Volltext Seite (XML)
WöchenUi» erscheinen drei Nummern. Prümimerntione-Preis 22 j Silbergr. (z Thlr.) vlerte!jöhr!ich, Z THIr. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin Pränumerationen werden non ieder Buchhandlung (in Berlin bei Beil ». Comp., Jögerstraße Nr. 28), so wie ron allen König!. Post-Acmtein, angenommen. für die Literatur des Auslandes. 66. Berlin, Dienstag den 3. Juni 1843. England. Leben des Generals Lord Hill. °) Der Name Lord Hill's steht in der britischen Kriegsgeschichte neben dem seines Freundes und Waffengefährten, des Herzogs von Wellington, dem er in dem hohen Amte eines Oberbefehlshabers der englischen Armee folgte. Unter allen seinen Generalen schätzte der Herzog den klugen und einsichtsvollen Hill am meisten, obgleich ihr Charakter den schärfsten Gegensatz bildete; der strenge, schroffe, eiserne Wellington schien zu einer ganz anderen Geistcrklaffe zu gehören, als der sanfte, besonnene, ruhige Hill, der von den Soldaten angebetct wurde und ihre Wohlfahrt zu seiner ersten Sorge machte. ES kann unsere Absicht nicht seyn, die Details seines Lebens der so eben erschienenen Biographie nachzuerzählen, in der man sie weitläuftig verzeichnet findet; wir beschränken uns darauf, einige Stellen hervorzuhebcn, die sich auf solche Bc- gcbcnheiten beziehen, woran er einen unmittelbaren und ausschließlichen An theil hatte. Rowland Hill stammte aus einer achtbaren oder, nach Kontinental- Begriffen zu reden, adligen Familie, die in Shropshire ansässig und mit der BaronetSwürde bekleidet war. Er wurde am II. August 1772 geboren und trat in seinem neunzehnten Jahre in Kriegsdienste, wo er schnell die unteren Grade bis zum Obersten durchlief. Bekanntlich sind die Ober-OsfizierSstcllen in der englischen Armee käuflich, und es wird daher den Söhnen reicher Familien leicht, sich bis zu einer gewissen Stufe emporzuschwingen; aber Hill verdiente seine schnelle Beförderung durch die ausgezeichnete Tapferkeit, die er bei mehreren Gelegenheiten, wie bei der Einnahme von Toulon und im ägyptischen Feldzuge, an den Tag legte. Der Krieg in Spanien öffnete seinem militairischen Talent einen größeren Spielraum; in der Schlacht von Coruna führte er schon eine Brigade, entschied durch sein zeitiges Eintreffen die Schlacht von Bnsaco, und wurde dann mit einer Division gegen den General Girard detaschirt, der ein kleines Truppencorps bei Merida zusammen gezogen hatte und einen Einfall in Portugal zu beabsichtigen schien. „Auf seinem Marsche erfuhr der General Hill, daß Girard zn Arroyo de Molinos stehe und seiner Bewegungen unkundig sep, was ihn zu dem Plane veranlaßte, das französische Corps zu überraschen, oder eS wenigstens zu einer Schlacht zu zwingen. Das Wetter war furchtbar, aber die Soldaten führten dennoch einen langen forcirten Marsch in der größten Stille aus, um dem Feinde ihre Annäherung zu verbergen. Am Abend des 27stcn gelangten sie nach AlcueScar, etwa zwei Stunden von dem Lager der nichts ahnenden Fran zosen. Man hatte jede mögliche Vorsichts-Maßregel getroffen; die Tirailleur- Compagnieen waren in die Dörfer zerstreut worden, um die Einwohner davon abzuhalten, dem Feinde eine Warnung zukommen zu lassen, und die Kavallerie, Artillerie und Infanterie bivouakirten in den benachbarten Feldern, mit dem strengsten Befehl, die kalte, dunkle Nacht auch