Volltext Seite (XML)
Beilage zu Nr. 44 der Sächsischen GlVzeitung. Schandau, Donnerstag, den 19. April 1900. L e U^u etün. Der letzte Mille der Millionärin» Noma» von A. Michala. (3. Fortsetzung.) V. An der hohen Mauer vorüber, welche den Park um« gürtete, ritt Erich Desmond In der Richtung nach Lichten- Walde auf der Landstraße dahin; als er den hohen Hecken zaun erreichte, weicher den Wald begrenzte, bog er in einen Seitenweg ein und legte etwa noch eine Meile zurück bis eine strohgedeckte Hütte in Sicht kam. Ihre Manern waren gestützt, das Stroh verfanlt, die Fenster mit Papier- streifen verklebt. Aber eine dünne blaue Rauchsäule stieg aus dein verfallenen Kamine auf nnd dieser Umstand be stimmte Desmond, ohne jedes Zögern vom Pferde zu steigen. Er band Zampa an einem Vaume fest nnd schrill der öden Wohnstätte zu, mit dem Peitschenstiel um Einlaß klopfend. „ES war einst ein recht wohnliches Heim," murmelte er vor sich hin. „Ich möchte wissen, ob alle Hütten auf der Besitzung dem Verfall überlassen wurden, wie diese hier." Als aus sein wiederholtes Klopfen keine Antwort er folgte und Desmond ein paar Schritte zurücklrat, un- schlüssig, was er thun sollte, da kam ei» alter Mann mit einem Spaten nuf der Schulter um die Ecke der Hütte. Er war sichtlich hinten im Garten bei der Arbeit gewesen, ohne von Desmonds Kommen etwas gewahr zu werden. Die Ucberraschung, die sich bei dem unerwarteten Anblick eines Fremden in seinen verwitterten Zügen malte, brachte einen Ausdruck des Ergötzens in Desmonds Augen. „Was gicbl's?" fragte der Alte mit mißtrauischer Miene. „Ich möchte über diese Hütte und ihre früheren Micthcr ein paar Fragen an Sic stellen, guter Fiennd," sagte Desmond in seinen angenehmen klangvollen Tönen. „Wollen Sie diese bcanlworlcn, jo werden Sic mich zu großem Dank verpflichten." Der Mann stellte seinen Spaten ab und stützte sich darauf. Desmond blickte nach der Hüllenthür, als ob er weit lieber drinnen die Unterredung abgemacht hätte, so öde nnd trübselig der Ort auch ansjah. Aber der Mann bewegte sich nicht von der Stelle, nnd erst durch hartnäckiges Fragen erfuhr sein Besucher da«, was er wollte. Mar» garelh Tcrril halte mit ihrem Later früher diese Hütte bewohnt. Der Later mar seit vielen Jahren tobt, aber Margareth Halle sich vcrheiralhet und war in die Sladt gezogen. Seitdem hatte der Alle nichts von ihr gehört, auch den Namen ihres Mannes kannte er nicht. „Würden Sic mich nicht einen Blick in die Küche werfen lassen?" fragte Desmond zum Schlüsse, nnd der Alle vcrsctzle unfreundlich: „Hab'nichlo dagegen. Zn sehen ist nichts d'rin, aber wenn sich der Herr die Mühe machen will, so soll er's lhnu." Mit diesen Worten öffnete er die Thür nnd DeSmond trat ein. So trübselig auch die Bchansung von außen geschienen, daö Innere machle noch einen weil lrvsllosercn Eindruck. Ueberall Spuren großer Armulh, kein Zeichen einer ordnenden weiblichen Hand. „Die Hinlerlhür, die in den Garlcn führt, halten Sie wohl slclö geschlossen?" wandle er sich an den allen Mann. Dieser slarrtc mil sehr wenig höflichem Staunen in das ernste, dunkle Antlitz. „Also der Herr leimt den Ort, he?" „Lom Hörensagen," war die ruhige Entgegnung. „Wer hätte nicht in Lcrbinduug mil des allen Herrn Fleming Ermordung