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Sächsische Elbzeitung : 24.11.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-190011245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19001124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19001124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-11
- Tag 1900-11-24
-
Monat
1900-11
-
Jahr
1900
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 24.11.1900
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doch wird dieser Gegenstand erst in der Donuerstagssitzung ZNr Verhandlung kommen, in welcher Sitzung der Reichs kanzler Graf Bülow die Interpellation beantworten will. Es trat daher der Reichstag in die erste Beralhung des NachtrngS-EtatS für das Rechnungsjahr 1900 ein, betr. die Kosten der deutschen China-Expedition. In etwa ein- stündiger Rede begründete der Reichskanzler diese inhalt lich schon bekannte Vorlage, mit überaus verbindlichen Wendungen gegenüber der Volksvertretung beginnend, be tonend, das; dieselbe ein Recht habe, zu wissen, „wohin die Fahrt gehe". Graf Bülow ging daun zunächst auf die Vorgeschichte der heutige» Chinawirren ein, jene in großen Zügen nochmals scizzirend. Er zollte hierbei den Leistungen des ermordeten deutschen Gesandten v. Ketteler wärmste Anerkennung und wies zugleich den der deutschen Diplomatie von verschiedenen Seiten in der Tagespreise gemachten Vorwurf, sic habe de» Anfängen der Boxer bewegung nicht die nöthige Aufmerksamkeit geschenkt, als unbegründet zurück. Ebenso legte Graf Bülow das Un gereimte der im Anslande verbreiteten und von der deut schen Socialdemokratie eifrig aufgenommenen Behauptung dar, Deutschland habe erst durch die Besetzung Kiautschous den Anstoß zu den heutigen Unruhen in China gegeben. Klar und scharf zeichnete Graf Bülow nun ein treffendes Bild von der zweideutigen, zuletzt aber offen feindselige» Haltimg Chinas gegen das Ausland, gegen die westliche Civilisation, und hob hervor, daß infolgedessen den civili- sirten Nationen die Gegenwehr gegen China sörmlich auf- gezwungen worden sei. Weiter entwickelte der Kanzler die Grundzüge der deutschen Chiiiapolitik, als solche hin- stcllend: Wahrung der deutschen Rechte und Interessen in China, Erlangung einer genügenden Sühne für die chine sischerseits begangenen Unthaten, keine Austheilung Chinas. Graf Bülow kam dann auf das deutsch-englische China- Abkommen nnd auf die zwischen den Gesandte» i» Peking erzielte Vereinbarung zu sprechen, letztere in einigen neben sächlichen Dingen ergänzend. Die loyale Haltung der übrigen Mächte und deren Entschluß, in China z» keiner lei territorialen Erwerbungen zu schreiten, behandelte der Reichskanzler als etwas Selbstverständliches. Er verbreitete sich weiter über die Nothwendigkeit der deutschen China- Expedition nnd erbat hierbei vom Reichstage in aller Forni Indemnität wegen der bisher für den chinesischen Feldzug gemachte» Ausgabe». Im ferneren Verlaufe seiner Aus führungen berührte Graf Bülow u. A. noch die Ueber- tragung des Oberbefehles über die verbündeten Truppen in China an den Feldmarschall Grafen Waldersee, nnd versicherte, daß dies auf Anregung des Czaren geschehen sei, wobei der Reichskanzler Gelegenheit nahm, auf'den nach wie vor guten Stand der deutsch-russischen Beziehungen hinzuwcisen. Entschieden erklärte er dann, Deutschland sei durchaus nicht gesonnen, sich durch das chinesische