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für die WochcnMch sff^cinctt Drei Nunmnm. vi,>nui»x>nlou!> puxs 22j TNNkiP, js thlr.) i'imrj^iln-Nch, N ^l>I^. jur das ganze IM-, ohne Erhöhung, i» aNen Theilen der PrlusNjchcn Monarchie. Dranumxaeionen werden ron jeder Buchhandlung (in Berlin hei Bei! u. Eonip., ISgcrstraßc Nr. 2ä), jo wie von allen Königs. Post-Aenucrn, angenonimc». Auölnndc s. .^1?' 136- Berlin, Sonnabend den II. November 1847. Italien. Die italianlschc Prcffc über kirchliche Fragen. Cs war zu erwarten, daß die von Pius IX. und Leopold I I. von ihren bis herigen Fesseln befreite italiänische Presse nicht blos über politische, sondern bald auch über religiöse Fragen ihr Votum abgcben werde. Sie thut dies al lerdings, und zwar in einer freisinnigen, sowohl von französisch-liberaler, als von deutsch-protestantischer ganz verschiedenen Weise. Die Bildung ist in Ita lien zu alt, die Denkart eine zu nationale, als daß man dort in so wichtigen Dingen nichts weiter, als der Nachtreter der benachbarten Nationen sepn sollte. In Rom war cs zuerst der Oontempm-im«», der sich offen über die so genannte „katholische Partei" in Belgien und in der Schweiz aussprach, was sehr bald den Zorn des ultramontancn Pariser klniverr. erregte und demnächst auch eine Zurechtweisung von Seiten des DiurioM Kou.u zur Folge hatte. In Toskana geht man indessen viel weiter, wenn auch, wie gesagt, in seiner eigen- thumlichcn, manchen unserer „Lichtfreunde" gewiß immer noch bornirt erschei nenden Weise. In der Florentiner?mri», die (wie wir bereits in Nr. I3I deü Magazins erwähnten) von einem Priester, dem Abbate Lambruschini, redigirt wird, spricht sich dieser über das Verhältnis) der Geistlichkeit zum Volke (in dem Blatte vom 2N. Okt. d. I.) folgendermaßen auS: „Die Zeit ist sehr ernst. Die Fragen, um die cs sich heutzutage handelt, sind nicht mehr blos bürgerlicher oder politischer Art, sondern cS hängt von ihrer Entscheidung auch das soziale und religiöse Schicksal der Völker, die Zu- kunft der Katholicität, das künftige Geschick der Geistlichkeit ab. „Die Geistlichkeit macht sich keine Illusionen. Sie ist angegriffen worden und hat Widerstand geleistet, weil der Krieg gegen sie zugleich ein Krieg gegen die Religion war-, die Religion aber kann und wird niemals nicdergekämpft werden. Nachmals ist die Geistlichkeit der Gegenstand einer Art Devotion geworden-, aber doch nicht in ihrer eigenen Sache hat sie darum den Sieg davongetragen, denn die Huldigung der Herzen, die cs müdc waren, nichts zu glauben und nichts zu lieben, galt nicht der Geistlichkeit, sondern der Re ligion. Indessen ist die Zeit gekommen, wo man die Geistlichkeit weder ver folgen, noch ihr schmeicheln, sondern über sie das Urtheil fällen wird. „Heutzutage kann dies um so eher geschehen, weil endlich die Lcivcnschas- ten, die von den Mißbräuchen in Staat »nd Kirche aufgeregt waren, beschwich tigt sind und die zu ihrem Rechte gelangte Vernunft zwischen den Personen und den Dingen, zwischen den Grundsätzen und ihrer Anwendung, zwischen der Religion und der Geistlichkeit einen Unterschied macht. „Niemand ist der Geistlichkeit Feind; Alle im Gegentheil möchten, daß sie sie verehren und lieben könnten, und darum wünschte man auch, daß sie be- griffe, welches ihre Pflichten scpen und ihre Mission, und daß sie