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Wöchentlich erscheine» drei Nummern, Veinumerationö-Prei« 22j Silbergr. (j THIr.) vierteljährlich- 3 Thlr. für da« ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen her Preußischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden von jeder Buchhandlung (in Beoiin bei Dele u. Comp,, IagerstraS« Nr. 28), so wie von allen König!. Post-Aemtern, angenommen. Literatur des Auslandes. .1/ 108 Berlin, Dienstag den 9. September I84S. Frankreich. Briefe und Instructionen Ludwig's XVIII. an den Grafen von St. Priest.") Francois Emanuel de Guignard, Graf von St. Priest ward im I. 1738 zu Grenoble geboren und starb, 8V Jahr alt, im I. 1821. Einem alten adeligen Geschlechte entsprossen, trat er früh schon in den Dienst des Königs und des Hofes und ward er bald zu wichtigen diplomatischen Missionen, unter Anderem in Konstantinopel, verwandt. Brim Beginn so wie in den ersten Jahren' der Revolution war er Minister Ludwig'« XVI., dem er mit Treue anhing, doch hatte er das Glück, dem Kerker und der Guillotine zu entgehen, indem er sich noch zeitig genug in das Ausland begab, in welchem er nicht bloS während der Dauer der Republik, sondern auch während der Kaiserzeit als Verbannter blieb, bis ihn die Restauration wieder in sein Vaterland zurückrief, wo er indessen nur noch wenige Jahre in stiller Zurückgezogenheit lebte, nachdem er das Unglück hatte, seinen ältesten Sohn zu verlieren, der als kaiscrl. russischer General im I. 181» unter Blücher das achte russische Armee. Corps befehligte und in der Schlacht bei Laon getödtet wurde. Im Mai 1791 hatte Graf von St. Priest Frankreich verlassen, und zwar begab er sich über England nach Schweden, wo der Bruder seiner Frau, Graf von Ludolf, Gesandter des römisch-deutschen Kaisers war. Gustav III. nahm ihn so freundlich auf, daß er sich entschloß, seinen bleibenden Aufenthalt in Schweden zu nehmen. Nachdem ihm jedoch der König anvertraut hatte, daß er den Plan gefaßt, sich an die Spitze einer CoalitionS-Armee zu stellen, um den König von Frankreich ans den Händen der Revolution zu befreien, wobei er hauptsächlich auf die Mitwirkung der Kaiserin Katharina zähle, hielt er es für seine Pflicht, eine Reise nach St. Petersburg zu unternehmen, um die Kaiserin in diesem Vorhaben aufzumuntern. Dort fand er jedoch nichts weniger als große Willfährigkeit, auf Gustav'S Projekte einzugehen. Katharina bot dem Grafen, den sie als Diplomaten wie als besonnenen Staatsmann schätzte, den Eintritt in den russischen Staatsdienst an, was er zwar für seine Person ablehnte, für seine Söhne jedoch nachmals annahm. Ueber Warschau und Dresden ging er darauf nach Berlin, um auch dort sein Glück im Inter, esse der bedrängten französischen Dpnastie zu versuchen. Mit beredten Worten stellte er dem Könige von Preußen die Lage Frankreichs und die Gefahren Ludwig'S XVI. und seiner Familie vor. „Friedrich Wilhelm II.", erzählt Herr von Barante in seiner Lebensbeschreibung St- Priest'S, „zeigte auch in der That ein sehr lebhaftes Interesse und den besten Willen-, allein, so fügte er bedauernd hinzu, er habe nicht das Recht, sich zuerst in die Angelegenheiten Frankreichs cinzumischcn, was vielmehr dem Kaiser Leopold, als nahem Vcr- wandten Ludwig'S XVI., zustehe, in welchem Sinne sich auch die beiden Monarchen bei ihrer kürzlich stattgcfundenen Zusammenkunft in Pillnitz aus gesprochen hätten. ES war deutlich, daß in jenem Augenblicke weder die eine noch die andere Macht Lust hatte, ihre Armee marschiren zu lassen. Dies er kannte Herr von St- Priest bald, und er sprach darum auch nicht mehr über das Projekt der bewaffneten Intervention." Zu jener Zeit nämlich hatte Ludwig XVI., dem eben in VarenneS der Plan zur Flucht mißlungen war, den Entschluß ausgesprochen, mit der Der. faffung von 1791 regieren und keiner Idee zu einer Contrerevolution mehr Gehör geben zu wollen. Deshalb fand Herr von St. Priest auch bei allen Höfen, die er bereiste, mit Ausnahme Gustav'S III., kein Verlangen, in die französischen Händel zu intervenircn. Herr von Barante theilt nach den Tage- büchern des Herrn von St. Priest manche Einzelheiten aus jener Zeit mit, die in dem eben erschienenen Buche nachgelesen zu werden verdienen. Dieses Buch ist jedoch hauptsächlich herauSgegcben, um das Verhältniß darzustellen, in welchem sich der verbannte französische Minister zu dem ebenfalls verbannten Grafen von Provence, dem nachmaligen Könige Ludwig XVIII., befunden. St. Priest, der während der SchreckenSjahre der französischen Re. volution in Stockholm gelebt hatte und dort die Trauerbotschaft von der Hin. richtung seines SouverainS, so wie von dem im Jahre 1794 erfolgten Tode Ludwig'S