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Sächsische Elbzeitung : 11.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-190001119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19000111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19000111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-11
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 11.01.1900
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rühmlichst bekannte, zur Zeit in Dresden cvncertirende Tiroler Concertsänger-Gesellschaft Alex. Höpperger ans Thanr bei Hall engagirt. An dieser Stelle ist schon früher einmal gesagt worden, daß es nicht leicht sei, etwas Passendes zu finden, was dem Geschmacke der überwiegenden Mehrheit entspricht. Nun, diesnial ist es geglückt, wie jedesmal bei den früheren Engagements. Alle sind zufrieden- gestellt: Die Festtheilnchmer, der Vorstand bezw. Ausschuss und nicht zuletzt die Tiroler Säuger selbst. Gegen 8 Uhr' abends, dem angcsctzten Anfang des Concertes, füllte sich ziemlich schnell der Saal. Der an sie ergangenen Einladung hatten mehrere Ehrengäste Folge geleistet; außerdem sah mau die Mitglieder der drei Compagnien mit ihren An gehörigen, erstere in Uniform. Die aus vier feschen Dame» und zwei Herren bestehende Conccrt-Gesellschaft leistete sehr Gutes. Namentlich verfügte sie über einen tüchtigen zweiten Baß. Sämmtliche vorgetragene Nummern wurden applaudirt und dankte die Sänger-Gesellschaft durch Einlage«. Den Schluß bildete eiu Schuhplattler, welcher wiederholt werde» mußte, weil er außerordentlich gefallen hatte. Während der Pause zwischen dem zweiten nnd dritten Theile ver kauften die Tiroler Damen nette Edelweißsträußchen aus ihrer Heimath und sehr gut ausgeführte Ansichten auf einer Postkarte der Heimath der Gesellschaft bezw. ihres Leiters, vornan das Spiel-Ensembles, dann eine Scene im Schuh plattler. Wie Schreiber dieses bemerkte, wurde ziemlich lebhaft iu diese« Artikeln gekauft. Au dem Wohlbefinden der Festtheilnehmer und infolgedessen an der guten Laune und dem molligen Wohlbefinden (Einigen wurde es zu mollig) trugen die hübsch durchwärmten Räume des Schützenhauses nnd die guten Speisen nnd Getränke der Schützenhauswirthschaft sehr viel mit bei. Nach dem Concert, welches ziemlich viel Zeit beanspruchte, wurde der Ball durch eine von Herrn Vorsteher Täubrich geführte Polonaise cingeleitet. Möge es Allen gut gefalle» haben und gut bekommen sein! (D — Am vergangenen Sonntag abends 7 Uhr hielt die Tnrncrkneipe zu Schandau im Saale des Schützcnhauses eine Abeudimterhaltnug, bestehend in Christbescheerung mit Geschenkverloosuug ab, wozu sich unsere werthe Damenwelt, als auch Turuvereinler mit ihren Angehörigen äußerlt zahl reich cingefnndcn hatten, Kueipwart Biener begrüßte die Erschienenen mit herzlichen gewinnenden Worten, hierbei gleichzeitig seinen und der Kneipe Dank sür die rege Be theiligung aussprechend. Hierauf schilderte stellvertr. Kucip- wart M. Goll in beredter Weise mit eingehenden Worten den eigentlichen Zweck und die bisherige Thätigkeit der Turnerkneipe, wobei man wiederum sein humorreichcs Reiidnertaleut kennen lernte. Nebst gesanglichen Vorträgen brachte man recht hübsche, oftmals große Heiterkeit er weckende Turuerkneipspiele znr Ausführung. Die Verlvos- ung der abgegebenen nnd von der Kneipe mit Dank ent- gegeligenommenen Geschenke