nicht durch ein einziges Feuer zu erheitern, dessen flackerndes Licht ihre Nähe verrathcn konnte. Der Wind heulte, der Regen fiel in Strömen — die Soldaten waren der ganzen Wuth deS Sturmes ausgesetzt, der ihre Zelte umgeworsen hatte ; aber das Zutrauen, daS sic in ihren Führer fetzten, ließ sic ihre Leiden mit Geduld ertragen. ES wärmte sie die Hoffnung, daß der Morgen sie für die ausgestandenen Müh seligkeiten belohnen werde, und ehe noch der erste graue Streif am Horizont erschien, standen sie schon in Reih und Glied, ohne den Trommclschall oder Trompetenklang zu erwarten. Der Boden war trefflich dazu geeignet, einen Hinterhalt zu verbergen; die Truppen defilirten ruhig durch das Dorf, er stiegen einen vor ihnen liegenden Berg, und befanden sich bei TageS-Anbruch etwa eine halbe engl, Meile von Arroyo, wo Girard noch in voller Sicher heit lebte, ohne ihre Nähe und seine eigene Gefahr zu ahnen. Ein starker Hagel, der in diesem Augenblick gegen den Rücken der Alliirten schlug, ver anlaßte die französischen Piquets, das Gesicht nach der entgegengesetzten Seite zu kehren, aber gerade als der entscheidende Angriff erfolgen sollte, zerstreuten sich die Wolken, der Himmel klärte sich auf, und daS feindliche Corps begann, sich zum Ausmarsch zu rüsten. Der verhängnißvollc Moment war jetzt ein- getreten. General Hill zeigte sich eben so sehr als seine Untergebenen von der Begeisterung des Tages hingerissen; seine gewohnte Ruhe verwandelte sich plötzlich in eine feurige Lebhaftigkeit — er zog das Schwert, brach in ein lauteS: Hurrah! aus, gab seinem Pferde die Sporen und warf sich zuerst ') l'Ue lUse ok l,orü ÜM, Iste ot tbe Koree*. U> Nie Lev. Lüvw auf die erstaunten Franzosen, die sich eben aufstellten, ohne an einen Kampf zu denken. Die erste Brigade, die er selbst mit so vielem Nachdruck anführte, rückte sogleich gegen das Dorf Arroyo, indem die hochländischen Sackpfeiser, von dem allgemeinen Enthusiasmus ergriffen, ein beliebtes Nationallied spiel ten, welches den Uebersall des Generals Cope bei Prcston-PanS verewigt. Die zweite Brigade, unter dem Kommando des Generals Howard, machte unterdessen eine Schwenkung nach der anderen Seite des Orts, um den Trup pen, die die erste Brigade hinaustreiben würde, den Weg zu vertreten. Im Mittelpunkte stand die Kavallerie, bereit, sich nach jeder Stelle zu wenden, wo ihre Gegenwart nöthig würde. Das 7Istc und 92ste Regiment drangen zuerst in Arroyo ein, wo die Franzosen eben hinauSdefilirten, mit Ausnahme einer Brigade, die Girard noch vor TageS-Anbruch nach Medellin abgescndct hatte. Dieser Angriff verkündigte ihnen zuerst die Falle, in die sie gerathen waren, und nach cinem schwachen Widerstande von Seiten ihrer Kavallerie flohen sie vor den Bajonnetten der Engländer. Sobald die französische In fanterie zur Stadt hinaus war, suchte sie jedoch zwei QuarreS zu bilden, indem sich die Reiterei auf dem linken Flügel aufstellte: aber das 7lste Regi ment überschüttete sie von den Gartenmauern der Stadt mit einem fo heftigen Kugelregen, der bald durch Artillerie verstärkt wurde, daß sie in vollständiger Auflösung die Flucht ergriff. Jetzt begann die Verfolgung, die einen der merkwürdigsten Züge dieses denkwürdigen Tages bildet. Hinter der Position Girard s erhob sich die steile Felscnwand der Sierra de MontancheS, welche seine