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Sächsische Elbzeitung : 30.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-190001301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19000130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19000130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-30
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 30.01.1900
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— Der am vergangenen Sonnabend von dein Post- unterbeamteu-Verein für Schandau nnd Umgegend im Hcgenbarlh'schen Etablissement zur Geburtstagsfeier Seiner Majestät des deutschen Kaisers Wilhelm II. veranstaltete Familien-Abend hatte sich trotz des höchst ungünstigen Wetters eines zahlreichen Besuches zu erfreue». Der Saal war mit der Büste Sr. Majestät und mit Guirlanden geschmückt worden. Herr Postschaffner Buhr-Königstein eröffnete die Feier mit folgender Ansprache: Geehrte Anwesende! Wiederum hat sich der Kreislauf eines JahrcS voll- zogen; wir haben uns hier versammelt, um daS GeburtS- tagSscst Sr. Mas. dcS deutschen Kaisers zu feiern. Und mit Recht feiern wir Deutsche diesen hochbedeutsamen Tag. Ehren wir doch in unserm allverehrten Kaiser einen Fürsten, welcher daS ererbte Gut seiner großen Vorfahren gelrculich verwallet, unS den Frieden zu erhalten, das Deutsche Reich nach innen und nach außen zu befestigen bestrebt ist. Darum, geehrte Anwesende, ist eS Wohl jedes Deutschen Pflicht, besonders für nnS als Diener des Reichs, unsern obersten Dienstherr« durch eine Feier zu ehren und fest zuhalten an den Wahlspruch: Für Kaiser und Reich. Die Aufforderung, unsern Kaiser dnrch ein dreifaches „Hoch" zn ehre», fand allseitigen Widerhall. Hierauf betrat Herr Landbriefträger Fischer-Schandan die Bühne, um iu be geisterter, vortrefflicher Rede die Erschienenen zu begrüßen und nochmals des Festtages zu gedenken. Nun wurden die Anwesenden, unter denen sich auch Herren Beamte von hier und Königstein sowie geladene Gäste befanden, durch mehrere Vorträge ans angenehme Weise unterhalten. Zu nächst gelangte ein Duett „Die beiden Wittwer" (Herren Fischer nnd Jäckel) znr Aufführung, dessen humoristische Wendungen, ebenso wie das folgende Couplet „Das Land- straßengigerl" (Herr NoSke) und das Duett „Florian und Baldrian" viel Heiterkeit erweckten. Besonders Lob ver dient hierbei auch die von Herrn Friseur Max Hofmann vortrefflich ausgeführte „Arbeit au den Darstellern". Dem stimmnngSvollen Lied „Am Elterugrab" (Herr Jäckel) folgte die Ausführung des einacliven Schwankes „Kaisers Geburtstag". Hierzu wollen wir nur erwähnen, daß jeder Mitwirkende (Damen sowohl wie Herren) das möglichste beitrug, nm die Aufführung zu einer wohlgelnngcucn zu gestalten. Neichen Beifall spendete man am Schlnfse sämmtlichen Darstellern. Nun begannen die Frenden deS Tanzes, und wohl zu früh mag für Viele die Stunde ge kommen fein, sich trennen zu müssen, nm nach seinem Heim zu wandern nnd wieder in den alltägigen Dienst einzulretcn. — Noch wollen wir bemerken, daß eine unter den Theil nehmern deS Vergnügens für die Buren veranstaltete Sammlnng den erfreulichen Betrag von 7 Mark ergeben hat, welcher der Redaction der Elbzeituug heute von Herrn Oscar Reinsch ausgehändigt wnrde. — Ans Anlaß eines besondere» Falles hat das Königl. Ministern»» des