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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration«-Preis 22^ Süöcrgr. (j Thlr.) viertetiahrlich, Z Tß!r. sur da« ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußische» Monarchie. Magazi n für die Pränumerationen werden von jeder Buchhandlung (in Berlin bei Veit u. Eomp., Jägerstraße Nr. 2b), so wie von allen Königs. Post > Aemtcrn, angenommen. Literatur des Auslandes. 133 Berlin, Sonnabend den 6. November 1847. England. Mistreß Richardson's Denkwürdigkeiten aus dem Leben der Kö- nigin Louise von Preußen.") Vor einiger Zeit (Nr. 88) ist im „Magazin" bereits eine kurze Notiz über das Erscheinen einer englischen Lebensbeschreibung der Königin Louise von Preußen gegeben worden. ES verdient diese Arbeit jedoch, die besonders für jeden Preußen ein lebhaftes Interesse hat, in dieser Zeitschrift auch noch näher erwähnt zu werden, weshalb wir hier einen Auszug daraus folgen lassen. Die Verfasserin, MrS. Charles Richardson, befindet sich gegenwärtig in Berlin, wo vielleicht in kurzem auch eine deutsche Uebersetzung des ganzen Werkes erscheint. Gewiß wird die nachstehende Einleitung desselben, die als eine Probe von der Darstellungsweise der Verfasserin dienen mag, in manchen unserer Leser den Wunsch erregen, das Ucbrige ebenfalls kennen zu lernen. °°) „Wenn wir uns die wichtige Stellung Preußens zu Ende des vorigen Jahrhunderts und seine glänzenden Aussichten in die Zukunft zurückrufcn und dann die gänzliche Vernichtung derselben zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhun derts bedenken, so erhalten wir einen schlagenden Beweis von der Unbeständigkeit irdischer Größe. Die Erscheinung der Königin Louise in dieser Epoche kann mit einer lieblichen Vision verglichen werden, die während des vernichtenden Sturmes die Gestalt eines Engels annimmt, dessen Aufgabe es war, zu ver söhnen und zu trösten, der jedoch — zu sanft, um den wilden Elementen einer im Kampfe begriffenen Welt siegend entgcgenzutretcn, in seine himmlische Heimat zurückkehrte, sobald er seine Sendung erfüllt hatte. „Das Ende des Lebens der Königin wurde verdüstert durch die trübe Ge staltung der politischen Verhältnisse Europa'S; desto glücklicher und heiterer war die Zeit ihrer Kindheit und Jugend. „Sie wurde am lv. März 1776 zu Hannover geboren, wo ihr Vater, der Herzog Karl Ludwig Friedrich von Mecklenburg-Strelitz (Bruder der Köni gin Charlotte, Gemahlin Georg'S III. von England), Kommandant war, indem er sich in hannoverschen Diensten befand. „Ihre Mutter, Friederike Karoline Louise, Tochter eines Prinzen von Htffen-Darmstadt, gab ihr, gemeinschaftlich mit Fräulein v. Wollzogen, die erste Erziehung; und, umgeben von liebevollen Geschwistern, eilten ihr die ersten Jahre einer glücklichen Kindheit schnell vorüber, unbelästigt durch den Zwang der Etikette, welche dem reinen Aufschwung des Geistes oft hemmend entgegen tritt und die Fürstentöchter mit Schranken umstellt, denen sie sich in der Regel von frühester Kindheit an fügen müssen. „Das richtigste Erziehungssystem wurde von ihrer sorgfältigen und liebe vollen Mutter befolgt, die des Kindes vortreffliche Anlagen und sein reich be gabtes Gemüth einem Ziele zuführte, welches über alles Irdische und Ver- gänzliche hinausreicht; und so ward der Grund zu jenen hohen weiblichen Tugenden gelegt, die sie zu den Ausgezeichnetsten ihres Geschlechts erhoben hätten, wäre sie auch nicht für einen Thron bestimmt gewesen. „Aber nur die Grundzügc der Erziehung ihrer Tochter sollte jene bewunde- ' I INewoir« ot Lü« l-rivs!