dieselben mit Eiser, ohne Bedenken und ohne Mental-Reservation rrfüllte. Ma» möchte, daß die Geistlichen in Bezug auf weltliche Interesse» Bürger scpen, wie alle Andere», weder nichr noch weniger, »nd daß sic, als Dicncr der göttlichen Re ligion Jesu, Muster der Weisheit, der Menschenliebe, der Aufrichtigkeit und der cdclmüthigen Selbstverleugnung, Prediger des Wortes der Wahrheit und dcö Friedens scpen, welches weder nicdcrdrückt noch spaltet, soudern die Seele erhebt und sic frei macht und heiligt. Die Völker wollen heutzutage diejenige Religio» von der Geistlichkeit lernen und mit ihr ausübcn, die an äußerliche» Werken, wie sie von heuchlerischen, überspannten, furchtsamen oder geknechteten Seelen verrichtet werden, kein Genüge hat, sondern die, uni gute Werke hcr- vorzurufcn, die Herzen gut macht und in den moralisch guten Herzen Fami- licn- und Bürgertugendcn, die Tugend derer, welche befehlen, und die Tugend derer, welche gehorchen, entwickelt; diejenige Religio», welche die öffentliche» Freiheiten guthcißt, regelt und scmctionirt, weil sie die innere Freiheit desMcn- schcn und sein Sclbstbcwußtscyn stärkt und befestigt; diejenige Religion, die, während sie die Augen des Geistes auf die Güter einer besseren Welt richtet, doch die Augcn des Körpers nicht blind macht für die Güter, die Gott über die Erde verbreitet hat, um den, Mensche» während seines mühseligen und schmerzensreichen PilgcrlcbcnS Trost zu bringen; diejenige Religion, die mit ihrem Gedanken und mit ihrer innigen Liebe Alles umfaßt, „„was wahrhaftig ist, waö ehrbar, was gerecht, was keusch und was lieblich"" (PhilippcrlV-, 8). „Das ist die Religion, deren die Welt heutzutage bedarf und durch welche die Geistlichkeit, wenn sie ihre Befördererin und hauptsächlichstes Werkzeug ist, eine Macht erlangen wird, die sie niemals gehabt, eine Macht, die sie nie wird verlieren können, eine wohlthätige Macht, welche die ganze Welt sich unter wirft und die die Welt segnen wird, weil sie dadurch, daß sie die Völker zu wahren Christen macht, ihnen dazu verhilft, wahrhaft frei UN- glücklich zu sepn, selbst im gegenwärtige» Leben. Dies ist die schöne Zukunft, die sich der katholischen Geistlichkeit darbictct. „Aber wenn die Geistlichkeit ihre Pflichten und ihr wahres Interesse schlecht auffaßte und, statt die Menschen zu Dienern Gottcü zu machen in dem Gehorsam, welcher frei »lacht, thörichterwcise an die Herrschaft über die Kö nigreiche »nd die Gewissen dächte, um die Völker zu Sklaven der Könige und die Könige nebst den Völkern zu Sklaven der Priester zu machen — o, dann würde die Geistlichkeit sich außerordentlich täuschen! Diese Herrschaft, die den Staaten, der Religion und selbst der Geistlichkeit so sehr geschadet, diese anti- christliche Herrschaft ist nicht mehr möglich. Die Freiheit wird den Sieg da- vontragcn, ungeachtet der Anstrengungen derjenigen, welche eS wagen, sie als eine Feindin der Religion zu bezeichnen; die Religion Jesu wird mit ihr zu gleich einen Triumph feiern; die evangelische Macht der Geistlichkeit wird mit den Triumphen der Religion und der Freiheit zunehmen. Aber die weltliche Macht der Geistlichkeit — jene Macht, die einer aufgeregten Einbildungskraft, erhitzten Leidenschaften, Lehren, die eben so falsch, als herabwürdigcnd und einschüchternd sind, Intriguen, welche Zwietracht säen und