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Wölbe,»na, erukeiuen drei Atui>i.„crn. PränumeralionS-Preis 22j Siwergr. (1 Tbtr.) vierreiiahriich, 3 Tdtr. tue das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in aUen Theiien der Preußislbe» Monarchie. Magazin für die Pranumcranonen nc,den von jeder Luchhandtuug (in Deriin bei Deit >1. Como., jZiigcißröSe Nr. 25), so wie von allen König). Post-Aemiern, angenonrmen. Literatur des Auslandes. M 138. Berlin, Sonnabend den Itt. November 1844 Java. Javanische Nationalfcstc. I. Ein Tigergefecht. Zu den javanischen Nationalfestcn gehören Tigergcfechte, Hahnenkämpse, Scheingefechte zwischen Menschen mit stumpfen Waffen u. dgl. m. — Erstere sind mit der Zeit seltener geworden, denn nur den Fürsten -und Großen des DolkS ist es erlaubt, sie halten zu lassen. Auch diese thun cs jetzt nur bei großen Festlichkeiten. Die folgende Beschreibung eines Gefechtes zwischen einem javanischen Königstiger und einem Büffel am Hofe dcö Susuhunan S oder Kaisers von Surakarta ist nach dem Bericht eines Augenzeugen: „Zn Surakarta hatte ich zum erstenmal das seltene Schauspiel eines java nischen TigergefcchtS. Vom Kaiser dazu eingeladen, begaben wir uns eines Morgens nach seinem Kedaton (Palast). Eine unermeßlich wogende Menschen menge hatte sich auf der Alunalun, dem Vorplatz vor dem Eingänge des Kedaton, zusammengcdrängt. Tausende von Männern, Frauen und Kindern warteten hier mit ängstlicher Ungeduld auf den Anfang dcS Festes. Im zweiten Hofraum wurden wir vom Kaiser empfangen. Er war in javanischer Tracht gekleidet, malerisch reich und glänzend von Goldstickerei und edlen Steinen. Sein Gefolge hatte sich in laugen halbrunden Reihen hinter ihm geschaart und erwartete, auf orientalische Weise mit untcrgeschlagenen Knieen hingchockt, in ehrfurchtsvoller Stille seine Befehle. — Auffallend war mir die zahlreiche Schaar javanischer Frauen, die sich dabei befand, da man diese indischen Schönheiten sonst beinahe nie zu sehen bekommt: denn nur bei so außer gewöhnlichen Gelegenheiten, wie die heutige, dürfen sic sich auf wenige Stunden öffentlich zeigen. Nach einigen Augenblicken, die den ersten gegenseitigen Begrüßungen ge widmet waren, erhob sich der Kaiser und begab sich langsam und von seinem Gefolge begleitet nach dem Schauplatz des heutigen Festes. An der einen Seite des sehr großen freien Platzes befindet sich eine von hölzernen Pfeilern getragene bedeckte Halle, im Javanischen „Setingel" genannt. Sie ist etwa 10—15 Fuß über dem Grund erhaben; an jeder Seite führt eine breite Treppe hinauf. Sie ist nach allen Richtungen hin ganz offen und beherrscht die ganze ausgedehnt davorliegende Sandfläche mit einem Blick. Von hier aus pflegt der Kaiser und sein Gefolge nebst den dazu eingeladcnen europäischen Gästen die öffentlichen Feste anzuschcn. Nach einer kurzen Pause näherte sich der Abp Pattp, einer der Großen des HofeS, in gebückter dcmüthigcr Stellung seinem kaiserlichen Gebieter, um ihm Vie Nachricht zu überbringen, daß Alles für den Anfang des Festes bereit sey und man nur den Wink Seiner Hoheit adwarte, die Kämpfer erscheinen zu lassen. — Zu nicht großer Entfernung von uns befand sich ein großer Käfig, durch dessen Pfahlwerk wir einen kolossale» schwarzen Büffel erblickten, der mit