XVII., erhielt, ward nämlich 1798 von dem Grafen von Provence, der sich jetzt als König Ludwig XVIII. betrachtete, zu sich berufen. Ludwig hatte in Verona sein Kabinet um sich, in welchem der Herzog von Montgupon, '1 ot luatruotivu» So I-oul» XVI». »u e«mt« So 8t. prioot. Nröcoäoo« S'ouo uotio« poo So »,r,°to, Pole So kran-o, Uembro So l^oaäimio oto. I»»rl« I««. — Berlin, A. Asher u. C°. der Graf von Avarap und der Baron von Flachslanden als Minister und StaatS-Secretaire arbeiteten. Zu diesen sollte nun auch der Graf von St. Priest treten, der zugleich als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister des Königs von Frankreich bei verschiedenen Höfen beglaubigt werden sollte. Das Schreiben, durch welches Ludwig ihn zu sich einlud, lautet folgendermaßen: „Verona, »l. August I7»s. „Der Augenblick ist gekommen, mein Herr, wo ich mehr al« jemals suchen muß, mich mit erleuchteten Männern zu umgeben. Ich selbst bin Zeuge ge- wesen von dem Muthe, dem Eifer und der Treue, mit welchen Sie dem Könige, meinem Bruder, zu einer eben so furchtbaren als schwierigen Zeit gedient haben. Ich kann keine bessere Wahl treffen, als Sie. Kommen Sie daher, um einem freien Könige, fern von seinem Throne, die Unterstützung Ihrer Einsicht und Ihrer Talente zu leihen, wie Sie sic einem gefangenen Könige auf seinem Throne geliehen. Ich kann Ihnen in diesem Augenblicke keinen bestimmten Ort unserer Zusammenkunft nennen, da ich selbst über den Weg, den ich einschlagen soll, ungewiß bin-, gehen Sie jedoch jedenfalls nach Hamburg; di« Sie dort angekommcn, dürfte ich wohl einen Entschluß gefaßt oder einen bestimmten Aufenthalt genommen haben und werde ich Ihnen dem- nach dorthin weitere Instructionen ertheilen; gleicherweise werde ich für die nöthigen Ausgaben Ihres Departements so wie für Ihren Aufenthalt bei mir Sorge tragen. „Zweifeln Sie nicht, mein Herr, an meinen Gesinnungen für Sie Ludwig." St. Priest gehorchte dieser Aufforderung. Zunächst und bevor er mit dem Grafen von Provence zusammentraf, begab er sich nach St. Petersburg, wo zwar bereits der Fürst Esterhazy zugleich als Bevollmächtigter der französischen Prinzen beglaubigt war, doch nach der Meinung der Letzteren ihr Interesse beim russischen Hofe nicht kräftig genug wahrnahm. Katharina lebte damals noch und zeigte sich jetzt nicht minder ungeneigt als früher, in den Angelegen- heiten Frankreichs zu interveniren. „Wer", sagte sie zu St. Priest, „kann mir wohl jetzt rathen, mich in einen Streit einzulaffen, von welchem sich Spanien und Preußen, die doch beide dem Schauplatze viel näher liegen, be reit« zurückgezogen?" — Die Kaiserin war in diesem Augenblicke noch zu sehr mit den au« der letzten Theilung Polens sich ergebenden Konflikten beschäftigt, um an etwas Anderes, außer etwa noch an die Vermählung einer ihrer Töch. tcr mit dem jungen Könige Gustav IV. von Schweden zu denken. Letzterer war zu diesem Behufe nach St. Petersburg gekommen; da ihm hier jedoch Bedingungen in Bezug auf den griechisch-rusfischen Gottesdienst seiner künftigen Gemahlin gestellt wurden, die er als verletzend für seine Souverainetät an- sah, so verließ er plötzlich die russische Hauptstadt und brach alle Verhand lungen ad. Dieser Umstand soll auf das Gemüth der Kaiserin einen so pein« lichen Eindruck gemacht haben, daß ihm zum Theil ihr Ableben zugeschrieben wurde, denn sie ward bald darauf von einem Schlagflusse getroffen. Kaiser Paul zeigte sich insofern den Wünschen der Emigranten günstiger, als er das aus französischen Edelleuten zusammengesetzte Londösche Corps, das sich bis dahin bei der Armee Oesterreichs befunden hatte, nach dem Frieden von Campo.Formio in seine Dienste aufnahm und dem Grafen von Provence, — der von Verona, dem Gebiete der Republik Venedig, vertrieben worden, von da nach Blankenburg am Harze unter den Schutz des Herzogs von Braun schweig sich begeben hatte und von dort endlich nach Schloß Jevcrn, das der Kaiserin Katharina, al« Anhalt-Zerbstischcr Prinzessin, gehörte, sich zurückzu- ziehcn im Begriffe war — »ine sicherere Zufluchtsstätte zu Mitau, im Schloff« der Herzoge von Kurland, bewilligte. Aber einen Feldzug für die Sache der Bourbonen zu unternehmen, hielt er auch nicht für räthlich; ja, er gestattet« dem Grafen von Provence nicht einmal, was er so dringend gewünscht hatte, nach St. Petersburg zu kommen, um sich dem Kaiser persönlich vorzustellen. (Schluß folgt.) Brasilien. Kidder's Reisen in Brasilien.") Der Verfasser dieser Reisebeschreibung ist «in amerikanischer Missionär, der von der New-Aorker Bibel. Gesellschaft nach Rio Janeiro gesandt wurde, *) kketolie« o5 kestdeuve sud 1'rLve!» io Lrsril. tl>e Kev. vauiel Ltdder. Vol. l. Doudou Nen Vork, 18^.