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Wöchentlich erscheinen trei Nummern. PriinmnermiE-Preii 22j Stlbrrgr. (I Th!r.) v!erie!iährli>t>, ! )!>». sür d.ir ganze ^nhr, skue Erhöhung, in allen Theiien her Prmßisch«n Monarchie. M K g a z i für dir Pränumerationen werden von jeher Buchhandlung (in Berlin bei Veit u. Eomp., Iägerstraße Nr. 26), so wie von allen König!. Post-Aemtern, angenommen. Literatur des Auslandes. E' e-il"«»»»" ^»I» HN^II'IW» I !W lUIIWW'i ! II »Milt il »lllilWII« I«WtI»»ll»»IIt»W» »UIE^LUll—^UU-L——M»—t———HEI— l/ 143. Berlin, Dienstag den 3. Dezember 1844. England. Eine Apologie Richard's Hl., Herzogs von Gloucester und Königs von England. Der Geist der Kritik, der in unserer Zeit in alle Zweige der menschlichen Erkenntnis umgestaltend eingreift, hat auch für die Geschichte bereits die vielfältigsten Früchte getragen. Sv manches Geschichtchen, das uns durch uralte Tradition für Geschichte gegeben wurde, ist vor deni Scharfblick unserer Kritik in Nichts zusammengesunken, und bedeutende Thaten sind in das Gebiet der Mythen verwiesen worden, wenngleich auch zugegeben werden muß, daß selbst die Kritik zuweilen in den Fehler der Kurzsichtigkeit und der Nachtreterei verfällt, den sie bei Anderen zu verbessern meint. Verliert die Geschichte auch hier und da durch die Kritik an Poesie, so ist cö doch andererseits höchst erfreulich, die Eharaktere großer Männer, die uns oft nichts weniger als sittlich groß dargestellt wurden, von Borwürfen und ungerechtem Tadel befreit zu sehen. Es bedarf keiner Beispiele hierfür, die historische Literatur bietet ihrer viele. Kann auch diese, oft sehr spät kommende historische Ge rechtigkeit die Ungerechtigkeit der früheren Geschichtsschreiber nicht wieder gut machen, so ist es doch ein Ruhm der neueren Kritik, daß sie in vielen Fällen den Satz: „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht", zur Wahrheit gemacht hat. Auch Frauen haben in den verschiedensten Zweigen — wir erinnern nur an die Untersuchungen über Ossian's Gedichte — das Scepter der Kritik mit Glück geschwungen, und so hat es auch eine Frau, die Engländerin Karo line A. Halsted, versucht, den englischen König Richard lll. von den schrecklichen Beschuldigungen, die ihm die Geschichte macht, zu befreien. Diese Aufgabe, der sie sich in dem vor kurzem erschienenen Werke: Uictiarä tste Dlürü, an Duke ok Klarierter sml King ok Knglsnä (2 voto. I.ongmsn) unterzieht, ist um so schwieriger, als es nicht die historische Ucberlicferung allein ist, die Richard in einem mehr als trüben Lichte erscheinen läßt, sondeni auch die Schauspiele deck großen Shakspearc (Heinrich VI. und Richard HI.) ihn allen gebildeten Nationen als durchaus verwerflich geschildert haben. Wenn nun viele Engländer, wie Marlborough, ihre Geschichte nur aus Shakspeare kennen, so ist seiner Darstellung gewiß ein höchst bedeutender Ein fluß zuzuschreiben: Niemand aber ist bei diesem Einfluß so übel daran, als Richard III., der von einem der neuesten Beurtheiler Shakspcare's als die Nemesis, die Frucht eines langen Bürgerkrieges, der ungeheure» Entartung aller politischen und sittlichen Kräfte, als „die Pestbeule, worin die lange gegohrene Eiterung giftig ansbricht", ausgefäßt wird. Von der Natur im höchsten Grade vernachlässigt, meint Richard, daß er nicht wie die anderen Wesen, denen er ja nicht gleiche, an die Gesetze der Sittlichkeit gebunden sep; von der Liebe, dem sittlichsten, edelsten Gefühle, sieht er sich ausge schlossen , und erkennt daher auch bet seinen Thaten keine Schranke der Sitt lichkeit und des EbelmutheS an. Er selbst sagt in Heinrich VI. (dritter Theil, Akt S. Sc. 6): Well den» der Himmel meinen Leib so fornue, Berkehre demgemäß den Geist die Hölle ir. Einen solchen Charakter reinigen zu wollen, ist wenigstens kein leichtes Unter nehmen, aber die Verfasserin des in Rede stehenden Werkes verbindet mit ritterlicher Galanterie die Standhaftigkeit von Alterthümlern und geduldigen Arbeitern in den Schachten der englischen Annalen, um die finsteren Zeiten deS Mittelalters zu enthüllen, in denen der Herzog von Gloucester lebte, und männlich dringt sie vorwärts, um jenen von der Nachwelt verdammten Re genten von der üblen Nachrede zu befreien. Wir wollen nun von ihrem Buche einige Proben geben, und zwar zu nächst die Stelle, welche den geheimnißvollen Tod des unglücklichen und von Sorgen aufgezehrten Heinrich'S VI. betrifft. Miß Halsted hat es geschickt genug versucht, diese That, die vorzugsweise den Ruf des Herzogs von Gloucester befleckte, dem König Eduard zur Last zu legen. Ihre Worte find folgende: „An dem Morgen, nachdem Eduard IV. im Triumph in die Hauptstadt eingezogen war, wurde sein schwacher und leidender Nebenbuhler, Heinrich VI., entseelt im Tower gefunden, und gegen das Ende desselben