auch TerritS Hütte nennen und bc- schreiben hören?" „Ah, sicher, man hat zu selbiger Zeit arg viel davon gesprochen, he?" „Roderich Fleming —" der Besucher schrill langsam an das Fenster, während er in anscheinend gleichgilligem Tone sprach — „schüllcle hier das Wasser ans, wie man sich erzählt, in welchem er nach der Mordlhal seine Hände wusch, und dort in das Feuer warf er seine blutbefleckten ManschcUen. Haben Sie vielleicht zufällig erfahren, wo er seinen Rock versteckte?" „Herrgott im Himmel, wie kann ich denn so' was wissen," rief der alte Mann in entsetztem Tone. „Es ist besser, wenn ich vergesse, daß ein Mörder schon HIcrinnen war." „Wie ich glaube, war es Margareth, welche den Nock versteckte; aber ich habe nie gehört, ob sie oder ihr Later ihn wieder an'S Licht brachte." „Wer weiß? wer weiß?" versetzte der Alic zerstreut. „Ich kümmere mich nie um die Sachen. Aber Mädels sind oft Schlauköpfc. Vielleicht wollte sic das junge Herr chen schützen; doch ich weiß nicht — weiß nicht." Desmond lehnte an dem wurmstichigen alten Tischchen in der Mitte des kleinen Raumes und starrte in Gedanken verloren vor sich hin. Der alle Arbeiter beobachtete ihn mit einer gewissen Bestürzung. Nic hatte eine so vornehme Erscheinung in seiner armen Hütte vor ihm gestanden, und gerade das Neue bei der Sache verwirrte ihn. Er konnte sich keinen Grund denken, welcher den Fremden hcrgeführt. Dieser erwachte jetzt plötzlich aus seinen Träumereien und reichte dem erstaunten Hülteubcwohner freundlich die Hand. „Ich danke Ihnen," sagte er in liebenswürdigem Lone, „daß Sic mich diesen Ort sehe» ließen. Es war mein Wunsch, seitdem ich jene Geschichte von dem Morde hörte. Doch Sie haben Recht, viel ist nicht zu sehen. Gute Nacht." Unbemerkt legte er bei diesen Worten ein Goldstück auf da« Tischchen, schritt den kleinen Gartenpfad hinunter und schwang sich in den Sattel. Des Mannes ungeschickte Verbeugung mit freundlichem Grüßen erwidernd, ritt er im Trab von dannen. Lange, lange Zeit kam keine menschliche Wohnung, kein menschliches Wese» in Sicht. Lichlcnwaldc lag bereits meilenweit hinter ihm, als er endlich eine kleine Haide erreichte nnd fühlte, daß er gänzlich die Richtung verloren habe. Trotzdem rill er noch eine kleine Slrcckc weiter, bis er plötzlich überrascht Halt machen mußte. Zwei hohe Heckenzänne erreichten hier ihr Ende nnd dazwischen wuchs hohes, üppiges Gras. Es mochte vielleicht einst ein schmales, cingezäunteS Stückchen Weideland gewesen sein, aber Desmonds scharfes Auge entdeckte sofort, daß es ein Fußweg gewesen. War dieser noch passiibar? Während er dies bedachte, erblickte er in geringer Entfernung auf der Haide einen Mann, auf den er rasch zurilt, um Auskunft zu erbitten. Es war ein junger wohlgckleidcler Farmer, aber er sprach sehr respektvoll, nachdem er mit forschendem Blick Noß und Reiter besichtigt hatte. „Ich selbst bin ziemlich fremd hier," sagte er, „aber ich hörte, daß diese alten Wege nicht mehr gangbar seien, seitdem die neue Bahnlinie nach dem Bergwerk sie über, flüssig machte. An Ihrer Stelle, Sir, würde ich mit einem so jungen Thier das Experiment nicht unternehmen." „Ich danke Ihnen," vcrsctzle Desmond, „aber ich ge denke einen Versuch zu wagen." „Reiner Eigensinn," murmelte