Unter nehmen in eine Politik der Abenteuer drängen zu lassen, es werde vielmehr seine Macht in Ostasien nur soweit einsetzcn, als dies der Wohlfahrt des deutschen Volkes entspreche, sonst aber nicht vergessen, daß das Centrum seiner Stellung in Europa liege. Graf Bülow schloß mit dem Ersuchen an den Reichstag, die Mittel zur Austrag ung der chinesischen Händel zn gewähren; lebhafter Bei fall folgte seiner Rede. Aus dem Hause ergrisf nun zu erst der Ceutrumsführer Ur. Lieber das Wort, der im Allgemeinen den Darlegungen des Grafen Bülow über die Chinapolitik Beifall zollte und nur hinsichtlich der Jnvemnitätsfrage Schwierigkeiten machte. Dann sprach namens der Socialdemokraten Abg. Bebel; er erging sich in den leidenschaftlichsten Ausfällen gegen die deutsche Chinapolitik, ganz und gar die Partei der Chinesen nehmend; ruhig und bestimmt trat dann der preußische Kriegsminister v. Goßler den maßlosen Uebertreibungen Bebel's entgegen. Am Dienstag setzte der Reichstag die Chinadebatte fort. — Im Reichstage ist vom Centn»» ei» Antrag auf Zahl ung von „Anwesenheiisgeldcrn" au die ReichstagSabge- ordncteu, soweit dieselben den Sitzungen beiwohnen, em- gegangen. Die Jnterpellationsdebatte in der belgischen Deputirten- kammcr über die Anslieferung des Attentäters Sipido hat mit einem Siege des Ministeriums de Smet de Naher geendet. Die Kammer genehmigte am Schlüsse der Debatte eine Tagesordnung Woeste, welche feststellt, daß die Negier ung in dieser Angelegenheit ihre Pflicht gethan habe. Die neue Ordensscandalgeschichte in Frankreich kam am Montag in der Deputirtenkammer infolge einer Inter pellation aus's Tapet. Cvloiiialminister Decrais erklärte mit aller Bestimmtheit die gegen seinen Sohn Jean, Be amter im Colonialmittisterium, geschleuderten Anschuldig ungen, er habe Ordensverleihungen gegen Geldenischädig- ungen vermittelt, als unbegründet, und erläuterte die Vor gänge bei den staltgefuudeneu Ordensanszeichnungen. Auch der Handelsmiuister Millerand gab dann über die letzteren noch Aufklärungen. Die Reden beider Minister wurden von der Kammer mit lebhaftem Beifall aufgenommen, die Nationalisten werden also mit ihrem neuesten Ansturm auf die Stellung des Cabinets Waldeck-Rousseau, zu welchem der angebliche Ordensscaudal dienen sollte, kein Glück haben. Die neue Ordensscandalgeschichte in Frankreich kann nach ihrer politischen Seite als abgethan betrachtet werden, da die Deputirtenkammer derWaldeck-Nousseau'schen Negier ung wegen dieses Zwischenfalles ei» klares Vertrauens votum ertheilt hat. Auch die in der Deputirtenkammer beim Etat des Ministeriums des Aeußeren begoniiene Debatte über China, die zeitweilig allerdings durch andere Erörterungen unterbrochen wird, dürfte zweifellos einen Sieg der Regierung ergeben. Die ösficiösen Bulletins über den Zustand des am Unterleibstyphus erkrankte» Kaisers Nicolaus vo» Ruß- land bezeichnen dessen Befinden fortgesetzt als im All gemeine» befriedigend. Die Gerüchte, an; Kopenhagener Hofe seien lingünstige Nachrichten über das Befinden des Czaren eiiigetroffei», solle» u»begrü»det sei». In der Mandschurei haben die militärischen Operationen der Russen doch noch bis in diesen Monat hineingedauert. Dies erhellt aus einem Bericht des Petersburger Geueral- stabes, welcher u. A. mittheilt, daß am 7. November eine gegen Boxer ausgesandte russische Truppenabtheilung mit denselben ein Gefecht bei Lutai