Innern entschieden, daß Geruch und Lärm der Gänse keinen Grnnd abgeben, die baupolizeiliche Ge nehmigung zur Errichtung eines Gänsestalles zn versagen, da sie an und für sich nicht geeignet sind, die Gesnndheit zu schädigen. — In erschreckender Menge bringen jetzt die Tages- blättcr Nachrichten über Morde und Selbstmorde. Jeder Tag liefert eine Anzahl solcher Fälle. Außer der Blut that zu Oelsuitz im Erzgebirge wird aus Schkeuditz ge meldet, daß vor dem „Gasthaus zur weißen Taube" ein etwa 35 Jahre alter unbekannter Mann Selbstmord beging. Vor Verübung der That hatte sich der Unbekannte, der eine Zeche von zwei Mark machte, noch eifrig am Gespräch betheiligt, war dann hiuausgegangen und hatte sich ans der Straße mit einem neuen Revolver eine Kugel in den Kopf gejagt. Der Kleidung nach zn urtheilen, gehört der Selbstmörder den besseren Ständen an. Weder Papiere noch Baarmittel wurde» bei ihm vorgefnnde«. In Laucha erschoß sich in seiner Wohnung der etwa 41 Jahre alte Lohgerbermeister M. Da sich die Familie in sehr ge ordneten Verhältnissen befindet, so kann die unselige That nur in einem Anfalle geistiger Umnachtung verübt sein. Eine Wittwe und fünf unerzogene Kinder betrauern de» aus den. Lebe» Geschiedene«. In Waldenburg wurde unterhalb des Wehres au der sogenanuten Pfüllermühle der Leichnam einer Frau anfgefunden, die seit länger als ächt Tagen vermißt wurde. Der Grnnd, der die Frau zum Selbstmord getrieben, ist nicht bekannt. Ans Leipzig werden wieder zwei Selbstmorde berichtet, und auch in Dresden sind derartige unselige Fälle hänfig zn beklagen. — Der winterharte Citronenbanm aus Japan. Die in unserem Haushalte so vielfach verwendeten Früchte des Citroneubaumcs müssen bekanntlich aus südlichen Ländern bezogen werden, da diese Pflanze in unserem nördlichen Klima nicht gedeiht. Erst in neuerer Zeit hat man herausgesuudeu, daß eine in Japan heimische Citronenart selbst strenge Winter mit Källetemperaturen von über 20 Grad Noaumur ohne Bedeckung im Freien aushält und anch in kälteren Ländern mit Erfolg im Freien gezogen werden kann. Die ersten Anbanversnche mit diesem Winterhärten Citronenbanme wnrden im nördlichen Amerika gemacht. Professor W. F. Masset) vom North Carolina College of Agricultnr berichtete damals in der Zeilschrift „Orchard and Garden", daß selbst ganz kleine Exemplare, die er zwischen die Hügel von Nord-Marh- land pflanzte, sehr gut gediehe» und später auch Früchte getragen haben, trotzdem sie im Winter ohne jeglichen Schlitz einer andauernden Kälte von 18 Grad Fahrenheit unter Null (mehr als 20 Grad Kälte nach unserem Röaumnr-Thermometer) ausgesetzt waren. Jetzt werden diese Citronenbäume dort drüben schon sehr viel zur Aus schmückung der Gärten verwendet und jedenfalls anch als Cnlturpflauze znm Massivbau einmal eine große Rolle spielen, wenn die in neuerer Zeit vom Ackerbauministerium der Vereinigten Staaten angestcllten Versuche, durch Be fruchtung dieser Winterhärten Citrone mit anderen Orangen arten auch von letzteren, besonders der Apfelsine, Winter härte Nassen zu erzielen, ein günstiges Resultat ergeben. Auch in Deutschland versucht inan jetzt, diese winterharte Citrone eiuznführeii. Einer bekannten gärtnerischen Export firma (E. G. Ziegler in Großzschocher bei Leipzig) ist es im vorigen