Volltext Seite (XML)
Fernsprechstetle^S.22. Die „Sächsische Elbzettung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Die NnSgabc de» Blatte» erfolgt Tag» vorher Nachm. 4 Uhr. AbonnementS.Prei» viertel« tithrlich I Mk. 60 Pf., zwei« monatlich 1 Mk., einmonat lich öv Pf. Einzelne Nummern IO Pf. PostzeitungSbestellltste 6669. Alle katserl. Posianflalten, Postboten, sowie die ZeitungSträger nehmen stet» Bestellungen auf die „Sächsisch- ElbMung" an. MW IzeituU. Amtsblatt für Sos Rnigl. Änilsgrrllhl und den Mttch zu SHmdmi, somit ssir den Zladtgenielndmih zu Hohnstein. Mit.Lllustrirt. Zonntagsvtatt". Mit Humor. Beilage „Seifenblasen". Mit ,^and»virthschaflk. Meitage". Inserate, bei der weiten Berbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montag», Mit twochS und Freitag» bi» ptttestens vormittags 9 Uhr aufzugeben. Preis für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum 10 Pf. Inserate unter sünf Zeilen werden mIt,80 Pf. berechnet (tabellarische und complicirt« nach Ucbereinkunft). „Eingesandt" unterm Strich 20 Pf. die Zeile. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Inseraten-Annahmestellen: In Schandau: Expedition Zaukenstraße 194, in Hohnstein: bei Herrn Stadtkassirer Reinhard, in Dresden und Leipzig: die Annoncen-Bureau» von Haasenstein L Vogler Jnvalidendank und Rudolf Mosse, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. und in Hamburg: Käroly L Liebmann. Mr. 8«. Schandau, Donnerstag, den 2. August 1900. 44. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Der 2. Termin der Grundsteuer und Landrente ist heute fällig und bis spätestens zum 8. August dieses Jahres anher zu bezahlen. Schandau, am 1. August 1900. Der Stadtrat. WieS, Bürgerin. _ Nichtamtlicher Theil. Aufruf! Das unter dein Allerhöchsten Protectaratc Ihrer Majestät der Kaiserin und dem Ehrenvorsitze Sr. königl. Hoheit des Prinzen Heinrich in Berlin gebildete Deutsche Hilfsconntö für Ostasien hat folgenden Aufruf erlassen: Die Ermordung unseres Gesandten in Peking, die Niedermctzelnng wehrloser Europäer, darunter vieler Deutschen, in China haben uns einen Kampf aufgedrängt, der, von den deutschen Schiffen draußen mannhaft 'ausgenommen, schon jetzt Tausende unserer tapferen Seeleute und umfangreiche Streitkräfte des deutschen Heeres nach Ostasien' ruft. Das ganze deutsche Volk begleitet sie mit heißen Segenswünschen und blickt mit Stolz und Bcwunder ung auf die Wackeren, die im fernen Osten für die Ehre des Vaterlandes ihr Leben einsctzen. Damit darf es aber nicht genug sein. Wcrkthätige Unterstützung muß den Kämpfenden, ihren Angehörigen und den Hinterbliebenen Derer, die aus dem Felde der Ehre sollen, zu theil werden. Die geordnete Fürsorge des Reichs bedarf der Ergänzung durch eine umfassende LiebcSthätigkeit des gestimmten Volkes. Die Unterzeichneten haben sich zu einem Deutschen Hilfscomitu für Ostasien vereinigt, das Hand in Hand mit den deutschen Vereinen vom Rothen Kreuz Mittel für diese Zwecke zu sammeln beabsichtigt. Sc. Majestät der Kaiser und König, Allerhochst- welchcm die Errichtung des Cvmites gemeldet worden ist, hat unser Vorhaben freudig zu begrüßen, Ihre Majestät die Kaiserin und Königin auf' unsere Bute das Protektorat zu übernehmen geruht; Se. Königl. Hoheit Prinz Hemrich von Preußen hat den Ehrcn- vorsitz unseres Comitös übernommen. An die opferbereite