der Andere, seinen ein- samcn Weg forlsctzcnd; in jedem Fall muß er umkchren." Den unwegsamen Pfad zwischen den hohen Hecken zäunen entlang rill Desmond langsam hin und erreichte nach etwa einer halben Stunde ein verriegeltes Thor, das den rauhen, vergessenen Weg abspcrrtc nnd dem cinsamen Reiter einen Ausruf deö Staunens entlockte. Für Zampa war diese unerwartete Schranke natürlich ein unübelstcig- liches Hinderniß. „Jctzt ist die Frage," überlegte Desmond, „kann ich cö wagen, ihn eine Zeitlang hier allein zu lassen, oder »mH ich umwenden? Gern möchte ich weitergehen; vielleicht fände ich doch noch eine Wohnstätte, in welcher man sich noch ennncrle, wie —" Ein Rascheln in der Hecke unterbrach seinen Gedanken nnd in der nächsten Secundc sprang ein zerlumpter Junge einen halb furchtsamen, halb trotzigen Ausdruck in den kohlschwarzen Augen, gerade vor Zampa zu Boden. „Aha, beim Nüsscsammeln!" bemerkte DeSmond, des Jungen gefüllte Taschen betrachtend, aber im nächsten Augenblick durchfuhr ihn eine Idee. „Wenn ich mein Pferd an dieses Thor hier binde, Kleiner," sagte er, die That dem Worte folgen lassend, „kannst Du darauf Acht geben, bis ich zurückkommt? Aber tritt nicht zu nahe an Zampa heran — an kleine Jungen ist er nicht gewohnt. Versiehst Du Dtinen Posten gut, so werden ein paar lose Geldstücke aus meiner Tasche in die Deinen wandern." Des Knaben Augen funkelten unter den buschigen Brauen. „Ja, Herr;" sagte er mit zutraulichem Kopfnicken; „ich verstehe mich auf Pferde. Aber der Hund, Herr; werden Sie ihn mitnehmen?" „Juno mag nach ihrem Belieben handeln," versetzte DeSmond, gewandt das Thor erkletternd und seinen Weg fortsetzend. Aber des Knaben Zweifel war bald gelöst, denn der Windhund machte einen mächtigen Satz über das Thor und war sofort wieder an der Seite seines Herrn. Zwei oder drei Felder hatte Erich DeSmond durch schnitten, als er sich plötzlich auf einer kleinen dreieckigen Wiese befand, die auf zwei Seiten von niedrigen Hecken und auf der dritten von dem Bahndamm begrenzt wurde. „Ah die Eisenbahn nach dem Bergwerk," murmelte der einsame Wanderer vor sich hin. „Heute Abend werde ich wohl am besten nicht mehr weitergehen. Allmächtiger Himmel I" Vor seinen Augen saß ein stpiclendeS Kind auf .dem Bahndamm und in seinen Ohren tönte das Keuchen und Schnaufen einer rasch sich nähernden Lokomotive mit be täubendem Lärm. (Fortsetzung folgt.) WeifegecegenHeiLen. K. S. Stnaksbaynen. von Schandau nach Dresden Bon Dresden nach Schandau Bon Schandau nach Bodenbach- Letschcn Bon l Bon Letschen s Bodenbach nach Schandau Bin. 8.01-») - 6.69«) I-IV - 6.48-0») - 8.1» l-IV * 9.06«») . 9.84«) - 11.18«) i-rv Nm. 19.81 » 19.86 » 2.48«) . 6.08 I-IV . 8.IS«) . 8.90 I-IV - 6.19»») . 7.18 . 8.98 I-IV > 9.19«) - 10.18 Bm- 2.28»>) . 4.18«) . 6.-«) I-IV . 6.46 I-IV . 7.07 . 9.38«) . 10.80 . 11.98°») NM. 12.50«) . 1.88 I-IV - 9.90 . 8.18 . 4.80 . 4.88«) . 6.93 I-IV . 7.88«) I-IV « 9.48»») . 11.48«) B. 8.19 b. B.*) - 7.17 „ „») - 8.09 „B.-T. - 10.49 „ „ „*) N. 19.09» „ „«») . 1.89 „ B.«) . 8.22 „B.-L- - 5.89» «.«) . 9.08 „B.L.») il.-IV. M. n. B.) . 10.91 b.D.-o-) N. 1.09 B.*> - 8.II.B.-L.-») B. 1.28— . 6.22— - 8.80«) N. 19.08 . 4.28«) « 6.49— . 7.