verlief ebenfalls znr besten Zufriedenheit der daran Belheiligten. Hieran reihte sich die Versteigerung der ans dem im Lichterglanz prangenden Tannenbanm hängenden Geschenke, wobei unser Kueipwart Biener das Amt des Anctionalors ganz zn Gunsten unseres Kneipsäckels versah. Der Vorstand unseres Turnvereins, Herr Petrich, gedachte n. A. zweier mitanwesendcr wohl verdienter älterer Turuvereinler, der Herren Khhnitzsch und Pförtner, welche der edlen Turnkunst unseres Altmeisters Jahn tren geblieben, indem er sie mit begeisterten echt turnerischen Worten begrüßte und genannte» Herre» ei» dreimaliges „Gut Heil" entgegcnrief, in das Alle jubelnd einstimmteu. Au all dieses schloß sich noch eiu recht fideles Tänzchen, welches die Theilnehmer bis zn später Stunde fröhlich beisammenhielt. Allen, welche dazu beitrngen, diesen Abend zu einem so nnlerhaltenden nnd amüsanten zu gestalten, sei der beste Dank der Turnerkneipe gespendet. Möge dieser Abend Alle» eine bleibende Erinnerung sein und möchte Jeder eine gute Meinung von unserer Kneipe in sich ausgenommen haben. „Gut Heil!" II—I. — Am Dienstag Abend '/,9 Uhr begann der weitere Eisgang der Strecke Wannvw-Leitmeritz und dauerte bis nachts 12 Uhr. Henie Mittwoch früh '/,6 Uhr folgte Fortsetzung bei einem Wasserstande von 80 -j- Null. Die Elbe geht zur Zeit noch sehr gedrungen; da auch Aussig früh 9 Uhr noch Eisgang meldete, dürfte wohl stimmt'- liches auf der Elbe und Moldau befindliches Eis im Gauge fein. Au ein Beginnen der Elbschifsfahrt kann jetzt noch nicht gedacht werden. — Der erste Schultag im neuen Schuljahre würde dies mal der 23. April sein. Da aber auf diesen Tag Königs Geburtstag füllt, an dem kein Unterricht stattfindet, be ginnt das neue Schuljahr erst am 24. April. — Alle Diejenigen, welche an den österreichischen Cours-Notirnngen ein Interesse haben, »lögen beachte», daß »»»mehr bei der Wiener Börse nnd anderen öster reichischen Börsen (mit Ausnahme der per Stück in Kronen »otirten, diversen Loose und der Gennßscheiue) in Procenten des in Kronenwährung nmgerechneten Nomiualwerthes »otirt wird, d. h. der nene Cours giebt an, wie viel Kronen des Nennwerthes des betreffenden PapiereS gefordert, ge boten oder gezahlt sind. Die Umrechnnngssätze sür alle im Conrsblatte vorkommenden Währungsarteu sind wie folgt festgestellt, dabei Krone» durch X, Heller durch Ii ausgedrückt: 1 fl. ö. W. — 2 X, 1 fl. Conv.-Münze --- 2 X 10 Ii, 1 Gvldguldeu -- 2 X 40 ü, 1 Mark — 1 Ii 18 ü. 1 Frank oder I Lire — 90 Heller. — Nach den endgiltigen Festsetzungen beliefen sich die Einnahmen auf deu sächsischen Staatseisenbahuen im Monat Angnst vorigen Jahres ans 11100 779 Mk. Gegen über der Einnahme im Monate Angnst 1898 sind dies 078 262 Mark mehr. Hiervon erbrachte der Personen verkehr 4159294 Mk. und der Güterverkehr 694l485Mk. Befördert wurden 6219213 Personen und 2171967 t, Güter. Die Gesammteinnahme in der Zeit vom Jaimar bis mit Angnst betrug hiernach 76299656 Mk. nnd über steigt diejenige des gleichen Zeitraumes im Jahre 1898 um 2792868 Mk. — Die Länge der Sächsischen Staatseisenbahnen (ein schließlich der gepachteten und ausschließlich der verpachtete» Strecke») betrug am Ende des Jahres 1899 insgesammt 3005,53 Kilometer, d. i. gegen den Schluß des Vorjahres 39,38 Kilometer mehr. Vollspurig sind hiervon 2597,40 Kilomtr. (11,49 Kilomtr. mehr), schmalspurig 408,05 