Gesinnung aller ReichSan- achörigcn wenden wir uns mit der vertrauensvollen Bitte, uns die Erfüllung der übernommenen Aufgabe durch reichliche Gaben zu ermöglichen. Im Interesse einer einheitlichen Verwendung und im Einverständnis; mit dem Eentralcomita der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz sind wir gern bereit, auch Ucberweisungeu der an vielen Stellen bereits zu- sammengctretenen örtlichen Hilfsvereine cntgegenzu- uehmen. Als Sammelstellc für uns einzutreten sind außer der Reichsbank drc Neichsbank-Hauptstellen und die Reichsbankstellen von dem Herrn Präsidenten des Reichsbank-Dircctoriums ermächtigt worden. Ferner haben sich schon jetzt zur Uebernnhmc vou Sammel- stellcn für uns die nachstehenden Banken bereit erklärt: Berliner Bank, S. Bleichröder, Deutsche Bank, Delbrück Lev L Co., Direktion der Disevnto-Gesellschaft, Mendelssohn L Co., Rob. Warschauer L Co. Außerdem werden in allen großen Städten des Reichs Sammelstcllen demnächst bekannt gemacht werden. Das Deutsche Hilfscomitn für Ostasien. Herzog vou Natlbor, Vorsitzender Graf von z!ercheufeld-Köfering, Königl. bayerischer Gesandter, 1. stellvertr. Vorsitzender. Dr. P. D. Fischer, Wirkl. Geheimer Nath, 2. stellvertr. Vorsitzender. Emil Selberg, Gencral-Secretür. Diesem Aufrufe schließt sich der unter dem Aller höchsten Präsidium Ihrer Majestät der Königin stehende Landesausschuß für die freiwillige Hilfsthätigkert der Vereine vom-Rothen Krenze im Königreiche Sachsen mit dem Wunsche an, daß er im ganzen Lande warmen Widerhall finde. Gilt es doch, den Söhnen unseres Landes, die dem Rufe ihres Kriegsherrn begeistert gefolgt sind, zu beweisen, daß das ganze Land ihnen theilnehmend folgt und für sic nach Kräften sorgen will, daß sie sich von heimischer Liebe umgeben wissen und fühlen. In LmdMWb sm iit smwWMjWiM dnllmim mm Ahm KnW W AchM SM. Carola, Königin von Sachsen. Für den Albertvcrein: Für Vcn Landesvercin Or. Naundorff, vom Rothen Kreuze Oberst z. D. im Königreiche Sachsen: Otto Graf Vitzthum. Der Stavtrath zn Schandau uud die Ge schäftsstelle der „Sächsischen Elbzeitnng" nehmen Beiträge entgegen. PolitischtS. Das Kaiserpaar hat Helgoland nach mehrtägigem Ver weilen am Montag Nachmittag an Bord der „Hohenzollern" wieder verlassen und sich zunächst nach Bremerhaven zu- rückbegeben, wo der Kaiser dem Abgänge der weiteren Transporte des ostasiatischen Expeditionskorps beiwohnen wird. Auf der Rückfahrt nach Bremerhaven begegnete die „Hohenzollern" dem mit weiteren ExpeditionStruppen von dort nach China abgegangenen Dampser „Sardinia". Ueber das Schicksal der Gesandten ». s. m. in Peking liegen endlich die ersten beglaubigten Nachrichten von nicht- chinesischer Seite vor. Von ihnen ist namentlich ein dem deutschen Consul in Tschifu vom ersten Sekretär der deut schen Gesandtschaft in Peking, Herrn v. Below, zuge gangener nnd vom 2l. Juli datirter Brief zu erwähnen. In demselben theilt Herr v. Below mit, daß sämmtliche Mitglieder der Gesandtschaft wohlauf seien, auch das Be- findcn des verwundeten Dolmetschers Cordes sei ein be friedigendes. Weiter erfährt man aus dem Briefe, daß der Verlust deS deutsche» Detachements 10 Todte und 14 Verwundete beträgt, daß seit dem 16. Juli der An griff der chinesischen Truppen auf die Gesandtschaft einge stellt sei und daß eS für dieselbe keine telegraphische