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53. Jahrgang Berlin, Donnerstag, den 5. November 1936 undRvden Nummer 45 Richard Rrauner zum Gedenken Von Hermann kelsedle So war 'das immer, damals in der Kampfzeit in München. Wenn einer aus der kleinen Kämpfer schar des agrar-politischen Apparates der NSDAP, nach München kam, um bei R. Walther Darre Rat oder Hilse oder Beföhle zu holen, dann kam er im Braunen Hause zuerst in das kleine Vor- zimmerchen. Dort saß, immer dieselbe wohltuende Atmosphäre der Beruhigung ausstrahlend, der stille Pg. Arauner. Und mochte die seelische Verfassung desjenigen, der in diesem Vorzimmer wartete, eine nach der einen oder anderen Richtung hin noch so unausgeglichene sein: Es gelang dem freundlichen, im tiefsten Sinne gütigen Wesen 'des Pg- Arauner stets, jene stabile Gemütshaltung herbeizuführen, die eine wesentliche Voraussetzung für die frucht bare Aussprache mit R. Walcher Darre selbst war. Da saßen sie nun der Reche nach beim Pg. Arauner: Jener Parteigenosse, dem die Polizei wegen an geblichen Hochverrats auf den Fersen war, und jener, der 1932 bei Nacht und Nebel über die österreichische Grenze geschafft werden mußte, jener, der ziemlich ratlos -vor seinem Auftrag stand, ohne Geld ein agravpolitisches Kampsblatt «Utzuzichen, und jener wiederum, dem aus -dem oder jenem Grunde «in dienstlicher Anpfiff sicher war. Alle aber waren sie dem stillen Pg. Arauner von Herzen dankbar, weil er alles eben Mögliche für sie mit Selbstverständlichkeit tat. Er war im wahrsten Sinne der gute Hausgeist des agrarpolitischen Apparates. Und dann kam nach der Machtübernahme die Zeit, da R. Walther Darrö den stillen P-g .Arauner nach Berlin berief und ihn im Rahmen 'der stür misch bewegten Aufbauarbeit des Reichsnährstandes wiederum an eine höchst verantwortliche Stelle stellte. Er wurde wiederum der gute Geist einer neuen Institution, -von der in Jahrhunderten bestes Bauernblut geträumt hatte: des Deutschen Reichs bauernrates, als des einigen und einheitlichen bäuerlichen Führerkorps. Und wenn heute, nach wenigen Jahren, bereits die deutschen Bauern führer eine der großen Sache des deutschen Bauern tums mutig verschworene Kameradschaft darstellen, so ist dies nicht zuletzt das Verdienst des Siegel bewahrers des Deutschen Reichsbauernrates, Richard Arauner. Und heute, an diesem trüben Novembertage, stehen wir nun fassungslos vor der furchtbaren Tatsache, daß dieser stille Pg. Arauner ganz stumm geworden ist. Ein völlig sinnlos scheinendes Ge schick hat ihn am 1. November zu einem der Todes opfer des grauenhaften Fl-ug-un-glücks über dem Thüringer Wald bestimmt. In den Sielen, in Aus übung seines Dienstes, wie man es sich bei ihm ja nicht anders denken konnte, -ist er still von uns gegangen. An seiner Bahre trauert neben den An gehörigen der, dem er am nächsten und treuesten war, sein Freund R. Walther Darre. An der Bahre stehen wir, die wir Jahr um Jahr ihm kameradschaftlich zugetan waren, stehen die alten Münchener Mitarbeiter, die landwirtschaftlichen Gau- und Kreisfachberater und alle -die Partei genossen, die in der Kampfzeit irgendwo draußen im Dorf für Adolf Hitler gskämpft Haben. An seiner Bahre steht das heute geeinte und vom Untergang gerettete deutsche Bauerntum, das ihm mit söine Rettung verdankt. Morgen und in Jahrhunderten aber, wenn deutsche Bauernführer im Dienst am Volk ver sammelt sind, wird dein Name, Richard Arauner, genannt werden. Und wie heute unsere trauernden Herzen im Gedenken an dich schlagen, so sollen die, die -na.ch -uns kommen, deiner gedenken im Be kenntnis zu dem Kampf, -den du in Treue be standen hast. p rum nnck Totensonntag ^ersoHän/ang uon OateHtassenHestrnr- mangea /ün Aosenp/tanren T^cknaattseHe itDÄper Oie lppsseetertang im //aasganten „Oie /ngenck tetstete //-Men riet meiir ats Heute" Oe/Ms/nn unnck rum peeLeeeHeu OrnHün/te aus penpacHtang gelten ats tanck- n-trtscHaMcHe LereuFuisee Oie /UaeHtoeckuuuF rn ciee Oartenbaa- mieOe/m/t /etrt uotmemiiFee O/iaureuscHutr Der Lebensweg Richard Arauners Der so plötzlich bei dem tragischen Flugzeug unglück im Thüringer Wald in jungen Jahren ums Leben gekommene Siegelbewahrer des Deutschen Reichsbauernrates, Richard Arauner, wurde am 19. April 1902 in Solnhofen in Mittolfranken geboren und legte nach dem Besuch der dortigen Volksschule auf der Realschule in Weißeriburg in Baden das Abituri-entencxamen ab. Dann ging Richard Arauner als LandwirtschaftAehrling nahe zu drei Jahre in die Praxis, um anschließend von 1921/1924 an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Weihenstephan und an den Universitäten Gießen und Göttingen Land-Wirtschaft zu studieren. In Göttingen legte er das Examen als Diplomland wirt ab. An der Universität -Gießen, wo er zu-m erstenmal mit dem damaligen Studenten Darre zusammenkam, bestand er dann noch -die Prüfungen als Saatzucht- und Ticrzuchtinspektor. Während der Semesterferien hat es -Arauner immer wieoer hinaus -in die Praxis getrieben, wo er daun als landwirtschaftlicher Arbeiter tätig war. Auch nach Abschluß seines Studiums ging der junge Diplom- landwirt wieder hinaus aufs Land, zunächst in den Jahren 1924/1926 als G-utsbeamter auf das Gut Groß-Gnie, Kreis Gerdauen (Ostpr.). 1927/1929 leitete er die landwirtschaftlichen Ver-suchsringe in Groß-Gnie (Ostpr.) und den staatlichen Domänen- versuchsring in Gumbinnen. Richard Arauner gehörte zu denen, die mit der Zeit leben und für eine neue Zeit kämpfen mußten. Neben seiner beruflichen Laufbahn trat er schon frühzeitig in die völkische Ernsuerungsbewegung Deutschlands, wo er zu jenen gehörte, die äußerlich vielleicht ruhig, im Innern aber um so aktiver zu nächst als einer der vielen Unbekannten an der Neuwerdung mitarbeitet«. Schon kurz nach der Revolte von 1918 schloß er sich dem deutschvö-lkischen Schutz- und Trutzbund an, war später im Frei korps Oberland und kam zum erstenmal im Jahre 1923 mit der nationalsozialistischen Bewegung durch aktiven Einsatz in Freising bei München zusammen. Lange Jahre hat Arauner dann neben seinem Be rufsleben politisch draußen auf dem Lande seinen Mann gestanden. Im Januar 1931, in der Phase des entscheidenden Endkampfes der NSDAP., -trat er wieder offiziell der Partei bei und wirkte zu Vordringliche Fragen der gartenbaulichen Züchtung Trennung von Züchtung und Handel-Sorkenbereinigung im Gemüse-und Obstbau-Schuh der Züchterarbeil Heber dieses Thema sprach auf der Tagung der deutschen Pflanzenzuchtbetriebe in Goslar der Vor sitzende der Hauptvereinigung der deutschen Garten- bM'nnrtschast, I. Boettner. Er führte u. a. folgen des aus: Während es leicht denkbar wäre, den Verkehr mit landwirtschaftlichen Samen und Saaten vom Bauern zum Bauern direkt oder durch eine einfache Verteilung organisatorisch zu bewerkstelligen, ist der Verkehr mit gärtnerischen Samen und Saaten auf die Zwischenschaltung eines mehr oder -weniger aus gedehnten Verteilerapparates von Einzelhändlern unerläßlich. Die Tatsache, daß das gärtnerische Saat gut sich in unendlich vielen Fällen an Verbraucher wendet, -die für ihre kleinen und kleinsten Mengen zu rein privaten Zwecken — vielleicht aus Freude an der Pflanze oder Blume — -dieses Saatgut ver langen, hat dazu geführt, daß im Laufe einer jahr zehntelangen Entwicklung eine erhebliche Funktions- vcrmanschung eingerissen ist, die zur Folge hat, daß Züchterfirmen — Samennnbaufirmen gleichzeitig Großhandelsbelieferer, wie Belieferer von Klein händlern, Gärtnern und letzten Verbrauchern in allerlleinsten Verpackungen geworden sind. Dagegen haben wiederum Samenhandelsfirmen in eigener Vermehrung, um möglichst billig an die Erstellung des Saatgutes heranzukommen, sich Saaten anziehen lassen; sind dann vielleicht auch hier und da zu Züchterarbeiten in mehr oder weniger großem Um ¬ fange übergegangen, so daß der Reichsverband dec gartenbaulichen Pflanzenzüchter vor einem wahren Durcheinander von Züchtern, Vermehrern, Händ lern stand. Diese Tatsache