonett, «vorin er von ihr Abschied nahm, ist leider verloren gegangen. D. N>. Gleich Camilten, die Tochter des MctabuS, der, aus Privernum fliehend, sie mit sich trug. S. Birg. Aen. Ii, SSO- I-rirerlio antigua hfetLbu« enm rreeürre« urh», lutautem kuzzien» mecki» iutor proelii« belli Lnstulit exilio comitem eo. St. S. Tasso'S Vater, Bernardo, starb den 4. Sept. trkS. Taffo eilte von Ferrara zu ihm und war in den letzten Augenblicken deS Sterbendem Trost. Er selbst war lange untröstlich. - Ostindien. Das britische Indien im Jahre 1843. Vom Grasen von Warren. (Schluß.) Giebt es wohl ein betrübenderes Schauspiel, als das einer Nation, die in Europa fich so gewissenhaft, so eifrig mit dem Glücke der Menschen beschäftigt und ihr wohlthuendeS Patronat überall hin zu verpflanzen bemüht ist, und die gleich, wohl in Asien daS scheußlichste Gewerbe treibt? Den kleinen Sultanen, welche durch das Precaire ihrer Stellung, die von der Laune der Compagnie, oft auch nnr von dem Willen deS Gencral-GouvcrncurS abhängt, darauf hingewiesen sind, dieselbe zu benutzen und zu genießen, spendet England Gold aus vollen Händen, eS betäubt sie mit Weihrauch und bedeckt sie mit Schande, es arbeitet an der Auflösung ihrer Reiche, an der Vertilgung der Racen, welche in der Dunkel heit, in der sie cingeschlossen gehalten werden, langsam verkümmern. Nicht vor denen, die mit dem Schwerte zuschlagen, sondern vor denen, die unter Blumenguirlanden den Tod bringen, muß man sich hüten. Und in der That giebt eS keine grausamere Ironie, als einen Thron aufrecht zu erhalten, eine sterbende Dynastie ins Leben zurückzurufen, bloß weil man im Augenblicke auf den Empfang der Erbschaft noch nicht hinlänglich vorbereitet ist. — Die Com pagnie, welche doch so gar nicht eigennützig ist, beklagt sich von Zeit zu Zeit darüber, daß sie gezwungen ist, ihrem Territorium ein Reich einzuverleiben, welches fich ihr hingiebt, in der Art etwa, wie der Hirsch, um sich vor der Meute zu retten, sich dem Jäger überliefern würde. Herr von Warren bietet uns darüber einigen Aufschluß. „Mit dem Tage, an welchem sich die Com pagnie die Herrschaft einer Provinz förmlich zuerkcnnt, verliert sie einen großen Theil ihrer Vortheile, da sie aufhört, die substanziellen Mittel derselben zn verschlingen. Die gekrönten Vasallen find die grausamen Instrumente, deren sich die Compagnie bedient, um alles Blut, alle Rcichthümer eines Volkes auS- zusaugen; sie sind politische Marionetten, welche bestimmt find, den Haß des Volkes zu täuschen. Wenn man nun aber ein Reich in eine englische Provinz verwandelt, so fallen die Kosten des Truppenkontingents auf die Compagnie