Ver bindung mit Berlin gebe. Schließlich theilt Herr v. Below noch mit, daß gutem Vernehmen nach die chinesische Regier ung die Leiche des Freiherrn v. Ketteler geborgen habe. Betreffs der übrigen Gesandtschaften enthält diese brief- liche Notiz des Herrn v. Below nichts, indessen ist wohl anzunehmen, daß auch sie bis zum 21. Juli den Angriff der fanatischen Boxerhorden und chinesische» Soldaten ge trotzt hatten. Auch von der japanischen Gesandtschaft liegt eine Kundgebung in Gestalt eines vom 19. Juli datirten chiffrirten Telegrammes aus Peking vor, in welcher ver sichert wird, daß sich die Gesandtschaft wacker vertheidige nnd daß der Angriff der Chinesen jetzt anfgehört habe; man Hosse, sich bis Ende Juli halte» zu können und er- warte dann bestimmt Entsatz. Weiter zählt das Telegramm die bisherigen Verluste der Japaner bei der Vertheidigung gegen die Chinesen auf. Auch von chinesischer Seite wird fortgesetzt das angebliche Wohlbefinden der Gesandten in Peking betheuert, wie dies auch wieder in einem vom Gou verneur von Schantung veröffentlichte» kaiserliche» Edikt vom 24. Juli geschieht, welches versichert, daß die Ge- savdten mit Ausnahme v. Ketteler's am Leben seien. Aus anderen chinesischen Meldungen erfährt man u. A., daß der gegenwärtige Zufluchtsort der Europäer in Peking die dicht beim Kaiserpalast gelegene Peitang-Kathedrale sein soll. Dagegen besagt freilich ein Londoner Privattelegramm vom 30. Juli, nach den letzten Nachrichten bestehe kein Zweifel mehr, daß alle Fremden in Peking massacrirt worden seien, mit Ausnahme einiger Gisandtschaftsmitglieder, die als Geiseln zur Verhinderung des Vormarsches der fremden Truppen ans Peking gefangen gehalten würden. Herzog Alfred von Coburg uud Gotha ist am Diens tag Abend auf Schloß Rosenau bei Coburg an Herzlähm ung gestorben. Der verewigte Herzog war schon seit längerer Zeit leidend und hatte behufs seiner Wiederherstellung das Herkulesbad in Ungarn besucht, um daun Schloß Rosenau zu beziehen, wo er nach dem Rathe der Aerzte sich noch längere Zeit größte Schonung auferlegen sollte; unerwartet ist nun aber Herzog Alfred daselbst durch einen Herzschlag hinweggerafft worden. Der Heimgegangene Monarch wurde am 6. August 1844 als zweiter Sohn aus der Ehe der Königin Victoria von England mit dem Prinzgemahl Albert geboren; er vermählte sich mit Marie Alexandrowna, Groß fürstin von Rußlanv, Schwester deS verstorbenen Czaren Alexander III., und folgte, als Herzog Ernst II. von Sachsen- Coburg-Gotha am 22. August 1893 kinderlos starb, dem selben am 24. August genannten Jahres als nächstberechtigter Agnat nach. Trotzdem also Herzog Alfred von Geburt Eng länder war, hat er sich während seiner fast siebenjährigen Regierung doch stets als deutscher Bundesfürst gefühlt und demgemäß auch gehandelt, daß muß dem hohen Enschlafe- nen unbedingt zum Ruhme nachgesagt werden. Aus der Ehe des Heimgegangenen Fürsten mit Herzogin Maria Alexandrowna entsproß neben mehreren Töchtern, von denen eine mit dem jetzigen Großherzog von Hessen vermählt ist, nur ein Sohn, der am 6. Februar 1899 im Alter von 24 Jahren verstorbene Erbprinz Alfred. Nach dessen Tode ist Edward, Prinz von Albany, zum Thronfolger im Herzogthum Sachsen.Coburg-Golha proclamit worden; der nunmehrige, noch minderjährige, Herzog von Coburg hat bekanntlich mit seiner Mutter, einer