zu bestehen hatte; in dem Kampf erbeuteten die Russen viele Gewehre, auch nahmen sie ein von den Boxern besetztes Dorf. Zu Scharmützeln zwischen den Russen und den Chinesen ist es ferner in der Gegend der Bahnstation Jmancho, dann bei der Stadt Telin rind in der Nähe von Mulden gekommen; überall wurden die Chinesen geschlagen. Der britische Höchst - Commandirende in Südafrika, Feldmarschall Roberts, sollte durch einen Sturz mit dem Pferde ernste Verletzungen erlitten haben. Wie indessen Roberts selbst an den englischen Kriegsminister telegrapbirt, ist er bei dem Sturz unverletzt geblieben. Im Uebrigen sieht sich der Feldmarschall genöthigt, zahlreiche neue Vor stöße der Buren auf den verschiedensten Punkten des Kriegs- fchanplatzeS zu melden. Der Krieg in China. Der chinesische Hof scheint ernstlich gesonnen zu sein, sich noch »veiler in das Innere China's znrückznziehen; die erfolgte Bernfung des Gcneralgouvernenrs Szetschwan an den Hof nach Singanfu wird als ei» neues Zeichen dieses Entschlusses betrachtet. WaS das Schicksal der fremdenfeindlichen Prinzen Tuan und Tschwang an belangt, so besagt eine neuere Pekinger Meldung, daß sie nur nach Mulden verbannt, aber nicht zu Gefängnis; verurtheilt worden seien; sie hätten lediglich ihren Rang eingebüßt. Eine weitere Depesche aus Peking stellt den Beginn der Friedensverhandlungen zwischen den Gesandten in Peking und den chinesischen Bevollmächtigten als baldigst bevorstehend hin, die Lage sei für die sofortige Jnangrisfnahme der Unterhandlungen zur Festsetzung der Friedenspräliminarien sehr günstig. Die Kaiserin Wittwe von China hat durch Geheim- Edict alle Vicekönige und Gouverneure angewiesen, überall den Verbündeten entgcgenzutreten. Doch wird dieses Edict auf den Einfluß des Generals Tung-fu-hfiang zurückgesührt, der gegenwärtig am Hofe zu Singanfu die maßgebendste Rolle fpieleu soll. Es heißt, daß der chinesische Hof in Singanfu Entbehrungen und Unbequemlichkeiten erdulden müsfe, doch soll Tung-fu-hsiaug das Verbleiben des Hofes in dieser Stadt verlangen. Die Verbündeten haben sich zu schärferem Auftreten gegen die Vicekönige des Südens entschlossen, weil dieselben noch immer de» Hof i» Sin- ganfu mit Lebensmittel» versorge». Sie richtete» speciell an den Vicekönig von Nanking ein Telegramm, in weichem derselbe aufgefordcrt wird, sich bestimmt über seine Stell ung zum Hofe zu äußern. Lokales und Sächsisches. »MMbtllunycn au» drm LrscrkrcUc sind der Redactton Nels willkommen. Der Name de« mnjenderS bleibt unler allen Umständen Gkyclmnls, der »iedailton. Anonyme NuichrMcn können nicht berücksichtigt werden.i Schandau. Die Verjüngung einer parlamentarischen Körperschaft hat der Allgemeinheit oft schon große Vor theile gebracht. Warum will man in unserem Siadt- verordnctencollegium nicht auch einmal andere Männer zum Worte kommen lassen? Neue Mänuer, neue Gedanke». Einzig aus dieser Erwägung hat eine Anzahl hiesiger Bürger, hinter der eine starke Wählerschaar steht, eine Liste von Caiididatcn für die Stadtverordneten»»«!)