den Bürgerkrieg entzünden, kleinlichen und abergläubischen Gebräuchen eines mitleidslosen Kul tus ihren Ursprung verdankt — sic ist dahin! Sie ist untergcgangcn an dem Tage, an welchem PiuS IX. die Macht der mit der Freiheit verbundenen Menschenliebe begründete. Darum wenden Ihm sich alle Herzen zu, darum wird in allen Herzen mit der Liebe zu freien Institutionen die Liebe zur Rcli- gion geweckt; ja, die Freiheit ist siegreich, weil sie friedfertig und gottesfürch tig ist. Keine Tyrannei war je ganz besiegt worden, weil man die Tyran neien durch Unglauben angegriffen hatte. Jetzt aber stürzen sie alle zusammen, denn der Glauben ist cS, der sie bekämpft. Die Standarte der Freiheit im neunzehnten Jahrhundert ist das Kreuz!" Während solche Worte, vom Schwünge der italiänischen Sprache »och be- deutend gehoben, auf die feurigen Südländer ihren nachhaltigen Eindruck nicht verfehlen, würde wahrscheinlich ei» alle historischen Zustände wcgraisonniren- der Artikel ä I» Xmionat oder auch eine gegen die Personen gerichtete Dia- tribe » in I'im«8, wenn auch die Gcmüther momentan aufregcn, doch nur zu Recriminationcn führen, die für die politische Bildung der Jtaliäncr keine weiteren Folgen hätten. Darum darf man auch wohl die jetzige Bewegung in Italien, eben weil sie ihren eigenen nationalen Weg einschlägt, als eine nicht blos vorübergehende betrachten. Selbst Sardinien hat sich ihr bereits angc- schloffen, und auch Neapel wird nicht mehr lange Zurückbleiben können. China. Menschen und Sitten in China. II. Der große Tempel Tien tung Unser Reisender hatte bereits während seiner ersten Ausflüge so viel kost bare Pflanzen zusammcngebracht, daß er eö für nöthig hielt, bei ihrer Ber- Packung in dem Schiffe, das sie nach Europa bringen sollte, zugegen zu scyn. Er begab sich daher gegen Ende dcS Winters »ach Hong-kong zurück. Von dort aus besuchte er Kanton, und zwar aus bloßer Neugier, da die Umgegend in botanischer Hinsicht schon hinlänglich durchforscht ist. Er verweilte indessen daselbst nur so lange, uni einem chinesischen Neujahrsfeste beizuwohnen, sich bestehlen zu lassen und sich in einer der Vorstädte eine Tracht Schläge zu ho len. Ende März reiste er wieder »ach dem Norden ab, um dort die Natur aus ihrem Winterschlaf erwachen zu sehen, und in den ersten Tagen dcS Mai fin den wir ihn in Ningpo, dessen Umgegend er durchstreift. „Eines Tages" — lassen wir ihn weiter erzählen — „begab ich mich mit Herrn Thom, dem englischen Konsul und einigen anderen Personen nach den Thecpflanzungen, die ganz in der Nähe") liegen. Man hatte uns gesagt, daß wir innerhalb dieser Pflanzungen in einer Entfernung von ungefähr 2» Mci« len einen großen, sehr berühmten und Tien-tung genannten Tempcl finden würden, wo wir auf so lange Zeit, als cS uns belieben möchte, unsere Woh- nung aufschlagen könnten. Wir beschlossen, ihm unseren Besuch zu machen, und legten die ersten 12 —IZ Meilen zu Schiffe zurück. Dann nahm der Kanal, auf dem wir gefahren waren, ein Ende, und wir mußten unS entschließen, den Rest der Reise zu Fuß zu machen oder uns in Sänften tragen zu lassen. Die Sänfte, deren man sich in China zum Reisen im Gebirge bedient, ist eine Er findung von der größten Einfachheit. Sic besteht aus zwei Stangen von Bambus, die auf den Schultern der Träger ruhen, aus einem an diesen bei« '1 Von Ningpo.