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S32 bcn können die Frauen nach strengem indischen Rechte nie, gleichwohl hat man sich seit Jahrhunderten geeinigt, dieses Gesetz zu umgehen, sobald keine männlichen Nachkommen vorhanden sind. Nach dem Glauben der Hindu ist et» Todter so lange von dem himmlischen Glücke ausgeschlossen, bis ein Sohn desselben die Leiche feierlich bestattet und die Schulden bezahlt hat; es tst da her der Hauptwunsch aller Verehelichten, einen Sohu zu bekommen; wem die Gottheit jedoch keinen schenkt, dem hat sie zwölf verschiedene Mittel gewährt, wie die Gesetzauslcgcr sagen, sich einen Nachkommen zu verschaffen, der an der Stelle des eigenen Sohnes die Leichenfeierlichkeit vollziehen kann. Das gewöhnlichste Mittel ist die Adoption, und zwar gebietet der Vater meist sei nen Töchtern, ihm einen Enkel zu erziehen, auf den er die Rechte eines eigenen Sohnes übertragen könne. Daneben ist es jedoch auch gestattet, eine Tochter in die Sohnsrcchte cinznsetzen. Ein Fall der letzteren Art veranlaßte im Jahre 1829 zu Karikal einen weitläufigen Prozeß. Ein Hindu hatte mehrere Frauen ohne Kinder hinterlassen, doch außer ihnen noch eine Tochter, deren Mutter bereits gestorben war. Die Tochter machte Anspruch darauf, des Baiers Leiche verbrennen und die Feierlichkeiten der Bestattung anordnen zu dürfen; doch die Frauen des Verstorbenen wollten dies nicht zugebe». Die französischen Richter hatten daher zu entscheiden, ob das Gesetz noch in Kraft, und ob das Mädchen auf gesetzmäßige Weise zur Erbin des Vaters bestimmt scp. Erst im Jahre 1834 fällte der Gerichtshof zu Karikal den Spruch, die Tochter habe des Vaters Willen, daß sie als sein einziges Kind in die Rechte eines Sohnes eintrete, hinreichend bewiesen; sic sep daher als alleinige Erbin anzusehen und könne nur gezwungen werden, des Vaters Witwen einen Jahrgehalt auszu setzen, der ihre nächsten Bedürfnisse decke. Diese Entscheidung hat um so größeres Aussehen erregt, als die indischen Rechtsgelehrten erklärten, diese Art, einen Erben einzusetzen, habe man längst aufgegeben. Der Buchstabe des alten Gesetzbuches siegte bei den französischen Richtern somit diesmal über die Sitte der neueren Zett: der Grund hiervon war offenbar nur, daß das indische Gesetz in seiner Strenge unserem Erbrecht näher steht, als der Gebrauch, der es im Laufe der Jahrhunderte verdrängt hatte. Ein ander Mal wurden drei vornehme muhamedanischc Frauen beim Gerichte zu Pon- dichcrp verklagt, wejl sie vom öffentlichen Ministerium als Zeugen vorgefordert und nicht erschienen waren. Das Gericht erklärte sie jedoch für schuldlos, weil ein muhamcdanischeö Gesetz den Frauen höherer Stände verbiete, öffentlich zu erscheinen, und weil die Verklagten nur dieses Gesetz befolgt haben. Hierbei giebt Herr Pasquier noch eine interessante Schilderung des Verfahrens, wel ches man sonst in ähnlichen Fällen cinschlägt. Die Richter, sagt er, fügen sich dem Eigensinn der Sitte, nach der eine vornehme Frau keinen anderen Man» als ihren eigenen sehen darf; sic lassen sich daher, wenn sie mit einer solche» Frau zu verhandeln haben, mit einem Schreiber und einem Dolmetscher in einen Sack oder wenigstens in ein Tuch gehüllt, in das Zimmer der Frau tragen und besprechen sich so mit ihr. Die größte Schwierigkeit ist hierbei stets, wie die gerichtliche Rccognition zu bewerkstelligen sep, wie die Richter zu der Ueberzeugung kommen sollen, daß sie wirklich mit der Frau sprechen, an die ihr Auftrag lautet. Wie unzulänglich jedoch die indischen Gesetze auch sind, so können wir uns doch nie eines gewissen Mitleides erwehren, wenn wir ein überwundenes Volk sehen, dem die Sieger vorschreiben, was eS von seinen alten ererbten Sitten, die ihm durch tausend Erinnerungen thcuer sind, aufgeben soll und was cs bchaltcn darf. Das Christcnthum allein hat das Recht, Alles, was ihm entgegen ist, einer Nation zu entreißen, weil es daS Innere der Nation regencrirt, während Eroberer