mußte für uns Anlaß sein, nationalsozialistischem Wirtschastsdenken auch in diesem Sektor zum Durchbruch zu verhelfen. Nach den bisher nur kurzen Jahren der Arbeit stehen wir im Augenblick vor einem Ergebnis, das vorläufig durchaus noch nicht befriedigt, das aber uns zeigt, -daß wir mit -der erstrebten Funktions trennung unbedingt auf dem richtigen Wege sind. Uns -wird unter Berücksichtigung der Verantwortung für jedes Qrmdmtmeter deutschen Bodens von der Bedarfslage und von der Bedarfssicherung des Vol kes her gesehen, -die Aufgabe gestellt, jedem — auch dem kleinsten Samenverbraucher, der wenn auch noch so kleine Flächen deutschen Bodens mit Saat gut betreut — ein Saatgut zur Verfügung zu stel len, das so hochwertig wie nur irgend möglich ist, und das damit Gewähr bietet, alle Flächen unseres deutschen Bodens mit Höchsterträgen auszunntzen. Funktionstrennung zwischen Züchter, Anbauer und Verteiler Wir sind der Ueberzeugung, daß ein Samenzüch ter nicht unbedingt bis in die letzten Kanäle eines komplizierten und zerweigten Handels einzudringen hat, sondern, daß er seine Aufgabe wirklich nur lösen kann, wenn er die ganze Kraft als Züchter in die Zuchtarbeit hineinsteckt. Und wir sind auf der anderen Seite der Meinung, daß ein rein ge schäftliches Handelsunternehmen, und zwar nm so weniger, je tüchtiger der Betriebssichrer als Ge schäftsmann ist, die rechte Eignung mit sich bringen kann, um ail die hohe Ausgabe verantwortungsbe wußter Pflanzenzüchtung heranzugehen. Wir haben also angestrebt, eine Funktionstrennung zwischen Züchter, Anbauer und Verteiler herbeizusühren, und ich darf heute mit Freude feststellen, daß auf diesen, Wege schon einiges erreicht worden ist. Anerkennung der Züchlerbetriebe Als Züchterbetrieb eingetragen zu sein, hat nur derjenige Anrecht, der auf eigenem Grund und Bo den nachweislich mehrjährig sich mit der Erhal tungszüchtung beschäftigt. Die mir vorgelegten Be sichtigungsberichte lassen erkennen, daß eine gewisse konjunkturmäßige Entwicklung in der Züchtung in Erscheinung tritt. Jeder beabsichtigt, den Nachweis der züchterischen Arbeit innerhalb seines Betriebes zu erbringen. Ausdrücklich betone ich deswegen, daß diese Scheinzüchterarbeit keine Veranlassung zur Aufnahme in die Züchterliste gibt. (Fortsetzung aus Seite 2s nächst als Propagandist für die Idee Adolf Hitlers. Die kritische Zeit des Endkampfes veranlaßte -ihn, unter Aufgabe seiner Stellung als ehrenamtlicher Mitarbeiter, in die Reichsleitung der NSDAP, ein zutreten. Hier wurde er bald der erste Mit arbeiter R. Walcher Darres, dessen Adjutant er in dessen Eigenschaft als Leiter der Abteilung Land wirtschaft bei der Reichsleitung vom Mai 1931 bis September 1931 war. Im November 1931 wurde Arauner Geschäftsführer des Agrarpolitischen Ap parates der NSDAP, und gleichzeitig Abteilungs leiter. Das Amt des Geschäftsführers hat er bis zum Jahre 1935 innegehabt. In dem neuorgani sierten Reichsamt für Agrarpolitik der NSDAP, würbe er im September 1935 Hauptamtsleiter und Sonderbeauftragter. Dieser Getreue, -der bei allem Erfolg die hohe Tugend der Bescheidenheit und Zurückhaltung behalten hat, Parteigenosse und Ka merad im besten Sinne des Wortes war, wurde mit der Gründung des Reichsnährstandes durch den Reichsbauernführer R. Walther Darrö, mit dem er persönlich und menschlich aufs engste verbunden war, zum Siegelbewahrer des Deutschen Reichs bauernrates ernannt. Hier hat er in stiller, zäher Arbeit Vorbildliches für die Organisierung der Kreisbauernräte, Landesbauernräte und schließlich für den Reichsbauernrat geleistet. Neben diesem Amt war Richard Arauner als Standartenführer noch HauptabtöilungÄeiter im Rasse- -und Sicd- lungshauptamt der SS., der er sich aufs treueste verbunden fühlte. Die Arbeit und das Leben eines bewährten Parteigenossen ist jäh unterbrochen wor den, Richard Arauner aber gehört zu jenen, die in der NSDAP., vor allem im Agrarpolitischen Ap parat, immer mit zu den Vorbildern zählen werden.