Tages — des jenigen, welcher der Abreise des siegreichen Monarchen nach Kent vorherging — wurde der Leichnam Heinrich'S von Lancaster „auf einer Bahre, von mehr Schwertern und Piken als Fackeln umgeben", vom Tower nach der St. PaulS- kirche gebracht und dort öffentlich zur Schau ausgestellt, um dann zur Be stattung nach Chertsep geführt zu werden. ES gab zu viele politische Gründe sür die Nützlichkeit des Todes des königlichen Gefangenen, um nicht den Ver- dacht zu begünstigen, daß er durch Gewalt beschleunigt worden sep; und ein rascher Blick auf die bedeutendsten frevelhaften und unseligen Thaten dieser schrecklichen Zeiten kann zeigen, daß politische Nützlichkeit in der That der Grund fast aller der schwarzen und kühnen Thaten war, welche dieses entartete Zeitalter befleckten. Jedes böswillige und zürnende Gefühl wurde in Eduard'S Herz ohne Zweifel neu angefeucrt durch Falconbridge's Versuch, den Lan- casterschen Monarchen zu befreien, und nicht weniger dadurch, daß er in der Hauptstadt Feuer anlegte. Es sind gewichtige Gründe vorhanden, um wenig- steuS bis zu einem gewissen Grade dem unzeitigen Aufstande von so kühnem Charakter den plötzlichen und frühzeitigen Tod Heinrich'S VI. zuzuschreiben. Warwick, der Königsmacher, war getödtet und Margarethe von Anjou ge fangen und kinderlos, der junge Prinz von Wales wurde zu den Todten ge zählt, und der Exkönig selbst war nicht allein in sicherer Haft, sondern auch körperlich und geistig zu thätigeren Maßregeln fast unfähig. Doch Falcon- brivge hatte innerhalb acht Tagen nach der Schlacht bei Barnet, und fast noch ehe Warwick's unruhiger Geist in dem stillen Grabe ruhte, bewiesen, daß die Kühnheit dieses mächtigen Parteihauptes noch in seinem Verwandten lebe, und daß König Heinrich'S Name allein genüge, um Eduard'S Thron wanken zu machen. Das Rachegefllhl, welches die kriegerische Führung dieses Fürsten den Gegnern einsiößte, die seine Pläne durchkreuzten oder seinem Ehrgeiz sich entgcgenstellten, giebt in Verbindung mit einer so offenbaren Ursache des Unwillens den stärksten Grund, zu glauben, daß der Tod seines unglücklichen Nebenbuhlers eine vom Iorkschen Monarchen vorher bestimmte Sache war, wenn auch wirklich, wie man behauptete, die aufgezehrte und erschöpfte Natur durch eine natürliche und ruhige Auflösung dem Gesetze Vorgriff." An einer anderen Stelle behauptet die Verfasserin, um das allgemein ge glaubte Gerücht zu widerlegen, als habe Richard seine Gemahlin vergiften lassen, es babe zwischen Richard und Ladp Anna Neville die innigste Freund, schast und Vertraulichkeit geherrscht, Beide hätten in früheren Tagen in der herzlichsten Zuneigung unter demselben Dache gewohnt; sie äußert sich darüber in folgenden Worten: „Daß Lady Anna Neville und ihr Vetter Gloucester in ihrer Kindheit aufs innigste verbunden waren, bleibt nicht eine bloße Vermuthung, sondern wird durch einen schlagenden Beweis bekräftigt, nämlich durch das Zeugniß einer Erzählung von historischem Werth, die an Leland'S Collcctanea angc- hängt ist und die in Betreff ihrer Autoritäten niemals bezweifelt worden ist. Der Umstand, auf den hier angespielt wird, ist die öffentliche Erscheinung der jungen Miterbin des Grafen von Warwick mit ihrem königlichen Ver wandten, dem jungen Herzog von Gloucester, bei dem prächtigen Feste, welches die Einsetzung ihres OheimS George Neville, deS Lord-KanzlerS von England, als Erzbischof von Jork feierte. Daß Richard mit der Familie Warwick's nur zum Besuch in den erzbischöflichen Palast kam und nicht in seiner Eigen schaft als Prinz von königlichem Geblüt, läßt sich aus seiner großen Jugend, so wie auch daraus schließen, daß keine andere nahe Verwandten deS könig lichen HauseS erwähnt werden, endlich daraus, daß seine jungen Vettern, gleichsam aus Aufmerksamkeit für den Prinzen, einen ehrenvolleren Platz an gewiesen bekamen, als sie ihn sonst einzunehmen berechtigt gewesen wären; sie saßen nämlich in dem besten Zimmer mit dem Bruder des Königs, obwohl der Name ihrer Mutter, der Gräfin von Warwick, denjenigen Ständen ent spricht, welche in dem zweiten Zimmer saßen. Dies scheint ein klarer Beweis für ihre Vertraulichkeit in der Kindheit." (Schluß folgt.) Frankreich. Die Kinder der arbeitenden Klaffen in Paris. (Fortsetzung) „Der größte Theil der Werkstätten ist schon, vermöge ihrer Dertheilung, der Kontrole des Gesetzes, durch welches die Arbeit der Kinder regulirt wird, nicht unterworfen. Ein ganzes Gewerbe z. B., und zwar ei» sehr wichtiges, ein wesentlich Pariser Gewerbe, die Kunst-Schreinerei, ist davon befreit. Die Anzahl der der Aufficht unterworfenen Fabriken (in jenem Stadttheil) wechselt zwischen ZO und 40; diese zählen niemals weniger als Z8O und nie mehr als eoo Kinder von acht bi- sechzehn Jahren unter 2000— 2800 Arbeitern. ES be-