« Nf« Suck Opiuiou« of t-vuiss, Huven ot r'russis, (ou- ,of I^sckerielc ^Ullsu» III , yv ZIf«. Elisrle« Nivüarcksa». 4.OUÜ0U, 1847. ") Bereit» im Todesjahre der vercwigien Königin erschien in Berlin (bei Friedrich Braune») eine Biographie derselben unler dem Titel: „Luise Augufic Wilhelmine Amalie, Königin von Preußen. Ein Denkmal." Nach den in dieser Schrift enthaltenen Angaben hat Mr». Richardson augenscheinlich die Jugendgeschichie der hohen Frau bearbeitet, welche dm Gegenstand der hier mitgetheilten Einleitung bildet. Daß die Versagerin so viel al» möglich au» deutschen Quellen geschöpft, versteht sich von selbst. Sic ist dabei jedoch mit Umsicht und Geschmack zu Werke gegangen und nicht so kritiklos, wie die im I. I8»7 zu Mvhrungen und Brauntberg (im Bücher-Magazin für Preußen) erschienene Kompilation unter dem Tüel: „Da» Leben der Königin von Preußen, Luise :e. Ein Denkmal für Alle, zunächst für jede» Preußenhcrz, in Trauer und Freude." Ein guige- schriebene« Leben der Königin Louise würde in der That ein wahrhafte» deutsche» Volks buch, ein Buch der Lehre und der Erhebung werden können. Diesem Ziele am nächsten ist die treffliche, leider nicht sehr verbreitete Schrift gekommen, welche Frau v. Berg während de« Befreiungskriege«, zu Anfang de« Jahre» >814, zum Besten der Hinter bliebenen gefallener Landwehrmänncr und freiwilliger Jäger herauSgcgeben. „Die Kö nigin Luise. Der preußischen Nation gewidmet", heißt diese Schrift >gedruckt b«i Breitkopf und Härtel in Leipzig, ohne Angabe einer Verlagshandlung), die, obgleich anonym erschienen, aus jeder Seile den Beweis liefert, daß e» ein zartfühlen de« und tiefblickende« weibliche» Gemüth sey, welche« hier das Bild der al« Tochter, Gattin und Mutter nicht minder, wie al» Fürstin und Märtyrerin auf dein Throne, ver- ehrung«würdigm Königin Louise gezeichnet hat. Eine neue Auflage dieser Schrift würde gewiß auch jetzt noch ein große« Publikum finden. D. R. rung-würdige Fürstin vollenden; denn schon am 22. Mai 1782 ward sie aus dieser Welt abgerufen. Unersetzlich war der Verlust für ihren trauernden Ge- mahl und sechs Kinder, von denen das älteste kaum zwölf, das jüngste wenig mehr als ein Jahr zählte. „Mit dem Verluste seiner Gemahlin hatte der Herzog zugleich den eines neugeborenen Töchterchens zu beklagen, das wenige Tage nach seiner Geburt (den iS. Mai) starb. „Von den zehn Kindern, die aus jener Ehe hervorgegangen, war die nach- malige Königin Louise das sechste; und beim Tode ihrer Mutter befand sie sich in ihrem siebenten Jahre. „Dieser tiefe Kummer, der bitterste, welcher ein Kind treffen kann, war ihre erste Prüfung; — er zeigte ihr den Unbestand alles irdischen Glücks. Sie empfand ihn um so lebhafter, als ihre geistige Entwickelung ihren Jahren vorausgeeilt war. „So lange sie lebte, bewahrte sie ihrer Mutter die lebhafteste Verehrung, Liebe und Dankbarkeit, und zahllose Thränen flossen ihrem Andenken. „Um seinem Schmerze Linderung zu schaffen, verließ der Herzog die Stadt Hannover und nahm seinen Aufenthalt in dem benachbarten Herrnhausen, wo die Prinzessin Louise unter der