Herbst gelungen, eine große Anzahl solcher Citronenbänme aus Japan zu impvrtireu und habe» sich dieselben anch hier in Deutschland als vollständig winter hart erwiese». Wahrscheinlich werden nun anch viele deutsche Gärtnereien diese Citronenbäume in ihre Bestände ausnehmen, denn die verlockende Aussicht, sich im eigenen Garten am köstlichen Dufte der Citronenblüthe erfreuen, die Früchte selbst vom Baume pflücken zu könne», dürfte manchen Gartenbesitzer zum Ankäufe eines solchen Citronen- haumeö veranlassen. — Von, Annoncirem Wir hatten neulich Gelegenheit, geriugschätzeude Aeuberungen über das Aunouciren zu hören; Jemand meinte, das dafür ausgegebene Geld sei weggeworsen, die Knuden kämen anch so nnd dergleichen. Schelten Sie, verehrte Leser, nnS nicht als eigennützig, wen» wir Ihnen diese Behauptungen widerlegen. Fragen Sie einmal die Firmen, die regelmäßig annoncireu, ob sie daS dafür ausgegebene Geld für weggeworfen halten; alle werden Ihnen sicher antworten, daß sie mit dem Er folge ihrer Inserate sehr zufrieden sind. Glauben Sie wirklich, all die Inserenten wären so wenig Geschäftsmann, daß sie Geld für Annoncen ausgäben, wenn sie wüßten, das Annoncireu hätte keinen Zweck?! Es ist doch eine bekannte Thatsache, daß gerade die Geschäfte, die gut „gehen", die es also erst recht „nicht nöthig" hätten, am meisten annoncireu. Sie vergrößern ihren Kundenkreis durch stetiges Jnseriren mehr und mehr! Der Hauptzweck der Annonce, dem Geschäfte neue Kunden znzuführen, ist im Ganzen noch viel zu wenig erkannt. Wenn heute ein Kansmann einen Gegenstand annoncirt und diesen infolge dessen an Jemand verkauft, der bisher noch nicht zu seinem Kundenkreis zählte, so hat er erstlich den Vortheil, den betreffenden Artikel verkauft zu haben und zweitens oft anch den Hauptzweck der Annonce, einen neuen Kunden für die Dauer gewonnen zu haben, erreicht. Wer den annvucirten Artikel kauft uud wird gut bedient, der wird nicht nur dies eine Mal, sondern häufig wieder kommen und seinen Bedarf in dein Geschäfte decken, auf welches er durch die Annonce ansmerksam geworden ist. Viele Inserenten werden diese Behauptung als zutreffend be zeichnen können. — Das berühmte amerikanische Circus-Unternehmen von Barnum L Co. hat eine ans drei Jahre berechnete Schanstellungsreise nach Deutschland beschlossen und wird dabei auch die sächsischen Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Plauen i. V. besuchen. Einen Begriff von der Ausdehnung der von diesem Riesen-Circus entfaltete» Reclame dürfte die Thatsache gebe», daß Barnum einer großen dentschen Papierwaarenfabrik einen Auftrag in Höhe von über 000000 Mk. ertheilt hat, der sich, anher Buch- drncksachen verschiedenster Art, zum beträchtlichsten Theile ans Plakaten in Buntdruck, sowie aus Ansichtspostkarten znsammensitzt. — Aus Oesterreich kommen wieder Klagen über das Verschwinden von Briefen. Ein Altenburger Herr hat wiederholt an l)r. Eisenkolb in Karbitz geschrieben, um ihn nm einen Vortrag über die „Los von Nom"-Bewcgnng zn bitten. Keiner dieser Briefe ist augekommeu. Ebenso ist es einem Gymnasiallehrer in Eisenberg gegangen. Wo mögen diese Briefe hingekommen sein? — Durch den Einfluß der Witterung ist das Berg- rutschgebiet auf der FerdinandShöhe nnd in Pfaffendorf bei Detschen noch nicht zur Ruhe