— - 8.26«) B. 1.81-) - 6.18*) (UV) . «40») - 8.60») - 10.81») R. 12.08 - 2.08«) - 4.26«) - 6.60-) - 7 — - 8.28») —) ilourierzug mit I.-III. »laste. ») «nh.t. «kippen. Bon Schandau n. Bautzen. Bon Bautzen nach Sc Bon Sebnitz landau Schandau Antunst. Bon stohlmühle n. Hohnstcln Bon Hohnstein n. Kohlmühle. B. 6.19 ° 8.18 N. 19.98 - 9.36 - 6.88 - 7.48) - 10.88s B. « 89 - 7.19 - 10.47 N. 9.06 . 4.43 . 8.40 btt Neustadt. B. 5.12 - 7.20 - 10.03 N. 2.01 - 3.55 - 6.52 - 9.29 B. 8.48 von Neustadt. - 7.84 - 10.38 N. 9.38 - 4.30 - 7.98 - 10.09 Z Z 2 L Z ssi > » - B. 6.48 . 9.S5 N. 8.06 . 6.02 - 8.57 Limmllichc Züge der Linie Lchandau-Neustadt-Bautzen und zurück fuhren ll-IV. Wagcnklaste. <s bi« Reust. Abfahrten des Jarnpfbooles. Bom Hauptzollamt! Bom Bahnhof Borm. 5.40 Nachm. 2.26 Borm. 6.— Nachm. 2.43 6.S0 8.06 - 6.48 M 3.22 7.— 8.45 . 7.17 8.55 7.48 4.25 > 8.02 - 4.30 - 8.45 4.55 - V.06 5.18 0.16 5.80 - 9.34 6.62 10.25 - 6.05 - 10.43 - 6.19 - 10.66 - 7.25 - 11.18 7.46 11.60 - 8.10 Nachm. 12.10 8.16 Nachm. 12.30 8.46 - 12.68 9.18 1.40 - 10.- - 1.69 - 10.81 TR/ Marktstr. 16, hält sein bei vorkommenden VV» " , Fällen zu den billigsten Preisen bestens empfohlen. Mrlv külmeberM. Gleichzeitig mache auf meine Bettfedern - Neinigungsmaschine aufmerksam. ökiWkokieii, Steinkohlen, korke, ünMscil, SilMtk, in nur bester Dualität empfiehlt billigst «Mßell IMme, LllMim. Das Auskunfts« und Vermittelungs-Bureau von Osrl Äisssr empfiehlt sich zur Anfertigung von Kauf- u. allerhand Verträgen, Testamenten, Nachlaß berechnungen, Steuer-Reclamationen u. sonstiger Schriften, auch in Unfall-, Alters- und — Jnvaliditäts-Verstcherungssachen. Hirsch-, Rch-, Mb., Schaf-, Ziegen-u. Zickelfelle sowie I? Markt- Rmd- u. Roßhautc, tauft die Rohleder-Handlung 1^« , str. 16. Vie I»L8eIlIllkll8triktierel« Kieß. keittMß"^;," fertigt alle in das Fach einschlagenden Arbeiten und hält sich bestens empfohlen. VvrLÜKllivI»« Dvrsvt« in allen Weiten empfiehlt zu billigsten Preisen. «»—««« ALnx Sei»»!««, Marktstratze. 14. Halte meine MnsnIttnvustrLvkvrvi zum Anstricken, sowie zum Un fertigen neuer Strümpfe einem geehrten Publikum bestens empfohlen. Mnx LvlLnrrlt, Kirchstratze LüII. Das Posamenten», Weiß-, Woll- und Schnittwaarengefchäft, schrägüber der Post, empfiehlt sich einer geneigten Beachtung. Achtungsvoll Ernst Riedel. auiaLmm-n. rel»8ei>meekt!llll6l' tMoie-KMe. 1 Pfd. 90 Pfg. - '/,Pfd. 45 Pfg. - '/. Pfd. 23 Pfg. Inulins 8«I»aviÜvr, gegenüber dem Lindenhof. vorzüglich im Geschmack, L Pfund L Mk„ empfiehlt *Z^»s f I>anirnv8vI»i>vI<Ivr,gegenüb. Hotel Lindenhof L^Kotzschulstager^ VM" Mbei I» 81088er LuEßi, "Ml PM-- QEZ Miutler. V<rnt8vl»v, Ovstvrr. null ILvtl»- null Haus - Wasserleitungen, Mosel - Anlagen, Ladeeinrichtungen k. Vcümnn L Badeeiurichtuugen und Kloset-Anlagen stehen zur Ansicht bereit. Die Klempnerei v. Karl Kammerer,WAU zur Ausführung aller Bauarbeiten, Wasserleitung«? - Anlagen, Bade - Einrichtungen und Closet-Anlagen bei solider Arbeit und billigen Preisen. Das Hirt- und »»»«llaxvirAvsvKLkt von UlvrlinA, gegenüber dem Postamt, empfiehlt sich einer geneigten Beachtung. 8 LrLe" ^elmler, L. »ur »avlielvvlknn« 'n Schiefer, Ziegeln, Holzeement, Dachpappe u. s. w. empfiehlt sich bei billigsten Preisen Lager sämmtlicher Materialien am Platze. ö. klNMl, Dachdeckermstr,