seinen langen geschärften Hörnern ungeduldig den Grund wühlte. Dicht daneben befand sich ein kleinerer, aber sehr starker Käfig, aus dem von Zeit zu Zeit das dumpfe Knurren eines Tigers sich hören ließ. — Der Büffel wurde zuerst auf den Kampfplatz gelassen und lief, ängstlich und verwildert über die zahllose Menschenmenge, die ihn von allen Seiten umgab, längs der stark befestigten Barriören, womit der für den Kampf bestimmte Raum um hegt war, hin und her. — Auf einen Wink des Kaisers wurde jetzt die Klappe dcS kleinere» Käfigs geöffnet. Ein großer Königstiger sprang mit Gebrüll heraus. Kaum hatte er den Büffel bemerkt, als er einen Versuch machte, ihn von hinten zu bespringcn; aber mit wirklich bewunderungswürdiger Ge schicklichkeit wußte dieses sonst so plumpe und schwerfällige Thier dem ersten Angriff auszuweichcn und dem Tiger stets seine Hörner so zu bieten, daß er sich ihm durchaus nur von vorn nähern konnte. .. Mit furchtbarem Gebrüll schlug der Tiger seine Klauen und Zähne in den Kopf des Büffels, der sich mit aller Kraftanstrengung, deren er fähig war, von der furchtbaren Last zu befreien suchte und den gefährlichen Feind dergestalt gegen das Pfahlwerk anschlcudcrte, daß man daö Zerbrechen der Knochen in seinem Leibe zu hören vermeinte.... Der Tiger ließ sich herunterfallen. Zeyt erst bemerkte mau, wie fürchter lich der Büffel verwundet war. Gerade oberhalb der Nase klaffte eine tiefe Wunde, aus der das Blut mit Gewalt hervordrängte und den Boden blutig färbte. Er schien ermüdet ; seine Nasenlöcher standen weit offen, und er zeigte keine Lust, den Kampf zu erneuern. Etwa» entfernter lag der Tiger, keuchend und nach Luft schnappend, dem Anschein nach todtmatt. Der Büffel hatte sich unterdessen allmälig wieder erholt- Das Blut hörte auf aus seinem Munde zu fließen. Seinen gefährlichen Feind ließ er keinen Angenblick aus den Augen. — Plötzlich wird auf einen Wink des Kaisers die Klappe eines zweiten LigerkäfigS geöffnet. Ein Tiger, noch größer und kräftiger als der erste, springt auf den Kampfplatz. Mit einem gewaltigen Sprunge fällt er den Büffel an. — Judesscn dieser war darauf vorbereitet. — Mit unglaublicher Behendigkeit sängt cr seinen Feind im Sprunge mit den Hörnern auf, schleudert ihn gegen die Palissaden und tritt ihn mit Füßen. Beide Tiger lagen dem Anschein nach sterbend, der Büffel stand in der Mitte. — Keiner schien Lust zu haben, den Streit zu erneuern, und cr würde beendigt gewesen scpn, wenn nicht die Grausamkeit der Menschen ihn aufs neue anzu- sachcn gewußt hätte. — Mit stachlichtcn Pflanzen peinigte man von oben herab die empfindliche Haut des sonst so gutmüthigen Büffels. Die Tiger be deckte man mit Stroh und steckte cs in Brand. — Auf solche Weise wußte man sie wieder zur Wuth zu treiben und zum Gefecht auzurcgen. Nie fielen beide Tiger zu gleicher Zeit den Büffel an; während der eine mit ihm kämpfte, lag der andere ruhig und scheinbar iheilnahmlos m einem entfernten Winkel. Begegneten sich beide zufällig, so griffen sie sich nicht selten gegen seitig an. Ungefähr « Stunden hatte dieser ungleiche Streit gedauert. Ze matter und friedlicher die Thicre wurden, desto mehr wurde» sic zum Streit angc- feuert. — Dazwischen hörte man das Gebrüll der Tiger, das dumpfe Gestöhn des Büffels, das