gekommen, was seinen Grund darin haben mag, daß die Quellen, denen man die Rutschnug zuschiebt, noch nicht gefaßt worden sind. Bei der weiteren Ausschachtung des Stollens an der Ferdi- nandshöhe stieß man vor einigen Tagen ans größere An sammlungen von Wasser. Es steht zn hoffen, daß durch Abfassen des Wassers endlich Ruhe eiutreten wird. In Pfassendorf beabsichtigt man, die Quellen zu fassen und sie für eine Wasserleitung nutzbar zn machen. Dresden. Aus Befehl Sr. Majestät des Königs wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer Hoheit der verw. Herzogin Adelheid zn Schleswig-Holstein.Sonderburg-Angustenbnrg, geb. Prinzessin zu Höhenlohe-Langeuburg, am königlichen Hofe die Trauer auf eine Woche, vom 26. Januar bis mit 1. Februar angelegt. — Die Leiche Ihrer Hoheit der Herzogin Friedrich von Schleswig-Holstein wurde Freitag Nacht mit dem 12 Uhr 37 Miu. vom Dresdner Hanptbahnhofe abgehenden Breslauer Nachtschnellzuge über Görlitz, Kohlfurth, Lieg- uitz nach Primkenau übergeführt. Die begleitenden höchsten Herrschaften benutzten Schlafwagen, welche bis Primkenau durchgehen. Die Ankunft in Primkenau erfolgte Svnu- abend Vormittag 10 Uhr 2ö Min. Die Beisetzung der sterblichen Ueberreste fand Sonntag '/,2 Uhr nachmittags in der Schloßkapelle statt. — Die Leiche der verewigten Herzogin Friedrich zn Schleswig-Holstein traf am Sonn abend Vormittag 10 Uhr auf dem Bahnhof zn Primkenau ein und wnrde Ahr unter dem Geläute der Glocken nach dem Schlosse übergeführt. Dem vierspännigen Leichen wagen folgte zu Wagen Herzog Ernst Günther zu Schleswig- Holsteiu liebst Gemahlin, Herzogin Friedrich Ferdinand zu Schleswig-Holstein, Prinzessin Feodora zu Schleswig- Holstein nnd Prinz Philipp von Sachsen-Coburg und Gotha. Im Leichenzuge befanden sich ferner die kirchlichen und städtischen Behörden, Vereine und die herzoglichen Beamten. Zur Seite des Leichenwagens schritten zwölf Forstbcamle und eben so viel Hüttenarbeiter. Die Anf- bahnmg erfolgte in der Schloßkapelle. — Se. Maj. der deutsche Kaiser hat der Sächsisch- Böhmischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft zur Führung des kaiserlichen Wappens für den auf der Werft Laube gast im Bau befindlichen Salou - Dampfer „ Kaiser Wilhelm 11." seine Genehmigung ertheilt. — Ur. H. Sirmadjiew, diplomatischer Vertreter Bul gariens in Wien, welcher in Sendig's Hotel „Europäischer Hof" Wohnung genommen, hat sich auf telegraphische Ordre Sr. Hoheit des Fürsten Ferdinand von Bulgarien, nach Primkenau begeben, um den Beisetzungsfeierlichkeiteu Ihrer Hoheit der Herzog!» Friedrich zu Schleswig-Holstein bcizuwohncn. — Eine Diebes- und Hehlerbande, sog. Geldschrank- Knackcr, stand am Mittwoch vor dem Landgericht Dresden zur Aburtheilung. Seit länger als einein Jahre führten die Verbrecher rasfinirte Einbrnchsdiebstähle rc. in Dresden aus; in einem Falle trugen sie einen drei Centner schweren Kassenschrank zu der gesprengten Contorthüre hiuans nach einer Sandgrube, woselbst sie ihn demvlirteu nnd beraubten. Die Angeklagten, die meist erst zwanzig Jahre alt nnd schon wegen Diebstahls vorbestraft sind, wurden fast alle ans der Strafanstalt vorgeführt. Die am schlimmsten belasteten Räuber Adamowsky aus Kranowitz, Keßler aus Gohlis, Moser ans Dresden nnd Kälker aus Volkmars dorf erhielte» je