! am 26. dS. ausgestellt, die sie heute zur öffentlichen Kenntniß bringt. Die Liste, die als neue Männer Herrn Postdirector Morand und Herrn Steinbruchspächter »md Hausbesitzer Riehle vorschlägt, wird von der Allgemeinheit mit Genugthuung begrüßt, insbesondere aber von den zahlreichen Beamten und Angestellten in unserer Stadt, hohen wie niederen, öffentlichen wie privaten, mit großer Freude ausgenommen werden, da sie ihnen eine entsprechende Vertretung in» Stadtverordiieteucollegium gewährleistet. O — Vom 11. bis mit 17. November d. I. passirten das Kgl. Hauptzollamt Schandau 145 mit Braunkohlen, Sand- und Basallsteinen, sowie 105 mit Stückgütern be ladene Fahrzeuge. Vom 1. Januar bis mit 17. November ds. Js. sind insgesammt 9635 beladene Fahrzeuge beim Kgl. Hauptzollamte Schandau zur Abfertigung gelangt. — An» Mittwoch Abend gegen 11 Uhr wurde in unserer Stadt die freiwillige Turnerfeuerwehr zu einem angeblich in Königstein ausgebrochenen Feuer alarmirt. Die Wehr rückte mittels Mannschaftswagen und Spritze mit einer Abtheilung ihrer auf dem Sammelplatz erschienenen Mitglieder aus, doch kehrte dieselbe an der Dampfschneide mühle zi» Königstein wieder um, da der Feuerschein den Brandherd in der Nähe von Pirna vermnthen ließ. Wie berichtet wird, sind in Krebs bei Pirna drei Scheunen mit reichen Vorräthen an Erntegut und vielen Wirlhschafls- geräthen dem verheerenden Elemente zum Opfer gefallen. — Auf einem Uebungsritte begriffen trafen heute Freitag Nachmittag 12 Offiziere des 2. Grenadier-Regi- ments Nr. 101, von Stolpen kommend, hier ein und nahmen in mehreren Hotels Quartier. Abend 7 Uhr findet im Hotel „Forsthaus" eiu gemeinschaftliches Diner statt. — An» vergangenen Dienstag, den 20. November, waren 25 Jahre verflossen, daß Herr Hermann Hering als Todtenbettmeister der Parochie Schandau in Pflicht genommen wurde. Aus Anlaß dieses Jubiläums erschien im Laufe des Vormittags in der Wohnung des Jubilals eine Deputation des Kirchenvorstandes, und zwar die Herren Sladtrath Thomas und Buchbmdermeister Bossack, um Herrn Hering den Dank des Kirchenvorstandes für die jederzeit geleisteten treuen Dienste auszusprcche». Auch von anderen Seiten wurden Herrn Hering Aufmerksam keiten zu theil. — Die königlichen Standesämter, deren Sachsen 1110 besitzt, könne»» mit Beginn kommenden Jahres auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. — Das Patent- und technische Burea» Ingenieur Winter, Dresdeu-A., macht uns darauf aufmerksam, daß eiu Vertreter desselben, Herr Ingenieur Klostermann, am Sonntag, den 25. November von 8 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags in Pirna im Hotel „Zum Schwan" Zimmer Nr. 3 und Montag, den 26. November von 8 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags in Tetschen im Hotel „Krone" Zimmer Nr. 3 in allen Patent-, Muster- und Waaren- zeichen-Augelegenheiten zu spreche» ist, soivie Rath und Auskunft bezüglich aller Fragen auf urheberrechtlichem Gebiet kostenlos ertheilt. Wir weisen ganz besonders auf diese günstige Gelegenheit einer persönliche» Rücksprache hi» uvd mache»» noch dara»f aufmerksam, daß Herr In genieur Klostermann gern bereit ist, neue Erfindungen u. s. w. selbst in Augenschein zu nehme»». Die auswärtigen Interessenten können diesbezügliche Wünsche schriftlich bis Sonntag mittag an die Hotel-Adresse richten. — Nach einer Verordnung des evangelisch-lutherischen Landes - Consistoriums soll mit Genehmigung der iu Lvrmgolieis beauftragten Herren Staatsminister Sonntag den 25. d. M. eine allgemeine Kirchencollecte für die kirchliche Versorgung der evangelischen Deutschen im Aus lande eingesammelt werden. Der Collectenertrag soll dem Kirchenregiment wiederum Mittel gewähren zur Theilnahme au dem iiolhwendigeu und gesegneten