Kilo meter (27,89 Kilometer mehr). Dem Personell- und Güter verkehr dienen 2955,34 Kilometer, mir dem Güterverkehr 50,19 Kilometer. — Bisher galt cs als ein Entgegenkommen, wenn Hausbesitzer die Telephon- und Telegraphenarbeiter der Reichspostverwaltung in ihre Häuser und auf deren Dächer gelassen hatten, um die Leitungen auszubessern oder neue anzulegen. Seit diesem 1. Janüar indessen ist mit dem Inkrafttreten des Rejchsgesetzes vom 18. Deccmber 1899 dieTelegraphenverwaltimg ausdrücklich befugt, Telegraphen- linieu, worunter auch Fernsprechlinien verstanden werden, durch den Luftraum über alle Grundstücke hinweg zu führe», soweit dadurch die Bemltzuug des betreffenden Grundstückes nach den znr Zeit der Fertigstellung der An lage bestehenden Verhältnissen nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Tritt später hierdurch eine solche Beeinträchtigung eiu, so hat die Telegraphenverwaltung ans ihre Kosten die Leitungen zu beseitigen, insbesondere ist dies bei einem etwaigen Ümbane eines Hauses der Fall. Die Angestellten und Beauftragten der Tclegrnphenverwaltnng, die sich als solche attsweisen, sind befugt, zur Vornahme »otlnvcndiger Arbeiten an Telegraphenlinien, insbesondere zur Verhütung und Beseitigung von Störungen, die Grundstücke nebst den darauf befindlichen Baulichkeiten und deren Dächer, mit mit Ausnahme der abgeschlossenen Wohnränme, während der Tagesstunden »ach vorheriger schriftlicher Ankündigung zu betreten. Der von ihnen dabei etwa verursachte Schaden ist von der Verwaltung zu ersetzen. — Zur jetzigen Zeit ist es angebracht, davor zn warnen, Tannenbänme in Oefen oder Kochhccrden zu verbrennen. Bekanntlich sind Tannenbänme sehr harzhaltig. Dieses Harz enthält Kohlenwasserstoff, der in Verbindung mit der heißen Luft starke Gase entwickelt. Durch diese Gase kau» uuter Umstättden leicht der Ofen oder die Maschine gesprengt werden. Ma» ka»» sich von der Kruft dieser Gase leicht selbst überzeuge», wen» mn» eine» Tan«e»zweig über bre«»c»des Licht hält. Das Licht wird unter dem Drucke der Ausströmung erlöschen. Man soll also stets nur kleinere Theile des Baumes auf eimnal verbrennen, nicht gröbere Stücke. — Obstzüchter baut nur beste Waare. Diese Mahnung richtet in der neuesten Nummer des praelischen Rathgebers ein alter erfahrener Obstzüchtcr au seine Genossen: „Wer heute noch etivas verdienen will, nmß sich der feineren Obst zucht zuweuden und Früchte ziehen, die mit 50 Mark nnd darüber der Cenlner, bezahlt werden." Die Zucht von Zwergvbsl und Spalierobst sür den Berkans muß allgemeiner werden. Wer sich für diese Sache interessirt, lasse sich eine Probettummer vom Geschäftsamt des practischeu Rath gebers iu Frankfurt a. O. kommen. Daß Ehrlichkeit immer noch ihren Lohn findet, beweist ein Vorfall, der sich nach dem „Tageblatt" iu Stolpen zutrug. Vor Kurzem verlor Herr Gutsbesitzer Emil Bvdcu auf dem Wege nach feiner Behausung ein Päckchen Loose der dortigen Geflügel - Ausstellung, welche von Herrn Willkommen gefunden und abgelicscrt wnrden. Der Ver lierer übergab dem Finder als Belohnung ein Loos, welches sich insofern als Glücksnummer erwies, als bei der am vergangenen Dienstag stattgesuiidene» Ziehung darauf der Hauptgcwiiiu, bestehend aus je einem Stamm Gänse und Hühner, siel, während sich die übrigen Loose des Päckchens als Nieten entpuppten. Ein in Dresden-Friedrichstadt