und Kolonisten stets nur ihr Aeußercs verändern. Es wäre daher in der That zu wünschen, daß man, wie PaSquier will, das französische Recht mit den alten nationalen Gesetzen der Hindu so viel wie möglich zu verschmelzen suchte. den letzten Monaten des vorigen Jahres förmlich konstituirte und wo seine Mitglieder zunächst die Summe von c>0,000 Pfo. Sterl. (340,(MO Thaler) zu- sammenschoffen, um Broschüren drucken und vertheilen zu lassen, in denen die Prinzipien des Vereins entwickelt wurden, und um Männer von Kenntnissen und Fähigkeiten auszusenden, die in den kleineren Städten Vorlesungen über den Nutzen des freien Handels hielten. Täglich wurden viele Tausende von Briefen crpedirt, so daß, des Pcnny-Porto's ungeachtet, doch an manchem Tage über 200 Thaler für das Frankiren von Briefen ausgegeben wurden. Im Januar d. I. fand zu Manchester eine General-Versammlung des Vereins statt, und da in England so gut wie bei uns zu Lande nichts Gemeinnütziges ohne ein großes Essen zu Stande kommt, so ward bei dieser Gelegenheit eines der kolossalsten Diners dieses Jahrhunderts gegeben. Sämmtlichc Gäste auf einmal zu speisen, war eine Sache der Unmöglichkeit; deshalb dinirtc man drei Tage lang, und zwar täglich ungefähr zu 4000 Couverts. Es war zu diesem Behuf ein ungeheurer Saal, der von Eisenguß-Säulen getragen wurde, errichtet, und drei anstoßende Straßen waren in bedeckte Galerteen verwan delt, um die Circulation zu erleichtern. Die Fabriken in der Nachbarschaft hatten zu dem Diner 13,000 Schüsseln und Teller, 12,000 Paar Messer und Gabeln, 800 Aussätze zu Pfeffer, Salz und Mostrich, 12,000 Bier- und Wein-Gläser rc. geliefert. Der Speisezettel des ersten Tages bestand aus 200 Schüsseln Zungen, 200 Schüsseln Schinken, 200 Kalbspasteten, 200 Schüsseln „Sandwiches" (kaltes Fleisch zwischen Butterschnitten), 200 Schüsseln Wurst, 4000 kleinen Weißbrodtcn, 4000 Stück Schiffszwieback, 200 Kuchen, 4000 Pastctchen, 200 Schüsseln Mandeln und Rosine», 400 Pfund Malaga- Trauben, 2400 Apfelsinen, 2400 Acpfeln, 200 Schüsseln Nüsse. Die Aus wahl war allerdings nicht besonders, aber bei der ungeheuren Quantität konnte man unmöglich feinere Speisen bereiten. Gleichwohl war das Couvert nicht wohlfeil, denn jeder Herr zahlte sieben und jede Dame fünf Shilling (2^ und 1? Thaler) für den ersten Tag und für jeden der folgenden Tage das Doppelte. Hierdurch wurde» nicht bloß die Kosten gedeckt, sondern cs blieb auch »och ein Erkleckliches zu den Zwecken des Vereins übrig. Dieser nahm nunmehr an Umfang so zu, daß man cs für nöthig hielt, seinen Sitz von Manchester nach London zu verlegen, wo zuerst das Drurplane- und dann das Covcnt-Garden-Theater zu seinen Versammlungen gemiethet wurde. Nach dem Berichte, der in einem der letzte» „Meetings" abgestattet ward, hat der Verein bereits mehr als fünf Millionen seiner Broschüren über Gegen stände der National-Oekonomie an die Wähler in England und Schottland, sechs Millionen unter die arbeitenden Klaffen verthcilt nnd 426,000 in die „livviens" und „Mgsrüw!." einhefte» oder aufnehmen lassen. Vierzehn Professoren haben in den ansehnlichsten Ortschaften 650 Vorlesungen über die selben Gegenstände gehalten, und mehr als 300,000 Thaler sind bereits für die Zwecke des Vereins verausgabt. Hauptsächlich ist es, wie man steht, auf die Wähler abgesehen, die von Allem, was den freien Handel und zwar zunächst den freien Gctraidehandel betrifft, auf das genaueste in Kenntniß gesetzt werden, nnd so ist auch wohl zu erwarten, daß es dem Verein ge lingen werde, wenn auch noch nicht im gegenwärtigen, doch im nächsten neu- gewählten Parlament, eine Mehrheit für sich zu erlangen. Die Verdrängung dcö Herrn Baring und die Erwählung des Herrn Pattison ist der erste glück liche Versuch, den der Verein im Großen gemacht und dessen Erfolg um so merkwürdiger ist, als hier keine Lokal-Interessen, wie sie gewöhnlich bei den englischen Wahlen geltend gemacht werden, sondern ganz allgemeine Interessen und Grundsätze den Sieg davontrugen Diese allgemeinen In teressen sind im Wesentlichen auch diejenige», welche dem Gedanken dcö großen deutschen Zollvereins zum Grunde liegen, und so kann der Triumph der .