Leitung von Fräulein v. Vollzogen mit ihm wohnte. „Bald nach dem Tode ihrer Mutter machte sie mit dieser vortrefflichen Gouvernante einen Besuch bei ihrer Großmutter mütterlicher Seite, der Land gräfin Marie Louise Albertine, einer durch Eigenschaften des Geistes und des Herzens gleich ausgezeichneten Fürstin, und kehrte dann zu ihrem Vater und mit ihm nach Hannover zurück. „Am 28. September 1784 schloß der Herzog eine neue Ehe mit der Schwester seiner verstorbenen Gemahlin, der Prinzessin Charlotte Wilhelmine Christine Marie. „Die kleine Louise begleitete ihn zur Feier der Vermählung nach Darm- stadt, wo sie den Winter über blieb, nach welcher Zeit sie mit ihrem Vater und ihrer Stiefmutter wieder nach Hannover zurückkehrte. „Jedoch nur kurze Zeit genoß sie der liebevollen Pflege dieser zweiten ge liebten Mutter, denn der Tod verlangte ein neues Opfer aus dieser erlauchten Familie, und Louise verlor ihre Stiefmutter am 12. Dezember >788, nachdem diese am ZO. November von einem tobten Prinzen entbunden worden. „Dieser Verlust wurde von der Prinzessin tief betrauert. Sie empfand ihre verwaiste Stellung jetzt um so lebhafter, da ihre ältere Schwester Charlotte sich im Monat September desselben Jahres mit dem regierenden Herzog von Hildburghausen vermählt hatte. „Dieses neue Unglück veranlaßte den abermals in den Witwenstand ver- setzten Herzog, die hannoverschen Dienste aufzugebcn und mit seiner Familie nach Darmstadt zu gehen, wo der Erziehung seiner Kinder jegliche Sorgfalt ge- widmet und die fernere Entwickelung des Geistes und GemütheS der Prinzessin Louise von ihrer Großmutter, der verwitweten Landgräfin, übernommen wurde, die ihre Erziehung mit Sorgfalt und Liebe überwachte und jene Talente aus- bildete, mit denen die Natur sie so verschwenderisch auSgcstattct hatte und welche sie später zur Zierde ihres Geschlechts erhoben. „Die Sorgfalt und Zärtlichkeit dieser trefflichen Fürstin, vereint mit der richtigen Auffassung und Leitung des lebhaften Naturells der jungen Prin- zesfin, erzielten die glücklichsten Resultate. „Da die Gouvernante aus der französischen Schweiz (Mademoiselle Agier) daS lebhafte Kind mit zu großer Strenge behandelte, so ließ die Landgräfin eine andere kommen, deren Erziehungsmethode mehr mit ihren Ansichten über- einstimmte; denn mit ihrem richtigen Blick hatte sie für den vorliegenden Fall ein System weiser Nachsicht als das allein richtige erkannt. „Die neue Gouvernante entwickelte nicht nur den Sinn der Prinzessin für alles Gute, Wahre und Schöne, sondern sie lehrte sie auch den höchsten Genuß in Handlungen der Wohlthätigkeit, im Besuche von Kranken und in der Unter stützung von Nothleidenden finden. „Sie führte die junge Fürstin in die Hütten der Armuth und des Elends, ja selbst an das Schmerzenslager der Kranken; und nie verließ sie diese Woh nungen des Jammers, ohne durch ihre Freigebigkeit die Leiden gemindert, die Seufzer beschwichtigt und die Thränen getrocknet zu haben. „Nachdem in dieser Weise einige Jahre verflossen waren und das neue Er ziehungssystem sich durch die Entwickelung ihrer schönen HerzenScigcnschaften vollständig bewährt hatte, begleitete sie ihre Großmutter nach Straßburg auf einem Besuche bei ihrer Tante, der Prinzessin Wilhelmine von Hessen-Darm- stadt, der ersten Gemahlin des Königs Maximilian Joseph von Bayern, da-