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ecwetnm dret Nummern. Vrünumriailonß-Preli 221 Bitbergr. (1 Thtr.) vtkrMjShrlich, z THIr. für tl>< ga«,« ohne LrdSdung, in oucn Ldrilm r«r Preußisch«, Monarchie. Magazin für die vrinumeraüonen werden von led«, Buchhandtung (in Berlin bei Bei« u. Comp., Jägerßraße Nr. 28), so wie von allen Kömgl. Post-'Acmtcrn, angenommen. Literatur des Auslandes. 46. Berlin, Donnerstag den 17. April 1843. Ostindien. Die Biographie des Sultans Tippu-Salb von Mysore. Es ist vielleicht nicht allgemein bekannt, daß in England seit geraumer Zeit ein von der Regierung ausgesetzter Fond (rbe Oriental Dranslation kund) besteht, der zur Herausgabe wichtiger, auf die Geschichte und Linguistik des Orients bezüglicher Originalwcrkc und Uebersetzungen verwendet wird. Diesem Institute haben wir eine vor kurzem erschienene Biographie des berühm. ten Sultans Tippu-Salb zu verdanken"), die nach einer in der Privat- Bibliothek der Königin Victoria befindlichen persischen Handschrift bear beitet ist und worin die ganze Lausbahn deck Sultans, von seiner Thron besteigung nach dem Tode seine» Vaters Heiser-Ali bis zur Erstürmung von Scringapatam am 4. Mai 1709 durch den General Harris und den Obersten Wclleslcy (jetzigen Herzog von Wellington), geschildert wird. WaS die Haupt- Ereignisse betrifft, erfahren wir zwar daraus nur wenig Neues, aber da unsere bisherige Kenntniß derselben allein von den Siegern herriihrt, so ist es interessant, auch einmal die Version der Besiegten kennen zu lernen. Die naive Darstellungsweise und echt orientalische Schreibart des Buchs machen es zu einer höchst pikanten Lektüre; die Erzählung enthält manche eigeuthüm- liche Züge und Details und giebt uns eine richtigere Idee von dem wahren Charakter ihres Helden, als wir aus anderen Quellen zu schöpfen vermögen. „ES ist augenscheinlich", sagt Oberst Miles, der Herausgeber des Werks, in seiner Vorrede, „daß, obgleich Tippu ein Mann von Talent und ein tapferer Soldat war, er in allen Eigenschaften, die einen wahrhaft großen Herrscher charakterisiren, weit unter seinem Vater stand. Dem Letzteren unähnlich, war er ein fanatischer Muselmann und hielt, wie die Meisten dieser Klaffe, jede» Mittel für erlaubt, das zur Beförderung seiner Religion gereichen konnte. Seine finstere, argwöhnische, treulose Gemüthsart entfremdete ihm zugleich seine aufrichtigsten Freunde, von denen ihm beim Fall von Seringapatam kaum ein einziger übrig blieb. Die Sage, daß er durch seinen Dcwan, Mir- Sadik, an die Engländer oder ihre Bundesgenossen vcrrathen würde^sst daher nicht unwahrscheinlich, obgleich sie durch keine Beweise unterstützt wird ; seine Minister benutzten ohne Zweifel die Gelegenheit, sich des Tyrannen zu ent ledigen.' Das Schicksal Muhammed-Ali's und Gafi-Ehan'S giebt den despo- tischen Charakter Tippn'S am besten zu erkennen. Diese beiden Würdenträger hatten sich unter der Regierung seines Vaters durch ihre fleckenlose Treue und Ergebenheit ausgezeichnet; sie hatten Letzterem sogar mehr als einmal das Leben gerettet, wie man aus der Geschichte Heider-Ali'S erfahren kann. Sie waren die Hauptwerkzeuge der Erhebung seines Vaters zur königlichen Macht und Würde und hatten am meisten dazu beigetragen, ihm selbst zur Krone zu verhelfen. Als Lohn für so wichtige Dienste ließ Tippu, sobald er sich auf dem Thron sicher glaubte, zuerst den Einen und dann auch den Anderen eines grausamen Todes sterben." ES würde uns zu weit führen, den Faden der Geschichte so genau zu ver folgen, wie sie von dem eingeborenen Biographen erzählt wird; wir begnügen uns damit, einige Proben der eigenthümlichcn Darstcllungöweise des persischen Historikers mitzutheilen, und fangen mit einem Kapitel an, welches den Be richt über eine Schlacht zwischen Tippu, „dem Welt.