wohnhafter noch nicht 20 Jahre alter Schreiber, welcher erst voriges Jahr aus einer Strafanstalt entlassen worden ist, machte sich einer Unterschlagnng von 5000 Mark schuldig und sollte deshalb am Montag Abend von einem Gendarm verhaftet werden. Der junge Mensch setzte dem Beamten, als er gcgen ihn einschreiten wollte, einen Revolver auf die Brust, um ihn zu erschießen. In demselben Augenblick gelang eS dem Gendarm, die Waffe dem Manne aus der Hand zu schlagen. Nun begann zwischen Beiden ein verzweifeltes Ringen, wobei der Schreiber den Beamten ganz erheblich in die Hand biß. Es gelang dem jungen Manne, den Revolver wieder zu ergreifen nnd einen tödtlichcn Schuß auf sich abzugebeu, der ihn sofort zu Boden streckte. — Bekanntlich ermordete am 1. Juni vorigen Jahres der 26 Jahre alte, aus Wachwitz gebürtige Bauarbeiter Paul Theodor Ludwig iu dem Hause Nr 25 auf der Alten berger Straße in Dresden seine 21jährige Ehefrau, sowie sein 2 Monate altes Kind, legte nach der That in der Wohnung Feuer an und entfloh. Ludwig wurde am 8. Juni in Großröhrsdorf ergriffen und an das Gericht in Dresden abgcliefert. Der Mörder ist längere Zeit znr Beobachtung seines Geisteszustandes im Sicchenhause nnter- gebracht gewesen und jetzt als geistig gesund dein Gericht wieder zugeführt wordcu. Borüa. Zu dem gemeldeten Grubenunglück im Espen hainer Braunkohlenwerk sei noch mitgethcilt, daß sich der Unfall bei Ausmauerung des zweiten Schachtes ereignete, indem die drei Verunglückten durch hereinbrcchendeu Trieb sand verschüttet wnrden. Die im Gauge befindliche berg polizeiliche Untersuchung wird jedenfalls ergeben, durch wessen Schuld der Unfall herbeigeführt worden ist. Ver unglückt sind der ledige 21 Jahre alte Steiger Freutel aus Espenhain, der verheirathete 57jährige Häuer Eckstein aus Steinbach, sowie der 21 Jahre alte Fördermann Mischke in Espenhain. Da die Verschütteten in einer Tiefe von 22 Meter liegen, hat die Bergung der Leichen noch nicht stattfinden können. Ein in den achtziger Jahren stehendes Ehepaar in Freiberg hatte seit 20 Jahren öffentliche Unterstützung empfangen und auch fortgesetzt die private Wvhlthätigkeit in hohem Maße in Ansprnch genommen. Als nach dem kürzlich erfolgten Tode des Mannes die Witlwe in's Armen haus ausgenommen wnrde, fand man in ihrer Wohnung ein erspartes Vaargeld von 1050 Mk., znmeist in Thaler stücken — thcilweise alten seltenen Münzen — bestehend, vor. Ein frecher Schwindler, der sich als einer der beiden begnadigten Bauarbeiter ans dem Löbtaner Prozesse ans- giebt und, obwohl dieselben Hecht nnd Geißler heißen, Papiere aus den Namen Carl Schneider vorlegt, treibt sich in der Frankeub erger Gegend herum und sucht die Arbeiter auszubeuteu. Der Gauner dürfte seine unsauberen Manipulationen auch anderwärts versuchen. Die Beerdigung der drei Opfer der Lengenfelder Mord- und Seldstmvrdasfaire hat am Sonntag in Lengenfeld stattgefundeu. Die tiesbekümmertel: Angehörigen waren bereits am Freitag daselbst eingetroffen und stellten die Identität der Leichen fest. Der Fall wird noch immer aufs Lebhafteste besprochen, weil er außergewöhnliches In teresse bietet. Man steht hier mit Rücksicht auf die Beweg gründe, die zu der schrecklichen That geführt haben, vor einem Räthsel, dessen Lösung wohl schwerlich je vollständig gelingen wird. Die Schneider war seit nahezu vier Jahre» verheirathet, der