Werke der Unter stützung bedürftiger deutscher Glaubensgenosseu im Aus lande, außerhalb Deutschlands und Oesterreich - Ungarns. Aus diese Unterstützung hoffe»» wiederum die lutherischen deutschen Gemeinden in Paris, ebenso diejenige»» in Gltd» ofrika, in Südamerika und vor allem die an unsere Landes kirche angeschlossene deutsch - evangelische Gemeinde zu Valdivia in Chile, die fortgesetzter Fürsorge bedarf. Andere Werke der kirchlichen Fürsorge für die ins Ausland gehenden deutschen Glaubensgenossen, wie die lutherische Seemanns- Mission und die evangelisch-lutherische Luswanderermission, erbitten gleichfalls fortdauernde Unterstützung. DaS LandeS- Consistorium hofft, daß sich Herzen und Hände aufthun werden, den fernen Glaubensbrüdern in ihrer kirchlichen Bedrängnis; beizustehen. — Der kritische Tag dritter Ordnung von Falb, wel cher für Donnerstag angesagt war, scheint mit einem Tage Verfrühung eingetroffen zu sein, denn kritisch war in der That der Sturm, der am Mittwoch den ganzen Tag über mit einer Vehemenz wüthcte, die ihresgleichen suchte. Mit Mühe konnte »na»» sich nur gegen den Sturm behaupten, besonders im Freien tobte er gewaltig. Auch vielfachen Schaden hat der Sturm angerichtet. Zweige und Neste hat er in Massen abgebrochen, auch viele Fensterscheiben sind dem Sturme zum Opfer gefallen. An Dächer» und Telephon leitungen sind gleichfalls vielfach Beschädigungen infolge des Sturmes zu constatiren. — Tetschen. Seit geraumer Zeit war eS den Nachbarn deS HäuSler-Ehepaares F. in Arnsdorf ausgefallen, daß sie den geistig etwas zurückgebliebenen 22)ährigen Sohn des F. aus erster Ehe nicht mehr zu Gesicht bekamen. Allerlei Gerüchte verbreiteten sich über das Verschwinden des jungen Mensche», der überdies noch an epileptischen Anfällen litt, bis schließlich die Polizei aufmerksam wurde und der Sache auf den Grund ging. Hierbei machte man die grauenhafte Entdeckung, daß der arme Bursche von seine»» entmenschten Eltern — namentlich auf Betreiben seiner Stiefmutter, der er seines krankhaften Zustandes wegen ein Dorn im Auge war — schon seit vielen Monaten in einer dunklen Bodenkammer eingesperrt gehalten worden war! Ein ekelhafter Geruch schlug den Eintretenden ent gegen, und die Freude des bedauernswerthen Menschen, der, zum Skelet abgemagert, auf seinem einem Dünger haufen ähnelnden Lager lag, über seine Befreiung war grenzenlos. Der Aermste hatte in einem blechernen Futter napfe nur ganz unzureichende Nahrung erhalten, wahr scheinlich in der teuflischen Absicht, daß er bei diesem ent setzlichen Dasein bald an Entkräftung zu Grunde gehe» würde! Die allen menschlichen Gefühles baren Eltern des niiglücklichen Burschen, der zunächst im Krankenhanse Auf nahme fand, wurden sofort verhaftet. — Bodenbach. Beim Raiigiren explodirte an» Mittwoch Abend in der sechsten Stunde auf dem Güter bahnhofe durch den Anprall an mehrere stehende Wagen eine leere Benzincysterne. Unter furchtbarem Getöse — man glaubte anfangs, die Gasanstalt sei explodirt — wnrde der hermetisch schließende Deckel des eisernen Kessels abgespreugt und aus diesem schlug eine gewaltige Flamme hervor, die aber sofort wieder verlosch. Der gerade auf dem Wagen stehende Verschieber Raubineck wurde eine ganze Strecke weit fortgeschleudert, kam indessen mit einigen leichten Brandwunden und Hautabschürfungen davon. Für die Bewohner Porschdorfs war der vergangene Donnerstag