-besiegenden Löwen", und „seinen schwachen, untüchtigen Feinden", den Mahratten, nebst anderen Begebenheiten enthält, die sich im Jahr 1200 der Hedschra (I78S—86 nach Chr. Geburt) zutrugen. „Nach der Einnahme von Sannör marschirte der Sultan gen Norden und lagerte sich bei Dshoburn-Gurh, wo er dreizehn Tage des Monat» Mohurrem-il-Huram zubrachte. Er thcilte dann sein Heer in vier Divisionen, von welchen jede aus vier Kulchump (Generalen), fünftausend Mann unregel mäßigen Fußvolks^fünftausend Silladar-Reitern und fünfzehn Kanonen bc- stai^ Ueber die Ege Adtheilung-UhÄe Mir-Moinuddin, auch Sjud-Saib geiMnt, da» Kommando; die zweite wurde dem Burhannuddin anvertraut; die dritte stand unter Maha-Mirsa-Chan und die vierte unter Hussein-Ali- Chan. Nachdem er dieses angeordnet, ließ der Sultan die genannten Ab« «Heilungen weiter ziehen und befahl ihnen, sich in einer Entfernung von drei Meilen von dem Reste des Heeres zu lagern. Diesem Befehl zufolge, nahmen die Sipahlar^ (Divisions-Generale) die ihnen angewiesene Stellung ein und bereiteten ihre Truppen zur nahen Schlacht vor, während der Sultan selbst *) l^ie ok tbv Heixa ok l'ipu 8n!tso. dritten k) Uir üurseiu Kliso Lirmaul. 1-vuüou, 1842. mit zwei Kuschunen, drei Mokubcn (Kavallerie-Regimentern), acht Dusta'S (Rotten) seiner Peigah (Garde.Reiterei), viertausend Kussaken (Lurraks) und zehntausend Mann Aschamer Infanterie in seinem früheren Lager blieb. Als man diese Anordnungen erfuhr, verbreitete sich das Gerücht, daß der erste Sipahlar zur Eroberung der Provinzen von Hcyderabad, der zweite zur Einnahme der von Punah, der dritte zur Aufrechthaltung der Ordnung in Raischor und Kuttuhr und der vierte zur Unterwerfung der Poligarcn be stimmt sey, während der Sultan die Mahratten in Person angreifen wolle. Der Befehlshaber der Mahratten-Armee wurde bei einer solchen Nachricht so unruhig und unstät wie Quecksilber, aber plötzlich zog Mir-Moinuddin mit seinen Streitkräften bei nächtlicher Weile nach der Bergfestung Monderdshi- Drug, die in den Händen der Mahratten war, nahm sie mit Sturm und ließ die Besatzung über die Klinge springen. Die Stadt wurde geplündert und er kehrte mit dem erbeuteten Mundvorrath, so wie mit vielem Golde und Juwele» beladen, zurück. Auf gleiche Weise zog Burhannuddin nach Binkapur und Misri-Kot, die von den Mahratten besetzt waren, ohne daß Jemand um seinen Marsch wußte, und das Banner der Kühnheit entfaltend, verbreitete er überall Furcht und Schrecken und entzündete im ganzen Lande das Feuer der Plünderung und des Blutvergießens. Auch der Sultan rückte jetzt gerade auf den Feind los, dem er als da» Signal der Niederlage er schien. Auf diesem Marsche griffen jedoch die Mahratten den Nachtrab des siegreichen Heeres an und brachten einen Sturm von Uebeln über dasselbe, indem sie den Bandshara'S zehntausend Kornsäcke wegnahmen. Der Sultan