Jauchzen und Jubeln der ringsum versammelten Menge und die tiefen monotonen Töne der javanischcn Gammclang-Musik. Endlich gab der Kaiser cincn Wink. — Die Tigcrkäfigc wurden geöffnet, und beide Tiger zöge» sich schleunig dahin zurück. — Der Büffel war furcht bar verletzt, jedoch hegte man Hoffnung, daß seine Wunden wieder geheilt werden können. Ist dies der Fall, so bekommt cr gewöhnlich nach eineni so glorreich beendeten Kampfe daö Gnadenbrod für den Nest seiner Tage. Die Tiger hatten jedoch ihre Rolle noch nicht ausgespiclt. Nach diesem ersten Kampf zwischen Thicren folgt nämlich ein zweiter zwischen Menschen und Thicren, wobei Erstere jedoch nichts zu fürchten haben, sondern immer siegreich sind. Einige tausend Javanesen, worumer viele angesehene und zum Gefolge des Kaisers gehörende Großen, bilden ein regelmäßiges Viereck, dessen Seiten ,eve ungefähr loo Fuß lang scpn mögen. Sic rangircn sich in dreifachen Reihen hinter einander, von denen sich die vordersten auf orientalische Weise auf den Grund hinhocken. Jeder ist mit einer ziemlich langen spitzen Lanze bewaffnet, deren Spitzen nach der inneren Fläche des Vierecks gerichtet sind, so daß dadurch eine dreifache imdurchdri»glichc Mauer von Speeren entsteht. In der Mitte dieses viereckigen Platzes stehen vier Tigerkäfige, die mit Schilf und andere» brennbaren Stoffen umgeben sind. Auf einen Wink des Kaisers begeben sich zwei Zavanescu nach dem Takt der Musik, einen javanischcn Tanz auöführcud, nach einem dieser Käfige und »eigen sich tief vor dem Kaiser. — Einer von ihnen klettert ans den Käfig, öffnct von oben die Klappe, steigt wieder hinunter und setzt sich endlich neben der geöffneten Thür auf den Grund.— Währenddessen hat sein Gefährte das trockene Schilf ringsum in Brand gesteckt und setzt sich gleichfalls an der an deren Seite der geöffneten Thür nieder. — Hier bleiben sie einige Augenblicke, stehen dann auf einen Wink des Kaisers wieder auf und entfernen sich langsam uiid beständig eine» javanische» National-Tanz aussührcnd. Der Tiger bleibt ruhig in seinen! Käfig liegen, bis die Flammen ihn hin austreiben. Dann springt er heraus und blickt wüthcnd und durch sein Ge brüll die Töne des Gammelang betäubend um sich- — Die fremdartige Um gebung, die zahllose Menschenmenge, die ihn von allen Seiten umgiebt, mache» ihn noch wilder. Der Durst nach Freiheit bekommt endlich die Oberhand; ängstlich sucht cr einen Ausweg. Uebcrall drohen ihm Lanzenspitzen entgegen. Ost läuft er zwei- oder dreimal längs des ganze» OuarroeS hin, endlich springt cr in toller Wuth in die Lanzcnspitzcu oder versucht eS, sich mit einem gewal tigen Sprunge darüber hinwegzuschwingcn. Gewöhnlich ist dieser Augenblick sei» letzter — er wirv durch unzählige Piken ausgcfangen und durchstochen. Jedoch nicht immer läuft dieses Spiel so glücklich ab. Einem der vier Tiger gelang cS, mit einem furchtbaren Sprunge wirklich über die dreifache Reihe Lanzen hinwegzukommen und »ach dem inneren Hosraumc veS Kedaton zu entfliehen. Groß war der Schrecken der anwesenden Europäer, jedoch der Kaiser und die ihn umgebenden Javanesen blieben so ruhig und kalt, alö ob nicht das Geringste vorgcfallen wäre. Uralte Gebräuche machen eS nämlich dem Kaffer und den javanischen Großen zur Pflicht, während cincS Tiger-