deutschen Prinzessin, bislang in einem ihm von Kaiser Wilhelm zur Verfügung gestellten Schlosse bei Potsdam vorzugsweise residirt. König Humbert hatte sich am Sonntag Abend 9'/, Uhr ans Einladung deS ComitöS für das Provinzial- Weltturnen auf den Turnplatz begeben und war dort von den Behörden und dem Publikum mit Begeisterung empfange» worden. Als König Humbert nach der PreiSvertheilung um 10'/, Uhr den Turnplatz in einem geschlossenen Wagen verließ, wurden plötzlich vier Re volverschüsse auf ihn abgegeben. Das Individuum, das die Schüsse abgegeben hatte, wurde verhaftet und konnte nur mit Mühe der grenzenlosen Wuth des Volkes ent zogen werden. Der König war von drei Kugeln, und zwar von einer am Herzen getroffen worden und langte m hoffnungslosem Zustande im Palais an. Der Mörder erklärte, er heiße GaetanoBressi, geboren am lO.Novbr. 1869 in Prato und sei Seidenweber. Er sagte ferner, er sei Anarchist und komme von Amerika, wo er sich in Patuson aufgehalten habe. Er habe keine Mitschuldigen, er habe das Verbrechen aus Haß gegen die monarchische Einricht ung begangen. Er sei am 27. von Mailand, wo er sich seil einigen Tagen befunden habe, in Monza angekommen. Die sterblichen Ueberreste des Königs Humbert werden nach Nom transportirt und im Pantheon beigesetzt werden. — In Ro»l herrscht große Erregung. Die Blätter mit den Nachrichten über de» Mord deS Königs gehen in den Straßen von Hand zn Hand. Ueberall sieht man Menschen, die über den Tod des Königs trauern und das fluch würdige Verbrechen verwünschen. Ans allen Häusern sind Trauerfahnen aufgezogen, viele Hänfer tragen Trauer schmuck. Alle Läden sind zum Zeichen der Nationaltrauer geschlossen. — Ueber die Ereignisse am Sonntag Abend wird noch iveiter bekannt: Als der König den Platz des Wettturnens verließ, spielte die Kapelle den Königsmarsch nnd es ertönten Hochrufe auf de» König. Dieser stand aufrecht im Wagen und erwiderte die Grüße der Meiige^. als der Mörder von der rechten Seite des Wagens sich näherte und aus allernächster Nähe Nevolverschüsse auf den König abfenerte. Der König sank i» die Kissen zurück, während der Kutscher die Pferde so schnell wie möglich zum Schlosse trieb. Das Ganze war das Werk eines Augenblicks. Der König, der sehr bleich war, stöhnte und verschied in dem Augenblick, als der Wagen am Schlosse anlangte. Man legte den König auf ein Polster im Parterre-Geschoß nieder. Die Königin, welche während dessen eintrat, stieß einen Schrei aus und fragte tief er schüttert, ob der König verwundet sei. Mau veranlaßte sie, hinauszngehen. Als sie nun die Tranerkunde erhielt, bot sie ein Bild der Verzweiflung. Inzwischen hatte die Volksmenge sich auf den Mörder geworfen, der seinen Revolver von sich warf, und bedrohte denselben mit dem Tode. Mit großer Mühe gelang es der Polizei, den Mörder vor dec Wuth des Volkes zu schützen. Fünf weitere Verhaftungen wurden vorgenommen. — Nach der Verwundnng sagte der König: „Es ist nichts!" Der Wagen fuhr nur drei Minuten bis zum Schloß. Als der König eintrat, starb er. Die Aerzte fanden ihn bereits verschiede». Die Königin hoffte nur eine Verwundung; als sie die Wahrheit erfuhr, folgte eine erschütternde Scene. Die Leiche wurde alsbald eingesegnet und einbalsamirt. Die Züge des Todten tragen einen sanftmüthigen Aus druck. DaS Sterbezimmer ist in eine Kapelle verwandelt,