fertigte daher einen Boten an den Feldherrn der Mahratten ab, dem er sagen ließ, daß es edler und großmüthiger Seelen unwürdig sey, das Volk Gottes ohne Ursache zu verletzen oder zu ängstigen, und daß, wenn er (der Mahratte) noch einen Hauch der Mannheit in sich trage, sie ihren Streit in einer Stunde schlichten könnten, da cs sein eigener Wunsch sey, das Buch des Streits und der Zwietracht durch eine wohlgckämpftc Schlacht zu beschließen. Der Mah ratten-Feldherr, dem die Tapferkeit (das Gcgenlheil nämlich) der Seinen be kannt war und der sich nur durch den Frieden vom Untergang zu retten hoffte, lehnte zuerst den Vorschlag des Sultans ab; auf den Rath einiger von seinen Dienern aber, die den Krieg anempfahlen, willigte er ein, die Sache durch das Schwert zu entscheiden. Der Sultan zog daher seine vier Divisionen beim Flusse Guduk zusammen, stellte sie in Schlachtordnung auf, bestieg dann einen Elephanten und nahm seinen Posten in der Mitte des Feldes ein. Den tapferen Kriegern seiner Peigah oder Leib-Kavallerie befahl er, den Angriff zu beginnen, worauf jede Dusta herbeigaloppirte und, in dichten Reihen ge» ordnet, vom Schlachtfeld Besitz nahm. Die Mahratten, gleichfalls von Kopf bis zu Fuß bewaffnet, stürzten sich nun auf die Truppen des Sultans, und es entspann sich zwischen ihnen ein heftiger Kampf. Es war jedoch beschlossen worden, daß jede Dusta nur eine halbe Stunde fechten sollte, damit die Tapferkeit dcS ganzen Heere», der Offiziere sowohl als der Soldaten, auf die Probe gestellt würde. Jeder von ihnen bemühte sich also, seinen Muth aufs Acußcrste glänzen zu lassen, und Mancher warf an diesem Tage durch seine Heldenthaten den Ruhm Jsfcnviar's und Rustem's in den Schatten. Bis Mittag dauerte das Klirren der Schwerter, das Zischen der Pfeile und das Rauschen der Speere ununterbrochen fort, bis die tapferen Krieger zuletzt ihre Schwerter und Speere fallen ließen und sich im verzweifelten Hand« gemenge mit Messern und Dolchen zu Leibe gingen, so daß der Kampfplatz bald mit Todtenhausen bedeckt war. Nach den Tapferen der Peigah streckten zuerst die Silladare den Arm des MutheS hervor und rötheten die Ebene gleich dem rosigen Morgen mit dem Blut ihrer Feinde. Als die Häupter der Mahratten wahrnahmcn, daß sie den Schwertern der Ruhmgekrönten nicht zu widerstehen vermochten, beschlossen sie im stolzen Vertrauen auf ihre über legene Zahl, mit ihrer ganzen Macht anzugreifen und das Heer dcS Sultans zu überwältigen; sie rückten demgemäß mit ihren sämmtlichen Truppen vor, deren sie 70 — 80,000 Mann zählten. Da sie nun hierdurch den Vertrag ge- brochen hatten, so befahl der Sultan seiner Artillerie, vorzurücken, deren heftiges Feuer die unglücklichen Mahratten zwang, den Scherbel der Flucht zu kosten. Sobald der Feind über den Haufen geworfen und zerstreut war, verfolgten ihn die Kavallerie-Regimenter und Kussaken des siegreichen Heeres zwei Fursungen weit, erbeuteten zwei- bis dreitausend Pferde, einen Theil der Bagage, nebst einer Menge Vorräthe und Waffen, als Pfeile, Säbel und zwei Kanonen, und kehrten dann zurück. Die Mahratten flohen hin gegen drei Stationen weit, ohne sich einmal umzusehen, und machten selbst des Nachts keinen Halt. Hurri-Naik, der Poligar von Kunuk-Dshiri, der sich den Mahratten angeschlossen hatte, aber jetzt die Regellosigkeit ihrer