-Vuti-ooru-Iavv-leugne auch unserer Thcilnahme gewiß sepn. Mannigfaltiges. — Fortschritte der Idee des freien Handels. Der Verein gegen die Korngesctze in England (4nci-e»ru-l»rv-leugn«), der cs sich zur Aufgabe gemacht, dem hungernden Theile der Bevölkerung wohlfeileres Gc- traide zu verschaffen, als die — gleich vielen Zcuchfabrikanten — auf ihr Monopol eifersüchtige» und darum für die Aufrechthaltnng hoher Einfuhrzölle besorgte» Gutsbesitzer cs liefern, hat einen bedeutenden Sieg davongctragcn, indem die Londoner Citp nicht wieder den Chef des mächtigen Handlungs- Hauses Baring, sondern Herrn Pattison, den Kandidaten des Vereins gegen die Korngesctze, zu ihrem Parlaments-Mitglied erwählt hat. ES hat sich's dieser Verein aber auch nicht wenig Mühe und Geld koste» lassen, uni gesundere Ideen über freien Handel und namentlich über den Verkehr mit den zum Lebensunterhalt nöthigsten Produkten im Volke zu verbreiten. In der kurzen Zeit von noch nicht einem vollen Jahre hat der Verein seine Ver zweigungen über das ganze Land ausgedehnt, und in diesem Augenblicke zählt er bereits seine Mitglieder nach Hunderttausenden und seine Shillings-Ein nahmen nach Millionen. Zu den einflußreichsten Leitern desselben gehören Herr Cobden, ein reicher Fabrikant in Lancashire und Mitglied des Unter hauses, wo er die Idee des freien Handels vertritt, ferner Herr Villiers, Bruder des Grafen von Clarendon, der Quäker Herr Bright und der Alder man Brooks aus Manchester, welche ebenfalls sämmtlich Parlaments-Mit glieder sind. Mittelpunkt des Vereins war zuerst Manchester, wo er sich in Bibliographie. ) Nord-Amerika. ar»; nm out.»» NII ilw t r:»i»«iui'<k»ion ot i'iiU lloetiii»! AU«! moral (Iilitlitic» fron» ,,ar<-,>t,e to 12. kow Vork. Preis in Louden: 5 «. 1^ I). ^OÜUIOU !>Ii»rUia .»'»ln'nzrloniatti.'em; or «» liikUor)' of Uw laüik»' tomzwranco Iwiwvoleuf «ocietie«. 88 Seit- 12. Koxtou. 8. I'orrv (Verf. des im Mag. 1842. Nr. 09 angezeigten Wertes Hw olim.Ue of Uw I Hleü Meteorologe)': eom^rikilux a NeverijiUott ot Uw ittuionjstwre au<i it-r olwuo- nwnn; Uw law« ot^<-Iim.»t^ in uml eKpeeir»!!) Uw cNmatil: featnres» zwemiitr to worl'l'n« l»«»»»e<1 on fo««il geolog)- 48 Stil. kl. Fol. mit 13 Kpf. Kew Vork. 1 6 <1. 1^. 8t«-z>lieii« Iucnient« ot travl in Viwatau. 2 vol. 8. mit 120 Kpf. Kew Vork. — Dtc englische Ausgabe dieser Reise ist bereits früher von uns angczcigt worden. !Na«ou sMissionair) Hie küareu az,o«Ue; nr, uwmoir ot Kn l'ÜÄÜ-vvn, Uw Or«t K.iren eonvert, witli notice« eoneerninir üi.« natiou. Nevisest 1») II. 3. I< i p l e ). 153 Seit. 10- koxtou. ^oliu l'vler; ist« llistorv, elmrueter, nult I»o«ition. 40 >LUt 8. mit Portrait. Kew Vork- — I^it« ok ^ol.u (>'. (,'nllionn. l'^eutin« " oouOen^e,« I>i5.tnrv ot i»olitieal event^ fron» 1841 to 1843- 70 Seit. 8. Kew Vork. — Hr- Tyler ist bekanntlich der ichige Prä sident der Vereinigten Staaten, Hr. Calhoun einer der Kandidaten des im Oktober t. I. neu zu besehenden Präsidciitensttthls. — Indes) ist cs mehr als wabrscheinlich, das) Hr. D. Webster (vergl. Bibliographie in Nr. 93) gewählt werden durste. I?. tt. ^o wer Illinitratioii« ot Uw Croton »<,'w<1uet, v 8. gr. 4. mit 21 Kpf. Kew Vork. 1 I. 5 — Die C ro to n-W a sscr lei lu n g, welche, 40 engt. Mellen lang, die Stadt Ncuyort mit Wasser versieht, ist wohl das groszartigstc Werk der Art, das noch in älterer und neuerer ^eit gebaut worden. Die kosten waren gegen 2 Millionen Pfund Sterling. — Gleichzeitig erschien: .1 v. Servis veserizitiou ok Uw Crotou »qnvtluct. 31 Seit. 8. Kew Vork. ') Sämmtliche hier angezeigte Werte find durch dtc Buchhandlung von Asher u. Co., hierselbst, zu beziehen. Herausgegebkn und redigirt von I. Lehmann. Im Verlage von Veit S» Comp. Gedruckt bei A. W. Hayn.