insofern von hoher Bedeutung, als an diesem Tage der erste Spatenstich znr Erbauung einer Wasser leitung gethan wurde. Bereits seit 25 Jahren ist man mit dieser Frage beschäftigt gewesen und ihre nunmehrige Verwirklichung begrüßen die Bewohner des Ortes nur mit Freuden. Das Wasserwerk (Turbine) wird direct an der Frinzthalmühle erbaut. AuSführeuder ist Herr Czerwenka, der Erbauer des Schandauer Wasserwerkes. Kleinhennersdorf. Am Sonntag feierte der hie sige Gesangverein „Eintracht" sein sechstes Stiftungsfest, verbunden mit Ball. Von den Geladenen war besonders der treue Papstdorfer Bruderverein mit dem Herrn Pastor Besser nnd dem allzeit rührigen Dirigenten, Herrn Cantor Kindermann, an der Spitze recht zahlreich erschienen, so daß schon diese Würdigung und Sängertreue auf ein rechtes Gelingen der schönen Veranstaltung schließen ließ. Eine reichbesetzte Tafel vereinte zunächst die recht ansehnliche Versammlung. Der rührige Vorsitzende des Vereins, Herr Seidel, entbot allen Anwesenden, insonderheit den werthen Gästen Gruß und Dank, »vorauf dann Herr Pastor Besser in seiner gewinnenden Art der brüderlichen Herzlichkeit unter den beiden Vereinen Erwähnung that. Soloscenen, Duette, Tafellieder und GesangLvorträge und Concert« nummerli (letztere von der Königsteiner Kapelle vollendet wiedergegeben) erhöhten die Stimmung. Dem sich anschließen den Balle wurde der Göttin des Tanzes der schönste Tribut gezollt, bis Hahiieuruf und Dämmerlicht die „letzten Ritter" heimwärts steuern sah, „selig" von dem Gesehenen und Gehörten und Wo Sängerlust in deutscher Brust Und deutsche Freundschaft wohnt; Wo deutsches Lied zum Himmel zieht, Wo deutsche Treue thront, Dort ist gut sein, dort sind wir gern; Drum glühe, blühe deutsche Art! Daun ruht in dir auch wohlverwahrt Des deutschen Volkes edler Kern! Ain Sonntag früh in der dritten Stunde verunglückte iu der Nähe von Posta der in Rathen wohiiende 40 Jahre alte Schiffseigner R. Uhlmann dadurch tödtlich, daß er, als er seinen Kahn von dem bugsirenden Dampfer loS- machen wollte, in die Elbe fiel und ertrank. Trotzdem ihm sofort eine Schaluppe nachfuhr, gelang es der Finster- niß und des Nebels wegen doch nicht, den Verunglückten zu retten. Sein Leichnam wurde noch nicht gefunden. Dresden. Se. Majestät der König beging in Rück sicht auf den Buß- und Bettag seine», auf Mittwoch fallenden Namenstag in aller Stille. Nachdem vormittags die Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses in Villa Strehle» ihre Glückwünsche dargebracht hatten, kam der Monarch in der 12. Stunde nach dem königlichen Residenzschlosse und empfing daselbst von '/« bis "/«1 Uhr die Herren vom Dienst, den Minister des königlichen Halises, die königlichen Leibärzte und eine Anzahl katholische Geistliche zur Gratulation. Nach derselben kehrte Se. Maj. nach Strehlen zurück. — Die Untersuchung in der Dittrich'schen Angelegen heit („schlafender Bremser") ist mm seitens der Königl. Staatsanwaltschaft eingestellt worden, da durch die ärztliche Wissenschaft erwiesen ist, daß keine Simulation Vor gelegen hat. — Dresdner Landgericht. Zwischen dem 0r. mock. Schulze in Schandau und dem Graveur Max Richard Kunze daselbst brach im Mai d. I. eine Differenz aus, weil sie sich mit ihren für geleistete Dienste gegenseitig aufgestellte»; Rechnungen für übervortheilt bez. übertheuert
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