Ehe war ei» Kind entsprossen, das in dessen wieder verstarb. Die Eheleute befanden sich in völlig geordneten Verhältnissen; angenommen wird, daß sich Frau Schneider in der Ehe nicht besonders glücklich gefühlt haben soll. Die Geschwister Richardt bildeten die Zweitälteste bez. drittälteste Tochter der fünf Geschwister der Familie des Locomvtivsnhrers Richardt, eines hoch achtbaren, streng rechtlichen Mannes, der über 25 Jahre im Dienste der preußischen Staatsbahn steht, und der seinen fünf Töchtern jederzeit eine gute Erziehung hatte zu Theil werden lassen. Soviel bekannt, haben die drei Frauenspersonen keinerlei Schriftstücke hinterlassen, in denen sie etwa die Gründe zu ihrem Vorgehen mittheilten; die Angehörigen erfuhren das Vorkommniß erst aus den Zeitungen. Es bleibt nur die Annahme übrig, daß die un selige That bei allen Dreien in Plötzlich überkommenem Trübsinn und Lebensüberdruß ansgeführt wurde. In den an der böhmischen Grenze sich hinziehenden sächsischen Ortschaften in der Klingenthaler Gegend treten tödtlich verlaufende Kinderkrankheiten vielfach epidemisch auf; so starben in Untersachsenberg dem Musik instrumentenmacher Wolf kurz hintereinander vier Kinder im Alter von 12 bis 3 Jahren an Scharlach. Oelsnitz. Die vielverbreilete, aber unzutreffende Meinung, daß bei Befördernng von Kindern ans der Eisen bahn eine Verschiebung der Altersgrenze stattgefunden habe, daß Kinder bis znm 6. Jahre frei seien und von da bis zum 14. Jahre mir deu halben Fahrpreis zu eiitrichtcn hätten, bereitete am Freitag einer von OelSnitz nach Chemnitz reisenden Dame viel Aerger und Kosten. Ans dem Zwickaner Bahnhöfe wnrde festgestcllt, daß ein in der Begleitung der Dame befindliches Mädchen das fünfte Lebensjahr überschritten, aber keine Fahrkarte hatte. In folge der längeren Auseinandersetzung, welche mit der Zahl ung von 6 Mk. Geldstrafe und Nachlösung einer Fahr karte endete, versäumte die Dame den nächsten nach Chemnitz fahrenden Zug und eine dort angcsetzte Gerichtsverhandlung, wobei sie als Zeugin diene» sollte. Eine weitere Straf auflage von 25 Mk., weil diese Gerichtsverhandlung ver tagt werden mnßte, steigerte den Preis dieser Kinderfahr karle noch erheblich, sodaß wir dieses Vorkommniß reisen den Eltern zur Beherzigung empfehlen möchten. Auf der Wolssgrüner Straße iu Eibenstock wurde am Montag das Kutjchgeschirr der Frau verw. Bretschneider führerlos angctivsfe», der Kutscher todt unter dem Wage» liegend nnd daS Sattelpferd erdrosselt, während das Hand- pferd unverletzt war. Dec todt ausgefundene Kutscher galt als solid und hinterläßt eine zahlreiche Familie. Einer der ältesten Feldwebel der sächsischcii Armee, Herr Christian Gottfried Schönberg in Schneeberg, ist am Montag in seinem 94. Lebensjahre znr große» Armee abberttfen worden. Der Verewigte hat von 1826—1882 fünf Könige» Sachsens treu als Soldat gedient und sechs Auszeichnungen erhalten. 