zehn Jahre Zuchthans und zehn Jahre Ehrenrechtsverlust; die übrigen Verbrechen wurden mit vier Jahren Zuchthans, drei Jahren Zuchthaus, vier Jahre» 6 Monaten Gefängniß rc. bestraft. — Einem Lehrer in einem Orte bei Dresden schickte dieser Tage eine Mutter folgende zeitgemäße Entschuldig ung wegen des Ausbleibens ihres Jungen: „Geehrter Herr Lehrer Werden Entschuldigen daS mein Sohn Hein rich nicht zur Schule kann, gestern Nachmittag spielten die Saujungen Buren und Engländer und mein Junge war Engländer und krigte wie gewöhnlich Dresche, und dabei siel er den Grabe», wie er zu Hause kam, schrie er sehr über Kopfschmerzen, sah ganz weis aus und mußte sich brechen, wir machten gleich Umschläge aber trotzdem hatte er die ganze Nacht Fandastrt. WennS SieS nicht glauben, können sie sich erkundigen, Müllersch Ernst war auch da bei, wenn sie in der Sache was thun wollen, so sein sie so Gut und hauu Sie die Bure» einmal sichtig durch, da mit die auch eiumal Wichse krigen, solche Sau Jungen! womit ich verbleibe mit Gruß Ihr " In der Uutersuchungssache, den in der Sylvesternacht tödtlich verunglückten Buchhalter Franz Richard Helbig in Leipzig betreffend, ist nunmehr Derjenige, welcher mit Helbig in Löhr's Hof in Leipzig das Rencontre ge habt hat, ermittelt und festgenommen worden. ES ist dies ein 25jähriger Kutscher Namens Wißmach aus Kasawe. Er behauptet allerdings, daß er Helbig nicht mit einem Stock, sonder» bloS mit der Hand geschlagen habe und daß Helbig die Verletzung am Kopfe sich durch Hinstürzen auf Steinkanten zugezoge» haben müsse. Den „Reigen" der diesjährigen Lohnbewegungen werden voraussichtlich für Leipzig die Bäckergesellen eröffnen, welche in einer Versammlung am 21. Februar endgilsig darüber beschließen, ob sie sich an der alle deutschen Bäcker umfassenden Bewegung zwecks Erringung besserer Lohn- und Arbeitsbedingungen betheiligen wollen. Wie vorsichtig man mit dem Aufbewahren von Medizin flasche» sein mnß, zeigt folgender Unfall. Ein vier Jahre alteS Kind eines Restaurateurs in Roßwein fand in dem Zimmer eine Flasche, die etwa 50 Gramm Chloro formöl enthielt und trank die süßschmeckende Flüssigkeit aus. Alsbald stellten sich die Symptome einer starken Ver giftung ein, nnd nur sofortige ärztliche Hilfe konnte daS Kind von« sichern Tode retten. Aus dem Bahuhofe in Waldheim entsprang am Mittwoch Abend ei» zu 10 Jahren Zuchthaus verurtheilter Verbrecher, der mit dem um '/,12 Uhr ankommende» Zuge von einem dortigen Transporteur von Dresden nach Wald heim gebracht worden war. Schon war er mehrere hundert Schritte weit über die Straße entkommen, als er von dem Gendarnr Mähder aus dem benachbarten Hartha wieder festgenommen werden konnte. In Niederplanitz erschien am Mittwoch ein 18 Jahre oller Handarbeiter aus Marienthal vor der Wohnung seiner 16 jährigen Geliebten und suchte sie zu einem gemeinsamen Spaziergange zu veranlassen. Das Mädchen weigerte sich aber nnd war eben im Begriff, in's HanS zurückzukehren, als der Liebhaber einen Schuß auf daS Mädchen abgab, der dicht an dessen Kopf vorübergegangen ist. Der Gemeinderath in Schedewitz bei Zwickau hat wegen des Kohlenabbaues, der schon mehrfache Boden senkungen herbeigeführt hat, an die obere Behörde eine Eingabe gerichtet. Am Mittwoch wnrde in Dennheritz bei Meerane ein