fliehenden Truppen in der größten Verwirrung zu erklimmen suchten, indem sie ihre Waffen, Patrontaschen und Tornister wegwarfen und bei jedem Schritte ihren Verfolgern in die Hände fielen. In der Aufregung einer solchen Jagd schienen Briten, Portugiesen und Spanier zu vergessen, daß sic die ganze Nacht schlaflos und vom Regen durchnäßt zugebracht hatten; lachend, schreiend und jauchzend kletterten sie den Berg hinan oder fingen die scheu gewordenen Pferde der Flüchtlinge auf und ritten im Triumphe hinab, bis die Ermüdung Viele zum Stehen brachte und die Uebrigen, die sich zu sehr zer streut hatten, nach der sehr zweckmäßigen Anordnung des Generals Howard auf dem Gipfel der Sierra Halt machten. Man zählte gegen ISVO Gefan- gene, worunter mehrere von hohem Rang. Der Lieutenant Blakeney vom 28sten Regiment sprang über eine Mauer und ergriff den Prinzen von Arem berg in der Mitte seiner Offiziere; aber Girard selbst entkam mit einer Hand- voll Leute über die Brücke von Medellin, indem er lieber sterben als sich er geben wollte. Er war in der Schlacht verwundet worden, und sein Ober befehlshaber, der Marschall Soult, ließ ihn nachher arretiren, um ihn vor rin Kriegsgericht zu stellen; aber Napoleon, der ihn, seinem Unglück zum Trotz, als einen braven Soldaten kannte, verzieh ihm in Hoffnung auf seine künftigen Dienste. (Er kommandirte eine Division im Feldzuge von 1813, war aber eben so unglücklich bei Belzig als früher bei Arroyo de MolinoS». Dem General Hill brachte sein wohlausgcsührtcs Unternehmen großen Ruhm ; er hatte einen vollständigen und — was seinem menschenfreundlichen Charak ter noch theurer war — einen unblutigen Sieg errungen, indem sein Corps nur geringen Verlust erlitt, während er dem Feinde einen schweren Schlag versetzte." Seine nächste That war der Uebersall von Almaraz, ein eben so kühner als glänzender Handstreich. „Die Straße von Jaraicejo nach Almaraz zieht sich durch eine majestätische Landschaft. Der abschüssige Weg, der von den hohen Bergrücken nach dem Tajo führt, ist zur Rechten von zertrümmerten Felsenmassen begränzt, an deren Fuße grüne, fruchtbare Thäler und romantische Fluren liegen, wie man sie nur in Spanien findet und um die eS andere Länder beneiden müssen. Bei Jaraicejo thcilte man die Truppen in drei Kolonnen und unternahm einen Nachtmarsch, um zu gleicher Zeit die Brücke von Almaraz mit ihren Forts, das Schloß Mirabete und ein befestigtes HauS im Engpässe anzugreifen. Nie war ein Manöver besser angeordnct, aber dir Kolonne, die durch den Poß von Cueva von der Sierra auf Almaraz nieder steigen sollte, hatte kaum die Hälfte ihres Weges den steilen Berg hinunter zurückgclegt, als das Tageslicht ihre Annäherung entschleierte, und die beiden anderen fanden sowohl das Schloß als den Paß von Mirabete so stark besetzt, daß ein Angriff unter solchen Umständen für Tollkühnheit gegolten hätte. Es blieb nichts übrig, als auf den Höhen zu bivouakircn; die beiden folgenden Tage wurden in RckognoSzirungen verbracht, aber eS zeigte sich keine Aussicht, den Paß erstürmen zu können oder einen Punkt in der Felsenwand zu cntdccken, wo man die Artillerie fortbewegcn oder niederlaffen konnte. Mancher würde den Versuch als hoffnungslos aufgegeben haben, aber der Genius unseres Helden leuchtete nur um so glänzender durch die trüben Wolken, die sich vor