1849 nahm Schönberg an dem Sturm auf Düppel theil. Bei seinem 90. Geburtstage ehrte ihn auch Generalfeldmarschall Prinz Georg durch eiu Schreiben. In einem Abtheil 3. Klasse des abends kurz ^vor zehn Uhr iu Löbau eintreffeuden Personenzuges von Ebersbach hat sich am Montag ein Reisender erschossen. Name und Herkunft des Selbstmörders konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden. Eine seltene Geburtstagsfeier fand am Hohennenjahrs- tage in Geisilig statt. Zwei ZwillingSschwcstern, Frau Henriette verw. Schmiedemeister Lohse und Fran verw. Bürgermeister Grnmpelt, feierten in geistiger nnd körper licher Frische ihren 80. Geburtstag. Tagc sgeschichte. Deutsches Reich. Berlin. Auf der Kaiser-Dacht „Hohenzollern" wird schvu eifrig gearbeitet, da das Schiff mit seine» Renovirnnge» am 1. April fertig sein soll. Die „Hvhciizvllern" soll schon im März zu Probefahrten in See gehen und daun im April dem Kaiserpaare für eine Orientreise, und zwar nach Aegypten dienen. Diese Reise soll im Anschlnß an die Reise des Kaiserpaares nach Nom erfolge». Die Meldmig bedarf der Bestätigung. — Während der Aufführung des „Fiesco" am Frei tag im königlichen Schanfpielhause in Berlin brach im füliften Acte auf der Bühne Feuer aus. Eiu Fackelträger kam mit seiner Fackel der ersten Coulisse, links vom Publikum, so nahe, daß sie Feuer sing. Sie stand sofort in Hellen Flammen und Statisten, Schauspieler und Schauspielerinnen liefen nnter großem Feuerlärm den Nothnnsgängeii zn. Die Herren Uhlig nnd Rupprecht halten Geistesgegenwart genug, die Coulifse sofort herunter- znreißen und mit Hilfe einiger Statisten das Feuer zu ersticken. Der ganze Vorfall ereignete sich binnen weniger Minnten. Im Publikum war von dem Ausbrechen des Feuers nichts bemerkt worden, da auf der Bühne gerade eine Gefechtsscene vor sich ging und deshalb ohnedies alles in künstlichen Qualm uud Rauch gehüllt war. Matkowsky, der auf der Scene stand, verlor nicht die Geistesgegenwart lind ließ sich nicht anmerken, daß auf der Bühne etwas Ungewöhnliches vor sich ging. Nachdem der Coulissenbrand glücklich erstickt war, wnrde ein schnelles Tempo im Spiel genommen, sodaß die Vorstellung früher als sonst zu Ende war. — lieber eine bemerkenswerthe Verbrüdernng von Dentschen nnd Franzosen ans dem südafrikanischen Kriegs schauplätze meldet die „Deutsche Wochenschrift aus den Niederlande»": Das deutsche Commaudo zu Felde empfängt fast täglich von der französischen Colonie Pretorias die herzlichsten Sympathiebeweise in der Form von flüssigen und compacten Liebesgaben. Verschiedene Franzosen sind in das Corps eingetreten und kämpfen Schulter au Schulter mit den Deutschen. Auch Ungarn und Slaven vergessen den Parleistreit in der Heimath und kämpfen auf deutscher Seite. Die Warnungen der Consuln werden mit Achsel zucken beantwortet. Der Haß gegen die Engländer ist eben zu groß. — Ein uener Fall englischer Willkür ist zu ver zeichnen! Wie das „Neuter'sche Bureau" meldet, ist der von Hamburg nach der Delagoabay bestimmte, der deutschen Ostafrika-Linie gehörende Dampfer „Herzog", über dessen Schicksal bereits Besorgnisse laut geworden waren, von einem englischen Kriegsschiff aufgebracht und nach Durban ge führt worden. Da auf dem Steamer sich 22 belgische und 17 deutsche Unterthauen befinden, so gilt eine gemein same belgisch-deutsche diplomatische Action als bevorstehend. In London scheint man endlich de» Ernst der Lage einiger maßen erkannt zu haben. So meldet der englische „Preß- Association" : Lord Salisbury habe sich längere Zeit im Auswärtigen Amt anfgehalten; der Attorney-General Webster und der Solicitor-General Finlay hätten mit ihm dort conferirt. Es hätten dem Vernehmen nach wichtige Punkte des internationalen Rechts zur Berathung gestanden,
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