Unbekannter anfgefunden, der vier Stiche im Unterleib hatte. In dem Schwerverletzten wurde ein Schuhmacher Krause aus der Gegend von Erfurt ermittelt, der behauptete, sich die schweren Verletzungen selbst beigebracht zu haben. Er war von Einsiedel bei Chemnitz nach Glauchau gereist uud von hier »ach Dennheritz gegangen. Der Kranke wurde in das Krankenhaus zu Glauchau gebracht. In Falken bei Glauchau ist ein unbekannter Knabe festgenommen worden. Er hat angegeben, er heiße Max Krauße, sei am 7. Juni 1888 in Dieschal in Oberschlesien geboren, seine Elter» seie» zeitig gestorben und er sei dann in Tischal in Pflege gekommen. Eines TageS sei eine Zigennerbande gekommen, welche ihn mitgenommen habe. Bei der Bande hätten sich noch mehrere solche Kinder be funden. Seit dieser Zeit sei er mit den Zigeuner» um hergezogen. Diese Zigeuner seien der alte Wagner und dessen Ehefrau, der Musiker Anton Schubert und dessen Ehefrau mit Kindern, sowie der Zigeuner Gustav Blech schmidt und dessen Ehefrau gewesen. Bis jetzt befindet sich der Knabe in der Pflege der Gemeinde Falken. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin. Der Hof legt für die verstorbene Herzogin Friedrich zu Schleswig-Holstein dreiwöchige Trauer bis einschließlich 15. Februar an. — Von der Kaiserin find im Jahre 1899 an weib liche Dienstboten für 40jährige Dienstzeit in derselben Familie 186 goldene Dienstbotenkrenze nebst Diplomen verliehen worden. Auf die einzelnen preußischen Provinzen vertheileu sich diese folgendermaßen: Ostpreußen 31, West preußen 2, Brandenburg 23 (davon 6 in Berlin), Pommern 4, Posen 8, Schlesien 23, Sachsen 19, SchleSwig-Holstein 4, Hannover 8, Westphalen 11, Hessen-Nassau 14, Rhein provinz 32. Sieben Dienstbotenkreuze entfielen auf Elsaß- Lothriugeu. — Halb Berlin befindet sich auf der Wohnungssuche, denn die Steigerungen, mit welchen die HauSwirthe beim jüngsten Qnartalswechsel ihre Miether überrascht haben, sind zum größten Theile nicht angenommen worden. — Ein unglaublich brutaler Todtschlag hat in Berlin stattgefunden. Mittags gegen 2 Uhr faß in einem Keller lokal der Schuhmacher Haase, ein mürrischer, wegen seiner Grobheit und seines Jähzorns in der ganzen Nachbarschaft allgemein gefürchteter Junggeselle, Anfang der 40er Jahre, und trank Bier. Am Buffet stand der Telegraphenarbeiter Stephan nnd sprach mit dem Wirth. Ein alter Bettler, der über Hunger klagte, erhielt vom Wirth ein Stück Brod. Der Greis Ivar müde und setzte sich harmlos an den Tisch Haase's; dieser musterte ihn mit verächtliche» Blicke» und rief znm Wirth hinüber: „Na, der könnte auch wo anders sein Bettelbrod essen", worauf der Stephan erwiderte: „Lassen Sie doch den alten Mann sitzen, daS wird Ihnen doch nichts schaden!" — Allmählich wurde der Wortwechsel heftiger, Schimpfworte flogen hinüber und herüber — Plötzlich, ehe noch Jemand etwas davon ahnen konnte, sprang der Schuhmacher auf, griff nach seiner Rocktasche nnd stürzte auf den Telegraphenarbeiter zu. Mit wuchtigen« Stoß rannte er seinem Gegner ein scharfes Schustermesser in den Unterleib und zog das Mordwerkzeug von unten herauf durch die tiefe Wunde. Mit den« Schrei: „Ich bin gestochen," wankte der Ge. troffene zur Thür, die Treppen hinauf, auf die Straße,
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